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Autor im Porträt
Michael Robotham
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Die Totgeglaubte / Cyrus Haven Bd.4
Der Erstgeborene / Cyrus Haven Bd.3
Zudem muss der Psychologe sich noch um sein Mündel Evie Cormac kümmern: eine aufsässige Teenagerin mit der Gabe, jede Lüge zu enttarnen. Als Cyrus in einem Mordfall ermittelt und Evie dem Täter allzu nahe kommt, geraten sie beide in tödliche Gefahr ...…mehr
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Michael Robotham
Seine Bestseller hei?en "Amnesie", "Der Insider", "Todeswunsch" oder "Bis du stirbst" (2013) und selbst Nichtkrimileser konnen mit dem Namen Michael Robotham etwas anfangen. Seine (Polit-)Thriller werden von Lesern wie Kritikern gelobt: Viele lieben den Robotham-Stil, diesen schnellen, harten "Beat", mit dem er einen in seine Geschichten hineinzieht, hineinrei?t - zu einer atemlosen und bis zuletzt spannenden Fahrt.
Dass er dabei auch seinen Figuren gro?e Aufmerksamkeit schenkt und stimmige Charaktere wie den (mittlerweile) Expolizisten Vincent Ruiz oder dessen guten Freund, den Psychotherapeuten Joe O'Loughlin, erschaffen kann, beweist sein Konnen als Autor. Robotham, 1960 in Australien geboren, hat das Schreiben von der Pike auf gelernt. Seit 1979 arbeitete er als Journalist in Sydney und London, u. a. fur The Daily Telegraph, die Sunday Times oder den Tatler. 1993 stieg er aus dem Tagesgeschaft aus, blieb aber dem Schreiben treu: Er arbeitete als Ghostwriter und verfasste Biografien von Politikern oder Prominenten wie z. B. Geri Halliwell. Auch hier brachte er es schon zum Bestsellerautor - allerdings zu einem "ohne Namen".
Wie gut, dass sich Robotham dafur entschieden hat, selbst ins Rampenlicht zu treten und als Schriftsteller zu arbeiten. Sein erstes Buch unter seinem Namen erschien 2004, hie? "The Suspect" ("Adrenalin"), wurde sofort ein Bestseller und verkaufte sich auf Anhieb in 22 Landern - der Erfolg hat ihn und seine Bucher seither nicht verlassen. Robotham lebt mit seiner Frau und drei Tochtern in der Nahe von Sydney.
Das meint die buecher.de-Redaktion: Intelligente Thriller mit glaubwurdigen Figuren und der schnelle Robotham-"Beat" uberzeugen Buch fur Buch. Er kann es einfach!
"Der Schlafmacher" - Krimi des Monats - Januar
Die Wut des Taters: Er hat 36-mal auf Elizabeth Crowe eingestochen
Der Plot: Eine Mutter, Elizabeth Crowe, 43, und deren Tochter Harper, in der Tatnacht 18 geworden, werden in einem abgelegenen englischen Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert, der "Windy Hill Farm", ermordet. Auf den Korper der Mutter wurde 36-mal eingestochen, der Tater muss eine ungeheure Wut auf sie gehabt haben. Das Buch allerdings…mehr
Dass Michael Robotham in der ersten Liga der Krimi- und Thrillerautoren spielt, wissen alle, die jemals einen Robotham gelesen haben. Er versteht es wie kaum ein anderer, Figuren aus Fleisch und Blut zu erschaffen - echt, glaubwurdig und mit einer psychologischen Tiefe, die man in diesem Genre so nicht allzu oft findet. Und er hat diesen ganz eigenen Beat, den Robotham-Drive, mit dem er seine Geschichten schnell und hammernd vorantreibt. Diesmal allerdings, in "Der Schlafmacher", schaltet der australische Autor mindestens einen Gang zuruck und erzahlt ruhig und konzentriert eine Story, die es in sich hat. Und naturlich kommen auch die Fans von Joe O'Loughlin, dem Psychologen, und Vincent Ruiz, dem Ex-Cop, wieder einmal voll auf ihre Kosten!
