Autor: Vera
Datum: 22.04.2022
Tags: Empfehlung, Unser Buchtipp

Wenn Sie die richtigen Zutaten im optimalen Verhältnis mischen, entsteht etwas Großartiges. Dieses Prinzip gilt im Chemielabor, im Kochstudio – und beim Schreiben einer Geschichte, wie Bonnie Garmus mit ihrem Romandebüt „Eine Frage der Chemie“ eindrücklich beweist. Wir stellen Ihnen das Buch kurz vor.

Eine Frage der Chemie von Bonnie Garmus

„Die ehemalige Forschungschemikerin Elizabeth Zott war eine Frau mit makelloser Haut und dem unverkennbaren Auftreten eines Menschen, der nicht durchschnittlich war und es nie sein würde.“

In den USA der frühen Sechzigerjahre ist die zielstrebige Elizabeth entgegen aller gesellschaftlichen Normen Wissenschaftlerin geworden. Dem Druck, zu einer treusorgenden Hausfrau zu werden, möchte sich die junge Chemikerin nicht beugen. Auch die Begegnung mit Calvin Evans ändert daran nichts, obwohl sich zwischen Elizabeth und dem erfolgreichen Nobelpreiskandidaten schon bald Gefühle entwickeln. Eine Zukunft als Ehefrau und Mutter kann sich Elizabeth nicht vorstellen. Für Calvin ist das in Ordnung, er liebt sie für ihr rebellisches, gerechtes Wesen. Dennoch hat das Schicksal andere Pläne: Wenige Jahre später findet sich Elizabeth in einer gänzlich unerwarteten Rolle wieder: Sie arbeitet immer noch als Chemikerin, jedoch nicht mehr aus Leidenschaft. Sie ist alleinerziehende Mutter und muss sich und ihr Kind versorgen. Calvin ist nicht mehr Teil ihres Lebens. 

Durch Zufall wird ihr ein gut bezahlter Job als Fernsehköchin angeboten. Sie nimmt ihn an. Im Kochstudio verhält Elizabeth sich wie im Labor: Bewusst ausgewählte Zutaten kombiniert sie mit der Sachlichkeit einer Chemikerin – und mit der Überzeugung, dass man für gutes Essen nicht den halben Tag in der Küche verbringen muss. Ihre Sendung „Essen um sechs“ wird ein landesweiter Hit. Doch Elizabeth wäre nicht sie selbst, wenn sie sich auf diesem Erfolg ausruhen würde …

Bonnie Garmus‘ Schreibstil ist wie ihre Heldin: temporeich, überraschend witzig und ein wenig brüsk. Auf den ersten Blick scheint der Fokus auf den Tatsachen zu liegen – doch tiefer liegende Emotionen und das zugleich sanfte und kämpferische Gemüt der Protagonistin nehmen immer mehr Raum ein. Der Originaltitel des Buchs lautet übrigens „Lessons in Chemistry“, wörtlich übersetzt: „Unterrichtsstunden in Chemie“. Und Sie ahnen es bereits: Chemie ist nur ein kleiner Teil dessen, was Bonnie Carmus‘ willensstarke Heldin uns lehrt. 

Die Figur der Elizabeth Zott ist ein fiktiver Charakter, den die Autorin über Jahre entwickelt hat. Und auch, wenn es Elizabeth nicht gegeben hat: In den Fünfziger- und Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts führten viele Frauen, deren Namen wir heute nicht kennen, kleine Kämpfe für mehr Selbstbestimmtheit. Bonnie Garmus‘ Roman ehrt alle, die den Weg für mehr Gleichgerechtigkeit geebnet haben.

Fazit: Elizabeth Zotts Geschichte ist eine Hommage an gelebten Mut. Außerdem ist „Eine Frage der Chemie eine äußerst unterhaltsame Unterrichtseinheit in Selbstachtung und Zuversicht – eine Lektion, die zu Herzen geht.


Bonnie Garmus

Die US-Amerikanerin Bonnie Garmus wurde in Kalifornien geboren und lebt heute in London. Als Texterin und Kreativdirektorin hat sie in vielen Bereichen berufliche Erfahrungen gesammelt – unter anderem in der Medizin, Erziehung und Technologie. In ihrer Freizeit zieht es sie oft aufs und ins Wasser: Sie rudert und sie schwimmt gern im offenen Meer. „Eine Frage der Chemie“ ist Bonnie Garmus‘ erster Roman und auf Anhieb ein großer Erfolg. Eine Adaption der Story als Dramaserie wird derzeit von Apple TV produziert.





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