Autor: Vera
Datum: 04.06.2020
Tags: Empfehlung, Unser Buchtipp

Björn Diemel praktiziert ein achtsames Leben. Mithilfe des Lebensberaters Joschka Breitner hat der gestresste Anwalt herausgefunden, wie er seine Probleme in den Griff bekommt. Er hat seinen Alltag entschleunigt. Darüber hinaus scheint es ihm gut zu tun, böswillige Menschen nicht mit Unterstützung der Staatsgewalt, sondern gemäß einer ganzheitlichen Selbstjustiz zu beseitigen. 
Die Fortsetzung von Karsten Dusses Bestseller „Achtsam morden“ beginnt damit, dass Björn Diemel der Frage auf den Grund gehen möchte, was seine Probleme überhaupt verursacht hat. Erneut hat er – fast schon aus Versehen – ein Menschenleben auf dem Gewissen. Und wieder ist es sein Achtsamkeits-Coach, der Björn die Augen öffnet. Der Schlüssel für seine schnelle Reizbarkeit liegt irgendwo in der Vergangenheit.

Das innere Kind

Als Erwachsene haben wir die Kindheit längst hinter uns gelassen. Der kleine Mensch, der wir einmal waren, existiert nicht mehr – oder etwa doch? Ein therapeutisches Konzept aus den 1970-er und 1980er-Jahren besagt: Eine Miniversion unseres Selbst ist immer noch in uns. Und dieses innere Kind versucht ein Leben lang, sich das zu nehmen, was es früher nicht bekommen hat.
Getreu dem Motto „Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit“, tut Björn nun alles dafür, um sein traumatisiertes inneres Kind zu heilen.

Ganzheitlich witzig

Björns Bestreben, sich nachhaltig zu therapieren, stößt auf diverse Widerstände. Dazu gehören ein toter und ein gekidnappter Mafiaboss. Nüchtern berichtet Karsten Dusses Ich-Erzähler über Gewalttaten, die er selbst begangen hat. Dabei steht Björn Diemel dem Geschehenen nicht gleichgültig gegenüber. Vielmehr liefert er laufend Erklärungen für seine Taten. Er bettet seine kriminellen Machenschaften so logisch in das gelebte Achtsamkeitsprinzip ein, dass sein Verhalten nicht nur ihm selbst, sondern auch dem Leser absolut plausibel erscheint. Das ist irre – und irre lustig.

Fazit: Karsten Dusse gelingt es, das Thema „Achtsamkeit“ jederzeit respektvoll zu behandeln. Dabei stellt er es so geschickt in den Mittelpunkt eines Kriminalromans, dass eine wahnwitzige und urkomische Geschichte entsteht, die von der ersten bis zur letzten Seite spannend und unterhaltsam ist.

Karsten Dusse: Autor, Anwalt, Anheizer

Karsten Dusse, der 1973 in Essen geboren wurde, ist selbst Anwalt mit Nebenbeschäftigungen. Glücklicherweise bewegt er sich mit allen im Rahmen der Legalität. Trotzdem sind viele davon eher ungewöhnlich für einen Juristen: Schon während seines Studiums jobbte er in der Medienbranche. Seine TV-Karriere umfasst Tätigkeiten als Anheizer im Studio, Darsteller in Gerichtsshows, Reporter, Producer und Skriptschreiber. Als leitender Autor für verschiedene Comedy-Formate erhielt Karsten Dusse den Deutschen Fernsehpreis und den Deutschen Comedypreis. Seinen ersten Roman Achtsam morden veröffentlichte er 2019. Gelesen von Matthias Matschke wurde sein Krimidebüt in der Hörbuchfassung mit dem Deutschen Hörbuchpreis 2020 ausgezeichnet.


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