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Bewertung von Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim
am 06.11.2024
Hercule Poirots Weihnachten / Agatha Christie Classics Bd.3
Christie, Agatha;Bottier, Isabelle

Hercule Poirots Weihnachten / Agatha Christie Classics Bd.3


ausgezeichnet

Bildgewaltige Adaption eines Klassikers: atmosphärisch und fesselnd ohne die Leichtigkeit eines "gemütlichen" Krimis zu verlieren.



Inhalt:

Zum Weihnachtsfest im Jahr 1937 lädt der alte Simeon Lee seine Söhne ein.

Die Stimmung im alten Herrenhaus ist von Anfang an gedrückt.

Familienoberhaupt Lee ist ein Tyrann und Geizkragen und als unerwartet Pilar, einziges Kind seiner verstorbenen Tochter, erscheint, ist der Argwohn der übrigen Kinder groß. Alle sind nur am Geld des Alten interessiert.

Als plötzlich ein ohrenbetäubender Lärm und ein markerschütternder Schrei aus dem Arbeitszimmer kommen und daraufhin Simeon Lee mit aufgeschnittener Kehle in einer Blutlache aufgefunden wird, sind alle gleichermaßen verdächtig!

Hercule Poirot, der die Weihnachtstage bei einem Freund und Kollegen verbringt, bietet sogleich seine Hilfe an und findet sich wieder inmitten einer Szenerie aus Misstrauen, Angst und Lügen ...


Comic-Reihe:

Der Verlag listet diesen Comic unter der Rubrik "Agatha Christie Classics". Nach "Mord im Orientexpress" und "Die Tote in der Bibliothek" ist dies der dritte Band der Reihe.

In Belgien und Frankreich ist die Agatha-Christie-Classics-Reihe bereits weit fortgeschritten, was Hinweise erlaubt auf die nächsten Krimis ;-)

Für das Frühjahr 2025 ist bereits ein neuer Band angekündigt: "Tod auf dem Nil" und somit in der Reihe der dritte Hercule-Poirot-Krimi!


Mein Eindruck:

Bei "Mord im Orientexpress" stammte das Szenario von Benjamin von Eckartsberg und die Zeichnungen nebst Kolorierung von Chaiko.

Dieser Krimi jedoch ist von Isabelle Bottier (Szenario) und Callixte (Zeichnungen und Farbe).

Während die Figur des Hercule Poirot in "Mord im Orientexpress" kantig und - passend zur Stimmung - extrem düster und zerrissen wirkt, zeichnet der französische Illustrator Callixte den belgischen Privatermittler weicher, fröhlicher. Insgesamt wirkt Poirot runder und zugänglicher.

Gerade die Unterschiede in der Gestaltung des Protagonisten sind spannend.

Die Charakterzüge des Familienoberhauptes aber auch der Zorn und das Misstrauen der Familienmitglieder werden sowohl in Text wie auch in den Zeichnungen durch ausdrucksstarke Mimik und Gestik sowie mit wechselnden Perspektiven perfekt unterstrichen.

Auch wenn aufgrund des Mordes an dem alten Tyrann Simeon Lee verständlicherweise die Stimmung gedrückt ist, sorgt Überraschungsgast Pilar mit ihrer Lebensfreude und Unbeschwertheit - zumindest bei Hercule Poirot - für Heiterkeit. Die junge Frau baut in ihrer kindlichen Freude einen Schneemann, der dem Belgier verblüffend ähnelt :-)

Gerade bei "Hercule Poirots Weihnachten" ist die Idee einer bildlichen Umsetzung hervorragend, da es bei der Lösung des Falles auf Optik ankommt, die in diesem Comic perfekt untergebracht wird, ohne zu viele Hinweise zu geben.

Der etwa sechzig Seiten umfassende Comic (wobei Hercule Poirot erst nach dem ersten Drittel in Erscheinung tritt) bleibt der literarischen Vorlage im Kern im Hinblick auf Story und Abläufe treu.

Die Story beinhaltet alle Facetten eines guten Kriminalfalles: Familiengeheimnisse, Täuschungen und Lügen, Zeugenvernehmung und selbstverständlich die typische Versammlung aller Beteiligten, um abschließend die Lösung des Falles zu präsentieren.

