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Bewertung von Nina aus Sankt Augustin
am 06.04.2025
Verlassen (eBook, ePUB)
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlassen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hochspannung in düsterer Atmosphäre

Schon zum vierten Mal folge ich Eva Björg Ægisdóttir nach Island. Dieses Mal geht es um eine reiche und bekannte isländische Familie, die in einem abgelegenen und hochmodernen Hotel den 100. Geburtstag von ihrem längst verstorbenen Oberhaupt feiern möchte. Von Anfang an ist die Atmosphäre düster. Das Hotel wird ausführlich beschrieben, es dominieren kalte Farben und ein minimalistischer Stil. Ich würde mich dort sehr unwohl fühlen und einigen der Familienmitglieder geht es genau so. Zudem wird das Wetter immer schlechter und stürmischer.

Ich verfolge die Feier aus verschiedenen Perspektiven, denn die Autorin lässt ausgewählte Personen abwechselnd zu Wort kommen: Petra Snæberg, die viel über sich erzählt, ihre Beziehung zu ihrem Ehemann und die Sorgen um ihre Tochter Lea. Diese postet fast alles in Social-Media und fühlt sich zunehmend unwohler, weil ihr einer ihrer Follower dann doch zu nahe kommt. Tryggvi ist eher der Außenseiter in der Familie, denn er hat einen ganz normalen Beruf und fühlt sich in der Welt der Reichen nicht sonderlich wohl. Auch die Hotelangestellte Irma kommt sehr oft zu Wort.

Eva Björg Ægisdóttir springt in der Zeit hin und her und auch aus der Sicht von Polizist Saevar aus Akranes verfolge ich die Geschichte weiter. Ihn kenne ich schon aus den vorherigen Bänden, die aber zeitlich nach „Verlassen“ angesiedelt sind. Viele der Kapitel enden mit Cliffhangern und erst so nach und nach löst Eva Björg Ægisdóttir einige Geheimnisse auf bis es am Ende zum großen Knall kommt. Erst dann erfahre ich, wer die verschwundene Person ist und als dann alle losen Fäden zusammen geführt sind, komme ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

„Verlassen“ ist grandios konstruiert und erzählt, der Spannungsbogen durch viele Cliffhanger und Geheimnisse straff gespannt. Die einzelnen Personen sind perfekt gezeichnet und vor allem die mystische Landschaft ist sehr bildlich dargestellt. Ich bin begeistert!
Nina aus Sankt Augustin

9 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 27.03.2025
The Twenty / Major Crimes Bd.1
Holland, Sam

The Twenty / Major Crimes Bd.1


ausgezeichnet

An einem abgelegenen Platz findet DCI Adam Bishop fünf ausgeblutete Leichen, daneben römische Zahlen, die darauf hindeuten, dass der oder die Täter noch lange nicht fertig sind. Als seine Ex-Frau Dr. Romilly Cole sich an ihn wendet und auf Parallelen zu einem dreißig Jahre zurückliegenden Fall hinweist, schickt er sie weg; zu unglaublich wirken ihre Ausführungen. Da passiert ein weiterer Mord und die Beweise deuten eindeutig in die Vergangenheit zurück.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den zweiten Teil der Major Crime Reihe, der (für mich unverständlich) übersetzt wurde, bevor hierzulande der erste Teil erschienen ist. Der erste Teil mit dem Titel „The Echo Man“ wird im aktuellen Buch erwähnt, es wird auf die Ermittlung Bezug genommen, aber nicht allzu viele Einzelheiten verraten, was keinen Einfluss auf die Reihe für uns hat - auch für den (allerdings unwahrscheinlichen) Fall, dass der Reihenauftakt doch noch veröffentlicht wird -, denn angekündigt wurde bereits der tatsächliche dritte Band mit dem Titel „The Puppet Master“ - dies jedoch als zweiter Teil, der bei uns Ende des Jahres 2025 erscheinen soll. In Großbritannien erscheint in diesem Sommer übrigens bereits der vierte Band „The Countdown Killer“, sodass der Nachschub zumindest gesichert ist, denn diese Bücherreihe, die sich um die grausamsten Serienmörder dreht, gehört jetzt schon zu meinen absoluten Favoriten im Genre.

