Autor: Manuel
Datum: 01.11.2020
Tags: Empfehlung, Unser Buchtipp

Wem kann man sich anvertrauen, wenn es im eigenen Umfeld, im eigenen Leben keinen sicheren Ort mehr gibt?

Es ist die Nacht des 29. November, ein Samstag, und Klara befindet sich auf dem Weg nach Hause. Sie ist allein, scheinbar zumindest, doch sie weiß genau, dass sie verfolgt wird. Um ihrer Angst Herr zu werden wählt Klara die Nummer des Begleittelefons, in der Hoffnung, die Person am anderen Ende der Leitung könne ihr genug Halt geben, um ihr Ziel dennoch zu erreichen.

Eigentlich ist Jules Tannbergs Zeit als Mitarbeiter der Notrufzentrale seit dem traumatischen Tod seiner Frau und seines Sohns Geschichte. Als sein bester Freund ihn aber um Hilfe bittet, übernimmt er trotz einiger Vorbehalte dessen Schicht am Begleittelefon – nicht ahnend, was ihn bei seinem ersten Anruf erwartet.

Die besorgte Anruferin verrät Jules, dass ihr Tod kurz bevorsteht: In wenigen Stunden wird der als „Kalender-Killer“ bekannte Mörder sie auf grausame Weise töten. Sich ihrem Schicksal ergebend erzählt Klara von den Ereignissen, die sie in diese ausweglose Situation brachten, von ihrem gewalttätigen Ehemann und den Qualen, die sie durchleben musste.

Jules ist fest entschlossen Klaras Leben zu retten, doch kann er ihren Geschichten tatsächlich Glauben schenken? Je tiefer er bohrt, desto verstörender werden die Abgründe, die ihm offenbart werden – und plötzlich scheint auch sein eigenes Leben und alles, woran er glaubte unwiederbringlich verändert …

Wahn oder Wirklichkeit

In seinem neuesten Roman „Der Heimweg“ spielt Sebastian Fitzek wieder einmal mit der Wahrnehmung seiner Protagonisten und führt seine Leser auf diese Weise des Öfteren in die Irre. Immer wieder stellt man sich die Frage, ob es sich bei Jules und Klara um unzuverlässige Erzähler handelt – doch kaum glaubt man eine Antwort gefunden zu haben, werden Ereignisse in ein neues Licht gerückt und man beginnt mit dem Zusammensetzen der Puzzlestücke erneut von vorne. Mit unzähligen überraschenden Wendungen, die in anderen Erzählungen schon fast hanebüchen wirken würden, schafft es der Autor hier, dass man bis zu den letzten Seiten gespannt auf die Auflösung wartet.

Wie man es von Sebastian Fitzek kennt, werden auch in „Der Heimweg“ die dunkelsten Aspekte des Menschen beleuchtet: Häusliche und sexuelle Gewalt, Suizid, Folter – nichts wird beschönigt und lässt selbst hartgesottene Thriller-Fans an so manchen Stellen schlucken. Wer mit diesen Themen jedoch zurechtkommt wird mit einem unglaublich einfallsreich konstruierten Psychothriller belohnt, der noch einige Zeit nach dem Lesen nachwirkt.

Fazit: Mit „Der Heimweg“ hat Sebastian Fitzek die ohnehin schon hohen Erwartungen an seine Bücher wieder einmal übertroffen. Ein Psychothriller so spannend, brutal und fesselnd, dass er seinesgleichen sucht.   


 


Weitere Beiträge