Krimi des Monats November 2024
„Sie wird dich finden / The Housemaid Bd.3“ von Freida McFadden - Von der bücher.de-Redaktion gelesen und auf Herz und Nieren getestet
Krimi des Monats
Krimitipp des Monats, Freida McFadden, „Sie wird dich finden“Mit ihrer „The Housemaid“-Reihe landete die Ärztin und Autorin Freida McFadden bislang schon einen Bestseller nach dem anderen. Nach „Wenn sie wüsste“ und „Sie kann dich hören“ folgt nun, so der Verlag, der „Höhepunkt“ der Reihe: „Sie wird dich finden“.
Millie Accardi ist schon lange kein Hausmädchen mehr. Als Sozialarbeiterin betreut sie nun ältere Menschen, und alles scheint bestens zu laufen. Denn gerade zieht Familie Accardi, Millies Mann Enzo und die Kinder Nico (9) und Ada (11), auf Long Island in ein wunderbares kleines Häuschen. Gute Wohngegend, tolle Schulen und ein eigenes Zuhause – nicht mehr die enge Wohnung in der Bronx mit Möbeln vom Sperrmüll. Millie traut ihrem Glück noch nicht so recht, denn eigentlich ist sie davon überzeugt, nie Glück zu haben.
Für den Kauf des Hauses müssen die Accardis zwar noch etwa 30 Jahre eine Hypothek abbezahlen, aber immerhin bekamen sie das Objekt 10 % unter dem Schätzpreis. Ein Traumhaus also in einer Traumgegend. In der Sackgasse, der Locust Street, wo das Häuschen steht, gibt es noch zwei weitere Häuser, sie tragen die Nummern 12 und 13. Millie freut sich schon darauf, die Nachbarn kennenzulernen. Doch die erste Begegnung mit Suzette aus Nr. 12 lässt sie mit einem unguten Gefühl in der Magengrube zurück.
Suzette, Immobilienmaklerin, sehr gepflegt und sehr bedacht auf Status und Geld, scheint freundlich zu sein. Doch fast jede ihrer Bemerkungen ist eine versteckte Beleidigung. Dann entdeckt Suzette den „heißen Möbelpacker“, Millies Mann Enzo, und flirtet schamlos mit ihm. Eine Einladung zum Abendessen folgt, und Millie fragt sich gleich am ersten Tag, ob das mit dem Umzug alles nicht doch ein Riesenfehler war ...
Im Haus Nr. 13 wohnen Janice und ihr Sohn Spencer. Und hier scheint ständig jemand am Fenster zu stehen und alles zu beobachten. Und als Millie Janice an der Haltestelle für den Schulbus zum ersten Mal begegnet, wird ihr Gefühl, hier komplett falsch zu sein, noch schlimmer. Janice scheint paranoid und hat ihren Sohn an einer Leine. Sie bringt ihn zum Bus und erzählt Millie sofort von einem kleinen Jungen, der hier vor Jahren verschwand. Spurlos. Seitdem lässt sie ihren Sohn nicht mehr aus den Augen und missbilligt auch, dass Millie arbeitet, ihre Kinder „vernachlässigt“. Puh. Aber gut, einfach nach vorn blicken – und die Kinder werden es hier doch einfach gut haben, oder?
Aber dann läuft das Abendessen bei Suzette genauso wie von Millie befürchtet. Suzette flirtet noch wilder mit Enzo und will auch, dass Enzo, Garten- und Landschaftsbauer, sich um ihren Garten kümmert. Suzettes Mann Jonathan scheint das nicht zu stören. Warum nur? Und dann geht es los, nachts. Ganz davon abgesehen, dass Millie sich ständig beobachtet fühlt, hört sie auch noch ein schabendes Geräusch im Haus. Es scheint vom Erdgeschoss her zu kommen – doch sobald sie die Treppen hinabsteigt, ist es wieder leise.
