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Bewertung von Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim
am 05.06.2024
Ich und Tod Detektei
Wirbeleit, Patrick;Lehmann, Matthias

Ich und Tod Detektei


ausgezeichnet

Ein fantastisches und spannendes Detektivabenteuer mit einem ungewöhnlichen Ermittlerduo!


Inhalt:

Lukas stürzt beim Klettern in der alten Klosterruine von einer Mauer. Er hätte sich dabei den Hals brechen können, doch der Junge hatte Glück und war schnell wieder bei Bewusstsein.

Dennoch kommt er aus dem Staunen nicht mehr heraus, als plötzlich der Tod neben ihm auf der Mauer sitzt.

Auch wenn es dieses Mal keine Seele zu holen gibt, schaut der Sensenmann in den nächsten fünf Jahren in regelmäßigen Abständen immer wieder bei Lukas vorbei.

Als plötzlich Lukas' väterlicher Freund Johann im Dorfteich ertrinkt, ist der Tod sofort zur Stelle ... nicht nur, um die Seele des Verstorbenen zu begleiten.

Während die Polizei von einem tragischen Unfall ausgeht, hat der Tod einen ganz anderen Verdacht ...


Altersempfehlung:

ab 12 Jahre



Mein Eindruck:

Die Geschichten aus der Feder von Patrick Wirbeleit haben neben alltäglichen Themen/Problemen fast immer ein magisches oder übernatürliches Element.

So auch bei diesem Detektivabenteuer mit Gevatter Tod und dem cleveren, aufgeschlossenen Lukas als ungewöhnliches Ermittlerduo.

Der Tod ist klassisch gezeichnet: lange Kutte mit Kapuze über dem Totenschädel. Jedoch nicht ganz das volle Programm, denn der Sensenmann kommt ohne Sense daher, denn diese war ihm auf Dauer zu unhandlich.

Das Wortkarge und den trockenen Humor des Todes mag ich sehr:

Lukas: "Kannst du vielleicht auch auftauchen, ohne mich zu erschrecken?"
Tod: "Sicher. Aber das wäre weniger amüsant."
Lukas: "Amüsant?!"
Tod: "Für mich."
(vgl. S. 27)

Das unvermittelt Erscheinen und Verschwinden des Todes verbunden mit einigen Schrecksekunden bei Lukas wird zum sympathischen Running Gag.

Während die Mimik bei allen Charakteren sehr ausgeprägt und dynamisch ist, stehen dem Tod mangels detaillierter Gesichtszüge kaum Möglichkeiten zur Verfügung, seine Gefühle auszudrücken. Und doch gelingt es dem Zeichner Matthias Lehmann mit minimalen Variationen, dass der Tod auch mal spitzbübisch zu lächeln scheint.

Die beiden Freunde liefern sich aber nicht nur absurd komische Dialoge, sondern führen auch tiefgründige Gespräche.

Man merkt, dass der Tod froh ist, jemanden gefunden zu haben, der in diesen Zeiten überhaupt noch an ihn glaubt.

Statt Trübsal zu blasen oder nur noch in Erinnerungen zu schwelgen, hört der Knochenmann auf sein Bauchgefühl und ermittelt gemeinsam mit seinem neuen Freund Lukas.

Der Fall ist schlüssig und stringent erzählt. Man kann mit kombinieren und rätseln. Zum Ausgang wird an dieser Stelle selbstverständlich nichts verraten.

Die erzählerischen Rückblenden, Geschichten in der Geschichte und das zeichnerische Spiel mit Perspektiven und Farbgestaltung sorgt in Kombination mit der spannenden Detektivstory dafür, dass man den Comic in einem Rutsch durchlesen will.

Am Ende kommt die Idee, ein Detektivbüro zu gründen; während das Duo in den (nicht vorhandenen) Sonnenuntergang schreitet, hofft man auf viele weitere Kriminalfälle für die "Ich und Tod Detektei".

5 von 5 Sensen für diesen spannenden, unterhaltsamen und feinsinnigen Kinderkrimi!


Fazit:

Ein außergewöhnliches Lesevergnügen für große und kleine Comic-Fans.

Das Detektivabenteuer punktet mit sympathischen Ermittlern, einem kniffligen Fall und atmosphärischen, detaillierten Zeichnungen.


