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Bewertung von VolkerM am 21.02.2025
inside tagesschau
Teske, Alexander

inside tagesschau


ausgezeichnet

„Welchen Platz eine Meldung in der Sendung hat, ob sie am Anfang steht oder am Schluss, richtet sich nach der Wichtigkeit des Themas. Die Relevanz einer Nachricht bestimmt Platz und Länge des Beitrags.“ – soweit die Selbstdarstellung der Tagesschau über ihre Arbeit. Doch wer die Tagesschau in den letzten Jahren aufmerksam verfolgt hat, wird eine Boulevardisierung der Nachrichten bemerkt haben. Aufmacher werden zu Nachrichten (z.B. ein Sturz bei der Tour de France, also der sprichwörtliche „Sack Reis in China“), die dem selbsternannten Anspruch widersprechen: „Sachlich, knapp, präzise, umfassend und journalistisch kompetent“ sollen Nachrichten in der Tagesschau sein. Relevante Nachrichten werden auch schon mal herausgefiltert, wenn sie nicht „in den Kram passen“, wie Alexander Teske in seinem Buch „inside Tageschau“ an zahllosen Beispielen belegt. Der Journalist weiß, wovon er spricht, denn er war sechs Jahre lang Redakteur bei der Tagesschau in Hamburg.

Dies ist aber nicht der einzige Kritikpunkt, den Teske an der Tagesschau und im weiteren Sinne am öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) hat. Er übt deutliche Kritik an der Arbeitsweise verschiedener Akteure, insbesondere der Chefredakteure und Chefs vom Dienst. Wiederkehrende Muster bei der Zusammenstellung und Priorisierung von Themen und eine interessengesteuerte Auswahl von Kommentatoren und Experten deuten auf eine einseitige und linkslastige Berichterstattung hin. Seine Beispiele sind überzeugend und lassen endgültig an der Neutralität der „Institution“ Tagesschau zweifeln. Es ist also nicht nur ein Gefühl, sondern ein strukturelles Problem. Teskes Fazit: „Es besteht aus Sicht von Experten, Wissenschaftlern und Journalisten Handlungsbedarf.“

Alle im Buch angesprochenen Themen (Arbeitsklima, Wording, Vermeidung bestimmter Begriffe (Framing), tendenziöse Berichterstattung, „Experten“wahl, Verhältnis zur Politik, AfD, Migration, Einschaltquoten, Fake News, Gender, Fehlerkultur usw.) werden seinen gemachten Erfahrungen hinterlegt. Dabei sind seine Analysen stets sachlich und nicht polemisch. Er äußert viel Kritik, weist andererseits aber auch klar auf unhaltbare Vorwürfe hin.

Besonders interessant fand ich die Schlussbemerkung des „Nestbeschmutzers“ in Bezug auf das zuletzt häufige Tagesschau-Bashing in den Medien. „Warum fallen halbwahre Anschuldigungen aber auf derart fruchtbaren Boden? Weil man es der ARD und der Tagesschau zutraut.[...] Und das ist tatsächlich auch ein Ergebnis der Berufsauffassung zahlreicher Redakteure im ÖRR. Sie verstehen sich nicht als objektive Berichterstatter, sondern als Aktivisten“ oder, wie sie selbst sagen, als „Journalisten mit Haltung“. Klingt zwar besser, ist aber letztlich eine berufliche Bankrotterklärung. Hans Joachim Friedrich hat einmal gesagt: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache.“. Doch die „Kunden“ des ÖRR, also wir, zeigen sich zunehmend genervt vom Aktivismus und der rot-grünen Filterblase.