5 von 5 Weihnachtssterne für diese gelungene Adaption!


Fazit:

Poirots springt für einen alten Freund und Kollegen ein und gerät mitten in eine Familientragödie!

Eine bildgewaltige und beeindruckende Inszenierung des Klassikers und ein außergewöhnliches Lesevergnügen!


...

Rezensiertes Buch: "Agatha Christie Classics: Hercule Poirots Weihnachten - Ein Hercule-Poirot-Krimi" bei Carlsen Comics

Comic-Adaption aus dem Jahr 2024
Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Bücherhummelchen aus Bartholomä
am 04.11.2024
Im Namen der Barmherzigkeit
Lind, Hera

Im Namen der Barmherzigkeit


ausgezeichnet

Die schreckliche Kindheit eines Pflegekindes.
Steffi wurde 1972 geboren. Ihre Mutter hat sie sofort nach der Geburt weggegeben. Sie kommt ins Waisenhaus. Mit drei kommt sie in eine Pflegefamilie auf einen Bauernhof in der Steiermark. Sie gilt als Vorzeigefamilie, da sie zu ihren vier eigenen Kindern etliche Pflegekinder aufgenommen haben. Was Steffi dort alles erlebt ist grausam und unglaublich. Die eigenen Kinder der Familie lassen es sich gut gehen, ihre Arbeit wird ja von den Pflegekindern übernommen. Diese müssen Barfuß schuften bis zum umfallen. Die Familie bekommt auch noch Pflegegeld und behandelt die Pflegekinder wie Sklaven. Wir begleiten Steffi durch ihre schreckliche Kindheit und ihr späteres Leben.
Das Buch "Im Namen der Barmherzigkeit" von Hera Lind beruht auf einer wahren Geschichte. Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen. Hera Lind verpackt die Leidensgeschichte der Steffi in einen fesselnden Roman, der mich nicht losgelassen hat. Als Steffi sechs Jahre alt ist wird aus ihrer Sicht in der Ich-Perspektive geschrieben. Was Steffi so alles erlebt ist echt schrecklich und ging mir sehr nah. Ich selber bin nur drei Jahre später geboren und hätte es nicht für möglich gehalten, das dies in den 70igern und 80igern Jahren passiert ist. Ich kann gar nicht beschreiben wie entsetzt ich über die Zustände auf dem Bauernhof war. Selbst die Lehrer haben die Pflegekinder damals schlechter behandelt kaum vorstellbar. Mir hat der Roman nach einer wahren Geschichte von Hera Lind sehr gut gefallen, er war außerodentlich spannend und emotional.
Bücherhummelchen aus Bartholomä

4 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 04.11.2024
Yoko / Die Rache Bd.1
Aichner, Bernhard

Yoko / Die Rache Bd.1


ausgezeichnet

Yoko hat die Metzgerei ihres verstorbenen Vaters zu einer Glückskeksmanufaktur umgebaut, mit ihrem kleinen Unternehmen erfüllte sie sich einen Traum. Als sie eines Abends nach der Auslieferung ihrer Glückskekse in ein chinesisches Restaurant zwei Männer dabei überrascht, wie diese einen kleinen Hund misshandeln, schreitet sie ein, ohne zu ahnen, dass diese Handlung das Leben, das sie kennt, für immer verändern wird. Yoko droht zu zerbrechen, entscheidet sich dann aber für Wut, Zorn sowie Rache und nimmt das Gesetz in die eigene Hand.

»Egal, wie oft Yoko es durchspielt, was in den nächsten Minuten passieren könnte, es endet immer in einer Katastrophe. Sie kann die Lawine, die auf sie zurollt, nicht stoppen, ihre Tritte gegen die Laderaumtür zeigen keine Wirkung. Nur ein letztes sinnloses Aufbäumen ist es.« (Seite 33)

Zu Beginn habe ich mich mit dem Schreibstil des Autors sehr schwergetan, diese abgehakte Sprache und die kurzen Sätze empfand ich als kühl und emotionslos, was aber nur auf den ersten Blick so erscheint. Erst als ich mich zusammenriss und selbst vor die Wahl stellte, mich entweder daran zu gewöhnen und weiter zu lesen oder das Buch abzubrechen, machte es Klick. Ich habe mich auf das Experiment eingelassen und tatsächlich konnte ich ab da völlig in die Geschichte eintauchen, war total fasziniert und konnte kaum glauben, dass es jemals anders gewesen ist. Im Gegenteil habe ich zum Schluss hin regelrecht gefeiert, wie genial die Erzählweise war.

