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Benutzername: 
Manja
Wohnort: 
Harz

Bewertungen

Bewertung vom 08.08.2017
Gnadensee
Zellner, Ingrid

Gnadensee


ausgezeichnet

Der 24. Geburtstag von Lona wird zum traumatischen Erlebnis: Ihr Freund Dirk verschwindet spurlos. Als wäre dies nicht schon schlimm genug, taucht zudem noch ein Unbekannter in Dirks Wohnung auf, welcher sich als dessen Vater ausgibt – und das, obwohl dieser schon vor Jahren verstarb.. Neben dem Auftauchen einer mysteriösen Nachricht von Dirk auf dem Handy seiner Schwester, verschwindet auch noch Brynjar, ein Studienkollege Dirks. Das Chaos scheint perfekt.. Um sich abzulenken, reist Lona nach Island und begibt sich mit Brynjars Bruder auf Spurensuche….

Vorweg – bei diesem Buch besteht absolute Schokoladen-Vernichtungs-Gefahr! Schon lang hat mich kein Krimi mehr so gefesselt und mitfiebern lassen, man will es am besten am Stück verschlingen! Anstatt die Rolle der Ermittler (wie oftmals üblich) darzustellen, steht bei „Gnadensee“ die junge Frau Lona im Vordergrund, die Freundin des Vermissten. Sie selbst begibt sich auf die Suche nach Hinweisen zum Verschwinden ihres Freundes und wird dabei von zahlreichen neuen Katastrophen überrollt. Diese spannende „Verschiebung“ der Hauptperson, gepaart mit wundervollen Beschreibungen von Island hat mich einfach in den Bann gezogen.

Neben einem ansprechenden Schreibstil (man kann die Straßen Reykjaviks vor seinem geistigen Auge richtig sehen!) sind auch die Charaktere greifbar und authentisch dargestellt. Trotz anfänglich gespaltener Meinung zu Lona scheint sie eine wirklich liebenswerte Person zu sein, die sehr unter dem Verschwinden ihres Partners leidet. Auch ich würde mich auf Spurensuche machen, man kann sich da also wirklich gut in sie hineinfühlen. Bei jedem neuen Schickssalsschlag möchte man sie einfach in den Arm nehmen und ihr Mut zusprechen.

Die vielen spannenden Wendungen lassen den Leser oft mit offenem Mund zurück. Ich etwa war felsenfest der Meinung, dass eine bestimmte Person insgeheim doch ein Bösewicht ist und nur darauf wartet, Lona zu überwältigen :D Letztendlich kam es doch ganz anders. Das finde ich toll, schließlich sind viele Krimis zu vorhersehbar geworden.

Doch es gibt auch zahlreiche emotionale Augenblicke. Besonders bewegend war etwa jener Moment, in dem Lona in Island den Pulli für Dirk kauft:
"Ich bringe ihn dir mit, Dirk [...] Wenn wir unsere Pullover schon nicht gemeinsam kaufen können, dann werden wir sie wenigstens gemeinsam tragen. Daran glaube ich ganz fest. Und ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich ohne dich hergekommen bin." Gänsehaut pur!

Sehr gut gefallen hat mir auch der Einblick in die isländische Sagenwelt und die Symbolik des Regenbogens, die sich wie ein roter Faden durchs Buch zieht. Ich denke ich werde beim ein oder anderen Regenbogen nun an Lona und dieses Buch denken müssen..

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