Bereits der Prolog zeigte mir eine ungefähre Richtung, in die die Geschichte geht, mit dem Tempo und der ungeheuren Brutalität hätte ich allerdings nicht gerechnet. Überrascht haben mich auch die vielen unerwarteten Wendungen, die es mir unmöglich machten, einer Täterperson auch nur ansatzweise näher zu kommen. Einige Enthüllungen ließen mir die sprichwörtlichen Haare zu Berge stehen und der unaufhaltsame Weg in Richtung Showdown beflügelte permanent meine Phantasie. Bis zuletzt schaffte es Sam Holland, mich wiederholt zu beeindrucken mit einem Einfallsreichtum, der seinesgleichen sucht. Nichts für zarte Gemüter, aber für nicht zimperliche Fans von brutalen, psychologisch ausgefeilten und wendungsreichen Thrillern sicherlich genau die richtige Mischung. Große Leseempfehlung gibt es dafür von mir.
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

9 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Nina aus Sankt Augustin
am 28.02.2025
Eisiges Glas / Leo Asker Bd.2 (eBook, ePUB)
De La Motte, Anders

Eisiges Glas / Leo Asker Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Spannend und ungewöhnlich

Der zweite Teil schließt nahtlos an den ersten Teil dieser Thrillerreihe an. Da ich den ersten Teil vor ca. einem Jahr gelesen habe, musste ich mir das Gelesene wieder in Erinnerung rufen. Da half auch das erste Kapitel mit dem Titel „Was bisher geschah“ nicht wirklich weiter. Eine kurze Zusammenfassung hätte mir besser gefallen. So wird es für einen Einsteiger ohne Vorkenntnisse schwerer.

Dennoch fand ich auch diesen Teil der Leo Asker Reihe sehr spannend. Ich finde die ungewöhnliche Ermittlerin sehr faszinierend und Anders de la Motte hat wieder einen außergewöhnlichen Fall kreiert.

Im Mittelpunkt steht hier das Verhältnis von Leo zu ihrem Vater, einem Prepper, über den ich schon im ersten Buch einiges erfahren habe. Leo hat vor vielen Jahren den Kontakt zu ihm abgebrochen, aber nun meldet er sich bei ihr und bittet um Hilfe. Der Autor geht immer wieder zurück in die Vergangenheit, in der ich Leo, Martin Hill und natürlich den Vater Prepper Per treffe und die Zusammenhänge immer besser verstehe.

Die Kapitel sind kurz, Anders de la Motte springt hin und her zwischen Gegenwart und Vergangenheit und auch zwischen Leo, Marti und dem unbekannten „Gläsernen Mann“. Das hat für mich den Spannungsbogen enorm erhöht. Nicht selten enden die Kapitel mit einem Cliffhanger. Anfangs konnte ich keinen Zusammenhang erkennen zwischen Leos Fall und dem Ausflug von Martin Hill zu der sagenumwobenen Insel, über die er schon als junger Mann schreiben wollte.

Leo gibt alles, um ihren Vater zu entlasten. Nicht unbedingt, weil sie ihm helfen will, sondern eher um eine Katastrophe zu verhindern. So nach und nach fügt sich natürlich alles zusammen, Leo liefert sich wieder einen Wettlauf mit ihrem Konkurrenten Hellmann und entdeckt besondere Fähigkeiten bei den Mitgliedern ihrer Sondereinheit.

Auch wenn ich anfangs etwas Schwierigkeiten hatte, mich zu orientieren, war ich am Ende wieder sehr begeistert!
Nina aus Sankt Augustin

9 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Nina aus Sankt Augustin
am 10.02.2025
Über allen Bergen (eBook, ePUB)
Goby, Valentine

Über allen Bergen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein ganz besonderes Buch

Anfangs war ich erstaunt über den Schreibstil, dann habe ich mich eingelassen auf das Tempo und die poetische Sprache und dann war ich traurig, als es zu Ende war.

Valentine Goby erzählt die Geschichte von dem jüdischen Jungen Vadim, der mit seinen Eltern in Paris lebt und in die französischen Alpen gebracht wird, um dort als Vincent sicher zu leben. Vadim leidet unter Asthma und nicht nur die klare Bergluft sind ein Segen für ihn. In dem kleinen Bergdorf lernt er das einfache Leben kennen. Zum ersten Mal in seinem Leben sieht er die Berge und findet mit Moinette eine kleine Freundin, die ihm vieles beibringt. Auch zu Blanche, die ihm die Mutter ersetzt, baut er eine ganz besondere Beziehung auf.

Ich sehe das kleine Dorf mit den liebenswerten Menschen durch Vadims Augen. Er beobachtet viel und ist fasziniert von dem vielen Schnee, der über 6 Monate alles bedeckt. Denn der Winter in den Alpen ist lang und hart. Vadim sieht vieles in Farben, auch der Schnee ist nicht nur weiß. Er ist fasziniert, als im Frühling alles grün wird und auch der Sommer hat seine Reize.

