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Marc Elsberg
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°C - Celsius
Als mehrere schwarze Flugobjekte über dem chinesischen Luftraum auftauchen, hält die Welt den Atem an. Hat die chinesische Regierung ihre Drohungen wahr gemacht? Werden sie Taiwan angreifen? Das Weiße Haus ist in Aufruhr, und der amerikanische Präsident kurz davor, die Flotte zu alarmieren. Erst in letzter Sekunde kann eine Klimawissenschaftlerin einen Angriff abwenden. Denn sie erkennt sofort, dass da keine Kampfdrohnen am Himmel aufsteigen. China will kein Land angreifen, es will die Macht über das Weltklima an sich reißen. Noch ahnt niemand, dass dies erst der Beginn einer noch viel dramatischeren Entwicklung ist ...
Lesen Sie mehr von Marc Elsberg wie zum Beispiel die thematisch aktuellen Thriller BLACKOUT oder GIER.…mehr
°C – Celsius (eBook, ePUB)
Das neue faszinierende Zukunftsszenario von SPIEGEL-Bestsellerautor Marc Elsberg.
Als mehrere schwarze Flugobjekte über dem chinesischen Luftraum auftauchen, hält die Welt den Atem an. Hat die chinesische Regierung ihre Drohungen wahr gemacht? Werden sie Taiwan angreifen? Das Weiße Haus ist in Aufruhr, und der amerikanische Präsident kurz davor, die Flotte zu alarmieren. Erst in letzter Sekunde kann eine Klimawissenschaftlerin einen Angriff abwenden. Denn sie erkennt sofort, dass da keine Kampfdrohnen am Himmel aufsteigen. China will kein Land angreifen, es will die Macht über das Weltklima an sich reißen. Noch ahnt niemand, dass dies erst der Beginn einer noch viel dramatischeren Entwicklung ist ...
Lesen Sie mehr von Marc Elsberg wie zum Beispiel die thematisch sehr aktuellen Thriller "Blackout", "Gier" oder "Der Fall des Präsidenten". Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage von Marc Elsberg.
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Marc Elsberg
Elsberg, MarcMarc Elsberg wurde 1967 in Wien geboren. Er war Strategieberater und Kreativdirektor für Werbung in Wien und Hamburg sowie Kolumnist der österreichischen Tageszeitung »Der Standard«. Heute lebt und arbeitet er in Wien. Mit seinen internationalen Bestsellern BLACKOUT, ZERO und HELIX etablierte er sich auch als Meister des Science-Thrillers. BLACKOUT und ZERO wurden von »Bild der Wissenschaft« als Wissensbuch des Jahres in der Rubrik Unterhaltung ausgezeichnet und machten ihn zu einem gefragten Gesprächspartner von Politik und Wirtschaft.Interview mit Marc Elsberg
Marc Elsberg: Der Großteil des Manuskripts war fertig und lag bei den Verlagen auf den Tischen, als Fukushima explodierte. Als danach die Energiewende begann, wusste ich, dass "Blackout" eine Chance hat, von mehr als einer Handvoll Menschen gelesen zu werden. Inzwischen ist das Buch auch in Japan, den Niederlanden und Italien erschienen. Weitere Übersetzungen sind in Arbeit.
Würden Sie "Blackout" als Thriller bezeichnen?
Marc Elsberg: "Blackout" ist in erster Linie Thriller, aber auch Krimi, Gesellschaftsroman, ein wenig Dystopie, sogar etwas Utopie. Vom Thriller kommt die Eskalation, vom Krimi die Suche nach dem Täter, vom Gesellschaftsroman kommen die Einzelschicksale im großen Bild, von der Dystopie kommt das Untergangsszenario und von der Utopie die Hoffnung, dass vernünftige Menschen gemeinsam Gutes erreichen können.