Die Wut des Taters: Er hat 36-mal auf Elizabeth Crowe eingestochen
Der Plot: Eine Mutter, Elizabeth Crowe, 43, und deren Tochter Harper, in der Tatnacht 18 geworden, werden in einem abgelegenen englischen Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert, der "Windy Hill Farm", ermordet. Auf den Korper der Mutter wurde 36-mal eingestochen, der Tater muss eine ungeheure Wut auf sie gehabt haben. Das Buch allerdings beginnt damit, dass wir zunachst den Tater kennenlernen. Wer er ist, das erfahren wir zwar bis zum ungemein spannenden Finale nicht, aber immer wieder berichtet er uns von seinem Innenleben, seinen Gedanken, Gefuhlen und seiner Wut. Seine Mutter starb bei einem Autounfall - den Kopf im Scho? eines anderen Mannes, dessen "bestes Stuck" im Mund. Dies hat ihr ihr Mann nie verziehen. Fur ihn schmort sie in der Holle, und das erzahlt er so auch dem neunjahrigen Jungen, der unser Tater damals war. Keiner hat ihm gesagt, warum sein Vater so denkt. Doch alle wussten es und zerrissen sich hinter vorgehaltener Hand den Mund daruber ...
Er nennt sich "Mindhunter" und hat das Vertrauen der Polizei missbraucht ...
Schnitt. Professor Joe O'Loughlin, forensischer Psychologe und seit einiger Zeit mit einem "Zellengenossen" namens Parkinson lebenslang verbunden, liegt gemutlich auf einem Rasen in Oxford und wartet auf seine alteste Tochter Charlie. Die sieht sich am College um, hat aber irgendwie noch gar keinen Plan, was sie studieren soll. Gerade, als Joes Exfrau Julianne ihm anbietet, den Sommer zusammen zu verbringen, klingelt sein Handy. Am anderen Ende: Chief Superintendent Ronnie Cray. Sie bittet ihn als Freundin, sich den Tatort in der "Windy Hill Farm" anzusehen. Eigentlich macht Joe so etwas gar nicht mehr, doch dann erwahnt Ronnie Cray, dass sich ein anderer Psychologe - er nennt sich "Mindhunter" - bei ihr gemeldet und sich auf Joe O'Loughlin berufen hatte.
Jemand hat Professor Joe O'Loughlins Namen benutzt, um Turen zu offnen ...
"Er sagt, Sie hatten ihm alles beigebracht, was er wei?", so Cray. Jemand hat also Joes Namen benutzt, um Turen zu offnen und das Vertrauen der Polizei zu gewinnen. Joe verachtetsolche Typen, die sich ins Rampenlicht drangen, sensationshungrig und ruhmsuchtig. Und sein ehemaliger Student hat seine Dienste angeboten, bekam Zugang zu Tatortfotos und Zeugenaussagen - und ging mit diesem Wissen schnurstracks an die Offentlichkeit. So hat er Details, die geheim bleiben sollten, preisgegeben. Joe sieht sich in der Pflicht, das unprofessionelle Gebaren seines Exstudenten auszubugeln und betritt den Tatort. Danach schlagt Cray, nachdem Joe sich umgesehen hat, ein Album mit Tatortfotos auf.
"Trotz der Spuren an der Wand bin ich nicht auf die Wucht der Bilder vorbereitet. Auf den ersten Blick sehen sie aus wie Szenenbilder eines B-Horrorfilms aus Hollywood, bei dem eimerweise Blut verschuttet wurde. Auf dem Boden ist die Leiche einer Frau zu erkennen, ihre Arme und Beine sind gespreizt, ihre Hande bittend nach oben gewandt. Ihr halbnackter Korper ist vollig verstummelt. Gemetzelt. Geschandet."
