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Wolf Haas
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Broschiertes Buch
»Ein Sprachspiel und intellektueller Genuss ... eine zärtliche Liebeserklärung ... ein wunderbares Buch.« Stefan Kuzmany, Der Spiegel
»Ich war angefressen. Mein ganzes Leben lang hat mir meine Mutter weisgemacht, dass es ihr schlecht ging. Drei Tage vor dem Tod kam sie mit der Neuigkeit daher, dass es ihr gut ging. Es musste ein Irrtum vorliegen.« Mit liebevoll grimmigem Witz erzählt Wolf Haas die heillose Geschichte seiner Mutter, die, fast fünfundneunzigjährig, im Sterben liegt. 1923 geboren, hat sie erlebt, was Eigentum bedeutet, wenn man es nicht hat. »Dann ist die Inflation gekommen und das Geld war hin.« Für sie bedeutete das schon als Kind: Armut, Arbeit und Sparen, Sparen, Sparen. Doch nicht einmal für einen Quadratmeter war es je genug. Erneut ein herausragender Roman von Wolf Haas. Ein großes, berührendes Vergnügen.
Der SPIEGEL-Bestseller erstmals im Taschenbuch8 Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste, Platz 1 der Österreichischen Bestsellerliste und Top 10 der Schweizer BestsellerlisteNominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2024, ausgezeichnet mit dem Erich-Kästner-Preis für Literatur 2024»Ein ganz großes Memorial für ein nicht vergebens gelebtes Leben, aber auch eine große sprachartistische Leistung.« Denis Scheck, Best of DruckfrischWolf Haas' bislang persönlichstes Buch: Auf seine unnachahmliche Art erzählt er vom Leben und Sterben seiner Mutter, und davon, was Armut anrichtet.…mehr
»Ich war angefressen. Mein ganzes Leben lang hat mir meine Mutter weisgemacht, dass es ihr schlecht ging. Drei Tage vor dem Tod kam sie mit der Neuigkeit daher, dass es ihr gut ging. Es musste ein Irrtum vorliegen.« Mit liebevoll grimmigem Witz erzählt Wolf Haas die heillose Geschichte seiner Mutter, die, fast fünfundneunzigjährig, im Sterben liegt. 1923 geboren, hat sie erlebt, was Eigentum bedeutet, wenn man es nicht hat. »Dann ist die Inflation gekommen und das Geld war hin.« Für sie bedeutete das schon als Kind: Armut, Arbeit und Sparen, Sparen, Sparen. Doch nicht einmal für einen Quadratmeter war es je genug. Erneut ein herausragender Roman von Wolf Haas. Ein großes, berührendes Vergnügen.
Der SPIEGEL-Bestseller erstmals im Taschenbuch8 Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste, Platz 1 der Österreichischen Bestsellerliste und Top 10 der Schweizer BestsellerlisteNominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2024, ausgezeichnet mit dem Erich-Kästner-Preis für Literatur 2024»Ein ganz großes Memorial für ein nicht vergebens gelebtes Leben, aber auch eine große sprachartistische Leistung.« Denis Scheck, Best of DruckfrischWolf Haas' bislang persönlichstes Buch: Auf seine unnachahmliche Art erzählt er vom Leben und Sterben seiner Mutter, und davon, was Armut anrichtet.…mehr
14,00 €
Der Brenner und der liebe Gott
Broschiertes Buch
Ob du es glaubst oder nicht. Der Brenner ist wieder da. Ein Comeback, wie es noch keines gab.
Der Brenner, Expolizist und Exdetektiv, hat endlich einen guten Job gefunden. Noch nie im Leben hat er sich so wohlgefühlt. Aber es wäre nicht der Brenner, wenn es lange dauern würde, bis wieder was passiert. So sorgt eine Tafel Schokolade für eine Kettenreaktion, an deren Ende sieben Begräbnisse stehen.
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Der Brenner, Expolizist und Exdetektiv, hat endlich einen guten Job gefunden. Noch nie im Leben hat er sich so wohlgefühlt. Aber es wäre nicht der Brenner, wenn es lange dauern würde, bis wieder was passiert. So sorgt eine Tafel Schokolade für eine Kettenreaktion, an deren Ende sieben Begräbnisse stehen.