Die Geschichte liest sich beklemmend und erschreckend: Ein kompletter Stromausfall legt Europa lahm. Wer dahinter steckt, weiß niemand und niemand kann das Netz so schnell wieder
Marc Elsberg: Der Großteil des Manuskripts war fertig und lag bei den Verlagen auf den Tischen, als Fukushima explodierte. Als danach die Energiewende begann, wusste ich, dass "Blackout" eine Chance hat, von mehr als einer Handvoll Menschen gelesen zu werden. Inzwischen ist das Buch auch in Japan, den Niederlanden und Italien erschienen. Weitere Übersetzungen sind in Arbeit.
Würden Sie "Blackout" als Thriller bezeichnen?
Marc Elsberg: "Blackout" ist in erster Linie Thriller, aber auch Krimi, Gesellschaftsroman, ein wenig Dystopie, sogar etwas Utopie. Vom Thriller kommt die Eskalation, vom Krimi die Suche nach dem Täter, vom Gesellschaftsroman kommen die Einzelschicksale im großen Bild, von der Dystopie kommt das Untergangsszenario und von der Utopie die Hoffnung, dass vernünftige Menschen gemeinsam Gutes erreichen können.
Die Geschichte liest sich beklemmend und erschreckend: Ein kompletter Stromausfall legt Europa lahm. Wer dahinter steckt, weiß niemand und niemand kann das Netz so schnell wieder zum Laufen bringen. Wie realistisch ist dieses Szenario?
Marc Elsberg: Meldungen über Angriffe auf die Energiesysteme und andere Infrastrukturen tauchen immer häufiger in den Medien auf. Die zunehmende Vernetzung unserer Gesellschaft im Allgemeinen und der Ausbau der Energienetze zum "intelligenten Stromnetz" im Speziellen machen solche Angriffe - ob von Terroristen, Kriminellen oder Staaten - zunehmend wahrscheinlicher und vor allem wirkungsvoller.
In "Blackout" wird schnell klar, wie abhängig wir von Energie sind. Selbst die Toilettenspülung läuft ohne Strom nicht mehr, es kommt kein Wasser aus der Leitung, die Supermärkte mit ihren elektronischen Kassen und automatischen Türen kollabieren und Geld aus dem Automaten oder Benzin aus der Zapfsäule gibt es nicht mehr. Kleinigkeiten im Vergleich zu dem Problem der ausfallenden Kühlung für Atomkraftwerke. Es ist ein Wahnsinnstrip, auf den Sie uns da in "Blackout" schicken. Wann hatten Sie die erste Idee zu dem Buch und wie hat sich das Ganze weiterentwickelt?
Marc Elsberg: Ursprünglich wollte ich darüber schreiben, wie die zunehmende Vernetzung der Welt inzwischen jeden Teil unseres täglichen Lebens beeinflusst - ein ziemlich umfangreiches Thema. Die meisten von uns wissen heute zwar, dass ein Auto im Just-in-time-Verfahren mit Teilen von Hunderten Zulieferern aus der ganzen Welt gebaut wird. Und dass nichts mehr geht, wenn diese Kette irgendwo unterbrochen wird. Aber auch mir wurde erst während der Recherchen bewusst, dass heute jeder Supermarkt, jedes Krankenhaus, jede Tankstelle und die meisten Kuhställe genauso funktionieren. Ohne Strom und Informationstechnologie kann man die fünfhundert Kühe in einem modernen Milchproduktionsstall nicht mehr melken. Das wollte ich die Figuren im Buch erlebenlassen.
Neben den vielen alltäglichen Schrecken beunruhigt vor allem auch, wie schnell das "Recht des Stärkeren" gilt, wenn es um die Beschaffung von Lebensmitteln, Benzin oder Medikamenten geht. Wie schnell kippt die Stimmung in "Blackout" in diese Richtung?
