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Bewertung von Europeantravelgirl am 24.09.2024
Das Wunder der Tannenbäume
Romes, Claudia

Das Wunder der Tannenbäume


ausgezeichnet

Die heidnischen Ursprünge des Gabenbaums

Keine Angst, es ist noch nicht zu früh für einen Weihnachtsroman, denn hinter diesem Titel verbirgt sich eine ganz andere Geschichte als ich zuerst erwartet hätte!

In erster Linie ist dies nämlich ein historischer Roman, der uns Anfang des 19. Jahrhunderts in den Schwarzwald führt zu einer Holzfällerfamilie. Aufgrund eines tragischen Unglücks muss die sechzehnjährige Anneliese plötzlich für ihre Mutter und ihren kleinen Bruder sorgen in einer Zeit voll Hunger und Armut.

Die Familie lebt auf einem kleinen Gehöft im Wald, und die Autorin versteht es wunderbar, die große Bedeutung der Natur ringsum zu beschreiben und für uns einzufangen. Marva, die Mutter, ist eine Art Heilerin, und so werden auch wir vertraut mit dem engen Geben und Nehmen, wenn es um Vorratshaltung geht, aber auch um Heilkräuter und Salben. Auch die bitteren Nöte der Familie sind so anschaulich geschildert, dass man den Hunger der Kinder beim Lesen förmlich spüren kann. Nein, dies ist kein rosarotes Weihnachtsmärchen, sondern die Geschichte stellt sich der Armut der Menschen. Aber es wäre auch keine Weihnachtsgeschichte, wenn es nicht ein Licht in der Dunkelheit gäbe! Und dieses Licht leuchtet bald weithin für alle Menschen in Freiburg, ehe es seinen Weg in die Welt findet.

Bemerkenswert finde ich, dass dieser Roman nicht die klassischen christlichen Weihnachtsthemen behandelt, sondern sich den heidnischen Ursprüngen der Tradition widmet. Vor allem begleiten wir Anneliese über viele Jahre durch alle Jahreszeiten, immer eng mit der Natur verbunden. Daher keine klassische Weihnachtsgeschichte, aber ein hervorragender historischer Roman, für den ich gerne eine Leseempfehlung abgebe.
Europeantravelgirl

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von inge aus velen
am 19.09.2024
Die Letzte der Natures
van Limbeck, Jutta

Die Letzte der Natures


sehr gut

Das Buch die letzte der Natures beschreibt die Diskrepanz beim Klimaschutz. Einerseits wird die drohende Gefahr durch die Erderwärmung an vielen Stellen in subtiler Weise immer wieder erwähnt, andererseits die Ignoranz eines Großteils der Bevölkerung gegenüber der realen Gefahr angeführt. Das Buch zeigt auch am Beispiel eines skrupellosen Unternehmers die Ignoranz und den Egoismus gegenüber der drohenden Gefahr. Ohne große Übertreibungen wird der Kampf gegen menschengemachte Klimasünden von einer engagierten Gruppe unter Anführung der Nature mit Hilfen von sprechenden Bäumen eigenartigen Typen etwas Zauberei und ganz viel Natur
aufgenommen. Eingeflochtene Liebesgeschichten lockern die fachlichen Umschreibungen auf. Ein Buch, was man einfach herunterlesen kann und viel Information bringt.
inge aus velen

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Volker M. am 14.09.2024
Saucen
Wisweh, Gorm

Saucen


ausgezeichnet

Gorm Wisweh ist ein dänischer Fernsehkoch, der sich gegenüber den meisten deutschen Fernsehköchen durch einen geringen Hang zur Selbstinszenierung auszeichnet. Sein Buch „Saucen“ ist eine kompakte Einführung in die Kunst der Saucenherstellung, in dem viele Klassiker aus aller Welt vorgestellt werden, mit einfachen und leicht nachkochbaren Anleitungen. Es sind kalte wie warme Saucen, für festliche Gerichte, aber auch den ungezwungenen Grillabend. Die geschmackliche Vielfalt ist sehr breit, mit Rezepten aus ganz Europa, aber auch Mexiko, Israel und den USA. Im Anhang gibt es eine Empfehlungsliste, welche Sauce zu welchem Gericht passt und auch hier kann man erkennen, wie ausgewogen und vielseitig die Auswahl ist. Da hat sich jemand Gedanken gemacht, um für jeden Topf einen Deckel zu finden.

