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BooksInMind

Bewertungen

Insgesamt 38 Bewertungen
Bewertung vom 28.10.2024
Tage einer Hexe
Dimova, Genoveva

Tage einer Hexe


sehr gut

Schnelllebiges Fantasy-Abenteuer


„Tage einer Hexe“ ist eine Mischung aus Abenteuerreisen und einem Wettkampf gegen die Zeit, welche sich in der zeitlebens währenden Auseinandersetzung zwischen zwei Stadtteilen abspielen.
Ich bin ehrlich gesagt nach dem Klappentext mit der etwas falschen Vorstellung in das Buch gestartet, dass der Zmey am Ende der Love Interest und daher in Wahrheit doch gar nicht so böse sein wird. So viel sei gesagt: Der Zmey ist tatsächlich und eindeutig ein Antagonist. Damit erspare ich ggf. dem ein oder anderen das Warten auf eine große Enthüllung.

Was mich am Buch zunächst fasziniert hat, war das Worldbuilding: Eine Stadt, die durch eine riesige Mauer in zwei Teile gespalten ist und während der sog. „Schmutzigen Tage“ innerhalb der ersten zwölf Tage eines jeden neuen Jahres wird der eine Stadtteil von Monstern aller Art überrannt. Diese Ausgangssituation hat dem Buch eine gewisse düstere, leicht lebensbedrohliche Atmosphäre verliehen, die sich die gesamte Geschichte über auch halten konnte.

Kosara ist als Protagonistin gleichzeitig tough und voller Angst vor dem Zaren aller Monster, dem Zmey. Ihre charakterliche Entwicklung, sich endlich gegen ihr Schicksal und ihre Angst aufzulehnen und sich gegen den Zmey zu wehren, war interessant mitzuverfolgen.

Indem Kosara eigentlich fast das ganze Buch hinweg auf der Jagd nach ihrem Schatten ist, ohne den sie über kurz oder lang dem Tode geweiht ist, konnte sich eine gute Spannung aufbauen und auch relativ konstant halten. Dennoch hatte das Buch in der Mitte einige Längen und ich hatte das Gefühl, der ein oder andere Handlungsstrang wurde nur aufgenommen, um der Geschichte noch ein paar mehr Seiten zu verpassen, ohne dass diese notwendig für die Handlung gewesen wären.

Die Nebencharaktere waren interessant, vielseitig und meist verschlagen. Auch Asen hatte als Kosaras Begleitperson mit seinen eigentümlichen Fähigkeiten einen Spannungseffekt auf die Geschichte.

Speziell die Auflösung der verschiedenen Handlungsstränge am Ende hat mir gefallen. Nicht nur hat es den Hauptkonflikt des Buches zufriedenstellend zu einem Ende gebracht, es hat das Worldbuilding auch noch einmal auf eine ganz neue Ebene gehoben.

Ab der Mitte gab es leichte Andeutungen für eine Liebesgeschichte, die aber auch nie darüber hinausgingen. In diesem Fall hat sich diese leichte Prise aber genau perfekt in die restliche Geschichte eingefügt, die sehr handlungsgeprägt war und mit viel Action und Spannung aufwarten konnte.
Empfehlung:
Man findet ohne Probleme in die Geschichte hinein und das Buch lässt sich wirklich schnell lesen. Gerade wenn man auf der Suche nach einem nicht ganz so anspruchsvollen High Fantasy Roman ist und trotzdem noch etwas mehr Worldbuilding mit einer Prise Romantik lesen will, ist „Tage einer Hexe“ in meinen Augen die perfekte Wahl.

Fazit:
Insgesamt hat sich das Buch im Mittelteil etwas „abgehackt“ angefühlt, als würde sich die Autorin von Handlungsstrang zu Handlungsstrang und keine richtige Harmonie hineinbringen. Dafür haben mir die kleinen, hie und da gesäten Hinweise und deren Auflösung umso mehr gefallen.
4*

Bewertung vom 15.10.2024
Stronger Than Ever (Erstauflage exklusiv mit Farbschnitt und Character Card)
Schira, Larissa

Stronger Than Ever (Erstauflage exklusiv mit Farbschnitt und Character Card)


sehr gut

Tolle Charaktere und eine schöne Liebesgeschichte


„Stronger than ever“ ist ein eher ernster New Adult Romance Roman, in dem es sich hauptsächlich darum dreht, sich selbst anzunehmen bzw. herauszufinden, wer man eigentlich ist; gerade in einer Lebensphase, in der noch alles möglich erscheint, gleichzeitig aber irgendwie auch schon ein vorgezeichneter Weg vorhanden sein sollte.