Ich finde es so schön, wie detailliert Valentine Goby sowohl die Landschaften als auch die Gedanken und Gefühle von Vadim beschreibt. Sehr unaufgeregt und langsam, einfühlsam und mit dem Blick für die kleinen Dinge. So habe auch ich durch Vadims Augen viel Neues für mich entdeckt und mich in das kleine abgelegene Bergdorf und das einfache Leben verliebt. Ich hätte noch stundenlang weiterlesen können, aber irgendwann musste ich das Buch dann zuklappen. Aber mit einem warmen Gefühl im Bauch und auch wenn ich mir ein anderes Ende gewünscht hätte, so war es doch gut so und vor allem realistisch, so wie es war.
Nina aus Sankt Augustin

9 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 07.05.2025
Verlassen / Mörderisches Island Bd.4
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlassen / Mörderisches Island Bd.4


sehr gut

Die reiche Familie Snæberg kommt in einem Hotel in Westisland zusammen, um den hundertjährigen Geburtstag des verstorbenen Firmengründers zu feiern. Die Familienmitglieder kommen mit dem jeweiligen Partner, den Kindern sowie deren Nachwuchs, das gesamte Hotel wurde zu diesem Zweck angemietet. Bald schon bröckelt das makellose Bild der Familie, erste Streitigkeiten kommen auf, dann verschwindet eine Person und an Verdächtigen mangelt es nicht.

»Und gleich kommen sie alle hierher ins Hotel, und ich werde mit eigenen Augen sehen können, ob sie so perfekt sind, wie sie aussehen. Wahrscheinlich freue ich mich vor allem darauf, bei genauem Hinsehen die vielen kleinen Risse in der scheinbar perfekten Fassade zu sehen. Denn natürlich sind sie nicht perfekt.« (Seite 15)

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den vierten Band der großartigen Island-Krimi-Reihe, der zeitlich allerdings vor den ersten drei Teilen spielt. Man kann diesen Teil also in einer beliebigen Reihenfolge lesen, wozu ich bei den ersten drei Büchern nicht raten würde, um die Beziehungen der Personen zu- und untereinander zu verstehen, außerdem werden in den Folgebänden Dinge zu vergangenen Ereignissen verraten, besonders was die Fälle angeht. Beim neuesten Buch besteht diese Gefahr nicht.

Das Buch begann mit einem tragischen Ereignis, allerdings ließ die Autorin bis kurz vor dem Schluss offen, worum es sich dabei gehandelt hat, wer dabei zu Schaden kam und wie. Dies ermöglichte es mir, bis zur Auflösung mitzuraten, was passiert sein könnte und warum. Dieser Umstand half mir über einige langatmige Passagen hinweg, insgesamt jedoch war die Handlung sehr interessant und hatte viele spannende Momente. Nichts war wie es scheint, viele sprichwörtliche Leichen gab es im Keller und Geheimnisse fast hinter jeder Tür. Ein etwas schwächerer Teil, der mich dennoch voller Vorfreude auf die Fortsetzung warten lässt. Lesenswert!
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Nina aus Sankt Augustin
am 15.04.2025
Die Schanze (eBook, ePUB)
Menz, Lars

Die Schanze (eBook, ePUB)


gut

Der Anfang rief ja schon eine heftigste Gänsehaut bei mir hervor. Solche Taten kenne ich zwar schon aus vielen anderen Thrillern, aber mich gruselt es jedes Mal aufs Neue.

Dann lerne ich Ellen kennen, die nach einer gescheiterten Beziehung in Hamburg in ihr bayrisches Heimatdorf zurück kehrt, um dort eine Hausarztpraxis zu übernehmen. Aber ihr Vorgänger erscheint nicht wie vereinbart zur Übergabe, die Praxis und auch das dazugehörige Haus sind total heruntergewirtschaftet. Und Ellen hat heftige psychische Probleme, was sich so nach und nach herausstellt. Der Mord an der Schanze geschieht in ihrer ersten Nacht. Ein Zusammenhang ist mehr als klar! Zu ihr gesellt sich Merab, ein Journalist bei der örtlichen Zeitung. Ein sympathischer Geselle, der aber leider etwas farblos bleibt. Ein paar falsche Fährten hat der Autor auch gelegt, aber auch das konnte den Thriller nicht retten.