Die Anleitungen sind meistens textlich, es sei denn, einzelne Schritte sind kritisch und man benötigt dazu einen Bildabgleich (z. B. um Bräunungsgrad oder Konsistenz abzupassen). Alle Rezepte sind einfach nach zu kochen und brauchen keine große Erfahrung, obwohl das natürlich nie hinderlich ist, insbesondere beim Abschmecken. Teilweise bauen die Saucen auch aufeinander auf, wobei dann auf die Grundsauce referenziert und nur die Variation im Detail beschrieben wird. Gut gefallen hat mir, dass der Autor vereinzelt Hinweise gibt, wie man Saucen „retten“ kann, wenn es dann doch schiefgeht. Die Bearnaise ist so ein klassischer Risikokandidat mit Korrekturpotenzial.
Die Abbildungen sind äußerst appetitlich, aber das darf man von einem Kochbuch auch erwarten.

Auf 150 Seiten werden 65 Saucenrezepte erklärt, die man natürlich alle auch im Internet findet, aber da überwältigt mich oft die Menge an Varianten, die ich schwer einschätzen kann. Bei Wisweh findet man nur die „Originale“, wie sie auch in der Kochschule gelehrt werden. Kleine Verfeinerungen und Kombinationstipps gibt es gratis dazu.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)
Volker M.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Nina aus Sankt Augustin
am 11.09.2024
Die Frauen jenseits des Flusses
Hannah, Kristin

Die Frauen jenseits des Flusses


ausgezeichnet

Es gibt keine Frauen in Vietnam

Ich weiß nicht viel über den Vietnam Krieg, also nichts, was über das Übliche hinausgeht. Nach diesem Buch hat sich das geändert und ich war selten so betroffen und erschüttert nach einer Lektüre. Das Buch hat mich tatsächlich an meine Grenzen gebracht, ich weiß gar nicht, wie oft ich den Kopf geschüttelt und „oh nein, bitte nicht“ ausgerufen habe.

Ich begleite Frances Frankie McGrath nach Vietnam, wo sie als Feldkrankenschwester arbeitet. Sie erlebt Schlimmes, ist ständiger Gefahr ausgesetzt. Aber sie erlebt auch Kameradschaft, wahre Freundschaft und lernt die Liebe kennen. Das macht die schlimmen Sachen, die ich mit ihr erlebe, etwas erträglicher. Kristin Hannah schildert das alles sehr fesselnd und eindringlich und ich habe die ganze Zeit im Hinterkopf, dass es so oder so ähnlich tatsächlich passiert ist.

Noch schlimmer aber habe ich die Zeit nach dem Einsatz in Vietnam empfunden. Denn der Einsatz der Frauen wurde verleugnet: „Es gibt keine Frauen in Vietnam“ muss ich immer und immer wieder lesen. Was für ein Schlag ins Gesicht dieser Heldinnen. Das ist ganz schwer auszuhalten. Ich begleite Frankie noch viele Jahre nachdem sie nach Hause gekommen ist und gehe mit ihr durch Höhen und Tiefen. Kristin Hannah schreibt so, dass ich mich der Geschichte nicht entziehen kann. Frankies Schicksal, das für viele Frauenschicksale steht, geht mir unfassbar nahe!

Ich glaube, das ist eins der wichtigsten und auch emotionalsten Bücher, die ich in der letzten Zeit gelesen habe.
Nina aus Sankt Augustin

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 09.09.2024
Signum / Stormland Bd.2
Lindqvist, John Ajvide

Signum / Stormland Bd.2


ausgezeichnet

Kurze Zeit nach Abschluss der Ermittlungen in den Mittsommer-Morden entschließt sich Kim Ribbing, den berüchtigten Schockdoktor Martin Rudbeck zu kidnappen, nachdem diesem mit gesetzlichen Mitteln nicht beizukommen war. Er redet sich ein, dass er auf keinem Rachefeldzug, sondern auf der Suche nach Antworten sei, und die von ihm angewandten Methoden notwendig, um den verhassten Mann zum Sprechen zu bringen. In einem Moment der Unachtsamkeit geschieht etwas Unerwartetes, weitere Personen werden involviert und schon bald gibt es Probleme, deren Lösung nicht so einfach scheint.

