Autor: bücher.de
Datum: 01.12.2022
Tags: Empfehlung, Krimi des Monats


Eine ist unschuldig. Die andere eine eiskalte Killerin. Welcher der beiden Schwestern glaubst du?
Frank Avellino wurde mit äußerster Brutalität in seinem eigenen Schlafzimmer erstochen, der Täter muss in einem wahren Blutrausch gehandelt haben. Besser gesagt: die Täterin. Denn Franks Töchter Alexandra und Sofia beschuldigen sich gegenseitig der Tat. Die eine ist eine sadistische …
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Krimi des Monats

Steve Cavanagh: Fifty-Fifty

Das haben selbst die hartgesottenen Beamten im New Yorker Police Department noch nicht erlebt: Zur gleichen Zeit gehen zwei Notrufe aus derselben Adresse ein. Die Schwestern Alexandra und Sofia Avellino flehen um Hilfe und beschuldigen sich gegenseitig des Mordes an ihrem Vater. Schnell stellt sich heraus, dass sie in einem Punkt die Wahrheit gesagt haben: Ihr Vater Frank wird tot in seinem Schlafzimmer gefunden. Über 50 Mal wurde auf ihn eingestochen. Auch der Abdruck eines Bisses findet sich auf seinem Körper. Der Fall versetzt die Stadt nicht nur in helle Aufregung, weil sich hier anscheinend ein Familiendrama auf bestialische Weise zugespitzt hat. Frank Avellino stand als ehemaliger Bürgermeister von New York schon lange im Licht der Öffentlichkeit. Alexandra war seine Lieblingstochter, Sofia galt als das Schwarze Schaf. Trotzdem waren sie im Testament zu gleichen Teilen bedacht worden. Das Erbe des Vaters, das er vor allem mit Immobilien knapp 50 Millionen Dollar angehäuft hatte, wäre planmäßig fifty-fifty zwischen den Schwestern aufgeteilt worden. Nun heißt es, Frank Avellino hätte kurz vor seinem Tod sein Testament ändern wollen. Wie und warum scheint niemand zu wissen.

Alexandras Verteidigung wird von Kate Brooks übernommen, einer jungen Anwältin der renommierten Kanzlei Levy, Bernard & Groff. Deren Ruf gründet darauf, dass sie ihrer wohlhabenden Klientel hilft beträchtliche Vermögen vor dem Finanzamt zu verstecken. Sofia kann oder will sich keinen Anwalt leisten. Schließlich übernimmt Eddie Flynn ihren Fall. Er ist ein Strafverteidiger mit Gewissen, der prinzipiell nur Klienten vertritt, von deren Unschuld er überzeugt ist. In Sofia erkennt er nicht nur eine Außenseiterin, die sich im High-Society-Leben ihrer Familie stets unwohl fühlte. Sie erscheint vor allem als Überlebende einer traumatischen Kindheit. Die Mutter Jane Avellino soll sadistisch veranlagt gewesen sein und als erzieherische Maßnahme ihre Tochter geschlagen und gebissen haben. Jane starb zuhause, bei einem Sturz von der Treppe. Sie blieb im Geländer stecken und brach sich das Genick, vor den Augen ihrer Töchter. Daraufhin wurden Alexandra und Sofie in verschiedenen Internaten untergebracht. Sie sollen seither kein Wort miteinander gesprochen haben.

Im fünften Fall seiner Eddie-Flynn-Serie glänzt Bestsellerautor Steve Cavanagh einmal mehr mit Insider-Kenntnissen. Aus dem nordirischen Belfast stammend, ging er zunächst in die irische Hauptstadt Dublin, um Rechtswissenschaften zu studieren. Nach etlichen Jahren, in denen er sich mit Gelegenheitsjobs durchschlug, kehrte er nach Belfast zurück, stieg in eine große Kanzlei ein und arbeitete als Bürgerrechtsanwalt. Seine Detailkenntnisse über all die kleinen und großen Eitelkeiten, Intrigen und Konkurrenzkämpfe erwecken die Welt der New Yorker Juristerei auf ungewöhnlich überzeugende Weise zum Leben. Als besonderen Clou lässt Canavagh nicht nur die rivalisierenden Flynn und Brooks in der Ich-Perspektive auftreten, auch in den Kopf der Mörderin taucht man hier immer wieder ein – freilich ohne zu wissen, um wen es sich da handelt. Nicht zuletzt erzählt „Fifty-Fifty“ von den Zwängen, von Machtmissbrauch und Übergriffen, denen Kate Brooks in ihrem neuen Arbeitsumfeld ausgesetzt ist. Steve Canavagh liefert somit auch einen kämpferischen Beitrag zum Thema „MeToo“ und einen ebenso packenden wie zeitgemäßen Krimi.

