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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Jo
Wohnort: 
Hagen

Bewertungen

Insgesamt 63 Bewertungen
Bewertung vom 28.01.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


sehr gut

Zugfahrt

Eduard Brünhofer hat einmal sehr erfolgreich Liebesromane geschrieben, doch seit Jahren hat er eine Schreibflaute. Nun muss er zu seinem Verlag nach München fahren, steigt in Wien in den Zug und begegnet dort der Psychotherapeutin Catrin Meyr. Eigentlich will er nur seine Ruhe, doch dann entwickelt sich ein Gespräch zwischen den beiden, bei dem er immer mehr Privates preisgibt.
Brünhofer ist ein interessanter Typ, sehr eitel und von sich überzeugt, aber im Grunde doch unsicher, er giert nach Bestätigung. Die bekommt er aber von Catrin nicht, sie stellt seinen Lebensentwurf massiv in Frage und verwirrt ihn damit.
Das Buch ist gut geschrieben, wie man es von Glattauer nicht anders kennt, aber im Mittelteil hat es Längen, die das Lesen mühsam und zäh werden lassen. Der Schluss dagegen ist sehr überraschend und wirklich gut.
Die intime Situation der beiden im Zugabteil, das sie geschickt gegen Eindringlinge verteidigen, führt zu einer ungewollten Nähe, die die Grenzen des Sagbaren bröckeln lassen und fast aufheben. So kommen sich zwei Fremde näher, als es Brünhofer je für vorstellbar hielt.
ich finde das Buch auf jeden Fall empfehlenswert, das Durchhalten bis zum Schluss lohnt sich.

Bewertung vom 27.01.2025
Wackelkontakt
Haas, Wolf

Wackelkontakt


ausgezeichnet

Wechselstrom
Von diesem Buch hatte ich schon viel gehört und gelesen, konnte mir aber nicht vorstellen, wie Wolf Haas die Geschichte aufgebaut hatte. Nun weiß ich es endlich!
Der Trauerredner Franz Escher liest ein Buch über den Elektriker Elio Russo, der eigentlich ein Mafioso ist, der im Zeugenschutz ist. Und eine im Zeugenschutz befindlicher Mafioso liest ein Buch über einen Trauerredner... Klingt interessant!
Wie beim Wechselstrom springen die beiden Geschichten hin und her und sind dabei so voller Energie, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Hört sich anstrengend an, ist es aber nicht, sondern ein viel zu kurzes Lesevergnügen. Und das ist der literarischen Qualität von Wolf Haas zu verdanken, der das Buch immer auf einem hohen Niveau hält. Dabei ist das Buch so lustig und so traurig wie das Leben, mal locker, mal philosophisch. Seine Spielerei mit Worten besonders zu Beginn, als Elio Deutsch lernt, ist einfach herrlich.
Das Buch hat mir viel Spaß gemacht, obwohl es auch einen ernsten Hintergrund hat. Unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 10.01.2025
Die blaue Stunde
Hawkins, Paula

Die blaue Stunde


ausgezeichnet

Großartig

Nach ihrem Tod hat die berühmte Künstlerin Vanessa Chapman alle Werke ihrem ehemaligen Liebhaber hinterlassen, der sie auf seinem großen Anwesen öffentlich ausstellt. James Becker arbeitet dort als Kurator und als eines Tages bei einem der Werke Chapmans ein menschlicher Knochen entdeckt wird, muss er nachforschen, was dahintersteckt und ob es sich um einen Knochen von Chapmans Ehemann handelt, der plötzlich verschwand.
Dafür reist er nach Eris Island, eine einsame Insel, auf der Chapman ihre letzten Lebensjahre verbrachte. Dort trifft er auf die Ärztin Grace, die Chapman bis zu ihrem Tod gepflegt hat und sich als die Bewahrerin ihres Erbes sieht. Konflikte sind vorprogrammiert...
Das Buch beginnt recht idyllisch, doch schnell brechen Konfliktlinien auf, zwischen James und seinem Freund Sebastian, zwischen James und Sebastians Mutter, zwischen Vanessa und Grace. Fast unmerklich wird die Szenerie immer unheimlicher und man lässt sich in den Strudel von Ereignissen ziehen. Welche Rolle spielte Grace wirklich in Vanessas Leben? Hat sie etwas anders gesehen als Vanessa?
Dabei liest sich das Buch leicht und es wird sehr spannend bis zum bitteren Ende.
Einfach großartig!

