Kinderbuch des Monats Juni 2020
„Der kleine Drache Kokosnuss und der chinesische Drache“ von Ingo Siegner - Von der bücher.de-Redaktion gelesen und auf Herz und Nieren getestet
Kinderbuch des Monats
Ingo Siegner: Der kleine Drache Kokosnuss und der chinesische DracheDie Ferien stehen vor der Tür und der kleine Fressdrache Oskar soll mit seinem Papa Herbert nach China reisen. Dort heiratet sein Onkel eine chinesische Drachin. Ohne seine Freunde hat Oskar gar keine Lust auf die weite Reise. Also beschließen Kokosnuss und Matilda, ihn zu begleiten. In China treffen sie jedoch auf den riesigen Drachen Long Long, der sie kurzerhand in seinen Suppentopf steckt. Und dann kommt auch noch ein Wirbelsturm auf … Kokosnuss, Matilda, Oskar und Herbert kriegen zum Glück noch die Kurve und treffen pünktlich zur Hochzeit ein. Am Ende findet ein rauschendes Fest statt – mit viel gutem Essen.
Was?
Wie man es von den Abenteuern um Kokosnuss kennt, geht es im Herzen um die unverwüstliche Freundschaft der unterschiedlichen Tiere. Oskar ist ein Fressdrache, Kokosnuss dagegen Vegetarier. Das kleine Stachelschwein Matilda überrascht die beiden Drachen immer wieder mit ihren tollen Ideen. Diesmal ist es Matildas Kumpel Amadeus, ohne den sie gar nicht erst ins Abenteuer aufbrechen könnten …
Wie?
Die Geschichte wird in sieben kurzen Kapiteln erzählt. Große und kleine farbenfrohe Bilder, die der Autor stets selbst gestaltet, illustrieren das ganze Buch – und liefern noch die eine oder andere zusätzliche Pointe.
Für wen?
Das neue Erstleseabenteuer vom kleinen Feuerdrachen ist für alle Kinder, bei denen es schon etwas mehr Text sein darf. Vorgelesen sind die kurzen Kapitel auch wunderbare Gute-Nacht-Geschichten zum In-die-Ferne-Träumen.
Von wem?
Der „Vater“ des kleinen Drachen Kokosnuss ist Ingo Siegner. Heute lebt der 1965 geborene Autor wieder in seiner Heimatstadt Hannover. Erst als Au-pair, dann als Student zog es ihn nach Frankreich. Später war er als Kinderbetreuer für einen Veranstalter von Familienreisen unterwegs. Schon dort erzählte er den Kindern gern Geschichten. Heute kann er sich hauptberuflich seinen Kinderbuchfiguren widmen: allen voran Kokosnuss, gefolgt von den Ratten Eliot und Isabella sowie dem Erdhörnchen Gustav.
Und weiter?
Fast 30 Bücher und viele multimediale Ableger – Filme, Hörbücher, Spielzeug und Fanartikel – umfasst das „Drache Kokosnuss“-Universum nun schon. Und kaum ist das neue Abenteuer erschienen, arbeitet Ingo Siegner auch schon am nächsten. Mehr darüber verrät er im Interview …
Autoreninterview
Interview mit Ingo Siegner zu „Der kleine Drache Kokosnuss und der chinesische Drache“Herr Siegner, in unserem letzten Gespräch berichteten Sie, dass es Sie immer wieder reizt, spannende Erkenntnisse in Ihre Bücher einzubauen. Was haben Sie bei der Arbeit am aktuellen Kokosnuss-Buch Neues erfahren?
Ich habe mich mit kundigen Menschen über die lange chinesische Kultur, die Küche des Landes und die alltäglichen Umgangsformen unterhalten, um mir ein möglichst vielschichtiges Bild zu machen. Daneben habe ich die Berichterstattung über China verfolgt und ein Buch gelesen, in dem der Autor die widersprüchliche Politik der chinesischen Regierung beleuchtet, das Land einerseits für den Welthandel weiter zu öffnen und andererseits die Macht der Staatspartei zu stärken.
Natürlich sollte mein Buch vor allem wieder ein spannendes und lustiges Kokosnuss-Abenteuer werden. Die Herausforderung war, das traditionelle und aktuelle China im Hintergrund einfließen zu lassen. So ist der Drache Long Long entstanden: mächtig, geheimnisvoll, allgegenwärtig – und ein Feinschmecker! Long Long möchte den kleinen Drachen Kokosnuss zu einer Suppe verarbeiten, denn einen Feuerdrachen hat er noch nie probiert. Das Stachelschwein Matilda soll für den Grundgeschmack sorgen. Das lassen sich die beiden nicht so einfach gefallen ...
