Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Miro76
Wohnort: 
Österreich

Bewertungen

Insgesamt 148 Bewertungen
Bewertung vom 30.01.2025
Von hier aus weiter
Pásztor, Susann

Von hier aus weiter


ausgezeichnet

Marlene versinkt in den Trümmern ihres Lebens. Nachdem sie ihrem Mann zu Grabe getragen hat, betäubt sie sich mit Alkohol und Valium, weil sie eigentlich auch nicht mehr weiterleben möchte. Sie vergisst zu essen, zu duschen, den Haushalt und den Garten. Nur Trauer und Wut füllen sie aus. Wut darüber, alleine gelassen worden zu sein.

Doch dann tritt Jack überraschend in ihr Leben. Ein ehemaliger Schüler, der kurzfristig Obdach braucht und irgendwie auch spürt, dass er Marlene momentan besser nicht alleine lassen soll. Jack ist ein begnadetet Koch und es ist kaum zu glauben, was gutes Essen alles bewirken kann. So bahnt sich eine besondere Freundschaft an, die lebensverändernd wirkt. Zusätzlich gesellt sich noch Ida in die Runde. Sie ist die Hausärztin im Dorf und auch sie kann Freundschaft und Liebe brauchen.

"Von hier aus weiter" ist der perfekte Titel für diese Geschichte. Marlene steht an einem Scheitelpunkt und muss einen Weg finden, wo gefühlt keiner ist. Susann Pásztor zeigt uns mit ihrem Roman, dass es auch in ausweglosen Situationen einen Weg geben kann und wenn man ihn selbst nicht findet, darf man sich ruhig auch mal auf Freunde verlassen. Selbst wenn das ganz neue Freunde sind.

Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen. Es ist mitreißend, emotional und immer wieder auch humorvoll. Vor allem die Stiefsöhne laden zum schmunzeln ein. Es ist der Autorin gelungen eine breite Palette an Emotionen zu transportieren. Ich konnte Marlenes Wut nachempfinden, ihre Verlassenheit, ihre Trauer, ihren Mut, ihre Abenteuerlust und ihre Warmherzigkeit. Die Charaktere sind mit viel Liebe gezeichnet und Jack ist unglaublich sympathisch. Dieses Buch ist ein wunderschöner Roman übers Weiterleben! Ich wäre gerne noch ein bisschen länger bei Marlene, Jack und Ida geblieben. Doch so wie es ist, ist das Ende stimmig und ich vergebe von Herzen 5 Sterne!

Bewertung vom 13.01.2025
Der Sternenstaubdieb
Abdullah, Chelsea

Der Sternenstaubdieb


ausgezeichnet

Loulie al-Nazari ist die legendäre Mitternachtshändlerin. Am geheimen Souk im Untergrund handelt sie mit Dschinnmagie, die sie als Relikte in der Wüste aufstöbert. Sie scheint ein besonderes Talent dafür zu haben, sie zu finden.

Ihr Leben scheint unbeschwert. Sie reist an der Seite von Qadir, ihrem Leibwächter und besten Freund, vergnügt sich gerne bei Tanz und lauscht ebenso gerne den Geschichten der reisenden Erzähler. Doch Loulie hat eine traumatische Vergangenheit und mit ihrem einfachen Leben ist es schnell vorbei, als der Sultan sie gefangen nimmt und zu einer Suche zwingt. Es gilt ein legendäres Relikt zu beschaffen, dass die Macht des Sultans immens vergrößern soll. Loulie hat keine Wahl, an der Seite des Kronprinzen und einer seiner Räuberinnen macht sie sich auf den Weg durch die Wüste um ins Sandmeer abzusteigen.

Viele Gefahren gilt es zu bezwingen und auch wenn Loulie immer wieder an ihrer Stärke und ihren Fähigkeiten zweifelt, hält sie vielem Stand. Die Not lässt sie über sich selbst hinauswachsen und verleiht ihr Kräfte, die sie nie in sich schlummern spürte.

"Der Sternenstaubdieb" ist ein großes Märchen, wie aus 1001 Nacht. Wir lesen von Abenteuern, Gefahren, Schätzen und Magie. Die Reise formt Charaktere und holt das Beste und Schlimmste aus den Figuren. Die Entscheidung liegt nicht immer in ihrer Hand.