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Rezensiertes Buch: "Ich und Tod Detektei" aus dem Jahr 2024
Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von niko aus 3423
am 24.05.2024
Altern
Heidenreich, Elke

Altern


ausgezeichnet

Das Buch “Altern” von Elke Heidenreich beschäftigt sich mit dem Thema Altern und Altwerden. Die Autorin teilt ihre persönlichen Gedanken und Erfahrungen, während sie selbst im Alter von ca. 80 Jahren ist. Unterstützt wird ihr Buch durch zahlreiche Zitate von anderen Autoren und Philosophen, die ein fast romantisiertes Bild des Alterns zeichnen. Dies vermittelt Mut und Optimismus.

Der Schreibstil ist flüssig und humorvoll. Im ersten Teil des Buches erzählt die Autorin mehr über ihr eigenes Leben, sodass wir ein genaueres Bild von ihr bekommen. Im zweiten Teil wird es philosophischer, und es werden weitere Zitate von anderen Autoren und Philosophen präsentiert. Insgesamt ist das Buch kurzweilig und ermutigt dazu, das Altern positiv anzunehmen.

Ich fand das Buch ganz toll und ich werde es sicher nochmal lesen und weiterempfehlen.
niko aus 3423

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim
am 23.05.2024
Ein vorzügliches Verbrechen / Die Swifts Bd.1
Lincoln, Beth

Ein vorzügliches Verbrechen / Die Swifts Bd.1


sehr gut

Detektivabenteuer mit herrlich schrägen und liebenswerten Charakteren. Mit Wortwitz und Charme erzählt und mit Herz illustriert.


Inhalt:

Zum großen Familientreffen versammeln sich alle zehn Jahre die Swifts auf ihrem alten und verwinkelten Anwesen.

Doch dieses Mal geht Einiges nicht mit rechten Dingen zu.

Dass Tante Schadenfreude die Treppe hinunter stürzt und von den Familienmitgliedern bewusstlos aufgefunden wird, ist nur der Anfang einer Reihe mysteriöser Ereignisse.

Schelmerei und ihren Schwestern sind sich sicher: Das war versuchter Mord!

Gemeinsam ermitteln die Kinder, decken dabei gut gehütete Familiengeheimnisse auf und kommen einem Schatz immer näher ...


Altersempfehlung:

ab 12 Jahren


Illustrationen:

Den Buchvorsatz ziert jeweils ein Grundriss des Herrenhauses.

Der Beginn der Kapitel wird von detaillierten, schwarz-weißenVignetten eingeleitet, um die kommenden Ereignisse aufzugreifen.

Zusätzlich finden sich neben kleinen Zeichnungen auch halb- bis ganzseitige Illustrationen.

Die vielfältige Gestaltung der Charaktere gefällt sehr. Besonders deren Mimik ist ein Hingucker.

Für die Altersempfehlung des Verlags (ab 10 Jahre) ist das Bild-Text-Verhältnis ungewöhnlich hoch.


Mein Eindruck:

Dass die Swifts eine unkonventionelle Familie sind, wird bereits nach wenigen Seiten klar:

Im ersten Kapitel wird (wie jeden) Monat die Beerdigung der Matriarchin geübt. Tante Schadenfreude geht auf Nummer sicher, was ihr letztes Geleit betrifft.

Die Namensgebung ist herrlich unterhaltsam:

Früher wurde nahezu jeglicher Nachwuchs Mary oder John getauft, was verständlicherweise zu Verwirrungen führt.

Irgendwann ist man dazu übergegangen, die Namen per Zufall mit Hilfe des Familienwörterbuches zu bestimmen.

So gibt es in der Familie Swift neben Tante Schadenfreude auch die Tanten Etepetete und Schaudervoll, die Zwillinge Fauna und Flora, die Ahnen Fatal und Zinnober und natürlich die kleine Schelmerei, ein quirliges und aufgewecktes Mädchen mit detektivischem Spürsinn.

"Mich nannte es Erbschaft, weil es wusste, dass ich mich der Familienchronik annehmen würde. Deinen Onkel nannte es Mahlstrom, weil es in ihm den künftigen Seemann erkannte. Und dich nannte es Schelmerei, denn du bist eine geborene Unruhestifterin."
(Tante Erbschaft, vgl. S. 30)

Die Charaktere gefallen sehr. Die Mitglieder der Swift Familie sind - nicht nur aufgrund der unkonventionellen Namen - herrlich skurril und erfrischend anders. Es sind aber so viele (Verdächtige), dass man konzentriert bleiben muss, um nicht den Faden zu verlieren.

Die Liebe zur Sprache zeigt sich zudem in traditionellen Aktivitäten, z. B. Scrabble spielen. Hier werden viele weitere "altmodische" Wörter (frohgemut, scharwenzeln, verdünnisieren) oder andere - für die Geschichte irrelevante - Fachbegriffe (Mitochondrien) gestreut.