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15,00 €
Wolf Haas
Wolf Haas, geboren 1960 in Maria Alm am Steinernen Meer, maturierte in Salzburg und studierte Linguistik. Bevor er als freier Autor tätig wurde, arbeitete Wolf Haas als Lektor und Werbetexter. Einige seiner Krimis erreichten eine Millionenauflage und wurden erfolgreich fürs Kino verfilmt. 2015 wurde er mit dem "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor" ausgezeichnet. Wolf Haas lebt in Wien.Medien
Kundenbewertungen
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Tiefe Gefühle und prägende Geschichten aus der Vergangenheit
In diesem Buch begleitet der Protagonist seine Mutter in den letzten Tagen vor ihrem Tod und arbeitet dabei ihre gesamte Lebensgeschichte, aber auch Teile seiner eigenen Vergangenheit auf. Hier werden beim Leser viele Gefühle hervorgerufen, einfach weil es sehr berührend und dramatisch ist, was seine Mutter alles erlebt und doch nie besitzen durfte.
Authentisch ist dabei der Part, der scheinbar aus der Erinnerung der Mutter stammt, da hier in österreichischer Mundart geschrieben wurde. Ich konnte mir dabei vorstellen, wie ich mit der alten Dame bi einem Kakao am knisternden Kamin saß und gebannt ihren Geschichten aus dem Leben lauschte.
Dieses Buch hat mich sehr berührt und ich werde noch oft an die gute Frau Mar. Haas denken, gerade wenn Weltkriegsgeschehen angesprochen werden, auch wenn sie nicht so gut mit "la gente" konnte.
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Großartig geschrieben – berührend & humorvoll zugleich
"Eigentum" ist ein sehr persönliches Buch des in Wien lebenden Autors Wolf Haas.
Es geht um die letzten drei Tage im Leben seiner Mutter Marianne, die inzwischen 95 Jahre und ein wenig dement ist.
Die Handlung wird im Wechsel aus der Perspektive des Autors – wie er seine Mutter erlebt hat – und der von Marianne erzählt. So erfährt man viel über ihr Leben, aus ihrer Kindheit und Jugend, den entbehrungsreichen Kriegsjahren, ihrem Kampfgeist und permanenten Wunsch nach Eigentum.
Dabei berichtet Wolf Haas in einer ihm ganz eigenen Art, die mir sehr gut gefiel. Einige Äußerungen von ihm erscheinen grenzwertig, da sie ein wenig bissig sind, gleichzeitig bekommt der Leser so ein umfassendes Bild von der Familie und der gesamten Situation.
Das Schicksal der Mutter ist tragisch, ihren Wunsch nach Eigenheim konnte sie sich nicht erfüllen und anderen Menschen gegenüber wurde sie schwierig. Ihr Verhalten ist aber - durch das, was sie erleben musste - durchaus nachvollziehbar.
Es ist ein Buch, das wirklich aus dem Leben gegriffen ist. Viele Situationen kennt man so oder ähnlich, es kommen Erinnerungen hoch und man wird nachdenklich. Während des Lesens habe ich geschmunzelt, sogar gelacht, aber auch einige Tränen verdrückt.
Der Autor zieht hier auf bissige, ironische und humorvolle Art und Weise schonungslos Bilanz. Dabei ist das gesamte Werk in sich stimmig abgerundet, vom Originalton der Mutter bis hin zur perfekten Gestaltung des Covers.
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Das beste Buch des Jahres?
Ein einsamer, einfacher Stempel prangt auf dem Buchcover! „Eigentum von Wolf Haas“ ist dort zu lesen. Kein Klappentext oder sonstige Informationen. Der Einband in braunem Packpapier gehalten. Was auf den ersten Blick spartanisch anmutet und Fragen aufwirft erschließt sich nach dem Lesen des Buches und macht wunderbar Sinn.
Aber worum geht es eigentlich? Primär um das Verhältnis der 1923 geborenen Mutter des Autors und die nicht immer einfache Beziehung zu ihr. Drei Tage vor ihrem Tod sagt die Mutter nämlich, die ihr ganzes Erdendasein lang über ihr Leben gejammert hat auf einmal, dass es ihr gut gehe.