Dieses Märchen ist von der ersten Seite an fesselnd und man fliegt nur so durch die Seiten. Am Ende hatte ich nicht das Gefühl, über 500 Seiten gelesen zu haben, denn die Spannung bleibt die ganze Zeit aufrecht. Die Dschinnmagie ist speziell und es wirkt möglich, dass tatsächlich das eine oder andere orientalische Märchen darin verarbeitet ist. Ich kann mir vorstellen, dass die Geschichten über die Ifrit zu Volkserzählungen gehören. Alles in allem hat man das Gefühl, eine alte Geschichte zu lesen.

Mich konnte Chelsea Abdullah mit diesem Märchen vollends begeistern und ich empfehle dieses Buch allen, die gerne ihrer Fantasie freien Lauf lassen und Lust auf eine Reise in den Orient haben.

Bewertung vom 22.12.2024
Die Wortlosen
Haass-Pennings, Marion

Die Wortlosen


sehr gut

Moon ist der Indianername von Sonja. Sie hat ihn von ihrem Bruder Uli bekommen und mit einer Mutprobe verdient. Fast wäre sie dabei ertrunken. Ein Schicksal, das Uli wenige Jahre später ereilt. Er ist erst 11 Jahre alt und es ist unklar, warum er in den Fluss gegangen ist.

Die Familie wird diese Wunde nie verarbeiten. Die Eltern ziehen mit Moon aufs Land und versuchen neu anzufangen. Doch das gelingt nicht wirklich. Die Mutter ertränkt ihrem Kummer in Alkohol und der Vater sucht sein Glück bei anderen Frauen. Nur für Moon scheint sich langsam alles zu bessern. Sie findet eine Freundin im Nachbarskind und es entwickelt sich ein starkes Band zwischen den beiden Mädchen, dass ganz einiges aushält.

Als Teenager beginnt Moon sich wieder stärker an ihrem Bruder zu erinnern und fängt an nachzuforschen, was damals wirklich geschah. Immer wieder durchlebt sie problematische Flashbacks und die Realität beginnt immer stärker in Visionen abzugleiten. Gegenwart und Vergangenheit verwischen mit den aufkommenden Erinnerungen immer mehr. Das ist für uns Leser*innen nicht immer einfach. Moon wird zu einer unzuverlässigen Erzählerin ihrer eigenen Geschichte und es wird immer schwerer zu erkennen, was wahr ist und was der Fantasie entsprungen. Klar ist von Anfang an, dass in dieser Familie etwas gröber im Argen liegt. Immer wieder gibt es Andeutungen und es gilt Schlimmes zu vermuten. Leider bleibt es auch bei Andeutungen.

Es liegt mir fern, mir in der Literatur detaillierte Beschreibungen des Grauens zu wünschen. Doch wenn es zu wage bleibt, ist es schwierig, die Auswirkungen dem Auslöser zuzuordnen. Für mich fühlt sich das hier etwas ambivalent an. Hier hätte die Autorin etwas konkreter werden können. Für meinen Geschmack hängt hier zu viel in der Luft.

Auch den Titel finde ich nicht optimal gewählt, denn wenn man dann das Ende kennt, weiß man, warum in der Familie nicht über das Unglück gesprochen wurde. Außerdem schafft es Moon ganz gut, mit ihrer Freundin über ihre Probleme zu reden. Meiner Meinung nach ist nicht die Wortlosigkeit in Familien Thema des Romans, sondern Schuld und Sühne.

Eine abschließende Bewertung fällt mir hier besonders schwer. Nach langem Nachdenken über das Gelesene habe ich mich für 3,5 Sterne entschieden, die hier zu 4 aufgerundet werden. Eine Empfehlung gebe ich nur an jene Leser*innen, die mit offenen Enden gut leben können.

Bewertung vom 08.12.2024
Über allen Bergen
Goby , Valentine

Über allen Bergen


ausgezeichnet

Der 12jährige Vadim ist in Paris aufgewachsen, als Sohn eines jüdischen Schusters und einer französischen Mutter. Als die Bedrohung der Deutschen immer greifbarer wird, taucht der Vater ab und Vadim wird in ein schwer zugängliches Tal an der Grenze zur Schweiz geschickt. Als Vincent Dorselle tritt er seine Reise an und nimmt dort eine ganz neue Identität an.

