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Anndlich
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Insgesamt 286 Bewertungen
Bewertung vom 17.03.2025
Die Tochter des Serienkillers / Die Familie des Serienkillers Bd.2
Hunter, Alice

Die Tochter des Serienkillers / Die Familie des Serienkillers Bd.2


gut

Kannst du dir trauen?

Vor zwanzig Jahren gelang es Jane endlich, sich ihrer manipulativen und kontrollsüchtigen Mutter zu entziehen. Seitdem lebt sie nicht mehr unter dem Namen Jane, sondern nennt sich jetzt Jenny. Auch um sich von ihrem Vater zu distanzieren, einem verurteilten Serienkiller. Jenny lebt mir ihrem Mann Mark und den beiden Kindern in einem kleinen Ort, weit weg von ihrer Familie und dem Horror der Vergangenheit. Bis Marks Ex-Geliebte Olivia plötzlich verschwindet und Jenny vor ihrer Haustür einen Müllsack mit Tierkadavern findet, die den Verdacht wecken, das jemand Jennys Vergangenheit kennt. Hat jemand herausgefunden, wer Jenny wirklich ist? Hat ihr Vater sie gefunden? Oder ihre Mutter?
Im Zuge der Ermittlungen und im Laufe der Zeit wird klar, dass auch Mark und Jenny ihre Geheimnisse haben.

Nachdem mich der erste Teil begeistert hat, musste ich auch Die Tochter des Serienkillers von Alice Hunter direkt lesen. Beide Teile sind komplett unabhängig voneinander zu lesen, dennoch hat mir das Vorwissen des ersten Bandes diesen Teil spannender erscheinen lassen. Dies liegt nicht am Inhalt, denn der steht zu keiner Zeit in irgendeinem Zusammenhang, sondern am Aufbau und den Auflösungen der beiden Geschichten.

Alice Hunters Schreibstil ist erneut sehr einnehmend und lässt einen super schnell durch die Geschichte fliegen. Im Fokus steht vor allem Jenny, aber auch Marks Perspektive hat einen relativ hohen Anteil. Jennys Perspektive wird dabei noch auch zwei Zeitebenen aufgeteilt, wobei die Vergangenheit nur selten einfließt. Außerdem werden über Extrakapitel die Taten ihres Vaters näher beschrieben. Durch die verschiedenen Perspektiven und Zeitebenen wird der Geschichte eine gute Tiefe verliehen.

Durch kurze Kapitel, einem flüssigen Schreibstil und den Perspektivwechseln liest sich das Buch sehr gut und lässt sich kaum aus der Hand legen und das obwohl ich inhaltlich dieses Mal leider nicht ganz so begeistert bin (wie vom Vorgängern). Das liegt u.a. daran, dass ich mir bzgl. der Auflösung ziemlich schnell sicher war und auch die Umstände erahnen konnte. Alice Hunter hat zwar wieder sehr geschickt Streufeuer gelegt, aber überzeugen konnte mich davon keins, sodass mir die Spannung letztendlich fehlte. Zudem nahm mir ein Aspekt deutlich zu viel Platz ein.

Sehr gut gefallen hat mir wiederum der Prolog und Epilog, der die Geschichte einrahmt, der Figurenbeschreibung super dient und Hoffnung auf mehr aus der Feder Alice Hunters’ macht. Denn auch wenn mich Die Tochter des Serienkillers nicht komplett packen konnte, wurde ich doch wieder gut unterhalten und vor allem der Fokus auf das Innenleben der Figuren finde ich immer wieder spannend.