Es werden psychische Probleme recht tiefgründig mit der Geschichte verwoben; und zwar auf eine Art, die die Charaktere noch authentischer wirken lässt. Insgesamt waren die Hauptcharaktere und deren Interaktionen und innere Monologe definitiv die größte Stärke dieses Buchs. Man hat sich Josie und Ryan bereits in den ersten Kapiteln sehr nahe gefühlt und beide hatten bereits schnell eine ganz eigene Stimme.

Die Darstellung von Josies Zweifeln und Sozialphobie fand ich persönlich bereits von Anfang an extrem gut umgesetzt – bis zu dem Punkt, an dem ich schon beinahe genervt von ihrer zwanghaften Art war, nur um zu realisieren, dass es für Personen mit einer solchen Einschränkung noch 10000-Mal schlimmer sein muss.
Dagegen ging mir Ryans Problem – das zwar angedeutet, aber erst später aufdeckt wird – leider nicht so nahe und ich konnte seine Handlungen nicht immer nachvollziehen. Das war gerade deshalb so unverständlich, weil Ryan an und für sich eigentlich ein bodenständiger Typ ist, der weiß, was er will, und das Selbstbewusstsein hat, seine Träume zu verwirklichen. Klar wird er hin und wieder aus der Bahn geworfen und hat Zweifel, genau das macht ihn ja auch so authentisch als Charakter. Gleichzeitig zeigt es aber nur einmal mehr, wie souverän er auch mit sehr schwierigen Situationen umgehen kann – gerade weil er eigentlich schon genau weiß, wer er ist und auch sein will.

Obwohl die beiden so gegensätzlich waren, hat die Chemie zwischen ihnen aus irgendeinem Grund sofort gestimmt. Aus als Leser war das gegenseitige Interesse der beiden gut nachvollziehbar (ehrlicherweise ist Ryan eben auch Book-Boyfriend-Material).

Hin und wieder hatte das Buch aber auch lustige Momente, welche die ernste Stimmung auflockern konnte. Und sei es nur das Verstecken vor stark redebedürftigen Arbeitskollegen oder dass Ryan zum 50sten Mal denkt, Josie würde ihn abblitzen lassen, worüber ich irgendwann nur noch wohlwollend die Augen verdrehen konnte.

Gleichzeitig war die Rahmengeschichte rund um die Zeitung und den Podcast richtig interessant und hatte ihren ganz eigenen Spannungsfaktor, den ich gar nicht habe kommen sehen. Das war tatsächlich auch das erste Mal, dass eine Social Media Krise in einem Buch gut umgesetzt war, ohne dass ich das Gefühl hatte, alles wäre nur affektiert und ein einziges Theater.

Insgesamt ein gutes Buch mit ernsten (ggf. alltäglichen) Themen, ohne dass es aber auf das Gemüt schlagen würde.
4*

Bewertung vom 27.09.2024
This could be love / Hawaii Love Bd.1
Lucas, Lilly

This could be love / Hawaii Love Bd.1


ausgezeichnet

Wunderbar sommerliches Wohlfühlbuch


Es ist zugegebenermaßen schon eine Weile her, dass ich dieses Buch gelesen habe, daher sind die Erinnerungen mittlerweile etwas verblasst – aber Lilly Lucas hat es mit „This could be Love“ wieder getan: Wenn ich nach einem ihrer Bücher greife, dann erwarte ich ein Wohlfühlbuch mit authentischen Charakteren und einer glaubhaften Liebesgeschichte. Louisa und Vince haben mich nicht enttäuscht!

Zunächst einmal war das Setting einfach fantastisch. Das sommerliche Gefühl von Strand und Meer kam in vollem Umfang bei mir an. Realistischer wäre es nur noch dann gewesen, wenn ich das Buch tatsächlich im Urlaub am Strand gelesen hätte.

