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FranZiM

Bewertungen

Insgesamt 15 Bewertungen
12
Bewertung vom 04.04.2024
Ostseefinsternis / Pia Korittki Bd.19
Almstädt, Eva

Ostseefinsternis / Pia Korittki Bd.19


ausgezeichnet

„Ostseefinsternis“ – ist ein „klassischer“ Pia Korittki-Fall, genauso wie ich die Bücher von Eva Almstädt um eine meiner Lieblingsermittlerinnen mag und liebe! An sich ist das Buch wieder ein abgeschlossener Kriminalfall, der auch einzeln gelesen werden kann. Um Pias Privatleben und die Handlungen der einzelnen Protagonisten zu verstehen oder nachvollziehen zu können, braucht man aus meiner Sicht eigentlich schon das Wissen aus den vorherigen achtzehn Bänden, da viele Dinge miteinander verknüpft sind. In „Ostseefinsternis“ hat Pia mit ihrem inzwischen siebenjährigen Sohn Felix einen zweiwöchigen Urlaub an der Ostsee geplant, um mit Marten in seinem neuen Haus viel Familienzeit miteinander zu verbringen und Felix endlich mehr Sicherheit im Schwimmen zu geben, da er für einen Bronzekurs angemeldet ist. Doch aufgrund akuten Personalmangels muss Pia kurzfristig einspringen als in dem zwei Dörfer weiter gelegenen Kaltenbrode ein toter Mann aufgefunden wird. Sie versucht sich zwar erst aus der Ermittlung etwas herauszuhalten, aber Pia wäre nicht Pia, wenn sie nicht schon nach den ersten Stunden in einen Gewissenskonflikt gerät und die Leitung der Mordermittlung übernimmt. Für Marten und Felix ist das aber kein Grund traurig über den abgesagten Urlaub zu sein, sondern sich eher über die viele Vater-Sohn-Zeit zu freuen. So kann Pia sich gemeinsam mit ihrem Lieblingskollegen Heinz Broders in die Ermittlungen stürzen und da gibt es einiges aufzuklären: in Kaltenbrode leben anscheinend zwei verfeindete Familien, denen die meisten Dorfbewohner zugehören. Warum die Familien spinnefeind sind, kann kaum jemand sagen, es wird aber anscheinend von Generation zu Generation weitergegeben, bis Stella Böttcher und Benno Hagendorf eine Affäre miteinander beginnen. Diese scheint im Dorf eher ein „offenes Geheimnis“ zu sein, wird aber von fast allen befragten Personen als „nicht akzeptabel“ eingestuft. So kommen Pia und Borders von einer Befragung zur nächsten, weil immer mehr Familienangehörige auf beiden Seiten auftauchen. Dabei erscheinen die meisten von ihnen – wie immer bei Pias Ermittlungen – als unsympathisch und mit einem möglichen Motiv. Doch lange Zeit tappt sie im Dunkeln.
Wie immer schafft Eva Almstädt die richtige Mischung zwischen Kriminalfallerzählung und kürzeren Berichten aus Pias Privatleben. Felix ist inzwischen ja auch deutlich größer und so sind die Dialoge zwischen ihm und Pia deutlich wortgewandter und gewitzter geworden, was mir persönlich sehr gut gefällt. Spannungsreich und energiegeladen bis zur letzten Zeile ist auch der neunzehnte Fall von Pia Korittki ein wahrer Krimigenuss.