Ermittlerportrait

Ermittlerporträt Eddie Flynn

„Ich hasse Anwälte“, ist ein Satz, den man wohl nicht alle Tage von einem Anwalt hört. Eddie Flynn meint ihn allerdings genau so. Er gehört eben nicht zu jenen Karrieristen, die ihr Jura-Studium von Anfang an nur betrieben haben, um an möglichst viel Macht und Geld zu kommen. Flynn wuchs in bescheidenen Verhältnissen in Brooklyn auf und hat als Trickbetrüger angefangen. Irgendwann musste er feststellen, dass sich die Art und Weise, wie er andere übers Ohr haut, kaum von den Methoden unterscheidet, mit denen Anwälte vor Gericht ihre gewünschten Urteile erzielen. Also ging er doch noch aufs College – und langweilte sich auf Studentenpartys dermaßen, dass er schwor, sich nach seinem Examen von sämtlichen Partys fernzuhalten. Als Strafverteidiger will er tatsächlich für mehr Gerechtigkeit zu sorgen – im Gegensatz zu den meisten anderen seiner Zunft, die es nicht schert, wenn sie einem Schuldigen zum Freispruch verhelfen oder ein Unschuldiger ins Gefängnis wandert, solange sie nur daran verdienen.

Das Leben mit Ehefrau Christine und Tochter Amy läuft zunächst ziemlich nach Wunsch. Flynn erarbeitet sich einen Ruf als exzellenter Verteidiger und pflegt seinen Status als exzentrischer Außenseiter, der lieber einen Hotdog mit Chili, Käse und Jalapeños auf der Straße isst, als in den elitären Stammrestaurants seiner Kolleg*innen zu verkehren. Schon bald muss Flynn allerdings feststellen, dass auch ein Jurist mit besten Absichten manchmal gezwungen ist, gegen die eigenen Grundsätze zu verstoßen. Ein berüchtigter Pate der Russenmafia zwingt ihn, seine Verteidigung zu übernehmen – indem er droht, Flynns Tochter Amy etwas anzutun. Auch als das FBI darauf besteht, dass er einen Schuldigen verteidigt, um ihn als Kronzeugen in einem größeren Fall einzusetzen, gerät Flynn in eine moralische Zwickmühle. Der ehemalige Trickbetrüger muss einmal mehr seine ganze Raffinesse einsetzen, um erhobenen Hauptes aus dem Fall herauszukommen.

2015 feierte Eddie Flynn sein Debüt in „Zu wenig Zeit zum Sterben“ von Steve Cavanaghs. Seither hat der gelernte Anwalt aus Nordirland sechs weitere Krimis rund um seinen Kollegen Eddie Flynn herausgebracht. In „The Cross“ wird zudem Flynns Vorgeschichte erzählt, auf dessen Übersetzung die deutschen Fans der Reihe noch genauso warten müssen, wie auf die jüngsten beiden Bände. Vorerst schlägt „Fifty-Fifty“ sowohl für den Autor, als auch für seine Figur ein neues Kapitel auf: Es ist der letzte Roman, den Cavanagh noch nebenbei als hauptberuflicher Anwalt schrieb. Und Eddie Flynn entdeckt zum ersten Mal seit seiner Trennung von Christine wieder romantische Gefühle – ausgerechnet für seine Assistentin Harper. Seither ist Cavanagh in Vollzeit als Schriftsteller tätig. Wie es mit Eddie und Harper weitergeht, wird an dieser Stelle selbstverständlich nicht verraten.

Autorenporträt

Cavanagh, SteveSteve Cavanagh wuchs in Belfast auf und zog mit 18 Jahren nach Dublin, wo er Jura studierte. Er arbeitete als Tellerwäscher, Türsteher, für einen Sicherheitsdienst und als Call-Center-Agent, bevor er einen Job bei einer großen Anwaltskanzlei in Belfast ergatterte. Mittlerweile hat Steve Cavanagh sich in seinem Heimatland als Bürgerrechtsanwalt einen Namen gemacht und war bereits in zahlreiche prominente Fälle involviert. Zu wenig Zeit zum Sterben ist sein erster Roman.

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