Unter dem Motto "Ein Thema, vier Bücher" stellen die Lektorinnen und Lektoren des Suhrkamp Verlags mit Unterstützung von Moderator Max Spallek regelmäßig die unterschiedlichsten Romane, Wissenschafts- und Sachbücher vor.
Lehnen Sie sich zurück, genießen Sie "Suhrkamp espresso" und lassen Sie sich zu Ihrer nächsten Lektüre inspirieren.
Die Titel im Überblick
Der Code des Kapitals von Katharina Pistor
Kapital ist das bestimmende Merkmal moderner Volkswirtschaften, doch die
meisten Menschen haben keine Ahnung, woher es tatsächlich kommt. Was
verwandelt bloßen Reichtum in ein Vermögen, das automatisch mehr
Reichtum schafft? Katharina Pistor zeigt in ihrem bahnbrechenden Buch,
wie Kapital hinter verschlossenen Türen in Anwaltskanzleien geschaffen
wird und warum dies einer der wichtigsten Gründe für die wachsende
Ungleichheit in unseren Gesellschaften ist.Das Recht »codiert« selektiv
bestimmte Vermögenswerte und stattet sie mit der Fähigkeit aus, privaten
Reichtum zu schützen und zu produzieren. Auf diese Weise kann jedes
Objekt, jeder Anspruch oder jede Idee in Kapital umgewandelt werden -
und Anwälte sind die Hüter dieses Codes. Sie wählen aus verschiedenen
Rechtssystemen und Rechtsinstrumenten diejenigen aus, die den
Bedürfnissen ihrer Mandanten am besten dienen. Techniken, die vor
Jahrhunderten Landbesitz in Kapital transformierten, dienen heute zur
Codierung von Aktien, Anleihen, Ideen und Zukunftserwartungen. Ein
großes, beunruhigendes Porträt der globalen Natur dieses Codes sowie der
Menschen, die ihn gestalten, und der Regierungen, die ihn durchsetzen.
Kapitalismus global von Branko Milanović
Zum ersten Mal in der Geschichte dominiert ein einziges
Wirtschaftssystem den Globus. Von Peking bis Porto Alegre: Ob es uns
gefällt oder nicht, heute sind wir alle Kapitalisten. Das Mantra der
Alternativlosigkeit gehört längst zum rhetorischen Standardrepertoire
von Politikern jeder Couleur. Warum konnte sich der Kapitalismus gegen
den Kommunismus durchsetzen? Wie steht es um die Aussichten auf eine
gerechtere Welt, nun, da seine Vorherrschaft ohne Konkurrenz
ist?Spätestens seit der Finanzkrise zeichnet sich ab, dass zwei
Ausprägungen im Wettstreit miteinander liegen: ein liberaler
Kapitalismus, der mit rechtsstaatlichen Prinzipien und Demokratie
einhergeht, und ein autoritärer, in dem Vetternwirtschaft und politische
Willkür an der Tagesordnung sind. Wenn es nicht gelingt, so Milanovic,
Herausforderungen und Probleme wie Ungleichheit, Migration oder
Korruption zu meistern, ist nicht nur die liberale Wirtschaftsordnung,
sondern auch die Demokratie in Gefahr. Aber der Kapitalismus ist ein von
Menschen gemachtes System: Unsere Entscheidungen bestimmen, welche Form
er in Zukunft annimmt.
Die Unverhofften von Christoph Nußbaumeder
Spätsommer 1900 im Bayerischen Wald. Die junge Arbeiterin Maria blickt
von einer Anhöhe herab auf ihr Dorf. Die Glasfabrik, die den Menschen
hier Arbeit gibt, steht in Flammen. Maria selbst hat das Feuer gelegt
aus Rache für eine ungesühnt gebliebene Vergewaltigung. In dieser
verheerenden Brandnacht nimmt die Geschichte einer Familie ihren
Ausgang, in deren Zentrum der Aufstieg Georg Schatzschneiders,
unehelicher Sohn einer Magd, zum Lenker eines Großkonzerns steht. Doch
wo vordergründig unbändiger Ehrgeiz und unternehmerischer Instinkt zu
den Erfolgsgaranten einer atemberaubenden Karriere im erst noch
geteilten, dann wiedervereinigten Deutschland werden, begleicht im
Hintergrund Generation um Generation dieser Familie eine große, aus
einer Notlüge entstandene Schuld, die die Vorfahren Georgs auf sich
geladen haben.
Schulden. Die ersten 5000 Jahre von David Graeber
Seit der Erfindung des Kredits vor 5000 Jahren treibt das Versprechen
auf Rückzahlung Menschen in die Sklaverei. Die Geschichte der Menschheit
erzählt David Graeber als eine Geschichte der Schulden: eines
moralischen Prinzips, das nur die Macht der Herrschenden stützt. Damit
durchbricht er die Logik des Kapitalismus und befreit unser Denken vom
Primat der Ökonomie. Schulden sind nur Versprechungen, so Graeber, und
die Welt ist voll von Versprechungen, die nicht gehalten wurden. Jede
grundlegende gesellschaftliche Veränderung aber beginnt mit der Frage:
Wie können wir eine neue, eine bessere Welt schaffen?