Auch das atmosphärische Setting, der etwas marode, total verwinkelte Familiensitz und der geheimnisvolle Schatz machen aus diesem Detektivabenteuer eine unterhaltsame und abwechslungsreiche Geschichte; auch wenn es sehr lange gedauert hat, bis sie nach Vorstellung und Einführung der Familie endlich losgeht.

Sie vermittelt aber auch wichtige Werte und thematisiert Familienzusammenhalt und Identitätsfindung, denn nicht unsere Namen definieren unseren Charakter, sondern wir selbst bestimmen, wer wir sind/sein wollen. Mit Rain gibt es in der Geschichte nicht nur eine Figur, die ihren Namen frei gewählt hat, sondern auch eine nicht binäre Person.

Insgesamt ein solides Debüt im Doppelpack! Schelmereis erster Fall und zugleich das erste Buch der Autorin.


Fazit:

Ein unterhaltsamer und ungewöhnlicher Kinderkrimi, der punktet mit einem atmosphärischen Setting und vielseitigen, schräg-charmanten Charakteren.

Detailreiche schwarz-weiß Illustrationen ergänzen die Handlung perfekt.


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Rezensiertes Buch "Die Swifts - Ein vorzügliches Verbrechen" aus dem Jahr 2024
Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim
am 08.05.2024
Sam und die Geister. Band 2
Carbone

Sam und die Geister. Band 2


ausgezeichnet

Rasante Fortsetzung mit liebenswerten Charakteren und sympathischen Geistern.


Inhalt:

Seit dem Tod ihres Vaters sind Sam und ihr großer Bruder Tim auf sich allein gestellt.

Kurz darauf entdeckt Sam eine ganz besondere Fähigkeit: sie kann die Geister der Verstorbenen sehen und sogar mit ihnen sprechen. Zumindest mit denen, die rastlos unterwegs sind, weil sie auf der Erde noch etwas erledigen müssen.

Luise Castillo, einer alten Dame, hat sie bereits geholfen.

In ihrem zweiten Abenteuer steht plötzlich eine niedliche Geisterkatze vor Sam.

Das Mädchen lässt alles stehen und liegen und schwänzt die Schule ... ausgerechnet jetzt! Das Jugendamt hat das Geschwisterpaar bereits im Auge und prüft, ob Tim tatsächlich als Vormund taugt.

Sam folgt der Katze. Malo führt sie zu Herrchen Gustav. Der alte Herr ist an einem Herzinfarkt gestorben ... kurz bevor er dem Kurator des Museums seine Forschungsergebnisse über einen mysteriösen Schatz der Kapuziner überreichen konnte.

Doch die Akte ist spurlos verschwunden!

War Gustavs Tod vielleicht gar kein natürlicher?


Altersempfehlung:

ab 9 Jahre


Mein Eindruck:

Die zeichnerische Gestaltung der Geister ist sehr gelungen. Wie bereits das Cover erahnen lässt, umgibt sie ein grünlicher, geradezu transparenter Schimmer. Vor ihnen muss sich aber niemand fürchten.

Zudem ist die Atmosphäre durchgehend in warmen Farbtönen akzentuiert und somit positiv und keinesfalls düster oder bedrückend.

Junge Lesende können sich wunderbar mit Sam identifizieren. Das aufgeschlossene Mädchen hat das Herz am rechten Fleck und strahlt trotz der noch immer tiefen Trauer um den kürzlich verstorbenen Vater, Fröhlichkeit und Hoffnung aus. Ihre Mundwinkel umspielt immer ein freundliches Lächeln.

Hilfsbereit stürzt sich Sam in die Suche und wird von ihrem großen Bruder tatkräftig unterstützt. Die Beziehung zwischen den Geschwistern ist herzerwärmend.

Ganz nebenbei spielt neben Zusammenhalt und Familiensinn auch die Achtung vor den Verstorbenen und die Trauer der Hinterbliebenen eine Rolle.

Die Suche nach dem Schatz der Kapuziner und die Aufklärung der Todesumstände gestaltet sich spannend und rasant. Auch das Geheimnis rund um Sams Gabe wird weiter ergründet.

Genug Erzählstoff für neue Abenteuer gibt es also. Leider ist die Reihe mit diesem zweiten Band bereits abgeschlossen.


Fazit:

Eine spannende Schatzsuche, die mit atmosphärischen Zeichnungen, Humor und charmanten Charakteren punktet.

