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Bewertung von Kati1980 aus Darmstadt
am 11.11.2024
Hercule Poirots Weihnachten / Agatha Christie Classics Bd.3
Christie, Agatha;Bottier, Isabelle

Hercule Poirots Weihnachten / Agatha Christie Classics Bd.3


ausgezeichnet

Ein klassischer Krimi in moderner Comic-Umsetzung
Zu Weihnachten lädt das tyrannische Familienoberhaupt Simeon Lee alle Söhne samt Partnerinnen und seine Enkelin ein, auch diejenigen, zu denen er seit vielen Jahren keinen Kontakt hatte. Doch dann wird der alte Mann ermordet. Jeder hat ein Motiv und kommt als Täter infrage.
Ich kenne das Original nicht, finde aber die Geschichte als hochwertiges Comic sehr gut umgesetzt. Die Handlung ist gut verständlich, unterhaltsam, spannend und interessant. Die farbenfrohen und detaillierten Bilder sind sehr ausdrucksstark und modern, und die Gestik und Mimik ist sehr gut gelungen. Die düstere Atmosphäre der Geschichte kommt durch die Farben und Bilder gut zum Ausdruck. Es hat Spaß gemacht, das Comic zu lesen, und mitzurätseln, ich habe es in einem Rutsch durchgelesen. Ich freue mich darauf, die anderen Bände der Reihe zu entdecken.
Kati1980 aus Darmstadt

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Happyendbücherfilme aus Dortmund
am 06.11.2024
Aufgewachsen in Dortmund in den 50er & 60er Jahren -
Reinhard Junge

Aufgewachsen in Dortmund in den 50er & 60er Jahren -


ausgezeichnet

Obwohl ich Anfang der 70er Jahre in Dortmund geboren bin, fiel mir dieses Sachbuch beim Stöbern auf und ich wurde gleich neugierig darauf, mehr über Ereignisse die sich in meiner Heimatstadt zugetragen hatten in den beiden Jahrzehnten zuvor, zu erfahren. Freilich kennt man vieles bereits vom Hörensagen von der Familie oder Bekannten, doch ist es stets schöner, sich ein eigenes Bild machen zu können.
Der Autor dieses Sachbuches lässt seine Leser teilhaben am politischen, historischen aber auch kulturellen Geschehen, was diese Stadt betrifft; aber mehr noch, erzählt er auch, was die Menschen dieser Jahrzehnte bewegt und angetrieben hat. Welchen Schwierigkeiten sie ausgesetzt waren; der Krieg war ja noch gar nicht so lange vorbei und auf welch beengten Raum man sich manchmal eine Wohnung teilen musste.

Es wuchs eine Generation heran, die gelernt hatte, mit Verzicht und Genügsamkeit auszukommen. Aber auch eine Generation voller Hoffnung, die sich nicht unterkriegen lassen wollte.
Neue musikalische Strömungen und spannende Kinofilme trieben die Menschen ins Nachtleben und sie begannen wieder damit, das Leben zu genießen, wenn sie auch das Verhalten der Eltern und Großeltern während des Krieges hinterfragten.
Familiäre Probleme waren also oftmals vorprogrammiert. Zudem sorgten die unverarbeiteten Traumata von Kriegsheimkehrern für weitere Schwierigkeiten.
Der Autor erzählt den Werdegang seiner Stadt und den Dortmundern auf spannende und interessante Weise und abgerundet wird dieser Band durch imposante Bebilderungen.

Sport, Musik ( das Thema Radiosender fand ich sehr spannend, zumal Kultradiomoderator und DJ Mal Sondock seine Hitparade ja auch noch bis weit in die 80er Jahre moderierte) und andere kulturelle Ereignisse werden ebenfalls thematisiert wie auch politische und man erfährt nebenbei auch, welche berühmten Dortmunder die Stadt hervorgebracht hat, in den 50er & 60er Jahren.
Ich empfehle diesen Band nicht nur allen Dortmundern gerne weiter und spreche meine volle Leseempfehlung aus.