Teske hat meine Beobachtungen gegenüber der Tagesschau und anderen Sendungen im ÖRR auf ganzer Linie bestätigt und mir gezeigt, wie wichtig Medienkompetenz in der heutigen Zeit ist. Die Tagesschau als Leitmedium existiert nicht mehr. Nachrichten sollte man immer (und auf allen Kanälen) mit einer gesunden Portion Skepsis begegnen, ohne ihren Machern pauschal zu misstrauen. Nur wo ist die Grenze, ab der Misstrauen gerechtfertigt ist?
VolkerM

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von VolkerM am 12.02.2025
Hokusai
Marks, Andreas

Hokusai


ausgezeichnet

Der im Westen wohl bekannteste japanische Künstler ist Katsushika Hokusai, was nicht nur an den bemerkenswerten Zuschlägen für seine Werke bei internationalen Auktionen liegt, sondern auch an seinem Einfluss auf die europäische Kunstgeschichte. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden seine weltweit vertriebenen Holzschnitte und die seiner Nachfolger zu prägenden Vorbildern für Impressionismus und Jugendstil.
In Japan steht Hokusai in einer weit zurückreichenden Tradition, die er zwar in neue Bahnen lenkte, aber er wird dort nicht als isoliertes Ausnahmetalent gesehen. Andreas Marks stellt Hokusai, sein Leben und Werk in einen größeren Zusammenhang, indem er die Wechselwirkungen zwischen seinen Lehrern, Schülern und Verlegern thematisiert, aber auch seine vielfältige künstlerische Entwicklung. Hokusais frühe Arbeiten sind wesentlich seltener als die späteren, die teilweise in riesigen Auflagen gedruckt wurden. Die frühen unterlagen meist nicht der Zensur, da sie in kleiner Auflage privat verkauft wurden und motivisch größere Freiheit genossen. Dass Marks auch aus dieser Frühphase zahlreiche authentische Beispiele aufgespürt hat, ist die erste Überraschung in dieser an Überraschungen reichen Monografie. Die verzerrte Wahrnehmung von Hokusai nur als begnadetem Landschaftsmaler bekommt hier ganz neue Facetten, denn er war auch auf den Gebieten des (Schauspieler-)Portraits, der Buchillustration oder buddhistischen Malerei sehr erfolgreich. Es gibt kaum ein Genre, das er im Lauf seines langen Lebens nicht bediente.

Marks macht in seinem Buch nicht den Fehler, den anekdotischen Hokusai mit dem historisch Belegten zu vermischen. Die erste Hokusai-Biografie erschien fast 50 Jahre nach seinem Tod und stützte sich auf Erzählungen von Menschen, die den Künstler meist nicht mehr persönlich kannten. Hier die Wahrheit von der Legende zu trennen, ist nicht einfach, gelingt Marks aber überzeugend. Das gleiche gilt für die unterschiedlichen Künstlernamen, die Hokusai führte und die immer noch kontrovers diskutiert werden. Hokusai kommt auf weit über 20 belegte Namen, die er in verschiedenen Kontexten und Phasen verwendete. Auch hier sorgt der Autor für Ordnung. Unlösbar bleibt dagegen das Problem der „Eigenhändigkeit“, das bei der engen Kooperation von Schülern und Lehrern in japanischen Druckwerkstätten unvermeidlich ist. Hokusai hatte mindestens 50 Schüler, die alle in die Produktion involviert waren und seinen Stil perfekt beherrschten. Marks folgt nicht der vor allem im hochpreisigen Kunsthandel verbreiteten Heroisierung, die Hokusai als One-Man-Show inszeniert. Die „Marke“ Hokusai war ein Kunstbetrieb, der Masse liefern musste, um Familie und Angestellte zu ernähren. Reich wurde der Meister übrigens nicht damit, anders als die heutigen Händler, die mit ökonomischen Hintergedanken immer weiter an einer vermarktbaren Legende stricken.