Bewertung vom 01.06.2023
Der Teufelshof / Akte Nordsee Bd.2
Almstädt, Eva

Der Teufelshof / Akte Nordsee Bd.2


sehr gut

Das Geheimnis liegt im Detail

Fentje Jacobsen soll ihren alten Schulkameraden Henning Fehnsen juristisch vertreten. Am Tag zuvor war sie noch auf der Hochzeitsfeier von Henning und seiner Frau Anna und hat mit diesen ihren neuen gemeinsamen Lebensabschnitt gefeiert. Doch am nächsten Tag entdeckt die Nachbarin die Eltern von Henning erschossen im Ehebett, er selbst liegt schwerverletzt im Flur und Hennings Frau Anna ist zunächst verschwunden. Da Fentje im ersten Band der Akte Nordsee bereits einen großen Erfolg in der Verteidigung ihres Mandaten erzielen konnte, möchte Henning nur sie als Anwältin zulassen, auch wenn ihr eigenes Verhältnis zueinander nicht unbedingt freundschaftlicher Natur ist. Doch schwierige Fälle scheinen Fentjes Ehrgeiz zu beflügeln und so beginnt sie wieder eigene Nachforschungen anzustellen, um die Unschuld von Henning zu beweisen.
Auch Niklas John versucht Licht in den Fall zu bringen und zögert nicht einige journalistische Kontakt spielen zu lassen, da er Anna aus seiner Jugend kennt und sich ihr auf eine gewisse Art und Weise noch immer ein wenig verbunden zu fühlen scheint. Lange Zeit ermitteln die beiden gemeinsam, bis es für Niklas ganz schön brenzlig wird und sie ihre beiden Ermittlungsansätze zusammenbringen müssen, um sich einerseits selbst zu schützen, andererseits aber auch um den entscheidenden Recherchedurchbruch zu erzielen.
Der zweite Band der Akte Nordsee beginnt überraschend, da Fentje und Niklas sich anscheinend nicht viel näher gekommen sind und es auch lange Zeit dauert bis sie gegenseitigen Kontakt suchen. Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt sehr flüssig, sodass sich das Buch sehr gut lesen lässt und durch die eingeführten Personen und den Lokalkolorit ist auch sehr unterhaltsam. Nur die Spannung lässt zunächst länger auf sich warten, sodass der zweite Teil nicht ganz an den ersten Band der Reihe herankommt. Ich hoffe trotzdem auf mindestens einen weiteren Band der unterhaltsamen Reihe!

Bewertung vom 13.04.2022
Ostseekreuz / Pia Korittki Bd.17
Almstädt, Eva

Ostseekreuz / Pia Korittki Bd.17


sehr gut

Arbeit als Heilmittel
Pia Korittki ist noch sichtlich angeschlagen, nachdem sie vor ein paar Wochen von dem Mörder Albrecht Lohse, der sie zu seinem persönlichen Objekt erklärt hat, entführt und beinahe vergewaltigt wurde. Nur durch die unermüdliche Arbeit von ihrem Freund und Kollegen Marten Unruh konnte sie gerettet werden. Doch Albrecht Lohse ist entkommen. Marten gönnt sich selbst jedoch keine Pause, sondern versucht die Spur von Lohse zu finden und ihn für alle Zeiten hinter Gitter zu bringen, damit Pia, Felix und er endlich als Familie zusammenwachsen können. Dies ist die Rahmenhandlung zu Beginn von Ostseekreuz. Damit schließt das Buch nahtlos an den Vorgängerband „Ostseefalle“ an.
Um sich zu erholen, mit der Vergangenheit abzuschließen und da sie ohnehin unter Personenschutz steht, muss Pia sich eingestehen, dass sie eine deutliche Pause von ihrer Arbeit als Kommissarin benötigt. Daher beschließt sie für eine gewisse Zeit in ein Kloster zu gehen. Die Trennung von ihrem Sohn Felix fällt ihr zwar schwer, aber da Felix ebenfalls unter Personenschutz stehend bei seinem Vater Hinnerk gut aufgehoben ist, schafft sie sich auch im Privaten einen gewissen Freiraum für die Auszeit.
Im Kloster angekommen ist es aber noch kurzer Zeit vorbei mit der angestrebten Ruhe! Noah, der Novize entdeckt Bruder Zacharias tot in einer Kirchenbank. Die externen Ermittler können jedoch nach kurzer Zeit Fremdeinwirkungen feststellen – die beängstigende Vermutung bestätigt sich: ein Mord in den abgeschlossenen Mauern eines Klosters. Als Täter kommen also nur die sechs Gäste des Klosters, darunter auch Pia, sowie die Mönche und festen Angestellten in Frage. Bei den Ermittlungen im Kloster tauchen zudem viele andere Entdeckungen auf: ein altes Kreuz und zwei weitere Leichen werden gefunden. Bei den vielen losen Enden bleibt Pia fast keine andere Wahl als verdeckte Ermittlungen aufzunehmen.
Nachdem „Ostseefalle“ das Muster der Pia Korittki-Fälle ziemlich durchbrochen hat, reiht sich der neue Band wieder gut ein: es gibt viele skurrile Gestalten, die auf den ersten Blick alle ein wenig verdächtig wirken, dann nimmt die Spannung deutlich an Fahrt auf, Pia gibt den entscheidenden Hinweis, kommt dabei natürlich wieder kurz in Lebensgefahr, Happy-End. Das ist schlussendlich alles, was ein gelungener Korittki-Fall braucht! Auch gewinnt Pia durch ihr Tun wieder an Selbstvertrauen zu ihren ermittlerischen Fähigkeiten und kuriert sich so gesehen selbst. Zudem werden die zwei offenen Fragen der Rahmenhandlung, die Verfolgung Albrecht Lohses sowie die Vaterschaft von Felix geklärt. Nebenbei werden zwei gesellschaftliche Tabu-Themen angesprochen: Kinderlosigkeit und Kinderwunsch bei Männern und öffentlich-bekannte psychologische Therapie, worüber ich sehr dankbar bin! Ich hoffe trotzdem, dass es noch weitere Bände mit Pia geben wird!