Kurz gefasst: Wunderbares, lesenswertes Sachbuch von einem Dortmunder für Dortmunder
Happyendbücherfilme aus Dortmund

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von mimitatis_buecherkiste aus Krefeld
am 06.11.2024
Haus des Vergessens
Carrisi, Donato

Haus des Vergessens


gut

Ein Junge wird mutterseelenallein im Wald gefunden, es handelt sich um den zwölfjährigen Nico, der vor acht Monaten mit seiner Mutter verschwunden ist. Das Kind spricht nicht, sodass die zuständige Richterin den Kinderpsychologen Pietro Gerber hinzuzieht, damit dieser Nico mittels Hypnose zum Sprechen bringt. Dies klappt anders als erwartet, denn der Junge legt ein verstörendes Geständnis ab, woraufhin er weggesperrt werden soll. Gerber glaubt nicht an ein Verbrechen und setzt alles daran, die Unschuld des Kindes zu beweisen, was schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen kann.

»Am Ende könnte sich die Wahrheit womöglich als viel einfacher und zugleich grauenhafter erweisen, als wir es uns vorstellen können.« (Seite 56)

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den zweiten Teil der Reihe mit dem Kinderpsychologen Pietro Gerber, den man den Kinderflüsterer nennt. Ich empfehle, bei Interesse unbedingt mit dem ersten Teil anzufangen, um ein besseres Gefühl für Gerber zu bekommen, aber auch, weil sich ein gewisser roter Faden durch die Bücher zieht. Hinzu kommt, dass es permanent Anspielungen und Hinweise auf vergangene Ereignisse gibt, die einen großen Einfluss auf das Privatleben des Psychologen genommen haben. Um den Gesamtzusammenhang zu verstehen macht es also Sinn, die Reihenfolge einzuhalten.

Ich bin gut in die Geschichte gestartet, musste mich aber sehr konzentrieren, weil Carrisi es anscheinend sehr darauf angelegt hat, von vornherein eine Atmosphäre aufzubauen, die undurchsichtig, um nicht zu sagen kompliziert ist. Hinzu kam, dass er sich immer mehr darin verloren hat, mir die Grundlagen der Hypnose näherzubringen, was im mittleren Teil zusätzlich darin mündete, fast ein Referat über Parasomnie zu halten, worunter man unerwünschte und unangemessene Verhaltensauffälligkeiten, die überwiegend aus dem Schlaf heraus auftreten, versteht. Nun kann ich verstehen, dass der Autor seine umfassenden Recherchen, vor denen ich den Hut ziehe, auch gewürdigt haben möchte, allerdings haben mich die Fakten und Erklärungen förmlich erschlagen.

Nachdem die Lehrstunden abgehakt waren, kam das von mir vermisste Tempo in die Geschichte rein, das einen Nervenkitzel nebst großer Spannung mitbrachte. Ach, was habe ich mich gefreut, dass nun Leben in die Bude kam, war geradezu euphorisch, als sich herauskristallisierte, wo die Lösung lag. Diese Kapitel entschädigten mich für die vorherige Durststrecke, wenn dies auch leider nicht ausreicht, um das Buch insgesamt zu einem Highlight zu machen. Danach folgten noch einige Antworten, aber wie es bei dieser Reihe so üblich ist, noch viel mehr Fragen, die unbeantwortet blieben. Der böse Cliffhanger verrät, dass es weitergeht und ich gebe zu: Ich freue mich darauf!
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Volker M. am 05.11.2024
Alexandre Morvan
Morvan, Alexandre

