Kinderbuch des Monats September
„Sieben Tage Mo“ von Oliver Scherz - Von der bücher.de-Redaktion gelesen und auf Herz und Nieren getestet
Kinderbuch des Monats
„Sieben Tage Mo“ von Oliver ScherzMo und Karl sind 12 Jahre alt und zweieiige Zwillingsbrüder. Doch bei Mos Geburt gab es Probleme, er bekam zu wenig Sauerstoff. Und so ist Mo anders. Ein Buch über zwei ungleiche Brüder und ihren Weg. Lustig, ernst, nah am Leben und ziemlich aufregend.
Was?
Karl ist der „Normalo“ und muss gefühlt nach der Schule immer auf seinen Zwillingsbruder Mo aufpassen. Karl ist das oft zu viel. Und doch liebt er seinen Bruder und verteidigt ihn natürlich, wenn wieder irgendein Spinner sich über ihn lustig macht. Die Zeit mit Mo ist aber manchmal auch sehr lustig. Etwa wenn er zur immer überfreundlichen und etwas zu mitleidigen Nachbarin sagt: „Du bis’ ein Idiot mit Kasperbacken“. Karl würde sich das nie trauen, aber Mo. Langweilig wird es mit Mo eigentlich nie. Doch Karl braucht einfach mehr Zeit für sich, und das muss er seiner Mutter und dem Vater, der nie da ist, beibringen.
Wie?
In zwei Dutzend Kapiteln erzählt Oliver Scherz aus dem Leben von Mo und Karl. Wunderbar ergänzen die Illustrationen von Philip Waechter die turbulenten Geschichten. Denn Mo ist immer für Überraschungen gut, lustige wie brandgefährliche. Oliver Scherz gelingt es, so lebendig und lebensnah, packend und auch humorvoll den Alltag einer Familie zu erzählen, in der ein Sohn eben anders ist. Ab dem ersten Kapitel sind wir mitten in der Welt von Mo und Karl und zittern, lachen, ärgern und freuen uns mit ihnen.
Für wen?
Ein Buch für Menschen ab 11 Jahren. Ein Buch für alle, die gerne mitfiebern und eintauchen in andere Leben. Wie Probleme lösen? Wie sich wieder vertragen nach einem heftigen Streit? Wie ein Date überstehen oder zum ersten Mal nach einem Date fragen? Karl hat da so seine Probleme, und Mo, der sonst oft Hilfe braucht, geht damit viel lässiger und direkter um. Wie immer eben, typisch Mo.
Von wem?
Lange war Oliver Scherz Schauspieler. Er hat das richtig gelernt und ist in Theatern und beim Fernsehen aufgetreten. Doch irgendwann wollte er schreiben – und zwar Bücher für Kinder. Das tut er nun seit 2012 und hat damit großen Erfolg. Er hat viele Auszeichnungen erhalten und kann auch ganz hervorragend vorlesen. Deshalb wurde er auch 2015 „Lesekünstler des Jahres“. Oliver Scherz wurde 1974 in Essen geboren, das ist im Ruhrgebiet. Heute lebt er mit seiner Familie in Freiburg.
Die Illustrationen im Buch kommen von Philip Waechter. Er hat Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Illustration an der Fachhochschule Mainz studiert und liebt es zu illustrieren. Außerdem arbeitet er gerne mit anderen zusammen und hat deshalb 1999 mit weiteren Illustratorinnen und Illustratoren die Ateliergemeinschaft LABOR gegründet.