Der Band ist chronologisch gegliedert und in sechs Kapitel nach den sechs Hauptkünstlernamen Hokusais unterteilt. Jedes Kapitel zeigt sowohl die biografische Entwicklung, als auch die charakteristischen Stil- und Motivmerkmale der jeweiligen Periode, wobei der Autor großen Wert darauf legt, Werke zweifelhafter Zuschreibung auszuklammern. Diese beispiellose Monografie zeigt mit fast 1500, oft originalgroßen Abbildungen, das riesige Oeuvre, das nach Schätzungen etwa 8000 Gemälde, Drucke und Zeichnungen umfasst haben mag. Auch wenn der Band damit keinen Catalogue raisonné repräsentiert (was er auch nicht vorgibt zu sein), ist es die mit großem Abstand umfangreichste Darstellung, nicht nur im Westen, sondern überhaupt. Die kritische Herangehensweise hebt Marks außerdem stark von kommerziell beeinflussten Autoren ab, und seine Unabhängigkeit und ausgewiesene Expertise machen „Hokusai“ zu einem echten Grundlagenwerk, das in keiner Sammlung fehlen darf, auch wenn ein Anhang mit authentischen Namenssiegeln und Verlegerstempeln sicher hilfreich gewesen wäre.
VolkerM

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 29.01.2025
Tode, die wir sterben / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.1
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Tode, die wir sterben / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.1


ausgezeichnet

Ein dreizehnjähriger Junge wird in Malmö erschossen, er wird Opfer eines Drive-in-Shootings, war zur falschen Zeit am falschen Ort. Der frisch verwitwete Kommissar Jon Nordh wird mit dem Fall betraut, zur Seite wird ihm die nordschwedische Ermittlerin Svea Karhuu gestellt, die in Stockholm in Ungnade gefallen ist und strafversetzt wurde. Das ungleiche Duo ermittelt im Gangmilieu, aber irgendwie passen die einzelnen Teile nicht zusammen. Da geschieht ein weiterer Mord und wirbelt jede Theorie erneut durcheinander.

»Kurz flammte eine nahezu perverse Hoffnung auf. Vielleicht war dieser Fall, so tragisch und sinnlos der Tod dieses Kindes auch war, für ihn nicht nur Mittel zum Zweck, sondern auch eine Chance, in sein altes Leben als Kriminalkommissar zurückzufinden. Oder in das, was von seinem alten Leben noch übrig geblieben war.« (Seite 33)

Eine neue Reihe, zwei Ermittler, die problembeladen, voller Altgepäck daherkommen und nicht so recht zusammenpassen, sowie ein Mord im sozialen Brennpunkt, kann das funktionieren, obwohl es nichts wirklich neues ist? Es kann und es hat, soviel kann ich vorab verraten. Zwei faszinierende Ermittelnde, jeder von ihnen mit Geheimnissen, die in ihrer oder einer Person in ihrer unmittelbaren Umgebung liegen. Kontinuierlich werden Einzelheiten verraten, aber auch beharrlich Dinge verschwiegen und vor meinem Zugriff versteckt. Dazu der sehr komplexe und verzwickte Fall, der viel Raum für Vermutungen bietet, aber lange braucht, um geknackt zu werden. Dies alles ergibt einen großartigen Reihenauftakt, der mich ungeduldig die Fortsetzung erwarten lässt, die noch dieses Jahr erscheint. Ich freue mich darauf!
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 27.01.2025
Bei Licht ist alles zerbrechlich
Solla, Gianni

Bei Licht ist alles zerbrechlich


ausgezeichnet

Davide ist der Sohn des Schweinehirten in dem kleinen Dorf Tora e Piccilli, eine Schule besuchen darf er nicht. Teresa hingegen geht in die Schule und arbeitet nachmittags in der Seilerei ihres Vaters, wo Davide sie manchmal besucht. Der Traum davon, eines Tages das Dorf zu verlassen, schafft ein Band zwischen ihnen. Im Jahre 1942 ändert sich etwas, als Nicolas in beider Leben tritt, ein jüdischer Junge, der mit seinem Vater und weiteren Juden aus Neapel zwangsumsiedelt wird. Der folgende Sommer bringt die drei zusammen, aber als der Krieg auch das kleine Dorf erreicht, geht die Freundschaft in die Brüche. Erst viele Jahre später gibt es ein Wiedersehen.

