Autor: bücher.de
Datum: 01.04.2024
Tags: Empfehlung, Krimi des Monats

Verraten / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.10

Jussi Adler-Olsen at his best: Das atemberaubende Finale der Carl-Mørck-Reihe
Der perfekte Mix aus rasanten Thriller-Plots und umwerfendem Humor: der zehnte Fall für das außergewöhnliche Ermittlerteam um Carl Mørck.
Seit 2007 erobert die Thriller-Reihe um Carl Mørck, Spezialermittler des Sonderdezernats Q bei der Kopenhagener Polizei, und seinen syrischen Assistenten Hafez el-Assad die …
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Krimi des Monats

Krimitipp April: Jussi Adler-Olsen, „Verraten / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.10“

Jussi Adler-Olsen ist ein Star unter den Krimiautoren. Genauso seine Ermittlerfigur Carl Mørck, Chef des Sonderdezernats Q, und dessen Team Assad, Rose und Gordon. Das Sonderdezernat Q löste aufsehenerregende Fälle. Nun erscheint der letzte Fall für das Sonderdezernat Q: Mit „Verraten“, der Nummer 10 der Carl-Mørck-Reihe, endet diese Geschichte, die längst Kultstatus hat, verfilmt wurde und selbst Menschen, die sonst eher keine Thriller lesen, begeistert. Thrillerfans erwarten das Buch sehnlichst – doch zugleich gibt es natürlich einen Abschiedsschmerz.

Der letzte Fall also, und Jussi Adler-Olsen zieht noch einmal alle Register seines Könnens. Es ist Weihnachten 2020: Carl Mørck gerät ins Visier der Polizei und landet im Gefängnis. Dort ist sein Leben in Gefahr, täglich. Klar, mit dem legendären Ermittler haben einige noch eine Rechnung offen. Doch es geht um etwas ganz anderes. Eine Geschichte, die weit in Carls Vergangenheit reicht. Fans wissen, wovon die Rede ist. Der Einsatz, in dem Carl mit den Kollegen Anker Høyer und Hardy Henningsen auf Amager unterwegs war. Der Einsatz endete für Anker tödlich, Hardy wurde durch einen Rückenschuss zum Invaliden und Carl bekam einen Streifschuss ab. Traumatisch für Carl, es folgten Zusammenbrüche und ein posttraumatisches Belastungssyndrom. Die drei waren ein tolles Team, und natürlich hatte Carl damals einen Koffer von Anker auf seinem Dachboden gelagert. Gutgläubig. Das verstaubte Ding, in das er nie einen Blick warf, wird ihm nun zum Verhängnis. Denn der Koffer ist voll: anderthalb Kilo Kokain und Heroin sowie reichlich Bargeld in fremder Währung.

Das Präsidium, allen voran der Chef der Mordkommission, Marcus Jacobsen, lässt Carl fallen. So sieht es jedenfalls aus. Kein Schutz, keine gesonderte Unterbringung in der gesicherten Abteilung. Carl wird klar: Er ist auf sich allein gestellt und im Gefängnis vogelfrei. „Bulle, wir werden dich kriegen“, tönt es von den Gängen im Knast und „kriegen“, das weiß Carl, heißt „töten“. Was Carl nicht weiß: Es geht um den Inhalt des Koffers und Hintermänner, die ein hohes Kopfgeld auf Carl ausgesetzt haben – obwohl Carl nichts über die Bedeutung des Kofferinhalts weiß. Doch das wissen die Hintermänner nicht. Sie glauben, dass Carl „auspacken“ wird, und das wollen sie verhindern. Mit allen Mitteln.

Natürlich stimmt es nicht ganz, dass Carl allein ist. Sein Team vom Sonderdezernat Q und natürlich Carls Frau Mona, die Psychologin, stehen hinter ihm. Nur – wie ihm helfen? Offiziell ermitteln darf das Sonderdezernat Q nicht – und wo überhaupt anfangen? Wer steckt dahinter? Worum geht es hier eigentlich?

Carl muss inzwischen den ersten Mordversuch im Gefängnis überstehen. Er, der Häftling in Zelle 437, soll über die Klinge springen. Doch irgendwie gelingt es ihm, die Aktion abzuwehren. Für diese Nacht ... Carls Pflichtverteidiger wird nach dem ersten Gespräch mit Carl ermordet. Ein klares Zeichen. Carl ist Freiwild, und auch einige Gefängnisaufseher scheinen ihn tot sehen zu wollen. Dass ein Häftling, der eigentlich auf ihn angesetzt wurde, bald zu einem Beschützer wird, lässt Carl erst einmal aufatmen. Doch ob Malthe, so heißt der junge Mann, wirklich Gutes will? In der Schule nannten sie ihn „Fleischwurst“, und er hat Bärenkräfte ...