Aus dem asthmatischen Stadtkind wird ein fittes und findiges Landkind. Mit Vadim erkunden wir Leser*innen die Bergwelt. Geraten mit ihm ins Staunen über die Wunder der Natur und den Wandel der Jahreszeiten.

Trotz der Bedrohung des Krieges lesen wir hier einen wunderschönen Roman über Zusammenhalt, Vertrauen und Freundschaft. Die Dorfgemeinschaft ist liebevoll und hilfsbereit. Der Junge wird warmherzig begleitet bei seiner Entwicklung. Er fühlt sich eingebettet in eine Familie, die ihm hier geschenkt wurde.

Besonders die Naturbeschreibungen scheinen der Autorin leicht von der Hand zu gehen. Die Bilder der Berge, die dieses Tal umgeben und des majestätsich thronenden Mont Blanc in der Ferne werden direkt in mein Wohnzimmer projiziert. Fast meine ich die Almwiesen zu riechen, vor allem wenn das Heu eingebracht wird.

Besonders gut gefallen hat mir, dass wir es hier einmal nicht mit der üblichen wortkargen Landbevölkerung zu tun haben, deren Alltag allein von Härte geprägt ist. Klar müssen die Kinder auch hier arbeiten und ihren Anteil beitragen, aber es wird auch Wert gelegt auf Spiel und Spaß. Sie stromern durch die Gegend, erkunden den Wald und laufen Ski im Winter. Und sie kümmern sich umeinander. Vincent hatte eindeutig Glück.

Bleibt nur zu hoffen, dass das Glück auch bei Vadim bleibt!

Bewertung vom 01.12.2024
Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen
Brüggemann, Anna

Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen


ausgezeichnet

Regina ist eine Selfmadewoman und wird nicht müde das immer wieder zu betonen; bei jedem Geburtstag ihrer Töchter, bei deren Abifeiern und eigentlich bei jedem Anlass, wo man eine kurze Rede halten kann. Immer wieder hält sie ihren Töchtern vor Augen, was sie alles geschafft hat, ganz ohne Unterstützung ihrer Eltern und wie gut es nur ihre Töchter hätten, die ja so exzellent von ihr gefördert werden.

Wenn das mal nicht Druck auslöst, der sich irgendwie Bahn brechen wird.

Während die ältere Antonia auf die ganze Unterstützung pfeift und ihr Studium hinschmeißt, ergibt sie die jünger und vielversprechendere Wanda dem ganzen Druck und wird dabei zu einer anorektischen Perfektionistin.

Wir begleiten die beiden Töchter auf ihrem Abnabelungsprozess, der alles andere als linear verläuft. Beide haben ihre Päckchen zu tragen und müssen auch einen Weg finden, miteinander klar zu kommen. Denn die Ansprüche der Mutter reißen eine tiefe Kluft zwischen die Schwestern. Sie werden ständig in eine Rivalität gedrängt, die beiden nicht zusagt. Ihre Wege sind sehr unterschiedlich und doch nagen beide and den selben Wunden und sehnen sich dabei nach nichts anderem als bedingungsloser Mutterliebe.

Dieser Roman hat mich sehr beeindruckt. Als Leserin mit Schwestern und einer Mutter im Alter von Regina kann ich ganz einig Parallelen finden. Zum Glück waren sie bei uns bei weitem nicht so ausgeprägt. Aber zu denken gibt mir das schon. Man beginnt Muster und Strukturen zu erkennen, die unterschwellig immer zu spüren waren.

Der Weg aus der traumatisierenden Kindheit wird hier so schön dargelegt. Die Töchter gehen völlig verschiedene Wege und sehen sich immer wieder mit anerzogenen Mustern konfrontiert, die sie manchmal handeln lassen, sich aber auch immer wieder auch hinterfragen lassen. So ein Weg ist nicht einfach zu gehen, aber in einem stetigen Auf und Ab, ist doch ein vorankommen zu erkennen. Das hat mir außerordentlich gut gefallen!

