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Maraleserin

Bewertungen

Insgesamt 14 Bewertungen
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Bewertung vom 21.09.2021
Wenn die Faust des Universums zuschlägt
Wimmer, Johannes

Wenn die Faust des Universums zuschlägt


ausgezeichnet

Der Autor entführt uns LeserInnen zuerst nach Paris in die Stadt der Liebe. Dort verbringt er schöne Tage mit seiner jetzigen Frau. Man fühlt sich beim Lesen wie ein Mäuschen, dass den gemeinsamen Weg von Dr. Wimmer und seinen Lieben mitverfolgt. Schon in früher Kindheit schlägt die Faust des Universums zu und der damals kleine Johannes muss hilflos mitansehen, wie ein geliebter Mensch von dieser Erde geht. Immer wieder verbindet er die Fäden der Erinnerungen und bleibt doch erzählerisch im Hier und Jetzt, wenn er und seine Frau Stärke demonstrieren, die bestimmt auch andere Menschen stützt und ihnen Hoffnung gibt, wenn ein Schicksalsschlag sie aus der Bahn zu werfen droht.
Die Kapitel sind in Tagebuchform geschrieben und auf 191 Seiten, schafft es Dr. Johannes Wimmer mein Interesse für sein Schicksal zu gewinnen.
Ein Gewinn ist die Lektüre auf alle Fälle, denn man sieht, dass hinter jeder dunklen Wolkendecke ein heller Horizont wartet.

Bewertung vom 21.09.2021
SCHWEIG!
Merchant, Judith

SCHWEIG!


gut

Hörbuch:
Sehr gut gelesen von Christiane Marx, Ulrike Kapfer und Tim Gössler. Aber: Die Charaktere werden von Judith Merchant derart überspitzt dargestellt, dass es einem schwindlig wird, bei der nicht enden wollenden Abfolge von Animositäten.

Jeder der Protagonisten lebt quasi in seiner eigenen Gefühlswelt, alle machen es sich und dem Gegenüber schwer. Die Figuren werden von der Autorin leider zu tode reflektiert. Alles was in gut geschriebenen Geschichten weggelassen wird, um Spannung aufzubauen und zu halten und vor allem um bei den LeserInnen/HörerInnen Raum für eigene Spekulationen, Gedanken und Gefühle aufkommen zu lassen, packt Merchant alls erzählerisches Füllmaterial mit hinein.

Ich hatte aber immer wieder Lust weiter in die Geschichte einzutauchen, weil ich die Thematik und damit verbundene Grundstimmung, welche in der Geschichte transportiert werden sollte, interessant fand und ich versucht habe, mich auf den Schreibstil einzulassen.

Esther ist nicht nur eine übergriffige Perfektionistin, Sue nicht nur eine verschrobene Eigenbrödlerin und auch der Ehemann von Esther hat seine "andere Seite". Die Kinder bleiben in der Story relativ gesichtslos. Die Erwachsenen scheinen sich in ihren Spleens zu suhlen und verstricken sich dabei immer mehr und mehr, denn der Schatten der Vergangenheit holt sie ein...

Bewertung vom 08.09.2021
Wahrheit
Püschel, Klaus;Erftenbeck, Martin;Marquart, Annette

Wahrheit


ausgezeichnet

Prof. Dr. Klaus Püschel (Rechtsmediziner), Martin Erftenbeck ( Polizeibeamter a.D.) und die Staatsanwältin Dr. Annette Marquardt erläutern hier anhand von 12 Fällen, wie die verschiedenen Disziplinen ineinandergreifen müssen, um ein Verbrechen aufklären zu können.

Der erste und der letzte Fall stehen einander gegenüber. Denkt man beim ersten Fall schnell, die Täterin könne nicht kaltblütig gehandelt haben, so meint man beim letzten Fall, in dem Täter wäre kein Fünkchen an Gefühl mehr vorhanden.

Mir ist die Lektüre ziemlich an die Substanz gegangen. Die tödlichen Verletzungen werden sehr genau dokumentiert. Für alle im Bereich Kriminalistik Arbeitenden ist das Buch sicher sehr wertvoll. Einem True Crime Interessierten würde ich es nicht so einfach empfehlen.

Das Cover passt meiner Ansicht nach gut und die Arbeit der drei Autoren kann nicht genug honoriert werden. Vieles nehmen sie an inneren Bildern mit nach hause und sind quasi so gut wie immer im einsatz.

Hut ab und danke!

Bewertung vom 08.09.2021
Birthday Girl
Murakami, Haruki

Birthday Girl


ausgezeichnet

Eine junge Frau wird 20 Jahre alt und erfährt an diesem Tag, dass es manchmal die unaufgeregten Momente sind, die im Gedächtnis haften bleiben. Während andere zu diesem Anlass eine große Party feiern, bleibt die Junge Frau für sich, geht ihrer Arbeut nach und es scheint niemand an ihrem Ehrentag anteil zu nehmen. Doch dann geschieht etwas unvorhergesehenes. Ihre Routine wird durchbrochen. Die Begegnung mit einem älteren Herren, lässt sie auf zauberhafte Weise für einen Moment im Hier und Jetzt etwas besonderes sein. Ein Wunsch steht im Raum. Ein Geburtstagswunsch. Was kann der jungen Frau diese Begegnung geben? Wird es sie verändern?