Bewertung vom 13.03.2025
Maggie Blue - Das Portal zur Düsterwelt
Goodall, Anna

Maggie Blue - Das Portal zur Düsterwelt


weniger gut

Schwierige Thematik

Selten habe ich ein Kinderbuch ungern weitergelesen, doch bei Maggie Blue - Das Portal zur Düsterheit von Anna Goodall hätte ich am liebsten nach dem ersten Viertel des Buchs abgebrochen. Die Themen waren nicht nur düster, sondern haben eine unglaublich schlechte Stimmung übermittelt und in mir (als Erwachsene Thrillerleserin) ein Unbehagen geweckt. Das Buch beginnt mit unfassbar vielen negativen Emotionen, die einen dunklen Schleier über die Geschichte werfen und ein ungutes Gefühl während des Lesens erzeugen. Maggie, die von jung und alt gemobbt wird, dies teilweise aber gar nicht wahrnimmt und sich dadurch noch stärker in solche Szenen verfängt und gleichzeitig erkennt sie nicht, wenn jemand ihr wirklich helfen möchte und schreibt diesem nur schlechte Absichten zu. Eine depressive Mutter, die suizidale Gedanken hat oder durch ihre Aussagen solche Ängste schürt. Ein getrenntes Elternpaar, dessen Kind bei der Tante aufwächst. Eine Protagonistin, die sich von diesen schlechten Einflüssen nicht abkapseln kann und selbst mit sehr seltsamen Handlungen glänzt, die u.a. das Gefühl von Stalking wecken könnten, aber auch ein unglaubliches Gewaltpotenzial aufzeigen.

Es gibt Ansätze in diesem Buch, die mir wirklich gut gefallen haben. Ich mochte, dass Maggie mehr in den Menschen sehen konnte, dass sie erkannte, wenn ein scheinbar glückliches Kind mit guten Noten und vielen Freunden, eben nur äußerlich glücklich war, aber innerlich zerbrach. Doch leider blieb es bei diesen Ansätzen, denn an anderer Stelle erkennt Maggie nicht, dass ihre Mutter, die unter starken Depressionen leidet, sie liebt. Das passt für mich nicht und übermittelt bei einem so schwierigen Thema falsche Bilder. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass man herausarbeitet, warum Maggie sich so fühlt, warum dies aber nicht den Tatsachen entspricht und ihre Mutter sie über alles liebt. Gegen Ende erkennt Maggie zwar das Ausmaß des Krankheitsbilds, dennoch wurde mir das Thema leider nicht ausreichend geklärt.
Die düsteren Handlungen innerhalb des Portals sind für sich genommen spannend und passen in ein ‚gruseliges Setting’.

In Zeiten von Triggerwarnungen in Erwachsenenbüchern bin ich wirklich verwundert, dass Maggie Blue ohne diese daherkommt. In einem Buch ab zehn Jahren, das von einem Portal zur Düsterheit handelt, erwarte ich Gruselmomente, aber nicht diese Intensität von Themen wie Depressionen, Mobbing und Gewalt(verherrlichung). Am Ende nehmen Kinder Geschichten natürlich anders wahr als Erwachsene, aber mir fällt es äußerst schwer, dieses Buch uneingeschränkt weiterzuempfehlen. Bei Maggie Blue - Das Portal zur Düsterheit scheint mir die Wahrnehmung des Inhalts sehr stark auf das einzelne Kind anzukommen, das ist natürlich bei allen Büchern so, in diesem Fall geht es mir aber nicht darum, ob es gut oder schlecht, spannend oder langweilig empfunden wird, sondern eher in Hinblick auf Märchen und die Frage, wie stark das einzelne Kind die Gemeinheiten wahrnimmt und einordnet.

Ich habe das Buch teilweise auch als Hörbuch gehört, das von Julia Nachtmann hervorragend eingesprochen. Durch einer stimmlichen Vielfalt, konnte man sich schnell und gut in die Geschichte reinfinden.

Bewertung vom 12.03.2025
Stromlinien
Frank, Rebekka

Stromlinien


sehr gut

Familiendrama

Enna und Jale wohnen bei ihrer Oma Ehmi in den Elbmarschen und lieben es mit ihrem Boot über die Elbe zu fahren und mit der Umgebung zu verschmelzen. Die siebzehnjährigen Zwillinge zählen die Tage bis ihre Mutter Alea endlich aus ihrer jahrelangen Haft entlassen wird. Doch am Entlassungstag verschwindet nicht nur Alea, sondern auch Jale. Enna macht sich auf die Suche nach den beiden, ohne zu Wissen, dass diese ihr Leben komplett verändern wird.

Stromlinien von Rebekka Frank verbindet die Genres Coming-of-Age und den historischen Roman zu einem spannenden Drama, das ein paar Längen aufweist und doch durch eine spannungsgeladene Atmosphäre und dem authentischen, nordischen Setting zu überzeugen weiß.