Bewertung vom 30.08.2021
Unerschrocken / Die Rebellinnen von Oxford Bd.2
Dunmore, Evie

Unerschrocken / Die Rebellinnen von Oxford Bd.2


ausgezeichnet

„Die Rebellinnen von Oxford – Unerschrocken“ ist der zweite Band einer Romanreihe von Evie Dunmore aus dem Genre historische Liebesromane. Allerdings handelt es sich um eine an sich abgeschlossene Handlung, sodass der Inhalt aus dem ersten Band zum Verstehen der Geschichte nicht zwingend notwendig ist. Da die Protagonisten der einzelnen Bände jedoch wiederkehrend auftauchen sowie deren individuelle Geschichten in kurzen Nebenpassagen weitererzählt werden, empfehle ich die Reihenfolge der einzelnen Bände zu beachten.
Protagonistin des zweiten Bandes ist Lucie Tedbury, die bei ihrer Familie in Ungnade gefallen ist, ihren Lebensunterhalt selbstständig bestreitet, sich zur Anführerin der regionalen Frauenrechtsbewegung entwickelt hat und nun versucht einen Verlag zu kaufen, um damit die weibliche Leserschaft bezüglich der, von der Frauenrechtsbewegung angestrebten Rechte, Möglichkeiten und Ziele aufzuklären und zur Unterstützung aufzurufen. Gleichzeitig weiß sie nicht, dass Tristan Ballentine, berüchtigter Verführer und ihre persönliche Nervensäge aus Kindertagen ebenfalls Interesse am Verlag hegt. Allerdings möchte er sich an dem Unternehmen wirtschaftlich beteiligen, um finanzielle Unabhängigkeit von seinem Vater zu erreichen. Sobald die beiden räumlich aufeinandertreffen, sind Auseinandersetzungen und Wortgefechte vorprogrammiert. Allerdings wird Lucie vollkommen von der körperlichen Anziehung und der zwischenmenschlich-aufgeheizten Atmosphäre überrascht, die sie mit einem Mal verspürt, als sie Tristan nach einigen Jahren zum ersten Mal erneut begegnet. Und zu ihrem Unmut finden die Begegnungen nun regelmäßig statt, da sie beide gleichwertige Anteile des Verlages erringen. Lucie ist jedoch auch klar, dass sie ihre frauenrechtlichen Ziele damit nur eingeschränkt weiterverfolgen kann und so beschließt sie einen Weg zu finden, die Mehrheit der Verlagsrechte zu bekommen. Tristan scheint davon nicht gänzlich abgeneigt, ist jedoch nur bereit ihr diese Möglichkeit mit der Einwilligung in ein unmoralisches Angebot zu gewähren: Lucie soll eine Nacht mit ihm verbringen. Lucie ist hin und her gerissen. Einerseits kann sie aus moralischen und persönlichen Gründen dieses Angebot niemals annehmen, andererseits wird die Anziehung mit jeder Begegnung und der Aussicht auf gemeinsame Liebesstunden stärker.
Ich habe bisher noch keinen historischen Liebesroman gelesen. Nach der Lektüre dieses Buches sind aber alle meine Vorstellungen dieses Genres mehr als übertroffen worden. Das Buch ist eine tolle Mischung aus historischen Gegebenheiten, über die die LeserInnen gut informiert werden ohne das eine Langeweile aufkommt, einem sehr guten Spannungsbogen mit einigen Cliffhängern an den Kapitelenden, der es LeserInnen schwer fallen lässt das Buch aus den Händen zu legen und einem sehr gelungenen Schreibstil, der flüssig und modern ist, gleichzeitig aber durchaus die historischen Dialog-Konventionen berücksichtigt und damit einem die Szenerie bildlich vor dem inneren Auge entstehen lässt. Kombiniert wird diese äußerst gelingende Konzeption mit Hauptcharakteren, die einem sofort ans Herz wachsen, Nebencharakteren, die viel Abwechselung in die Handlung bringen und einer erotischen Spannung zwischen Lucie und Tristan, die LeserInnen förmlich zwischen den Seiten spüren können. Letztendlich ist es für mich aber die Entwicklung, die die beiden nehmen, die mich dazu veranlasst das Buch buchstäblich in mich einzusaugen, bis das Lesevergnügen zu Ende ist. Ich habe mit diesem Buch ein absolutes Lese-Jahreshighlight erlebt, eine neue Lieblings-Buchreihe gefunden, ein neues und lesenswertes Genre für mich entdeckt und bin auf eine neue Autorin aufmerksam geworden, die hoffentlich noch weiteren Inhalationsstoff liefern kann.