Leider bildet sie das Ende der Comic-Serie.


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Rezensiertes Buch: "Sam und die Geister - 2. Gustav" aus dem Jahr 2024
Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 30.04.2024
Five Minds
Morpuss, Guy

Five Minds


ausgezeichnet

In einer fernen Zukunft wird das Problem der Überbevölkerung gemeistert, indem verschiedene Möglichkeiten angeboten werden, das Platzproblem zu lösen. Bereits als Siebzehnjährige müssen sich die Menschen für eine von vier Existenzformen entscheiden; wie zum Beispiel Alex, Ben, Kate, Mike und Sierra dies getan und sich für einen Multiplen entschieden haben, was heißt, dass fünf Personen sich einen Körper teilen. Die wichtigste Währung in dieser Welt ist die Zeit und um diese spielen die Mitglieder des Multiplen in einem Todespark gegen andere Teilnehmer. Plötzlich verschwindet eine Person, ein Toter taucht auf und dann läuft alles schief, was schief laufen kann. Ein Mitglied des Multiplen spielt ein falsches Spiel, der Einsatz ist nichts weniger als das Leben.

„Als wir Krankheiten besiegt hatten, haben wir den Tod zurückgedrängt. Wenig später konnte uns nichts mehr töten, ausgenommen Pech und Alter. Sehr hohes Alter. Die Folge war eine Bevölkerungsexplosion. Ein Planet, der schon angeschlagen war, stand vor dem Aus.“ (Seite 97)

Was für eine abgefahrene Idee! Fünf Personen teilen sich einen Körper, jede von ihnen bekommt dafür fünfundzwanzig Jahre gutgeschrieben, sodass der Multiple über 140 Jahre lebt. Da kann man es fast verschmerzen, dass pro Mitglied täglich lediglich vier Stunden zur freien Verfügung stehen, bevor es einen Wechsel gibt. Übrigens fand ich die anderen drei Möglichkeiten ebenfalls durchaus interessant, hier lobe ich den Einfallsreichtum des Autors. Soweit so gut. Anfangs hatte ich befürchtet, dass ich gegebenenfalls Probleme damit haben würde, zu verstehen, wie der exakte Ablauf diese Prozedur und vieler anderer Prozesse im Buch wäre. Diese Sorge war absolut unbegründet, denn der Autor verstand es meisterlich, auch die kompliziertesten Vorgänge einfach sowie verständlich zu formulieren und zu erklären.

„Aber so einleuchtend ist die Mathematik hier nicht. Wir bekommen weitere einhundertfünfundzwanzig Jahre, jedoch nur vier Stunden täglich, also hat jeder von uns alles in allem rund zwanzig Jahre.“ (Seite 109)

Aus verschiedenen Perspektiven ergab sich nach und nach ein Bild der aktuellen Situation, unterbrochen wurde die Handlung durch Rückblenden zum ersten Treffen der fünf Protagonisten vor über zwei Jahrzehnten sowie durch andere Rückblicke, die vergangene Geschehnisse thematisierten. Die Mitglieder hatten Spiele zu absolvieren, die mir wahrscheinlich mindestens so gut gefielen, wie der spielenden Person, wenn nicht sogar noch besser, denn ich hatte im Gegensatz zu ihnen nichts zu verlieren, schon gar nicht meine Lebenszeit.

Die abwechslungsreiche Handlung sowie unerwartete und überraschende Wendungen rundeten das Bild ab, auf die tatsächliche Auflösung wäre ich wohl nie gekommen, und auch das Ende mochte ich sehr. Für mich ein grandioser Genre-Mix, der nichts weniger verdient, als eine Verfilmung, sich bis dahin aber damit begnügen muss, dass ich meine Begeisterung in die Welt rufe. Lesen!
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von SmartLektüre aus Berlin
am 22.04.2024
Eugenie Fuchs 1873 - 1943
Mauersberger, Lutz