Alexandre Morvan


ausgezeichnet

Bevor ich das Vorwort las, habe ich den Band zuerst einmal durchgeblättert, wie ich das immer mache. Der erste Eindruck ist wichtig. Und mein erster Eindruck war: Ja, das ist Japan, wie ich es kenne. Der zweite Eindruck war weniger eindeutig, denn irgendetwas stimmte nicht mit diesen Bildern. Die Erkenntnis tröpfelte langsam ins Bewusstsein, was da störte: Die leeren Straßen und Bürgersteige, die Abwesenheit von Menschen und das zu einer der turbulentesten Jahreszeiten in Japan, der Kirschblüte. Dann sitzen normalerweise ganze Familien oder auch Arbeitskollegen zu Tausenden unter den rosafarbenen Bäumen, aus denen es ununterbrochen Blütenblätter regnet und feiern das Fest der Vergänglichkeit. Hanami, die Blütenschau, ist ein nationales Ereignis. Nur nicht bei Alexandre Morvan.

Das Vorwort klärt auf. Die Bilder entstanden während der ersten Wochen des Covid Lockdowns, wobei es in Japan nie einen offiziellen Lockdown gab (außer für Ausländer, die zwei Jahre lang nicht mehr ins Land durften). Masken trugen Kranke immer schon, nicht zum Selbstschutz, sondern um andere nicht anzustecken, so dass diese allein kein Hinweis auf eine außergewöhnliche Situation waren. Eine „Empfehlung“ der Regierung hat in Japan fast Gesetzescharakter, wodurch auch das Social Distancing auf freiwilliger Basis sehr konsequent umgesetzt wurde. Während bei uns das Tragen einer Schutzmaske als „die schlimmste Einschränkung der Bürgerrechte seit dem zweiten Weltkrieg“ tituliert wurde, ging das in Japan geräuschlos und natürlich mit weit weniger Opfern über die Bühne.

Morvan war im März/April 2020 in Japan, kurz bevor die Grenzen schlossen, und die wenigen Personen in seinen Fotos blicken verstört in eine ungewisse Zukunft. Sie zeigen ausschließlich junge Menschen, die von den Konsequenzen besonders betroffen waren und das leicht dystopische Gefühl wird noch unterstützt durch Bilder des latenten Verfalls, der in japanischen Städten an vielen Stellen sichtbar ist. Die Gesellschaft altert mittlerweile schneller als sie die Infrastruktur in Schuss halten kann und so mischen sich Technologien und Designs der letzten 50 Jahre zu einem typisch japanischen Konglomerat. Die einsamen Straßen und Plätze wirken da fast schon wie Prophetie.

„Cherry Trees“ zeigt ein Land in Verunsicherung, mit der die Japaner aber seit jeher umgehen können: Erdbeben, Vulkanausbrüche, Taifune oder Tsunamis. Und jetzt eben Covid. Alexandre Morvan hat den Hauch der Apokalypse wahrscheinlich deutlicher gespürt als die Japaner im eigenen Land, denn für sie war die Pandemie letztlich nur ein weiterer Beweis dafür, dass die Natur stärker ist als alle menschlichen Bemühungen, sie zu zähmen. Wir werden das sicher auch noch lernen.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)
Volker M.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Happyendbücherfilme aus Dortmund
am 04.11.2024
Aufgewachsen in Dortmund in den 70er & 80er Jahren
Sabine Henke

Aufgewachsen in Dortmund in den 70er & 80er Jahren


sehr gut

Als geborene Dortmunderin, die sich nicht für die Gegenwart, als auch die Historie interessiert und ebenfalls in den 70ern und 80er Jahren aufgewachsen ist, wie die Autorin dieses aktuell veröffentlichten Sachbuchs des Wartberg Verlags, wurde ich bereits im Vorfeld sehr neugierig und erhoffte mir nicht nur eine Erinnerungsreise in meine Stadt sondern dazu auch Details und Anekdoten über Geschehnisse oder Erinnerungen an die Zeit, die man im Laufe der Jahrzehnte womöglich bereits vergessen hat.
Und natürlich hoffte ich dazu auf zahlreiche Bebilderungen, die dieses Buch abrunden würden.

