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foreverlines

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 19.07.2020
Wie die Ruhe vor dem Sturm / Chances Bd.1 (eBook, ePUB)
Cherry, Brittainy C.

Wie die Ruhe vor dem Sturm / Chances Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Tiefgründige, bedeutsame Herzensgeschichte – allerdings nur während eines Drittels des Buches

Kaum jemand schafft es, so wortgewaltig, authentisch und gedankenecht Emotionen zu erzeugen, die einen nicht nur fesseln, sondern auch prägen. Bei „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ galt das für mich allerdings nur für das erste Drittel des Buches, genauer: den ersten der beiden Teile, in die sie ihr Buch eingeteilt hat. In diesem ersten Teil wird beschrieben, wie sich die Teenager Eleanor Gable und Greyson East kennenlernen und wie eine besondere, tiefe Verbindung zwischen den beiden entsteht. Für Teil zwei geschieht ein Zeitsprung von gut 16 Jahren in die Gegenwart.
Der Schreibstil: Etwas, das definitiv etwas ist, das mir von diesem Buch „hängenbleiben“ wird: Da sind sympathische Ticks und Bewegungen der beiden Protagonisten Grey und Ellie, die die Autorin ihnen von Beginn an zuordnet und ähnlich wie ein musikalisches Thema während des ganzen Buches immer wieder einfließen lässt. Diese Wiederholungen geben den Charakteren eine besondere Authentizität, man lächelt unwillkürlich, wenn man sie bemerkt, als würde man einen guten Freund beobachten. Ähnlich verhält sich das mit sich wiederholenden Phrasen, die zwischen Ellie und Grey sind, die einer von ihnen einmal gesagt hat und die eine besondere Bedeutung für sie haben. Speziell mit diesen Phrasen und Satzbruchstücken habe ich mich irgendwann allerdings schwergetan, weil sie nicht immer zur Situation, in der sie verwendet werden, passen, man in diesen Momenten über sie nachdenken muss und das irgendwie den Lesefluss stört. Alles in allem ist Brittainy C. Cherrys Schreibstil allerdings einer, in dem man sich sofort verlieren kann. Da ist nichts Gekünstelt-Beschreibendes, keine unnötigen aufklärenden Absätze aus Sicht eines Dritten. Stattdessen neigt sie zu kurzen Sätzen, in denen auch einmal ein Satzglied herausgelassen wird, um Wirkung und Präzision der sehr alltäglich gewählten Worte zu verstärken. Kennzeichnend sind für mich auch gelegentlich einfließende, unvermittelte Gedanken, die das Gefühl erzeugen, mittendrin zu sein, verstärken. Raw, dieses kleine englische Wörtchen trifft es für mich am besten, mit welcher Art von Erzählstil man durchs Buch geführt wird.
Die Geschichte: Im ersten Drittel des Buches kann man ein junges Paar kennenlernen, das sehr schnell und sehr intensiv eine besondere, tiefgründige emotionale Ebene miteinander erreicht. Begünstigt durch ein Ereignis, das Ellie und Grey miteinander er- und durchleben – aber davon gibt es im zweiten Teil eigentlich auch einige. Was im ersten Teil allerdings anders ist als im zweiten, in der Gegenwart spielenden Teil: die Geschwindigkeit der Entwicklung zwischen den beiden Protagonisten. Im ersten Teil scheint sie mir gut angepasst an das, was sie erleben. Es ist alles vollkommen nachvollziehbar und schlüssig, man erlebt in realistischer Geschwindigkeit und passenden „Alltagsausschnitten“ mit, wie sie zusammenwachsen.
Im zweiten Teil ist das leider anders. Die Stellen, an denen die besondere Tiefe des ersten Teils zwischen den Charakteren wiederauflebt, fehlen mir im zweiten Teil. Leider verkommt Teil zwei für mich zu einer Aneinanderreihung vermeintlich bedeutungsschwerer, tiefgründiger Dialoge oder innerer Monologe, die anders als im ersten Teil ihre gewaltige Wortkraft, die mich bis zum Verdrücken einiger Tränen geführt hat, nicht entfalten können.
Fazit: „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ ist ein Buch, das einen mitten in das pulsierende Zentrum des Sturms hineinzieht, nur um im zweiten Teil wieder ausgespuckt zu werden und an einen Ort zu gelangen, an dem die Geschichte neu begonnen und leider vom ersten Teil her nicht richtig verknüpft wird. Die Bilder, die Brittainy Cherry erzeugt, sind bedeutend, fesselnd und schaffen es, ins Herz zu gelangen. Das ändert sich allerdings im zweiten Teil, als die Entwicklung der Story die Emotionen überholt und unter der Geschwindigkeit, die sie mitbringt, leider auch verschwinden lässt.