Eugenie Fuchs 1873 - 1943


weniger gut

Lutz Mauersberger, der als Autor nicht vorgestellt wird, hat ambitioniert und fleißig zusammengetragen, was sich an Lebensdaten und Kunstwerken der jüdischen Künstlerin Eugenie Fuchs finden ließ. Entstanden ist eine 60 Seiten umfassende Broschüre, illustriert mit historischen Fotos u. a. vom Wohnhaus der Künstlerin und dem großformatigen Abdruck von Gemälden bzw. Schwarz-Weiß-Reproduktionen davon.
Das Coverbild zeigt das völlig verschmutze Ölbild "Segelboote auf dem Wannsee". Besser wäre es gewesen, das Bild reinigen zu lassen oder ein anderes Kunstwerk als Covermotiv zu wählen. Ein Kandidat wäre das nicht datierte "Selbstporträt", aber auch dies wurde nur teilweise restauriert, die nachträglich aufgetragenen Flecken auf dem Ärmel der Bluse und das Damenbärtchen hätte eine qualifizierte Restauratorin entfernt und das Bild qualitativ in einen wesentlich besseren Zustand gebracht plus Dokumentation der Restaurierung. Interessant wäre zudem eine Darstellung, unter welchen Umständen diese "Selbstportät" 2023 auftauchte. Solche Hintergrundinformationen fehlen mehrfach wie auch der Kontext und eine Auseinandersetzung mit den Kunstwerken. Man würde als Leser gerne wiessen, was es mit dem "Lyceum-Club" auf sich hat, in dem Eugenie Fuchs zusammen mit Else Hertzer ausstellte und wie deren Bilder rezipiert wurden. Die zitierten Kunstkritiken sind lückenhaft, d. h. es ist mehr vorhanden, und es fehlt zudem der vorliegende Beschreibung der Ausstellung "Rund um's Ka De We" durch die Literaturwissenschaftlerin Käte Friedemann, in der sie zwei Werke von Eugenie Fuchs beschreibt. Da es sich um eine sehr schmales Bändchen handelt, hätten solche Ergänzungen einige zusätzliche Seiten gefüllt.
Mitunter ist es die Wahl der Vorlage oder die Druckqualität, die an einigen Stellen nicht überzeugt. Dies betrifft zum Beispiel die Einladung zur Kollektivausstellung mit Else Hertzer von 1928. Hier hätte man dies Einladung komplett abbilden können und im Falle des Deckblattes dies in einer besseren Qualität.
Als Auftakt-Publikation aus Anlaß der Verlegung eines Pflastersteins für Eugenie Fuchs im Bereich der Berliner Urania 2023 täte der Veröffentlichung eine erweiterte Neuauflage gut, dann bitte auch mit präzisen Quellenangaben und einer Auseinandersetzung mit den vorliegenden Kunstwerken.
SmartLektüre aus Berlin

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim
am 19.04.2024
Theseus und der Entotaurus
Disney

Theseus und der Entotaurus


sehr gut

Kindgerechte Nacherzählung eines Klassikers für junge Lesende! Atmosphärisch illustriert.


Inhalt:

Ein Wettstreiten seit Kindertagen zwischen Ägeus, König von Attika, und Minos, König über die Insel Kreta, findet seinen Höhepunkt, als Minos beschließt, ein gigantisches Labyrinth als Touristenattraktion zu errichten.

Doch schon bald häufen sich die Gerüchte, dass in den Gängen des Irrgartens ein Monster sein Unwesen treibt: der Entotaurus!

Ob der mutige Held Theseus das Geheimnis lüften kann?


Eine Nacherzählung in Anlehnung an die berühmten Mythen der griechischen Antike.

Große Klassiker der Weltliteratur in neuem Gewand mit bekannten Mäusen und Enten zum Vorlesen!


Altersempfehlung:

ab 4 Jahre


Illustrationen:

Das Bilderbuch punktet mit den bekannten und geliebten Figuren aus Entenhausen wie beispielsweise Donald Duck und seine drei Neffen Tick, Trick und Track.

Im Gegensatz zum klassischen Comic mit Tuschezeichnung, ergänzen großformatige, kunstvolle Illustrationen das Abenteuer.

Ohne harte, schwarze Linien wirken die Figuren ganz anders und die Atmosphäre kommt dadurch viel besser zur Geltung.

Zusätzlich lohnt sich ein genauerer Blick auf Farbgebung und Bildkompositionen und natürlich die Gestaltung der Besetzung.


Mein Eindruck:

Um Kindern klassische Literatur wie hier aus der griechischen Mythologie näherzubringen, haben sich einige Künstler:innen an eine Adaption mit Figuren aus dem Entenhausen-Kosmos herangetraut.

Neben "20.000 Meilen unter dem Meer", dem Tiefseeabenteuer aus der Feder von Jules Verne, sind bereits "Stolz und Vorurteil" sowie "Little Women" erschienen.

Dieses (Bilder-)Buch richtet sich an Kinder ab etwa 4 Jahre.