Holla, die Waldfee, was für ein Höllenritt. Vorab kann ich sagen, dass dieses Buch nichts für sensible Leser und Leserinnen ist. Eine Triggerwarnung schenke ich mir, auf dem Buchdeckel steht mehr als deutlich der Hinweis, dass es ein Thriller ist und dieser sollte ausreichend sein. Es ist ein brutales Buch, grausam und blutig geht es zu, manches wird beschrieben und anderes angedeutet, zimperlich darf man da wirklich nicht sein. Die Story lässt mich begeistert zurück, ich konnte mir die Richtung gar nicht vorstellen, die die Geschichte genommen hat, habe aber jede Minute, auf jeder Seite, genossen. Viel zu früh kam das letzte Kapitel, wie gut, dass es weitergeht und dies noch nicht das Ende war. Ich freue mich darauf!
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von schluny aus A.
am 22.10.2024
Rath / Kommissar Gereon Rath Bd.10
Kutscher, Volker

Rath / Kommissar Gereon Rath Bd.10


ausgezeichnet

Rath ist der zehnte Teil von Volker Kutscher um den Kommissar Gereon Rath und seiner Frau Charlotte. Ich hatte ihn mit Spannung erwartet, da er ja der letzte in dieser Reihe sein wird. Volker Kutscher versteht wie kein zweiter einen in die damalige Zeit zu versetzen und dortige Stimmung einzufangen. Auch am gegen Ende die Reichspogromnacht hat er so authentisch geschildert, dass einen schon anders werden kann. Seine Charaktere beschreibt er detailreich und authentisch. Auch wenn er ein spezieller Kriminaler ist, war mir Gereon von Anfang an sympathisch. Ich empfehle die Reihe aber von Anfang an zu lesen, um ein besseres Verständnis für die Charaktere zu bekommen. Hier im letzten Band geht es vor allem darum das Gereon wieder in Deutschland ist solange bis sein Vater stirbt und er mit Charly nach Amerika zurück möchte. Die wiederum hat sich in den Kopf gesetzt Fritzes Unschuld zu beweisen, obwohl sie zwischenzeitlich im KL gelandet ist. Das doch sehr offenen Ende lässt raum für Spekulationen ob die Reihe vielleicht doch fortgeführt wird. Für mich aber trotz allem ein gelungener Abschluss und für jeden der historische Kriminalbücher mag, wärmstens zu empfehlen.
schluny aus A.

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 20.10.2024
Der Poet des Meeres
Jando

Der Poet des Meeres


ausgezeichnet

Tommy ist der einsamste Wal der Welt, da er auf einer anderen Frequenz spricht als alle anderen Wale, weswegen er von ihnen ignoriert wird. Jim-Bob trägt ein Hörgerät und nutzt die gleiche Frequenz, sodass er mit Tommy kommunizieren kann. Zwischen dem ungleichen Duo entsteht eine Freundschaft, die ihr Leben verändern wird.

»Ich bin einsam, weil ich der Einzige meiner Art bin. Ich spreche auf einer anderen Frequenz als alle anderen Wale. Deswegen meiden sie mich. Ich spreche nicht ihre Sprache. Keiner versteht mich. Ich reise alleine durch die Weiten des Meeres. Bis zum gestrigen Tag. Dann traf ich dich, Jim-Bob. Du verstehst mich. Zum ersten Mal in meinem Leben kann ich mich unterhalten.« (Seite 26)

Jens Koch, der sich Jando nennt, hat eine außergewöhnliche Geschichte über das Anderssein, die Einsamkeit, die Trauer sowie die Kraft der Freundschaft geschrieben, die mich innerlich gewärmt zurücklässt. Viele tolle Weisheiten sind zwischen den Zeilen versteckt, die mich haben schmunzeln, lächeln und auch manchmal traurig werden lassen. Das schöne Büchlein ist von Robby Krüger wirklich wunderschön illustriert, die Bilder passen zur Geschichte und runden diese ab. Gerne empfehle ich das tolle Buch weiter.
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von claudi aus Stuttgart
am 18.10.2024
Der Bademeister ohne Himmel
Pellini, Petra