Als ihr Janice auch noch erzählt, dass niemand sonst auf ihr Häuschen geboten hat, wird Millie unruhig. Die Nachbarin meint, es müsse etwas im Inneren des Hauses sein ... Und dann gibt es da noch Martha, Suzettes Hausmädchen, eine Erscheinung wie aus den 1950er-Jahren. Furchteinflößend für Millie, denn Martha starrt sie dauernd an. Martha fängt auch an, bei der Familie Accardi zu putzen, und als Millie sie dabei ertappt, wie sie eine Schublade durchsucht, hat Martha schnell eine Erklärung parat. Aber Millies Unbehagen bleibt. Und es wird immer stärker.
Denn alle scheinen sich zu verändern. Enzo, der eigentlich verrückt nach Millie ist, werkelt immer öfter bei Suzette im Garten. Angeblich – und auch zu merkwürdigen Tageszeiten. Und er scheint Millie anzulügen. Auch Sohn Nico verändert sich massiv. Es gibt Gewaltausbrüche gegen andere Kinder, gleichzeitig wirkt er teilnahmslos und scheint keine Schuldgefühle zu haben. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht – und die Vorfälle werden immer dramatischer und merkwürdiger. Auch das Vertrauen zwischen Millie und Enzo schwindet. Als Millie und Enzo dann tatsächlich etwas in ihrem Haus entdecken, weiß Millie endgültig, dass sie einen schrecklichen Fehler gemacht haben, hierher zu ziehen ...
„Sie wird dich finden“ ist ein Pageturner der Extraklasse. Freida McFadden ist eine Meisterin der falschen Spuren, und wie sie es hier schafft, uns immer wieder auf neue Fährten zu locken, Verdacht zu schüren und eine Atmosphäre der Angst und des Zweifels aufzubauen, ist großartig. Schließlich dreht sich am Ende alles um die Fragen: Wie gut kennen wir unsere nächsten Menschen? Und können wir ihnen wirklich vertrauen? Hier ist fast nichts so, wie es zunächst zu sein scheint. Also: anschnallen und lesen! Am besten an einem herbstlich-verregneten Wochenende. Denn aufzuhören ist hier schwierig.
GLOSSAR
MILLIE
Millie Accardi wollte eigentlich immer nur eines: ein normales, ruhiges Leben. Bei ihr hat es damit länger gedauert als bei den meisten Menschen, aber nun scheint sie es zu haben: das Traumhaus, eine Familie. Lange hatte sie vorher als „Housemaid“, also Hausmädchen, gearbeitet. Das ist nun Jahre her. Nun macht ihr der neue Job als Sozialarbeiterin große Freude. Ein Glück, dass sie diese Chance überhaupt bekommen hat. Denn Millie hat eine Vergangenheit: Zehn Jahre saß sie wegen Mordes ein. Sie hatte ihre Freundin vor einem Vergewaltiger gerettet und diesen getötet. War das gerecht, gut? Und wie weit darf ein Mensch gehen, wenn er glaubt, für eine gute Sache zu kämpfen?
ENZO
Millies Mann Enzo, Italiener, lebt seit etwa 20 Jahren in Amerika. Ja, er sieht unglaublich gut aus, ist ein toller Vater und Ehemann. Er liebt Millie über alles und sagt, er würde nie etwas mit einer anderen Frau anfangen. Doch warum ist er ständig bei Nachbarin Suzette? Wirklich nur, um im Garten zu arbeiten? Dass Enzo Millie plötzlich anzulügen scheint und auch noch die Gewaltausbrüche des Sohnes rechtfertigt, verschlägt Millie die Sprache. Doch auch auf Enzos Vergangenheit liegt ein Schatten. Es ging dabei um seine Schwester, die er unbedingt beschützen wollte. Als Millie noch mehr über Enzos Vergangenheit herausfindet, weiß sie nicht mehr, was sie ihrem Mann überhaupt noch glauben kann ... Wozu wäre Enzo fähig? Und ist er vielleicht der perfekte Lügner?