Bewertung vom 02.12.2024
Flavorama
Johnson, Arielle

Flavorama


gut

Für Fachleute

Leider hatte ich an das Buch die falschen Erwartungen, aber das Vorwort von René Redzepi hätte mich stutzen lassen sollen.
Ich hatte ein gut lesbares Buch mit anschaulichen Rezepten erwartet und wurde im wahrsten Sinne des Wortes ent-täuscht.
Man bekommt ein dickes und unhandliches Fachbuch mit Erklärungen von Molekülstrukturen und Gehirnvernetzung, das sich nur schwer lesen lässt, wenn man keine fachliche Vorbildung hat. Zumindest sollte man im Chemie-Unterricht - sofern man ihn denn hatte - gut aufgepasst haben.
Auch mit den Rezepten ist das so eine Sache. Wer hat schon Seetang, Korarimisamen oder Bucatini in Vorratsschrank? Auch sind die Rezepte den einzelnen Kapiteln zugeordnet und deshalb unübersichtlich und ohne Fotos.
Das Buch ist nur für Fachleute geeignet, als Kochlaie fühlte ich mich massiv überfordert. Schade, ich hätte gern noch etwas dazugelernt.

Bewertung vom 02.12.2024
Wir finden Mörder Bd.1
Osman, Richard

Wir finden Mörder Bd.1


ausgezeichnet

Witzig und spannend

Bisher hatte ich noch kein Buch von Richard Osman gelesen, der Donnerstagsmordclub ist an mir vollkommen vorbei gegangen. Das werde ich aber nach diesem Buch auf jeden Fall nachholen.
In diesem Buch beginnt Osman eine neue Reihe, deren Hauptpersonen die Personenschützerin Amy, ihr Schwiegervater, der ehemalige Polizist Steve und die erfolgreiche Buchautorin Rosie sind. In diesem Buch müssen sie einen Geldschmuggler enttarnen, der sie über die halbe Erde schickt. Dabei ist es hilfreich, dass Rosie viel Geld hat und auch ein Privatflugzeug besitzt.
Das Buch ist zwar spannend, aber auch witzig. Es lebt von den skurrilen Eigenschaften der Protagonisten, die alle ihre Macken haben und die sind teilweise typisch englisch. Pub-Quiz und gutes Benehmen sind wichtig, auch die richtige Kleiderordnung muss man beachten...
Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen, es macht einfach viel Spaß und ist ein echtes Lesevergnügen.

Bewertung vom 01.11.2024
Still ist die Nacht / Maya Topelius Bd.2
Åslund, Sandra

Still ist die Nacht / Maya Topelius Bd.2


gut

Konventionell

Endlich Urlaub! Nach einer anstrengenden Zeit hat Kriminalinspektorin Maya Topelius einen Yoga-Urlaub auf einer kleinen Insel in den Stockholmer Schären gebucht. Aber die Probleme lassen nicht lange auf sich warten. Ihr Ex-Freund nimmt auch teil und zwischen einem jungen Paar gibt es massive Konflikte. Keine guten Voraussetzungen für Entspannung! Als am Morgen nach Mitsommer auch noch der Besitzer des Yogahauses tot am Strand gefunden wird, muss Maya ihrem Kollegen Pär verdeckt bei den Ermittlungen helfen. Ist der Mörder noch auf der Insel?
Das Buch ist eher konventionell geschrieben. Zwar kommt in den Beschreibungen der Insel das typische Schweden-Flair auf, aber insgesamt fand ich das Buch bis auf den Schluss nicht sehr spannend. Auch die ständigen esoterischen Einschübe mit Ahnungen, Inspirationen und Geistersichtungen haben mich sehr gestört, das ist gar nichts für mich.
Insgesamt fand ich das Buch eher oberflächlich und enttäuschend. Zum Teil wurden mit den viel zu zahlrechen Erzählsträngen typische Anfängerfehler gemacht, dabei hat Sandra Aslund schon ein sehr erfolgreiches Buch geschrieben. Schade, ich hatte mehr erwartet!

Bewertung vom 30.10.2024
Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6
Benedict, Marie

Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6


sehr gut

Familie!

Was für eine Familie! Die Mitfords - adlige Eltern, sechs Töchter und ein Sohn - gehörten zur High Society im Großbritannien der Zwischenkriegszeit und ihre Affären erregte die Gemüter des Landes so wie heute die Stories rund um Harry und Meghan.
Aus der Sicht Nancys, der ältesten Tochter, erzählt Marie Benedict das Geschehen innerhalb der Familie von 1932 bis 1940. Dabei schreibt Nancy in der Ich-Form, ihre beiden Schwestern Diana und Unity in der dritten Person, um die Distanz auszudrücken, die Benedict zu ihren Ansichten hat. Denn Diana und Unity sind vehemente Anhängerinnen des Faschismus. Diana lässt sich von ihrem Mann, dem Erben der Guinness-Brauerei. scheiden, um mit Mosley, dem britischen Faschistenführer, zusammenzuleben. Dabei nutzt sie eiskalt die Beziehungen ihrer Schwester Unity, die in München lebt und für Adolf Hitler schwärmt und ihn oft persönlich trifft, zum Vorteil der britischen Faschistenpartei BUF. Nancy dagegen verabscheut die Nazis und alle, die mit ihnen zusammenarbeiten, und muss sich schließlich überlegen, ob sie die Geheimnisse ihrer Schwestern verrät, um ihrem Land zu helfen.
Das alles erzählt die Autorin sehr lebendig, manchmal allerdings mit ziemlichen Längen, denn irgendwann ging mir Unitys Hitler-Schwärmerei sehr auf die Nerven. Er konnte sicherlich den Frauen gegenüber charmant und zugewandt sein, aber man darf seine schrecklichen Taten nicht vergessen. Das kam mir im Buch manchmal zu kurz. Versöhnt haben mich dann aber die letzten Kapitel, in der deutlich wird, wie schwer Nancy sich mit der Entscheidung tut.
Das Buch reicht nicht an "Die einzige Frau im Raum" heran, es bleibt manchmal zu oberflächlich und langatmig. Aber ich habe viel über ein mir bisher unbekanntes Kapitel der Geschichte gelernt.

