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Benutzername: 
Jo
Wohnort: 
Hagen

Bewertungen

Insgesamt 58 Bewertungen
Bewertung vom 01.11.2024
Still ist die Nacht / Maya Topelius Bd.2
Åslund, Sandra

Still ist die Nacht / Maya Topelius Bd.2


gut

Konventionell

Endlich Urlaub! Nach einer anstrengenden Zeit hat Kriminalinspektorin Maya Topelius einen Yoga-Urlaub auf einer kleinen Insel in den Stockholmer Schären gebucht. Aber die Probleme lassen nicht lange auf sich warten. Ihr Ex-Freund nimmt auch teil und zwischen einem jungen Paar gibt es massive Konflikte. Keine guten Voraussetzungen für Entspannung! Als am Morgen nach Mitsommer auch noch der Besitzer des Yogahauses tot am Strand gefunden wird, muss Maya ihrem Kollegen Pär verdeckt bei den Ermittlungen helfen. Ist der Mörder noch auf der Insel?
Das Buch ist eher konventionell geschrieben. Zwar kommt in den Beschreibungen der Insel das typische Schweden-Flair auf, aber insgesamt fand ich das Buch bis auf den Schluss nicht sehr spannend. Auch die ständigen esoterischen Einschübe mit Ahnungen, Inspirationen und Geistersichtungen haben mich sehr gestört, das ist gar nichts für mich.
Insgesamt fand ich das Buch eher oberflächlich und enttäuschend. Zum Teil wurden mit den viel zu zahlrechen Erzählsträngen typische Anfängerfehler gemacht, dabei hat Sandra Aslund schon ein sehr erfolgreiches Buch geschrieben. Schade, ich hatte mehr erwartet!

Bewertung vom 30.10.2024
Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6
Benedict, Marie

Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6


sehr gut

Familie!

Was für eine Familie! Die Mitfords - adlige Eltern, sechs Töchter und ein Sohn - gehörten zur High Society im Großbritannien der Zwischenkriegszeit und ihre Affären erregte die Gemüter des Landes so wie heute die Stories rund um Harry und Meghan.
Aus der Sicht Nancys, der ältesten Tochter, erzählt Marie Benedict das Geschehen innerhalb der Familie von 1932 bis 1940. Dabei schreibt Nancy in der Ich-Form, ihre beiden Schwestern Diana und Unity in der dritten Person, um die Distanz auszudrücken, die Benedict zu ihren Ansichten hat. Denn Diana und Unity sind vehemente Anhängerinnen des Faschismus. Diana lässt sich von ihrem Mann, dem Erben der Guinness-Brauerei. scheiden, um mit Mosley, dem britischen Faschistenführer, zusammenzuleben. Dabei nutzt sie eiskalt die Beziehungen ihrer Schwester Unity, die in München lebt und für Adolf Hitler schwärmt und ihn oft persönlich trifft, zum Vorteil der britischen Faschistenpartei BUF. Nancy dagegen verabscheut die Nazis und alle, die mit ihnen zusammenarbeiten, und muss sich schließlich überlegen, ob sie die Geheimnisse ihrer Schwestern verrät, um ihrem Land zu helfen.
Das alles erzählt die Autorin sehr lebendig, manchmal allerdings mit ziemlichen Längen, denn irgendwann ging mir Unitys Hitler-Schwärmerei sehr auf die Nerven. Er konnte sicherlich den Frauen gegenüber charmant und zugewandt sein, aber man darf seine schrecklichen Taten nicht vergessen. Das kam mir im Buch manchmal zu kurz. Versöhnt haben mich dann aber die letzten Kapitel, in der deutlich wird, wie schwer Nancy sich mit der Entscheidung tut.
Das Buch reicht nicht an "Die einzige Frau im Raum" heran, es bleibt manchmal zu oberflächlich und langatmig. Aber ich habe viel über ein mir bisher unbekanntes Kapitel der Geschichte gelernt.