Die Geschichte wird durch die eigenen Gedanken in Bezug auf seinen Geburtstag vom Autor abgerundet. Ein Schlüsselmoment hat ihn dazu gebracht mehr über diesen Jahr für Jahr wiederkehrenden Tag nachzudenken. Bis zum, irgendwann, letzten Mal...

Wunderschöne Illustrationen, von Kat Menschik, runden das Geschriebene sinnlich ab.

Bewertung vom 31.08.2021
Das geheime Leben des Albert Entwistle
Cain, Matt

Das geheime Leben des Albert Entwistle


ausgezeichnet

Das Buchcover ist allerliebst gestaltet, in gedeckten Farbtönen und mit netten Motiven.
Das Albert ein Geheimnis hat, wird schon nach den ersten Kapiteln klar. Seine vor der Außenwelt versteckten Gefühle werden den LeserInnen vom Autor nach und nach nahegebracht. Auch die Figuren auf die Albert trifft, heben seine Art noch mehr hervor, so dass ich gleich ein Gefühl davon bekomme, wie sich der schüchterne Postbote wohl fühlt. Man möchte Albert einfach umarmen.
Die Figuren werden in der Fantasie lebendig. Insgesamt ist die geschichte eher humorig geschrieben, aber traurige Passagen lesen sich anhand des Schreibstils relativ leicht, so dass der Unterhaltungswert nicht verloren geht.
Nicole, die Alleinerziehende Mutter, wird aus meiner Sicht sehr gut in Szene gesetzt und die Verbindung welche sich zu Albert entspinnt, wirkt auf mich authentisch.
In der Geschichte geht es um Toleranz, Aufarbeitung von Gefühlen und dem Mut nach vorne zu schauen und in jedem Altersabschnitt einen Neuanfang zu wagen. dass finde ich in diesem Roman sehr gut umgesetzt.
Das Buch ist eine Hommage an die Andersartigkeit, entgegen dem "Normalo-Wahn". Jeder hat seine Berechtigung da zu sein und sollte sich nicht verstecken müssen, nur weil er/sie ein anderes Lebensmodell lebt.

Bewertung vom 25.08.2021
Dicke Biber
Balàka, Bettina

Dicke Biber


ausgezeichnet

Leykam Buchverlag (seit 1585)
Dicke Bieber - Ein Naturschutz-Krimi / 253 Seiten, 29 Kapitel
Autorin, Bettina Balaka
Illustriert von Raffaela Schöbitz
Zum selberlesen ab 10 Jahren


Wenn Pico dass nur geahnt hätte! Wegen einer Rettungsaktion, die seine überaufmerksame Mama "verursacht" hat, bekommen Picos Eltern ein altes Haus in der Einöde geschenkt. Nun ist nix mehr mit Ferien am Strand. Stattdessen schlittert die vierköpfige Stadt-Familie in ein kleines Naturabenteuer.

Das Cover sieht schön bunt aber nicht quietschig aus. Man erkennt schon am Bild, das es sich um eine spannende Geschichte handeln könnte.

Richtig spannend wird es nach dem ersten Drittel. Denn da begegnet Pico auf einer Bootstour durch das "Lackelwasser" einem Unbekannten. Der fremde Mann weiß viel über die Natur und kann Pico einiges zur Umgebung erklären. Erst später wird dem Jungen klar, dass man doch nicht so einfach mit fremden Erwachsenen spricht...

Mir gefällt gut, dass so viele verschiedene Charaktere in der Geschichte aufeinander treffen. Pico mit seinen Eltern, die ganz liebenswürdig aber etwas überspannt wirken, und der kleinen Schwester die ihre eigenen Wörter kreiert und die Welt auf ihre Art und Weise entdeckt. Dann sind da noch die verschroben wirkenden Nachbarn und ihre Adoptiv-Enkelin Juanita, mit der Pico sich anfreundet und auf Entdeckungstour geht. Und da ist ja noch die alte Frau, von der die Familie das "Gammelhaus" in der Einöde geschenkt bekommen hat.

Dass die vermeintliche Einöde doch ihren Reiz hat und was es alles in der Natur zu entdecken gibt ist erzähltechnisch genau so geschickt eingewoben, wie die Spannungskurven, welche in jedem Kapitel aufs Neue die Neugierde wecken, wie es wohl weiter geht.

Die Kinder haben in dieser Geschichte ihren ganz eigenen Blick auf die Umgebung. Von den Erwachsenen gehen zwar Impulse aus, aber die Kids haben auch ihren eigenen Kopf. Das fand ich erzählerisch gut umgesetzt.