»Wir wussten nicht, dass wir wie Motten waren, die sich zu nah ans Feuer wagten: Angezogen vom strahlenden Licht, enden sie mit versengten Flügeln in diesem letzten Tanz, bei dem die Freude die Angst überwiegt.« (Seite 109)

Davide als Ich-Erzähler war sperrig, dadurch aber authentisch und mir als Leser nah. Sein ungebrochener Wille, lesen und schreiben zu lernen, zollte mir Respekt ab, unter widrigsten Umständen und gegen den Willen des Vaters ging er unbeirrbar seinen Weg. Die Freundschaft mit einem jüdischen Jungen, obwohl der eigene Vater ein Faschist ist, war der erste Schritt auf dem steinigen Weg, den ich zusammen mit ihm gehen durfte und anfangs war ich mir noch nicht sicher, wo uns dieser hinführen wird.

»Später sollte mir klar werden, dass Nicolas ein dunkles, sogar ihm selbst unbekanntes Wesen besaß und dass all meine Versuche, es zu begreifen, nur eine für mich fassbare Vereinfachung waren. Nicolas beherrschte die Macht nicht, die er besaß, er wurde von ihr beherrscht.« (Seite 43)

Gianni Solla hat ein wunderbares Buch geschrieben über eine dunkle Zeit der Geschichte, ohne dass diese im Vordergrund steht, aber dennoch das Leben aller Beteiligten maßgeblich beeinflusst. Mich hat es durchgehend gut unterhalten, lediglich im Mittelteil gab es ein kurzes Stück, wo meine Aufmerksamkeit ein bisschen nachgelassen hat, danach ging es aber gewohnt spannend und in eine überraschende Richtung weiter, sodass das kleine Stück überhaupt nicht ins Gewicht fällt. Ich hätte mir nicht vorstellen können, welches Ende diese außergewöhnliche Erzählung nimmt, bin mit dem Ausgang jedoch mehr als zufrieden, weil er so stimmig war. Eine Leseempfehlung gibt es dafür von mir.
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Baerbel82 am 21.01.2025
Ostfriesennebel / Ann Kathrin Klaasen ermittelt Bd.19 (eBook, ePUB)
Wolf, Klaus-Peter

Ostfriesennebel / Ann Kathrin Klaasen ermittelt Bd.19 (eBook, ePUB)


sehr gut

Wer ist der Eisenbahnmörder?

Neues Jahr, neuer Ostfriesenkrimi: „Ostfriesennebel“ - Der neunzehnte Fall für Ann Kathrin Klaasen von Klaus-Peter Wolf habe ich gern gelesen. Worum geht es?
Carina Oberdieck erzählt Kommissarin Ann Kathrin Klaasen eine irre Geschichte. Sie glaubt, dass der Mann, der mit ihr und den Kindern im selben Haushalt lebt, nicht ihr Ehemann Fabian ist, sondern dessen Zwillingsbruder Florian. Fabian sei auf Lanzarote in einen Vulkan gefallen.
In einem weiteren Handlungsstrang folgen wir dem Eisenbahnmörder. Er hält junge Frauen irgendwo in Deutschland ein, zwei Tage gefangen, tötet sie und legt die Leiche dann auf den Gleisen ab. Diesmal hat es Annalena Walchum erwischt, im beschaulichen Ostfriesland.
Aquarium, Kaninchen, Schuhe, Eisenbahn. Wo ist die Verbindung? Zielfahnder Wollenweber vom BKA ermittelt. Ann Kathrin Klaasen und ihr Team sollen ihn unterstützen…
Auch der neue Fall ist spannend und unterhaltsam. Am Anfang witzig, später ein wenig albern. Menschen sterben wie die Fliegen. Viel Jugend-Sprech. Wiedersehen mit guten alten Bekannten und neue skurrile Typen. Aber am Ende ist alles stimmig aufgelöst.