Zunächst zu den Bebilderungen. Tatsächlich findet man einige schöne Schnappschüsse aus dem Archiv der Autorin oder von anderen Dortmundern vor, die freundlicherweise ihre Fotos für diesen Band zur Verfügung gestellt haben. Und man begreift mal wieder, wie schnell man etwa frühere Kaufhausketten, Geschäfte, die in Dortmund ansässig waren oder Brauereien und diverse Lokale, vergessen hat.
Urige und wohlige Erinnerungen stellen sich ein, wenn man etwa Passagen liest, die sich mit seinen Kindheitserinnerungen decken; etwa die Sache mit den Büdchen, an denen man für ein paar Groschen Weingummi, Wassereis oder Lakritze kaufen konnte und den Budenbesitzer bei der ganzen Auswählerei und Rechnerei in den Wahnsinn trieb. Übrigens kann ich mich auch noch gut an die leckere Kokosschokolade erinnern, die pro Stück 10 Pfennige kostete.

Aber vor allem waren wir Kinder der 70er und 80er Jahre auch noch mehr draußen, haben viel gespielt mit Nachbarskindern; etwa Gummitwist, sind geradelt, Schlittschuh gelaufen in der TRD Eissporthalle oder später in die Tanzschule gegangen, bzw. in die zahlreichen Discotheken der Stadt.
Und hier kommt auch schon mein kleiner Wermutstropfen. Natürlich kann die Autorin hier nur aus ihren eigenen Erinnerungen schöpfen und so werden Studium oder Tanzschulen thematisiert, wohingegen ich es schöner gefunden hätte, wenn man den Discotheken Dortmunds, der 80er Mode, den diversen Bewegungen Punks/Goths & Co und der Musik ebenfalls Aufmerksamkeit geschenkt hätte, wie etwa Großraumdiscotheken wie dem „Miami“ am Ostentor, dem Village direkt auf dem Westenhellweg, dem Holiday, dem Spirit, Metronom, dem Orpheum an der Rheinischen Straße, Valentino oder dem Centralpark im Dortmunder Norden.

Oder Großveranstaltungen in der Dortmunder Westfalenhalle, wie etwa „Tommis/ Peters Pop Show“ zu der einmal im Jahr die Creme de la Creme der internationalen Musikszene in die Stadt gebeten wurde und die für uns Teens und Twens das Größte war.

Andererseits ist in diesen beiden Jahrzehnten jedoch nicht nur kulturell und sportlich viel geschehen und man muss halt Prioritäten setzen beim Schreiben.

Politische Ereignisse und Bewegungen finden Erwähnung, man kann nachlesen, wie sehr wir Kinder der 70er und 80er Jahre von diesen geprägt wurden und natürlich finden auch das kultige Bähnchen oder der tolle Robinsonspielplatz im Westfalenpark Platz in diesem Buch.
Optisch ist dieses Hardcover ebenfalls sehr hochwertig gestaltet und ermöglicht wunderbare Rückblicke in „unsere“ Zeit. Ich empfehle es sehr gerne allen Dortmundern weiter.
Happyendbücherfilme aus Dortmund

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Volker M. am 03.11.2024
Besuch aus der Schattenwelt

Besuch aus der Schattenwelt


ausgezeichnet

Sammlungen von Gruselgeschichten gibt es immer wieder und ich bin ein Fan davon, seit ich lesen kann. „Besuch aus dem Schattenreich“ ist eine besonders gelungene Mischung aus echten Klassikern und neuen Entdeckungen, wobei „neu“ nicht heißt, dass die Texte wirklich neu sind. Bis auf einen haben alle Autoren das Schattenreich bereits selber betreten, ohne dass ihre Werke in irgendeiner Weise altmodisch geworden wären. Der älteste Text erschien bereits 1820 und ich kannte zwar die Geschichte, aber bisher nur als Film: „Sleepy Hollow“ hat sich dann aber als eine echte Entdeckung erwiesen, denn Washington Irving schreibt dermaßen witzig und originell, dass ich mir sofort einen antiquarischen Band mit seinen Kurzgeschichten zugelegt habe. „Sleepy Hollow“ ist aber auch genial übersetzt!
Die anderen Geschichten zeichnen sich ebenfalls durch abwechslungsreiche Ideen, literarische Herangehensweisen und überraschende Wendungen aus, so dass die Zusammenstellung nirgendwo Durchhänger hat. Zu den ausgewählten Autoren gehören u. a. H. P. Lovecraft, Edgar Allan Poe, Ambrose Bierce und Edith Wharton. Die verstehen alle ihr Handwerk.