NICO
Der neunjährige Nico gilt als Sonnenschein. Kontaktfreudig, neugierig und ein begeisterter Sportler. Für Nico ist der Umzug kein Problem – er freut sich darauf, in seiner neuen Klasse die Mitschüler zum Lachen zu bringen. Und, klar: Hier, auf Long Island und mit eigenem Haus, will Nico unbedingt ein Tier. Nein, keinen Hund und auch keine Schildkröte. Eine Gottesanbeterin. Millie findet dieses Vieh schrecklich. Doch Nico bekommt Unterstützung von seinem Vater Enzo. Und die Gottesanbeterin sitzt von nun an in seinem Zimmer. Doch bald scheint Nico nicht mehr der fröhliche Junge zu sein. Er wird einsilbig, zieht sich zurück, sein Lieblingsessen schmeckt ihm nicht mehr, und – am schlimmsten – er prügelt sich ständig. Enzo sagt, das sei normal für einen Jungen. Doch Millie spürt, dass hier etwas überhaupt nicht mehr „normal“ ist. Vor allem, weil Nico so gleichgültig reagiert, eigentlich auf alles. Selbst als seine geliebte Gottesanbeterin stirbt, scheint Nico das kalt zu lassen. Und als Millie erfährt, was ihr Sohn mit dem Tier gemacht hat, kann sie es nicht fassen ...
ADA
Ada ist elf und eine Einserschülerin. Sie liebt ihren Bruder Nico und würde alles für ihn tun. Das muss sie auch öfter mal, weil Nico dazu neigt, Dinge aufzuschieben. Dinge wie Aufräumen. Ada erledigt das dann für ihren Bruder, und natürlich macht sie ihre Hausaufgaben, ohne dass Millie oder Enzo sie daran erinnern müssten. Ada liest sehr viel und wirkt introvertiert. Der Umzug macht Ada aber zu schaffen, musste sie doch ihre zwei besten Freundinnen in New York zurücklassen. Dass Ada ein Geheimnis hundertprozentig für sich bewahren kann, weiß ihr kleiner Bruder. Nico kann sich auf Ada verlassen, und das ist sehr wichtig hier auf Long Island, wo auch Ada nicht weiß, was sie glauben, worauf sie vertrauen darf.
SUZETTE
Suzette Lowell wirkt wie die perfekte Frau. Die Haare sitzen, und sie ist immer elegant gekleidet. Ihr Haus, die Nr. 12, ist edel, großzügig, und natürlich hat Suzette ein Hausmädchen. Suzettes Mann Jonathan macht einen netten Eindruck, so empfindet es Millie jedenfalls bei ihrer ersten Begegnung. Allerdings scheinen die Lowells etwas gegen Kinder zu haben. Nico und Ada müssen an einem Extratisch sitzen, weit weg von den Erwachsenen. Und Suzette kann ihre bösen Bemerkungen gegenüber Millie nicht lassen, außerdem scheint sie geradezu besessen zu sein von Millies Mann Enzo. So unverhohlen hat noch nie jemand in Millies Beisein mit Enzo geflirtet. Doch warum lässt Suzettes Mann das komplett kalt? Millie ist wütend und auch verletzt, doch Jonathan scheint das alles gar nicht wahrzunehmen. Auch der Umgang der Ehepartner miteinander wirkt auf Millie gruselig: Suzette behandelt ihren Mann wie ein Haustier, das zu gehorchen hat. Warum lässt sich Jonathan das gefallen?
JANICE
Schon die erste Begegnung mit der Nachbarin aus dem Haus Nr. 13 ist schwierig. Janice scheint die Frau zu sein, die ständig hinter den Fenstern steht und alles beobachtet. Gerade auch Millies Haus, auf das sie einen fantastischen Blick hat. Obwohl Janices Sohn Spencer in Nicos Klasse geht, wirkt er viel jünger. Seine Mutter hingegen sieht aus, als wäre sie seine Großmutter. Grauhaarig, spindeldürr, mit Hornbrille. Ihren Sohn lässt sie keine Sekunde aus den Augen, auf Millie wirkt Janice anfangs paranoid. Sie warnt Millie auch deutlich vor Suzette. „Ich würde mich vor der Frau vorsehen. Sie ist nicht nett.“ Weiß Janice irgendetwas? Oder ist sie einfach gestört und will die Menschen gegeneinander aufbringen? Die Menschen, die sie ständig zu beobachten scheint ...
Autorenporträt
Weitere Beiträge