Kinderbuch des Monats September 2024
„Medusa / Mythen der Monster Bd.1“ von Katherine Marsh - Von der bücher.de-Redaktion gelesen und auf Herz und Nieren getestet
Kinderbuch des Monats
Kinderbuchtipp September: „Medusa / Mythen der Monster Bd.1“„Mythen der Monster“ – so heißt die neue Reihe von Autorin Katherine Marsh. Hier sind olympische Götter wie Zeus, Poseidon und Hades nicht nur quicklebendig, sie haben auch ein Internat gegründet. Das Internat für „Monster“ oder deren Nachfahren. Monster wie Me-dusa zum Beispiel, die Frau, die Männer durch ihren Blick versteinern kann. Doch war Me-dusa wirklich so ein irres Scheusal oder einfach nur eine Frau, die dem großen Zeus wi-dersprochen und nur deswegen so einen schlechten Ruf hat? Und warum reden alle im-mer über über Götter und Helden und nie über Göttinnen und Heldinnen? Auf geht‘s in ein packendes Abenteuer mit der zwölfjährigen Ava, einer Nachfahrin der Medusa!
Was?
Ava hat wilde Locken und ist, na, sagen wir mal, sehr emotional. Auch Atemübungen hel-fen da nicht immer. Vor allem nicht, wenn sie richtig wütend wird. Doch dann kommt der Tag der Tage, und ein Mitschüler, unausstehlich und gemein, weckt Avas Wut, und sie ver-steinert ihn. Zwar nur für ein paar Stunden, aber das genügt. Avas Mutter, selbst Nachfahrin einer mythologischen Gestalt, weiß, was zu tun ist: Ava kommt sofort auf das Internat „Ac-cademia del Forte“ in Venedig. Zusammen mit ihrem älteren Bruder Jaxon, genannt Jax. Wie aufregend und wie geheimnisvoll! Und was für ein Schock! Denn bisher wusste Ava nicht, dass sie ein sogenanntes Monster ist. All das erfahren die Neulinge gleich am ersten Tag in der Accademia. Denn in diesem Internat sind nicht nur die Lehrenden sehr speziell, auch alle Schülerinnen und Schüler sind Monster und sollen hier lernen, ihre Kräfte zu kontrollieren. Aber irgendetwas stimmt ganz und gar nicht in diesem Internat ...
Wie?
Wer denkt, griechische Mythologie sei langweilig, der hat dieses Buch noch nicht gelesen! Katherine Marsh packt in eine tolle Internatsgeschichte um Freundschaft, Geheimnisse und böse Gegenspieler so viel Zeus, Athene und Medusa, dass es eine wahre Lesefreude ist. Denn die mythologischen Gestalten haben es in sich. Zeus kann es gar nicht leiden, wenn jemand an seinem Status zweifelt. Und Athene, die Ava eigentlich toll fand, weil sie eine interessante und mächtige Göttin ist, entpuppt sich beim Kennenlernen als echte Zicke, die andere Frauen nicht ausstehen kann. Herrlich! Nicht zu vergessen das Internat: Schulleiter Mr. Oreon ist Poseidons Sohn, Orion. Und natürlich hat auch der Rest der Lehrer mytholo-gischen Background. Die Schüler kommen aus aller Welt, sprechen ihre Muttersprachen und verstehen einander dennoch. Das bewirkt ein Zauber von Hermes. Dazu kommt noch eine große Portion Frauenpower. Denn weil sich sonst allzu oft alles um die männlichen Gestalten der Mythologie dreht, setzt Katherine Marsh auf Heldinnen.
Für wen?
Das Buch spricht Lesende ab etwa zehn Jahren ang. Nach oben gibt es mit Blick auf das Alter eigentlich keine Grenze. Alle, die Harry Potter und Hogwarts toll finden, können sich auf das Internat der „Monster“ freuen. Und natürlich auf die Abenteuer, die Ava, ihre Freun-din Fia, Avas neue Zimmernachbarin Layla und Arnold zu bestehen haben. Die Freunde haben es mit Intrigen zu tun und schrammen oft knapp am Tod vorbei. Puh. Ob alle heil davonkommen? Und welche Kräfte schlummern in ihnen?