Besonders erfreulich war, dass ich tatsächlich nur zwei Geschichten aus anderen Büchern kannte, alles andere war neu für mich. Und die zwei habe ich gerne nochmal gelesen.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)
Volker M.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von lesewuermchen aus Neuss
am 26.10.2024
Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13


weniger gut

Stereotyp und undiffernziert!

Der neue Band des Allgäuer Autorenduos ist weder besonders komisch noch besonders spannend. Ein Stück weit ist ein Buch immer ein Zeugnis seiner jeweiligen Zeit. Allerdings wird mir, was die politische Einordnung gewisser Meinungen anbelangt, zu wenig differenziert, was wiederum zeigt, dass selbst bei den Autoren offenbar das um sich gegriffen hat, was ich "antidemokratische Ignoranz" nennen möchte. Selbst die Eßkultur wird von der Zuordnung der jeweiligen politischen Strömung nicht ausgenommen. Stereotypischer geht es fast schon gar nicht mehr. Oder soll das vielleicht ein Versuch sein, sich über unsere höchst bedenkliche
gesellschaftliche Spaltung lustig zu machen? Was rechte Gesinnung mit einer impfkritischen Haltung und extrem schlechten Eßgewohnheiten zu tun hat, ist für mich nicht ersichtlich. Selbst in seiner Abschiedsrede muss Kluftinger nochmal betonen, mit welchem Engagement Herr Dr. Langhammer für seine Patienten einsteht und wie er sie umsichtig mit der vor der Infektion schützenden Impfung versorgt hat. Wie schön, dass Kobr und Klüpfel niemanden im Freundes- und Familienkreis haben, der an der Corona-Impfung verstorben ist bzw. unter den Langzeitfolgen der Impfung leidet.

Es handelt sich auch nicht um einen wirklichen Krimi. In meinen Augen ist es lediglich eine Abrechnung der "rechten Impfgegner" mit dem herrschenden System. Dass Journalismus nicht mehr unabhängig ist, habe ich seit der Corona-Pandemie verstanden, aber von einem Lehrer wie Kobr, dem man doch die Fähigkeit zum kritischen Denken unterstellen könnte, hätte ich mehr erwartet.
lesewuermchen aus Neuss

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim
am 26.10.2024
The Simpsons: Treehouse of Horror Necronomnibus. Band 2
Groening, Matt

The Simpsons: Treehouse of Horror Necronomnibus. Band 2


ausgezeichnet

Band 2 von 3 punktet mit schaurig schönen wie schrägen Geschichten und witzigen Extras.


Inhalt:

Seit 1995 flimmert mit "The Simpsons - Treehouse of Horror" alljährlich eine faszinierende und schaurige Folge, die gleich mehrere Grusel-Episoden umfasst, zu Halloween über die Fernsehbildschirme.

Aber auch im Comic-Format sind seitdem mit 23 Spezialausgaben reichlich Gruselgeschichten erschienen.

toonfish veröffentlicht alle Hefte dieser Serie in insgesamt drei umfangreichen Hardcover-Sammelbänden.


Mein Eindruck:

Dies ist der zweite von drei Wälzern und umfasst wie sein Vorgänger über 400 Seiten.

Thematisch sind die einzelnen Episoden erneut in verschiedene Blöcke unterteilt (das Ende der Welt, körperliche Kuriositäten, historischer Horror uvm.) und somit nicht chronologisch gegliedert.