Bewertung vom 30.03.2021
Ostseefalle / Pia Korittki Bd.16
Almstädt, Eva

Ostseefalle / Pia Korittki Bd.16


gut

Spannung pur – aber anders als gewohnt

Pia ist wieder im Einsatz – und das in ihrem sechzehnten Fall beim K1 in Lübeck. In einem alten Bauernhaus wird ein Totenschädel gefunden. Als sich die neuen Besitzer des Hauses in der Umgebung erkundigen wird ihnen bewusst, dass es sich um den Schädel eines vor zehn Jahren verschwundenen und nie gefundenen Mädchens handeln könnte. Deswegen informieren sie die Polizei über ihren Fund, sodass Pia in die Ermittlungen einbezogen wird. Da es sich zunächst aber um einen möglicherweisen Cold-Case handelt, soll sie die Ermittlungen zunächst allein leiten. Einerseits freut Pia sich sehr, dass sie zum ersten Mal einen eigenen Fall von ihrem Vorgesetzten Manfred Rist zugesprochen bekommen hat. Andererseits bekommt sie aber kaum Unterstützung bei den Ermittlungen, sodass sie quasi wieder einmal auf sich allein gestellt ist. Und womit niemand gerechnet hat, läuft Pia damit direkt in eine gezielt geplante Falle….
Zu Beginn der Handlung ist der Leser wieder direkt im Geschehen: Pia bekommt einen neuen Fall und stürzt sich voller Eifer in die Nachforschungen. Nebenbei kümmert sie sich liebevoll um ihren Sohn Felix. Und auch Marten Unruh scheint wieder vermehrt in Pias Leben Platz zu finden. Er möchte sogar einen erneuten Vaterschaftstest durchführen, um zu überprüfen, ob Felix nicht doch sein Sohn ist. Geschickt werden auch hier von der Autorin Zweifel gesät, da aus Hinnerks Sicht Felix ganz anders zu sein scheint als er selbst.
Doch nach ca. einem drittel wird die ganze Handlung von der gestellten Falle in Anspruch genommen. So geraten die weiteren Handlungsoptionen wie die Beziehung von Pia und Marten, der offene Vaterschaftstest und der Cold Case zunächst ziemlich in den Hintergrund der Handlung. Allerdings ist die Spannung über den weiteren Verbleib von Pia kaum auszuhalten, sodass die Lesezeit nur so dahinfliegt. Zum Schluss werden die Fälle meiner Meinung nach gut miteinander verknüpft und es entsteht eine logische Erklärung. Allerdings erscheint mir das Motiv des Täters eher konstruiert und wenig nachvollziehbar. Ich bin schlussendlich sehr zerrissen: Einerseits ist das Buch wie immer: tolle Spannung, verschiedene verdächtige Charaktere, verzwickte Geschichte und die Seitenstränge aus Pias Privatleben. Andererseits erscheint das Buch aber eher wie eine Zwischengeschichte zu einem weiteren Band, da viele Fragen offen bleiben und das Buch damit ganz anders endet als alle anderen Bücher: es ist diesmal nämlich kein abgeschlossener Fall, sondern bildet ein offenes Ende bei dem die Frage im Raum steht, ob Pia wohl je wieder ein normales Leben haben wird und weiter in Lübeck ermitteln kann. Als Pia-Fan ist dieses Buch aber trotzdem ein MUSS.