Die Spannung zwischen Lou und Vince war praktisch vom ersten Moment an mit Händen zu greifen, dann hat aber ein kleines Missverständnis erst einmal dazwischengefunkt. Ich konnte Vinces Reaktion und Frustration absolut nachvollziehen und fand Louisas Tante und deren Verbissenheit mit der Zeit ermüdend und nicht mehr sonderlich sympathisch. Gleichzeitig wuchs mir Lou und ihr Versuch, überall eine passende Lösung für alle zu finden und "Brücken zu bauen", im Verlaufe der Geschichte immer mehr ans Herz. Auch Vince, hinter dessen zunächst ruppiger Fassade ein echter Good Guy steckt, war der perfekte Love-Interest. Die Chemie zwischen den beiden stimmte und wurde ggf. gerade wegen der anfänglichen Abneigung umso besser.

Profi-Tennis und Liebe lassen sich nicht vereinen? Wenn sich die liebe Tante da mal nicht – mehr oder weniger – geirrt hat (denn ganz so einfach ist es dann ja leider doch wieder nicht).

Fazit: Mein bislang liebstes Setting, weil ich Sommerbücher mit Strand und Meer einfach immer noch am meisten mag. Lou und Vince und auch sämtliche Nebencharaktere waren liebenswürdig und authentisch. Die Tante hätte nach meinem Geschmack etwas früher mit ihren Vorurteilen aufräumen dürfen, das hat sich zu lange gezogen und wurde irgendwann nur noch nervig.

4,5*

Bewertung vom 26.09.2024
Immortal Longings
Gong, Chloe

Immortal Longings


sehr gut

Moralische Grauzonen und ein spannender Wettkampf

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir etwas schwer – gerade zu Anfang ist der Schreibstil etwas blumig und anspruchsvoller, was den Lesefluss ein wenig gestört hat.
Es hat ca. 30 Seiten gebraucht, bis ich mich in den Zwillingsstädten San-Er zurechtfinden und die drei Protagonisten zuordnen konnte. Indem die Charaktere praktisch Schlag auf Schlag – teilweise im selben Kapitel – vorgestellt wurden, dauerte es ein wenig, bis man sich in deren jeweiligen Szenen zurechtfand. Dass hier in der dritten Person geschrieben wurde, hat der Zuordnung allerdings sehr geholfen. Ich lese grds. lieber in der Ich-Perspektive; für dieses Buch war der neutrale Erzähler aber definitiv die richtige Wahl und hat sich auch nicht sperrig gelesen.

Die Charaktere sind allesamt relativ zielorientiert und moralisch grau angehaucht, ohne dass die moralisch verwerflichen Taten aber allzu sehr im Buch thematisiert oder reflektiert wurden. Immortal Longings ist eine action-geladene Geschichte mit Protagonistin, die einen eigenen moralischen Kompass haben und die man kennenlernt, ohne je zu wissen, wie sie sich schlussendlich entscheiden. Obwohl ich insbesondere bei Calla und Anton zum Ende hin das Gefühl hatte, sie wirklich zu kennen, konnten sie mich trotzdem beide noch mit ihren Handlungen überraschen. Die Autorin hat es geschafft, authentische Charaktere zu erschaffen, die auch nach 400 Seiten noch mysteriös auf den Leser wirken.

Der Plot war dicht gesät mit Actionszenen, die wie ein Film vor meinem inneren Auge abliefen. Der Wettkampf nahm die zentrale Rolle ein, nebenher gab es aber noch mehrere Erzählstränge, die sich gut in die Hauptgeschichte einfügten: Hinterhalte, Geheimnisse, Mord und Totschlag – und das alles im Namen der Liebe und der Macht unter dem Deckmantel der Rechtschaffenheit.

Immortal Longings ist mehr Fantasy als Romantasy, der Romance-Anteil kommt erst spät. In der ersten Hälfte ist davon nicht einmal ein Hauch zu spüren und eine wirkliche Entwicklung dahin gibt es erst im letzten Viertel. Zwar war die Liebesgeschichte gut umgesetzt und für den Handlungsverlauf zum Ende hin auch sehr wichtig, jedoch keinesfalls Hauptaugenmerk der Geschichte.