Inzwischen versuchen Assad, Rose und Gordon, einen Plan zu entwickeln. Gordon, der noch traumatisiert ist – schließlich wäre er im neunten Fall beinahe von der Serienmörderin Sisle Park getötet worden –, soll im Büro die Stellung halten und so tun, als würde er reguläre Fälle bearbeiten. Natürlich tut er das nicht, sondern arbeitet sich in Carls Fall ein. Und wer immer im Team Recherche braucht, soll sich an Gordon wenden. Assad will eine sehr alte Spur verfolgen: Es war das erste Mal, dass Carl und er damals als Team gearbeitet haben und herausfuhren nach Sorø. Zwei tote Mechaniker – vermutlich bestand da ein Zusammenhang zu dem Fall, der Carls Kollegen Anker den Tod gebracht und Hardy zum Invaliden gemacht hat. Alles liegt noch im Dunkeln, und Carl kann jede Hilfe gebrauchen.

Doch wird Carl diesen Wahnsinn im Gefängnis überleben, oder endet der letzte Fall mit einer Tragödie? Und welche Rolle spielt der korrupte Polizist Eddie aus Rotterdam?
Natürlich können und wollen wir das nicht verraten. Genauso wenig, wer eigentlich hinter all dem steckt und den Mordauftrag gegeben hat. Mit „Verraten“ ist Jussi Adler-Olsen ein fulminanter Abschluss der legendären Reihe gelungen. Und das Mitfiebern mit der lebensbedrohlichen Situation, in der Carl steckt, lässt uns atemlos weiterlesen und weiterlesen. Denn Adler-Olsen geizt nicht mit überraschenden Wendungen, Schockmomenten, großen Emotionen. Ein würdiges Finale, Hochspannung garantiert!

Glossar zu „Verraten“


Carl Mørck
Dass Carl ein loyaler und tougher Ermittler ist, wissen wir. Doch in „Verraten“ fühlt er sich oft wie in seine Kindheit zurückversetzt. In die Zeit, „als er schlagartig hatte erkennen müssen, dass die Welt kein unschuldiger Ort war“. Er, der jahrzehntelang eigentlich unlösbare Fälle gelöst hatte, ist nun auf sich allein gestellt. Unterstützung durch die Kollegen? Fehlanzeige! Bei einer Mordserie, dem „Druckluftnagler-Fall“, war er bislang nicht weitergekommen, auch aus Unwillen, sich damit zu beschäftigen. Sollte ihm das jetzt zum Verhängnis werden?
Und war sein Blick auf seinen toten Kollegen Anker Høyer zu naiv gewesen damals, vor Jahren? War er zu gleichgültig, sich zu fragen, was in dem Koffer war, den er die ganze Zeit auf seinem Dachboden hatte? Der Tod von Anker und die schwere Verletzung von Hardy hatten Carl sehr zugesetzt. Zusammenbrüche, ein posttraumatisches Stresssyndrom. Er funktionierte nicht mehr richtig und kam immer schlechter mit den Kollegen klar. Und dann kam die Rettung: die Gründung des Sonderdezernats Q, und mit Assad der Erste im Team, der mit Carl irgendwie klarkam, ihn nahm, wie er ist. Oder besser gesagt, mal war.
Denn er ist ein anderer geworden, seit es seine Tochter Lucia gibt. Seine Frau Mona ist ein Glücksfall für ihn, und nun ein Kind. Verantwortung für Lucia zu haben, das macht etwas mit ihm. Er, der Jütländer, dessen Vater ihm eingetrichtert hatte, „richtige Schmerzen seien der entscheidende Grund, sich im Leben aufrecht zu halten“. Nun fließen schon mal Tränen bei Carl, dann, wenn er allein in seiner Zelle sitzt. „So viele Knoten hatten sich gelöst. Da konnte selbst einem echten Jüten aus Vendsyssel mal die Luft wegbleiben.“