Der Roman wird au verschiedenen Perspektiven und Zeitebenen erzählt, welche sich über hundert Jahre erstrecken (1923-2023). Die meiste Zeit verbringen wir im Jahr 2023, bei der 17-jährigen Enna, die am liebsten nur mit ihrer Schwester in den Tag leben würde und andere Menschen/Freunde nicht benötigt. Ihre Entwicklung war durchaus interessant. Ebenso interessant fand ich die Verbindungen zwischen den einzelnen Jahren und das Ausmaß, das vergangene Ereignisse bis hin in die Gegenwart/Zukunft und über Generationen haben können.

Ich mochte auch die Atmosphäre, welche die Autorin erschaffen hat. Man merkte dem Roman deutlich an, dass Rebekka Frank sich mit der Umgebung auseinandergesetzt hat und das auch einige Ereignisse an wahre Gegebenheiten angelehnt sind. In diesem Hinblick fand ich auch das Nachwort sehr informativ.

Obwohl ich den Roman insgesamt sehr interessant fand, konnte ich die gegenwärtigen Handlungen der fünf Frauen nicht wirklich nachvollziehen und fand es fast schon erschreckend wie unreflektiert und kurzgedacht teilweise gehandelt wurde. Das war mir etwas zu viel unnötiges/vermeidbares Drama.

Bewertung vom 11.03.2025
Das Abenteuer auf der Adlerinsel / Hilda Hasenherz Bd.2
Goldfarb, Tobias

Das Abenteuer auf der Adlerinsel / Hilda Hasenherz Bd.2


ausgezeichnet

Auf zur Adlerinsel

Prinz Lämpchen vermisst seine Mutter, die Hasenkönigin Maria Mümmel wird weiterhin vermisst. Hilda Hasenherz kommt zu Ohren, dass die Hasenkönigin von einem Adler entführt wurde und macht sich auf den Weg, die Königin zurück aufs Schloss Löffelburg zu holen. Mit ihren Freunden Eicho, Igromir, Prinz Lämpchen und Robinius macht Hilda sich auf den Weg Richtung Meer, dorthin soll der Adler geflogen sein. Die fünf brauchen bald Hilfe, um das Meer zu überqueren und die Abenteuer auf der Insel zu meistern, um die Königin zurückzuholen.

Das Abenteuer der Adlerinsel ist der zweite Hilda-Hasenherz-Band von Tobias Goldfarb. Das Buch ist durch kurze Kapitel, eine einfache Satzstruktur und kurze Sätze bestens für Leseanfänger geeignet, aber auch zum Vorlesen eignet es sich gut. Durch die Zeichnungen der Illustratorin Verena Körting ist auch dem Auge viel geboten, denn über das ganze Buch hinweg begleiten uns ihre farbenfrohen und niedlichen Zeichnungen des Hasenabenteuers. Ein absolutes Highlight waren die verschiedenen Hasen, die Zottel- und Zopfträger.

Das Abenteuer bietet eine gute Portion Spannung, Momente zum Lachen und einige Werte im Bereich Freundschaft und den Glauben an sich selbst. Ein tolles Hasenabenteuer!

Bewertung vom 07.03.2025
Degrees of Engagement
Hennessy, Jennifer

Degrees of Engagement


weniger gut

Fake Verlobung und ihre Folgen

Bianca Dimitriou hat an unzähligen Feierlichkeiten ihrer Freunde und Familie teilgenommen, von Geburten bis zu Hochzeiten. Doch ausgerechnet als Bianca ihren größten Erfolg feiert, ihren Doktortitel, kommt niemand, um diesen Tag mit ihr zu feiern.

Voller Enttäuschung und wütend beschließt Bianca ihre eigene Verlobung zu Faken und das ausgerechnet mit ihrem grüblerischen Kommilitonen Xavier Byrne. Doch sind da wirklich nur Scheingefühle im Spiel?

Degrees of Engagement von Jennifer Hennessy klang nach einem lustigen Roman, der an Autorinnen wie Emily Henry und Ali Hazelwood erinnert. Leider konnte mich jedoch bereits der Schreibstil nicht sonderlich umhauen, trotz seinem einfachen Aufbau fand ich ihn phasenweise sehr anstrengend, weswegen das Lesegefühl gemindert wurde.