Für die rivalisierenden Streithähne König Minos und Ägeus hätte es niemanden passenderen als Onkel Dagobert und Mac Moneysack geben können.

Donald - eher als Anti-Held bekannt - in der Rolle des heldenhaften Theseus und Daisy als clevere Ariadne sind ebenfalls gut gewählt.

Mit Daniel Düsentrieb als genialer Erfinder Dädalos ist der Cast perfekt besetzt.

Es sind aber nicht ausschließlich Enten anzutreffen; auch Minnie und Micky Maus haben als Artemis und Apollo einen Gastauftritt.

Typische (und geliebte) Elemente und Charakterzüge der Entenhausener bleiben erhalten und werden auf die jeweiligen Rollen übertragen: Donald als Faulpelz, Daniel Düsentrieb überschlägt sich mit tollen Ideen, Mac Moneysack verspeist nach einer Niederlage (vielleicht) seinen Hut ... in diesem Fall seine Königskrone uvm.

Die Ereignisse werden altersgerecht, sprachlich gut verständlich und doch unterhaltsam erzählt.

Es wird Spannung aufgebaut, ein wenig Grusel erzeugt und am Ende das Geheimnis gelüftet. Wobei der Schluss sehr übereilt und abrupt wirkt. Vielleicht hätte man hier das ganze auf ein oder zwei weitere Seiten verteilen können.

Für junge Lesende/Zuhörende ab etwa 4 Jahren ein faszinierendes Abenteuer und eine schöne Möglichkeit, ersten Kontakt mit der griechischen Mythologie zu knüpfen.


Fazit:

Eine unterhaltsame Neuerzählung und ein (Vor-)Lesevergnügen für Entenhausen-Fans!


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Rezensiertes Buch: "Theseus und der Entotaurus" erschienen 2024 bei Egmont Bäng!
Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim
am 17.04.2024
Der Bärbeiß
Pehnt, Annette;Bauer, Jutta;Mark, Josephine

Der Bärbeiß


ausgezeichnet

Vier wunderbare Geschichten zum Lachen und Schmunzeln. Lustig und einfühlsam erzählt und zauberhaft gezeichnet.


Inhalt:

Der Pinguin verteilt gerade sein selbstgemachtes Eis an die Hasenkinder, Graureiher und das Tingeli als plötzlich ein ohrenbetäubendes Krachen und Rumpeln ertönt.

Ein geheimnisvoller neuer Nachbar ist im alten Waschbärenhaus eingezogen und werkelt fleißig herum.

"Bärbeiß" steht auf seinem Briefkasten. Doch niemand hat ihn bisher zu Gesicht bekommen.

Vielleicht ist er nur etwas schüchtern?

Kurzentschlossen macht das Tingeli den ersten Schritt und klopft - die halbe Dorfgemeinschaft im Schlepptau - an die Türe.

Der Bärbeiß allerdings ist über diesem Besuch alles andere als erfreut.

Er mag keinen Besuch! Er hat keine Freunde und will auch keine haben!

Doch er hat nicht mit der Hartnäckigkeit des Tingelis gerecht: freundlich und fröhlich versucht es immer auf's Neue, den grummeligen Bärbeiß von seiner schlechte Laune zu befreien ...



Ein Comic von Josephine Mark basierend auf den Bärbeiß-Geschichten von Annette Pehnt und den Illustrationen von Jutta Bauer.



Altersempfehlung:

etwa ab 5 Jahre



Mein Eindruck:

Dieses Buch beinhaltet in Anlehnung an die Bärbeiß-Geschichten von Annette Pehnt vier Episoden, beginnend mit der ersten Begegnung zwischen der Gemeinschaft und dem geheimnisvollen, neuen Nachbarn.

Die beiden Hauptfiguren könnten unterschiedlicher nicht sein:

Der Bärbeiß, ein mies gelaunter Einzelgänger, der am liebsten im Dunkeln rausgeht, weil die hellen Sonnenstrahlen blenden, und in Allem nur das Schlechte sieht, wird konfrontiert mit der fröhlich-wuseliegen und optimistischen Art des liebenswerten Tingeli.

Eins muss man dem aufgeweckten - nicht genau zu benennenden Geschöpf - lassen: es ist hartnäckig und sehr schlagfertig.

Das Duo liefert sich im Verlauf immer wieder herrlich unterhaltsame Dialoge:

Bärbeiß: "Wehe, du umarmst mich!"

Tingeli: "Keine Sorge, du bist viel zu verschwitzt und struppig."

Bärbeiß: "Kannst du mit diesem Gekicher aufhören?"