Assad
Carl und Assad – so fing alles an im Sonderdezernat Q. Assad, ohne Polizeiausbildung, aber mit einer faszinierenden Kombinationsgabe und einer Hartnäckigkeit, die so oft entscheidend war. Assad, der einen so starken Kaffee kochte, dass Carl beim ersten Mal, als er dieses viel zu heiße „Gebräu“ probierte, dessen Wirkung sofort in seinen Eingeweiden spürte. Wie viel würde Carl nun darum geben, wieder mit Assad Kaffee trinken zu können? In „Verraten“ zeigt sich wieder einmal, wie loyal Assad ist. Keine Sekunde zweifelt er an Carls Unschuld und bestärkt das mit einem typischen Assad-Spruch: „Er ist genauso schuldig wie die Katze auf der Treppe, die meine Frau jeden Tag füttert.“ Nun muss seine Frau das köstliche Dawood Basha (Fleischbällchen in Sauce) wohl erst einmal allein essen. Denn Assad macht sich auf den Weg, um eine erste Spur zu verfolgen. Hat er den richtigen Riecher oder erweist sich die Sache als Sackgasse?

Gordon
Noch in Fall neun hatte Carl Gordon aus der Gewalt der Serienmörderin Sisle Park befreit. Beinahe wäre Gordon ebenfalls von ihr hingerichtet worden. Vor seinen Augen hatte Sisle Park einen Menschen mit der Todesspritze hingerichtet. Ein entsetzlicher Tod. Dass so etwas nicht spurlos an Gordon vorübergehen konnte, ist klar. Er wirkt immer noch mitgenommen, lag im Krankenhaus, sogar ein Seelsorger kam zu ihm, um ihm bei der Verarbeitung dieses Grauens zu helfen. Aber Gordon will sich auf keinen Fall ausruhen, auch wenn er dringend Schlaf bräuchte. Er will, wie die anderen, mit voller Kraft für Carl kämpfen. Da Gordon eine juristische Ausbildung hat und, wie Rose es formuliert, „superfantastisch bei der Bearbeitung von komplexen Fällen“ ist, hält er die Stellung im Büro des Sonderdezernats Q und versucht, von hier aus die Kollegen zu unterstützen. Vielleicht findet Gordon ja den entscheidenden Hinweis?

Hardy
Seit dem traumatischen Einsatz auf Amager 2007 ist Hardy Henningsen durch einen Rückenschuss von den Schultern abwärts gelähmt. Seit Langem ist er in Behandlung in der Schweiz, schreckliche Schmerzen quälen ihn. Doch in „Verraten“ hält ihn nichts davon ab, Carl zu helfen. Ein Neuanfang soll es werden, auch für ihn. Zwei Implantate, direkt im Gehirn eingesetzt, steuern nun sein Exoskelett. Mit ihm kann er sich bewegen, auch wenn er, wie Assad das formuliert, nicht wie RoboCop aussieht, sondern mit seinem weißen Anzug eher wie manche Figuren aus Star Wars. Welche Hilfe wird Hardy leisten können?

Anker
Anker Høyer, er ist tot, erschossen bei dem Einsatz auf Amager. Sein Koffer bringt Carl nun in diese entsetzliche Lage. Wer war Anker? Selbst Carl ist sich da nicht mehr ganz sicher, obwohl Anker ein guter Freund und Kollege war. Doch schon immer war Anker anders. Er hatte Ambitionen, so sieht es Carl. Und für Anker „kamen er selbst und seine Bedürfnisse an erster Stelle“. Sollte das Carl nun zum Verhängnis werden? Carl zweifelt, denn dass Anker korrupt und in den Drogenhandel verwickelt gewesen sein könnte, das kann er nicht glauben. Aber wer kann schon alles über einen Menschen wissen?

Rose
Ihre Stimmungsschwankungen sind ebenso legendär wie ihr Konsum von Gin Tonics. Rose, mal impulsiv und tatkräftig, mal niedergeschlagen und gegen ihre Dämonen kämpfend, ist die schillerndste Figur im Team des Sonderdezernats Q. Auch in „Verraten“ kämpft sie mit pochenden Kopfschmerzen nach einer wilden Silvesternacht. Diesmal hatte sie keinen One-Night-Stand mit zu sich genommen, ist allein aufgewacht. Und genau an diesem Morgen, an Neujahr 2021, klingelt eine Frau an ihrer Tür. Rose hatte eben erst den ersten Schluck Bier getrunken, „zur Instandsetzung“, und war furchtbar mies gelaunt. Doch auch der ruppige Empfang von Rose lässt die Dame kalt. Es ist Merete Lynggaard, die Frau, die in „Erbarmen“ aus einer Druckluftkammer befreit wurde. Rose kann jede Hilfe gebrauchen, und Merete bietet diese an.