Aber auch inhaltlich kam das Buch leider nicht wirklich bei mir an. Die Grundidee des Buches fand ich durchaus spannend, auch die Kombination STEM und Fake-Dating hatte seinen Charme, leider war für mich aber zu wenig aus dem STEM-Bereich wirklich wahrnehmbar und das Gefühl des ‚Fakes‘ ging auch sehr schnell abhanden.

Perspektivwechsel finde ich in vielen Genres hervorragend, in Romance Büchern nehmen sie mir häufig etwas besonderes weg. So auch hier und Xaviers Perspektive wirkte auf mich weniger authentisch. Trotz beider Perspektiven, bleiben die Charaktere auch eher oberflächlich, dafür gibt es eine Menge und deutlich zu viel spice.

Degrees of Engagement konnte mich leider nicht von sich überzeugen.

Bewertung vom 03.03.2025
The First to Fall / Red Summer Bd.1
Moninger, Kristina

The First to Fall / Red Summer Bd.1


ausgezeichnet

Alpenchalet 'Felsenhimmel'

Jakob unternimmt mit seiner Zwillingsschwester und vier Freunden eine letzte gemeinsame Bergtour, bevor er sich seinen Traum von Olympia erfüllen möchte. Doch dann kommt es zu einem tragischen Unfall und weil Jakob von der Polizei verdächtigt wird, darf er das Land nicht mehr verlassen. Jakob heuert im Alpenchalet ‚Felsenhimmel‘ seiner Mutter an und möchte alles daran setzen, das Chalet vor dem Ruin zu bewahren. Dann taucht plötzlich Emilias Schwester Aurora am Felsenhimmel auf, die Nachforschungen zum Tod ihrer Schwester anstellen möchte. Beide ahnen nicht, wie stark ihre Schicksale bereits miteinander verbunden sind und werden voneinander angezogen. Doch was, wenn die Wahrheit ans Licht kommt?

The First to Fall ist der Auftakt der Red Summer Dilogie von Kristina Moninger und nach Breaking Waves ihre zweite New-Adult-Suspense-Reihe. Da ich Breaking Waves bereits sehr gerne gelesen habe, musste ich auch The First to Fall unbedingt lesen und wieder konnte mich das Buch von Beginn an einnehmen und fesseln.

Die Geschichte wird aus Jakobs und Auroras Perspektive erzählt, wobei Jakobs Perspektive auch in der Vergangenheit spielt und wir immer mehr von dem tragischen Unfall mitbekommen. Die Autorin schafft es, beide Perspektiven nicht ‚einheitlich‘ wirken zu lassen, sodass sich die beiden Charaktere eigenständig aufbauen und verschiedene Gefühlswelten erleben lassen. Jakob, der von seinen Schuldgefühlen zerfressen wird und obwohl er Hilfe benötigt, doch immer erst an die anderen denkt und Aurora, die unbedingt mehr über den Tod ihrer Schwester erfahren möchte, um damit abschließen zu können. Zudem haben beide einen sehr spannenden Familienbackground.

Noch lieber als den Aufbau der Beziehung zwischen Jakob und Aurora gefiel mir beinahe die Verbindung zwischen Jakobs kleineren Schwester Kit und Aurora, die sich durch tolle Dialoge in mein Herz gespielt hat. Außerdem gefielen mir auch sämtliche Nebencharaktere und ihre kleinen und größeren Botschaften, die jedoch einfach nur mitschwingen und nicht zwanghaft wirkten. Herausheben würde ich hier Jakobs Mutter Marita, die auch eine tolle Entwicklung genommen hat.

Neben den tollen Charakteren und Beziehungen, die während der Geschichte aufgebaut wurden, gefiel mir aber auch der ‚Suspense‘-Aspekt ausgesprochen gut. Zwar hatte ich vermutet, dass die Geschichte in diese Richtung geht und doch konnte ich mir nie sicher sein, sodass daraus ein regelrechtes Hoffen wurde. Etwas Sorge hatte ich, dass auf der Spannungsebene alle Enden bis zum Schluss der Dilogie offen bleiben und der erste Band deswegen zu offen für mich ist, durch das Beantworten einer Frage - die jedoch etliche weitere Fragen aufwirft - konnte mich der Abschluss jedoch begeistern und lässt mich voller Vorfreude - und der Frage, wie ich das bis Oktober aushalten soll - zurück.