„Es gab trotz aller Widrigkeiten schöne, unschuldige Dinge auf dieser Welt, zu denen man ohne Furcht, verletzt zu werden, eine Beziehung aufbauen konnte. Und es gab Menschen, die verletzten und töteten, einfach weil sie es konnten und Lust darauf hatten. Weil ihnen gerade danach war. In diesem Moment, als er in die glänzenden, leblosen Augen des Rehs schaute, beschloss Kim Ribbing, Dr. Martin Rudbeck zu entführen.“ (Seite 10)

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den zweiten Teil der sogenannten Mittsommer-Trilogie, zum Erscheinen des ersten Buches noch Stormland-Trilogie genannt. Es macht meiner Meinung nach keinen Sinn, diesen Teil zu lesen, ohne den vorherigen zu kennen, beide Bücher bauen aufeinander auf und die Handlung geht fast ohne Unterbrechung weiter. Diese Rezension ist vollkommen spoilerfrei, was beide Teile angeht.

Startete der Auftakt der Trilogie noch mit einem großen Knall, so ging es hier zu Beginn und auch im Folgenden eher ruhig, stellenweise sogar fast gemächlich zu. Kim, Julia und Astrid bekamen jeweils viel Platz im Buch, aber auch aus dem ersten Teil bekannte Personen im Bereich der Polizei nahmen viel Raum ein. Dies hat mich zu Beginn etwas irritiert, weil ich auf einen Thriller eingestellt war, aber schon nach wenigen Kapiteln entwickelte die Geschichte einen fast unwiderstehlichen Sog und es zog mich in jeder freien Minute nach Stockholm zurück.

Der ungewöhnliche Aufbau mit Sprüngen in der Tageszeit trug zur eher gemäßigten Spannung bei, was ich aber nicht schlecht fand, denn es wurde trotzdem kriminell und wirklich interessant; an ungewöhnlichen Einfällen mangelte es jedenfalls nicht. Ich war gespannt darauf, welchen Ausgang diese verzwickte Geschichte nehmen würde und wurde nicht enttäuscht. Insgesamt ein etwas zurückhaltender mittlerer Teil, der mich dennoch voller Ungeduld und großer Vorfreude auf den Abschluss warten lässt.
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Juma am 06.09.2024
Hüetlin, Thomas

"Man lebt sein Leben nur einmal"