Fazit: Mörderisches Verwirrspiel um wahre Identitäten.
Baerbel82

5 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 16.01.2025
Aschezeichen / Liv Jensen Bd.2
Engberg, Katrine

Aschezeichen / Liv Jensen Bd.2


ausgezeichnet

Ein Familienvater wird ermordet, während er mit seinen Kindern in Jütland auf einer Insel zelten ist. Die vierzehnjährige Shirin findet ihn tot im Zelt, flieht und versteckt sich bei einem Verwandten, während der Bruder verschwunden bleibt. Der Leiter der Mordkommission bittet die Privatdetektivin Liv Jensen um Unterstützung, die sich mit vollem Einsatz in die Ermittlungen stürzt. Diese führen sie dreißig Jahre in die Vergangenheit, zurück in ein Flüchtlingslager, in dem das iranisch-dänische Mordopfer seinerzeit auf die Bewilligung seines Asylantrags gewartet hat.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den zweiten Teil der Reihe mit der Privatermittlerin Liv Jensen, deren Auftakt mit dem Titel »Glutspur: Die Wurzeln des Schmerzes« mich vor längerer Zeit außerordentlich beeindruckt hat. Um dem aktuellen Fall folgen zu können, sind keine Vorkenntnisse erforderlich, um die Verwicklungen der drei im Vordergrund stehenden Personen zu verstehen ist es allerdings von Vorteil, die Reihenfolge einzuhalten und mit dem ersten Band zu beginnen. Dieses Buch ist nicht ganz so undurchschaubar aufgebaut wie der Vorgänger, was vorrangig daran liegt, dass die erwähnten Figuren und ihre Beziehung zueinander mir bereits bekannt waren, wobei sich viele Einzelheiten erst aus dem Kontext ergaben, da mir über ein Jahr später nicht mehr alles Wichtige im Gedächtnis geblieben ist. Dennoch hatte ich keinerlei Probleme damit, der Geschichte folgen zu können.

Ein komplexer Fall, Ereignisse, die weit in die Vergangenheit zurückreichen, eine fremde Kultur, interessante Beteiligte sowie drei Hauptpersonen, die allesamt ihr eigenes Päckchen zu tragen haben; wieder einmal konnte mich die Autorin in eine Welt entführen, die mir unzählige spannende Stunden beschert hat. Einige Wendungen führten mich auf falsche Fährten, den Ausgang hätte ich mir dennoch nicht einmal annähernd so vorgestellt. Wie bereits im ersten Buch wurde der Kriminalfall restlos aufgeklärt, das Privatleben der drei Figuren allerdings bietet erneut viel Stoff für eine weitere Folge. Ich freue mich darauf!
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 25.12.2024
Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13


ausgezeichnet

Bei einer Terrorübung stirbt ein Polizist und Interims-Polizeipräsident Kluftinger, der den Einsatz leitet, muss sich die Frage stellen, ob bei seiner Planung etwas schiefgegangen ist. Eigentlich hat er dafür gerade keinen Kopf, da er für den Gemeinderat kandidiert, was er umso verbissener tut, seit er erfahren hat, dass sein Intimfeind Doktor Langhammer einer seiner politischen Gegner ist. Der Todesfall entpuppt sich jedoch als Mord und Kluftinger stürzt sich mit seinem Team in die Ermittlungen.

»Hätte er sich nur nicht zu dieser saublöden Kandidatur breitschlagen lassen. Schon ging der Stress damit los. Als ob er nicht schon genug um die Ohren hätte als Interims-Polizeipräsident, Kommissariatsleiter, Ehemann, Vater, Opa und Sohn.« (Seite 22)

Beim vorliegenden Buch handelt es sich bereits um den dreizehnten Teil der Buchreihe mit Adalbert Kluftinger, für mich allerdings war es das erste Treffen mit dieser anscheinend sehr beliebten Buchfigur. Ich bin ohne Vorwissen in die Reihe gestartet und hatte überhaupt keine Probleme damit, den Geschehnissen zu folgen, obwohl das Privatleben des Kommissars eine große Rolle spielt und permanent thematisiert wird. Auch meine Befürchtungen hinsichtlich des Bayerischen Dialekts haben sich nicht bewahrheitet, die wenigen Worte und Sätze in der Mundart konnte ich problemlos verstehen. Bedenkenlos darf also zum Buch gegriffen werden, auch ohne die ersten zwölf Bände gelesen zu haben.

