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Michael Connelly
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Michael Connelly
Connelly, MichaelMICHAEL CONNELLY, 1956 in Philadelphia geboren, entdeckte während seiner Studienzeit Raymond Chandlers Romane und beschloss, Schriftsteller zu werden. Er arbeitete zunächst für verschiedene Tageszeitungen in Florida, bis er 1986 zusammen mit zwei Kollegen eine Reportage über ein großes Flugzeugunglück in Fort Lauderdale schrieb und für den Pulitzer-Preis nominiert wurde. Danach wechselte er zur "Los Angeles Times" und arbeitete dort auf dem Gebiet der Kriminalreportage. Für seinen ersten Roman "Schwarzes Echo", 1992 erschienen, wurde Connelly mit dem Edgar Award, dem renommiertesten amerikanischen Krimipreis, ausgezeichnet. Heute ist er einer der erfolgreichsten amerikanischen Krimiautoren, auch im deutschsprachigen Raum, wo mehr als 1,5 Millionen Exemplare seiner Bücher verkauft wurden. Seine Romane "Das zweite Herz" und "Der Mandant" wurden mit Clint Eastwood und Matthew McConaughey in den Hauptrollen verfilmt, seit 2014 produziert Amazon außerdem die Serie "Bosch", die auf den Fällen seines legendären Ermittlers Hieronymus "Harry" Bosch basiert. 2018 erhielt er den Diamond Dagger, den wichtigsten britischen Krimipreis. Michael Connelly lebt in Florida.Leeb, SeppSepp Leeb hat Amerikanistik und Germanistik studiert und lebt in München. Er hat unter anderem Michael Connelly, Lawrence Block und Thomas Harris übersetzt und findet, obwohl ein großer Fan von Harry Bosch, dass Renée Ballard seinem Lieblingsermittler bei ihrem ersten Auftritt in "Late Show" in nichts nachsteht.Medien
Götter der Schuld - Krimi des Monats Februar
Schuld und Sühne
Das große Thema, das Michael Connellys mittlerweile fünften Thriller in der Mickey-Haller-Reihe durchzieht, wird gleich im Eröffnungskapitel zementiert. Wir befinden uns am Arbeitsplatz unseres bekannten Helden, des jovial-smarten Strafverteidigers Mickey Haller: nein, nicht in seinem betagten Lincoln, in dem er auf der Suche nach neuen wichtigen Details für seine Fälle gewöhnlich durch Los Angeles rauscht, sondern im Gerichtssaal. Wortgewandt und mit der üblichen Mischung aus Selbstbewusstsein und Bauernschläue beschreibt der Icherzähler die Verhandlung. "Ich musste unbedingt alle Neune abräumen, sonst würden die Geschworenen, die alles aufmerksam verfolgten, Leonard Watts sehr lange hinter Gitter bringen."
Strafverteidiger Mickey Haller - ein "Held", selbstbewusst, bauernschlau, manipulativ
Es ist nicht wichtig, worum es in diesem Prozess genau geht. Aber an einer Stelle geht der aufgebrachte Angeklagte auf seinen Verteidiger Haller los und verpasst ihm eine. Haller fällt blutend zu Boden. Diese Tat bringt die Geschworenen schließlich dazu, ihr schon sicher gefälltes Urteil zu überdenken -…mehr
Schuld und Sühne
Das große Thema, das Michael Connellys mittlerweile fünften Thriller in der Mickey-Haller-Reihe durchzieht, wird gleich im Eröffnungskapitel zementiert. Wir befinden uns am Arbeitsplatz unseres bekannten Helden, des jovial-smarten Strafverteidigers Mickey Haller: nein, nicht in seinem betagten Lincoln, in dem er auf der Suche nach neuen wichtigen Details für seine Fälle gewöhnlich durch Los Angeles rauscht, sondern im Gerichtssaal. Wortgewandt und mit der üblichen Mischung aus Selbstbewusstsein und Bauernschläue beschreibt der Icherzähler die Verhandlung. "Ich musste unbedingt alle Neune abräumen, sonst würden die Geschworenen, die alles aufmerksam verfolgten, Leonard Watts sehr lange hinter Gitter bringen."
Strafverteidiger Mickey Haller - ein "Held", selbstbewusst, bauernschlau, manipulativ
Es ist nicht wichtig, worum es in diesem Prozess genau geht. Aber an einer Stelle geht der aufgebrachte Angeklagte auf seinen Verteidiger Haller los und verpasst ihm eine. Haller fällt blutend zu Boden. Diese Tat bringt die Geschworenen schließlich dazu, ihr schon sicher gefälltes Urteil zu überdenken - zugunsten Hallers Verteidigung. Tatsächlich hat Haller das alles inszeniert, um die Geschworenen in seinem Sinn zu manipulieren. Als "Götter der Schuld" werden die Geschworenen in Connellys neuem packenden Thriller-Wurf mehrfach bezeichnet. Es ist gleichzeitig der Titel dieser aufreibenden Geschichte, die im US-amerikanischen Original bereits im Jahr 2013 auf den Markt kam und nun auf Deutsch erscheint.