Von wem?
In den USA, wo Katherine Marsh lebt und „Mythen der Monster“ zuerst erschienen ist, fei-ern viele die Reihe schon. Sie schwärmen von einer „feministischen Fantasyserie“, die in unserer heutigen Welt spielt, und einem „rasanten Abenteuer“. Wie wunderbar, dass Kathe-rine Marsh ihre Leidenschaft für griechische Mythologie so witzig, spannend und – ganz nebenbei – auch lehrreich erzählt. Schreiben kann die gelernte Journalistin definitiv. Wie sie dazu kam, Bücher für junge Menschen zu verfassen, erklärt sie so: Als der Anschlag auf das World Trade Center 2001 geschah, lebte sie in New York. Diese Erschütterung und der Tod ihrer für sie sehr wichtigen Großmutter ein paar Monate später setzten ihr enorm zu. Sie brauchte ein Ventil für ihre Trauer und auch die Ängste. Da fing sie an zu schreiben. Das erste Manuskript wurde nie veröffentlicht. Aber schon mit dem zweiten, „The Night Tourist“, gewann sie den „Edgar Award“ für Mystery für junge Lesende. Wow! Dass Kathe-rine auch ihre Liebe zu Venedig mit in ihre neue Buchreihe gepackt hat, passt perfekt. Denn die Stadt im Wasser ist oft auch so geheimnisvoll wie so manche Rätsel, die Ava und ihre Freunde lösen müssen. Katherine lebt mit ihrer Familie in Washington D. C. Und mit ihr ganz viele Tiere, etwa Katzen, ein Hase, Fische, ein Frosch, ein paar Hühner und ein Axolotl.
Und wie weiter?
Eines ist klar: Es wird mindestens noch einen Band 2 geben, vielleicht auch noch weitere Bände. Das freut uns sehr! Wann genau Band 2 (in den USA ist er unter dem Titel „The God’s Revenge“, also „Die Rache der Götter“, für nächstes Jahr angekündigt) hier in Deutschland erscheint, ist noch nicht ganz klar. Das Buch muss ja auch erstmal übersetzt werden. Bei Band 1 hat diese Aufgabe übrigens Jennifer Michalski übernommen.
GLOSSAR
AVA BALDWIN
Ava liebt griechische Mythologie und kennt sich ziemlich gut aus mit den Geschichten um Göttin Athene. Sie ist eher klein und fällt äußerlich vor allem durch ihre unbändigen brau-nen Locken auf. Ihr Lieblingskuscheltier ist eine Schlange, sie heißt „Nattan“. In diesem Abenteuer ist sie zwölf Jahre alt und streitet sich oft und gern mit ihrem älteren Bruder Ja-xon. Als beide auf das geheimnisvolle Internat „Accademia del Forte“ kommen, bleibt das auch erstmal so. Denn hier, in Venedig, ist Ava die Besondere. Schließlich hat sie einen sehr hohen „Monsteranteil“ in ihrer DNA. Auf ihrer alten Schule fanden einige, dass Ava immer „total drüber“ sei. Das ist hier in Venedig ganz anders, hier sind alle Monster. Doch die meisten wissen noch gar nicht, welche Kräfte sie haben. Auch Ava muss das noch her-ausfinden. Wie gut, dass sie gleich Freundinnen und einen Freund gefunden hat.
JAXON, AVAS BRUDER
Für Ava ist so ein älterer Bruder wie Jaxon, den alle nur „Jax“ nennen, echt schwierig. Denn Jax ist ein Überflieger. Jedenfalls war das in der alten Schule so. Da war er überall Klassenbester. Das nervt. Vor allem, wenn die jüngere Schwester ständig mit ihm vergli-chen wird. Im neuen Internat in Venedig ist Jax allerdings etwas im Hintertreffen. Der Schulleiter scheint Ava zu bevorzugen. Das gefällt Jax gar nicht. Ava denkt: Nun weiß er endlich mal, wie sich das anfühlt ... Doch auch Jax hat „Monsteranteile“ und muss seine Kraft noch finden. Als Zimmergenossen hat Jax diesen seltsamen Zyklopen Zale, der für Schulleiter Oreon eine Art Schoßhündchen ist.