Denn was richtig spannend hätte sein können, plätschert für mich so dahin. Der Autor schafft es einfach nicht, den Spannungsbogen straff zu halten, sondern schweift immer wieder ab mit Belanglosigkeiten. Erschwerend kommt hinzu, dass ich Ellen so richtig unsympathisch finde und es fällt mir sehr schwer, mich in sie hineinzuversetzen oder ihre Handlungen nachzuvollziehen.

Lars Menz hat eine düstere und beklemmende Atmosphäre zu schaffen, die gut zu dem abgelegenen Dorf und dem Setting passt. Die Beschreibungen der Umgebung sind sehr gelungen. Der Schreibstil ist ok, aber manchmal etwas abgehackt und das hat mir auch nicht gefallen.

Für mich ist „Die Schanze“ ein eher mittelmäßiger Thriller, der zwar mit einer interessanten Grundidee und einer düsteren Atmosphäre punktet, letztlich jedoch an der fehlenden durchgängigen Spannung und einer unsympathischen Protagonistin scheitert.
Nina aus Sankt Augustin

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 14.04.2025
Dunkle Momente
Hoven, Elisa

Dunkle Momente


ausgezeichnet

Die Strafverteidigerin Eva Herbergen steht vor einer schwierigen Entscheidung, sie erinnert sich in diesem Moment an die Fälle, die sie während ihrer dreißigjährigen Laufbahn bearbeitet und besonders an die Menschen, die sie vertreten und/oder verteidigt hat. Ein Fehler aus der Vergangenheit verfolgt sie ihr halbes Leben lang und das Gefühl einer Wiedergutmachung treibt sie an.

»Gut und Böse gibt es meist nicht, ein Mensch kann jahrelang das Richtige tun und dann eine falsche Entscheidung treffen, die alles verändert.« (Interview mit Elisa Hoven)

Elisa Hoven ist Professorin für Strafrecht an der Universität Leipzig und Richterin am Sächsischen Verfassungsgericht. Ihr zusammen mit Thomas Weigend, einem deutschen Rechtswissenschaftler und Autor, bis 2016 Inhaber eines Lehrstuhls für Strafrecht und Strafverfahrensrecht sowie Strafrechtsvergleichung an der Universität zu Köln, verfasstes Sachbuch »Strafsachen: Ist unser Recht wirklich gerecht?« hat mich vor einigen Jahren begeistert. Hervorzuheben ist besonders ihr Talent, komplexe und komplizierte Sachverhalte so zu erklären, dass diese nicht nur für Menschen wie mich, die beruflich damit konfrontiert sind, sondern auch für Laien nachvollziehbar und verständlich sind. Das vorliegende Buch bestätigt dies noch einmal in eindrucksvoller Weise.

»Eine Sache, die mich an Verbrechen fasziniert, ist ihre Tragweite. Einen Menschen zu töten, ist meist die Entscheidung einer Sekunde, ein schnell ausgeführter Schlag, ein Messerstich im Kampf. Die Folgen aber trägt der Täter sein ganzes Leben lang.« (Seite 53)

Neun Fälle präsentiert die Juristin und Autorin, zu den Geschichten ließ sie sich dabei von echten Begebenheiten inspirieren. Hier ist die Auswahl so groß wie faszinierend, es geht um Wirtschaftskriminalität, Kannibalismus, Raub, Mord und andere Verbrechen, die mich mal mehr, mal weniger entsetzt und erschüttert haben. Elisa Hoven zeigt eindrucksvoll, wie schnell eine unbedachte Situation eskalieren kann, sie zeigt die Schlupflöcher des Gesetzes, die Täter, aber auch Opfer benachteiligen können, sowie auch, wie schnell die Seiten gewechselt werden können. Es gibt eben nicht nur Schwarz oder Weiß, es gibt unzählige Schattierungen von Grau dazwischen. Großartig und nicht nur für True Crime Liebhaber lesenswert!
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 12.03.2025
Der Polarkreis
Marklund, Liza

Der Polarkreis


ausgezeichnet

Kurz vor Weihnachten wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, deren Kopf fehlt, man vermutet, dass es sich um die vor vierzig Jahren verschwundene Sofia handelt, die seinerzeit von einem Tag auf den anderen verschwand. Fünf Mädchen trafen sich damals in der Bibliothek, unter ihnen Sofia. Polarkreis nannte sich der Buchclub, der die jungen Frauen miteinander verband. Die verbliebenen Mädchen von damals treffen sich heute als Frauen wieder, um Antworten zu erhalten auf Fragen, die keine von ihnen stellen will.