Somit empfehle ich das Buch allen, die sich mit der Mutterrolle mal kritisch auseinandersetzten wollen. Es werden so viele Themen abgehandelt, dass sich wahrscheinlich alle Interessierten was für sich herausholen können. Für mich war das Buch ein Highlight und wird dem coolen Titel absolut gerecht. Ich hoffe, es findet noch viele begeisterte Leser*innen!

Bewertung vom 01.12.2024
Das perfekte Grau
Jamal, Salih

Das perfekte Grau


sehr gut

In einem schäbigen Hotel an der Ostsee kreuzen sich die Wege von Dante, Rofu, Mimi und Novelle. Sie alle haben ihr Päckchen zu tragen und sind irgendwie auf der Flucht. Dante ist auf der Flucht vor seinem Leben, weil es ihm nie gelungen ist Entscheidungen zu treffen. Rofu ist über das Mittelmeer geflohen und musste auf seinem Weg so einiges mitansehen. Mimi ist irgendwie auf der Flucht vor der Polizei und Novelle flieht regelmäßig in Alkoholexzesse.

Auf einem gemeinsamen Ausflug lernen sich die Vier besser kennen und langsam Schritt für Schritt beginnen sie sich einander zu öffnen. Nach einem speziellen Ereignis machen sie sich wieder auf den Weg und treten eine gemeinsame Reise an, die sie in ein neues Leben bringen soll. Welches auch immer auf sie warten wird.

Mit diesem Buch machen wir uns auf den Weg mit vier Fremden, die wir anfangs überhaupt nicht verstehen. Seite für Seite bringt uns der Autor die Facetten der Persönlichkeiten näher und wir erfahren stückchenweise was sie zu den Leuten gemacht hat, die sie nun sind. Sie lernen langsam wieder zu vertrauen und beginnen zu erkennen, dass man Familie auch finden kann. Sie stehen für einander ein und beginnen sich dabei selbst zu finden.

Auf ihrem Weg thematisieren sie die verschiedensten Problematiken und das wirkt manchmal leider etwas aufgesetzt. Hier hat der Salah Jamal vielleicht ein bisschen zu viel reingepackt. Das wird allerdings durch die Eloquenz des Autor wieder wettgemacht. Seine Sprachbilder sind beeindruckend, emphatisch und anschaulich. Das macht das Buch zu einem vielversprechenden Debüt. Auch wenn mir inhaltlich nicht immer gefällt, wie sich die Handlung entwickelt, bleibt das Buch sprachlich durchgängig auf einem sehr hohen Level.
Mich macht das Buch definitiv neugierig auf das nächste Buch aus der Feder von Salah Jamal. Und es wartet auch bereits auf meinem SuB.

Bewertung vom 30.10.2024
Tage einer Hexe
Dimova, Genoveva

Tage einer Hexe


ausgezeichnet

Wie Spiegelstädte liegen Chernograd und Belograd von einer Mauer getrennt aneinander und könnten doch nicht weiter voneinander entfernt sein. Denn die Mauer ist nahezu unüberwindbar. Während Belograd laut, bunt und überschwänglich ist, ist Chernograd düster, schmutzig und gefährlich. Vor allem an den schmutzigen Tagen, wenn das neue Jahr bereits geboren, aber noch nicht getauft ist. Denn dann kommen die Monster aus ihren Löchern und lauern allen auf, die sich nach Sonnenuntergang auf die Straßen wagen.

Kosara versucht die Menschen darauf vorzubereiten und hat ein Kompendium über die gängigsten Monster verfasst und wie man sich ihnen zur Wehr setzt. Sie schützt Häuser mit Bannkreisen und kann sich doch selbst nicht schützen, denn der Zmey, das schrecklichste und menschlichste aller Monster ist immer wieder hinter ihr her, denn sie ist ihm einst entkommen.

Doch in diesem Jahr ist alles anders, denn der Zmey findet sie bereits in der ersten Nacht und kurzerhand wird ihr ein Fluchtweg angeboten, den sie teuer bezahlt. Sie gibt ihren Schatten und wird dafür nach Belograd gebracht, wo die langen Finger des Zmey sie nicht mehr erreichen können. Es war eine Kurzschlussreaktion, denn mit ihrem Schatten verliert Kosara auch ihre Hexenkraft.