Bewertung vom 06.10.2024
Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13


ausgezeichnet

Amüsant

Endlich eine neue Geschichte über den Interims-Polizeichef Adalbert Kluftinger aus dem Allgäu! Darauf haben wir Fans lange gewartet.
Bei einer Großübung in den Bergen stirbt ein Polizist. Was zuerst wie ein Unfall aussieht, entpuppt sich als Mord und Klufti und seine Mannschaft müssen ermitteln. Doch Klufti treiben ganz andere Sorgen um. Er hat sich überreden lassen für den Gemeinderat zu kandidieren, allerdings nur als Zählkandidat. Doch als sein Nachbar Dr. Langhammer ebenfalls kandidieren will, erwacht Kluftis Ehrgeiz und er liefert sich mit dem Doktor ein Duell um jede einzelne Wählerstimme.
Das Buch ist sehr aktuell, denn es geht um die Anfeindungen, denen Politiker auch auf der kommunalen Ebene schon ausgesetzt sind. Dabei geraten die Ermittlungen in den Mordfall etwas in den Hintergrund, obwohl sie ins Querdenkermilieu führen und damit auch einen politischen Hintergrund haben.
Insgesamt spielen Klüpfel und Kobr aber ihre Qualitäten gut aus, eine Mischung aus Spannung und Slapstick. Das Buch macht viel Spaß und manchmal muss man laut lachen. Wieder mal eine gelungene Geschichte über Klufti und sein Reich!

Bewertung vom 26.09.2024
Bis in alle Endlichkeit
Kestrel, James

Bis in alle Endlichkeit


ausgezeichnet

Spannend und ungewöhnlich

Claire Gravesend liegt tot auf einem Autodach. Wurde sie vom Dach gestoßen? Und warum hat sie seltsame Narben auf dem Rücken? Diese Fragen muss Privatermittler Lee Crowe beantworten, der von Claires Mutter beauftragt wird, den Fall zu klären.
Dabei bringt er sich selbst in Gefahr, es werden Anschläge auf ihn verübt und er lernt eine junge Frau kennen, die Claire verblüffend ähnlich sieht.
Das Buch ist ein Krimi in der typischen amerikanischen Krimitradition. Trotzdem ist er hoch aktuell, denn das Thema, das ich hier aber nicht verraten werde, da es sich im Laufe der Ermittlungen erst herauskristallisiert, ist sehr nah an der Realität.
Lee Crowe ist ein sehr guter Ermittler, man kann ihm in allen Punkten gut folgen. Auch die anderen Personen sind hervorragend gezeichnet.
Am Schluss wird das Buch atemberaubend spannend und es gibt einen kleinen Cliffhanger, der darauf hinweist, dass Lee Crowe weiter ermitteln wird. Darauf kann man sich freuen, wenn die Qualität dieses Buches gehalten wird!

Bewertung vom 26.09.2024
Die Gräfin
Nelles, Irma

Die Gräfin


sehr gut

In Kriegszeiten

In den letzten Wochen des Krieges stürzt über der Hallig Südfall ein englischer Pilot ab. Statt ihn den Behörden zu melden und damit der Willkür der Nazis auszuliefern, versteckt die dort wohnende Gräfin Diana von Reventlow-Criminil den verletzten Mann und ihr Hausmeister bringt das Flugzeug in eine Scheune.
Die Hallig-Gräfin gab es wirklich, die beschriebenen Ereignisse sind allerdings erfunden. Diana war eine sehr starke und eigensinnige Frau, die internationale Wurzeln hatte und während der Nazidiktatur Menschen zur Flucht nach Dänemark verhalf.
Das Buch ist in einem sehr ruhigen, sachlichen Stil geschrieben und das gefällt mir gut. Leider ist das Ende sehr offen und wenn da nicht der Prolog einen vagen Hinweis liefern würde, dann wäre der Schluss sehr unbefriedigend. Das Buch bricht im Grunde einfach ab und das mag ich nicht. Ich hätte gern noch mehr über die Gräfin, ihre Bediensteten und den Besucher erfahren.
Das Titelbild dagegen fand ich mit seinen zarten Farben wunderschön, es atmet die Luft der Nordsee und bringt die Atmosphäre auf der Insel sehr gut zur Geltung.