Rückblickend erfahren wir als Leser/in nun ihre Lebensgeschichte mit all ihren Höhen und vielmehr den persönlichen Rückschlägen und Tiefen. Das Leben als Kampf! Gegen alle Widrigkeiten. Dieses Leben und die Einstellung dazu nimmt natürlich auch Einfluss auf die Kinder von ihr. Mehr soll an dieser Stelle auch nicht weiter verraten werden, da jeder Leser/in sich unvoreingenommen diesem Lesevergnügen widmen sollte.
Denn das was der Autor Wolf Haas hier erzählt, gehört mit zu dem Besten, Eindringlichsten und Packendsten, was ich in diesem Jahr gelesen habe. Dieser fantastische Umgang mit der Sprache und den Worten im Allgemeinen. Die Mischung aus ernsten Tönen, Humor (selbst mit sarkastischen Äußerungen gegen die Mutter wird nicht gespart) und die Auseinandersetzung mit der eigenen Familienvergangenheit sucht ihresgleichen. Selten bin ich als Leser in diesem Jahr auf knapp 160 Seiten so gut unterhalten worden wie hier.
Wenn man selber Eltern hat, die wie ich, kurz nach dem Krieg geboren sind, dann kann man sich doch sehr gut in die Szenerie des Buches hineinversetzen. Ähneln sich doch die Lebensgeschichten der Menschen nach dem 1. beziehungsweise 2. Weltkrieg. Ich konnte auf jeden Fall Parallelen zu meiner eigenen Familie ziehen und war erstaunt über die Ähnlichkeiten mit diesem Buch. Letztendlich geht es immer nur um Eigentum, um Vergrößerung.
Fazit: Für mich eines der besten Bücher des Jahres. Wer Sprache liebt und etwas über die nicht gerade einfache Beziehung des Autors zu seiner Mutter erfahren möchte, sollte nicht lange überlegen und dieses Buch lesen. Jede Seite ist pure Lesefreunde. Kein leichtes Buch, aber am Ende wird man belohnt. Ein Lesemuss!
P.S: Einfach mal den Einband abmachen und schauen was sich darunter verbirgt!
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Bewertung von Israelfreund am 26.08.2023
Familie ist Familie
Väter und Töchter, Mütter und Söhne. Es gibt schon coole Klischees, die manchmal sogar schon stimmen. Da gibt es lustige Episoden in jeder Familie, Geschichten die das Leben schreibt. Wenn diese Geschichten dann noch der Feder des österreichischen Autors Wolf Haas entspringen, kann man sich doppelt und dreifach freuen. Klasse Buch.
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Kann man vom Leben schreiben
Reinhold Beckmann hat einen anrührenden Roman über die Jugend seiner Mutter und deren vier Brüder geschrieben, die alle vier im Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommen sind.
Beckmann hat sich viel vorgenommen. Auf der einen Seite stellt er die Geschichte des Nationalsozialismus von ca. 1930 bis 1945 dar, auf der anderen Seite schildert er das einfache Leben in seinem ländlich geprägten Heimatdorf. Ich glaube, sein Vorhaben war es, den Einfluss der „ großen“ Politik auf das Leben der einfachen Leute zu verdeutlichen. Und nicht zuletzt will er das Schicksal der vier jungen Soldaten anhand der vielen Feldpostbriefe aufarbeiten, die seine Mutter aufbewahrt hat.
Ich glaube, dass Vorhaben ist nicht so gelungen, wie Beckmann es sich am Beginn des Schreibprozesses vorgestellt haben mag. Die Feldpostbriefe sind, was das Kriegsgeschehen angeht, sehr unergiebig. Dafür mag zum einen die Zensur verantwortlich sein. Zum anderen könnte auch sein, dass die Brüder ihrer Schwester, an die die Briefe gerichtet sind, die genaue Beschreibung des Kriegselends ersparen wollten. Natürlich zeugen sie aber von der Sehnsucht, nach Hause zu dürfen, in die Heimat. Aber sie machen doch nicht recht deutlich, was es hieß, im zweiten Weltkrieg in Russland kämpfen zu müssen.
