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BluestoneBlog
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Leipzig

Bewertungen

Insgesamt 24 Bewertungen
Bewertung vom 31.07.2019
Der Tod uns scheidet
Schwermer, Melisa

Der Tod uns scheidet


sehr gut

Der Tod uns scheidet war mein erster Kontakt mit der Autorin Melisa Schwermer und ich kann jetzt schon sagen, dass ich Lust habe auf mehr.

Zunächst scheint alles recht eindeutig zu sein. Eine Affäre, ein toter Freund und eine schwer verletzte Frau auf ihrem eigenen Geburtstag. Helga Kannengießer und ihr Kollege Dieter nehmen sich der Sache an, die sich doch als komplizierter herausstellt als es scheint.

Was mir besonders an diesem Krimi gefällt ist die Ermittlerin. Sie ist keine übermächtige Ermittlerin mit einem besonderes sechsten Sinn. Sie leistet ganz klassische Ermittlungsarbeit, befragt die Leute und nimmt sich für jeden Zeit, um alle nötigen Informationen zu besorgen. Das klingt zunächst unscheinbar, aber genau diese bodenständige Art macht sie für mich so sympathisch. Auch aus ihrem Privatleben erfährt man, dass sie alles andere als perfekt ist und Fehler macht. Sie ist die gewissenhafte und fleißige Ermittlerin von nebenan, aber nicht weniger erfolgreich.

Dabei ist sie auch nicht auf dem Mund gefallen, was ihr als noch Neuankömmling im Präsidium zugute kommt. Denn auch ihr Kollege Dieter ist von besonderem Schlag und lässt keine Möglichkeit aus gegen sie zu sticheln. Das erfordert gute Nerven, denn ich war selbst auch geneigt ihm kontra geben zu wollen, was sie auch zu genüge tut. Auch wenn Dieter nicht immer der angenehmste Zeitgenosse ist, so sind ihre Sticheleien doch auch angenehm unterhaltsam.

Der zunächst klare Fall wird mit der Zeit immer verwickelter, die eindeutigen Tatverdächtigen fallen einer nach dem anderen aus, bis sich auch aus der Sicht des Täters herauskristallisiert, wer es ist. Ist das noch gut zu erraten im Laufe des Buches, so ist das Warum die viel interessantere Frage und die weiß noch einmal richtig zu überraschen.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und auch die Gespräche gerade von Helga mit ihren Kollegen und Bekannten haben mir gut gefallen. Sie ist sehr treffend aus dem Leben gezogen und verhält sich dementsprechend auch. Ich hoffe in Zukunft auch noch mehr von der Ermittlerin lesen zu können, da ich sie sehr gerne bei ihrem Fall begleitet habe und selbst Dieter auch noch einmal ertragen würde.

Bewertung vom 31.07.2019
Apeiron - Der geheime Bund
Mattfeldt, Petra

Apeiron - Der geheime Bund


gut

Apeiron ist eins der Bücher, das nicht wirklich schlecht ist, aber auch nicht so richtig gut. Dabei ging es gut los. Nach dem Tod ihrer Eltern kümmert sich Rebecca um den Nachlass und findet dabei in einem Safe ein zunächst recht unscheinbares Amulett. Doch mit diesem Amulett beginnt es merkwürdig zu werden.

Mit dem Amulett muss es etwas auf sich haben, soviel ist sie sich sicher. So entscheidet sie mit ihrer Freundin Kim zusammen ein Foto zu posten und um Hilfe zu beten. Kurz darauf werden sie gewarnt, den Post zu entfernen. Sie tun es nicht und es beginnt eine Reihe von Ereignissen, die beweisen, dass mehr hinter dem Amulett steckt als sie geahnt haben. So beginnt eine Suche nach der Wahrheit und eine Flucht von dem, was diese Wahrheit bedeutet.