Bewertung vom 28.02.2025
True Crime in Nature
Graßmann, Farina

True Crime in Nature


ausgezeichnet

True Crime Geschichten aus dem heimischen Garten (und darüber hinaus).

Farina Graßmann hält mit True Crime in Nature ein kleines Highlight für mich parat. Ich mochte nicht nur den unglaublich guten Humor mit dem sie die ‚bösartigen Machenschaften‘ der Tier- und Pflanzenwelt präsentiert, sondern auch die direkte Ansprache („stellen sie sich einmal vor…“,). Die Kombination hat bei mir eine richtige Sogwirkung erzeugt, sodass ich förmlich durch die Seiten geflogen bin. Auch die Zeichnungen des Illustrators Cornelis Jettke sorgen dafür, dass der Inhalt mit Spaß konsumiert wird und Wissen sich dadurch fast schon spielerisch angeeignet wird.

Ich weiß nicht, ob ich den Blick vom Schreibtisch in den Garten jemals wieder ohne dieses Kopfkino vollziehen kann. Denn den Garten sehe ich (momentan) definitiv mit ganz anderen Augen. Ein tolles Sachbuch, das Spaß macht und neben altbekannten tierischen Machenschaften, auch einiges an neuem Wissen auf humorvolle Weise präsentiert. Eine absolute Empfehlung für alljene, die gerne mehr über die Pflanzen- und Tierwelt wissen möchten.

Bewertung vom 25.02.2025
Super-GAU
Davies, Bea

Super-GAU


gut

Fehlende Verbindungen

Super-Gau verspricht im Klappentext eine Verbundenheit zwischen der tragischen Fukushima-Katastrophe am 11.03.2011 und den persönlichen Schicksalen einzelner Menschen in Japan und Berlin und genau darin liegt leider auch mein Problem. Ich hatte vermutet, dass es Verbindungen zwischen Berlin und Japan gibt, die teils offensichtlich sind und teils weniger. Letztendlich gab es aber lediglich eine Verbindung die man wirklich wahrnehmen konnte, der Rest wirkte lediglich wie das Aufzeigen zweier Orte und die Darstellung, dass das Leben auf der einen Seite (Japan) tragische Züge nimmt und auf der anderen Seite (Berlin) seinen gewohnten Gang geht und doch auch traurige Einzeltragödien zeitgleich (aber unabhängig voneinander) geschehen. Das wurde eindrücklich und bildgewaltig rübergebracht. Die Zeichnungen von Bea Davies wirken nach und ziehen einen in den Bann, das durchgehende schwarz-weiß mit hohen Schwarzanteilen verstärkt die melancholische Stimmung der Graphic Novel. Trotzdem bin ich am Ende etwas enttäuscht, da meine Erwartungen doch andere waren und sich mir manche Entwicklungen nicht erschließen, vor allem im Bezug auf die Verbindungen zu Fukushima.

Bewertung vom 25.02.2025
Der süßeste Bruder der Welt und andere Irrtümer
Lindell, Elin

Der süßeste Bruder der Welt und andere Irrtümer


ausgezeichnet

Der Geschwisterwunsch und seine Folgen.

Danica ‚Dani‘ wünscht sich von ihrer alleinstehenden Mutter unbedingt ein kleines Geschwisterchen. Doch diese lehnt ihren Wunsch strikt ab. Doch dann spielt Dani mit ihrer Freundin Minna am Handy ihrer Mutter rum und swiped bei einem peinlichen Typen versehentlich nach rechts. Dani hat das schon längst wieder vergessen als ihre Mutter ihr eröffnet, dass sie sich verliebt hat. Björn, der peinliche Typ, bringt auch noch einen Bruder mit in die Familie. Doch der Grufti Joschi erfüllt ihrer Traum von einem Geschwisterchen absolut nicht. Nun muss Plan B her und Dani macht sich auf die Suche nach ihrem dänischen Spendervater, hat CRPO:4268 vielleicht noch mehr Kinder?