»Die vier Frauen, die mit Sofia Hellsten früher einmal zum Buchclub Polarkreis gehört hatten, waren über den Fund im Brückenfundament zutiefst erschüttert. Er setzte jahrzehntelang sorgfältig verborgene Kräfte frei und riss Leben auseinander, die womöglich nie ganz gewesen waren.« (Seite 6)

Eine Stimme führte durch das Buch, dessen Aufbau großartig gewählt wurde. Jedem Kapitel vorangestellt wurde ein Monat von vor vierzig Jahren, dem die Gegenwart folgte, die meine Fragen dazu beantwortet und neue aufgeworfen hat. So näherte sich die Geschichte der Aufklärung, der ich entgegenfieberte, die ich aber trotzdem hinauszögern wollte, weil der Weg dahin so unglaublich spannend und unterhaltsam war. Die fünf Mädchen hätten nicht unterschiedlicher sein können, jede von ihnen ein faszinierender Charakter, der mir wirklich nicht sympathisch gewesen ist, was sich vier Jahrzehnte später nicht geändert hat; ich fand das wirklich wunderbar!

Kleine und große Geheimnisse, Liebe, Hass und Lügen sowie eine Kleinstadt, in der jeder jeden kennt, das ist eine unwiderstehliche Mischung für mich. Ich habe erst sehr spät einen Verdacht gehabt, der sich zwangsläufig ergab, war allerdings trotzdem überrascht, als ans Licht kam, was damals geschah. Das Gefühl am Ende war unbeschreiblich; einerseits war ich zufrieden, weil der Gerechtigkeit Genüge getan wurde, andererseits war ich traurig über die Tragik, die darin verborgen war. Der Fall wurde abgeschlossen, aber zusätzlich mysteriöse Andeutungen gemacht, was Sinn macht, da es sich um den ersten Teil einer Trilogie handelt. Die Fortsetzung mit dem Titel „Das kalte Moor“ erscheint im Frühjahr 2026 und ich kann es kaum erwarten. Für mich war der Kriminalroman ein Highlight im Genre und verdient die volle Punktzahl mit einem extra Sternchen dazu.
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 25.05.2025
Locked in
Faber, Henri

Locked in


ausgezeichnet

Mehrere Personen sind in Heidelberg verschwunden, der zuständige Kommissar Paul Maertens kann den Entführer zwar stellen, verletzt ihn jedoch so schwer, dass dieser ins Wachkoma fällt. Der Neurologe Theo Linde hat dazu ein Verfahren entwickelt, das es ermöglicht, mit komatösen Patienten zu kommunizieren. Das Problem hierbei ist jedoch, dass das Gerät nicht zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden kann. Maertens läuft aber die Zeit davon, denn das entführte Opfer bleibt unauffindbar.

Mit diesem Buch hat sich Henri Faber endgültig an die Spitze der besten Thrillerautoren in Deutschland katapultiert. Nicht nur hat er faszinierende Charaktere erschaffen, die Story selbst ließ mir zusätzlich keinen Augenblick Zeit, auch nur kurz zu verschnaufen, weil es permanent zur Sache ging. Hinzu kamen unerwartete Wendungen sowie falsche Fährten, die sogar auf den zweiten Blick noch richtig erschienen, bis jede Theorie mit einem großen Knall zersprang und das fröhliche Raten, was passiert sein könnte und warum, wieder von vorne begann. Mehrmals war ich mir sicher, endlich den Durchblick erlangt zu haben, nur um festzustellen, dass ich vollkommen falsch lag. Ich konnte den Autor förmlich kichern hören über mein Stochern im Dunkeln, als ich am laufenden Band vor einer unüberwindbaren Mauer stand. Danke für dieses großartige Leseerlebnis der besonderen Art. Das war absolut genial!
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von SarahWants2Read am 23.04.2025
Wie die Luft zum Atmen / Romance Elements Bd.1 (eBook, ePUB)
Cherry, Brittainy

Wie die Luft zum Atmen / Romance Elements Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Worum geht es?: Als Elizabeth wenige Meter vor ihrem Haus einen Hund anfährt, ahnt sie noch nicht, dass dies die erste missglückte Begegnung mit ihrem neuen Nachbarn ist. Der verzweifelte und von Kopf bis Fuß tätowierte Tristan Cole ist außer sich und gibt Liz deutlich zu verstehen, dass sie sich von ihm fernhalten soll. Im Ort ranken sich wilde Gerüchte um den Fremden. Tristan sei wild, unberechenbar, ein Monster. Doch so sehr alle versuchen, Liz vor ihm zu warnen, sieht sie in seinen sturmumtosten Augen einen Schmerz, den sie selbst nur allzu gut kennt - und der ihr sagt, dass Tristan Cole der Einzige ist, der ihr geben kann, wonach sie sich seit einem Jahr von ganzem Herzen sehnt!