Bis hierhin kann das Buch tatsächlich überzeugen, es wird spannend aufgebaut und spätestens mit den Ereignissen ist klar, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Wie das Cover schon verrät, muss das etwas mit einem geheimen Bund zu tun haben.
Leider dümpelt die Geschichte danach so etwas vor sich her. Obwohl sie dauernd verfolgt werden kommt nicht wirklich das Gefühl von Gefahr oder Stress auf. Es ist mehr ungemütlich als wirklich gefährlich. Dennoch liest es sich recht gut, man kommt fix durch das Buch und das Ende ist dann auch wieder solide.

Auch mit den Charakteren konnte ich nicht richtig mitfiebern, auch wenn sie bedroht wurden. Das Buch verpasst es sie greifbar und mitfiebernd zu gestalten. Ist man auch nicht komplett gelangweilt, verfolgt man doch recht neutral die Geschehnisse und freut sich über die ein oder andere Stelle. Die Nebencharaktere fallen hier nicht weniger flach aus.
Das gleiche gilt für den Geheimbund. An sich hätte auch er viel interessanter sein können, so wie er dargestellt wurde wirkte er dann aber doch recht stereotypisch. Schade, denn die Gründungsidee und auch der Aufbau des Bundes hätten so viel spannender sein können.

Ich würde weder zum Buch raten noch von ihm abraten. Wer möchte kann es gerne lesen, man sollte nur nicht zu viel erwarten.

Bewertung vom 31.07.2019
Das Mädchen mit dem Schmetterling
Hannah, Kristin

Das Mädchen mit dem Schmetterling


ausgezeichnet

Die Arbeit als Kinderpsychologin ist der Lebensinhalt von Julia Cates. Als eine ihrer Patientinnen sich und andere in den Tod reißt, endet diese Karriere schlagartig. Zwar wird sie vom Gericht von aller Schuld freigesprochen, doch ihr Ruf ist zerstört und Selbstzweifel plagen sie. In diesem Tief wird sie von ihrer Schwester Ellie in ihre Heimatstadt gerufen.

Ein Kind ist aufgetaucht, niemand weiß wer es ist und wo es herkommt. Alles deutet darauf hin, dass das Mädchen ein Wolfskind ist, fernab der Zivilisation aufgewachsen. Das Kind ist scheu, hat animalische Eigenheiten und spricht nicht. Als alle Versuche sie zu identifizieren scheitern, soll Julia sich dem schwer traumatisierten Kind annehmen und es therapieren. Doch schnell ist gar nicht mehr so sicher, wer hier überhaupt wen therapiert.

Denn genau das ist der Kern des Buches. Es ist eine Geschichte, wie sich zwei Menschen völlig unerwartet gegenseitig helfen, obwohl sie vorher nicht einmal voneinander wissen. Um die Eltern des Mädchens zu finden, soll Julia sie zum Sprechen bringen. So beginnt eine intensive Zeit des Zusammenlebens, das nicht schwieriger starten könnte. Es geht um Minischritte und winzige Erfolge, um das gegenseitige Aufbauen von Vertrauen und einer Bindung, die weit tiefer geht als das von Patientin – Therapeutin.

Dieser Weg ist gepflastert mit Hindernissen. Jeder will ein Stück der wissenschaftlichen Trophäe, die ein Wolfskind darstellt, eine in der öffentlichen Meinung „gescheiterte“ Psychologin ist dafür gefundenes Fressen. Da sie selbst von Zweifeln zerfressen ist, schlagen diese Angriffe in die genau richtige Kerbe. Jede kleinste Bindung, die beide zueinander aufbauen, droht an allen Hindernissen zu scheitern, doch machen beide weiter, mit mehr als einem Rückschlag.

Das Miteinander der beiden, aber auch ihre individuellen Gedanken und Gefühle, die zum Ausdruck gebracht werden, haben mich beeindruckt. Sei es nun Julia, die zwischen ihrem Willen zu helfen und der Angst wieder zu versagen schwankt oder das Mädchen, das erst spät einen Namen erhält, den ich nicht vorweg nehmen will. Vor dem Lesen hätte ich nicht erwartet, dass mich das Buch emotional so packen kann. Die Entwicklung ist glaubhaft, die Charaktere greifbar und realistisch und ich fand mich schnell darin wieder mich mit ihnen zu freuen, zu fiebern und auch zu trauern. Der Weg ist steinig und das Buch macht keinen Hehl draus und das ganz ohne große Tragödien zu brauchen.

