Kinderbuch des Monats August 2023
„Das Sams. Wunschpunkt-Geschichten“ von Paul Maar - Von der bücher.de-Redaktion gelesen und auf Herz und Nieren getestet
Kinderbuch des Monats
Paul Maar, Das Sams. Wunschpunkt-Geschichten50 Jahre Sams – wenn das kein Grund zum Feiern ist! Deshalb gibt es nun diesen Jubiläums-Band mit ausgewählten „Wunschpunkt-Geschichten“. Sollte jemand das Sams noch nicht kennen? Fast unmöglich. Aber falls doch: Dieser Sammelband ist ideal für junge wie ältere Einsteiger in die Welt des Sams‘. Außerdem erzählt Sams-Erfinder Paul Maar uns in einem Interview, wie das Sams feiert und wie er auf die Idee mit den Wunschpunkten kam.
Was?
Natürlich gibt es wenige Menschen, die das Sams nicht kennen. Aber wir tun mal so, als ob, und stellen das rothaarige Wesen kurz vor. Es ist ziemlich frech und seine Nase sieht aus wie eine Steckdose. Wo genau es herkommt, weiß niemand. Doch der nette Herr Taschenbier findet das Sams an einem Samstag. Und weil er so nett ist, nimmt er das Sams mit nach Hause. Ach ja, fast hätten wir das Wichtigste vergessen: Das Sams hat viele blaue Punkte im Gesicht. Es sind Wunschpunkte. Doch das weiß Herr Taschenbier noch nicht. Bald aber wird er es herausfinden ... Gerne isst das Sams ungewöhnliche Dinge wie das Bein einer Lederhose oder wünscht sich Pizza mit Steinen. Aber Würstchen mag es auch sehr gerne. Mit dem Sams erlebt Herr Taschenbier sehr lustige Abenteuer ...
Wie?
Paul Maar hat das Sams erfunden. Er erzählt nicht nur, er illustriert auch selbst, und so ist die Sams-Welt ein ganz eigener Kosmos. Kurze, kleine Geschichten, Wortspielereien, dazwischen mal ein Reim – denn wie Paul Maar reimt auch das Sams ungemein gerne. Der kleine Rotschopf mit dem Taucheranzug, sein Wunsch-Papa Herr Taschenbier und die verrückten Geschichten, die die beiden erleben, sind einfach wunderbar zu lesen und im Bild zu entdecken! Etwa das Abenteuer, in dem Herr Taschenbier es einfach nicht glauben kann, dass das mit den Wünschen wirklich stimmt. Also wünscht er sich etwas, was nicht sein kann: Dass es in seinem Zimmer schneit. Selbst das Sams findet diesen Wunsch „strohblöd“, zieht sich einen Wintermantel über – und lässt es so schneien, dass sogar ein Eisbär auftaucht. Auweia!
Für wen?
Für alle ab sieben Jahren. Das Sams zaubert jungen wie älteren Menschen ein Lächeln aufs Gesicht. Schließlich gibt es das Wesen schon seit 1973, und selbst viele Tanten und Onkel und natürlich Mamas und Papas kennen das Sams aus ihrer Kinderzeit. Das Sams ist ein höchst vitaler, frecher und lebendiger Klassiker.
Von wem?
Paul Maar ist unter den Kinderbuchautoren eine Legende. Sogar Schulen tragen seinen Namen. 2022 feierte er seinen 85. Geburtstag und kann es vermutlich selbst kaum glauben, dass es das Sams nun schon seit 50 Jahren gibt. Eigentlich hat Maar Malerei und Kunstgeschichte studiert und auch als Kunsterzieher an einem Gymnasium gearbeitet. Doch dann war er so mutig und hat sich getraut, als freier Autor und Illustrator sein Glück zu versuchen. Was für ein Glück für uns alle! Es versteht sich von selbst, dass Paul Maar sehr viele Preise für sein wunderbares Werk bekommen hat. Er lebt mit seiner Familie in Bamberg.
Und weiter?
