Autor: bücher.de
Datum: 01.11.2022
Tags: Empfehlung, Krimi des Monats


Ein Zug. Fünf Killer. Und ein Koffer voller Geld
Ein außergewöhnlicher, moderner Thriller aus Japan: »pures Adrenalin, schierer Wahnsinn. Äußerst originell!« The Guardian
Fünf Killer, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sitzen zusammen mit dem Opfer einer Entführung und einem Koffer voller Geld im japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen, der auf die Endstation zurast, …
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Krimi des Monats

Kotaro Isaka: Bullett Train

Wer bei einem japanischen Krimi-Besteller mit Schwertern kämpfende Samurais erwartet, wird von Kotaro Isakas meisterhaftem Genre-Mix mit Höchstgeschwindigkeit ins moderne Japan geholt. Hauptschauplatz des nun fürs Kino adaptierten Thrillers „Bullet Train“ ist ein shinkansen, ein Schnellzug, genauer gesagt der Hayate, der Fahrgäste mit rund 300 Stundenkilometern von Tokio Richtung Norden befördert. Die Charaktere, die hier aufeinandertreffen, könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch sie alle sind Teil des kriminellen Untergrunds, jeder von ihnen verfolgt eine schicksalhafte Mission auf Leben oder Tod. Zunächst sieht es so aus, als würden sich ihre Wege nur zufällig kreuzen. Erst nach und nach zeigt sich, wo alle Fäden zusammenlaufen: Minegishi, der gnadenlose Boss der japanischen Unterwelt, hat überall seine Finger im Spiel.

Mit jedem Kapitel wechselt die Perspektive und je nach Charakter ändern sich Stil und Stimmung: Kimura umgibt eine große Tragik. Er ist ein ehemaliger Auftragskiller, ein Trinker und in seiner Rolle als Vater gescheitert. Nachdem sein Sohn vom Schuldach ins Koma gestoßen wurde, tauscht er wieder Flasche gegen Waffe, um die Tat zu rächen. So jagt er nun einen manipulativen Teenager namens Prinz. Aus dessen narzisstischem Blickwinkel ist das ganze Geschehen derweil nur ein grenzenloses, amoralisches Spiel – wo er mitmischt wird das Buch zum abgründigen Psychothriller.

Für humorvolle Auflockerungen sorgen die „Zitrusfrüchte“. Das Duo hat sich selbst die Spitznamen Lemon und Tangerine gegeben. Zwar hat Lemon immer eine kindliche Referenz auf die Trickfilmserie „Thomas, die Lokomotive“ parat, doch lassen sich die beiden Gangster nichts vormachen. Mit skrupellosen Aktionen haben sie Minegishis Aufmerksamkeit gewonnen. So hat er sie beauftragt, seinen Sohn von Kidnappern zu befreien und samt einbehaltenem Lösegeld zurückzubringen. Soweit läuft alles nach Plan – bis plötzlich der Koffer verschwindet und Minegishi junior nicht mehr aufwacht.

Den Koffer hat Nanao ergattert, der sich selbst für den glücklosesten Auftragskiller im ganzen Business hält und daher den ironischen Spitznamen Marienkäfer trägt. Mit dem Koffer in der Hand hat er seine Mission schon so gut wie erfüllt. Wenn er nur endlich diesem Zug entkommen könnte! Dabei gerät ihm leider ein krimineller Fahrgast nach dem anderen in die Quere. So bricht Nanao versehentlich dem Killer Wolf das Genick, der wiederum auf seinem Rachefeldzug gegen eine gewisse „Wespe“ ist …

Kotaro Isaka hat eine große Freude daran, seine Charaktere individuell mit speziellen Marotten, überraschenden Fähigkeiten und interessanten Vorgeschichten auszustatten. Wenn sie aufeinandertreffen, entstehen clevere Dialoge, böse Pointen und verblüffende Wendungen. Bester Hollywood-Stoff also. Die starbesetzte Verfilmung – unter anderem mit Brad Pitt als Nanao – hat den Erfolgsautor endgültig international bekannt gemacht. Die Lektüre des Thrillers ist auch nach dem Kinobesuch eine Entdeckung für alle, die es noch rasanter, tödlicher und unterhaltsamer mögen.

Autorenporträt

Portrait Kotaro Isaka

Es ist nun zwanzig Jahre her, dass Kotaro Isaka seinen Erstberuf als Systemtechniker an den Nagel hängte, um sich Vollzeit dem Schreiben zu widmen. Zuvor hatte er für seinen Debütroman, der im Jahr 2000 erschien, auf Anhieb den Shincho Mystery Club Prize erhalten - und das sollte nur der erste von vielen wichtigen Literatur- und Krimipreisen sein. So ganz aus dem Nichts kam der Überraschungserfolg natürlich nicht. Viele Jahre hatte Kotaro Isaka bereits in seiner Freizeit an einer Autorenkarriere gearbeitet.

Kotaro Isaka wurde 1971 in Matsudo, in der Präfektur Chiba, als Sohn von Kunstgaleristen geboren. In seinem Elternhaus entdeckte er früh die Klassiker der Spannungsliteratur von Agatha Christie bis Ellery Queen. Heute nennt er den Krimiautor Shoji Shimada und den Nobelpreisträger Kenzaburo Oe als literarische Vorbilder. Während seines Jurastudiums begann er Kurzgeschichten zu schreiben. Später als Ingenieur setzte er sich früh morgens vor Arbeitsbeginn oder nach Feierabend an seine Manuskripte. Bis heute lebt er in seiner Unistadt Sendai, im Norden Japans, wo auch viele seiner Romane angesiedelt sind. Einige seiner Texte entstanden auf einer Steinbank am Fluss in der Nähe seine Wohnung.

Inzwischen ist Kotaro Isaka einer der erfolgreichsten japanischen Krimiautoren und gewinnt immer mehr internationale Beachtung. Neben 24 Romanen veröffentlichte er zahlreiche Bände mit Kurzgeschichten. Viele seiner Bücher wurde übersetzt und erschienen unter anderem in China, Südkorea, Thailand, Taiwan, Indonesien, Litauen, Russland, Italien und Frankreich. Mehrere seiner Romane wurden bereits in Japan verfilmt. Seinen weltweiten Durchbruch kann der Autor nun durch die US-Verfilmung seines Thrillers "Bullet Train" feiern. Und als Nächstes soll sein Roman "The Fool of the End" als Dramaserie für Netflix verfilmt werden.

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