Marc Elsberg: Ich werde jetzt nicht alles verraten, nur so viel: Ich bin ein optimistischer Mensch, der nicht glaubt, dass nach zwei Stunden am ganzen Kontinent Armageddon ausbricht. Manche Leute meinen hingegen, ich sei zu optimistisch. Aber auch handelnde Personen in "Blackout" erleben sehr bald unerfreuliche Situationen. Wenn die Speisekammern einmal leer, die Supermärkte ausgeräumt sind und das Geld aus dem Portemonnaie verbraucht ist ...
"Blackout" wurde auch als Wissensbuch des Jahres in der Kategorie Unterhaltung gewählt. Der Preis geht an Autoren, die Themen aus Wissenschaft und Forschung besonders kompetent, verständlich und unterhaltsam präsentieren. Wie lange brauchten Sie für die Recherche zu "Blackout" und wie kamen Sie an all die Informationen?
Marc Elsberg: Ich bin ja kein Techniker, musste mir also erst einmal sehr viel Grundwissen aneignen; durch Lesen, vor allem aber durch zahllose Gespräche mit Experten aus verschiedenen Bereichen. Die Leute sprachen alle sehr gern mit mir, häufig hatte ich das Gefühl, sie freuten sich, dass ihnen endlich einmal jemand zuhört. Dazu kamen natürlich die Recherchen über die Folgen. Das dauerte inklusive Schreiben etwa vier Jahre.
Zufällig wurde gleichzeitig zu meinen Recherchen im Auftrag des Deutschen Bundestages die erste wissenschaftliche Studie zum Thema erstellt. Leider wurde sie erst präsentiert, als mein Manuskript praktisch fertig war. Trotzdem liebe ich sie, denn ich konnte meine Recherchen daran überprüfen. Und wenn heute jemand meint, die Schilderungen in "Blackout" seien absurd oder falsch, kann ich auf die Studie verweisen, die zu denselben Ergebnissen kam wie ich.
Als Leser ertappt man sich unweigerlich dabei, sich zu fragen, wie viele Vorräte an Lebensmitteln und Wasser man selbst für so einen Notfall hätte. Hat sich Ihr "Vorratsverhalten" durch die Recherche zum Buch verändert?
Marc Elsberg: Zu Hause habe ich, was das deutsche Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in seiner Broschüre "Für den Notfall vorgesorgt" empfiehlt - übrigens wesentlich weniger und einfacher aufzubewahren, als man annehmen möchte. Aber ich bunkere nicht für Monate Lebensmittel und Wasser - und schon gar nicht die Waffen und Munition, die ich im Ernstfall bräuchte, um solche Vorräte zu verteidigen, so wie es mancher im Buch durchaus tut.
Was empfehlen Sie als Vorsorge für Stromausfälle: Was sollte man immer vorrätig haben und woran sollte man noch denken?
Marc Elsberg: Materielle Vorsorge: Siehe vorige Antwort. Sonstiges: ein gutes soziales Netzwerk (und damit meine ich nicht Facebook!) im eigenen geografischen Umfeld, auf das man sich im Ernstfall verlassen kann.
Ihr Held, der italienische Informatiker Piero Manzano, vermutet einen Hackerangriff und versucht, diese Info den Behörden mitzuteilen. Was für ein Typ ist Piero?
Marc Elsberg: Piero ist ein Mensch wie du und ich, der sich zusätzlich gut mit Computern und IT auskennt. Eigentlich will er sich nicht groß hervortun, aber im Lauf der Geschichte treibt ihn sein Verantwortungsgefühl immer tiefer in Schwierigkeiten. Dass er auch seine Fehler und Schwächen hat, macht die Sache natürlich nicht immer einfacher.
Sie lassen "Blackout" in verschiedenen Städten und Regionen spielen und erzählen sowohl von unterschiedlichsten Leben und Schicksalen als auch von der Arbeit hinter den Kulissen in den Behörden und Energiekonzernen. Eigentlich sind alle mit der Situation überfordert. Sie als Autor von "Blackout" sind mittlerweile Krisenexperte. Haben Sie schon Angebote von "ganz oben" als Krisenberater bekommen?
