Autor: bücher.de
Datum: 24.08.2021
Tags: Empfehlung, Podcast

Auf Erden sind wir kurz grandios

Unsere literarische Reise geht nach einer kurzen Sommerpause weiter: Nach Kanada, Frankreich, USA und Deutschland. Die vier Protagonist*innen mit sehr unterschiedlichen Schicksalen und Leben haben dennoch eins gemeinsam: Sie kämpfen mit und für sich auf der Suche nach ihrer wahren Identität.

Die Buchtipps dieser Folge: Ein empathischer Roman über das Leben im falschen Körper („Sein Name war Annabell“), eine außergewöhnlich erzählte Biographie über eine Frau, die so viel mehr war, als nur die Muse von Pablo Picasso („Das Adressbuch der Dora Maar“), große, nachdenkliche Wortkunst über Mobbing, Migration und Identität („Auf Erden sind wir kurz grandios“) und ein spannender Roman über den Kampf eines Mannes mit und für sich, auf dem Weg zu sich selbst („Kanalschwimmer“).





Sein Name war Annabel

Sein Name war Annabel von Kathleen Winter

Croydon Harbour, ein verschlafener kleiner Ort an der Küste Labradors, 1968. Die Aufbruch- und Proteststimmung der Zeit ist nicht bis in diese abgelegene Gegend vorgedrungen, als ein freudig erwartetes Baby zur Welt kommt. Doch dieses Kind ist anders: nicht ganz Junge und auch nicht ganz Mädchen. Die Eltern – in erster Linie jedoch der Vater – entscheiden, es als Jungen aufwachsen zu lassen. Aber das männliche Rollenbild, verhaftet in alten Traditionen und bestimmt durch Jagen und Fischen, bleibt dem Jungen fremd. Und er sucht einen Weg, um zu sich selbst zu finden und selbstbestimmt leben zu können. Zur Seite steht ihm dabei eine gute Freundin der Eltern, die um sein Geheimnis weiß.


Das Adressbuch der Dora Maar

Das Adressbuch der Dora Maar von  Brigitte Benkemoun

Dora Maar, lange Zeit nur als »Muse und Geliebte« von Pablo Picasso bekannt, erhält mit dieser außergewöhnlichen Künstlerbiografie endlich ein eigenes Gesicht. Brigitte Benkemoun rekonstruiert während ihrer zwei Jahre andauernden Recherche anhand eines zufällig entdeckten Adressbüchleins das Leben und Lieben dieser rätselhaften Frau, die zu den großen Fotografinnen ihrer Zeit gehörte. Unterwegs erfährt man nicht nur von Dora Maars ereignisreichem und geheimnisvollen Lebensweg, sondern erhält auch intime Einblicke in eine der spannendsten Epochen der Kunstgeschichte.


Auf Erden sind wir kurz grandios

Auf Erden sind wir kurz grandios von  Ocean Vuong

Ein Roman, der die amerikanische Identität neu definiert. Und der Brief eines Sohnes an die vietnamesische Mutter, die ihn nie lesen wird: Die Tochter eines amerikanischen Soldaten und eines vietnamesischen Bauernmädchens ist Analphabetin, kann kaum Englisch und arbeitet in einem Nagelstudio. Sie ist das Produkt eines vergessenen Krieges. Der Sohn, ein schmächtiger Außenseiter, erzählt – von der Krankheit der Großmutter, den geschundenen Händen der prügelnden Mutter und seiner tragischen ersten Liebe zu einem amerikanischen Jungen. Ocean Vuong schreibt mit traumhafter Klarheit von einem Leben, in dem Gewalt und Zartheit aufeinanderprallen.


Kanalschwimmer

Kanalschwimmer von  Ulrike Draesner

Wie hält man eine Ehe lebendig, wie erfindet man sich neu? Die abenteuerliche Geschichte einer Suche nach sich selbst. Siebenunddreißig Ehejahre hat Charles mit Maude geteilt, nun schlägt sie ihm vor, in Zukunft zu dritt zu leben, zusammen mit dem alten Freund Silas. Irritiert und verletzt macht Charles einen lange gehegten Wunsch wahr und steigt zum gefährlichsten Schwimmversuch seines Lebens in den Ärmelkanal: von Dover nach Calais, vierzigtausend Armschläge mindestens. Im Wasser, glaubt Charles, gebe es keinen Gegner, nur Sonne, Wolken und das eigene Ich. Mit dramatischer Intensität und in berauschend schönen Naturschilderungen erzählt Ulrike Draesner, wie es ist, einmal durch sein eigenes Leben zu schwimmen. Sie begleitet Charles‘ lange Nacht im Wasser, die sich stündlich mehr zu einer spannenden sportlichen Herausforderung über den Tiefen des Ärmelkanals entwickelt. Zug um Zug tauchen Leserin und Leser in die Dimensionen allgemeinen Menschseins ein: Entstehen und Vergehen, Schönheit und Fassungslosigkeit, bis hin zu aktuellen Fragen wie der Vermüllung der Ozeane und dem Schicksal von Flüchtlingen.




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