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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Lini
Wohnort: 
Düsseldorf

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 14.03.2024
Das Jahr ohne Sommer
Neumann, Constanze

Das Jahr ohne Sommer


gut

zwischen zwei Welten

Das kleine Mädchen und ihren Eltern müssen sich an das neue Leben, andere Aussprache und Feiertage gewöhnen. Obwohl die Familie in Westdeutschland das Leben aufbaut, hat sie seelische Schwierigkeiten, es zu akzeptieren. Der Vater kann nicht sehr schnell den neuen Arbeitsplatz finden, der Mutter geht es gesundheitlich nicht so gut. Und die Großmutter ist in Leipzig.

Die Autorin schildert uns meisterhaft die Unterschiede zwischen zwei Seiten der Mauer. Man konnte nicht so einfach über die Grenze fahren, in manchen Fällen war es sogar gefährlich. Aber das alles wissen wir bereits. Es ist ein Buch der vielen Bücher mit dieser Thematik. Neumann erzählt grundsätzlich nichts Neues darüber, was den Leser sprachlos machen würde. Trotzdem basiert die ganze Erzählung auf der eigenen Erfahrung der Autorin und ihrer Familie. Ziemlich sachlich und ohne Emotionen erzählte Geschichte kann man relativ leicht verarbeiten. Denn Neumann baut keine Nähe zum Leser auf. Das Geschehen wirkt distanziert.
Auch nach so vielen Jahren kann die Autorin nicht deutlich sagen, wo ihre Heimat ist. Mal da, mal da.

Es ist auf jeden Fall eine lesenswerte Lektüre über Heimat und Sehnsucht, Selbstsuche und Identität.

Bewertung vom 20.02.2024
Leuchtfeuer
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


ausgezeichnet

Lesenswert

Da die Geschichte aus mehreren Perspektiven erzählt wird, kann man sich ins Leben der Figuren hineinversetzen, insbesondere in deren innerlichen Zustand. Die Last der Schuldgefühle ist deutlich zu spüren. So ein tragischer Unfall hat so viele Leben beeinflusst, so viele Schicksale geändert, so stark die Persönlichkeiten geprägt. Das Einzige, was hier helfen würde, ist offene Kommunikation. Jeder Charakter trägt den ganzen Schmerz in sich und wird damit gefangen, er bekommt keine Luft, keine Freiheit. Er will davon fliehen aber scheitert immer wieder. Shapiro zeigt uns das Bild eines Menschen, der innerlich komplett zerfallen ist, zerfressen von Schuldgefühlen. Das ist tatsächlich ein wichtiges Thema, denn keiner möchte über das reden, wofür er sich schämt. Aufgrund sprunghaftes Perspektivenwechsels sowie Zeitebene kann man schnell den Überblick verlieren, um welches Jahr und welche Figur es geht. Jedoch ist es ein lesenswerter Roman über ein wichtiges Thema mit einem gutausgearbeiteten roten Faden.

Bewertung vom 15.07.2023
So weit der Fluss uns trägt
Read, Shelley

So weit der Fluss uns trägt


sehr gut

Verbundenheit mit Heimat und Natur

Resolut erzählt die Autorin die Geschichte einer Frau. Wie es für ein 12-jähriges Mädchen war, die Aufgaben ihrer Mutter zu übernehmen, um die Männer in ihrer Familie zu versorgen. Wie es für sie war, in dieser Welt zu einer Frau zu werden, ohne irgendeinen Rat zu bekommen, was es so heißt, eine Frau zu sein.

Shelley Read verbindet in ihrem Roman viele Themen miteinander auf eine authentische Art und Weise. Gleichzeitig spiegeln die wunderschönen Naturbeschreibungen im Victorias Leben wider. Die Sprache wird dadurch gewandt und lebhaft, passend zur Story. Manchmal wird Bewusstseinsstrom der Protagonistin gezeigt mit all ihren Ängsten und Bedenken. Es gibt nicht viele Dialoge hier. Die Autorin schafft eine bemerkenswerte Atmosphäre, in der solche Themen wie Frauensein, Natur, moralische Aspekte und Erbe aufeinandertreffen. Die Geschichte entwickelt sich allmählich ohne dynamische Sprünge. An manchen Stellen ist die Erzählung ruhiger, an den anderen gibt es Strömungen wie bei einem Fluss. Das Gesamtbild bleibt trotzdem überzeugend. Für mich ist es eine unglaubliche Hommage über Starksein, Heimatliebe und Verbundenheit mit der Natur von Colorado.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.04.2023
Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3
Horowitz, Anthony

Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3


sehr gut

Ein klassischer Kriminalroman

Es ist der dritte Band über Detektiv Hawthorne, den man unabhängig von den früheren Teilen lesen kann. Ein klassischer englischer Kriminalroman. Der Autor führt uns ins Labyrinth aus menschlichen Gefühlen, wobei jeder ein Motiv hätte: egal ob es ein Einheimische oder Einreisende ist. Anthony Horowitz stellt raffiniert einen Fall dar, der erst auf den letzten Seiten gelöst wird. Im Buch herrscht eine geheimnisvolle Atmosphäre eines typischen Kriminalromans. Der Autor verteilt seine Aufmerksamkeit auf mehrere Charaktere gleichzeitig, so dass es bei der Vermutung, wer der Täter ist, nicht langweilig wird. Die Figuren sind ganz unterschiedlich und authentisch. Manche Charaktere erweisen sich als Betrüger, die anderen verbergen irgendetwas. Der Schreibstil von Anthony Horowitz ist flüssig und vernünftig. Der Kriminalroman bereitet dem Leser viel Vergnügen bei der Lösung des Falls.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen und mich aus meinem Alltag rausgeholt. Nicht alle meine Fragen konnten beantwortet werden, aber ich gehe davon aus, dass es im Band 4 geschehen wird.

Bewertung vom 19.03.2023
Wer die Hölle kennt / Alex Stern Bd.2
Bardugo, Leigh

Wer die Hölle kennt / Alex Stern Bd.2


sehr gut

Unheimlich

Band 2 der berühmten Dark Academia Geschichte ist genau so vielfältig, düster und fesselnd wie der erste Band. Die Story ist eine Fortsetzung mit den Figuren, die wir bereits kennen. Die starke rebellische Protagonistin Alex Stern hat dieses Mal vor, eine Grenze zur jenseits zu überschreiten, die eigentlich nicht überqueren werden soll. Wer weiß, welche Kreaturen in der Unterwelt aufgeweckt, verärgert und in die Realität mitgeschleppt werden können.
Ich konnte mich gut in die Geschichte einfinden, da ich vor kurzem „Das neunte Haus“ gelesen habe und behalte noch alle Details im Gedächtnis. Der Roman wird weiterhin komplex aufgebaut, wobei der Leser wiederum mit ungeplanten Twists umgehen muss. Die Atmosphäre wird noch düsterer. Bardugo beschreibt uns manche Geschehnisse sehr grausam. Man soll aufpassen, dass man nach dieser Lektüre keine Albträume kriegt.
Die Hauptcharaktere begeben sich auf eine gefährliche Reise, die alles verändert soll. Wer kommt aus dieser Fahrt lebendig zurück und wer nicht erfährt man am Ende des Romans. Es gibt neue Rituale, dessen Beschreibungen mir das Blut in den Adern gefrieren ließen.
Unheimlich, brutal und spannungsreich. Das Buch ist nicht für die Leute mit schwachen Nerven.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.11.2022
Miss Kim weiß Bescheid
Cho, Nam-joo

Miss Kim weiß Bescheid


sehr gut

Wie ist es, eine Frau in Korea zu sein?

In 8 Erzählungen behandelt die Autorin das Thema der Geschlechterungleichheiten in Korea. Wie ist es denn, wenn ein Mann eine ganz andere Einstellung zu einer Frau hat, nur weil sie eine Frau ist? Eine Frau, die gehorsam sein und keine Ansprüche haben muss. Eine Frau, die nur als Gefäß für Kinderkriegen gesehen wird. Eine Frau, die ihr Studium, Karriere, ihr ganzes Leben opfern muss, damit ihr Mann es gut und gemütlich hat. Alt oder jung, man erwartet von einer Frau nicht viel - sie muss keine hervorragende Arbeit haben oder generell erfolgreich sein.