Mir hat das Buch wirklich gut gefallen, der Mix aus Krimi und humorvollem Roman war perfekt ausbalanciert, sodass ich, die selten lustige Geschichten liest, mich köstlich amüsieren konnte. Der Fall selbst kam dabei etwas zu kurz, was ich aber nicht tragisch fand, denn die Geschehnisse rund um Kluftinger entschädigten für den manchmal fehlenden Thrill. Witzig und spannend war es und so rauschte ich nur durchs Buch, sogar die politische Komponente störte mich diesmal nicht. Einzig der Umstand, dass ich nicht bereits früher dem Kluftinger-Universum begegnet bin, macht mich etwas traurig, aber besser spät als nie. Klufti isch bäck und ich sehr erfreut darüber, dass ich ihm endlich begegnet bin. Lesenswert!
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 09.04.2025
Bis die Sonne scheint
Schünemann, Christian

Bis die Sonne scheint


ausgezeichnet

Es ist das Jahr 1983, Daniel, seine drei Geschwister und die Eltern machen schwere Zeiten durch, denn die Familie Hormanns ist pleite, der Gerichtsvollzieher war da, und ob sie in ihrem Bungalow bleiben können, steht in den Sternen. Der Schein muss dennoch gewahrt werden, nicht nur gegenüber beiden Großmüttern, sondern überhaupt. Eine ganz normale Familie inmitten des ganz normalen Wahnsinns.

»Vieles von dem, was meine Mutter schrieb, war mir neu, manches bekannt, und andere Dinge hatte ich ganz anders in Erinnerung. Manchmal musste ich lachen, manchmal wunderte ich mich, manchmal wurde ich traurig und wehmütig, und einmal brach ich die Lektüre ab.« (Nachwort, Seite 251)

Die großartigen 1980er Jahre, eine modische Revolution oder Entgleisung, je nach Laune und Sichtweise. Eine Zeit mit der besten Musik, wenn man wehmütig zurückblickt, aber auch da darf man geteilter Meinung sein, das ist völlig normal. Der Spruch »früher war alles besser« wird von Generation zu Generation weitergegeben, dies ändert sich nicht und wird immer so sein. Wer zu diesem Zeitpunkt aufgewachsen ist, weiß, was ich meine und wird dieses Buch genießen, aber auch ohne dieses Jahrzehnt zu kennen, ist es wirklich wunderbar.

Mit diesem Buch hat Christian Schünemann genau meinen Geschmack getroffen, die damalige Zeit perfekt wiedergegeben und das Ganze unterhaltsam verpackt. Die Geschichte der Eltern und Großeltern rundete die Erzählung ab, mir hat diese zeitweise sogar besser gefallen als der Hauptteil, wie ich zugeben muss. Danke an den Autor, dass er seine Familiengeschichte mit uns geteilt hat. Großartig und mehr als lesenswert!
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim
am 08.04.2025
Tod auf dem Nil / Agatha Christie Classics Bd.4
Christie, Agatha;Bottier, Isabelle

Tod auf dem Nil / Agatha Christie Classics Bd.4


ausgezeichnet

Geniale Adaption des fesselnden Krimi-Klassikers: spektakulär, atmosphärisch und tiefgründig.


Inhalt:

Die Millionenerbin Linnet Ridgeway verbringt mit ihrem frisch angetrauten Ehemann Simon Doyle die Flitterwochen in Ägypten.

Doch auf Schritt und Tritt werden sie von seiner eifersüchtigen Verflossenen Jacqueline De Bellefort verfolgt.

Das junge Paar flüchtet sich heimlich auf eine Nil-Kreuzfahrt ... doch auch hier ist überraschend Simons Ex-Verlobte Jacqueline an Bord.

Es dauert nicht lange und die junge, bildschöne Linnet wird tot aufgefunden.

Hercule Poirot - bisher nur stiller Beobachter - übernimmt die Mordermittlungen.

Doch die Hauptverdächtige besitzt nicht nur ein wasserdichtes Alibi, obendrein hat fast jeder der Passagiere ein handfestes Motiv ...