Bewertung vom 06.10.2024
Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13


ausgezeichnet

Amüsant

Endlich eine neue Geschichte über den Interims-Polizeichef Adalbert Kluftinger aus dem Allgäu! Darauf haben wir Fans lange gewartet.
Bei einer Großübung in den Bergen stirbt ein Polizist. Was zuerst wie ein Unfall aussieht, entpuppt sich als Mord und Klufti und seine Mannschaft müssen ermitteln. Doch Klufti treiben ganz andere Sorgen um. Er hat sich überreden lassen für den Gemeinderat zu kandidieren, allerdings nur als Zählkandidat. Doch als sein Nachbar Dr. Langhammer ebenfalls kandidieren will, erwacht Kluftis Ehrgeiz und er liefert sich mit dem Doktor ein Duell um jede einzelne Wählerstimme.
Das Buch ist sehr aktuell, denn es geht um die Anfeindungen, denen Politiker auch auf der kommunalen Ebene schon ausgesetzt sind. Dabei geraten die Ermittlungen in den Mordfall etwas in den Hintergrund, obwohl sie ins Querdenkermilieu führen und damit auch einen politischen Hintergrund haben.
Insgesamt spielen Klüpfel und Kobr aber ihre Qualitäten gut aus, eine Mischung aus Spannung und Slapstick. Das Buch macht viel Spaß und manchmal muss man laut lachen. Wieder mal eine gelungene Geschichte über Klufti und sein Reich!

Bewertung vom 26.09.2024
Bis in alle Endlichkeit
Kestrel, James

Bis in alle Endlichkeit


ausgezeichnet

Spannend und ungewöhnlich

Claire Gravesend liegt tot auf einem Autodach. Wurde sie vom Dach gestoßen? Und warum hat sie seltsame Narben auf dem Rücken? Diese Fragen muss Privatermittler Lee Crowe beantworten, der von Claires Mutter beauftragt wird, den Fall zu klären.
Dabei bringt er sich selbst in Gefahr, es werden Anschläge auf ihn verübt und er lernt eine junge Frau kennen, die Claire verblüffend ähnlich sieht.
Das Buch ist ein Krimi in der typischen amerikanischen Krimitradition. Trotzdem ist er hoch aktuell, denn das Thema, das ich hier aber nicht verraten werde, da es sich im Laufe der Ermittlungen erst herauskristallisiert, ist sehr nah an der Realität.
Lee Crowe ist ein sehr guter Ermittler, man kann ihm in allen Punkten gut folgen. Auch die anderen Personen sind hervorragend gezeichnet.
Am Schluss wird das Buch atemberaubend spannend und es gibt einen kleinen Cliffhanger, der darauf hinweist, dass Lee Crowe weiter ermitteln wird. Darauf kann man sich freuen, wenn die Qualität dieses Buches gehalten wird!

Bewertung vom 26.09.2024
Die Gräfin
Nelles, Irma

Die Gräfin


sehr gut

In Kriegszeiten

In den letzten Wochen des Krieges stürzt über der Hallig Südfall ein englischer Pilot ab. Statt ihn den Behörden zu melden und damit der Willkür der Nazis auszuliefern, versteckt die dort wohnende Gräfin Diana von Reventlow-Criminil den verletzten Mann und ihr Hausmeister bringt das Flugzeug in eine Scheune.
Die Hallig-Gräfin gab es wirklich, die beschriebenen Ereignisse sind allerdings erfunden. Diana war eine sehr starke und eigensinnige Frau, die internationale Wurzeln hatte und während der Nazidiktatur Menschen zur Flucht nach Dänemark verhalf.
Das Buch ist in einem sehr ruhigen, sachlichen Stil geschrieben und das gefällt mir gut. Leider ist das Ende sehr offen und wenn da nicht der Prolog einen vagen Hinweis liefern würde, dann wäre der Schluss sehr unbefriedigend. Das Buch bricht im Grunde einfach ab und das mag ich nicht. Ich hätte gern noch mehr über die Gräfin, ihre Bediensteten und den Besucher erfahren.
Das Titelbild dagegen fand ich mit seinen zarten Farben wunderschön, es atmet die Luft der Nordsee und bringt die Atmosphäre auf der Insel sehr gut zur Geltung.