In jeder der 8 Erzählungen wird das Thema der Gleichstellung hervorgehoben. Aus verschiedenen Perspektiven hat der Leser eine Möglichkeit, ins Leben einer koreanischen Frau einzutauchen. Ob es eine toxische Beziehung ist, wenn dein Freund für dich ständig das Essen im Restaurant bestellt oder versucht, seine Meinung aufzudrücken. Oder ob es deine Kollegen mit ihren komischen Witzen sind. Oder wenn deine Kinder von dir erwarten, dass du deine Enkelkinder betreust und deinen Urlaub verschiebst. In all diesen Erzählungen geht es um Frauenprobleme, mit denen sich viele Frauen mehr oder weniger identifizieren können.

Insgesamt hat mir das Buch über das aktuelle Thema wirklich gut gefallen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.10.2022
Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit
Pulley, Natasha

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit


ausgezeichnet

Eine komplexe Geschichte über Zeitreise

Der Roman lässt mich zwiespältig sitzen. Auf einer Seite wurde die Geschichte komplex umgesetzt, wobei ich ganz am Anfang nicht wusste, wohin das Ganze hineinführt. Auf der anderen Seite war ich während des Lesens wegen den zahlreichen Zeitsprüngen verwirrt. Manchmal wusste ich nicht, in welchem Jahr die Story in diesem Moment stattfindet. Die ersten 100 Seiten wusste ich überhaupt nicht, was ich erwarten soll. Die detaillierten Beschreibungen haben mir geholfen, in die Geschichte einzutauchen. Jedoch war es für mir ab und zu langweilig. Die Charaktere sind unterschiedlich. Der Protagonist erinnert sich an seine Vergangenheit nicht und bleibt hin- und hergerissen, weil er sich selbst gar nicht kennt.

Das Buch an sich hat eine sehr interessante Handlung über die Zeitreise. Es geht hier nicht ausschließlich um die historischen Ereignisse in England. Man bekommt den Eindruck, dass unsere unwichtigsten Entscheidungen die Zukunft maßgeblich verändern können. Wie ein Butterfly-Effekt. Es gibt einige geschickte Überraschungen, die man nicht erwartet.

„Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit“ ist ein perfektes Buch für diese Jahreszeit. Die Handlungsentwicklung verläuft langsam und ausführlich. Demzufolge kann man das Buch nicht schnell lesen. Das Setting hat mir sehr gut gefallen. Auf solche komplexe Story war ich nicht vorbereitet.

Im Nachhinein fand ich das Buch außergewöhnlich und mit einigen komplexen und überraschenden Elementen, in dem manche Szenen mich verwirrt haben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.08.2022
Snowflake
Nealon, Louise

Snowflake


gut

Ein Entwicklungsroman mit viel Potential

Das ist der Debütroman der irischen Schriftstellerin über ein irisches Mädchen, das auf einem Bauernhof aufgewachsen ist. Sie hat ihren Platz in Trinity College in Dublin ergattert und studiert dort englische Literatur. Sie wird manchmal naiv und hilflos dargestellt. Trotzdem versucht sie sich an das neue Leben in der Hauptstadt Irlands anzupassen. Freunde, Parties, Alkohol, Spaß. Gleichzeitig hat sie ihre Mutter und Onkel, mit denen Problemen sie auch zu kämpfen hat: Alkoholismus, seelische Krankheiten, Depression. Ihr Zuhause, das kleine Dorf eine Stunde von Dublin entfernt, gilt als ihr vertraute Welt, die sie geprägt hat. In der neuen Welt muss sie zurechtkommen und irgendwie gelingt es ihr nicht ganz so gut. Das Studentenleben wurde leider nicht ausgiebig thematisiert, als ich gedacht habe.

Im Buch gibt es an sich keine bestimmte Handlung. Das Geschehen wird fragmentarisch gezeigt, wobei man sich ab und zu fragt, ob das Beschriebene relevant war. Die Erzählung fand ich manchmal verschwommen und langweilig, wobei manche Themen oberflächlich behandelt wurden. Die Hauptfigur hat mir auch nicht ganz gut gefallen. Ich konnte sie häufig nicht verstehen. Debbie hat Angst, genau so wie ihre Mutter zu werden. Und genau so benimmt sie sich, wie ihre Mutter. Während des ganzen Buches wurde mir nicht klar, was Debbie aus sich machen wollte. Sie hat gar kein Ziel vor sich. Sieht das Leben eines Millenials auch so?

Die Persönlichkeitsentwicklung wird zur Selbstzerstörung. Was früher Spaß gemacht hat, bleibt nicht länger verlockend. Es gibt auch ein offenes Ende, wo die meisten Figuren zusammenkommen. Man erfährt leider nicht, was aus Debbie später wird.

