Autor: Manuel
Datum: 01.02.2020
Tags: Empfehlung, Krimi des Monats


Spannung pur von Schwedens neuer Top-Krimi-AutorinEr lauert Frauen in den frühen Morgenstunden auf. Er überfällt sie in ihren Wohnungen. Er tötet sie - und verschwindet. Als an einem Tatort Spuren auftauchen, die auf einen alten Vermisstenfall hinweisen, übernimmt Tess Hjalmarsson, Expertin für COLD CASES, die Ermittlungen. Hängt das spurlose Verschwinden der damals 19-jährigen Annika, …
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Krimi des Monats

Krimi des Monats Februar, Tina Frennstedt „Cold Case – Das verschwundene Mädchen“

In der schwedischen Großstadt Malmö wurden mehrere Häuser evakuiert. Ein Baukran ist außer Kontrolle geraten, schwankt im Wind hin und her und droht, in eines der umliegenden Häuser zu stürzen. Welches es treffen wird, lässt sich beim besten Willen nicht vorhersagen. Es ist ein bedrohliches Bild, das Linnea Håkansson eines Morgens in den TV-Nachrichten sieht. Und im Nachhinein erscheint es wie eine Prophezeiung. Wenige Minuten später wird Håkansson von einem maskierten Mann überfallen. Sie kann zunächst fliehen, aus dem abseits gelegenen Waldhaus, in das ihr Mann und sie erst vor Kurzem eingezogen sind. Am nahe gelegenen Strand bringt sie sich hinter einer Hütte in Sicherheit, doch das Versteck entpuppt sich als tödliche Falle ...

Bald darauf erkennt die Polizei, dass sie es hier mit einem Serientäter zu tun hat. Er ist auf Frauen beruflich erfolgreicher Männer spezialisiert. Am frühen Morgen, wenn die Männer zur Arbeit gefahren sind, bricht er in ihre Häuser ein, vergewaltigt und tötet bestialisch. Irgendwo da draußen ist er; man weiß nicht wann und wo er das nächste Mal zuschlagen wird. Dagegen hilft keine Evakuierung.

Der einzige Hinweis auf den Täter führt in die Vergangenheit und ruft Tess Hjalmarsson, eine äußerst begabte Ermittlerin, auf den Plan. Sie hat sich auf das Lösen sogenannter „Cold Cases“ spezialisiert, also auf ungelöste, mitunter Jahrzehnte zurückliegende Fälle. Nun wächst in ihr der Verdacht, dass die aktuellen Morde etwas mit der jungen Annika zu tun haben könnten. Sie wurde zuletzt vor vielen Jahren als 19-Jährige auf einer Party im idyllischen Fischerörtchen Simrishamn gesehen und verschwand dann spurlos. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Marie Erling, einer extrovertierten Kommissarin mit Motörhead-Tattoo, macht sich die eher kontrollierte und bedächtige Tess an die Ermittlungen. Dabei muss sie sich nicht nur mit bisweilen unkooperativen Vorgesetzten, missgünstigen Kollegen und der sensationslüsternen Presse auseinandersetzen, sondern gerät auch bald selbst in das Fadenkreuz des Mörders.

Mit „Cold Case – Das verschwundene Mädchen“ legt die renommierte schwedische Kriminalreporterin Tina Frennstedt den ersten Band einer neuen Krimireihe um die Kommissarin Tess Hjalmarsson vor. Diese bekommt es hier mit zwei Fällen zu tun, die von wahren Begebenheiten inspiriert wurden: dem spurlosen Verschwinden der damals 22-jährigen Schwedin Helena Andersson im Jahr 1992 und den grausamen Taten des dänischen Serienmörders, der vor einigen Jahren als „Amager-Mann“ bekannt und zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Das Buch lebt von Frennstedts profundem Wissen und gewinnt durch den Kontrast zwischen hochdramatischen Szenen und dem oft auch trostlosen Leerlauf im kriminologischen Arbeitsalltag noch an Spannung.

Zudem sorgen Einblicke ins Privatleben von Tess Hjalmarsson für anrührende Momente. Während die toughe Kommissarin mit der Trennung von ihrer Lebensgefährtin nicht wirklich zurechtkommt und wider besseren Wissens auf deren Rückkehr hofft, versucht sie ihren Vater zu motivieren, sein eigenes Leben wieder in die Hand zu nehmen. Auch er ist verlassen worden, vor einigen Jahren, von Hjalmarssons Mutter. So beginnt das persönliche Porträt einer ungewöhnlichen Kommissarin, dem in der Fortsetzung Anfang 2021 wohl noch manche Facette hinzugefügt werden dürfte. Denn dann erscheint Frennstedts zweiter Krimi: „Cold Case – Das gezeichnete Opfer.“

Autoreninterview

Interview mit Tina Frennstedt zu „Cold Case“

Wie wird man Kriminalreporterin beim schwedischen Fernsehen?

Als ich noch Reporterin der Tageszeitung „Expressen“ in Stockholm war, schickte man mich los, um über den Mord an einer 31-jährigen Frau namens Pernilla Hellgren zu berichten. Ich gehörte zu den ersten Reporter/-innen vor Ort. Einer ihrer Schuhe lag noch im Wald. Lange Zeit blieb dieser Fall ungelöst, was mich sehr bewegt hat. Mir wurde klar, dass ich mich dem Kriminaljournalismus, besonders solchen „Cold Cases“, widmen wollte. Später bekam ich die Möglichkeit, an Kriminaldokumentationen und einer täglichen TV-Sendung über Verbrechen zu arbeiten. Für letztere war ich bis vor einem Jahr als Redakteurin zuständig.