Marc Elsberg: Das war für mich wahrscheinlich die überraschendste Reaktion auf "Blackout" - dass ich als Thrillerautor zu Vorträgen und Diskussionen mit Fachleuten eingeladen werde, wie z. B. zum Zukunftsforum Öffentliche Sicherheit in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft, in die Bundesnetzagentur, zur Diskussion mit dem IT-Direktor des Innenministeriums auf die CeBIT, zu einem Sicherheitstreffen der Ostsee-Anrainerstaaten nach Danzig und zahlreichen anderen Organisationen, Verbänden, politischen Stellen und Unternehmen. Die Terminplanung geht schon bis 2014.
Schätzen Sie als Leser auch gute Thriller?
Marc Elsberg: Thriller lese ich, wenn sie nicht nur spannend sind, sondern mir auch etwas Neues über die Welt erzählen und erklären. Das sind eher Wissenschafts-, Gesellschafts- oder Politthriller. Das reichte in der Vergangenheit von Eric Ambler über Michael Crichton und manches von Andreas Eschbach oder Frank Schätzings "Schwarm" bis zu hartem Stoff wie Don Winslows "Tage der Toten" oder - eigentlich absurder Ausreißer - Max Brooks' Zombie-Apokalypse "World War Z" (dabei interessieren mich Zombies gar nicht!).
Auch wenn Sie als Kolumnist Schreiberfahrung hatten - das Schreiben eines Buches unterscheidet sich doch sehr vom journalistischen Schreiben. Wie leicht oder schwer fiel Ihnen das Schreiben von "Blackout"? Wer war Ihr erster Leser?
Marc Elsberg: Erste Leserin war meine Frau.
Meine Schreiberfahrung stammt aus zwanzig Jahren Werbung texten und vier vor "Blackout" (unter anderem Namen) erschienenen Büchern (und einigen - zu Recht - nicht verlegten).
"Blackout" zu schreiben, fiel mir so leicht oder schwer, wie das Schreiben eines Buches fällt. In manchen Phasen fliegen die Finger über die Tasten, in anderen Zeiten starre ich tagelang den leeren Bildschirm an und zweifle, ob ich jemals fertig werde. Beides gehört für mich dazu. Insgesamt ist es eine der fantastischsten Erfahrungen, die ich kenne.
Sie waren Kolumnist bei "Der Standard" und Kreativdirektor für Werbung. Wie sieht Ihr berufliches Leben nach "Blackout" aus? Gibt es neue Buchpläne und wenn ja, woran arbeiten Sie aktuell? Wann wird das Buch erscheinen?
Marc Elsberg: Tatsächlich erlaube ich mir seit "Blackout", mich fast ausschließlich dem Schreiben und meiner Vortragstätigkeit zu widmen. Das nächste Buch ist in Arbeit.
Interview: Literaturtest
Interview mit Marc Elsberg - Zero
Marc Elsberg: Ja, wobei ich in "ZERO" ganz andere Verletzlichkeiten und Gefahren thematisiere als in "Blackout". In "ZERO" müssen die Hauptfigur Cynthia Bonsant und andere nach und nach erkennen, wie machtlos und manipulierbar sie in der modernen Welt geworden sind. Ihr Leben und das aller anderen liegt völlig in den Händen einiger weniger, sie sind wie Marionetten.
Hat Sie in diesem Zusammenhang die Enthüllung von Edward Snowden über die Spionage der NSA gewundert? Oder war dies ein Szenario, das Ihnen im Laufe Ihrer Recherchen als sehr wahrscheinlich vorkam?
Marc Elsberg: Spekuliert wurde zumindest in Fachkreisen über Derartiges…mehr
In einem Interview zu Ihrem Buch "Blackout" haben Sie gesagt, dass Sie sich bei den Vorbereitungen angeschaut hätten, wo die moderne Zivilisation am verletzlichsten ist. Dabei wären Sie auf die Themen Energie und Kommunikation gekommen. Das erste Thema haben Sie in "Blackout" mit einer Attacke auf die Stromversorgung verarbeitet. Das zweite ist Thema in Ihrem neuen Buch "ZERO". War Ihnen damals schon klar, dass Sie die Problematiken der virtuellen Vernetzung in einem Thriller thematisieren wollen?