Die tote Mutter hatte Sex an offentlichen Orten - mit sehr vielen Partnern
Joe zogert noch, in den Fall einzusteigen. Doch wir wissen: Er wird es tun. Denn der Tater schlagt wieder zu. Zum Kreis der Verdachtigen zahlt u. a. der Bauunternehmer Dominic Crowe. Seine nun tote Ex hatte ihn, so wird erzahlt, schamlos ausgenommen und ihn dann fallen lassen. Oder der seltsame Nachbar Tommy. Er lebt noch bei seiner Gro?mutter, gilt als simpel gestrickt und konnte ein Auge auf Tochter Harper geworfen haben. Als klar wird, dass Elizabeth kein Kind von Traurigkeit war und ihre wechselnden Sexpartner in einschlagigen Onlineportalen gefunden hat, wachst die Zahl der moglichen Tater enorm. Joe O'Loughlin, naturlich langst in den Fall eingestiegen, bittet Ex-Cop und Freund Vincent Ruiz um Unterstutzung. Der meckert zwar zuerst - er arbeitet nicht gern fur Ronnie Cray, die er spottisch "der dicke Wachtmeister" nennt -, aber fur seinen Freund Joe tut er es dennoch.
Sollte sich die Theorie bewahrheiten, dass Elizabeth einfach den Falschen ausgesucht hat bei ihren Sextreffen oder liegen die Karten ganz anders? Der Tater, wir sind seine Mitwisser, beobachtet Joe derweilen dabei, wie er sich im Farmhaus umsieht ...
"Ich will wissen, was der Fremde hier macht. Ich mag es nicht, wenn Dinge sich verandern ... Die Leute unterschatzen mich meistens. Das habe ich mein Leben lang perfektioniert. Der Trick besteht darin, die Latte nicht zu hoch zu legen. Man darf nie zu clever sein. Sich nie freiwillig melden. Nie Erster oder Letzter sein. Sei durchschnittlich, sei gewohnlich, sei unsichtbar in der Menge ..."
Werden Joe und Vincent den Unsichtbaren finden und ihn stoppen konnen - und wenn ja, zu welchem Preis? Der Fall, in den auch Joes Tochter Charlie gerat, wird Joe jedenfalls immer in Erinnerung bleiben. Er braucht nun Vincent notiger denn je an seiner Seite. Als sehr guten Freund und Vertrauten ...
Der Schlafmacher - Interview mit Michael Robotham
Michael Robotham: Cray "uberzeugt" Joe mit dem Thema "Schuld", in die Ermittlungen einzusteigen: Einer von Joes ehemaligen Studenten, Milo Coleman, der sich als Profiler unter dem Namen THE MINDHUNTER selbststandig gemacht hat, hat Informationen an die Medien weitergegeben und so die Ermittlungen gefahrdet. Und Ronnie Cray sagt Joe, er habe die moralische Verpflichtung, das wiedergutzumachen.
Die zwei ermordeten Frauen bleiben nicht die einzigen Opfer - allen gemeinsam ist, dass sie ein "A" auf die Stirn geritzt bekommen haben. In diesem Fall scheint nichts so zu sein, wie man glaubt, und Joe bittet seinen Freund, den Ex-Cop Vincent Ruiz, um Hilfe. Das Dreamteam ermittelt also wieder gemeinsam. Was ist das eigentlich, das Joe und Vincent so eng verbindet?
Michael Robotham: Kennengelernt haben Joe und Vincent sich in meinem ersten Roman ADRENALIN - zunachst waren sie allerdings alles…mehr
Eine Mutter und ihre Tochter werden tot in der abgelegenen "Windy Hill Farm" in der Nahe von Clevedon gefunden. Chief Superintendent Ronnie Cray schafft es, Joe O'Loughlin zum Tatort zu locken, obwohl Joe nicht mehr als Profiler arbeitet. Wie?
Michael Robotham: Cray "uberzeugt" Joe mit dem Thema "Schuld", in die Ermittlungen einzusteigen: Einer von Joes ehemaligen Studenten, Milo Coleman, der sich als Profiler unter dem Namen THE MINDHUNTER selbststandig gemacht hat, hat Informationen an die Medien weitergegeben und so die Ermittlungen gefahrdet. Und Ronnie Cray sagt Joe, er habe die moralische Verpflichtung, das wiedergutzumachen.
Die zwei ermordeten Frauen bleiben nicht die einzigen Opfer - allen gemeinsam ist, dass sie ein "A" auf die Stirn geritzt bekommen haben. In diesem Fall scheint nichts so zu sein, wie man glaubt, und Joe bittet seinen Freund, den Ex-Cop Vincent Ruiz, um Hilfe. Das Dreamteam ermittelt also wieder gemeinsam. Was ist das eigentlich, das Joe und Vincent so eng verbindet?