Dabei sind nicht nur die beiden Hauptprotagonistinnen gut gelungen. Auch einige Nebencharaktere wie die Schwester Ellie oder der Arzt Max sind gut geschrieben, mit eigenen Stärken, Schwächen und einer Geschichte, die sie erzählen wollen. Gerade mit Max hatte ich zu Beginn noch meine Probleme, da er ganz bewusst als der heiße, mysteriöse Mann von nebenan vorgestellt wird, den jede haben will. Bei ihm brauchte ich eine Weile um wirklich warm zu werden, dennoch gefiel mir gegen Ende seine Einstellung und auch die Geschichte wie er so geworden ist.

Das Mädchen mit dem Schmetterling beschäftigt sich damit, wie viel Kraft und Zeit man braucht, um jemand zurück ins Leben zu holen. Wie viel Vertrauen notwendig ist und dass schon der kleinste Schritt ein großer Erfolg ist. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, als es einmal richtig anfing und auch wenn mir einige Charaktere ein wenig stereotypisch vorkamen, wurde an der ein oder anderen Stelle absichtlich damit gespielt. Es ergibt sich ein schönes wie tragisches Buch, das bis zuletzt spannend bleibt mit der Frage, ob die Beziehung zwischen den beiden alles überstehen kann.
Die Autorin konnte mich voll von sich überzeugen und es wird auf jeden Fall nicht das letzte Buch gewesen sein, das ich von ihr lese.

Bewertung vom 31.07.2019
Flammendheiß & bärenstark / Honey Badgers Bd.2
Aiken, G. A.

Flammendheiß & bärenstark / Honey Badgers Bd.2


ausgezeichnet

Der zweite Band von Honeybadgers dreht sich diesmal um Stevie, das beliebte, gejagte und für seine Verwandlung gefürchtete Genie des Schwestern-Trios, welches man im ersten Teil bereits kennenlernt.

Und was soll ich sagen? Nach wenigen Seiten war ich schon wieder voll und ganz drin. Sowohl die drei Schwestern als auch ihre Nachbarn und Freunde sind allesamt solche Originale, das es leicht fällt sich an alle wieder zu erinnern, auch wenn ich eine Sekunde brauchte um wieder zu sortieren, wer gleich nochmal wer war und zu wem gehört. Es sind einige Charaktere, aber man kommt auch nach einer längeren Pausen zwischen beiden Bänden wie ich sie hatte gut rein.

Mit dem Fokus auf Stevie erfahren wir natürlich auch mehr über sie, wie sie denkt und wie viel mehr sie ist als das eingangs beschriebene Genie, das von Zeit zu Zeit vor anderen und sich selbst beschützt werden muss. Ihre oft pragmatische Art wechselt sich so herrlich mit den Panikgedanken und ihren Ängsten ab, sie verkörpert angenehm passend das leicht verrückte Genie.
Shen, der Riesenpanda mit dem sie beschließt zusammen zu sein, geht dabei in eine ganz andere Richtung. Getreu den Pandagenen ist er viel ruhiger und gelassener, selbst in stressigen Situationen. Schon allein dieser Kontrast führte zu so vielen lustigen Situationen durch das Buch hinweg. Er hat seine ganz eigenen Eigenheiten, die ihn sympathisch machen, dabei erinnere ich mich am liebsten an die ganzen Bambus-Szenen, die zeigen wie kreativ man mit dem Thema Panda umgehen kann.

Generell erinnert man sich an dieses, wie auch das vorherige Buch, in einer Art Best-Of-Szenen. Zwar gibt es eine durchgehende Handlung, die auch die Ereignisse rund um den Vater der drei und des Familienzweigs von Onkel Will aufgreift, aber der Schwerpunkt des Buches liegt viel mehr auf den Charakteren selbst, ihrem Miteinander und ihren ganz persönlichen Ticks und Macken. Selten konnte ich in einem Buch so viel lachen über die verschiedensten Situationen. Sie prägen sich wie die Personen von selbst ein und immer wenn ich mich zurückerinnere, fällt mir eine andere Stelle ein, die der Autorin so gut gelungen ist. Das liegt nicht zuletzt auch am Schreibstil und den mehr als gelungenen Dialogen.