Marc Elsberg: Ja, wobei ich in "ZERO" ganz andere Verletzlichkeiten und Gefahren thematisiere als in "Blackout". In "ZERO" müssen die Hauptfigur Cynthia Bonsant und andere nach und nach erkennen, wie machtlos und manipulierbar sie in der modernen Welt geworden sind. Ihr Leben und das aller anderen liegt völlig in den Händen einiger weniger, sie sind wie Marionetten.
Hat Sie in diesem Zusammenhang die Enthüllung von Edward Snowden über die Spionage der NSA gewundert? Oder war dies ein Szenario, das Ihnen im Laufe Ihrer Recherchen als sehr wahrscheinlich vorkam?
Marc Elsberg: Spekuliert wurde zumindest in Fachkreisen über Derartiges ja schon lange. Wir dürfen außerdem davon ausgehen, dass die Entwicklungen inzwischen bereits viel weiter sind. Und dass die USA nicht die einzigen sind - viele der besten Programmierer sitzen in Russland und China.
Aber in "ZERO" geht es weniger um staatliche Überwachungsmethoden als um Unternehmen, welche die Technik nutzen, um sich Konsumenten gefügig zu machen. Ist es heute wirklich denkbar, dass eine einzige Firma wie "Freemee", die in Ihrem Buch eine zentrale Rolle spielt, die Tagesabläufe von Menschen und deren Zukunftsentscheidungen entscheidend beeinflussen kann? Ist diese Bedrohung tatsächlich so enorm?
Marc Elsberg: Ein Experiment zeigte schon vor einiger Zeit, dass Google Wahlen entscheiden könnte. Mit der Macht von Google und einigen anderen Onlineunternehmen erleben wir gerade die Entwicklung dorthin.
Wir haben längst damit begonnen, Entscheidungen an Programme auszulagern. Wie kreditwürdig ich bin, entscheidet bei der Schufa längst kein Mensch mehr, sondern ein Algorithmus. In manchen US-Gefängnissen entscheiden bereits Programme, wer im Gefängnis vor die Bewährungskommission darf - oder nicht. Diesen Programmen gewähren wir immer mehr Zutritt zu unserem Leben. Den Anfang der persönlichen Ratgeber machten Fitness-, Gesundheits- oder Zeitmanagementapps, aber es erscheinen immer mehr zu allen anderen Lebensbereichen - zum Beispiel für Schüler zum Lernen, für die Karriere und für das Finden von Lifestylecoaches.
Natürlich entscheiden - derzeit noch - letztendlich Menschen darüber, was diese Programme tun. Aber nicht die Nutzer, sondern die Entwickler. Die Nutzer folgen also den Entscheidungen und Empfehlungen der Programmierer - beziehungsweise jener, von denen die Programmierer bezahlt werden.
Es klingt so, als würden Sie nicht an die Lernfähigkeiten und den Willen zur Selbstbestimmung des Menschen glauben. Sind wir den digitalen Machenschaften und den Algorithmen wirklich ausgeliefert? Sehen Sie eine Möglichkeit, wie man es schafft, die über Jahrhunderte errungenen Freiheiten des Menschen auch im Internet zu erhalten und zu schützen?
Marc Elsberg: Doch, ich glaube an beides. Aber diese Programme vereinfachen schlicht das Leben in einer komplizierten Welt. Das macht sie so attraktiv. Das ist per se auch gar nichts Schlechtes. Die entscheidende Frage ist, wer die Regeln kennt und bestimmt, nach denen sie funktionieren. Wer die Macht über die Programme hat, hat die Macht über die Menschen, die diese benutzen.