Wo ziehen Sie die Grenze zwischen Ihren Recherchen als Journalistin und der Arbeit der Polizei?.

Wenn man an einem Fall für längere Zeit dran ist, beginnt man, sich manchmal zu fragen, was eigentlich wirklich passiert ist. Dann liest man alles darüber, besucht die Schauplätze, trifft Verwandte der Opfer und so weiter. Aber natürlich muss man den Fall nicht lösen und bekommt auch niemals die gleichen Informationen und den Überblick wie die Polizei. Ich denke, es ist wichtig, die eigene Rolle zu kennen und sich professionell gegenüber der Polizei zu verhalten. Wie meiner Figur Tess Hjalmarsson geht es den meisten bei der Polizei: Sie sind ziemlich misstrauisch gegenüber Journalistinnen und Journalisten. .

Wären Sie gern Polizistin geworden?.

Ich bin wohl zu ängstlich, um als Polizistin auf der Straße Streife zu fahren. Aber eine gute Ermittlerin hätte schon aus mir werden können. .

Warum haben Sie angefangen, fiktionale Krimis zu schreiben?.

Für mich ist das kein großer Schritt, da ich mein ganzes Berufsleben lang Geschichten geschrieben und erzählt habe. Vor 14 Jahren habe ich einen True-Crime-Roman geschrieben, „Die Tochter des Diplomaten“. Er handelt von einer schwedischen Frau, die mit 6,8 Kilo Heroin in Bangkok erwischt worden war und viele Jahre in Thailand im Gefängnis verbringen musste. Es fiel ihr schwer zu beschreiben, wie z. B. das Gefängnis aussah. Ich musste also viel recherchieren und entdeckte dabei, dass ich es wirklich genieße, fiktive Szenen zu schreiben. Wenn man sonst als Journalistin arbeitet, ist es besonders befreiend, nicht die ganze Zeit über die Realität schreiben zu müssen. .

Wie haben Sie Tess Hjalmarsson, die Heldin von „Cold Case“, und ihr Team entwickelt?.

Ich wollte eine weibliche Heldin in Malmö haben, in der Gegend, wo ich aufgewachsen bin. Aber sie zur Polizistin zu machen – da hatte ich erst Zweifel, ob ich ihre Arbeit korrekt darstellen könnte. Dann wurde mir klar, dass ich schon ziemlich viel darüber wusste, wie man bei der Polizei denkt. Tess hat kein reales Vorbild, und in der Regel sind es Männer, die an diesen ungelösten Fällen arbeiten. Außerdem wollte ich, dass sie einen weiblichen Sidekick bekommt, Marie Erling. Sie ist ein etwas spektakulärerer Typ und damit gewissermaßen ihr Gegenteil. Tess ist eine ziemlich normale Person mit üblichen Wünschen für ihr Leben. Allerdings ist sie lesbisch, was in Krimis allgemein eher selten vorkommt – eine lesbische Kommissarin. .

Ungelöste Mordfälle sind eine große Belastung für die Hinterbliebenen. Wie sind Sie bei Ihren Recherchen damit umgegangen?.

Ja, deshalb ist es so wichtig, dass der Polizei Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, um an diesen Fällen dranbleiben zu können. Heute ist das dank der sich entwickelnden DNA-Technik einfacher. Die Verwandten, die ich getroffen habe, gehen sehr unterschiedlich mit ihrer Situation um. Die meisten haben das Bedürfnis zu wissen, was ihrem Familienmitglied passiert ist, wie dessen letzte Minuten waren, wo sich der Körper befindet und so weiter. Für einige von ihnen ist das wichtiger, als zu wissen, wer es getan hat. Ich bin den Verwandten gegenüber sehr offen, was mein Schreiben angeht. Die Schwestern von Helena Andersson, die mein Buch inspiriert hat, wollen die Erinnerung an ihre Schwester am Leben erhalten. Und sie dachten, mein Buch wäre ein Weg, dies zu tun. .

Halten Sie es für möglich, dass der Literaturnobelpreis auch einmal für das Schreiben von Kriminalromanen verliehen werden wird? Wen würden Sie nominieren?.

Nein, ich glaube nicht, dass das passieren wird. Dafür sind wir sind nicht „nobel“ genug ... Ich denke, ich würde Elizabeth George nominieren, für ihren langen und treuen Dienst. Sie ist eine so ambitionierte Schriftstellerin und hat Charaktere geschaffen, die sich sehr lebendig anfühlen. .

Interview: Literaturtest, 2020

Autorenporträt

Tina Frennstedt schreibt für die Tageszeitungen DAGENS NYHETER und EXPRESSEN und dreht für das schwedische Fernsehen Reportagen über berühmte Kriminalfälle. Sie gilt landesweit als Expertin für sogenannte "Cold Cases". Ihr hochspannendes Thrillerdebüt COLD CASE - Das verschwundene Mädchen war in Schweden gleich ein großer Erfolg. COLD CASE - Das gezeichnete Opfer ist der zweite Band. Tina Frennstedt lebt und arbeitet in Stockholm.

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