Das Finale war dann nochmal richtig spannend und hielt die ein oder andere überraschende Wendung bereit. Natürlich wurde jedoch noch nicht alles an Geheimnissen und Intrigen aufgedeckt, es bleibt also spannend hinsichtlich Band 2.

Fazit: Immortal Longings glänzt durch die schnelllebigen, bildlichen Action-Szenen, den gut umgesetzten, intelligenten Plot und durch mysteriöse Charaktere (insbesondere bei August bin ich bis jetzt nicht sicher, ob er selbst überhaupt wusste, ob er zu den Guten oder Bösen gehört). Die hauchzarte Liebesgeschichte ist gut umgesetzt, aber keinesfalls explosiv und nimmt nur wenig Raum im Buch ein. Wer sich also primär wegen der Vermarktung als „Enemies to Lovers“ auf Immortal Longings freut und auf eine Romanze à la Fourth Wing oder ACOTAR hofft, dessen Erwartungen werden vermutlich enttäuscht.
4,25 *

Bewertung vom 19.09.2024
Spellshop
Durst, Sarah Beth

Spellshop


ausgezeichnet

Süß, aber belanglos

Ich mochte den Einstieg in das Buch sehr gerne. Es entsteht sofort Spannung und man bekommt schnell ein Gefühl für Kieras Charakter. Die Szene war auch so bildlich beschrieben, dass ich mich wunderbar in diese neue Welt hineinversetzen konnte. Caz als sprechende Zimmerpflanze, die immerzu Angst hat, von Tieren gefressen zu werden, war dabei unfassbar witzig.

Auch die Flucht und Ankunft auf der Insel waren sehr interessant. Man erkennt schnell, dass beide Hauptcharaktere eher zurückgezogen leben und sehr schüchtern sind. Kiera traut sich kaum aus dem Haus und wird sozusagen zu ihrem Glück gezwungen, als plötzlich der (ebenfalls leicht eremitische) Nachbar auf der Matte steht (oder so ähnlich...).

Leider hat dieses Buch ab diesem Zeitpunkt aber rasant an Fahrt verloren. Es war irgendwann anstrengend, Kieras Gedankengang zu folgen – v. a. weil diese innere Unruhe den ganzen Hauptteil über der einzige Konfliktpunkt zu sein scheint. Ich bin eigentlich ein Fan davon, wenn innere Konflikte im Vordergrund stehen, aber hier haben sie sich im Laufe des Buches leider tot gelaufen und für mich kam der nächste Spannungsbogen viel zu spät (denn auch Cozy Fantasy kann spannend sein).

Den späteren Neuzugang, den Cactus Miep, fand ich richtig knuddelig. Frischen Wind in die Geschichte haben aber nur Caz‘ Auftritte und die lebendige Bäckerin gebracht.
Ich würde The Spellshop auch nicht als Romantasy betiteln, weil es sich für mich schlichtweg nicht nach einer Liebesgeschichte angefühlt hat. Da war keinerlei Spannung zwischen den Protagonisten und mir wäre es lieber gewesen, wenn sich in diesem Fall eine rein freundschaftliche Beziehung zwischen Kiera und Larran entwickelt hätte.

Der finale Konflikt rund um das Verbot, Magie auszuüben, fand ich im Weltgefüge des Buches sehr gelungen. Insgesamt war das Worldbuilding interessant, lebendig und farbenfroh, ohne kompliziert zu sein. Fabelwesen muss man allerdings mögen, davon gibt es hier nämlich einige.

Fazit: Das Buch hatte im Hauptteil leider einige spürbare Längen. Auch die erhoffte Liebesgeschichte war flach und unausgegoren. Insgesamt ein gutes, locker-leichtes Buch für Zwischendurch ohne höheren Anspruch.
3*

Bewertung vom 19.09.2024
Starling House
Harrow, Alix E.

Starling House


ausgezeichnet

"Southern Gothic" mit viel Herz und Seele

Starling House ist der Inbegriff von einem guten, irgendwie heimelig wirkenden Herbstbuch: zum Teil recht düster, eine eigenartige, mystische Grundstimmung und ganz viel Nebel. Es ist nicht sonderlich gruslig, man verspürt als Leser aber durch den mystischen Effekt und das Verhalten der Personen, dass irgendetwas nicht ganz mit rechten Dingen zugeht. Für mich war es ein absolutes Stimmungsbuch – nicht wirklich Fantasy, aber auch nicht wirklich keine Fantasy. Mit anderen Worten: Southern Gothic (Fantasy).