Bewertung vom 30.08.2020
Ein Gefühl von Hoffnung / Ruhrpott Saga Bd.2
Völler, Eva

Ein Gefühl von Hoffnung / Ruhrpott Saga Bd.2


ausgezeichnet

Nichts ist beständiger als die Veränderung

Nach dem ersten wundervollen Teil der „Ruhrpott-Saga“ mit „Ein Traum vom Glück“ hatte ich hohe Erwartungen an den zweiten Teil. Und nach dem Lesen kann ich resümieren, dass diese Erwartungen auf der einen Seite vollkommen gerechtfertigt waren und auf der anderen Seite zu meiner Freude wieder vollkommen erfüllt worden.
Das Leben der Familie Wagner geht nach Katharinas Tod unbeirrt weiter. Inzwischen sind ganze sieben Jahre vergangen. Einiges hat sich verändert; anderes knüpft direkt an die Geschehnisse von vor sieben Jahren an, sodass sich weitere Träume erfüllt und andere aufgegeben werden musste. Dadurch sind zur Episode, in der der zweite Teil spielt, neue Hoffnungen entstanden, die jedoch aufgrund weiterer Veränderungen im Dilemma zwischen Verwirklichung und Aufgabe stehen.
Inge musste ihren Traum vom Abitur und einem anschließenden Studium verabschieden, um ihren kleinen Bruder großziehen zu können. Derzeit arbeitet sich auf Teilzeitbasis in einer Buchhandlung. Derweil plant ihr Verlobter Peter mit immer konkreter werdenden Plänen ihre Hochzeit. Aber irgendwie fühlt sich die Beziehung von Inge eher bedrückend als beglückend an und so steht sie vor der Entscheidung den Weg der Beziehung, Vertrautheit und ein Stück weit der Zukunft einer normalen Hausfrau einzuschlagen oder den Weg der offenen und ungewisseren Zukunft mit der Chance auf eine glücklichere Liebe einzuschlagen.
Auch Johannes Leben verläuft nicht eintönig seit er die erste Liebe seines Lebens aufgeben musste. Inzwischen ist er mit Katharinas Freundin Hannah verlobt; doch auch die beiden scheinen sich im Laufe der Zeit eher zu entfernen als das sie weiter zueinanderfinden. Nebenbei macht er sich große Sorgen um seinen Sohn Jakob. Dieser ist offiziell als Karls Sohn eingetragen, sodass Johannes keine gesetzlichen Recht als anerkannter Vater besitzt. Als Jakob Schwierigkeiten in der Schule bekommt, obwohl er ein außergewöhnliches mathematisches Talent besitzt, stellt dies Johannes vor eine innerliche Zerreißprobe, da er seinem Sohn in der Öffentlichkeit nicht so beistehen und ihn unterstützen kann, wie er möchte. Zusätzlich dazu muss er sich eine neue Liebe eingestehen, die ihn zunächst sehr aus der Bahn wirft.
Und auch die weiteren Charaktere, neben diesen beiden Hauptdarstellern, müssen eine Brücke zwischen Hoffnungen und den realen Erlebnissen überwinden. Bärbel hat ebenfalls mit Problemen in der Schule zu tun, die jedoch eher auf ihre starke Willenskraft, ihre Selbstständigkeit und den Wunsch für ihre Ansichten einzutreten, zurückzuführen sind. Die Nachbarsfamilie um Klaus hat mit der Alkoholsucht und der Medikamentenabhängigkeit der Eltern zu kämpfen, während auch noch der älteste Sohn der Familie, Manfred, mit seinem Verhalten in der Gesellschaft aneckt und dann plötzlich verschwindet. Und Oma Mine versucht die Familie und Nachbarschaft in dem ganzen Chaos zusammenzuhalten, für alle zu Sorgen und zu wenig um sich selbst zu kümmern, sodass das Leben auch für sie eine besondere Wendung einschlägt.
Die begonnene Geschichte der Charaktere wird eine großartige, ansprechende, liebevolle und doch sehr realistische Weise weitererzählt. Ich habe die Lesestunden sehr genossen und kann das Buch wärmstens weiterempfehlen. Allerdings sollten, meiner Ansicht nach, die Geschehnisse des ersten Teils der Leserschaft bekannt sein.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.05.2020
Ostseegruft / Pia Korittki Bd.15
Almstädt, Eva