Merete Lynggaard
Es war der erste spektakuläre Fall, „Erbarmen“, in dem Carl Mørck und Assad die Politikerin aus einer Druckkammer befreit hatten. Dort war Merete über Jahre gefangen gehalten worden. Jeder hatte sie schon für tot erklärt, nachdem die Parlamentarierin von einer Fähre verschwunden war. Ein Unfall? Mord? Niemand hatte eine Spur. Bis Carl und Assad einstiegen. Meretes Bruder Uffe verstummte nach dem Verschwinden seiner älteren Schwester. Und nun will Merete einsteigen, um Carl zu helfen. Sie hat Verbindungen ins Polizeipräsidium und leitet eine Sicherheitsfirma. Und da gibt es noch etwas, das Merete Rose bei ihrem ersten Besuch verrät: Sie hat Kontakt zu vielen Menschen, denen das Sonderdezernat Q geholfen hat. Alle sind Carl dankbar und wollen ihren Beitrag leisten, um nun Carl zu helfen. Wer wird noch mit einsteigen?

Autoreninterview

Interview mit Jussi Adler-Olsen

Sie haben die komplette Carl-Mørck-Reihe im Jahr 2005 geplant. Gab es dennoch etwas Überraschendes für Sie im Zusammenhang mit „Verraten“?
Ich würde sagen, nicht überrascht, aber ich bin ungemein stolz. Ich hatte keine Ahnung, ob die Leser der Serie treubleiben würden. Und ich bin der Typ Schriftsteller, der gelesen werden will. Nur für mich zu schreiben, das wäre nichts. Wenn also niemand diese Reihe hätte lesen wollen, hätte ich sicher irgendwann aufgehört. Daher bin ich einfach dankbar, dass ich immer noch Leser für diese letzte Episode in der Welt des Sonderdezernats Q habe.

In einem Interview haben Sie erzählt, dass Sie 2005 sogar schon den letzten Satz von Verraten“ im Kopf hatten. Ist dieser Satz wirklich so geblieben?
Ja, der Satz ist geblieben. Doch es war nicht der allerletzte Satz im Buch. Es war einer der letzten Sätze, und ich bin ziemlich stolz darauf.

Die Figuren der Reihe haben sich natürlich entwickelt. So ist Carl Vater geworden. Und auch das Team hat sich verändert. Wie würden Sie diese Veränderungen beschreiben?
Im Laufe der Zeit entwickeln wir uns alle weiter, und das gilt auch für unsere Freunde. Carl hat sich in Mona verliebt und ist Vater geworden – eine sehr tiefgreifende Veränderung im Leben eines jeden. Rose hatte einen Zusammenbruch und hat ihn mithilfe ihrer Freunde, allen voran Assad, überwunden. Assad hat sich mit seiner Familie wiedervereint und es geschafft, nach traumatischen Erfahrungen wieder zurück ins Familienleben zu kommen. Und Gordon – nun, aus einem Jugendlichen wurde ein Erwachsener. In vielerlei Hinsicht haben sie sich zu einer eigenen Familie entwickelt, und in „Verraten“ stehen sie so vereint zusammen wie nie zuvor.

Sie hören gerne Musik, wenn Sie schreiben. Gute Musik, die Sie inspiriert. Welche Musik lief, während Sie „Verraten“ geschrieben haben?
Ganz unterschiedliche Sachen – sowohl klassische Musik, Mahler und die „Pastorale“-Symphonie von Beethoven, aber auch symphonische Filmmusik. Immer instrumental, kein Gesang. Die Musik muss exzellent sein, denn das spornt mich an, mein Schreiben diesem Niveau anzupassen.

Für die Recherche von „Verraten“ gingen Sie sogar ins Gefängnis. Was genau wollten Sie dort herausfinden?
Es ist mir wichtig, dass alles, worüber ich schreibe und dem etwas Wirkliches zugrunde liegt, also etwa der Gefängnisalltag, auch glaubwürdig ist. So wird das Fiktionale meiner Texte ebenfalls glaubwürdig. Und, glauben Sie mir: Es gibt immer einen Leser, der über die Realität Bescheid weiß, die man beschreibt. Also musste ich lernen, wie der Alltag in verschiedenen Gefängnissen für die Häftlinge abläuft. Im Gefängnis standen sie dem sehr aufgeschlossen gegenüber, und ich wurde gut aufgenommen, auch dafür bin ich dankbar.

