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Benutzername: 
Filip Eichner
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Bewertung vom 08.10.2018
Imperiale Lebensweise
Brand, Ulrich;Wissen, Markus

Imperiale Lebensweise


weniger gut

Ich war von diesem Buch enttäuscht. Es ist dem Phänomen zum Opfer gefallen, das ich als ehemaliger Schreiber von Studienarbeiten gut nachvollziehen kann: Nämlich sich sehr lange mit Vorbetrachtungen aufzuhalten und dann den Hauptteil innerhalb weniger Seiten abzureißen. Da es sich hier jedoch um ein kommerziell vertriebenes Buch und nicht um eine Studienarbeit für die Ablage handelt, habe ich mehr Substanz erwartet. Als Vorbetrachtung sehe ich in dem Buch die über weite Strecken völlig zutreffende Analyse, warum und wie das aktuelle Weltwirtschaftssystem Schaden anrichtet. Als Hauptteil hätte meiner Meinung nach die Utopie bzw. der Gegenvorschlag kommen müssen. Hier wurden jedoch nur einige Initiativen aufgezählt, die zum Teil sogar auf die bestehende Ordnung angewiesen sind, und inhaltsleere Begriffe in den Raum gestellt.
Das Ganze wird unerträglich und verliert den Charme einer nerdigen Akademikerdiskussion, als an mehreren Stellen durchscheint, dass sich die Autoren sehr viel auf ihre Theoriearbeit einbilden. Das manifestiert sich unter anderem in der abgehobenen Diskussion um den neu eingeführten Begriff der imperialen Lebensweise, der sich nur mit Ach und Krach aus dem Gegeneinanderausspielen mehrerer ähnlich klingender Vorläuferbegriffe extrahieren lässt. Dem Begriff wird später eine besondere Wirkmacht angedichtet bzw. er wird als handelndes Subjekt dargestellt. Dabei wird an keiner Stelle deutlich wozu es überhaupt dieses Begriffs bedarf, um die dargestellten Phänomene zu beschreiben. Der zentrale, wenn nicht einzige Pfeiler des Buches ist die Erkenntnis der Externalisierung negativer Auswirkungen unserer Lebensweise. Die redundante Darstellung dieser Erkenntnis und des vorgenannten Begriffs, lässt des Eindruck entstehen, dass die Autoren sich hiermit selbst ein Denkmal setzen und zitierbar werden wollen.