Der Bademeister ohne Himmel


ausgezeichnet

"Wer Augen im Kopf hat, sieht, dass Hubert stirbt. Jeden Tag wird er weniger. Nur mehr Haut und Knochen. Zudem scheint eine höhere Instanz die Löschtaste in seinem Gehirn zu bedienen." (Buchauszug)
Die 15-jährige Linda ist mit ihrem Leben unzufrieden. Oft denkt sie daran, vor ein Auto zu laufen, um es zu beenden. Doch zwei Menschen haben dies bisher verhindert. Einer davon ist ihr einziger Freund Kevin, der ebenfalls immer wieder mit der Umwelt hadert, und der andere ist der 86-jährige ehemalige Bademeister Hubert. Hubert, durch seine schwere Demenz gezeichnet, kann inzwischen nicht mehr die Wohnung verlassen. Stattdessen leistet Linda ihm und seiner Pflegerin Ewa dreimal die Woche Gesellschaft. Sie versucht in dieser Zeit, sein Leben so schön wie möglich zu gestalten. Doch am Ende schlägt das Schicksal erbarmungslos zu.

Meine Meinung:
Hubert war früher Bademeister im Strandbad in Bregenz. Während dieser Zeit ist nie ein Kind ertrunken. Die Autorin erzählt hier die Geschichte eines jungen Mädchens, das für mich sehr viel Verantwortungsgefühl besitzt. Sie bemüht sich aufopfernd um ihren Nachbarn Hubert. Wie viel der an Demenz erkrankte Hubert wirklich von Lindas Besuchen noch mitbekommt, ist fraglich, zu Beginn sicher deutlich mehr als später. Doch zumindest wird dadurch der Alltag von ihm, Ewa und ihr selbst abwechslungsreicher. Zudem ist Linda durch diese Aufgabe von ihren Suizidgedanken abgelenkt, die immer wieder ihr Leben bestimmen. Besonders gut gefällt mir, wie die Autorin hier den Umgang dieser drei Generationen beschreibt. Man merkt, dass sie selbst viele Jahre in der Pflege von demenzkranken Menschen tätig war. Linda spricht mit ihm viel über seine Tätigkeit als Bademeister. Sie sehen Fotoalben an oder zählen mit großer Leidenschaft. Lustig finde ich die Idee, mit Schwimmflügel im Wohnzimmer Trockenübungen zu veranstalten. Allerdings spürt man im Laufe des Buchs dann doch, wie Hubert immer schneller abbaut, niemanden mehr erkennt und die Demenz schließlich immer mehr fortschreitet. Immer mehr zieht er sich aus dem Leben zurück. Vielleicht versteht Linda ihn deshalb so gut, weil sie selbst am liebsten aus ihrem eigenen Leben verschwinden würde. Überrascht hat mich, wie positiv demente Menschen auf Hunde reagieren. Mit einer Leichtigkeit und humorvollen Sprache wird das Thema Demenz sehr einfühlsam beschrieben und dargestellt. Bemerkenswert finde ich, dass diese Erkrankung nicht immer nur Negatives und Schweres hervorbringt. Linda und Ewa gefallen mir außerordentlich gut. Linda mit ihrer herzlichen sozialen Ader scheint die Besuche bei Hubert wirklich zu schätzen. Aber auch Ewa, die noch zusätzlich den Haushalt führt und viel zu wenig Zeit hat, um sich intensiv um Hubert zu kümmern. Überhaupt scheint sie mit der Pflegerin aus Polen ein besonderes Verhältnis zu haben. Sie nimmt sie ernst und mit ihr kann sie über ihre Sorgen reden. Niemand außer Ewa scheint zu merken, dass Linda eigentlich Hilfe braucht. Ihre Mutter ist viel zu sehr mit Ihrem neuen Partner beschäftigt. Irgendwie ist es schon traurig, dass so viele Personen mit einem tragischen Hintergrund hier aufeinandertreffen. Schockierend finde ich vor allem immer wieder Lindas suizidale Gedanken. Nur gut, dass diese Geschichte trotz all dem Schweren auch sehr viel Humor beinhaltet. Das Ende bringt zwar etwas Befreiendes und einen Neuanfang für Ewa. Doch leider auch einen großen Schockmoment, mit dem ich nicht gerechnet habe. Ein Buch, das ich nur jedem empfehlen kann, weil man Demenz und andere Themen so viel besser nachvollziehen kann. Von mir gibt es 4 1/2 Sterne, weil mir dann doch Kevins Leben und Situation ein wenig zu kurz kamen.
claudi aus Stuttgart