Während des Schreibprozesses von „Verraten“ haben Sie erzählt, dass Sie neugierig sind, ob sich der Traum, diese Serie so zu vollenden, wie Sie sich das vorgestellt hatten, in Erfüllung geht ...
Ja, es war erstaunlich, tatsächlich das zu vollenden, was ich vor so vielen Jahren begonnen hatte. Es war eine Mammutaufgabe. Eine Serie zu schreiben bedeutet, dass Sie im Lauf der Jahre Ihren Lesern viele Hinweise gegeben haben. Und natürlich muss man für das letzte Buch sicherstellen, dass alle losen Enden aufgegriffen werden. Das war sehr herausfordernd, harte Arbeit, aber auch sehr befriedigend.

Sind Sie nun erleichtert, ist Ihr Traum also wahr geworden?
Ich bin sehr erleichtert und dankbar. Auch meinen Lesern – schließlich wollten sie bis zum Schluss bei mir und meiner Geschichte bleiben.

Interview: Literaturtest, März 2024

Autorenporträt

Wer Jussi Adler-Olsen erlebt - live oder im Radio/Fernsehen, dem fällt sofort auf, wie präsent der Bestsellerautor ist. Präsent und geistreich, wach und witzig. Er flirtet gerne mit seinem Publikum, seinen Lesern und erzählt erfrischend uneitel. Und er wirkt wie einer, der seinen Platz im Leben, der Welt gefunden hat und umgehen kann mit all den Widrigkeiten und Brüchen, dem Dunklen und dem Hellen, und er weiß, dass "Gut" und "Böse" in uns allen schlummern. Ob sein Aufwachsen im Umfeld von psychiatrischen Kliniken - sein Vater war dort Arzt - dazu beitrug? Jussi Adler-Olsen bekennt, dass er sich gern mit "Verrückten" umgibt und auch viele Freunde hat, die eben einen Tick anders seien als der Durchschnitt. Die Grenzen seien sowieso fließend.
Jussi, der offiziell mit Vornamen Carl Valdemar Jussi Henry heißt, ist Kopenhagener. Dort wurde er am 2. August 1950 geboren, und er lebt bis heute mit seiner Frau Hanne in der Nähe der Stadt. Privat erzählt Adler-Olsen, der Vater eines erwachsenen Sohnes ist, dass er gerne musiziert und es liebt, mit den Händen zu arbeiten, was seiner Leidenschaft, alte Häuser zu renovieren, sehr entgegenkommt. Doch auch mit dem Kopf arbeitet der 62-Jährige gerne - früher wie heute. Damals, als Student, hat er sich für Medizin und Soziologie, Politische Geschichte und Filmwissenschaft interessiert. Später hat er komponiert und in den unterschiedlichsten Berufen und Zusammenhängen gearbeitet. Er war Redakteur und Koordinator der dänischen Friedensbewegung, Verlagschef und Aufsichtsratsvorsitzender in Energiekonzernen. Ein Vielfältiger ist er also, dieser Jussi Adler-Olsen, obwohl er von sich sagt, dass er faul sei.
Doch seine Neugierde scheint einen Tick stärker zu sein - und so ist es eine wunderbare Fügung, dass er seit 1995 ganz seiner schriftstellerischen Berufung folgt und all seine Interessen und all die Themen, die er wichtig findet, immer wieder in Bücher packt. Nun können viele Menschen diese Geschichte lesen - und sie tundas. Als 1997 "Das Alphabethaus" erscheint, wird es sofort ein Bestseller. Zwei internationale Politthriller, ebenfalls Bestseller, folgten und 2007 erobert Ermittler Carl Mørck mit der Veröffentlichung von "Erbarmen" die Herzen der Leser in Dänemark, Deutschland und unzähligen anderen Ländern. Es folgen "Schändung", "Erlösung" - für das er mehrere Krimipreise erhielt - und "Verachtung" (2012). Die Leser freut es, dass Jussi Adler-Olsen seine Carl-Mørck-Reihe von Anfang an auf etwa zehn Bände festgelegt hat. Es gibt also noch viele Geschichten von Carl, Assad und Rose zu lesen. Und Carl Valdemar, genannt Jussi, wird all diese Geschichten schreiben. Für sich selbst und natürlich für uns!
Das meint die buecher.de-Redaktion: Jussi Adler-Olsens schafft es immer wieder brillant, real geschehenes Unrecht in seinen Büchern zu thematisieren - und liefert dabei feinste Thriller-Kost. Die Leser lieben die Carl Mørck-Reihe um das schräge Ermittler-Trio Carl, Assad und Rose genauso wie seine Einzeltitel. "Das Alphabethaus" stand von Erscheinen an auf den Bestsellerlisten.

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