Das Cover: Ich bin dem Verlag so dankbar, dass die Bücher der Reihe neu aufgelegt werden. Ich wollte die Bücher schon immer lesen, aber ich fand diese Cover mit den halbnackten Männern einfach nicht ästhetisch. Aber dieses Buch ist eine Augenweide! Dieser Farbschnitt und selbst das Cover – einfach wunderschön!

Der Schreibstil: Das Buch wird aus der Ich-Perspektive abwechselnd von Elizabeth und Tristan erzählt. Die Geschichte wird größtenteils aus der Gegenwart geschildert, aber ab und zu gibt es Zeitsprünge in die Vergangenheit – aus der Zeit, als Elizabeths und Tristans Ehepartner noch gelebt haben. Meine Güte, der Schreibstil hat es in sich. Ich bin es ja gewohnt, dass Brittainy C. Cherry emotionale Bücher schreibt, aber dieses Buch ist eine Klasse für sich. Ich weiß nicht, wie sie das geschafft hat, aber die Autorin erzählt ein Buch traurig-schön. Mir liefen die Tränen, und ich habe gleichzeitig gelächelt. Das hatte ich bislang noch nie bei einem Buch. Die Kapitel sind recht kurz gehalten, teilweise sogar weniger als 10 Seiten. Ich habe das Buch verschlungen und es von der ersten bis zur letzten Seite geliebt. Das Ende ist einfach zuckersüß. Ein besseres Ende hätte Brittainy C. Cherry nicht wählen können.

Die Hauptfiguren: Elizabeth ist eine junge Mutter, die wieder in ihre Heimatstadt zurückkehrt. Sie hält es bei ihrer Mutter und deren ständig wechselnden Lovern nicht aus. Doch der Umzug fällt ihr nicht leicht. Sie hat vor knapp einem Jahr ihren Mann Steven bei einem Autounfall verloren. Seitdem ist sie am Boden zerstört. Sie möchte für ihre Tochter stark sein, hat aber keine Freude mehr am Leben. Als sie versehentlich Zeus (den Hund von Tristan) anfährt, rastet Tristan komplett aus. Er ist total unhöflich und beleidigt sie in einer Tour. Doch Elizabeth ist die Erste, die hinter seine Fassade blickt und einen großen Schmerz erkennt. Mit der Zeit freunden sich beide an, aber Elizabeth ist sich nicht sicher, ob sie wieder bereit ist, einen neuen Mann in ihr Leben zu lassen.

Tristan ist ein junger Mann, der als Monster in seiner Heimatstadt bekannt ist. Keiner will mit ihm zu tun haben, und es kursieren Gerüchte über ihn. Seine neue Nachbarin Elizabeth ist ihm ein Dorn im Auge. Warum geht sie nicht weg, wie alle anderen auch? Keiner weiß jedoch, dass Tristan durch ein Unglück seine Frau und seinen Sohn verloren hat. Seitdem ist er nicht mehr derselbe und stößt alle von sich. Elizabeth knackt seine harte Schale, und er freundet sich mit ihr an. Doch dann ist da Tanner – ein guter Freund von Elizabeth, der ein Auge auf sie geworfen hat und die aufkeimende Romanze ganz und gar nicht gerne sieht.

Endfazit: Es ist nun offiziell – "Wie die Luft zum Atmen" ist nun eines meiner Lieblingsbücher von Brittainy C. Cherry. Der Schreibstil ist so poetisch und hat mich gefesselt. Ich habe das Buch quasi inhaliert und jede Seite genossen. Ich habe mit Tristan und Elizabeth gelacht, geweint, mitgelitten und ja, auch manchmal die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen vor Fassungslosigkeit. "Wie die Luft zum Atmen" hat die perfekte Mischung aus Melancholie und Hoffnung. Jedem Fan von Brittainy C. Cherry kann ich dieses Buch nur ans Herz legen. Es ist ein Meisterwerk. Eine große Leseempfehlung meinerseits!

Das Buch erhält von mir begeisterte 5 von 5 Sterne.
SarahWants2Read

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.