Dabei will ich nicht sagen dass die Handlung schlecht ist, sie ist einfach viel mehr an den Alltag angeschlossen, es passiert nicht alle fünf Seite eine große Katastrophe, eher ein kleines Chaos nach dem anderen, wie es die drei Schwestern entweder magisch anziehen oder gerne auch mal selbst provozieren. Jeder der die Schwestern aus Teil eins schon kennt kann sich denken, was ich damit meine.

Natürlich ist auch der Vater wieder dabei, der eine Rede hält die man selbst gelesen haben muss um zu glauben, dass er das wirklich macht. Ich war da mindestens so geschockt wie alle bei der Rede anwesenden, damit treibt er es nochmal auf ein ganz neues Level.

G. A. Aiken zeigt anschaulich wie man ein Buch schreibt, in dessen Mittelpunkt wirklich die Charaktere stehen und wie spannend ein Alltag sein kann, wenn man eine nicht unerhebliche Menge Wahnsinn mit reinbringt. Egal welcher Charakter auch auftritt, man kann sich sicher sein dass er Wiedererkennungswert hat und man von einer zur anderen ernsten oder auch urkomischen Situation gerät, die dafür sorgen dass die Seiten beim Lesen nur so fliegen und man viel zu schnell am Ende ankommt.
Wer den ersten Band der Reihe geliebt hat, wird hier nicht anders fühlen. Die Erwartungen aus dem ersten Band wurden erfüllt und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Band, um alle wiederzutreffen und dann wohl mehr über Max zu erfahren.

Bewertung vom 31.07.2019
Die mechanischen Kinder 2: In den Abgrund / Frost & Payne Bd.4-6
Pfyl, Luzia

Die mechanischen Kinder 2: In den Abgrund / Frost & Payne Bd.4-6


sehr gut

„In den Abgrund“ umfasst den vierten bis sechsten Band von Frost & Payne. Anders als noch in den ersten drei Bänden, die in sich abgeschlossene Geschichten mit einem durchziehenden roten Faden hatten, wird nun eine zusammenhänge Geschichte über die Bände erzählt.

Eingeleitet wird das Buch wieder mit den Experimenten an mechanischen Kindern, genauer gesagt an Nummer 23. Waren sie im Buch davor zwar schon dauerndes Thema, werden sie jetzt näher beleuchtet und gerade auch Nummer 23, seine Reaktion und das Leben mit seinem Entführer rücken viel mehr in den Vordergrund. Dabei wird dies immer in kurzen Passagen erzählt, bevor der Fokus zurück auf Frost und Payne springt. Diese Einblicke und auch der Konflikt, der sich hier aufbaut, konnten mich richtig überzeugen.
Ich bin froh dass nun näher auf die Experimente eingegangen wird und finde auch Nummer 23 als Person faszinierend, auch wenn man durch die erwähnten kürzeren Passagen nur wenig über ihn erfahren kann. Doch auch sein Entführer hat seine Momente und entspricht voll den Erwartungen, die ich an seinen Charakter hatte.

Frost und Payne überleben die Explosion am Ende von Band 3 natürlich, doch wartet auf sie nicht wirklich eine ruhige Zeit. Noch mehr als im ersten Buch werden sie von einem Problem ins nächste geworfen. Glücklicherweise waren diese Gefahren nicht nur mit Gewalt verbunden, sondern teilweise auch psychischer Natur. Leider ist letztere für mich ein wenig kurz geraten, da sie durch Glück, wenn auch mit nachvollziehbarem Grund, vorzeitig aus einem Verhör gerettet werden. Hier hätte man durchaus mehr rausholen können.
Die verschiedenen mehr actionslastigen Szenen im Buch sind aber auch sehr gut geschrieben, sowohl die brachialen als auch die mit mehr Finesse. Insgesamt ergeben sie in diesem zweiten Buch einen angenehmen Mix, ohne dass eine Seite zu verbraucht wirkt.