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von gaby2707 am 13.10.2024
Munk
Weiler, Jan

Munk


ausgezeichnet

Ungewöhnlich und sehr interessant

Architekt Peter Munk, 51, will nur schnell ein Paar Handschuhe kaufen. Auf dem Weg in den 3. Stock des Züricher Kaufhauses Globus erleidet er auf der Rolltreppe einen Herzinfarkt. Der bringt ihn aus dem Krankenhaus in die Fünf-Sterne-Rehaklinik Mönchshof-Resort im Schwarzwald. Hier wird er in psychologischen Gesprächen mit Dr. Grundmann für die ab jetzt wichtigen Dinge in seinem Leben sensibilisiert. Er soll sich über die Beziehungen seines Lebens Gedanken machen. Nachdem ich ihn durch seine Gedanken in seiner Kindheit und Jugend kennengelernt habe, setzt er sein Augenmerk auf die 13 Frauen in seinem Leben, die er wirklich geliebt hat, mit denen er am engsten emotional verbunden war und mit denen er geschlafen hat. Die lerne ich nun nach und nach näher kennen und erfahre auch, woran die Beziehungen gescheitert sind.

Jan Weiler hat es sehr schnell geschafft, dass ich mich mit Peter Munk auf seine Geschichte bzw. die Analysen seiner Beziehungen eingelassen habe. Er schafft es, bei den Themen, die Munk durch den Kopf gehen und die nicht immer ganz einfach sind, auch mal eine Prise Humor mit hinein spielen zu lassen, so dass ich auch ab und zu schmunzeln konnte. Und Munk hat mich dazu gebracht, auch über die Menschen, die mich geprägt haben, nachzudenken und ihnen somit mal wieder Zeit zu schenken.
Angefangen bei Judith, mit der er, gerade 16, sein erstes Mal hat, das eigentlich gar keines ist, über Nicole, Ana, Maja, Heike, Andrea, Claudia, Anja, Harper, Penelope, Karin, Fanny bis zu Nadja habe ich sie alle kennengelernt. Alle sind sehr unterschiedlich und ich kann kein „Beuteschema“ erkennen. Diese Frauen sind ihm einfach passiert. Leider blieben die meisten der Damen, auf die er oft zufällig gestoßen ist, für mich etwas farblos, was bestimmt auch an der Fülle von Erlebnissen lag. Aber es kommt sehr gut heraus, welche Rolle sie in Munks Leben gespielt haben. Munk selbst finde ich sehr gut getroffen. Gerade seine Gedanken, die er sich über sein Verhalten in den jeweiligen Situationen macht, haben mir gut gefallen. Manches geht mir wirklich zu Herzen.
Ich mag die vielen beispielhaften Bilder, die Jan Weiler mir mit z.B. 13 Frauen in einem verwelkten Blumenstrauß in den Kopf schickt, sehr. Den Zeitgeist, der mit Munks erster Liebesbegegnung in den 1980 Jahren startet und bis ins Heute in Zürich fortgeführt wird, finde ich sehr gut eingefangen.
Das Ende der Geschichte, das so ganz anders ist als ich es mir habe vorstellen können, finde ich einfach großartig.