Bewertung vom 04.01.2020
Zweimal heißt für immer / Echo Lake Bd.1 (eBook, ePUB)
McGinnis, Maggie

Zweimal heißt für immer / Echo Lake Bd.1 (eBook, ePUB)


weniger gut

Ein wenig zu klischeehaft und unausgereift, als es noch okay wäre

Das Buch erzählt von einer Kleinstadt in Vermont, besser gesagt von einer jungen Frau, die dorthin zurückkehrt, nachdem sie ihre Heimat vor zehn Jahren verlassen hat. Dieser Umstand hat keinen schönen Hintergrund, denn Josies Vater hatte einen Schlaganfall und liegt im Krankenhaus. Mit ihrer Rückkehr nach Echo Lake kehrt Josie auch zurück in die Nähe des Mannes, den sie vor dem Altar hat sitzen lassen. Ethan ist mittlerweile der Finanzchef in einem Weihnachtsfreizeitpark, den Josies Eltern aufgebaut haben und noch immer leiten.

Sprachlich ist der Schreibstil von Maggie McGinnis einer, mit dem ich schnell zurechtgekommen bin. Geprägt ist er von kurzen, prägnanten Sätzen und Ausdrücken, die direkt aus dem Leben gegriffen sein könnten - da ist nichts Aufgesetztes, nichts, das betont literarisch wäre und die Wortgewandtheit der Autorin in den Himmel loben würde. Auch die Übersetzerin hat hier ganze Arbeit geleistet.
So sehr ich mich auch wohlgefühlt habe mit dem Erzählstil der Autorin, so sehr muss ich allerdings die Charaktergestaltung kritisieren. „Zweimal heißt für immer“ lebt leider nur und ausschließlich von seinem Hauptcharakter, von Josie. Hinter ihr steckt eine durchdachte und gut geschilderte Geschichte, auch wenn es nur episodenweise und erst in einem fortgeschrittenen Teil des Buches erklärt wird, was für eine Geschichte das ist.
Die anderen Charaktere sind leider allesamt sehr unausgereift oder zumindest bringt die Autorin das nicht aufs Papier, was sie sich womöglich bei Ethan, Molly und Co gedacht hat. Obwohl mehr als nur einmal die Erzählperspektive einige der anderen Charaktere, die nicht Josie sind, eingenommen wird, bin ich leider nie warmgeworden mit ihnen. Da fehlten Erklärungen, weshalb sie mit Josie gebrochen hatten oder sich so verhielten, wie sie sich verhielten..
Dass da für mich ein entscheidender, der identitätsstiftende Schritt in der Bildung und Darstellung einiger der Charaktere fehlte, das setzte sich auch in einem anderen Punkt fort. Leider schwang das Pendel für mich bei einigen Charakteren (z. B. Molly) in „zu klischeehaft“ um. Zu klischeehaft, als okay, als akzeptabel wäre. Bücher bleiben lange im Gedächtnis, wenn ihre Charaktere besonders waren - und das kann ich so leider über keinen einzigen Charakter sagen. Viel zu sehr waren sie angelegt als die typische biestige Ex-Beste-Freundin, als der schon viel zu oft gelesene Niemals-daheim-Vater, als die gute Seele des Parks. Und leider, leider gab es für mich im gesamten Buch keinen Anlass dazu, meine Meinung zu den Charakteren zu verändern. So muss ich leider in Sachen Figuren der Geschichte resümieren, dass ich von ziemlich eindimensionalen, unausgereiften und klischeehaften Charakteren gelesen habe, die mich leider - außer der Hauptprotagonistin - nicht überzeugt haben. Ich konnte mich nur sehr selten mit ihnen identifizieren.
Ich bekam an vielen Stellen das Gefühl nicht los, dass einige Charaktere mehr Tiefe gebraucht hätten, mehr Erklärungen für/über ihre Handlungen, Meinungen und Gefühle. Vielleicht wollte Maggie McGinnis, dass man sich diese Erklärungen selbst zusammenreimte und an dieser Stelle der Leser gefragt war - wenn dem so war, hat dieses Ansinnen zumindest bei mir nicht funktioniert.
Diese Klischeehaftigkeit ist für mich leider auch zu deutlich in der Handlung von „Zweimal heißt für immer“ herausgekommen. Immer dann wurde der offensichtlichste Weg der Handlung gewählt. Das fand ich sehr schade.
Die Idee eines weihnachtlichen Freizeitparks und das Setting in den USA gefielen mir außerordentlich gut - wo, wenn nicht in Amerika könnte es so einen Park geben? Für mich bleibt trotzdem gedanklich ein Buch zurück, das einen Tick zu klischeehaft und unausgereift ist, als dass es noch okay, noch akzeptabel wäre. Leider hat die Autorin großes Potential verschenkt.