Michael Robotham: Kennengelernt haben Joe und Vincent sich in meinem ersten Roman ADRENALIN - zunachst waren sie allerdings alles andere als Freunde. Vincent verdachtigte Joe, eine ehemalige Patientin ermordet zu haben, und war fast das ganze Buch uber damit beschaftigt, Beweise dafur zu sammeln. Als am Schluss aber klar wird, wer wirklich der Morder ist, schlie?en Joe und Vincent Waffenstillstand. Freunde werden die beiden dann im zweiten Buch AMNESIE: Vincent wird niedergeschossen, leidet unter Gedachtnisverlust und kann nur mit Joes Hilfe herausfinden, was passiert ist.
Ihre Psychothriller spielen in einer ganz eigenen Liga, weil Sie es schaffen, all Ihre Figuren glaubwurdig zum Leben zu erwecken. Hochspannung trifft bei Michael Robotham immer auf psychologisch fein austarierte Charaktere. Wie wichtig ist Ihnen die Entwicklung Ihrer Figuren?
Michael Robotham: Viele Leute glauben falschlicherweise, dass es bei Thrillern vor allem um den Plot geht - ich finde, dass die Figuren an erster Stelle stehen sollten, denn an sie erinnern sich die Leser auch dann noch, wenn sie die Story des Buches schon lange wieder vergessen haben. Und es sind die Figuren, die Leser immer wieder zu den Buchern eines bestimmten Autors greifen lassen. Ich bin sonst kein Freund von Mottos, aber uber meinem Schreiben stehen die drei Worte MAKE THEM CARE.
Dann stimmt es also, dass die Worte "MAKE THEM CARE" uber Ihrem Schreibtisch hangen?
Michael Robotham: Ja, das stimmt. Wie schon erwahnt, sind diese drei Worte so etwas wie ein Motto fur mein Schreiben. Wir alle kennen sicher die Situation, dass wir ein Buch lesen oder einen Film oder eine Fernsehsendung sehen und dass uns eine bestimmte Figur vollig gleichgultig bleibt. Es ist uns egal, ob er seine Angebetete erobert, ob er den Fall lost, den Berg besteigt oder bis an sein Ende glucklich und zufrieden ist. Ich aber will, dass meine Figuren dem Leser nicht egal sind. Ich mochte, dass sie uber sie lachen, ihretwegen weinen, von ihnen zum Nachdenken angeregt werden und sich an sie erinnern.
"Ich hege keinen Groll gegen irgendwen. Nachdem ich so viel unterschiedliches Leid gesehen habe, frage ich mich allmahlich, ob das vielleicht meine Aufgabe ist, den Schmerz aufzusaugen, damit andere ein angenehmeres, glucklicheres Leben geschenkt wird", sagt Joe O'Loughlin im Buch ... Muss er diesmal noch mehr einstecken als in den Thrillern vorher?
Michael Robotham: In "Der Schlafmacher" muss Joe sich mit seiner wohl gro?ten Angst auseinandersetzen, und auch wenn er ein tiefes Verstandnis fur die menschliche Natur hat, konnen doch nicht alle, die er liebt, gerettet werden. Joe ist eine wunderbare Figur, aber als ich ihn damals in meinem ersten Buch einfuhrte, wollte ich diese Figur eigentlich gar nicht weitererzahlen. Ich gab ihm damals Parkinson und damit gewisserma?en ein Verfallsdatum - es gibt also eine Grenze, wie lange Joe noch weitermachen kann, und jedes Buch konnte das letzte fur ihn sein.
Gleich zu Anfang erfahren wir auch etwas uber das Kindheitstrauma des Taters: Seine Mutter starb bei einem Autounfall. Das pikante Detail, das dem Sohn lange verschwiegen wurde: Die Mutter sa? mit einem anderen Mann im Wagen, dessen bestes Stuck im Mund. So starb sie auch. Der Vater erzahlte dem Sohn daraufhin, dass seine Mutter nun in der Holle schmort und das auch verdient hat. Wie kommen Sie auf solche Settings - irgendwo gelesen oder ausgedacht?