Die Aufmachung der Sammelbände (bisher sind 1 und 2 erschienen) ist qualitativ hochwertig, was sich unter anderem bei der Druckqualität, insbesondere der Farbintensität zeigt. Die Seiten sind sehr dick, aber nicht mehr so glatt wie die des ersten Sammelbandes.

Was auch auffällt: Band 2 ist günstiger als Band 1, hat dafür aber keine Lochstanze im Cover. Es hätte sich beim Titelbild mit Sanduhrmotiv angeboten, ist aber vermutlich Kostengründen geschuldet.

Wie auch in der TV-Serie setzten sich die Horror-Geschichten von den ursprünglichen Handlungssträngen ab und ermöglichten so Absurdes und Abgedrehtes. Charaktere erleben skurrile Ereignisse, körperliche Verwandlungen bis zum Tod einiger Figuren. Verknüpft wird das Ganze mit Anspielungen auf Filme (z. B. Star Wars) oder literarische Klassiker (die Verwandlung von Kafka). Hier können die Macher der Serie sich in jeglicher Hinsicht kreativ austoben!

Zeichnerisch und stilistisch wirkt die Sammlung in diesem Band sogar noch experimentierfreudiger als im ersten.

Als kleine Extras gibt es zwischendrin doppelseitige, wimmelbildähnliche Zeichnungen sowie fiktive Filmplakate bzw. Werbung, die diesen Sammelband hervorragend abrunden. Besonders unterhalten haben "Homers riesiges Halloween-Quiz für Klugscheißer" und "Homers liebste Halloween Lieder".

Abschließend gibt der Kreaturen-Index erneut gesammelt Auskunft, welche kreativen Köpfen in welchem Comic mitgemischt haben (Script, Zeichnung, Tusche, Farben, Lettering usw.)


Fazit:

Wer Band 1 verschlungen hat, wird auch an Band 2 nicht vorbeikommen ;-)

Die Halloween-Folgen der gelben Kultfamilie sind legendär und es ist ein schaurig schönes Vergnügen, die außergewöhnlichen und teils sehr experimentellen Erzählungen - in Story und Bild - nun in geballter Form eines Comicsammelbandes in Händen zu halten.

Für Fans der Simpsons sind diese Sammelbände definitiv ein Must Read!


...

Rezensierte Ausgabe: "The Simpsons: Treehouse of Horror Necronomnibus 2: Bösenachtgeschichten für Monster und Biester" erschienen im Jahr 2024
Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim
am 26.10.2024
Kein Kuss für Mutter
Ungerer, Tomi;Sapin, Mathieu

Kein Kuss für Mutter


ausgezeichnet

Eindrucksvolle und bildgewaltige Version des ungewöhnlichen Kinderbuches von Tomi Ungerer.

Inhalt:

Toby Tatze hasst es, geküsst zu werden!

Ständig dieses Verhätscheln:
Guten-Morgen-Küsse
Guten-Abend-Küsse
Bitte-Küsse
Danke-Küsse
Verzeih-Schatz-Küsse
...

Fürchterlich!

Und dann noch "Honigschneck" als Kosename!

Toby ist doch kein Baby mehr!

Aber wie soll er das nur seiner überfürsorglichen Mutter klar machen?


Graphic Novel von Mathieu Sapin als Hommage an das gleichnamige Kinderbuch von Tomi Ungerer. Mit making-of als Bonus.


Altersempfehlung:

ab etwa 6 Jahre


Hinweis:

Vor der Lektüre sollte man bedenken, in welcher Zeit, die ursprüngliche Geschichte geschrieben wurde.

Die Rollen sind klar verteilt: Hausfrau und Mutter, die sich aufopferungsvoll um alles kümmert, der Vater am Kopf der Tafel und mit einer Flasche Schnaps (zum Frühstück?).

Und wenn der Nachwuchs nicht gehorcht, wird der Vater laut und droht mit Prügel.