Wobei es, wie gesagt, nicht nur um das Internet geht. Wie die Hauptfigur in "ZERO", Cynthia Bonsant, irgendwann begreift, ist auch derjenige, der nicht surft oder bei Facebook postet, schon heute dank Bank- und Kundenkarten, Handy, GPS im Auto und vielen anderen Techniken durchschaut und sein Verhalten vorhersagbar. Und selbst wer auch diese Mittel nicht benutzt, etwa Angehörige der älteren Generation, ist durch seine sozialen Verbindungen mit jenen, die sie benutzen, gut analysierbar. Das Argument "Mich betrifft das nicht, weil ich das alles nicht benutze!" ist leider eine Illusion.
Die weibliche Hauptperson Ihres Romans, die Journalistin Cynthia Bonsant, scheint eine Hoffnung in sich zu tragen. Und zwar die, dass die Menschen trotz allem schnell lernen können und daraus die richtigen Schlüsse für ihr Verhalten in Bezug auf Paybackkarten, Navigationssysteme, Facebook etc. ziehen können. Haben Sie sich Cynthia so gedacht?
Marc Elsberg: Cynthia ist eine von uns. Sie hat von diesen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte mitbekommen, dass sich die Bedienoberfläche ihres Handys verändert hat, von einer Wählscheibe über Tasten zum Touchscreen. Die viel wichtigeren Veränderungen haben sich aber unter dieser Oberfläche abgespielt - so wie sich unter der Puppenhaut die Raupe zum Schmetterling verwandelt. Sie haben Cynthia aber nicht interessiert - weil sie auf den ersten und oft auch den zweiten Blick nicht zu erkennen sind. Bis die Auswirkungen plötzlich mit voller Wucht in ihr Leben brechen.
Diese Cynthia ist nicht besonders technik- und internetaffin. Schimmert da auch eine Eigenschaft von Ihnen selbst durch?
Marc Elsberg: Ich kann weder löten noch programmieren, aber ich verfolge die Entwicklungen mit großer Neugier und mache mir Gedanken über ihre Auswirkungen - die negativen wie die positiven. Den Technik-/Internetteil der Medien lasse ich beim Lesen oder Sehen nicht aus, im Gegenteil. Entscheidend dabei ist aber nicht die Technik, sondern das, was die Menschen mit ihr machen - oder was die Technik mit den Menschen macht.
Im Buch gibt es die Hackergruppe "Zero", die durch spektakuläre Aktionen versucht, aufdie Gefahren des Datensammelns und der digitalen Technisierung aufmerksam zu machen. Das Unternehmen "Freemee" versucht, diese Gruppe zu kriminalisieren und spannt dafür die Medien und die Politik ein. Es scheint, als hätten Sie ein Herz für junge Hacker entwickelt, die sich politisch engagieren. Ist das so?
Marc Elsberg: Ich habe mit Hackern gesprochen und finde manche ihrer Aktionen auch gut. Viele sind aber auch entbehrlich. Ich heiße auch längst nicht alle Meinungen, die da vertreten werden, gut. Es existieren aber auch sehr interessante Haltungen. Die größte Schwäche bisher ist sicher, dass die meisten Aktionisten zu sehr in die technische und konzeptionelle Originalität verliebt sind. Dafür feiert sie die Community, aber die breite Masse erreichen sie damit nicht. Aktionismus, der niemanden aktiviert, bringt nichts. Die großen, massenwirksamen Ideen muss noch jemand entwickeln.
Nach den eingehenden Recherchen, die Sie betrieben haben: Leiden Sie nun an einer gewissen Paranoia, wenn Sie sich im Internet bewegen? Oder haben Sie Ihren Umgang mit dem Internet und den sozialen Medien sogar geändert?