Dabei wachsen die beiden auch als Team und persönlich näher zusammen, was durch einige äußere Umstände begünstigt wird. Hier bin ich gespannt wie genau das weiter umgesetzt wird, es droht die einfachste Lösung zu werden und das fände ich im Anbetracht des restlichen Geschichte bis hierher sehr schade. Bislang ist es jedoch spannend zu verfolgen und beide werden immer sympathischer in ihrer Art.
Doch nicht nur die beiden sind wichtig, wie schon am Anfang angedeutet spielen auch weitere Charaktere eine zunehmend wichtige Rolle. Neben Nummer 23 freue ich mich hierbei vorallem über Helen, die aus ihrer Rolle als nur freundliche Haushälterin herauswächst und mehr Zeit im Rampenlicht erhält. Mit dem Heraustreten der Nebencharaktere wird zudem ein neuer Handlungsstrang eröffnet, der im zweiten Buch eingeleitet wird und ebenso wie die Geschehnisse um die mechanischen Kinder und Frost und Payne verspricht sehr spannend zu werden. Hier freue ich mich auch schon auf das, was in den kommenden Bänden dazu folgen wird.

Im Großen und Ganzen gefällt mir das zweite Buch besser als der Vorgänger. Die Themen der ersten drei Bände werden gekonnt aufgegriffen und die Geschichte spannend weitergeführt. Bloß ein Charakter beginnt mich zu nerven, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das nicht vielleicht sogar so sein soll. Zusammen mit den neuen Handlungssträngen wird mehr noch als im ersten Buch die Grundlage für eine potentielle lange Reihe an weiteren Bänden gelegt, die hoffentlich erfolgreich an die bisherigen Bände anknüpfen können. Wenn sie das schaffen bin ich mir jetzt schon sicher, dass ich die Reihe lieben lernen werde.

Bewertung vom 09.06.2019
Die mechanischen Kinder 1: Die Jagd beginnt / Frost & Payne Bd.1-3
Pfyl, Luzia

Die mechanischen Kinder 1: Die Jagd beginnt / Frost & Payne Bd.1-3


sehr gut

„Die Jagd beginnt“ umfasst die ersten drei Bände von Frost & Payne. Dabei dreht es sich um die namensgebenden Frost, eine ehemalige Meisterdiebin und nun Privatermittlerin und den Pinkteron Payne, der seine Stelle in New York aufgegeben hat, um seine ganz eigene Suche in London fortzusetzen.

Die Geschichte beginnt dabei ein wenig schleppend, zumindest hatte ich Probleme mich gleich einzuleben. Gerade im ersten Band konnte mich die Reihe noch nicht so richtig überzeugen, da es dauerte bis man wirklich eine Verbindung zu den beiden aufbauen konnte. Doch im Laufe der Bände gelang das immer besser, bis ich im dritten Band dann vollends gefesselt war.

Dabei spielt das ganze in einem Steampunk-London, das seine Industrialisierung durch Kohle und Äther vorantreibt. Anders als die Charaktere konnte dieses kreativ gestaltete London mit seinen Neuerfindungen, Kombinationen aus uns Bekannten und dem Element Äther, und seinem Industriecharme samt aller gesundheitlichen Leid von Anfang an überzeugen. Ich habe mich rasch in diese Stadt verliebt, was nicht zuletzt am bildhaften Schreibstil der Autorin liegt. Sie malt ein faszinierendes London als größte Metropole dieser Welt, die sich voll und ganz der Industrialisierung verschrieben hat. Mit allen Nebenwirkungen, die diese Entscheidung hat.

Lernt man Frost und Payne erst einmal besser kennen, überzeugen sie durch ihre direkte und oft sarkastische Art, die sie gerade untereinander ausleben. Doch auch ihre Vergangenheit und ihre individuellen Suchen, die sie zusammengebracht haben, können überzeugen. Denn beide verbinden die mechanischen Kinder auf ihre ganz eigene Weise. Denn es gilt herauszufinden, wer diese Kinder sind und wer sie erschafft. Doch natürlich muss man für dieses Rätsel auch einige Risiken aufnehmen, denen sich die beiden noch gar nicht bewusst sind.