Michael Robotham: Wie alle Schriftsteller schopfe ich aus den unterschiedlichsten Quellen. Ich habe viele Jahre als Journalist gearbeitet und dabei eine Menge Geschichten gesammelt. Auch heute noch bin ich ein Nachrichten-Junkie, lese jeden Tag mindestens drei Zeitungen und hore morgens zum Wachwerden immer den Newskanal im Radio. Au?erdem sammle ich Gesprachsfetzen und Anekdoten von Freunden, Familienangehorigen, Kollegen und auch Lesern. Also immer schon vorsichtig sein, was man einem Schriftsteller so erzahlt - es konnte sich in seinem nachsten Buch wiederfinden.
Joe O'Loughlin lebt getrennt von seiner Frau Julianne. Seine altere Tochter Charlie geht bald aufs College in Oxford und behauptet, sie wolle Psychologie studieren und wie Joe auch als forensische Psychologin arbeiten. Sie will in "Der Schlafmacher" unbedingt bei den Ermittlungen helfen. Erlaubt Joe ihr das?
Michael Robotham: Wie Charlie Joe in "Der Schlafmacher" erklart, hat er gar keine andere Wahl. Sie ist 18 und kann selbst entscheiden, was sie studiert - und sie will verstehen, warum ein Mann sie viele Jahre zuvor entfuhrt und gefangen gehalten hat. Joe hat immer gehofft, dass Charlie diese Erlebnisse vergessen hatte und uber sie hinweggekommen ware, doch nun wird er mit der Erkenntnis konfrontiert, dass ein solches Trauma niemals verschwindet.
Interview: Literaturtest
Ermittlerportrat Vincent Ruiz
Jedes Jahr an Vincents Geburtstag schickt ihm…mehr
Michael Robotham scheint an dem Excop Vincent Ruiz - "Er hat kein Herz aus Gold, nein, er hat ein noch viel kostbareres Herz" - sehr zu hangen. Der ehemalige Detective spielte in bislang jedem seiner Thriller eine Rolle. Der mittlerweile 62-jahrige Pensionist war und ist ein Cop alter Schule - einmal Cop, immer Cop. Der fruhe Tod seiner Frau Laura - mit ihr hat er zwei Kinder, die Zwillinge Michael und Claudia - knockte ihn aus. Zwei weitere Ehen folgten, gingen in die Bruche und es scheint, als sei Vincent zum Zyniker geworden. Sein gro?tes Versagen - er sieht es jedenfalls so - war der Selbstmord von Jane Lanfranchi. Sie wurde als 16-Jahrige von Ray Garza vergewaltigt und entstellt. Das ist nun 22 Jahre her. Das Trauma hat sie besiegt - und Vincent konnte nicht halten, was er ihr damals versprochen hatte: sie zu beschutzen. Seit 22 Jahren qualt ihn diese "Niederlage" und seit 22 Jahren hei?t sein Erzfeind daher Ray Garza. Der ist mittlerweile leider - obwohl skrupelloser Krimineller - in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Er "bekommt Medaillen von ihrer Majestat und wird als Philanthrop und Kunstmazen erwahnt".
Jedes Jahr an Vincents Geburtstag schickt ihm Garza eine Gluckwunschkarte als Erinnerung an den Fall Jane und als Verhohnung. Seinen Schmerz - den korperlichen und den seelischen - betaubt Ruiz mit Alkohol. Der schwere Trinker hat diese ungluckselige "Tradition" von seiner Mutter ubernommen. Korperlich leidet Vincent an den Spatfolgen eines Dumdumgeschosses, das sein linkes Bein traf. Es fuhlt sich immer noch an, "als wurden Ameisen an seinem narbigen Fleisch nagen", und es kostete ihn eine Hollenanstrengung, von den Schmerzmitteln loszukommen. Immerhin das. Wer nun denkt, Vincent sei verwahrlost, liegt falsch. Er hat seine Routine und er hat so etwas wie eine "Minifamilie": seine 18-jahrige Untermieterin Darcy, die Tanz an der Royal Ballet School studiert.