sehr gut

Gemeinsames Schlafatmen oder sanfte Hölle?
Als sich Marlene Dietrich und Erich Maria Remarque 1937 kennenlernen, sind sie beide berühmt, sie die Filmdiva aus Der blaue Engel, er der Schriftsteller von Im Westen nichts Neues. Vorerst bestehen keine Geldsorgen, aber andere Sorgen gibt es ohne Ende.
Remarque hat nach Hitlers Machtergreifung Deutschland fluchtartig verlassen und im Tessin ein neues Zuhause errichtet, die Dietrich war mit Joseph Sternberg, dem Regisseur des Blauen Engels schon vorher in Richtung Hollywood weggegangen. Beiden fehlt das Zuhause, das deutsche Essen hat die Dietrich jedenfalls über die Grenze gerettet, sie bekocht mehr oder weniger leidenschaftlich ihre zahlreichen, wechselnden Liebhaber mit deutscher Hausmannskost. Davon bekommt auch Remarque etwas ab, er hat sich eingereiht die illustre Menge der Verehrer, die ab und zu mit der Diva das Bett teilen und beköstigt werden.
Warum sie recht schnell vom Remarque den Spitznamen Puma bekommt, kann man in diesem Buch bestens nachvollziehen. Hinterhältig und einschmeichelnd, liebeshungrig und bös kratzend, die Dietrich ist ein Raubtier. Der Poet, nein, ein armer Poet ist er nicht, aber ein armer Tropf in Hinsicht auf diese Liebesaffäre. Denn die kann man im Buch minutiös nachvollziehen. Ob man als Zuschauer immer gern so nah dran ist, dass man die Krallen spürt, den Alkoholdunst, die Liebe und die Eifersucht, das weiß ich nicht so genau. Es ist schon ein sehr privates Buch, dass Thomas Hüetlin da geschrieben hat.
Um hin und wieder den Abstand zu vergrößern, flicht er gekonnt politische Zustandsbeschreibungen mit ein, die Nationalsozialisten liefern ausreichend Futter in den beschriebenen Jahren 1937 bis 1939. Dann springt der Autor über die ersten Kriegsjahre ins Jahr 1942 und beschreibt den Wechsel der Dietrich vom fallengelassenen, nicht mehr sonderlich beachteten Filmstar zur Frontsängerin. Das bringt ihr Erfolg und Medienaufmerksamkeit. Man kennt diese Geschichte.
Die Lebens- und Liebesgeschichten von Marlene Dietrich und Erich Maria Remarque werden auch in der Rückschau erzählt, beide haben ein „Eigenleben“ das zum anderen aber überhaupt nicht passen will. Remarque fühlt sich wie im Luxusknast und ist überfordert von der „Komplexität des Affärenreigens“ der Dietrich, sie findet ihn provinziell und bürgerlich. So heißt es denn auch an einer Stelle, „Nicht bürgerlich zu sein – so richtig einfach war das nicht.“ Auf gut Deutsch, er kann ihr in Sachen Exaltiertheit, Arroganz, Narzissmus und Borniertheit nicht das Wasser reichen. Was er dagegen hält, ist Geld. Das wirkt beim Puma wie frisch gerissenes Fleisch.
Die Orte der Handlung wechseln je nach Laune oder Großweltlage, Frankreich, die USA, mal in Paris mit Eifersucht und Drama, mal am Mittelmeer mit Alkohol und Streit, Hollywood, Beverly Hills, nirgends wird es besser. Die Dietrich auf der ständigen Suche nach Anerkennung und neuen Opfern, der Poet hinterdrein, fügt sich, um Schlimmeres zu vermeiden. Fast täte er mir leid, aber er hat kein richtiges Kreuz und keine Entscheidungskraft, da muss er es eben aushalten. Dass er sogar einknickt, als die Dietrich veranlasst, dass seine Ehefrau nicht in die USA einreisen darf, ist nur das Krönchen. Was ansonsten in dieser Beziehung und in beider Leben noch geschieht, will ich natürlich nicht beschreiben. Überraschungsmomente birgt das Buch jedenfalls noch reichlich.
Zu Beginn fand ich das Buch eher langatmig, aber im Laufe des Hineinlesens und Hineinfindens wurde es doch eine ereignisreiche Lesezeit. Der Anhang mit Quellen und Literatur sollte nicht überlesen werden, da fand ich recht viele, noch ungelesene Bücher, die zusätzliche Erkenntnisse bringen würden. Verwundert hat mich, dass der Roman Ascona von Edgar Rai gar nicht erwähnt wird, denn der bot einen tieferen Einblick in Remarques erste Jahre im Exil.
Der Schreibstil passt sich sehr den Brief- und Tagebuchfragmenten an, dadurch liest sich alles manchmal etwas gewollt, auch holprig, in den rein historischen Kapiteln jedoch wird es bisweilen etwas trocken, besonders im ersten Teil des Buches. Insgesamt ist das Ganze gut lesbar und manchmal sogar erheiternd. Meine Sympathien gehen mehr zu Remarque als zur Dietrich, sie ist mir dann doch zu abgehoben von der Szenerie, egal wo sie gerade ist. Aber das ist absolut subjektiv.
Fazit: Ich kann das Buch empfehlen, als Ergänzung zu schon zahlreich erschienenen Biografien und Abhandlungen über beide Protagonisten. Der historischen Bestandsaufnahmen hätte ich in der Ausführlichkeit nicht bedurft, aber sie bringen oft Gelesenes wieder in Erinnerung. Gute vier Sterne vergebe ich gern.