Marc Elsberg: Das eine oder andere habe ich geändert. Statt Google verwende ich häufig anonymisierende Suchmaschinen wie startpage.com, surfe über TOR, ich setze Apps wie Disconnect ein, verwende keine Kundenkarten mehr und anderes. Aber derzeit ist das alles Kosmetik. In erster Linie brauchen wir eine breite gesellschaftliche Debatte und anständige Gesetze. Die Politik muss aktiv werden und das wird sie nur, wenn die Wähler schreien. Also müssen sie das tun.
Es gibt ja Menschen, die sagen, dass es ausreiche, Facebook nicht zu nutzen, keine Paybackkarten zu verwenden etc. Kann man sich der Gefahr des Datensammelns überhaupt noch entziehen, wenn man nicht gerade in der Sahara lebt?
Marc Elsberg: Nein, kann man nicht. Das muss auch Cynthia Bonsant in "ZERO" feststellen. Und selbst wenn man sich entzieht, ist man als Verweigerer identifiziert und berechenbar. Das ist wie das Luftbläschen in der Mineralwasserflasche - es ist kein Wasser wie die Mehrheit, trotzdem sieht man es ... sogar besser als die Wassertropfen.
Nachdem Sie sich nun mit zwei zentralen Herausforderungen der modernen Zivilisation gestellt haben. Was bleibt Ihnen für ein nächstes Buch?
Marc Elsberg: Genug!
Interview: Ingo Petz im Auftrag von Literaturtest
Krimi des Monats - Zero
Der Bestsellerautor Marc Elsberg nimmt es in seinem neuen Thriller "ZERO" mit den dunklen Machenschaften der digitalen Revolution auf.
Cynthia Bonsant ist nicht unbedingt das, was man einen Techniknerd nennt. Sie ist Journalistin bei der "London Daily", sie kann einen Computer bedienen und nutzt das Internet für ihre Arbeit. Aber wenn es um die Vertiefungen, Verstrickungen und Vernetzungen der digitalen Welt geht, muss die Heldin in "ZERO", dem neuen Thriller des österreichischen Bestsellerautors Marc Elsberg, passen.
Dem Hacker ZERO gelingt es, eine Kameradrohne bei einem Besuch des US-Präsidenten in Stellung zu bringen und so dessen Rede live ins Internet zu übertragen. Cynthia wird daraufhin von ihrem Chefredakteur beauftragt, mehr über diesen geheimnisvollen Hacker in Erfahrung zu bringen. Bei ihren Recherchen kommt sie schließlich auch mit der IT-Firma "Freemee" in Kontakt. Diese betreibt eine Internetplattform, auf der User ihre persönlichen Vorlieben, Fähigkeiten und Interessen kundtun können - und alle User werden in einem Ranking bewertet. Durch das Nutzen bestimmter…mehr
Der Bestsellerautor Marc Elsberg nimmt es in seinem neuen Thriller "ZERO" mit den dunklen Machenschaften der digitalen Revolution auf.
Cynthia Bonsant ist nicht unbedingt das, was man einen Techniknerd nennt. Sie ist Journalistin bei der "London Daily", sie kann einen Computer bedienen und nutzt das Internet für ihre Arbeit. Aber wenn es um die Vertiefungen, Verstrickungen und Vernetzungen der digitalen Welt geht, muss die Heldin in "ZERO", dem neuen Thriller des österreichischen Bestsellerautors Marc Elsberg, passen.
Dem Hacker ZERO gelingt es, eine Kameradrohne bei einem Besuch des US-Präsidenten in Stellung zu bringen und so dessen Rede live ins Internet zu übertragen. Cynthia wird daraufhin von ihrem Chefredakteur beauftragt, mehr über diesen geheimnisvollen Hacker in Erfahrung zu bringen. Bei ihren Recherchen kommt sie schließlich auch mit der IT-Firma "Freemee" in Kontakt. Diese betreibt eine Internetplattform, auf der User ihre persönlichen Vorlieben, Fähigkeiten und Interessen kundtun können - und alle User werden in einem Ranking bewertet. Durch das Nutzen bestimmter werbefinanzierter Apps können diese persönlichen Daten, der aktuelle Rankingplatz, aufgewertet werden, indem man in bestimmte angesagte Clubs geht, indem man einen teuren Friseur besucht, seine Sprachfähigkeiten bei einem ausgesuchten Sprachkurs verbessert oder indem man in einem Luxushotel übernachtet. "Freemee" entfacht so einen Wettkampf, bei dem der User immer mehr persönliche Daten preisgibt. Mithilfe einer Datenbrille sind die Nutzer rund um die Uhr in der Lage, ihre Daten via Internet weiterzugeben, zu analysieren und zu verbessern.