Das Dorf Wellingholzhausen, in dem seine Mutter und seine Onkel aufgewachsen sind, ist in vielerlei Hinsicht eine Enklave. Es gibt keine Juden, also haben die Nürnberger Gesetze und die Judenverfolgung keine praktischen Auswirkungen. Sie werden folglich auch kaum erwähnt. Die Reichsprogomnacht erleben die Dörfler nur als weit entfernten Feuerschein aus der Richtung von Osnabrück wahr.
Die Menschen sind auch nicht sehr politisch. Ihre Haltung gegenüber Hitler und seinem Regime ist nicht von Widerstand geprägt. Folglich kommt auch das Unterdrückungssystem der Nazis mit der totalen Überwachung durch die Gestapo nicht zur Sprache (ich erinnere mich nicht, dass der Begriff Gestapo überhaupt fällt). Überzeugte, ausgesprochene Nazis sind eher rar. Die Konsequenz ist, dass der unmenschliche Unrechtsstaat der Nazis letztlich nur angedeutet wird.
Reinhold Beckmann schreibt in einem sehr einfach gehaltenen Sprachstil. Der einfache Hauptsatz überwiegt als Satzkonstruktion. Nur in seltenen Fällen umfasst ein Satz einmal mehr als zwei Zeilen. Das erleichtert auf der einen Seite die Lektüre, führt auf der anderen Seite aber auch zur Simplifizierung.
Viel Mühe hat sich Beckmann damit gegeben, den Weg der vier Brüder als Soldaten im zweiten Weltkrieg zu rekonstruieren. Und anhand offizieller Aufzeichnungen kann auch etwas von der Grausamkeit und Unmenschlichkeit des Krieges deutlich werden.
Beckmann vermeidet es, Fragen zu stellen. Inwieweit waren seine Onkel in die Kriegsereignissen involviert: Haben sie Menschen erschossen? Haben sie sich an der Verbrechen der Wehrmacht beteiligt? Beckmann vermeidet die Fragen, da damit die Onkel aus der Opferrolle, in der Beckmann sie sieht, herausfallen würden.
Überhaupt neigt Beckmann dazu, sich auf die Seiten der Deutschen zu stellen. So wird etwa die Stadt Duisburg von den Bombern der Alliierten „heimgesucht“, wie eine Plage.
Allen Bedenken zum Trotz ist das Buch lesenswert: Als Beispiel für die extreme Schwierigkeit von jungen Frauen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und als leicht zu lesende Geschichte der politischen Ereignisse zur Zeit des Nationalsozialismus.
Als Schullektüre aber mag ich den Roman nicht empfehlen, sowie andere Rezensenten dies tun.
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Bewertung von Juma am 26.09.2023
Liebevoller Nachruf auf eine glühende Anhängerin der rhetorischen Trias
Wolf Haas, mir eher bekannt durch seine niveauvollen Brenner-Krimis, gedenkt mit diesem Roman seiner Mutter, die mit 95 Jahren in einem Altersheim verstorben ist.
Mit ihren Worten formt er ein so plastisches Bild von ihr und ihrem Leben, von den Umständen und Zeitläuften, dass man das Buch, einmal begonnen, kaum noch aus der Hand legen mag.
Marianne Haas, eine Tochter aus einfachsten Verhältnissen, mit vielen Geschwistern und keiner Chance auf höhere Bildung, entwickelt sich trotz aller Widrigkeiten zu einer lebenstüchtigen, schlauen und hartnäckigen Frau und Mutter. Sie übersteht den Krieg und arbeitet acht Jahre lang in der Schweiz, um ihren Eltern Geld für ein im Bau befindliches Haus senden zu können. Als sie in jenem Haus dann selbst wohnen möchte, bekommt sie die kleinste Stube mit Küche für sich und ihre Familie. Kein Dank, nirgends, kein Geld, keine Freude.
Haas erinnert sich in diesem Roman also an alles und jedes, was seine Mutter, mit bemerkenswerter Vehemenz und Energie, von sich gegeben hat und wie er es damals und heute bewertet. Gut kann ich mir vorstellen, wie er und sein Bruder das eine oder andere Mal die Augen verdrehten oder das Weite suchten, wenn die Tiraden der Mutter auf sie niedergingen.