Fur Darcy, sehr direkt und ziemlich schlau, ist Vincents Exfrau Nummer drei, Miranda, eine "Freundin mit gewissen Vorzugen". Soll hei?en, ab und an landen Vincent und Miranda trotz Trennung miteinander im Bett. Was beide genie?en. Und auch Vincents Gehirn funktioniert immer noch prachtig: "Er hortet Erinnerungen wie ein Geizhals, der sein Gold zahlt - Namen, Daten, Orte, Zeugen, Verdachtige und Opfer [...] Deshalb kann er zuruckgreifen und Details von Kriminalfallen von vor funf, zehn Jahren herauspflucken und sich an sie erinnern, als waren sie erst gestern passiert. Er kann Tatorte heraufbeschworen, Unterhaltungen aufleben lassen und dieselben Lugen noch einmal horen." Vincent lasst also nie locker - Pensionierung hin oder her. Und er macht seine eigenen Regeln, geht an die Grenzen oder daruber hinaus. Ray Garza hat er immer auf dem Schirm ? Ob Michael Robotham ihm die Gelegenheit gibt, Ray Garza dranzukriegen? Nun, in "Bis du stirbst" kommt ihm Vincent verdammt nahe - doch ist es nahe genug?
Interview mit Michael Robotham
Michael Robotham: Die meisten Autoren werden Ihnen sagen, dass es weitaus interessanter ist, uber Bosewichter zu schreiben als uber Helden. Ich glaube, Schauspieler sehen das ganz ahnlich. In "Bis du stirbst" gibt es einige bemerkenswerte Schurken, der gro?te von ihnen ist Ray Garza, einer der ubelsten, die ich je erfunden habe.
Garza hat seine kriminelle Karriere als Soldat begonnen. Wahrend des ersten Golfkriegs, als der Irak in Kuwait einmarschierte, arbeitete er in der Logistik und beim Transport. Nachdem die Alliierten die Iraker wieder zuruck durch die Wuste gezwungen hatten, blieben Hunderte von Luxusautos…mehr
In "Bis du stirbst" erzahlen Sie uns die wirklich unglaubliche Geschichte von Sami Macbeth. Er sa? drei Jahre unschuldig im Gefangnis und hatte dort falschlicherweise den Ruf eines legendaren Safeknackers. Sami stellte das Missverstandnis nicht klar, sicherte es ihm doch im Knast den Respekt seiner Mitgefangenen. Leider haben auch ein paar uble Jungs au?erhalb der Gefangnismauern von Samis angeblichen Fertigkeiten gehort, und er gerat, kaum in Freiheit, in den gro?ten Schlamassel seines Lebens. Wer hat es auf Sami abgesehen?
Michael Robotham: Die meisten Autoren werden Ihnen sagen, dass es weitaus interessanter ist, uber Bosewichter zu schreiben als uber Helden. Ich glaube, Schauspieler sehen das ganz ahnlich. In "Bis du stirbst" gibt es einige bemerkenswerte Schurken, der gro?te von ihnen ist Ray Garza, einer der ubelsten, die ich je erfunden habe.
Garza hat seine kriminelle Karriere als Soldat begonnen. Wahrend des ersten Golfkriegs, als der Irak in Kuwait einmarschierte, arbeitete er in der Logistik und beim Transport. Nachdem die Alliierten die Iraker wieder zuruck durch die Wuste gezwungen hatten, blieben Hunderte von Luxusautos und geplunderte Geratschaften zuruck, die wahrend des Ruckzugs aufgegeben wurden. Olbohrvorrichtungen, Bagger, Jachten, Hubschrauber, Privatjets - Garza fand einen Weg, diese Dinge aus Kuwait herauszubringen und wurde reich damit. Zu der Zeit, in der der Roman beginnt, hat er es bereits zu einer tragenden Rolle der Gesellschaft gebracht, er ist steinreich, wird in die Downing Street Nr. 10 eingeladen und geht bei der Konigin ein und aus. Doch hinter all dem Reichtum bleibt er ein rucksichtsloser und brutaler Psychopath.
