Autor: Vera
Datum: 14.05.2021
Tags: Empfehlung, Unser Buchtipp

Australien in den 1980ern. Die Lebensumstände des elfjährigen Eli sind denkbar unglücklich. Eli lebt mit seiner Mutter, seinem Stiefvater und seinem stummen Bruder August in einem von Gewalt und Drogen dominierten Umfeld am Rand von Brisbane. Sein Stiefvater Lyle dealt mit Heroin und seine Mutter Frances ist ein Ex-Junkie. Seinen leiblichen Vater Robert hat Eli lange nicht gesehen – aus gutem Grund: Vor Jahren hat Robert seine beiden kleinen Söhne fast ertrinken lassen. Und dann ist da noch Elis und Augusts „Babysitter“ Slim, der einst einen Taxifahrer zu Tode prügelte und daraufhin viel Zeit im Gefängnis verbracht hat.

Elis soziale Herkunft und die Situation, in der er sich mit elf Jahren befindet, bilden keine vielversprechende Ausgangsposition. Sein Schicksal scheint vorgezeichnet. Gewalt erzeugt Gegengewalt – oder etwa nicht? Eine ähnliche Frage stellt sich auch Eli, der herausfinden möchte, was den Werdegang von Menschen beeinflusst. „Mich interessiert, was sie an den Punkt gebracht hat, an dem sie sind. Mich interessiert, der Moment, an dem sie beschlossen haben, böse zu sein statt gut.“

Elis Blick aufs Leben noch frei von festgefahrenen Denkweisen. Er ist neugierig und verfügt über eine außergewöhnlich reife Beobachtungsgabe. Gleichzeitig ist er mit seinen elf Jahren naiv genug, um noch voller Hoffnung zu sein – auch in Bezug auf seine eigene Zukunft. Unbeirrt verfolgt er seine Ziele, die er klar vor Augen hat: Er möchte Journalist werden, sich verlieben und ein guter Mann werden. Als Leserinnen und Leser mit Lebenserfahrung erscheint uns das fast unmöglich. Ein Drogenboss und verschiedene kriminelle Handlungen kreuzen Elis Weg. Gelingt es ihm, abzubiegen, bevor er endgültig auf die schiefe Bahn gerät?

Am Beispiel von Eli und den anderen, fein gezeichneten Charakteren lernen wir, dass es zwischen den beiden Extremen „gut“ und „böse“ unendlich viele Möglichkeiten gibt und dass Liebe, Fürsorge und Glück auch dort zu finden sind, wo wir sie am wenigsten vermuten.

Trent Daltons „Der Junge, der das Universum verschlang“ ist ein grenzüberschreitender Roman. Dalton räumt mit gängigen Stereotypen auf und sein Buch bewegt sich frei über das Limit eines Genres hinweg. Aus einer Coming-of-Age-Geschichte entwickelt sich ein Thriller, der fließend in eine Abenteuererzählung mit romantischen und übernatürlichen Elementen übergeht.

Fazit: Trent Daltons Erzählweise ist einzigartig. Bildhaft und fantasievoll, derb und philosophisch schildert er Elis Geschichte. „Der Junge, der das Universum verschlang“ verdeutlicht, dass es nicht die offensichtlichen Merkmale sind, die uns zu guten oder schlechten Menschen machen. Daltons Roman geht zu Herzen – und lässt uns staunend zurück.


Über Trent Dalton

Von uns aus gesehen lebt und schreibt Trent Dalton am anderen Ende der Welt. Der Australier wurde 1979 geboren und wuchs in Bracken Ridge auf, einer Sozialsiedlung am Rand von Brisbane. Zum Schreiben kam er, weil er wissen wollte, was Menschen antreibt. Er schlug zunächst eine klassische journalistische Laufbahn ein – mit großem Erfolg: So gewann er zweimal den „Walkley Award for Excellence in Journalism“. Als Journalist ergründete und erzählte er vor allem die Geschichten anderer Menschen. Teile seiner eigenen Geschichte verarbeitete er schließlich in seinem ersten Roman „Der Junge, der das Universum verschlang“. Sein Erstlingswerk eroberte auf Anhieb australische Bestsellerlisten und galt 2019 in Daltons Heimatland als das am schnellsten jemals verkaufte Debüt. Bereits mehr als eine halbe Million Exemplare von „Der Junge, der das Universum verschlang“ gingen in Australien über den Ladentisch. 





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