Obwohl man beim Lesen ja weiß, dass die Mutter sterben wird, das sagt Haas gleich zu Beginn, ist es kein trauriges Buch, es macht nachdenklich, aber immer wieder musste ich schmunzeln, laut auflachen und manchen Satz zur Erbauung gleich ein zweites Mal lesen. Genau: Lesen lesen lesen – sparen sparen sparen – schreiben schreiben schreiben… Wolf Haas hat es mit dem Denken denken denken, an einer Stelle im Buch beantragt sein Hirn Sabbatical. Ich kann das verstehen, wenn es immer nur denkt, braucht es auch mal Ruhe, selbst wenn es einem Wolf Haas gehört. Und Niedergeschlagenheit findet keinen Platz, egal wie trüb die Aussichten sind.
Mir hat dieser Roman sehr gefallen, besonders die im österreichisch gefärbten Dialekt geschriebenen Gespräche mit der Mutter, ihre Erinnerungen, zeugen von viel Liebe und Warmherzigkeit.
„Bist bes auf mi, Mutti?“ – „Des hättma, finito, Ende der Diskussion."
Ich kann dieses Buch sehr empfehlen.
Eigentum
Arbeit und Sparen, das Leben der Marianne Haas
Ich mochte Wolf Haas´Brenner-Romane sehr gerne, so war ich auf diesen Roman sehr gespannt.
Die fünfundneunzigjährige Mutter des Autors liegt im Sterben. Ihr Leben lang ging es ihr nicht gut, jetzt drei Tage vor ihrem Tod verkündet sie plötzlich, es ging ihr gut. Haas erinnert sich an Szenen ihres gemeinsamen Lebens und an die Erzählungen seiner Mutter. Seine Mutter war eine sparsame Frau. Sie strebte danach, es im Leben zu was zu bringen. Wir erfahren von ihrem Großvater, einem Kleinbauern, der einen kleinen Hof, ein sogenanntes Lechn, hatte, der aber damit nicht zufrieden war. Er verkaufte immer wieder sein Lechn um ihn gegen ein größeres einzutauschen, bis die Inflation kam und das Geld nichts mehr wert war. Der Lechn war futsch und aus dem Bauern wurde ein Knecht. So wollte die Mutter nicht leben, sie wollte raus aus der Armut. Und sie tat alles dafür, um sich was Eigenes zu schaffen. Aber sie war auch ein schwieriger Mensch. So sagte die Wirtin im Gasthaus zu Haas: `Deine Mutter war ein schwieriger Mensch. Sie hat fast jedem im Dorf einmal beleidigt.‘ Die Mutter konnte so vieles, sie konnte Strümpfe stopfen, zehn Bierkrüge auf einem Tablett auf einer Hand in den Biergarten tragen, blind mit Zehnfingersystem tippen, konnte Englisch und Französisch, aber sie konnte es nicht mit Menschen.
Ihr Leben bestand aus Arbeit und sparen. Bereits als Zehnjährige kam sie zu einem Bergbauern, denn zuhause war wenig Platz mit zehn Kindern. Marianne Haas war ihr Leben lang fleißig. Später musste sie Geld verdienen, um die Eltern beim Hausbau zu unterstützen
Am Ende schloss sich der Kreis. Die Mutter starb im selben Haus, in dem sie ihre beiden Söhne zur Welt gebracht hatte. Früher war es eine Gebärklinik, jetzt ein Altenheim.
Es ist kein Buch, dass man in einem Rutsch lesen kann. Es setzt Denkprozesse in Gang. Haas lässt mit seiner Mutter Marianne die Kriegsgeneration aufleben. Die Lebenseinstellung war damals eine deutlich andere, als die Vorstellung der Menschen heute von einem guten Leben. Die Menschen früher strebten nach Eigentum, waren fleißig und sparsam, drehten jeden Pfennig dreimal um, bevor sie ihn ausgaben. Heute ist sparen eher uncool. Man gibt sein Geld viel leichter aus, setzt auf Freizeitaktivitäten und Konsumgüter, man pflegt die Wegwerfmentalität, materielle Dinge werden angeschafft, kurze Zeit später trennt man sich schon wieder leichten Herzens davon. Es muss was Neues her. Der Wert der Dinge wird nicht mehr geschätzt. Okay, vielleicht haben sie auch keinen Wert. Uns allen wächst der Krempel über den Kopf.