"Freemee" - User-Daten als Munition für Manipulation
"Freemee" - ein Name, in dem sich bereits die zynischen Absichten des Unternehmens verbergen - gelangt so in den Besitz einer Unmenge von Daten, welche die Firma in die Lage versetzt, die User in ihren täglichen Entscheidungen manipulieren zu können. Das Unternehmen ist Elsbergs fiktive Weiterentwicklung von dem, was heute schon von unzähligen IT-Firmen praktiziert wird: Personendaten, die wir beispielsweise beim Surfen im Netz, durch den Einsatz von Supermarkt-Paybackkarten oder das Nutzen von sozialen Netzwerken hinterlassen, werden gesammelt und an Unternehmen verkauft. Die nutzen diese Daten, um mit Werbebotschaften direkt auf unsere Bedürfnisse und Interessen reagieren zu können. Komplexe Algorithmen, die helfen, unsere Daten zu erfassen, haben so längst den "gläsernen Menschen" erschaffen.
"Sie wissen, was du tust" ...
"Sie wissen, was du tust", lautet denn auch der Untertitel des Buches, das hohe Erwartungen weckt, nachdem Elsberg mit dem packenden Thriller "Blackout" im Jahr 2012 für Furore sorgte. Damals verpackte der Schriftsteller einen Anschlag auf die europäischen Stromnetze in eine Geschichte, deren Spannung und Realitätsnähe dem Leser den Atem nahm. Elsberg machte damals darauf aufmerksam, wie es um die Sicherheit unserer Stromnetzwerke bestellt ist - alles andere als gut ... In diesem Bereich avancierte er daraufhin schnell zum gefragten Experten.
Mit "ZERO" könnte ihm ein neuerlicher Scoop gelingen. Die Journalistin Cynthia gräbt sich in die Funktionsweise von "Freemee" ein und entdeckt, dass die Seite für ein monströses Experiment instrumentalisiert wurde. Ein Experiment, das viele Opfer gefordert hat und in das Politik und Medien eingebunden sind. Sie selbst wird zur Gejagten und muss sich gegen eine skrupellose Firma, gegen korrupte Politiker und Kollegen durchsetzen.
Nervenkitzel, komplexe Handlung, starke Charaktere
Elsberg gelingt es einmal mehr, eine durch und durch nervenkitzelnde und komplexe Handlung auszurollen, die mit starken, interessanten Charakteren besetzt ist. Dabei werden Finten um Finten ausgelegt, um den Leser miträtseln zu lassen. Erstaunlich ist vor allem, wie gut, exakt und auch lehrreich Elsberg seine schwierigen und tief gehenden Recherchen aufbereitet hat. Der Leser hat es bei "ZERO" natürlich mit einem Roman zu tun. Aber indem er den Weg der zunächst unwissenden Cynthia mitgeht, erfährt er selbst eine Menge über Gamification, über TOR oder über Arpanet - und darüber, wie groß die Gefahr ist, dass wir zu Sklaven der digitalen Revolution werden, wenn wir nicht lernen, unsere mühsam erworbenen Freiheiten zu schützen. Elsberg gibt dem Leser ein erstes Instrumentarium an die Hand, mit dem er sich über die Gefahren des durchleuchteten Menschen vertraut machen kann - und mit dem er sein künftiges Verhalten bezüglich digitaler Techniken überdenken könnte.