Mein Eindruck:

Die unterhaltsame Geschichte rund um Kater Toby und seine Abneigung gegenüber Küssen kenne ich noch aus meiner Kindheit, wobei mir am meisten das Bild der Prügelei auf dem Schulhof in Erinnerung geblieben ist.

Toby ist nämlich kein sympathisches Kerlchen: unfreundlich, nur Unsinn im Kopf, ein Unruhestifter.

Die Mutter dagegen ist überfreundlich, überfürsorglich und versucht, es allen Recht zu machen.

Wenn zwei Welten aufeinander treffen, knallt es auch mal.

"Sie behandelt mich wie ein Wickelkind. Sie bringt mich in Verlegenheit, treibt mich die Wände hoch, macht mich wahnsinnig."
(vgl. Original-Erzählung, Toby zu seinem Vater)

"Frau Tatze liebte es, ihren Sohn auszuführen und herumzuzeigen."
(vgl. Graphic Novel, S. 43)

Im Original ist die Geschichte zwar auch mit Illustrationen (detaillierte Bleistiftzeichnungen) ergänzt, jedoch werden diese durch die geballte, visuelle Ausgestaltung der Graphic Novel noch fortgeführt.

Wort und Bild harmonieren perfekt und die Textmenge sowie die Dialoge sind (eng an der Vorlage orientiert) für eine bildliche Erzählweise erstaunlich hoch.

Die Graphic Novel ist - wie das Original - in Graustufen gehalten.

Nicht nur passend zu der aus der Zeit gefallenen Familienkonstellation, dem ungewohnt unsympathischen Protagonisten, sondern auch die Dynamik ist so viel wirkungsvoller.

Regenbogenbunt und zuckersüß hätte hier nicht gepasst.

Am Ende findet Toby (nach einem riesigen Krach, den beide Seiten gleichermaßen bereuen) eine herzige Lösung, um seiner Mutter zu zeigen, dass er sie noch lieb hat.

Und das ganz ohne Küsse ;-)

Die Geschichte zeigt, dass alles im Wandel ist und man die Zeit (z. B. das Erwachsenwerden der eigenen Kinder) nicht aufhalten kann. Dennoch gibt es immer Wege, aufeinander zuzugehen und sich gegenseitige Wertschätzung zu zeigen.

Manchmal muss es dafür nun einmal zuerst ordentlich knallen.

Einen Pluspunkt konnte Toby zu Beginn übrigens doch sammeln. Er hasst so ziemlich alles: Küsse, frisch gebügelte Kleidung, Zähneputzen ... Aber Comics? ... Ja, Comics liebt er. Er hat ein Geheimversteck im Bad und liest sie heimlich auf dem Klo.


Bonusmaterial:

Fast zwanzig Seiten umfasst das making-of und bietet neben Auszügen aus dem Skizzenbuch Sapins auch faszinierende Einblicke hinter die Kulissen ... äußerst passend: in Comic-Form!

Der französische Comic-Künstler und Zeichner Mathieu Sapin (z. B. zeichnet er die Kindercomics "Akissi", erschienen bei Reprodukt) adaptierte nicht ohne Grund den Kinderbuchklassiker von Tomi Ungerer.

"Kein Kuss für Mutter" zählt zu seinen Lieblingskinderbüchern. Gerade weil die Illustrationen nur schwarz-weiß sind (eher grau, da hauchdünne Bleistiftlinien) und weil der Protagonist so unfassbar gemein und herzlos agiert.

Mathieu Sapin hat sich zur Vorbereitung der Graphic Novel auf Spurensuche in Straßburg - Heimatstadt von Tomi Ungerer - begeben und unter anderem dessen alte Schule als Inspiration für Tobys Schule gewählt. Gleichzeitig ist es ein Einblick in Tomi Ungerers Werdegang.


Fazit:

Gelungene Adaption des Kinderbuchklassikers mit reichlich Bonusmaterial!