Jeder Band der Reihe beinhaltet dabei eine überwiegend abgeschlossene Handlung, erzählt dabei jedoch nach und nach auch eine kontinuierliche Geschichte, die sich weiterzieht. Also ähnlich wie man es von anderen Krimis kennt. Denn genau das ist Frost und Payne im Kern: Ein Steampunk-Krimi. Ein nach und nach immer spannenderer noch dazu.

Wenn man dem Buch eine Chance gibt, auch durch Band 1 sich liest und offen für die Geschichte ist, wird man immer mehr belohnt. Das offene Ende von Band 3 und die vielen weiteren bereits erschienenen machen definitiv Lust auf mehr. Ich hoffe auf eine gute Fortsetzung, jetzt wo das Fundament gelegt wird. Ich hab auf jeden Fall angebissen und werde die Reihe weiter lesen.

Bewertung vom 09.06.2019
1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1
Natt och Dag, Niklas

1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Als ich den Klappentext gelesen habe, war ich mir noch unsicher was ich vom Buch halten sollte. Sich mit Sherlock Holmes zu vergleichen und seinen Ermittler über ihn zu stellen ist sehr mutig und hat mich dazu bewegt das Buch zu lesen. Ich wurde nicht enttäuscht, wenn auch anders als erwartet.

Schon der erste Leichenfund, der die Geschichte so richtig einleitet, zeigt den weiteren Verlauf des Buches. Eine verstümmelte und fürchterlich gefolterte Leiche wird aus dem Fluss gezogen und die Suche nach dem Täter beginnt. Diese Suche zieht sie immer weiter in die Abgründe des Stockholms im 18. Jahrhundert. Hier herrschen Verzweiflung, Armut und geplatzte Träume und genau das vermittelt das Buch auch.

Hier gibt es weder eine blühende und hoffnungsversprechende Liebesgeschichte, keine actionreiche Verfolgung des Täters oder sonstige helle Momente, die aus der düsteren Handlung rausreißen. Das Buch ist gnadenlos ehrlich, düster und melancholisch und macht damit sehr viel richtig. Ich habe mich schnell gefesselt gefunden in dieser Welt, die kein Licht zulässt. Immer mehr erfährt man über die Menschen und ihr Leben zu dieser Zeit, wenn man es noch so nennen will. Und umso mehr ich erfahren habe, umso mehr wollte ich wissen. Mehr über die Abgründe, die sich einem auftun.
Denn auch abseits der Jagd auf den Täter gibt es einige Schicksale, die einem auf die ein oder andere weise schockieren und gleichzeitig fesseln. Wie die Faszination am Obskuren.

Die beiden Ermittler passen dabei perfekt in diese Zeit hinein, denn auch sie sind ernst, zielgerichtet und drohen oft zu scheitern. Sie sind menschlich und gerade ihre Art macht sie so greifbar und glaubwürdig. Dabei liefern sie sich mit dem Täter ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel, bei dem man Stück für Stück auch mehr über ihn und seine Motive erfährt. Auch seiner Vorgehensweise, die genauso schockiert wie es die Leiche vermuten lässt.

Abgerundet wird das Ganze durch den Schreibstil, der noch mehr als die Stadt und ihrer Bewohner das melancholische Gefühl durch das Buch bringt, ohne dabei zu anstrengend oder abstoßend zu werden. Der Autor findet genau die richtige Stimmung, um einen in ein Buch zu reißen, das eigentlich zurückschrecken lässt.
Bringt man dann noch die historischen Recherchen und der Mix aus Fakten und Fiktion mit ein, die der Autor geschickt für sich zu nutzen weiß, erhält man einen in sich stimmigen und fantastischen Krimi, der sich deutlich von denen abhebt, die ich vorher gelesen habe.

Umso mehr kann ich ihn deswegen jedem Krimifan nur ans Herz legen, der sich auch an das Düstere und Ernste herantraut. Er wird nicht enttäuscht werden.