"Götter der Schuld" - wo bleibt im Rechtssystem die Gerechtigkeit?
Schuld! Connelly hat in der "Haller"-Reihe bereits mehrfach gezeigt, wie das Geschworenensystem im Rechtssystem der USA manipuliert werden kann - und nicht immer im Sinne der Gerechtigkeit, sondern im Sinne des Erfolgs. Trotz seiner meistens ehrbaren Absichten hat auch unser Held als Strafverteidiger Schuld auf sich geladen. Der Vorläufer von "Götter der Schuld" endet damit, dass er für einen betrunkenen Fahrer einen Freispruch bewirkt. Der aber schlägt wieder zu und bringt im Suff diesmal eine Mutter und deren Tochter um. Dies führt für Haller zum Zerwürfnis mit seiner Tochter Hayley, die für ihn in der aktuellen Geschichte unerreichbar bleiben soll.
Dieser Fall bringt Haller an seine Grenzen ... er muss sich der Vergangenheit stellen
Gleichzeitig bringt ein neuer Fall den normalerweise durchaus selbstsicheren und standhaften Haller an die Grenzen seiner psychischen Belastbarkeit und zu der Frage, welche Entscheidungen im Leben es sind, die zu einem guten, respektablen Leben führen. Die Prostituierte Gloria Dayton wird ermordet. Ihr Zuhälter wird beschuldigt, sie umgebracht zu haben. Der aber beteuert beharrlich seine Unschuld. Ein typischer Fall für Haller, der wieder einmal die Ungerechtigkeit am Werke sieht. Haller kennt dieErmordete. Vor Jahren verteidigte er Gloria und konnte einen Freispruch für sie erwirken. Doch nun erkennt er, dass genau dieses damalige Urteil Folgen hatte, die zu dem heutigen Fall führten. Haller muss sich den Geistern seiner Vergangenheit stellen, beruflich wie privat. Denn auch seine gescheiterten Beziehungen machen Haller zu schaffen und reißen alte, schmerzhafte Wunden auf.
Eine abgründige Reise, die in die tiefe Bedeutung menschlicher Existenz führt ...
Wie Connelly, der längst zu den ganz Großen im Geschäft der literarischen Verbrechen zählt, all diese Stränge in seinem mittlerweile 26. Buch zu einem komplexen Teppich verwebt, ist wahrhaft meisterhaft und offenbart auf ein Neues die herausragende Klasse des US-Amerikaners. Der Leser folgt Mickey Haller so auf eine abgründige Reise, die in die tiefe, metaphysische Bedeutung menschlicher Existenz führt und die einen selbst nach Ende der Lektüre noch lange verfolgt.
Unser Fazit: Connelly kommt seinem großen Vorbild Raymond Chandler zweifelsohne immer näher. Optimisten würden sagen: Seinen Meister hat Connelly doch schon längst überholt.
Ermittlerporträt - Mickey Haller, der "Lincoln Lawyer"
Mickey Haller, der "Lincoln Lawyer"
Michael Haller, von allen nur Mickey genannt, ist der "Lincoln Lawyer". Als Strafverteidiger in Los Angeles nutzt er seinen alten, in die Jahre gekommenen "Lincoln Town Car" als Quasibüro. So vor allem in seinem ersten Fall, als Haller noch Kleinkriminelle wie Biker, Drogendealer, betrunkene Autofahrer und Diebe vertrat und in seinem Lincoln zwischen den Outskirts der Stadt, Gefängnissen und Gerichtssälen hin und her rauschte, bevor er es in dem 2005 erschienenen Thriller "The Lincoln Lawyer" (dt.: Der Mandant) schließlich mit seinem ersten Mordfall zu tun bekam.
Haller - schon heute eine klassische Figur der Crime-and-Fiction-Literatur
Nach dem mittlerweile berühmten Detektiv Harry Bosch hat Autor Michael Connelly, dessen Bücher bereits in 31 Sprachen übersetzt wurden und die sich weltweit über 50 Millionen Mal verkauft haben, mit Haller einen zweiten Helden erfunden, der heute schon zu den klassischen Figuren der Crime-and-Fiction-Literatur gehört. Dieser Haller redet gern schnell und viel. Besonders, wenn er im Gerichtssaal an Fahrt aufnimmt, eine Ungerechtigkeit wittert…mehr
Mickey Haller, der "Lincoln Lawyer"
Michael Haller, von allen nur Mickey genannt, ist der "Lincoln Lawyer". Als Strafverteidiger in Los Angeles nutzt er seinen alten, in die Jahre gekommenen "Lincoln Town Car" als Quasibüro. So vor allem in seinem ersten Fall, als Haller noch Kleinkriminelle wie Biker, Drogendealer, betrunkene Autofahrer und Diebe vertrat und in seinem Lincoln zwischen den Outskirts der Stadt, Gefängnissen und Gerichtssälen hin und her rauschte, bevor er es in dem 2005 erschienenen Thriller "The Lincoln Lawyer" (dt.: Der Mandant) schließlich mit seinem ersten Mordfall zu tun bekam.