Kurzerhand macht sie sich auf die Suche und stolpert direkt in einen Mordfall. Gemeinsam mit Kriminalkommissar Asen beginnt die Jagd nach dem Mörder und ihrem Schatten.

Die Geschichte dieser zwei Städte fand ich sehr spannend zu lesen. Die Autorin hat hier eine interessante Welt mit einer vielfältigen Gesellschaft entwickelt. Mir hat gut gefallen, wie diese beiden Städte voneinander abhängig sind und wie wir nach und nach erfahren, wie es sich lebt in der hellen und der dunklen Stadt. Und dass die beiden Städte schlussendlich gar nicht so verschieden sind, denn auch Belograd hat seine Schattenseiten - nur eben andere.

Gut gefallen hat mit auch die Entwicklung von Kosara, der jegliches Vertrauen fehlte, weil sie sowieso immer enttäuscht wurde und die wieder lernt, sich auf jemand anders zu verlassen. Die sich ihren Dämonen stellt und am Ende in eine Zukunft blickt, die das Leben wieder lebenswert macht.

Mich konnte Genoveva Dimona mit dieser Geschichte begeistern und ich empfehle sie allen, die an den dunklen Tagen gerne mal düstere Geschichten lesen. Also eine klare Novemberempfehlung!

Bewertung vom 09.10.2024
Wohnverwandtschaften
Bogdan, Isabel

Wohnverwandtschaften


ausgezeichnet

Constanze hat sich überstürzt von ihrem Freund getrennt, nachdem er ihr einen Antrag gemacht hat. Ein ganzes Leben mit ihm konnte sie sich dann doch nicht vorstellen. Da es nicht so leicht ist, akut eine Wohnung in Hamburg zu finden, die auch noch leistbar ist, zieht sie vorübergehend in eine WG. Sie ist etwas aufgeregt, denn sie weiß nicht genau was auf sie zukommen wird.

So lernen wir mit Constanze die anderen Bewohner*innen der Wohngemeinschaft kennen. Da ist Jörg, der Besitzer der Wohnung, der nach dem Tod seiner Frau nicht allein leben wollte. Und da ist Murat, der liebend gerne kocht, gerne alle umsorgt und mit seinem sonnigen Gemüt für eine lockere Atmosphäre sorgt. Und dann ist da noch Anke, eine Schauspielerin, der das Älterwerden übel mitspielt. Es sind kaum noch Rollen für sie zu kriegen. Dabei war sie mal recht gut im Geschäft.

Isabel Bogdan bringt uns diese kleine Wahlfamilie sehr kurzweilig näher. Wir lesen in raschem Wechsel die Sicht der einzelnen Mitbewohner*innen und zwischendurch lockern Gespräche den Roman noch auf. Das macht die Geschichte äußerst erfrischend und fesselnd. Außerdem schildert sie ihre Figuren mit herzerwärmendem Charme. Man kann sich nur in diese WG verlieben!

So wie Constanze in diese Wohnfamilie reinwächst, fiebert man auch als Leser*in mit den einzelnen Figuren mit, weil man alle ins Herz schließt. Sie stehen füreinander ein, und sich gegenseitig bei, gehen durch dick und dünn und lassen sich nicht unterkriegen.

Ich habe dieses Buch unglaublich gerne gelesen und wäre gern noch länger bei der WG in Hamburg geblieben. Das war mein erstes Buch von Isabel Bogdan und ich bin restlos begeistert. Ich freue mich schon auf das nächste!

Bewertung vom 07.10.2024
Okaye Tage
Mustard, Jenny

Okaye Tage


sehr gut

Eigentlich liebt Sam Luc schon seit vielen Jahren, als sie sich auf einer Party in London zufällig wiedertreffen. Und es funkt sofort zwischen den beiden. Genau wie damals als Sam als Austauschschülerin schon mal in London war. Jetzt ist sie für einen Sommer hier und macht ein Praktikum bei einer Werbeagentur. Sam und Luc stürzen sich kopfüber in eine Beziehung, die von Anfang an ein Ablaufdatum hat, denn eine Fernbeziehung wollen beiden nicht.