"Ein ganz schlechter Tag" - so lautet die Anfangsheadline und stimmt ein auf das, was uns Leser auf den nachsten 350 Seiten erwartet. Alles beginnt mit einer Bombenexplosion in der Londoner U-Bahn ... Sami uberlebt knapp und wird verfolgt. In die Enge getrieben, behauptet er, er habe eine Bombe in seinem Rucksack - damit scheint sein Schicksal besiegelt und die Jagd beginnt. Als Leser ertappt man sich immer wieder dabei, mit Sami mitzufiebern und fuhlt sich ihm verbunden. Erging es Ihnen beim Schreiben ahnlich?
Michael Robotham: Die Idee fur "Bis du stirbst" kam mir kurz nach den Attentaten auf die Londoner U-Bahn im Juli 2005, als drei Sprengsatze in der U-Bahn und ein vierter in einem Doppeldeckerbus gezundet wurden. Kurz darauf war ich in London, und das Gefuhl von Angst und Misstrauen war uberall. Ich bin oft mit der U-Bahn gefahren und hatte einen kleinen Rucksack mit Wasser und Notizbuchern dabei. Ich bemerkte, wie die Menschen den Rucksack zwischen meinen Fu?en ansahen. Da fragte ich mich, was passieren wurde, wenn etwas anderes darin stecken wurde, das man niemandem zeigen konnte - nicht unbedingt eine Bombe, aber etwas Illegales. Wurde man sich weigern, seinen Rucksack fur eine Inspektion zu offnen oder wegrennen, konnte man leicht als Terrorist verdachtigt werden.
Auch eine andere Geschichte war mir noch sehr prasent: das war der Tod von Jean de Menezes in der U-Bahnstation Stockwell. Er wurde von Sicherheitskraften erschossen, die ihn falschlicher Weise fur einen Selbstmordattentater hielten. Ohne jegliche Vorwarnung feuerten sie sieben Schusse auf seinen Korper ab - auf einen unschuldigen Menschen. Ich wollte diesem Gefuhl der Angst und der Massenhysterie auf den Grund gehen, das so eine Tragodie verursachen konnte, weshalb ich Sami Macbeth erfand - einen zufalligen Terroristen und den unglucklichsten Menschen der Welt.
Vincent Ruiz, ehemaliger Polizist, ist eine Figur, die in allen Ihren Buchern eine Rolle spielt - so auch in "Bis du stirbst". Fur alle, die Vincent noch nicht kennen sollten: Was fur ein Typ ist er und warum lasst er sich in "Bis du stirbst" von seiner Exfrau dazu uberreden, ein Auge auf Sami zu haben?
Michael Robotham: Vincent Ruiz ist die einzige Figur, die in allen meinen Romanen auftaucht - entweder als Erzahler oder als Nebencharakter. Er ist ganz anders als Joe O'Loughlin. Er ist ein schwerer Trinker, ein Ex-Detective mit einem harten Leben, drei gescheiterten Ehen und einer alkoholkranken Mutter - ein Leben voller Tiefschlage. Gleichzeitig hat er einen wunderbaren Sinn fur Humor und eine pragmatische Weltsicht. Ich wurde nicht sagen, dass er ein Herz aus Gold hat - denn es ist noch viel wertvoller ...
Ruiz trifft im Lauf seiner Nachforschungen auf seinen argsten Feind. Kommt es zum Showdown?
Michael Robotham: Wie viele Ermittler verfolgen auch Ruiz bestimmte Falle noch lange, nachdem er im Ruhestand ist. Das sind die Verbrechen, die nicht aufgeklart oder Tater, die nicht verurteilt werden konnten. In Ruiz' Fall ist das der Verbrecher Ray Garza. Dabei geht es nicht nur um Geld oder Status. Garza hatte einst ein sechzehnjahriges Madchen vergewaltigt und entstellt - sie wollte Schonheitskonigin werden. Ihr Leben war zerstort, aber Garza konnte sich einer Strafe entziehen. Und als ob das nicht reichen wurde, schickt er jedes Jahr eine Geburtstagskarte, um den Finger in die Wunde zu legen.
Garza ist der Mann, der Ruiz im Traum verfolgt, aber er hat sich bislang als unantastbar erwiesen.