Ich fand das erste Aufeinandertreffen der Protagonisten Opal und Arthur sehr eindrucksvoll beschrieben. Die beiden sind so unterschiedlich und passen doch so gut zusammen – nicht einmal unbedingt als Paar (die Liebesgeschichte ist auch eher ein kleiner Neben-Erzählstrang), sondern als Fremde, die sie langsam kennen und mögen lernen. V. a. da beide Charaktere mit vielen Eigenarten sind, macht es umso interessanter, ihnen dabei zuzusehen, wie sie einander näherkommen.
Auch die Nebencharaktere wurden unfassbar gut getroffen: Jasper, Opals Bruder, der sich häufig übergangen fühlt und denkt, er müsste sich aufgrund äußerer Umstände in eine Form pressen lassen, gleichzeitig aber viel mehr mitbekommt als alle denken; die griesgrämige Bev mit harter Schale, aber weichem Kern etc.
Die Antagonisten der Geschichte darf man natürlich auch nicht vergessen; und es gab viele... Dieses Buch hatte eine bestimmte Szene, in der ich so unfassbar wütend wurde, dass ich es erst einmal zur Seite legen und mich beruhigen musste, sonst hätte ich es vermutlich an die nächste Wand geworfen – und so zur Weißglut treiben mich die „Bösewichte“ sonst nur selten. Sagen wir einfach, dass ich einen enormen Hass auf eine gewisse Elisabeth Baine habe und den Namen Gravely nicht mehr hören kann. Lustig, dass diese Personen eigentlich gar nicht die Haupt-Kontrahenten waren... das zeigt mal wieder, dass Menschen immer noch die größten Monster sein können.

Der Schreibstil hat mir in diesem Buch richtig gut gefallen und war an der ein oder anderen Stelle richtiggehend poetisch. Auch die Fußnoten, die ich in Romanen eigentlich nicht gerne sehe, weil sie mich aus dem Lesefluss reißen, waren hier nicht zu dicht gesät, daher unaufdringlich und tatsächlich informativ und teilweise auch ironisch lustig. Insgesamt hat die Autorin im Buch hin und wieder Formatierungen gespielt, die ich sehr kreativ fand.

Mein Highlight war, wie gut diese kurze Geschichte sehr viele Themen auf vergleichsweise wenigen Seiten umsetzen konnte: „Arm gegen Reich“, Verpflichtungen, Aufopferung, Rache, Schmerz, Trauer, Liebe, Schuld, Hilflosigkeit, Familie, Hoffnung. Dieses Buch hat die gesamte Bandbreite an Gefühlen parat.

Fazit: Ein wunderbares Buch mit ganz viel Herz und Seele, aber durchaus düsteren Themen zum Ende hin. Es hat etwas gedauert, bis ich fertig war, aber das Buch war etwas ganz Besonderes. Man sollte einigermaßen blind in die Geschichte starten und sie sich entfalten lassen. Es war interessant, die kleinen Puzzleteile langsam an ihren Platz rutschen zu sehen und das Gesamtbild Schritt für Schritt zusammenzusetzen.
5*

Bewertung vom 05.09.2024
Almost isn't enough. Whispers by the Sea / Secrets of Ferley Bd.1
Bright, Jennifer

Almost isn't enough. Whispers by the Sea / Secrets of Ferley Bd.1


ausgezeichnet

Ernste Themen, fesselnde Umsetzung und Taschentuch-Alarm


Almost isn’t enough (1) ist eine Mischung aus „Enemies to Lovers“ Romance, einer etwas größeren Prise Krimi und einer gehörigen Dosis Herzschmerz.

Die Protagonisten und deren Interaktionen wirkten wie aus dem echten Leben: vielseitig, mit ihren eigenen Interessen und Päckchen zu tragen. Ich fand es insbesondere lustig, wie voreingenommen und irrational Summer anfangs Ares gegenüber war. Ares hingegen war facettenreich und charmant, auch wenn er Summer ganz eindeutig mit seinem Verhalten auf die Palme bringen wollte – gleichzeitig blieb er für mich aber eine sehr lange Zeit unnahbar. Gerade bei ihm muss ich sagen, dass sein Charakter mit Blick auf den kompletten Handlungsverlauf sehr gut und subtil umgesetzt war.