So ist es nicht verwunderlich, dass Luc seine Alltagsroutinen aufgibt, sein Training vernachlässig und mehr trinkt und feiert als gut für ihn ist. Es ist ja nur für einen Sommer. Dann wird eh alles wieder wie es war.

Getrennt geht es allerdings beiden schlecht und so kommt es zu einem Wiedersehen in Griechenland, dass zu einer festen Beziehung führt. Sam zieht endgültig nach London und die beiden finden sich in einer schrecklich kleinen Wohnung wieder, haben notorisch zu wenig Geld und verlieren sich im Alltag. Ihre Charaktere sind einfach zu verschieden, zu viele Kompromisse müssen eingegangen werden. Leicht ist das nicht, aber kann es trotzdem klappen?

Jenny Mustard hat hier einen halbwegs realistischen Liebesroman geschrieben. Sie zeigt auf, dass es mehr braucht, als Liebe auf den ersten Blick, damit man ein Leben teilen kann. Und sie zeigt auf, dass es einen Unterschied macht, ob man sich für einen Sommer aufeinander einlässt, oder für ein ganzes Leben. Diese zwei Menschen hier wirken recht authentisch. Sam und Luc gibt es bestimmt irgendwo da draußen und es gibt sie vermutlich in den verschiedensten Varianten. Die einen schaffen es, die anderen nicht. Beides ist möglich.

Bewertung vom 05.10.2024
Nachtschwarze Worte / Liga Lexis Bd.1
Enders, Mo

Nachtschwarze Worte / Liga Lexis Bd.1


ausgezeichnet

Annie liebt Bücher und so richtig wohl fühlt sie sich nur lesend in einer großen Bibliothek. Zum Glück ist ihre Mutter Bibliothekarin und so verbringt Annie viel Zeit zwischen ihren Lieblingsbüchern. Ein Buch hat es ihr besonders angetan: Silberkorn und wenn sie darin versinkt, kann es passieren, dass sie plötzlich verschwindet.

Wieso das passiert erfährt sie, als plötzlich zwei Männer zuhause auftauchen und ihr erklären, dass sie kein Mensch sondern eine Migra ist. Also eine halbe Buchfigur und sie scheint beträchtliche Kräfte zu haben, denn es ist schwer für eine Migra nur in der Menschenwelt zu leben.

Annie wusste, dass sie adoptiert wurde und dass ihre Mutter sie in Irland abgeholt hatte. Nun darf sie etwas mehr über ihre Wurzeln erfahren, denn sie soll auf Bookford Manor zu Schule gehen. Die Schule für Migras, wo sie lernen in ihre Lieblingsbücher zu reisen und die Buchwelt zu beschützen. Doch der Einstieg dort ist nicht ganz einfach. Ihr Name ist in der Buchwelt nicht unbekannt und so sieht sich schnell einer Wand aus Misstrauen gegenüber. Als auch noch Caspian de Vries ihr auf dem Weg in die Buchwelt beistehen soll, breitet sich Angst in ihr aus, denn sein Vater ist der Chef der Liga Lexis, quasi der CIA der Buchwelt.

Mo Enders hat hier den Start in eine spannende Geschichte vorgelegt. Das Buch liest sich fast atemlos, denn Zeit für längere Erläuterungen findet sich nicht. Die Handlung galoppiert rasant dahin. Vieles müssen wir als Leser*innen einfach hinnehmen, weil mit Zeitsprüngen und Auslassungen nicht gespart wird. Hier hat es sich die Autorin manchmal ein bisschen zu einfach gemacht, denn plötzlich sind drei Wochen vergangen und alles läuft wieder wie geschmiert. Das hohe Tempo bringt einerseits Spannung, zeigt aber auch auf, dass die Geschichte auf wackeligen Beinen steht. Das Fundament könnte schon ein bisschen besser auserzählt sein. Außerdem bedient sich die Autorin schamlos bei Tintneherz und Thursday Next. Aber da ich beide Reihen liebe, stört mich das nicht besonders.

Ich habe diesen Reihenauftakt sehr gerne und in kürzester Zeit gelesen und freue mich auf Band 2, der im Frühjahr erscheint. Vielleicht klärt sich da dann die eine oder andere offene Frage. Ich gebe auf jeden Fall eine klare Leseempfehlung an alle die Bücher und Fantasy lieben!