#ManlebtseinLebennureinmal #NetGalleyDE
Juma

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 06.09.2024
Selma Merbaum - Ich habe keine Zeit gehabt zuende zu schreiben
Tauschwitz, Marion

Selma Merbaum - Ich habe keine Zeit gehabt zuende zu schreiben


ausgezeichnet

„Erinnern heißt, die Flamme am Brennen zu halten, und nicht, die Asche zu verwahren.“ (Seite 12)

Am 05. Februar 2024 wäre Selma Merbaum 100 Jahre alt geworden, wäre sie nicht im Alter von gerade mal achtzehn Jahren in dem deutschen Zwangsarbeitslager in dem Dorf Mychailiwka (russisch: Michailowka) gestorben. Ihr Werk, das mittlerweile zur Weltliteratur zählt, umfasst 57 Gedichte, die sie mit einem Füller auf einzelne Seiten geschrieben, zu einem Album gebunden und auf dem Weg zur Deportation einem Bekannten zugesteckt hatte. „Blütenlese“ nannte sie das Büchlein, das sie ihrem Freund Leiser Fichman, ihrer großen Liebe, schenken wollte.

„Ich möchte leben.
Ich möchte lachen und Lasten heben
und möchte kämpfen und lieben und hassen
und möchte den Himmel mit Händen fassen
und möchte frei sein und atmen und schrein.
Ich will nicht sterben. Nein!
Nein.
Das Leben ist rot,
Das Leben ist mein.
Mein und dein.
Mein.“
(Auszug, Seite 259)

Die deutsche Schriftstellerin Marion Tauschwitz hat eine umfassende Biografie über die rumänische deutschsprachige Dichterin geschrieben, ergänzt durch zahlreiches Fotomaterial und Gedichte der viel zu früh verstorbenen jungen Frau. Diese ist gleichermaßen interessant, wie erschütternd, die umfassende Recherche hierzu verdient meinen vollsten Respekt. Die Gedichte haben mein Herz berührt; erwachsen und reif sind diese, mal melancholisch, mal lebendig und lebensfroh. Ein Buch, das ich gerne empfehle. Gegen das Vergessen.
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 05.09.2024
Das Buch der Schwestern
Nothomb, Amélie

Das Buch der Schwestern


ausgezeichnet

Als Nora und Florent sich kennenlernen, schlägt Amor buchstäblich zu, die beiden werden unzertrennlich, brauchen niemanden außer sich. Als ihre Tochter Tristane auf die Welt kommt, wird diese zwar geliebt, aber nicht beachtet, lediglich versorgt. Ihr größter Wunsch ist ein Geschwisterchen, sodass ihre Eltern ihr eine Schwester schenken, bevor sie fünf Jahre alt ist. Tristane kümmert sich ab da um Laetitia, die Schwestern geben sich gegenseitig Wärme, Geborgenheit und Liebe. Diese Beziehung wird auf den Prüfstand gestellt, als Tristane nach Paris zieht, um zu studieren.

„So wurde Laetitia in die Fülle geboren, wohingegen Tristane sie mit viereinhalb erst kennenlernte. Laetitia wusste nicht, dass das Herz verhungern kann, Tristane konnte das nie vergessen. Gleichzeitig mit ihrer Liebe erwuchs eine Kluft zwischen ihnen: Laetitia würde nie Angst haben, nicht geliebt zu werden, Tristane für immer und ewig.“ (Seite 41)

Was für eine außergewöhnliche Geschichte über Familie, Freundschaft und vor allem die Liebe. Ein bisschen crazy, ein wenig ins phantasievolle rutschend, aber immer herzerwärmend, freundlich und klug. Die Beziehung der Schwestern zueinander, aber auch die zu ihrer Cousine sowie Tristanes Zuneigung zu deren Mutter, die ihre Tante war, war so besonders, dass es eine Freude war, dem beiwohnen zu dürfen. Viele schlaue Sätze gab es im Buch, kluge Worte und auch die ein oder andere gesellschaftliche Kritik. Ich hätte gerne mehr gelesen über die Schwestern, aber auch in der Kürze gab es Erlebnisse genug. Wunderbar!
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Volker M. am 04.09.2024
LIFE. Hollywood