Der Plot entwickelte sich von einem „Ich mag ihn nicht“ hin zu einem „Wer hat das Haus meiner Eltern angezündet?“ (kein Spoiler, wird schon im Prolog angesprochen). Diese zusätzliche Krimi-Storyline hat dem Buch in der zweiten Hälfte nochmal einiges an Spannung verschafft und sich sehr harmonisch in die Liebesgeschichte eingefügt.

Besonders hervorheben möchte ich, wie toll ich Summers – und später auch Ares‘ – Freundesgruppe finde. Auch hier waren die Beziehungen komplex und vielschichtig; der Zusammenhalt untereinander wunderschön. (Ich freue mich schon darauf, Damian in Band 2 näher kennenlernen zu dürfen.)

Auch beim nochmaligen Durchblättern finde ich kaum einen Kritikpunkt zu diesem Buch. Die Charaktere und die Entwicklung der Liebesgeschichte waren in meinen Augen perfekt. Für mich war die Auflösung dazu, was es mit der Brandstiftung auf sich hatte, leider etwas zu vorhersehbar, aber nachdem dieser Handlungsstrang nicht Haupt-Augenmerk des Buches war, fand ich das nicht weiter störend. Außerdem brauchte ich einige Tage länger als gewöhnlich, um durch das erste Drittel des Buches zu kommen, wodurch sich die Geschichte etwas gezogen hat – aber das lag wohl eher an meiner leichten Lesemüdigkeit während dieser Zeit.

Disclaimer: Mich hat schon eine Weile kein Buch mehr so sehr zum Weinen gebracht.

Disclaimer 2: Lest unter keinen – keinen!!! – Umständen das Nachwort, bevor ihr nicht das Buch fertiggelesen habt. Ich wollte nachschauen, wie viele Seiten es hat – und habe mich so gottlos gespoilert, dass ich mich immer noch darüber ärgere.

Fazit: 4,5 Sterne – meine Meinung, ob das meinem Gefühl nach nun eher noch 4 oder schon 5 Sterne sind, schwankt stetig, also wird jetzt einfach aufgerundet. 5 Sterne

Bewertung vom 26.08.2024
Das verratene Herz / Empire of Sins and Souls Bd.1
Kehribar, Beril

Das verratene Herz / Empire of Sins and Souls Bd.1


sehr gut

Düster, spannend, blutig - ansprechender Auftakt einer Reihe


Aufmachung:
Selten habe ich ein Buch gesehen, das mich durch die Aufmachung bereits so sehr angesprochen hat wie dieses. Das Cover deutet bereits erkennbar auf die düstere Stimmung hin, die sich zwischen den Buchdeckeln entfalten wird. Auch der blutrote Rosen-Farbschnitt passt einfach perfekt.

Plot:
Ich liebe düstere, Gothic-artig anmutende Geschichten, daher wusste ich, dass ich zu Empire of Sins and Souls unbedingt greifen muss. Das Buch fängt mit einem großen Paukenschlag an, der mich sogleich in die Geschichte gesogen hat.
Tatsächlich hat es mich auch nicht gestört, dass im Anschluss erst einmal ein Rückblick eingebaut wurde. Diese stilistische Wahl der Autorin kann ich gut nachvollziehen und hatte bei mir auch die beabsichtigte Wirkung.
Im Laufe der Geschichte fand ich allerdings, dass die Spannungskurve etwas absackte. (Das hatte mehrere Gründe, dazu komme ich gleich noch.) Die Suche nach den Reliquien war zum Teil sogar nahezu verwirrend (Spiegelszene) und ich kam mit den unterschiedlichen Lords, die erwähnt wurden, durcheinander – dafür gibt es im hinteren Teil des Buches allerdings einen Glossar, der Abhilfe schaffen kann.

ÜBRIGENS: Der Klappentext ist in meinen Augen irreführend - ich würde empfehlen, das letzte Drittel des Inhaltsangaben-Absatzes nicht zu lesen. Die dort erwähnte Person taucht auf Seite 380 zum ersten Mal wirklich auf - von insgesamt 386 Seiten. Ein halbes Buch lang darauf zu warten, dass ein Konflikt entsteht, der dann nicht kommt, ist doch leicht unzufriedenstellend.