Haben Sie für dieses Abenteuer auch ein paar Vokabeln gelernt?
Ich war noch nie in China und habe nur Erfahrungen aus zweiter Hand. Ein paar Worte habe ich gelernt, weil ich sie für das Buch wichtig fand: zum Beispiel Guten Tag, bitte, danke. Und die Schriftzeichen für Zirkus kommen im Buch vor.
In den Geschichten versteckten Sie immer gern Hinweise auf frühere Abenteuer von Kokosnuss und Co. Woher kennen sich zum Beispiel das Stachelschwein Matilda und der Schwimmdrache Amadeus?
Die beiden haben sich im ersten Kokosnuss-Band kennengelernt. Diese Freundschaft erwähne ich hier direkt im Text. Oft schreibe ich solche Hinweise aber in Fußnoten, um bestimmte Konstellationen nicht mehr erklären zu müssen. Sie sind also kein Selbstzweck, sondern erleichtern den Erzählfluss im Haupttext. Zum Beispiel verwenden die Freunde bei ihren Zeitreisen einen „Laserphaser“. Woher sie dieses Gerät haben, erkläre ich stets in einer Fußnote.
Oder wenn die Freunde in eine Grube fallen, so protestiert Matilda schon einmal: „Dauernd stürzen wir in irgendwelche Fallgruben!“, weil mir aufgefallen ist, dass ich das Motiv „Fallgrube“ häufiger verwende. Damit das nicht peinlich wird und womöglich der Eindruck entsteht, dem Autor fiele nichts mehr ein und er lasse seine Figuren am Ende immer in Gruben stürzen, trete ich die Flucht nach vorn an und schreibe in eine Fußnote: „Stimmt nicht! Bisher nur bei ‚Kokosnuss und der schwarze Ritter‘ und ‚Kokosnuss und die wilden Piraten‘.“ Gerade fällt mir ein, dass die kleinen Helden auch im Buch „Kokosnuss bei den wilden Tieren“ in eine Grube stürzen ... Über das Grubenmotiv werde ich noch einmal nachdenken.
Der kleine Fressdrache Oskar macht sich Sorgen, dass sich sein Vater in China „daneben benimmt“. Erinnern Sie sich daran, wie Sie in Ihrer Kindheit auch mal Ihren Eltern Benehmen beibringen wollten?
Ich erinnere mich vor allem daran, dass mein Vater uns Geschwistern Manieren beibringen wollte: gerade sitzen, nicht pupsen, nicht in der Nase bohren, Hände auf den Tisch und so weiter. Aber umgekehrt? Vielleicht habe ich einmal darüber nachgedacht, ob es ein gutes Benehmen von meinem Vater war, im Restaurant immer eine Plastiktüte für Essensreste dabei zu haben. Aber ich glaube, diese Eigenart fand ich eher gut. Das Essen wird ja sonst weggeworfen.
Kokosnuss war schon an vielen realen und fantastischen Orten. Wo war er noch nie, wovon träumen Kokosnuss und seine Freunde?
Die Welt ist groß, es gibt viel zu viele Orte und Ideen, als dass ich sie alle aufschreiben könnte! Vielleicht wollen sie irgendwann einmal nach Indien reisen, aber erst einmal muss Kokosnuss seinem Cousin helfen, die Drachenprüfung zu bestehen: Für dieses Abenteuer schreibe ich gerade erste Ideen auf.
Und Kokosnuss ist womöglich in ein Drachenmädchen verliebt. Davon weiß aber noch keiner etwas, nicht einmal das Drachenmädchen. Mal sehen, wenn sich in der Sache etwas tut, schreibe ich bestimmt darüber.
Im August veröffentlichen Sie schon das nächste Buch. Worauf kann man sich in "Eliot und Isabella in den Räuberbergen" freuen?
Die beiden Rattenkinder wollen endlich einmal Ferien ohne Zwischenfälle verbringen, nämlich in den Bergen wandern und zelten. Darüber müsste ich ja gar kein Buch schreiben, doch sie treffen auf Bocky Bockwurst und seine Bande und erfahren, dass Bocky sich bei dem Banditen Don Papa Ratzo als Hilfsbandit bewerben will. Don Ratzo will nämlich die Bank von Klunkerberg ausrauben, und da möchte Bocky ganz gerne mitmischen. Eliot und Isabella wollen den Banditen einen Strich durch die Rechnung machen, doch das droht schiefzugehen. Ein Glück, dass es den Wachtmeister Willi Wumpe gibt!
Interview: Literaturtest, 2020
Autorenporträt
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