Tingeli: "Nur, wenn du aufhören kannst, so unfreundlich zu starren."

(Zitat, vgl. S. 20 f.)



Auch optisch werden die Gegensätze mit viel Liebe zum Detail herausgearbeitet; beginnend mit dem tristen, vertrockneten Bärbeiß-Grundstück neben dem in allen Farben des Regenbogens üppig blühenden Tingeli-Garten bis hin zur hochgewachsenen, rundlichen Statur des Bärbeiß' und seinem wild zerzausten Fell im Vergleich zum kleinen, agilen Tingeli: immer in Bewegung und fast tänzerisch schwebend und umherwirbelend.

Es ist wunderbar anzusehen, wie nach und nach die knallharte Fassade des Bärbeiß' zu bröckeln beginnt. Denn gegen die positive und offene Art des Tingelis kommt niemand an. Da wird Lesenden ganz warm ums Herz.

Die Mimik der Figuren ist durchgängig schlicht gehalten und auf das Wesentliche reduziert, verliert dadurch aber nicht an Ausdrucksstärke. Im Gegenteil, denn Weniger ist schließlich oft mehr.

Den unverwechselbaren Strich von Josephine Marks mag ich insbesondere, weil mit einfachen Mitteln, große Emotionen gezeigt werden.

Eine herzerwärmende Geschichte über Freundschaft, die zum Schmunzeln bringt aber auch zum Nachdenken anregt; vielleicht kann man sich von der unglaublich positiven Sichtweise des Tingelis eine Scheibe abschneiden, um eigene Bärbeiß-Tage aus einer anderen Perspektive zu betrachten.



Bärbeiß: "Ein ganz übler Tag ist das!"

Tingeli: "Aber ... der Tag hat doch gerade erst angefangen! Da kann doch noch gar nichts passiert sein, was dir so die Laune vermiest!"

Bärbeiß: "Und warum hast du so ekelhaft gute Laune um diese Uhrzeit?"

Tingeli: "Na, weil die Sonnenblumen blühen!"

(Zitat, vgl. S. 33 f.)



Umgekehrt sorgt auch der Bärbeiß mit feinsinnigen Bemerkungen am Ende dafür, dass man in's Grübeln kommt.



Bewegte Bilder:

Auf der Homepage des Kibitz Verlags findet sich ein Buchtrailer, der die erste Begegnung von Bärbeiß und Tingeli eindrucksvoll in Bild und Ton wiedergibt.



Fazit:

Eine wunderschöne Comic-Adaption für Jung und Alt!

Herrlich witzig erzählt und mit viel Herz und Charme gezeichnet.



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Rezensiertes Buch: "Der Bärbeiß" Comic-Adaption von Josephine Mark - erschienen im Kibitz Verlag im Jahr 2024
Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim
am 10.04.2024
Ferien wie blubbernder Eistee
Kreuzer, Kristina

Ferien wie blubbernder Eistee


ausgezeichnet

Eine warmherzige und gleichzeitig spannende Geschichte in traumhafter Urlaubskulisse.


Inhalt:

Luzy und Jannis sind die besten Freunde und reisen in den Frühlingsferien in die Heimat des Jungen.

Ferien auf einer griechischen Insel! Das wird großartig!

Doch im Paradies unter strahlender Sonne am kristallblauen Meer gibt es Probleme.

Der Besitzer des kleinen Laden im Ort erkrankt und muss sein Geschäft schließen.

Luzy erfährt, dass immer mehr Menschen - besonders die jungen - wegziehen ... in die Stadt oder sogar gleich ins Ausland.

Jannis ist entsetzt, als seine Eltern berichten, dass auch sie alle Zelte abbrechen und ihr Haus auf der Insel verkaufen werden.

Eine Entscheidung über die Köpfe ihrer Kinder hinweg! Ob daran noch etwas zu ändern ist?


Altersempfehlung:

ab 10 Jahre


Meine Meinung:

Dies ist Luzys drittes Abenteuer. Vorkenntnisse sind aber nicht erforderlich, denn die wichtigsten Ereignisse werden zu Beginn kurz zusammengefasst und alle Charaktere im Verlauf vorgestellt.

Natürlich macht es viel mehr Freude, die Reihe chronologisch zu lesen, insbesondere den Beginn der Freundschaft zwischen Luzy und Jannis mitzuerleben. Der Junge ist vor einiger Zeit aus Griechenland mit seinen Brüdern hergezogen (einschließlich Esel Tzatziki und fünf Hühnern).