Die Graphic Novel Der süßeste Bruder der Welt - und andere Irrtümer von Elin Lindell zeichnet sich durch einen außergwöhnlichen Zeichenstil und einem guten Humor aus, der mich komplett erreichen konnte.

In einem lustigen Gewand verpackt Lindell viele ernstere Themen (Samenspende, Patchworkfamilie, Umzüge und ihre Folgen) und auch solche, die in Kinderbücher noch wenig Platz finden. Die Protagonistin Danica ist nicht nur ohne ihren/einen Vater aufgewachsen, sondern sie kennt von ihrem Erzeuger auch nur seine Nationalität und seinen Erkennungscode bei der Samenspende.

Und das neue Geschwisterchen ist kein süßes Baby, sondern ein Junge zu dem sie keinerlei Bezug hat und der ganz anders ist als sie. Eine Situation, die einige Kinder kennen, wenn für sie das Leben in einer Patchworkfamilie beginnt.

Die Aufarbeitung der Themen hat mir super gefallen, auch weil sie eigenen Spielraum für Interpretationen lassen und durch den Humor locker rübergebracht werden. Bei der Altersempfehlung würde ich tendenziell eher zwei Jahre draufpacken, auch weil ich die Protagonistin zwischen 12-14 einordnen würde.

Bewertung vom 25.02.2025
The Twenty
Holland, Sam

The Twenty


sehr gut

-XX-

Am Tatort muss DCI Adam Bishop den Anblick von einigen ausgebluteten Leichen aushalten, doch noch etwas scheint seltsam, der Tatort weißt Nummerierungen vor, der Täter zählt herunter und ist noch lange nicht bei Null angekommen. Bald darauf hat Bishops Ex-Frau ein seltsames Gefühl und findet Beweise, die sie bestätigen und darauf hindeuten, dass die Mordserie bereits vor knapp dreißig Jahren begann. Können die Morde wirklich zusammenhängen? Bishop muss den Killer schnell finden, denn er kommt ihnen immer näher.

Ich hatte auf den ersten Seiten Probleme mit The Twenty von Sam Holland, denn wir werden direkt in das Geschehen reingeschmissen und müssen erstmal die handelnden Personen kennenlernen und die Verbindungen derer ziehen. Durch den ständigen Perspektivwechsel und einem Schreibstil, der sehr stark die Gedankengänge der Protagonisten darstellt und daher durch kurze Sätze und viele Adjektive geprägt ist, war das gar nicht so einfach.

Der Schreibstil hat mir mit jeder Seite immer besser gefallen, als ich alle Perspektiven einordnen konnte und die Figuren besser kennengelernt habe, habe ich diesen Schreibstil regelrecht geliebt und er erzielte eine richtige Sogwirkung, aber als Einstieg (eines ersten Bands) empfand ich ihn eher ungeschickt. Mittlerweile habe ich jedoch gesehen, dass The Twenty im Englischen der zweite Band ist und The Echo Man dort als erster Band geführt wird. Möglicherweise gelingt der Einstieg dann besser, denn vielleicht sind einem DCI Adam Bishop und DS Jamie Hoxton dann schon bekannte Charaktere. Schließlich ist die Protagonistin des ersten Bands (DCI Cara Elliott) auch hier eine Nebenfigur.

Der Fall selbst war spannend und konnte ein paar Twists vorweisen bzw. Figuren erschaffen, denen man bis zum Ende nicht trauen konnte. Besonders gefallen hat mir, dass durch Hollands Schreibstil die Gefühlswelt der Perspektiven transparent dargestellt wird und die Ermittler durch ihr Handeln nicht nur als knallharte Kerle rüberkommen, sondern auch ihr innerer Kampf in solchen Situationen dargestellt wird. Das ist mir in diesem Maße bisher noch nicht untergekommen und hat mir sehr gut gefallen.

Gegen Ende war es vielleicht noch etwas zu viel des Ganzen und das teilweise offene Ende ist auch nicht richtig meins gewesen, dennoch hat The Twenty mir sehr viel Spaß gemacht und das Dranbleiben hat sich bezahlt gemacht. Ich freu mich schon jetzt auf den nächsten Teil (The Puppet Master) und ich bin mir sicher, dass ich Sam Hollands Schreibstil dann von Beginn an genießen kann.