Ostseegruft / Pia Korittki Bd.15


ausgezeichnet

Kriminalfall über ein jahrelang gestricktes Lügennetz
In ihrem 15. Kriminalfall wird Pia mit dem Tod einer ehemaligen Schulfreundin konfrontiert. Vor zwei Jahren war sie auf der Hochzeit von Kirsten eingeladen. Dort sah sie aus wie das pure Leben, doch nun soll sie plötzlich tot sein, noch dazu durch einen Unfall beim Joggen. Pia hegt so einige Zweifel, dass ihre sportliche Freundin durch einen Sturz tödlich verunglückt sein soll und ihr Bauchgefühl verstärkt sich als ein fremder Mann auf der Beerdigung auftaucht und das Gericht in die Welt setzt, dass es Fremdverschulden gewesen sein muss. Doch niemand will den Mann gekannt haben. Pia macht sich auf die Suche nach ihm und taucht immer mehr in das Privatleben ihrer Freundin ein. Dabei muss sie entdecken wie viel Kummer und Schmerz ihre Freundin und deren Familie im Leben erfahren haben.
Der 15. Kriminalfall ist meines Erachtens ein typischer „Korittki-Fall“. Zunächst tauchen unglaublich viele Charaktere auf, die alle ein Motiv zu haben scheinen. Bis davon der wahre Täter enttarnt wird, passieren unglaublich viele spannende Dinge und auch Pia gerät wieder einmal ist Visier des Täters und muss sich behaupten. Besonders Broders kommt mit seiner skurrilen Art wieder voll in die Gunst des Lesers: erstmals muss er sich als Geburtshelfer eines kleinen Kälbchens beweisen. Für eine anständige Portion Humor ist also auch gesorgt. Darüber hinaus kommt auch Pias Privatleben nicht zu kurz und es wird auch wieder einiges über ihren Alltag und das Leben mit ihrem kleinen Sohn Felix berichtet. Und auch einige ältere Bekannte wie Marten Unruh treten wieder in Pias Leben…
Insgesamt ist „Ostseegruft“ ein bewährter Kriminalroman mit tollen Figuren, einem spannenden Plot und einer äußerst unerwarteten Wendung.

Bewertung vom 31.03.2020
Ein Traum vom Glück / Ruhrpott Saga Bd.1
Völler, Eva

Ein Traum vom Glück / Ruhrpott Saga Bd.1


ausgezeichnet

Alle Menschen träumen vom Glück – doch welche Menschen haben das Glück und der Traum geht in Erfüllung?

Der Roman spielt um 1951 in Essen. Katharina ist mit ihren beiden Töchtern, Inge und Bärbel, aus Berlin geflüchtet und hat bei ihrer Schwiegermutter Mine Unterschlupf gefunden. Die vier Frauen versuchen so gut wie es geht sich einen neuen Alltag aufzubauen. Katharina fängt zunehmend an sich ihren Lebensunterhalt mit selbstgeschneiderten Kleidern der neuesten Mode zu verdienen. So kommen die Frauen durch die harten ersten Jahre nach dem zweiten Weltkrieg. Eines Tages taucht Johannes, Mines Enkel, auf. Er hat die letzten sechs Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft verbracht und ist nach seiner Entlassung zu seiner einzigen noch lebenden Verwandtschaft zurückgekehrt. Dabei bringt er zunächst die aufgebauten Alltagsstrukturen durcheinander, doch nach ein paar Wochen kann er sich mühelos in den Alltag integrieren. Als er wieder zu Kräften gekommen ist, fängt er an im Kohleabbau zu arbeiten und kann dadurch dazu beitragen das Einkommen der Familie zu sichern. Zusätzlich sorgt er dafür, dass im Haus Neuerungen wie eine warme Dusche und eine funktionsfähige Toilette eingebaut werden.
Immer Verlaufe des Buches werden mehr Hintergründe und biografische Erfahrungen der unterschiedlichen Protagonist*innen dargelegt. Dadurch werden auch die unterschiedlichen Träume der Personen sichtbar:
Katharinas Traum aus dem rußgeschwärzten Essen den Rücken zukehren zu können und ein Modeatelier zu eröffnen.
Mines Traum, dass ihr Sohn Karl, der Ehemann von Katharina, den Krieg überlebt, zurückkehrt und sie alle in ihrem Haus in Essen zusammen leben.
Johannes Traum mit Katharina zusammen zu sein und eine eigene Familie zu gründen.
Doch wer hat das Glück und der Traum geht in Erfüllung?
Eva Völler hat einen äußerst lebendigen Roman mit toll angelegten Charakteren geschrieben. Der Schreibstil ist angenehm flüssig und durch den Dialekt des Ruhrpotts bekommt das Buch eine ehrliche und erfrischende Note Realität. Dazu hat sie mich auf eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle mitgenommen: die unterschiedlichen Entwicklungen, Hoffnungen, Sehnsüchte und zum Teil auch Verzweiflung, kam bei mir als Leserin an, sodass ich beim Lesen des Öfteren sowohl gelacht als auch geweint habe. Besonders durch diese Emotionalität ist dieses Buch für mich ein absolutes Lese-Highlight! Ich freue mich jetzt schon ganz besonders auf den zweiten Teil!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.06.2019
Fünf Sterne für dich
Lucas, Charlotte