Charaktere:
Ich hätte mir gewünscht, dass sich Zoé etwas stärker mit ihrer Gefühlswelt hätte auseinandersetzen dürfen. Zwar bekommt man hin und wieder einen Blick hinter die Kulissen, aber insgesamt hat es ihrer Charakterentwicklung nicht gutgetan, ihre Emotionen gegen Null herunterzudrehen. Ein Charakter muss für den Leser nachvollziehbar handeln. Zumindest brauche ich das, damit ich ein Gefühl für die Protagonistin und ihre Handlungen bekomme. Stattdessen wurde hier nur das Nötigste getan. (Auch dafür gibt es eine Erklärung, die absolut nachvollziehbar ist. Das bringt aber nichts, wenn ich die Protagonistin dadurch nicht kennen- und lieben lernen kann.)
Ich mag Alexei als Charakter nicht. Gar nicht. Er ist zu inkonsequent nett und dann wieder „böse“; mitfühlend und dann wieder kalt. (Und bloß als Vergleich: seine Generalin Nika war auch ein Wechselbad der Gefühle, aber ihr habe ich es abgekauft.) Als Charakter, insbesondere als Love Interest, hat er einfach nicht funktioniert.
Es gab auch keine Chemie zwischen ihm und Zoé – und das war ein Problem, weil sich das Buch nach und nach stärker auf die Liebesgeschichte konzentriert hat. Ich habe aber so eine Ahnung, dass eine gewisse, neu erschienene Person im zweiten Teil ohnehin die Perspektiven etwas verrücken wird, daher konnte ich darüber hinwegsehen.

Schlusswort:
Zwischen dem Beenden des Buches und der Rezension liegt etwas weniger als eine Woche. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr rücken die (wenigen) negativen Details und die etwas langatmigen Stellen in den Hintergrund und desto mehr wird mir klar, wie viele meines Erachtens wirklich spannende und ausdrucksstarke Momente dieses Buch hatte. Daher hebe ich meine ursprüngliche Einschätzung von 3,5 Sternen nun auf 4 Sterne an.
Jetzt heißt es, bis November auf den zweiten Teil zu warten.

WARNUNG:
Die Altersempfehlung von 18+ sowie die Trigger-Warnung bitte beachten, im Buch wurden v.a. in den ersten ca. 50 Seiten durchaus schwer verdauliche Themen recht eindrücklich beschrieben.

Bewertung vom 01.07.2024
Forever Never
Score, Lucy

Forever Never


weniger gut

Platt, ideenlos und zu viel schlechter Spice


Ich bekomme langsam die leise Vorahnung, dass Lucie Scores Bücher für mich jeweils zu 50% ein Hit or Miss sind – und „Forever Never“ muss ich leider in die zweite Kategorie einordnen.

Den Anfang des Buchs fand ich dabei noch recht amüsant: So zum Beispiel, wie sich sämtliche Einwohner in typischer Kleinstadt-Manier für sämtliche Detail aus dem Privatleben von Einzelpersonen interessieren.

Auch wie absolut unfähig Brick ist, Remi auch nur irgendeine Kleinigkeit abzuschlagen, war zu Anfang noch lustig. Die ganze Situation wurde aber recht schnell abstrus, denn dass die beiden aufeinander stehen, und das wohlgemerkt schon seit Jahren, ist allen bewusst außer den Protagonisten selbst. Das hindert sie aber nicht daran, bei jedem Aufeinandertreffen nur an DAS EINE zu denken. Man könnte meinen, es mit zwei hormongesteuerten Teenagern und nicht mit sehr erwachsenen Menschen zu tun zu haben.

Die Versessenheit auf Spice wurde leider im Laufe des Buchs auch nicht weniger, sondern mehr. Und dabei habe ich grundsätzlich gar nichts dagegen. Hier hat es sich bloß überhaupt nicht harmonisch in die Geschichte eingefügt und sich stattdessen irgendwie klobig – ein besseres Wort fällt mir gerade nicht ein – angefühlt (dabei weiß ich aus ihren anderen Büchern, dass die Autorin gerne viele Spice-Szenen schreibt und das durchaus auch gut umsetzen kann).