„Snowflake“ ist ein Entwicklungsroman, der meiner Meinung nach nicht ausführlich ausgearbeitet wurde. Aber mit viel Potential.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.07.2022
Die versteckte Apotheke
Penner, Sarah

Die versteckte Apotheke


ausgezeichnet

Authentisch und fesselnd

Eine berührende Geschichte von Frauen aus 2 verschiedenen Epochen.

1791 führt Nella ihre Apotheke in London mit dem Ziel, Frauen zu helfen und sie von Männern zu schützen, indem sie verschiedene Giftmischungen herstellt und sie an die Frauen verkauft, die Hilfe suchen. Eines Tages taucht 12-jähriges Mädchen Eliza in Nellas Apotheke auf, die unbedingt ihren Herr töten will.

In der Gegenwart treffen wir Caroline, die eine Auszeit von ihrem Mann nimmt und nach London reist, um ihre Gedanken zu sortieren und zu überlegen, was sie in ihrem Leben weiter machen möchte. Bei ihrem Spaziergang findet sie zufällig ein altes Fläschchen, unwissend, welche Geheimnisse es verbirgt.

Ich liebe es, wenn die Geheimnisse der Vergangenheit sich mit der Gegenwart verknüpfen lassen. Kapitel nach Kapitel wie Puzzleteile ergeben am Ende ein vollkommenes Bild. Die Autorin musste viel recherchiert haben, um die Geschichte so authentisch zu schreiben. Die Figuren sind sehr lebendig, ich konnte alle drei Frauen verstehen. Egal, in welcher Zeit Frauen leben, solche Themen wie Verrat, Kinderwunsch und Freundschaft bleiben immer aktuell. Die Atmosphäre von London des 18. Jahrhunderts konnte so gut dargestellt werden: graue Stadt, dunkle Gassen, eine Giftapotheke mit ihren staubigen Regalen und hunderten Glasfläschchen für ein Heilmittel oder Gift.

Dieses Buch hat meine Seele berührt, sodass ich zum Geschehen nicht gleichgültig sein konnte. Es mag klingeln, als ob es etwas Magisches im Buch gäbe. Tatsächlich gibt es hier nichts Übernatürliches, sondern das echte Leben wie es ist, mit Höhen und Tiefen.

Am Ende bleibt noch eine Frage offen: Ist diese Apothekerin eine Heldin oder eine Mörderin? Der Leser kann hier anhand seinen moralischen Vorstellungen für sich alleine entscheiden, wie er es denkt.

Es ist ein Roman über die Träume von Frauen, den Glauben in sich selbst und über starke Frauen, die sich gegenseitig unterstützen. Manche Geheimnisse sollen nicht enthüllt werden, nicht wahr?
Ein Jahreshighlight und eine absolute Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.06.2022
Der Mann, der vom Himmel fiel
Tevis, Walter

Der Mann, der vom Himmel fiel


ausgezeichnet

Über eine menschliche Natur

Für mich war es eine ungewöhnliche Geschichte, in der die Charaktere sehr menschlich erscheinen. Der Leser weiß von Beginn, wer Newton ist, bzw. was er ist. Die anderen Figuren sehen ihn aber als einen reichen und exzentrischen Mann mit vielen innovativen Ideen.

Der Roman erschien 1963. Die Bücher über Außerirdischen waren damals sehr originell. Die im Roman beschriebenen Innovationen sind heutzutage nicht mehr aktuell. Das Buch bleibt immer noch interessant, in dem wir eine Möglichkeit haben, die menschliche Natur aus der Sicht eines Aliens zu beobachten und festzustellen, wie grausam die Menschen sind.

Der Roman besteht aus drei Teile. Der erste Teil heißt „Ikarus versinkend“ wie das gleichnamige Bild von Bruegel, das im Roman mehrmals auftaucht. Es ist sehr symbolisch, weil es tatsächlich um einen Helden geht, der sich für seine Idee opfert.

Ich wusste am Anfang nicht, was ich von diesem Buch erwarten sollte. Und dieses Buch hat mich positiv überrascht. Mit einem tieferen Sinn als gedacht werden die philosophischen Überlegungen und die Wahrheit über unsere Natur geschildert. Im Roman bleibt eine leichte Melancholie und Sehnsucht. Ich bin froh, dieses Buch gelesen zu haben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

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