Fünf Sterne für dich


sehr gut

Über Internetbewertungen, Klassenlehrer und den alltäglichen Schulwahnsinn
Konrad ist Bewertungsprofi. Er findet für jedes Produkt die beste Rezension: ob Waschmaschinen, Eierkocher, Hornhauthobel oder elektronische Geräte, für Konrad können die Geräte nicht gut genug sein, er bewertet alles mit 5 Sternen. Auf dem ersten Elternabend seiner Tochter in der neuen Schule in Hamburg kann er jedoch keine volle Punktzahl verteilen. Die neue Klassenlehrerin sieht zwar bombastisch aus, kann sich aber nicht wirklich durchsetzen, will es allen Eltern recht machen und scheint überengagiert zu sein. Zu blöd nur, dass diese Bewertung tatsächlich in die Hände von Pia Flemming, Klassenlehrerin von Konrads Tochter Mathilda fällt. Nachdem sie den ersten Schock verdaut hat geht diese zum Gegenangriff über und bürdet Konrad als neuem Elternvertreter so viele und unmögliche Aufgaben auf, wie ihr nur einfallen: z.B.: Elternkochabend mit gemeinsamen Zwiebelschneiden – nichts verbindet so sehr wie gemeinsames Weinen!
Natürlich hält Konrad die Aufgaben für hausgemachten Blödsinn, versucht die unsäglichen Aufgaben jedoch an die zweite Elternvertreterin, Bernadette Richter, weiterzuschieben, da er diese überhaupt nicht leiden kann. Insgesamt scheint Pias Plan jedoch nicht ganz aufzugehen, weil sie merkt, wie attraktiv und wortgewandt Konrad Michaelsen ist – ein richtiger Mann zum Verlieben. Auch Konrad findet Pia zunehmend attraktiver, versucht aber dagegen anzukämpfen, da er Menschen per se eher auf Abstand hält. Alle guten Vorsätze scheitern jedoch als er mit Pia ein gemeinsames Vorgehen entwickelt, um die Klassengemeinschaft zu stärken und gegen das Mobbing eines Jungen in der Klasse vorzugehen.
Doch auch Pia hat ihr eigenes Päckchen aus der Vergangenheit zu bewältigen und neben Konrad taucht dann auch noch der zweite Klassenlehrer Tom auf, der anscheinend auch ein Auge auf Pia geworfen hat und immer wieder versucht bei ihr zu Punkten. Es scheint so, dass sowohl Konrad als auch Pia Erlebnisse aus der Vergangenheit überwinden müssen, um ein gemeinsames neues Leben miteinander beginnen zu können.
Das Buch ist insgesamt gut und kurzweilig geschrieben. Die Beziehungsentwicklung von Pia und Konrad gerät jedoch im Verlaufe des Buches etwas in den Hintergrund, da die Schulkinder und ihre Probleme zunehmend Aufmerksamkeit erfordern. In den letzten hundert Seiten wird dann auch endlich Konrads großes Geheimnis aufgedeckt, was für mich jedoch leider sehr schnell abgearbeitet wird und damit zu kurz kommt. Ich hätte mir gewünscht die auftretenden Konflikte zwischen Konrad und Pia auf der Grundlage des zu verarbeitenen Erlebnisses mehr Lebendigkeit erfahren.
Fazit: eine kurzweilige, lustige und amüsante Sommerlektüre mit leichten Abzügen. Besonders mit den beiden herausragenden Vorgänger-Büchern von Charlotte Lukas, kann dieses Buch nicht ganz mithalten.

