Autor im Porträt
Wolfgang, Herrndorf
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Tschick
Der meistgelesene Coming-of-Age Roman der deutschen Gegenwartsliteratur jetzt im hochwertigen Geschenkbuchformat.
Mutter in der Entzugsklinik, Vater mit Assistentin auf Geschäftsreise: Maik Klingenberg wird die großen Ferien allein am Pool der elterlichen Villa verbringen. Doch dann kreuzt Tschick auf. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow, kommt aus einem der Assi-Hochhäuser in Hellersdorf, hat es von der Förderschule irgendwie bis aufs Gymnasium geschafft und wirkt doch nicht gerade wie das Musterbeispiel der Integration. Außerdem hat er einen geklauten Wagen zur Hand. Und damit beginnt eine unvergessliche Reise ohne Karte und Kompass durch die sommerglühende deutsche Provinz.
«Auch in fünfzig Jahren wird dies noch ein Roman sein, den wir lesen wollen. Aber besser, man fängt gleich damit an.» (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
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Wolfgang, Herrndorf
Wolfgang Herrndorf, 1965 in Hamburg geboren, hat Malerei studiert und unter anderem fur die "Titanic" gezeichnet. 2002 erschien sein Debutroman "In Pluschgewittern", 2007 der Erzahlband "Diesseits des Van-Allen-Gurtels" und 2010 der Roman "Tschick", der zum Uberraschungserfolg des Jahres avancierte. Wolfgang Herrndorf wurde u.a. mit dem Deutschen Erzahlerpreis (2008), dem Brentano-Preis (2011), dem Deutschen Jugendliteraturpreis (2011), dem Hans-Fallada-Preis und dem Leipziger Buchpreis (2012) ausgezeichnet. Wolfgang Herrndorf starb am 26. August 2013.Bilder deiner gro?en Liebe
Isa: eine Verlorene auf Wanderschaft, den Sternenhimmel als Decke
Eigentlich war fur Wolfgang Herrndorf klar, wie die Sache mit seinem schriftstellerischen Nachlass laufen soll: "Keine Fragmente aufbewahren, niemals Fragmente veroffentlichen. Niemals Germanisten ranlassen. Freunde bitten, Briefe zu vernichten. Journalisten mit der Waffe in der Hand vertreiben." Herrndorf, viele wissen es, war unheilbar krank und entschloss sich zum Selbstmord. Am 26. August 2013 erschoss er sich am Berliner Hohenzollernkanal. In der Woche vor seinem Tod entschied er sich nach Gesprachen mit seiner Frau und engen Freunden - Marcus Gartner und Kathrin Passig -, dass das Buch doch erscheinen soll.
Vagabundieren durch eine Marchenwelt mit Mullbergen und halb verdursteten Schweinen
"Tschick"-Leser kennen Isa, die Hauptfigur in "Bilder deiner gro?en Liebe". Sie ist das verwahrloste Madchen, dem Maik Klingenberg und Tschick auf ihrem Roadtrip zuerst auf der Mullhalde begegnen, dann zeigt Isa den Jungs, wie man mit einem Schlauch Benzin aus Autotanks zapft, und fur eine Nacht teilen sich die drei das Lager.
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Isa: eine Verlorene auf Wanderschaft, den Sternenhimmel als Decke
Eigentlich war fur Wolfgang Herrndorf klar, wie die Sache mit seinem schriftstellerischen Nachlass laufen soll: "Keine Fragmente aufbewahren, niemals Fragmente veroffentlichen. Niemals Germanisten ranlassen. Freunde bitten, Briefe zu vernichten. Journalisten mit der Waffe in der Hand vertreiben." Herrndorf, viele wissen es, war unheilbar krank und entschloss sich zum Selbstmord. Am 26. August 2013 erschoss er sich am Berliner Hohenzollernkanal. In der Woche vor seinem Tod entschied er sich nach Gesprachen mit seiner Frau und engen Freunden - Marcus Gartner und Kathrin Passig -, dass das Buch doch erscheinen soll.