Der Naturschutz-Krimi ist aus meiner Sicht kindgerecht und fantasieanregend geschrieben. Auch Erwachsene können beim Vorlesen noch oder wieder etwas lernen, nämlich, Achtsamkeit der Natur und anderen Menschen, aber auch sich selbst gegenüber.

Ein goldiges Kinderbuch - für die ganze Familie

Bewertung vom 06.08.2021
Aufs Land
Dörfler, Ernst P.

Aufs Land


ausgezeichnet

"Aufs Land", ist ein umfängliches Werk von Ernst Paul Dörfler, deutscher Autor, Umweltschützer und Mitbegründer der Grünen Partei in der DDR. Das Hörbuch wird vorgelesen von Clemens Benke.

Hinausgehen, das Grün der Wälder und Wiesen genießen, durchatmen und die Vielfalt der Natur bestaunen! All dessen vergegenwärtigt man sich wieder, wenn man den Ausführungen des Autors lauscht.

Dörfler ist Jahrgan 1950 und dörflich aufgewachsen. Die Eltern hatten einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb. Wie es ihm und seiner Familie gelang mit einfachsten Mitteln und wenigen Ressourcen zurecht zu kommen, fand ich sehr aufschlussreich, denn es beweist, dass der Mensch keinen Überfluss braucht um ein Lebenswertes Leben zu führen. Freilich romantisiert Ernst Paul Dörfler die vergangenen Erinnerungen nicht. Nur wird klar, dass übermäßiger Konsum nicht notwendig ist, wenn man Beziehungen und eine gesunde Natur um sich herum hat.

Das Stadtleben wird nicht als schlecht bezeichnet, sondern als Ergänzung zu einem naturnahen Lebensstil. Mich hat das Hörbuch sehr inspiriert. Die Ausführungen des Autors kommen autentisch rüber.

Ohne den erhobenen Zeigefinger zu schwingen, wird einem hier verständlich erklärt, wo wir umwelttechnisch noch vor 70-80 Jahren standen, wo wir jetzt stehen und warum es sich lohnt, für die Natur zu sein und sich als Teil dieser wahrzunehmen.

Absolute Lese-Hörempfehlung

Bewertung vom 05.08.2021
Spaziergänge durch Dublin
Banville, John

Spaziergänge durch Dublin


ausgezeichnet

Der irische Schriftsteller John Banville, nimmt den Hörer mit auf seine ganz persönliche Reise durch "sein" Dublin. Seine Erinnerungen an die Kindheit, das junge Erwachsenenalter und die späteren Jahre werden immer wieder eingestreut. Reinhard Kuhnert kann als Sprecher den Hörer bei der Stange halten - das Hörbuch habe ich in einem Rutsch durchgehört, nur manchmal habe ich eine Hörpause eingelegt um ein wenig zu recherchieren, um die geschichtlichen Informationen besser einordnen zu können und mir besser darüber klar zu werden, welcher Ort oder welche Persönlichkeit gerade konkret gemeint ist. Die Verbindung von Geschichtswissen mit Erzählungen aus dem eigenen Leben fand ich sehr interessant, denn so bleibt, bei so viel Text, mehr hängen. Ich empfehle das Werk, Lesern Banvilles Bücher, geschichtlich Interessierten und belesenen Irland-Fans, die gerne autobiographische Erzählungen lesen/hören.

Bewertung vom 04.08.2021
Der Katze ist es ganz egal
Orghandl, Franz

Der Katze ist es ganz egal


ausgezeichnet

Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2021
Kranichsteiner Kinderliteraturstipendium 2021 für Franz Orghandl

Dieses Hörbuch ist ganz wunderbar gesprochen von Verena Noll.

Leo lebt mit seinem Papa der die Hausarbeit macht und seiner Mama die berufstätig ist und ein Baby erwartet in einer Wohnung in Wien. Alles läuf wie immer, als Leo spürt, dass er eigentlich Jennifer heißt. Ihm ist wichtig das seinen Eltern zu sagen. Mama ist daraufhin etwas besorgt und Papa kann sich das garnicht vorstellen. Auch in der Schule wird Leo die nun Jennifer heißen möchte von der Lehrerin nicht recht verstanden. Aber da sind ja noch die Schulfreunde, die anders als die Erwachsenen mit der neuen Situation umgehen. Denn Freunde sind für einander da und finden immer eine Lösung! So ist der dicke Gabriel ein Fels in der Brandung und Anne und Stella helfen beim Stylen.
In der Geschichte geht es um die Zuneigung die man füreinander spührt auch wenn der andere sich anders entwickelt als man es gedacht hat und gewohnt ist. Aber das braucht Zeit. Besonders bewegend fand ich das Band zwischen dem Vater und Leo/Jennifer. Da merkt man besonders dass es der Autorin gelingt, den Gefühlen und Unsicherheiten der Eltern Raum zu geben. Die Figuren werden nicht gegeneinander ausgespielt.
Der pfiffige Erzählstil hat mir gut gefallen. Empfohlen für alle ab 9 Jahren.

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