Bewertung vom 11.04.2019
Ostseeangst / Pia Korittki Bd.14
Almstädt, Eva

Ostseeangst / Pia Korittki Bd.14


sehr gut

Pia Korritki hat den Tod von ihrem Freund Lars noch nicht wirklich überwunden. Sie versucht zwar den Tagesablauf für ihren Sohn zu strukturieren und alles möglichst „normal“ zu gestalten. Doch wenn Felix bei seinem Vater Hinnerk ist, dann fällt Pia in ein ziemliches Loch und hat auch keine Lust auf menschliche Gesellschaft. Doch als die Ermittlungen in einem neuen Kriminalfall beginnen, möchte sie unbedingt wieder fester Bestandteil des Teams sein und ihren Kollegen zeigen, dass sie wieder voll einsatzfähig ist. Und das Team kann Pia und ihren unerschütterlichen Ermittlerinstinkt wirklich gut gebrauchen. Eine Gruppe Jugendlicher findet mit ihren Betreuern bei einem Kanuausflug eine abgetrennte Hand einer jungen Frau. Kurz danach wird auf einem nahegelegenen Tiergnadenhof ein weiterer Arm gefunden. Doch scheint dieser von einer weiteren Leiche zu stammen, denn er passt nicht zu der Hand. Mindestens zwei Leichen sind bisher unentdeckt in der Nähe versteckt worden. Plötzlich verschwindet auch noch die Betreuerin der Jugendgruppe, sodass die Ermittlungen auf Hochtouren laufen müssen – eine dritte Leiche möchte niemand finden und auch die Identitäten der anderen Leichen müssen aufgeklärt werden. Vom Plot her gibt es in der Geschichte wieder viele spannende Momente und Entwicklungen. Auch eine Vielzahl von potenziellen Mördern wird vorgestellt, ohne den Überblick über die handelnden Personen zu verlieren. So kommt sowohl ein Jugendlicher in Betracht als auch eine Bewohner des umliegenden Dorfes.
Für Pia spielt der neue Band ca. 1 Jahr nach dem Tod ihres Freundes und der Leser bekommt die Anfänge vermittelt, wie sie wieder ins Leben nach der Trauer zurückfindet. Möglicherweise auch der Beginn einer neuen Liebschaft. Und dann wird auch noch angedeutet, dass Pias erster Liebhaber bei der Kriminalpolizei – Marten Unruh – nach Kiel zurückkehren soll. Man kann gespannt sein, welche Rolle er noch in weiteren Bänden spielen wird.
Auch dieser Band von Pia konnte mich wieder überzeugen. Der Schreibstil ist wie immer leicht zu lesen und er baut eine gelungene Spannung auf. Auch der Wechsel zwischen Pias Arbeitssituationen und ihrem Privatleben ist wieder sehr gut gelungen – muss sie für Felix dieses Mal auch eine Kindergeburstagsparty organisieren.
Besonders spannend an diesem Buch war die Charakterentwicklung der einzelnen Personen. Manche Charaktere machen eine deutliche Wandlung in diesem Buch durch, wodurch der Leser von Mitleid zu Abscheu schwankt. Andere Charaktere entpuppen sich als genau die Personen, als die man sich sie vorgestellt hat und bekommt somit eine Bestätigung. Diese Dimension zwischen Überraschung und Bestätigung macht den besonderen Reiz des Buches aus. Bei allem Lob muss ich zum Schluss noch einen Kritikpunkt aussprechen: Ich hätte erwartet, dass die Jugendlichen eine größere Rolle in dem Buch spielen. Diese werden zuerst sehr detailliert beschrieben und ihnen wird viel Raum eingeräumt. Im Verlauf der Handlung treten sie aber vollständig in den Hintergrund, sodass sie nur als Aufhänger dienen. Das hatte ich mir anders erwartet. Ansonsten ist es wieder ein gelungener Pia-Fall.

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