Der Roman, der so anders ist als vieles, was ich in der letzten Zeit gelesen habe, hat mich sehr gut unterhalten. Munk sollte man kennengelernt haben!
gaby2707

4 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Kati1980 aus Darmstadt
am 12.10.2024
Die Goldene Schreibmaschine
Henn, Carsten Sebastian

Die Goldene Schreibmaschine


ausgezeichnet

Gelungene Mischung aus Fantasy und Realität

Als meine Töchter und ich das wunderschöne Cover entdeckt haben, wollten wir das Buch unbedingt haben. Emily, die Protagonistin, entdeckt eine geheime Bibliothek und eine besondere Schreibmaschine, mit der sich Bücher und somit auch die Realität verändern lassen. Sie ist eine sympathische Hauptfigur, die ich gleich ins Herz geschlossen habe. Im Laufe der Geschichte kann man ihre Entwicklung gut beobachten. Ihre Freunde und Großeltern sind ebenfalls liebenswerte und individuelle Charaktere, auf die sie sich verlassen kann. Dr. Dresskau hingegen, Emilys Lehrer, ist ein übertrieben dargestellter Bösewicht, der Schüler schikaniert und Böses im Schilde führt.
Der Schreibstil ist bildhaft, angenehm und leicht zu lesen. Die Geschichte ist spannend, magisch, tiefgründig und etwas unheimlich, aber passend für die Zielgruppe. Eigentlich ist das Buch für Kinder ab 10 Jahren gedacht, aber es ist auch für Erwachsene noch sehr ansprechend. Ich war so vertieft, dass ich es in 2 Nächten durchgelesen hatte. Ich denke, bei meinen Töchtern wird es genauso gut ankommen.
Kati1980 aus Darmstadt

4 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 03.02.2025
Ein Espresso für den Commissario
Minardi, Dino

Ein Espresso für den Commissario


sehr gut

Ein zweiundzwanzigjähriger Student wird tot aufgefunden, der junge Mann liegt erwürgt in seinem Bett. Die Ermittlungen gestalten sich zäh, da fällt Commissario Marco Pellegrini eine Aufnahme in die Hände, die den Toten mit einem Motorrad zeigt. Kurz vor seinem Tod hat der Student sich eine Ducati gekauft, die weit über zweihundert Tausend Euro gekostet haben soll. Es bleibt abzuwarten, ob hierin das Motiv für den Mord zu finden ist.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den ersten Teil der Buchreihe mit dem sympathischen Commissario Marco Pellegrini, der viel lieber im elterlichen gastronomischen Betrieb Karriere gemacht hätte, als sich einen anderen Beruf suchen zu müssen. Aus familiären Gründen war dies leider nicht möglich, sodass er letztendlich bei der Mordkommission gelandet ist. Anfangs war ich skeptisch, nachdem das Buch als Überraschung bei mir angekommen ist, bin aber nach dem Lesen tatsächlich angenehm überrascht. Aber der Reihe nach.

Zu Beginn musste ich mich auf die bildlichen Beschreibungen einlassen, man merkte der Geschichte die Liebe des Autors zu Italien an. Der Fall selbst war interessant, unblutig und der Weg zur Lösung überwiegend kreativ gestaltet. Zwischendurch erfuhr ich einige Dinge, die privater Natur waren und die Vergangenheit erklärten, was mir die Person des Commissarios näher brachte. Ich wurde sehr gut unterhalten und war selbst erstaunt darüber, wie gut mir dieser eher unaufgeregte Krimi gefiel. Mein einziger Kritikpunkt hat mit der Ermittlung zu tun, denn Verdachtsmomente reichen meines Erachtens nicht dafür aus, dass die volle Maschinerie der Justiz in Bewegung gesetzt wird, hier hätte ich mir eine realistischere Lösung gewünscht. Ansonsten gibt es aber wenig zu meckern und erfreulicherweise gehts nicht nur weiter, sondern es gibt bereits weitere drei Fälle auf dem Markt. Ich freue mich drauf!
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Volker M. am 31.01.2025
Hokusai
Marks, Andreas