In "Bis du stirbst" reichen die kriminellen Verstrickungen in hochste Polizeikreise, die Korruption bluht, Morde werden vertuscht. Die wenigen Aufrechten scheinen auf verlorenem Posten zu stehen ... Sehen Sie die Realitat ahnlich pessimistisch?
Michael Robotham: Ich halte sehr viel von den Mitarbeitern der Strafverfolgungsbehorden. Die meisten von ihnen arbeiten hart, gewissenhaft und sie machen unsere Stra?en sicher. Doch ich habe viele Jahre als Journalist gearbeitet, weswegen ich wei?, dass Korruption auf allen Ebenen der Geschaftswelt, bei der Polizei und in der Politik vorkommt. Einige sind aktiv beteiligt, andere schauen lieber weg oder schweigen, anstatt etwas zu unternehmen.
Sie mussen sich nur die jungsten Ereignisse in Gro?britannien im Zusammenhang mit von Zeitungen gehackten Telefonen und illegalen Zahlungen an die Polizei anschauen, um zu erkennen, dass wir nicht in einer perfekten Welt leben. Ich bin kein Verschworungstheoretiker. Ich glaube nicht, dass die Arbeit der Regierung bis ins Mark verdorben oder durch und durch korrumpiert ist. Aber so lange es organisierte Kriminalitat gibt, werden Menschen der Gier, Erpressungen oder Drohungen erliegen.
Trotz der dusteren Geschichte und der atemlosen Jagd blitzen in dem Buch immer wieder herrlich komische Szenen auf, z. B. die Tresorszene oder die "Geiselnahme". Sie scheinen diese Mischung aus Verzweiflung und Galgenhumor zu lieben ...
Michael Robotham: "Bis du stirbst" soll dunkel sein, tempogeladen, sexy, gewalttatig und hoffentlich auch lustig. Ich wollte etwas anderes, als meine normalen Thriller schreiben. Ich habe versucht, den Geist von Quentin Tarantino oder Guy Ritchie heraufzubeschworen. Dabei habe ich an Filme wie "Pulp Fiction" und "Bube, Dame, Konig, grAS" gedacht. Ich wei? nicht, ob es mir gelungen ist, aber das Schreiben hat riesigen Spa? gemacht.
Ihre Fangemeinde in Deutschland ist gro?. Daher naturlich zum Schluss die Frage: Woran arbeiten Sie aktuell und wann erscheint das Buch?
Michael Robotham: Auf meine deutschen Fans wartet in den Buchladen bald ein echter Leckerbissen. "Sag, es tut dir leid" ("Say you're sorry) kommt im September heraus. Joe O'Loughlin und Vincent Ruiz sind zuruck in dem, wie ich glaube, unheimlichsten Buch, das ich seit "Dein Wille geschehe" geschrieben habe.
Es erzahlt die Geschichte von zwei Madchen im Teenageralter, den besten Freundinnen Piper Hadley und Tash McBain, die am letzten Wochenende der Sommerferien bei einem Dorffest "verloren gehen". Ihr Verschwinden fesselt die Nation, es kommt zu Mahnwachen, Medienkampagnen und von Zeitungen ausgelobten Pramien, aber es wird nie eine Spur von den Madchen gefunden, und sie geraten allgemein in Vergessenheit - abgesehen von ihren Familien. Drei Jahre spater, wahrend der schlimmsten Schneesturme des Jahrhunderts, werden in dem Bauernhaus, wo Tash McBain einst lebte, ein Mann und seine Frau brutal ermordet.
Joe O'Loughlin wird zu Hilfe gerufen, um die Morde zu untersuchen, und ist bald davon uberzeugt, dass Piper und Tash noch am Leben sein konnten. Gemeinsam mit Vincent Ruiz uberredet er die Polizei, den Fall noch einmal aufzurollen. Doch je naher sie der Wahrheit kommen, desto dusterer und gefahrlicher wird es.
In diese Geschichte gibt es mehrere Verdachtige und ein paar schockierende Wendungen, die man nicht vorhersieht, das verspreche ich Ihnen. Fur Joe ist das etwas Personliches. Piper zahlt auf ihn und es geht dabei um ihr Leben...
Interview: Literaturtest