Vagabundieren durch eine Marchenwelt mit Mullbergen und halb verdursteten Schweinen
"Tschick"-Leser kennen Isa, die Hauptfigur in "Bilder deiner gro?en Liebe". Sie ist das verwahrloste Madchen, dem Maik Klingenberg und Tschick auf ihrem Roadtrip zuerst auf der Mullhalde begegnen, dann zeigt Isa den Jungs, wie man mit einem Schlauch Benzin aus Autotanks zapft, und fur eine Nacht teilen sich die drei das Lager.
Isa Schmidt, 14, vagabundiert durch eine moderne Marchenwelt, eine mit Mullbergen und halb verdursteten Schweinen im Tiertransport. Sie ist eine Verlorene und doch voller Urvertrauen, barfu? unterwegs wie das Sterntaler-Madchen. Sie bettelt um Essen, klaut es an Tankstellen oder bricht in kleine Dorfladen ein. Oft schlaft sie im Freien, den Sternenhimmel als Decke.
"Verruckt sein hei?t ja auch nur, dass man verruckt ist, und nicht bescheuert."
Warum sie in der Psychiatrie war, aus der sie abgehauen ist, erfahren wir nicht. Aber erleben eine angeblich "Verruckte", die klar sieht: "Verruckt sein hei?t ja auch nur, dass man verruckt ist, und nicht bescheuert." Was uns Isa erzahlt, kann stimmen, muss es aber nicht. Es ist auch nicht wirklich wichtig, ob sie mit dem taubstummen Jungen, dem sie begegnet, gesprochen hat, ob die Begegnung nie stattfand oder die beiden einen anderen Weg des Sprechens fur sich gefunden haben. Traum und Wirklichkeit, Erlebtes und Erdachtes vermischen sich ab und an eben genauso wie die Landschaften - und das nicht nur bei Ver-Ruckten.
Isas Lieblingsautor: Karl Philipp Moritz, ein Randstandiger der Literatur
Isa ist eine Hellsichtige, eine Figur, die Satze spricht, die fur eine 14-Jahrige ziemlich abgeklart und duster wirken. Sie tragt vieles in sich, hat viel erlebt, wei? viel und ist eine, die aus dem, was normales Leben hei?t, gefallen ist - vielleicht hin zu dem, was eigentlich das Leben ist, sein konnte. Begegnungen, schone und traurige, widerwartige und Hoffnung machende, Begegnungen, auf die man sich einlasst, einfach so. Ein Leben, in dem man losgeht, voll Schmerz und voll Zuversicht, mit blutenden Fu?sohlen und ohne Geld - und die Welt nimmt einen auf. Zeigt ihre Schonheit undVerdorbenheit ... Dass auch ihr Lieblingsautor ein Randstandiger der Literatur und oft genug zu Unrecht Vergessener ist, verwundert da nicht: Der Schriftsteller Karl Philipp Moritz, ein in seiner Jugend tief Verzweifelter, der seine Geschichte in dem autobiografisch gefarbten Roman "Anton Reiser" erzahlt.
"Lautlos geboren und im Schutz meiner Hande und der schirmenden Nacht liegt er da."
Die Wucht, mit der einen "Bilder deiner gro?en Liebe" umhaut - oder einem "den Stecker zieht", wie Wolfgang Herrndorf ab und an sagte, wenn er besonders schone oder beruhrende Dinge wahrnahm -, ist enorm. Eingehullt in Sprache durchschreiten wir mit Isa die Welt. Wie zum Beispiel in der Szene, in der Isa sich uber den schlafenden Maik beugt, als sie bei den Jungs ubernachtet:
"Ich mache magische Bewegungen, ich halte meine Hande uber seine Stirn, uber die Schlafen, uber die geschlossenen Augen mit den langen Wimpern. Ich spure seine Korperwarme in meinen Handflachen. Er spurt es nicht. Lautlos geborgen und im Schutz meiner Hande und der schirmenden Nacht liegt er da."