Der Verdacht
„Der Verdacht“ ist ein Roman, der es absolut in sich hat.
Blythe ist schwanger und freut sich schon darauf, Mutter zu werden. Sie hat ganz genaue Vorstellungen, denn sie will ihrem Kind eine bessere Mutter sein, als ihre eigene es ihr war. Doch als sie dann ihre Tochter Violet zum ersten Mal in den Armen hält, fühlt sich einfach alles nur falsch an. Die unendliche Liebe, die sie sich vorgestellt hat, bleibt auch nach einiger Zeit noch aus und je älter Violet wird, umso größer wird Blythes Abneigung gegen den Menschen, der ihr eigentlich der Wertvollste auf der Welt sein sollte.
Sie erkennt abweisende und teils feindselige Wesenszüge an ihrer Tochter, die sie sich nicht erklären kann. Warum ist das Verhältnis zwischen den beiden schlecht, so kalt und böse? Warum hasst Violet sie? Was stimmt nicht mit ihr? Oder bildet sich Blythe das alles nur ein?
Ihrem Mann Fox, der zu Violet ein sehr gutes und liebevolles Verhältnis hat, bleiben die Spannungen zwischen seinen beiden Frauen ebenfalls nicht verborgen. Er kann Blythes ablehnendes Verhalten der eigenen Tochter gegenüber nicht verstehen und nicht tolerieren und so kriselt es nach und nach auch in der Ehe.
Blythe hat keinerlei Rückhalt aus ihrer eigenen Familie, niemanden, mit dem sie reden kann. Sie sehnt sich doch einfach nach einer erfüllten Mutterschaft. Als sie erneut schwanger wird, scheint sich alles zum Positiven zu wenden. Sogar das Verhältnis zu Violet verbessert sich zusehends.
Doch das nächste große Unglück lässt nicht lange auf sich warten und es ist schlimmer als alles zuvor ...
Das Buch wird aus der Perspektive von Blythe erzählt, die ihrem Mann Fox ihre Version der Geschichte schreibt. Die Erzählung erfolgt somit natürlich in der Vergangenheitsform.
Die Autorin sorgt für gelegentliche Unterbrechungen und lockert diesen Brief an Fox mit zeitlichen Rückblicken auf. Der Leser erfährt so mehr über Blythes Kindheit sowie die Geschichte der Frauen aus ihrer Linie. Ist das Unglück ein Schicksal, das alle Frauen ihrer Linie trifft? Nach und nach wird hier ein Schema erkennbar, das Einblicke in die Psyche und Gedanken von Blythe ermöglicht.
Wem Zeitsprünge in die Vergangenheit nichts ausmachen, der wird sich gut unterhalten fühlen, auch wenn diese zunächst vielleicht etwas verwirrend erscheinen. Man muss sich darauf einlassen und konzentriert dabeibleiben.
Das Buch ist definitiv nichts für schwache Nerven oder ängstliche Gemüter, denn die Thematik, sein eigenes Kind nicht lieben zu können ist ganz schwere Kost und regt stark zum Nachdenken an. Hier wird ein Thema angesprochen, das in der Gesellschaft eher ein Tabu ist.
Auch der starke Kontrast zwischen absolutem Glück und dessen Zerbrechlichkeit wird hier stark hervorgehoben.
Buchflüsterer – Gastbeitrag
Kennen Sie unsere Buchflüsterer? Die bücher.de Buchflüsterer sind Vielleser, die für uns und für Sie Neuerscheinungen lesen und rezensieren. Aufmerksam und mit viel Lesefreude prüfen die Buchflüsterer neue Bücher vom Titelblatt bis zur letzten Seite – und geben ihre Empfehlung aus erster Hand an Sie weiter. Die Bewertungen der Buchflüsterer finden Sie direkt beim entsprechenden Artikel. Hin und wieder präsentieren wir eine ausführliche Rezension an dieser Stelle – als Gastbeitrag im bücher.de Magazin!
Sue stellt sich vor
Seit 2013 darf ich als Buchflüsterer bei bücher.de meine Rezensionen unter dem Pseudonym Sue veröffentlichen. Lesen ist meine persönliche Sucht und es gibt keinen Tag, an dem ich ihr nicht nachgebe – egal wo ich bin.