Passend zum Inhalt ist das Cover, es vermittelt den Eindruck von Packpapier. Ich erinnere mich, dass meine Oma früher Bücher in Packpapier einband, z. B ihr Kochbuch. Ja auch da wurde gespart.
Die Sprache des Autors ist, wie in allen seinen Büchern, geradeheraus. Wolf Haas schreibt authentisch. Er schaut den Leuten aufs Maul. Und obwohl er seine Mutter kritisch beleuchtet, spürt man durch die Zeilen doch den Respekt und die Liebe zu seiner Mutter.
Fazit: Unbedingt lesenswert.
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Bewertung von Marcellasbuchbox am 08.09.2023
Dieses Buch steht auf der Longlist des Österreichischen Buchpreises 2023. Von Anfang an war ich wie eingesogen in diese so persönliche Geschichte des Autors. Die Erzählung nimmt in einem Altersheim ihren Anfang. Die letzten Lebenstage seine über 90 Jährigen Mutter sind angebrochen. Wolf Haas, einer von zwei Söhnen, verbringt diese finale Zeit mit einer Rückschau auf das Leben der Mutter. Diese Lebensgeschichte hat ihn immer sehr eingenommen. So soll das noch einmal durchgehen der Vita seiner sterbenden Mutter einen Abschluss bringen. Mich hat es sehr bewegt, wie der Autor hier mit seinen Gefühlen umgeht, dass er bereit war die Geschichte seiner Mutter von der eigenen abzuspalten und doch mit ihr verbunden zu bleiben. Der bodenständige und an den richtigen Stellen mit einem leisen Wortwitz gewürzte Schreibstil hat es mir sehr angetan. Das Thema war nicht leicht hat sich aber in diesem Buch relativ leicht gelesen. Ich musste an all die Frauen dieser Generation denken. Was haben sie erlebt, was hat ihnen gefehlt und wie kann man als erwachsenes Kind mit dem Früher und dem Jetzt umgehen ohne eines zu verdrängen. Ein schlichter Einband, ein starker Text, ein wertvolles Buch.
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Die Mutter stirbt. Sie ist alt (95) und lebt schon seit einiger Zeit im Altersheim. Der Sohn verbringt die letzten 3 Tage bei ihr und versucht, mit ihr und mit sich ins Reine zu kommen. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Glaubenssätze und Lebenspläne, Hoffnungen und Enttäuschungen, während eines langen Lebens tausende Male formuliert, werden zum stilistischen Erinnerungsmerkmal. Zwei Ich Erzähler, zwei Zeitebenen und dennoch immer zurückkommend auf die gleichen Worte und Gedanken. Man erfährt viel über diese Generation des Krieges, der Entbehrungen und des Durchhaltens, Was sich hier anstrengend anhört, ist es auch, nicht nur für die Protagonisten, sondern auch für die Leser und es braucht doch einiges an Durchhaltevermögen, um bis zum Ende des 160 Seiten Buches zu gelangen.
Ein Maurer baut Häuser, ein Schriftsteller schreibt. Ich kann durchaus nachvollziehen, dass es ein Bedürfnis war, dieses Buch zu schreiben, aufgrund der vielen Wiederholungen fand ich es aber mühsam zu lesen.
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Bewertung von gabrielle am 15.10.2023
sparen, sparen, sparen
Das Cover hat mir erst einmal gar nicht gefallen. Nachdem ich das Buch gelesen habe muss ich aber sagen, es passt in seiner Einfachheit perfekt zur Story. Brillant erzählt Wolf Haas die Lebensgeschichte der bereits im Sterben liegenden Mutter. Trotz der spürbaren Verbitterung seiner Mutter, welche ein Leben lang gespart, gespart, gespart hat und trotz Fleiß und Mühe immer wieder beim Versuch sich Eigentum zu erwerben gescheitert ist, weil die Inflation immer etwas schneller war und das Geld ‚nix‘ mehr war. Der lustige eigenwillige Schreibstil von Wolf Haas ist einfach herrlich. Auch lässt er die Mutter auch immer wieder in ihrem Dialekt zu Wort kommen. Ein wunderbares Buch mit einem guten Ende, hat sie doch wenigstens zum Schluss noch 2 m2 Eigentum für alle Ewigkeit…. Ich kann diese Buch jedem empfehlen und werde es ganz sicher auch Freunden schenken.
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