Hokusai


ausgezeichnet

Der im Westen wohl bekannteste japanische Künstler ist Katsushika Hokusai, was nicht nur an den bemerkenswerten Zuschlägen für seine Werke bei internationalen Auktionen liegt, sondern auch an seinem Einfluss auf die europäische Kunstgeschichte. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden seine weltweit vertriebenen Holzschnitte und die seiner Nachfolger zu prägenden Vorbildern für Impressionismus und Jugendstil.
In Japan steht Hokusai in einer weit zurückreichenden Tradition, die er zwar in neue Bahnen lenkte, aber er wird dort nicht als isoliertes Ausnahmetalent gesehen. Andreas Marks stellt Hokusai, sein Leben und Werk in einen größeren Zusammenhang, indem er die Wechselwirkungen zwischen seinen Lehrern, Schülern und Verlegern thematisiert, aber auch seine vielfältige künstlerische Entwicklung. Hokusais frühe Arbeiten sind wesentlich seltener als die späteren, die teilweise in riesigen Auflagen gedruckt wurden. Die frühen unterlagen meist nicht der Zensur, da sie in kleiner Auflage privat verkauft wurden und motivisch größere Freiheit genossen. Dass Marks auch aus dieser Frühphase zahlreiche authentische Beispiele aufgespürt hat, ist die erste Überraschung in dieser an Überraschungen reichen Monografie. Die verzerrte Wahrnehmung von Hokusai nur als begnadetem Landschaftsmaler bekommt hier ganz neue Facetten, denn er war auch auf den Gebieten des (Schauspieler-)Portraits, der Buchillustration oder buddhistischen Malerei sehr erfolgreich. Es gibt kaum ein Genre, das er im Lauf seines langen Lebens nicht bediente.

Marks macht in seinem Buch nicht den Fehler, den anekdotischen Hokusai mit dem historisch Belegten zu vermischen. Die erste Hokusai-Biografie erschien fast 50 Jahre nach seinem Tod und stützte sich auf Erzählungen von Menschen, die den Künstler meist nicht mehr persönlich kannten. Hier die Wahrheit von der Legende zu trennen, ist nicht einfach, gelingt Marks aber überzeugend. Das gleiche gilt für die unterschiedlichen Künstlernamen, die Hokusai führte und die immer noch kontrovers diskutiert werden. Hokusai kommt auf weit über 20 belegte Namen, die er in verschiedenen Kontexten und Phasen verwendete. Auch hier sorgt der Autor für Ordnung. Unlösbar bleibt dagegen das Problem der „Eigenhändigkeit“, das bei der engen Kooperation von Schülern und Lehrern in japanischen Druckwerkstätten unvermeidlich ist. Hokusai hatte mindestens 50 Schüler, die alle in die Produktion involviert waren und seinen Stil perfekt beherrschten. Marks folgt nicht der vor allem im hochpreisigen Kunsthandel verbreiteten Heroisierung, die Hokusai als One-Man-Show inszeniert. Die „Marke“ Hokusai war ein Kunstbetrieb, der Masse liefern musste, um Familie und Angestellte zu ernähren. Reich wurde der Meister übrigens nicht damit, anders als die heutigen Händler, die mit ökonomischen Hintergedanken immer weiter an einer vermarktbaren Legende stricken.

Der Band ist chronologisch gegliedert und in sechs Kapitel nach den sechs Hauptkünstlernamen Hokusais unterteilt. Jedes Kapitel zeigt sowohl die biografische Entwicklung, als auch die charakteristischen Stil- und Motivmerkmale der jeweiligen Periode, wobei der Autor großen Wert darauf legt, Werke zweifelhafter Zuschreibung auszuklammern. Diese beispiellose Monografie zeigt mit fast 1500, oft originalgroßen Abbildungen, das riesige Oeuvre, das nach Schätzungen etwa 8000 Gemälde, Drucke und Zeichnungen umfasst haben mag. Auch wenn der Band damit keinen Catalogue raisonné repräsentiert (was er auch nicht vorgibt zu sein), ist es die mit großem Abstand umfangreichste Darstellung, nicht nur im Westen, sondern überhaupt. Die kritische Herangehensweise hebt Marks außerdem stark von kommerziell beeinflussten Autoren ab, und seine Unabhängigkeit und ausgewiesene Expertise machen „Hokusai“ zu einem echten Grundlagenwerk, das in keiner Sammlung fehlen darf, auch wenn ein Anhang mit authentischen Namenssiegeln und Verlegerstempeln sicher hilfreich gewesen wäre.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)
Volker M.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.