Autor: bücher.de
Datum: 01.02.2025
Tags: Empfehlung, Krimi des Monats


Hohe Berge, tiefe Abgründe. Hier lauert das Böse. Es wird dich finden.
Ein nächtliches Dorf, nur die beleuchtete Skischanze ragt empor. Mit einem elektrischen Viehtreiber wird ein Mann zur Schanze getrieben. Am höchsten Punkt stößt ihn sein Peiniger hinab - ein Seil um den Hals.
Als Ellen den Toten an der Schanze hängen sieht, erstarrt sie in Panik. Sie kennt das Opfer. Erst vor …
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16,99 €


Krimi des Monats

KRIMITIPP Lars Menz, „Die Schanze“

Ellen Roth ist Anfang 30 und lebt in Hamburg ein scheinbar erfülltes Leben. Die Ärztin ist „angekommen“, ihr Freundeskreis ist toll und auch die Beziehung wirkt stabil. Hört sich super an. Doch Ellens Seelenfrieden ist brüchig. Die Decke, die sie über ihre traumatische Vergangenheit gezogen hat, ist dünn. Als die Beziehung zu Christoph endet – er hatte sie zu Unrecht verdächtigt fremdzugehen –, scheint es eine gute Idee zu sein, zurück in die Heimat zu gehen. Zurück in die Berge, nach Bayern. Ellens Schwester Saskia lebt dort, auch der alte kranke Vater, den sie pflegt. Und Saskia ist es, die Ellen überredet. Die alte Praxis von Dr. Schwarz wartet nur darauf, von ihr übernommen zu werden, und Ellen könnte sich als Hausärztin niederlassen und dem stressigen Klinikalltag entkommen.

Gut 800 Kilometer liegen zwischen Hamburg und dem Heimatort, in dem die Dichte von „veganen Straßencafés oder Chai Latte trinkenden Millennials“ gegen null geht. Ellen versucht, positiv zu denken. Obwohl sie damals nur noch wegwollte. Damals, nach der Nacht, in der sie überfallen wurde. Vergewaltigt. Schon im Zug eine böse Vorahnung. Ein Mitreisender lässt ihr das Buch „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ zum Lesen zurück. Kaum aufgeblättert, schlägt sie den Buchdeckel erschrocken wieder zu. „Die ewige Wiederkehr ist ein geheimnisvoller Gedanke … alles wird sich irgendwann so wiederholen, wie man es schon einmal erlebt hat …“, liest sie dort. Ellen denkt: „Ich mache einen Fehler, alles wird wieder von vorne beginnen.“

Währenddessen hat der Mörder sein Opfer schon präpariert. Noch lebt Johannes Gruber, Sohn des Bürgermeisters. Noch schleppt ihn der Mörder zur Sprungschanze – in einem idealen Skigebiet in den Bergen. Und von dort wird er ihn hängen lassen. Alles hat er genau berechnet. Der Kopf soll schließlich dranbleiben und nicht durch die Heftigkeit des Sturzes abgerissen werden.

Ellens Ankunft trägt nur zur bösen Vorahnung bei: Die Praxis samt Wohnung ist heruntergekommen und schäbig, die Heizung funktioniert nicht. Ellen hat die Katze im Sack gekauft, und auch Dr. Schwarz ist nicht, wie vereinbart, zur Übergabe da. Nur Martha, die lang gediente Arzthelferin, begrüßt Ellen. Wenig herzlich, wie der scheint ...

Karl Haußer, ehemaliger Polizist und fast 70, pflegt seine todkranke Frau Evi. Die Spaziergänge mit seinem Hund Connor sind ein Lichtblick in seinem Leben. Ein wenig Freiheit, durchatmen können. Und so ist Karl Haußer der Erste, der den Toten auf einem seiner Spaziergänge mit dem Hund entdeckt bzw. durchs Fernglas sieht. Der Lokaljournalist Merab Alieva, mit Karl befreundet, kommt dazu. Und, Zufall oder nicht, auch Ellen, die gerade joggt. Ellen, die allen Grund hätte, sich an Johannes zu rächen. Und an seinem Bruder Max. Den Tätern von damals. Den Tätern, die nie bestraft wurden, weil Ellens Vater und der Bürgermeister einen Deal hatten. Eine Hand wusch die andere. Und Ellen hatte eben Pech gehabt. Betrunkene Jungs, Abifeier – so was passiert eben. Doch „so was“ hat Ellens Leben fest im Griff gehabt. Immer. Dicht unter der Oberfläche, die das Bild der erfolgreichen Ärztin zeigte, war Schmerz und Dunkelheit. Und Wut. Sollte Ellen wirklich zurückgekommen sein, um Rache zu nehmen?

Diese Frage stellt sich auch Merab, der Reporter. Denn auch wenn die Tat nicht gerichtlich verfolgt wurde, die Menschen im Ort wussten Bescheid. So was spricht sich herum. Merab glaubt nicht daran, dass Ellen die Täterin ist. Aber wer kann das schon über einen fast Fremden sagen? Dann bekommt Ellen Nachrichten auf ihr Handy, Nachrichten, die ihr Angst machen. Nachrichten, die einen zweiten Toten ankündigen. Wer will die Tat rächen? Infrage kommen immer mehr Menschen im Ort. Für Ellen beginnt der Neuanfang als Horrortrip. Und langsam kann sie keinem mehr trauen und alle machen sich verdächtig.

Lars Menz hat mit seinem ersten Thriller „Die Schanze“ einen Volltreffer gelandet. Die Figuren zeichnet er lebensnah und psychologisch glaubhaft. Auch die traumatische Vergangenheit von Ellen beschreibt er sensibel. Genauso stimmig ist das Porträt eines Ortes, seiner Menschen und deren Verstrickungen. Dunkle Verstrickungen natürlich ... Gleichzeitig ist „Die Schanze“ hochspannend konstruiert. Beste Thriller-Kost, die große Lust auf mehr von Lars Menz macht!

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