FIA, AVAS FREUNDIN
Gleich bei ihrer Ankunft fiel Ava ein Mädchen auf. Gut, mit ihren orangefarbenen Haaren ist Fia auch durchaus jemand, der ins Auge sticht. Aber das war es nicht. Auch nicht die Ohr-piercings, die Fia anscheinend liebt, denn sie hat einige davon. Fia ist einfach skeptisch und hinterfragt alles. Und sie lässt sich nicht den Mund verbieten. Vor allem nicht, wenn manche Lehrende die Frauen in der Mythologie so vernachlässigen oder gar behaupten, sie seien nicht wichtig. Das kann Fia richtig auf die Palme bringen. Sie ist also eher an der Geschichte der Titaninnen interessiert und weniger an Zeus. Wo Ava mit einer Stoffschlan-ge kuschelt, hat Fia, klar, eine echte Königsboa zu Hause in Irland. Sie heißt Uro. Fia findet das Internat von Anfang an seltsam und sagt das auch. Ob sie Recht hat und es hier ein Geheimnis gibt?
LAYLA, AVAS ZIMMERNACHBARIN
Layla zu beschreiben, ist gar nicht so einfach. Gut, sie ist eine echte Venezianerin – eher selten im Internat, denn die Jugendlichen kommen hier aus aller Welt. Was das Aussehen angeht, ist Layla eine echte Verwandlungskünstlerin. Aber nicht durch Perücken oder ver-rückte Schminkgeschichten, nein. Layla ist die Nachfahrin einer Empusa. Das war eine gestaltwandelnde Vampirin. Als Ava das zum ersten Mal hört, wird ihr ganz anders. Denn Layla ist ihre Zimmernachbarin. Aber die winkt lässig ab, auch wenn sie die „Twilight“-Bücher liebt. Nein, Layla hat Ava nicht auf ihrer Snackliste. Denn sie kann nur gestaltwan-deln. Der Vampirteil wurde nicht vererbt. Und außerdem ist Layla Veganerin. Gestaltwan-deln heißt: Layla sieht ständig anders aus. Als sie Ava begrüßt, hatte sie sehr türkisblaue Augen und dunkle Haare, einen Pony. Kurz darauf sind die Augen braun, und der Pony ist weg. Noch kann Layla nicht steuern, wann und wie sie sich verwandelt. Doch das soll sie hier auf dem Internat lernen. Was noch alles in Layla steckt, das finden Ava, Fia und Arnold bald heraus ...
ARNOLD, AVAS FREUND
Ein weiterer Freund von Ava ist Arnold. Er kann Unmengen an Essen in sich hineinstopfen und nimmt dabei kein Gramm zu. Im Gegenteil, er ist sehr schlank und seine Klamotten schlackern um seinen Körper. Oft riecht Arnold streng. Ava überlegt schon manchmal, ihm endlich ein Deo zu schenken. Ob das an Arnolds Monsteranteil liegt? Arnold ist ein treuer Freund und sehr froh, dass er seinen vorherigen Zimmernachbarn endlich los ist: Zale. Der kann nämlich extrem fies sein und stammt von einem Zyklopen ab. Zyklopen sind riesig und haben nur ein Auge. Zale hat zwei, sieht aber auf einem nicht so gut. Und er ist groß und stark. Aber zurück zu Arnold: Zale hat ihn immer mal wieder einfach zum Spaß aus dem Fenster gehalten und war auch sonst kein netter Zimmernachbar. Was Arnolds Mons-terkraft angeht: Da tappt er noch total im Dunkeln und ist ziemlich verzagt darüber. Aber, so viel können wir verraten: Als die Not am größten ist, wird Arnold zum Superretter. Welche fantastischen Kräfte er hat? Lest es selbst ...
Autorenporträt
Weitere Beiträge