Comic-Reihe:

Der Verlag listet diesen Comic unter der Rubrik "Agatha Christie Classics". Nach "Mord im Orientexpress", "Die Tote in der Bibliothek" und "Hercule Poirots Weihnachten" ist dies der vierte Band der Reihe.

Ein weiterer ist bereits angekündigt: "Die Morde des Herrn ABC" und somit in der Reihe der vierte Hercule-Poirot-Krimi.

In Belgien und Frankreich ist die Agatha-Christie-Classics-Reihe bereits weit fortgeschritten, was Hinweise erlaubt auf die nächsten Krimis ;-)


Mein Eindruck:

Bei "Mord im Orientexpress" stammte das Szenario von Benjamin von Eckartsberg und die Zeichnungen nebst Kolorierung von Chaiko.

Dieser Krimi jedoch ist wie bereits "Hercule Poirots Weihnachten" eine Zusammenarbeit von Isabelle Bottier (Szenario) und Callixte (Zeichnungen) sowie neu hinzugekommen Fabien Alquir (Farben).

Während die Figur des Hercule Poirot in "Mord im Orientexpress" kantig und - passend zur Stimmung - extrem düster und zerrissen wirkt, zeichnet der französische Illustrator Callixte den belgischen Privatermittler weicher, fröhlicher. Insgesamt wirkt Poirot viel zugänglicher.

Insgesamt werden die Aktionen und Reaktionen der Charaktere durch ausdrucksstarke Mimik und Gestik sowie mit wechselnden Perspektiven sehr gut unterstrichen.

Dialoge und Bilder gehen Hand in Hand und die exotischen Kulissen werden hervorragend in Szene gesetzt. Eine durchgehend eindrucksvolle Atmosphäre. Die Darstellung der Tempelanlage ist beeindruckend.

Timing und Dynamik kommen in den Zeichnungen sehr gut zur Geltung. Besonders die verschiedenen Schüsse werden eindrucksvoll in Szene gesetzt.

Der etwa sechzig Seiten umfassende Comic bleibt der literarischen Vorlage im Hinblick auf Story und Abläufe im Kern treu.

Die Story beinhaltet zudem alle Facetten eines guten Kriminalfalles:

Intrigen, Täuschungen und Lügen, (Familien-)Geheimnisse, Habsucht und Eigennutz sowie typische Merkmale, z. B. Zeugenvernehmungen, weitere Todesfälle und selbstverständlich die Versammlung aller Mitreisenden, um abschließend die Auflösung des Falles zu präsentieren.

5 von 5 Sterne für diese gelungene Adaption!


Fazit:

Einer meiner liebsten Christie-Krimis:

exotische Kulisse, reichlich Irrungen/Wirrungen und dabei spannend bis zur letzten Seite.

Was für ein geniales Alibi und eine bildgewaltige Umsetzung!


...

Rezensiertes Buch: "Agatha Christie Classics: Tod auf dem Nil" bei Carlsen Comics
Comic-Adaption aus dem Jahr 2025
Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Admirandus aus Hannover
am 27.03.2025
Unnützes Wissen 6 (eBook, ePUB)

Unnützes Wissen 6 (eBook, ePUB)


weniger gut

Leider ist auch dieser Band der Reihe ein Paradebeispiel für schlechte Recherche. Wie schon in den anderen Ausgaben enthält auch dieses Buch zu etwa 50 % Fake-Fakten, Halbwahrheiten oder völlig erfundenen Unsinn. Viele Aussagen lassen sich wortwörtlich in sozialen Netzwerken wiederfinden – in exakt gleicher Formulierung – was stark darauf hindeutet, dass sie unkritisch übernommen wurden. Wer nicht jede einzelne Behauptung eigenständig überprüft, läuft Gefahr, sein Wissen mit erfundenen Inhalten zu füllen.
Dieses Problem zieht sich leider durch die gesamte Buchreihe. Unterhaltung, ja – verlässliche Wissensquelle, nein.
Admirandus aus Hannover

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.