Trotz des eigentlich wie üblich ausgeprägten Thrill-Elements (hier in Form eines gewalttätigen Ehemanns einer Freundin, der seine Frau umbringen will), war die Geschichte viel zu vorhersehbar. Ich hatte leider einige Augenblicke, in denen ich kurz davor war, das Buch abzubrechen – viel verpasst hätte ich tatsächlich auch nicht. Insgesamt hat sich „Forever Never“ für mich wie ein schlechter Abklatsch ihres Buchs „Things we never got over“ gelesen, aber ohne die funkensprühende Spannung zwischen den Charakteren.

Zum Schluss wurde es nochmal interessant, aber auch hier: zu vorhersehbar.


Fazit: Mehr als 2 Sterne sind leider nicht drin.

Bewertung vom 01.07.2024
Four Secrets to Share / Breaking Waves Bd.4
Moninger, Kristina

Four Secrets to Share / Breaking Waves Bd.4


ausgezeichnet

Über Freundschaft, Liebe und Zugehörigkeit


Von den vier Freundinnen, denen ich im Laufe der „Breaking Waves“-Reihe begegnet bin, ist Lee in meinen Augen der komplexeste und am besten ausgearbeitete Charakter. Man merkt es bereits an der Erzählstimme (wieder in Ich-Perspektive): Lee lebt ihren Sarkasmus v.a. auf den ersten ca. 100 Seiten mit Leib und Seele.

Was den Aufbau des Buches betrifft, war ich ein wenig überrascht. Die ersten hundert Seiten ist Lee zunächst nicht einmal auf Harbour Bridge und trifft, endlich angekommen, auch sehr lange nicht auf ihren Love Interest – Parker. Und trotzdem war es keineswegs langweilig, sondern ganz im Gegenteil eine absolute Bereicherung, während dieser Zeit in Lees Kopf blicken zu dürfen und etwas mehr zu verstehen, was sie an- und umtreibt, wie sie tickt und welche Glaubenssätze sie sich selbst aufoktroyiert.

Im Laufe der Geschichte erfährt man in kleinen Portionen immer mehr, was damals zwischen Lee und Parker geschehen ist, sodass ihre Beziehung derart in die Brüche gehen konnte. In der Gegenwart war der Umgang der beiden miteinander herzerwärmend, insbesondere wie sie zu Anfang umeinander herumgetanzt sind und sich kaum getraut haben, den anderen überhaupt wahrzunehmen. Gleichzeitig wurden sie aber wie zwei Magnete voneinander angezogen. Während ich in den ersten zwei Bänden der Breaking Waves echte Probleme hatte, die Anziehung zwischen den Protagonisten nachzuvollziehen, fiel es mir bei „Four Secrets to Share“ geradezu kinderleicht.

Ich fand es etwas schade, dass in diesem letzten Band erst recht spät die Freundesgruppe zusammengetrommelt wurde und der ganze Mystery-Fall rund um Josie einigermaßen kurz geraten ist. Gerade dadurch, dass es sich um einen Reihenabschluss handelt, hätte ich als Leserin gerne etwas mehr Zeit gehabt, mich von allen Charakteren besser verabschieden zu können. Andererseits war bezüglich Josies Fall bereits durch die ersten drei Bände so gut wie alles gesagt; die „Entdeckungen“ in Band 4 konnte man sich da gut und gerne schon selbst zusammenreimen.

Einziger Minuspunkt – und für mich ein halber Stern Abzug – sind die Rückblicke. Manche Szenen wurden z. T. in allen vier Bänden – natürlich aus jeweils anderer Perspektive – beleuchtet, und das wurde mir mit der Dauer zu repetitiv. Allerdings gab es auch einige Rückblicke auf Szenen, in denen nur Lee und Josie anwesend waren (und daher für den Leser auch bislang unbekannt); diese wiederum waren sehr interessant. Von den anderen Bänden habe ich in Erinnerung, dass Josie eigentlich immer eher fies zu Lee war. Dieser Band hat die Beziehung zwischen den Freundinnen in ein anderes, schöneres Licht gerückt.


Fazit: 4,5 Sterne