Rätsel- und Spielefans dürfen sich freuen: Im August erscheint auch „Hier kommt das Sams. Samsiger Rätsel-, Spiel- und Wissensspaß“. Auch dieses Buch ist ein Jubiläums-Band zum 50. Geburtstag des Sams‘ und voller Sprüche, Reime und Worträtsel. Denn wer das Sams kennt, weiß: Es reimt sehr gerne und sehr albern. Wer also schon immer alles über das Sams wissen wollte, für den ist dieses Buch genau richtig. Und Paul Maar hat uns im Interview auch noch verraten, woran er gerade arbeitet. Ihr werdet es kaum glauben ... aber lest selbst!
Autoreninterview
Interview mit Paul MaarWild, anarchisch und sehr lustig: So ist das Sams. Wo es auftaucht, gibt es meist Chaos. Nun wird das Sams 50 Jahre alt – wie feiert es?
Ich schätze: Mit einer zwei Meter langen Würstchenkette und einem Glas Senf. Was mir als Vegetarier nicht unbedingt gefällt.
Und wie feiern Sie, Paul Maar, dieses wunderbare Jubiläum?
Zu Hause mit einem Glas Senf – ich wollte sagen: Glas Sekt.
Was bedeutet das Sams für Sie?
Es gehört inzwischen zur Familie.
Neben dem Geburtstags-Band, „Das Sams. Wunschpunkt-Geschichten“, erscheint im August „Das Sams und der blaue Drache“ mit Illustrationen von Nina Dulleck. Sie hat das Sams neu gezeichnet. Wie findet das Sams wohl sein neues „Ich“? Und wie gefällt es Ihnen?
Erst fand ich ihr Sams gewöhnungsbedürftig, weil ich natürlich eine klare Vorstellung von meinem Sams hatte. Inzwischen habe ich akzeptiert, dass ihr Sams etwa keine runde, sondern eine dreieckige Nase hat, finde ihre Vorstellung von meiner Figur interessant, und warte gespannt auf jedes von ihr neu illustrierte Sams-Buch.
Vor 50 Jahren wurden Geschichten für Kinder etwas anders erzählt und präsentiert als heute. Wie waren damals die ersten Reaktionen auf das Sams?
Es wurde quasi mit spitzen Fingern in die Hand genommen. Ich erinnere mich, dass Schüler/innen eines Coburger Gymnasiums eine Theateraufführung von „Eine Woche voller Samstage“ planten. Die Schulleitung untersagte es ihnen aber, dieses aufmüpfige Stück in der Schule aufzuführen, und sie mussten in den Saal eines Gasthauses ausweichen.
Wie stolz macht Sie das als Sams-„Vater“, dass auch 50 Jahre später Kinder und Erwachsene das Sams so lieben?
Sehr stolz.
Die fantastische Idee mit den Wunschpunkten: Wie kamen Sie eigentlich darauf?
Durch Zufall. Ich wollte dem Sams Sommersprossen ins Gesicht tupfen und nahm den falschen Pinsel, mit dem ich vorher den blauen Taucheranzug gemalt hatte. So wurden die Sommersprossen blau. Ich wollte sie schon wegwischen, dann kam mir die Idee: Vielleicht haben diese blauen Punkte eine besondere Gabe?
Es gibt Bücher, die einen ein Leben lang begleiten, die man schon als Kind liebt, immer wieder liest und gerne verschenkt. Gibt es so ein Buch auch bei Ihnen?
Ja, „Die Indianergeschichte“ von Gerhart Drabsch. Weniger wegen der Geschichte. Ich war fasziniert von den Holzschnitt-Illustrationen von Alfred Zacharias und habe sie bestimmt hundert Mal nachgezeichnet.
Wie geht es weiter mit dem Sams?
Das Sams tritt etwas zurück und überlässt die Bühne dem Mini-Sams. Es ist die Hauptperson der Geschichte, die ich gerade schreibe.
Interview: Literaturtest, 2023
Autorenporträt
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