Haller - schon heute eine klassische Figur der Crime-and-Fiction-Literatur
Nach dem mittlerweile berühmten Detektiv Harry Bosch hat Autor Michael Connelly, dessen Bücher bereits in 31 Sprachen übersetzt wurden und die sich weltweit über 50 Millionen Mal verkauft haben, mit Haller einen zweiten Helden erfunden, der heute schon zu den klassischen Figuren der Crime-and-Fiction-Literatur gehört. Dieser Haller redet gern schnell und viel. Besonders, wenn er im Gerichtssaal an Fahrt aufnimmt, eine Ungerechtigkeit wittert und sie versucht, mit Finten, eigenen Ermittlungen und neuen Erkenntnissen zu torpedieren. Er ist mit allen Wassern gewaschen und wirkt manchmal etwas zwielichtig, doch tatsächlich glaubt er fest an die Gerechtigkeit, die er von der Korruption, Manipulation und Aufgeblasenheit des US-amerikanischen Rechtssystems bedroht sieht. Häufig geht es eben nicht darum, wer tatsächlich schuldig oder unschuldig ist, sondern wer die besseren Ermittler beschäftigt und die trickreicheren Deals herausschlägt.
Mit fadenscheinigen Tricks im Kampf für die Gerechtigkeit
Haller ist allerdings alles andere als unfehlbar. Er greift nicht selten selbst auf fadenscheinige Tricks zurück, um einen Fall zu seinen Gunsten zu entscheiden. Und dabei hat er nicht immer Recht, was mitunter dramatische Folgen für sein Leben haben kann - wie in seinem vierten Fall "Der fünfte Zeuge". Es ist auch die entlarvende Offenheit, mit der Haller seinen Fehlern als Mensch und Strafverteidiger begegnet, die ihn für den Leser so sympathisch und authentisch machen. Von dem Schauspieler Matthew McConaughey wurde Haller in einer von der Kritik gefeierten Hollywood-Verfilmung (2011) des ersten Falls kongenial verkörpert.
Hallers ausgeprägtes Hadern mit den Fragen der Schuld ist ein Thema, das sich durch alle fünf Romane der "Haller"-Reihe zieht und im dritten Fall, "Die Spur der toten Mädchen" (2010), zu einem Rollentausch führt. Der smarte Strafverteidiger übernimmt die Rolle des Anklägers und arbeitet außerdem mit seinem Halbbruder Hieronymus "Harry" Bosch zusammen. Der ist nicht nur der weitaus düsterere Charakter, sondern er ist auch 15 Jahre älter als Haller, der 1965 geboren wurde. Der Vater der beiden war der berühmte Strafverteidiger Michael Haller Sr., der aber starb, als der kleine Haller fünf Jahre alt war.
Connelly: "Ich weiß nicht, ob wir Mickey jemals haben tiefer fallen sehen."
Über die Jugendzeit Hallers ist nicht viel bekannt. Später heiratet er zweimal. Das Pflegen und Aufrechterhalten von zwischenmenschlichen Beziehungen gehört nicht zu den ausgeprägten Fähigkeiten Hallers. Die Ehe mit Maggie McPherson, einer ehrgeizigen Anklägerin, geht in die Brüche, weil die beiden auf der jeweils anderen Seite der Anklagebank arbeiten und über ein unterschiedliches Rechtsverständnis verfügen. Aus dieser Liaison geht Tochter Hayley hervor, die mittlerweile 16 Jahre alt ist. Hallers Beziehung zu ihr wird in "Götter der Schuld" auf eine ganz besonders harte Probe gestellt.
"Ich weiß nicht, ob wir Mickey jemals haben tiefer fallen sehen", sagt sein Erfinder Connelly in einem Interview mit dem Sender CNN, "(a)ber in diesem Buch führen seine beruflichen und persönlichen Entscheidungen dazu, dass er vereinsamt und sich von den Menschen entfernt, nach denen er sich am meisten sehnt, vor allem von seiner Tochter." In seinen menschlichen Verstrickungen ist dieser Fall für Haller der bisher wohl härteste und schmerzhafteste seiner Karriere.