GLOSSAR
Mo
Eigentlich heißt Mo nicht Mo, sondern Moritz. Aber alle nennen ihn Mo. Wer Mo kennenlernt, merkt schnell, dass er anders ist. Sein Bruder Karl sieht die Sache so: Wer Mo eine Frage stellt, kann in seinen Augen hinter der dicken Brille sehen, „wie sich seine Gedanken bewegten. Langsam wie die Molche im Tümpel, wenn sie sich vor dem Winter im Schlamm eingruben. Manchmal auch blitzartig, kreuz und quer durcheinanderzuckend.“
Wenn Mo sich etwas in den Kopf gesetzt hat, macht er das meist auch. Er trägt auch im Hochsommer einen Trainingsanzug, liebt Cola, Karnevalsmusik und macht oft genau das, worauf er Lust hat. Anderen Menschen zum Beispiel sagen, dass sie Idioten sind. Karl findet, Mo hat da einen „Lupenblick“, und vor dem kann sich niemand verstecken.
Manchmal hat Mo aber auch Lust, ein Huhn zu sein, und springt gackernd um den Tisch herum, taucht pickend seine Nase in den Teller mit Ei und Tomatenketchup. Dass er, wenn er Hunger hat, „Hungaa, Hungaa, Hungaa, Hungaa!“ ungefähr tausendmal sagt und mit dem Teller auf den Tisch schlägt, auch das ist Mo. Dinge wiederholen, das kann er echt gut. Außerdem langweilt sich Mo unglaublich schnell. Er braucht immer Beschäftigung, und sein Zwillingsbruder Karl hat eine Menge zu tun, um Mo bei Laune zu halten.
Karl
Er ist drei Minuten jünger als Mo, doch weil Mo anders ist, ist Karl irgendwie immer der ältere Bruder. Der, der aufpassen muss, der, der auch mal ausgeschimpft wird, wenn Mo eine Schramme abbekommen hat. Aber Karl hat auch ein eigenes Leben, Freunde, will Fußball spielen. Und seit kurzem denkt er ziemlich oft an ein Mädchen, das er toll findet. Karl muss also seiner Mutter öfter mal klarmachen, dass sich nicht alles um Mo dreht und er auch noch da ist.
Klar, Karl liebt seinen Bruder Mo wirklich doll. Und manchmal beneidet er ihn auch. Denn Mo hat keinen Filter und sagt Dinge, die zu sagen sich Karl nicht trauen würde. Auch bei Mädchen ist Mo viel direkter. Da könnte Karl glatt noch was lernen von Mo. Ob Karl es schafft, Mo, seine Freunde, Fußballspielen und ein Date mit Nida unter einen Hut zu bringen? Dazu braucht er Hilfe. Und vielleicht bekommt er die auch ...
Hannes
Karls Freund Hannes sieht von der Seite manchmal aus wie Mos Therapie-Hamster, weil er so schnell kaut. Findet Karl zumindest. Dann grinst er, wenn er neben Hannes im Bus sitzt und der sein Brot mümmelt. Leider kann Hannes auch ziemlich schwierig und gemein sein. Vor allem, wenn nicht alles so läuft, wie er es will. Dann wird er patzig. Auch Karl gegenüber, weil Karl ja nie Zeit hat. Immer muss der auf seinen Bruder aufpassen. Die beiden streiten sich in letzter Zeit ziemlich oft. Ob Hannes irgendwann kapiert, dass Mo wichtig ist für Karl? Und eben nicht nur nervig? Oder hat Hannes vielleicht Angst vor Mo, weil er nicht weiß, wie er mit ihm umgehen soll?
Nida
Nida hat rote Haare, und Karl findet Nida toll. Doch wie sie ansprechen? Karl macht sich da eindeutig zu viele Gedanken. Wie gut, dass Nida spontan und unkompliziert ist. Und wie gut, dass sie sich auch für Karl interessiert. Wenn es regnet, so richtig doll, und alle anderen ins Trockene rennen, bleibt Nida im Regen stehen und lässt die Tropfen auf sich prasseln. Auch sie ist vielleicht ein wenig anders als die anderen, aber cool natürlich. Und dass Nida mit Mo gut klarkommt, das findet Karl natürlich wunderbar. Denn wer Mo nicht mag, den kann auch Karl nicht leiden. Wie geht es mit Karl und Nida wohl weiter?
Autorenporträt
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