LIFE. Hollywood


ausgezeichnet

Das LIFE Magazine war ab 1936 das bedeutendste Fotomagazin der Welt mit einer Auflage, die bereits 1940 die Million überstieg. Spezialisiert auf großformatige Fotoreportagen, brachte die Zeitschrift jede Woche die weite Welt in US-amerikanische Haushalte, wobei man sehr auf einen gewissen Glamour-Faktor bedacht war. Hollywood stand nicht zufällig von Anfang an im Fokus, allerdings nicht im Sinn eines aufklärerischen Journalismus heutiger Prägung, sondern LIFE diente als Verstärker für das Bild, das Hollywood von sich selber in der Öffentlichkeit sehen wollte. Der konservative Herausgeber Henry Luce verbot jede Form „sündiger“ Darstellung in seinem Magazin, alles blieb brav und züchtig und wenn etwas nach Rebellion aussah, war das genau geplant und vorher mit dem Marketing der Filmstudios abgestimmt. Drogen, Sex und Ausschweifung, die Triebfedern Hollywoods, blieben außen vor. Eine sich im Badeanzug räkelnde Leinwandschönheit war das höchste der Gefühle.

Trotz (oder gerade wegen?) dieser inneren Zensur wurde das LIFE Magazine zum Schlüsselloch, durch das der Leser hinter die Kulissen Hollywoods zu blicken glaubte und gelegentlich durfte er es tatsächlich ein wenig: LIFE ist der Erfinder des „Making of“, der lancierten Hintergrundstory und war maßgeblich an der Entwicklung des Starkults im klassischen Hollywood beteiligt. Das inszenierte Glamourfoto steht geradezu exemplarisch für das Bild, das wir von dieser Zeit haben und es ist zutiefst geprägt vom Reportagestil des Life Magazine.

Die beiden TASCHEN-Bände „LIFE - Hollywood“ zeigen auf über 700 Seiten Aufnahmen zwischen 1936 und 1972, von denen einige sogar ins kollektive Gedächtnis übergegangen sind. Nach 1972 geriet nicht nur das Studiosystem in die Krise, sondern auch LIFE, das nie wieder die alte Bedeutung erlangen sollte.
Auffällig ist die Geschäftigkeit der auf den Fotos Dargestellten. Müßiggang und Hedonismus sieht man selten, Hollywood präsentierte sich vor allem als eine Traumfabrik hart arbeitender Männer und Frauen, so dass selbst ausgelassene Fröhlichkeit nur im Rahmen von Proben für einen neuen Film geschehen durfte. Jedes Foto zimmerte an einem Mythos, virtuos auf der Klaviatur der Gefühle spielend, was Hollywood bis heute perfekt beherrscht.

Die Textbeiträge fokussieren auf bedeutende Meilensteine der Kinogeschichte, Filme von Hitchcock bis Francis Ford Coppola, wie LIFE sie rezipierte und was hinter den Kulissen tatsächlich geschah. Allüren und Machtkämpfe, kühl kalkuliertes Marketing und künstlerische Höhenflüge, aber auch mächtige Strippenzieher, die Studiobosse, die ihre Stars wie Privatbesitz behandelten.

„LIFE. Hollywood“ zeigt die Filmfabrik, wie wir sie uns wünschen, als perfektes Räderwerk, in dem die Stars so heldenhaft und schön sind, wie wir sie aus den Filmen kennen. Das stimmt zwar nicht, aber irgendwie eben doch.
Volker M.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Einhundertelfgeschichten aus Köln
am 03.09.2024
Ein Sommer in Pine Hill
Meyer, Josefine

Ein Sommer in Pine Hill


ausgezeichnet

Alex, der sich als Journalist tarnt, um in die USA zu reisen, begegnet dem Eigenbrötler Tom, und zwischen den beiden entwickelt sich eine überaus prickelnde Romanze. Die Kombination aus dem pittoresken Setting, den gut gestalteten Charakteren und der packenden Handlung führt zu einem durchweg positiven Leseerlebnis. Die geschickte Mischung aus romantischen Elementen und Geheimnissen macht dieses Buch zu einer empfehlenswerten und bewegenden Lektüre.
Einhundertelfgeschichten aus Köln

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.