Kurze Kapitel mit stimmungsvollen schwarz-weiß Vignetten und ein locker-leichter Schreibstil sowie das wunderbare Gefühl von Urlaub und Abenteuer bescheren ein großartiges Lesevergnügen.

Luzy erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht, so dass Lesende sofort Teil ihrer Gedanken- und Gefühlswelt sind. Besonders die anschauliche Beschreibung ihrer Emotionen ist zuckersüß: "In meinem Bauch hüpft, springt und blubbert es unternehmungslustig." (vgl. S. 55)

Die inzwischen Elfjährige ist eine authentische und liebenswerte Protagonistin, die man sofort ins Herz schließt.

Manchmal ganz schön weise für ihr Alter:
"Heute verstehe ich wohl zum ersten Mal wirklich, wie fremd sich die Jungs manchmal in Deutschland fühlen."
(Luzy, vgl. S. 32)

Jannis (der mithilfe von Märchenbüchern seiner Oma Deutsch gelernt hat) verdreht auf lustige Art immer wieder Redewendungen:

"Ich bin über die Nachricht glücklich wie ein Honigkuchen-Esel."
(vgl. 163)

Die Charaktere sind herzensgut und Freundschaft sowie Familiensinn ist Dreh- und Angelpunkt jeder Geschichte.

Neben Luzys fünfzehnjähriger Schwester Sophia, Jannis' älteren Brüdern, ist auch Luzys Großvater Teil der Reisegesellschaft.

Mit ihrem Opa Peter, der die Ruhe in Person ist, führt Luzy immer wieder Gespräche über Freundschaft und das Verliebtsein. Er ist ihr Vertrauter und sein Gemüt gleicht dem eines Esels: gelassen und ausdauernd.

Es ist eine rührende Beziehung und der Großvater überrascht mal wieder mit kleinen und großen Lebensweisheiten und unerwartetem Sprachentalent.

Das Abenteuer findet eine wunderschöne Balance zwischen Urlaubs- und Glücksgefühl sowie ernsteren Themen (Überalterung von Dörfern bis hin zum regelrechten Dorfsterben).

Luzy und Jannis stecken voller Überraschungen und selbstverständlich wird an dieser Stelle nichts zum Superplan von Superluzy verraten.

Eine Leseempfehlung sowie 5 von 5 Gläser mit blubberndem Eistee für diese herzerwärmende und zugleich spannende Ferienlektüre!


Fazit:

Eine rührende Geschichte über Heimatgefühl , Freundschaft und Liebe, aber auch über Generationenkonflikte, Versöhnung und Wandel.

Mit authentischen und sympathischen Charakteren!


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Rezensiertes Buch: "Ferien wie blubbernder Eistee" aus dem Jahr 2024
Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Steffiii am 01.04.2024
Ein Herz für Monster - Die fliegende Drachengrotte
Büchel, Simak

Ein Herz für Monster - Die fliegende Drachengrotte


ausgezeichnet

Beflügelt die Fantasie
Wow was für eine fantastische Welt, die Simak Büchel uns da eröffnet.
Den ersten Teil dieser Geschichte kennen wir noch nicht und waren ganz gespannt.
Dank der Fokussierung auf weniger Personen und ein paar Rückblicken am Anfang, waren wir gleich in die Handlung vertieft und wollen immer mehr über Ainu, ihre Mutter, Bella und ihre Familie erfahren. Besonders hilfreich war auch die schöne Illustration aller Personen zu Beginn des Buches. Hierdurch hat mein einen guten Überblick und kann bei Bedarf auch immer nachschauen.

Die schwarz-weiß Illustrationen werten das Buch nochmals auf und helfen den Kindern sich diese besondere Welt vorzustellen. Auch die Gesichtsausdrücke sind hervorragend gelungen und machen die Emotionen greifbar.

Vom Sprachstil sind wir mehr als begeistert! Wie kommt man nur auf so eine fantastische Welt und auf so viele unterschiedliche Figuren? Die Details sind wirklich schön dargestellt. Ganz besonders toll finden wir die fliegende Festung und natürlich die Turtelotter. Es geht um die Überwindung seiner Ängste, um Aufgeschlossenheit und das wohlwollende Miteinander. Alles Themen, die für Kinder relevant sind. Gleichzeitig sind die Texte auch einfach genug für Kinder und so spannend, dass sie gleich fasziniert in die Geschichte eintauchen. Ideal sind auch die kurzen Kapitel.
Man möchte eigentlich gar nicht das die Geschichte endet.
Steffiii

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.