Es ist - wie das Original - ein emotionsgeladenes und außergewöhnliches Buch. Eindrucksvoll inszeniert!


...

Rezensierte Ausgabe: "Kein Kuss für Mutter - Die Graphic Novel" aus dem Jahr 2023
Fernweh_nach_Zamonien aus Buchhaim

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung von Volker M. am 24.10.2024
Archäologieführer Baden-Württemberg
Rademacher, Lisa

Archäologieführer Baden-Württemberg


ausgezeichnet

Dass ein Reiseführer zum Pageturner wird, habe ich auch noch nicht erlebt. Aber Lisa Rademacher hat ihre Ausflugsziele so raffiniert miteinander verknüpft, dass man gar nicht mehr aufhören will. Jedes Kapitel endet mit einem Cliffhanger, den man ganz leicht umgehen kann, indem man die Seite umblättert und das nächste Kapitel beginnt. Da das ganze Buch chronologisch (nicht geografisch!) aufgebaut ist, begibt man sich dabei auf eine spannende Reise durch die Vergangenheit Baden-Württembergs, wobei der Untertitel des Buches in die Irre führt: Der Bogen spannt sich deutlich weiter als nur bis zur Frühgeschichte. Die endet per Definition mit dem Beginn der Römerzeit in Mitteleuropa, die Beiträge haben aber einen nicht unbedeutenden Schwerpunkt gerade dort. Das letzte Kapitel lugt sogar noch ein wenig in das frühe Mittelalter hinein. Man bekommt also deutlich mehr als erwartet.

Lisa Rademacher verbindet das, was man bei den jeweiligen Ausgrabungen, Museen oder Archäologiepfaden sieht, mit den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zur jeweiligen Zeitstellung. Die urgeschichtliche Ausbreitungskarte auf Seite 24 entspricht nicht dem Stand der Forschung. Homo sapiens sapiens entwickelte sich in Nord- nicht in Südafrika und der Mensch erreichte Sibirien deutlich vor 30 000 v. Chr., da es kurz darauf bereits nachgewiesene Siedlungen in Südamerika gibt. Die Erkenntnisse sind allerdings neuer als das Druckdatum des Buchs.
Ansonsten diskutiert die Autorin sehr ausgewogen, wie sich die Erkenntnisse im Lauf der Zeit gewandelt haben. Was vor hundert Jahren noch gesichert war, ist heute teilweise überholt, insbesondere was die urzeitlichen Funde der schwäbischen Alb angeht, die auch in den letzten Jahren immer wieder spektakuläre Entdeckungen gebracht haben.
Ein weiterer Schwerpunkt sind Kelten und Römer, die mit zahlreichen Bodendenkmälern noch heute sichtbare Spuren hinterlassen haben. An vielen Stellen kann man heute anschauliche Rekonstruktionen besichtigen und das nicht nur in themengebundenen Museen.

Zu jedem Ausflugsziel gibt es detaillierte Angaben zur Anfahrt, in der Regel auch mit Geokoordinaten, was die Orientierung im Gelände erleichtert. Weitere Informationen umfassen die Barrierefreiheit, Öffnungszeiten und die Dauer, die man für einen Besuch einplanen sollte. Ist das Ziel für einzelne Besucherkreise besonders interessant (z. B. Schulklassen oder Kinder), wird das gesondert erwähnt. Auf der Einbandinnenseite findet sich übrigens auch eine Karte mit allen eingezeichneten Lokalitäten, so dass man Besuche günstig bündeln kann.

Ich war sehr überrascht, wie viel Aufwand Baden-Württemberg treibt, um die eigene Vergangenheit für ein möglichst breites Publikum zu erschließen und auf welch hohem didaktischen Niveau das geschieht. Geschichte als anschauliches, persönliches Erlebnis hat eine ganz andere Wirkung als ein Buch. Aber manchmal öffnet einem eben erst ein Buch die Türen zu solchen Erlebnissen.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)
Volker M.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.