Bewertung vom 19.08.2024
Reise nach Laredo
Geiger, Arno

Reise nach Laredo


ausgezeichnet

Der alte König in seinem Exil

Wenn der Titel "Der alte König in seinem Exil" nicht schon bei einem anderen Buch von Arno Geiger vergeben gewesen wäre - hier hätte er auch gut gepasst. Hauptperson des Romans ist der König und Kaiser Karl V. (1500-1558), der Herrscher, in dessen Reich die Sonne nicht unterging. Zu seinem Herrschaftsbereich gehörten die österreichischen Erblande, die Niederlande, Spanien und Neapel genau wie die Besitzungen in eben entdeckten Amerika und die Philippinen. Nun ist er gezeichnet von Gicht und Malaria und hat sein Reich an seine Söhne Ferdinand und Philipp weitergegeben und sich selbst in eine Kloster zurückgezogen. Das alles sollte man wissen, wenn man diesen Roman von Arno Geiger liest, denn in dem Buch geht Geiger sehr sparsam mit den historischen Fakten um.
Am Ende seines Lebens macht sich Karl zusammen mit seinem elfjährigen unehelichen Sohn Geronimo auf zu einer Reise ans Meer nach Laredo. Sie erleben Langeweile und Abenteuer, Freundschaft und Feindschaft, Vertrauen und Nähe.
Mir hat das Buch wie alle anderen von Arno Geiger sehr gut gefallen. Es hat zwei Ebenen, einmal die Ebene der Geschichte und einmal eine Ebene dessen, was nicht unbedingt gesagt wird und in der Schwebe bleibt. Das macht auch den ungewöhnlichen Schluss besser verständlich. Was ist wirklich von Ruhm, Geld und Ehre geblieben, als Karl stirbt? Konnte er Liebe geben und Liebe empfangen oder blieb er immer der kalt berechnende Herrscher in seiner steifen schwarzen Uniform?
Geiger schreibt in einem bestechend schönen Stil, der die Leser mitten in die Geschichte zieht. Es ist das erste Buch, das Geiger in einem historischen Kontext geschrieben hat, aber kein historischer Roman im eigentlichen Sinne.
Allerdings hätte ich mir in einem Nachwort eine kleine historische Einordnung gewünscht. Aber man muss dann halt googlen...

Bewertung vom 16.08.2024
Genau so, wie es immer war
Lombardo, Claire

Genau so, wie es immer war


gut

Es zieht sich

Ich hatte vor einiger Zeit "Der größte Spaß, den wir je hatten" gelesen und war deshalb gespannt auf das neue Buch von Claire Lombardo.
Leider war dieses Buch eine ziemliche Enttäuschung. Nach den ersten 100 Seiten war ich versucht das Buch abzubrechen, denn mit der Figur der Julia Ames kam ich nicht zurecht. Nur klagend, depressiv, unzufrieden, heulend, das ging mir auf die Nerven. Dabei hat Julia alles, was sie sich wünschen kann: einen sehr sympathischen, zugewandten Ehemann, zwei gut geratene Kinder, keine finanziellen Probleme. Aber sie steigert sich in die negative, asoziale Haltung hinein, bis sie auf die ältere Helen trifft, die sich ihrer annimmt. Das tut ihr gut, allerdings beginnt sie dann ein Verhältnis mit Helens Sohn und daran zerbricht die Freundschaft.
Das Buch wechselt zwischen den Zeitebenen und beschreibt Julias Kindheit und Jugend bei einer liebesunfähigen Mutter und ohne Vater. Allerdings fiel mir dieser Wechsel nicht schwer.
Nervend fand ich da eher dieses dauernde "Alles gut!" oder "Alles gut?", auch wenn man schon von Weitem erkennen konnte, dass nichts gut war.
Der Schluss des Buches hat mich mit der vorhergehenden Quälerei noch etwas versöhnt, da kehrt so etwas wie Normalität ein. Man muss sehr viel Geduld für dieses Buch aufbringen!

Bewertung vom 30.07.2024
Sobald wir angekommen sind
Lewinsky, Micha

Sobald wir angekommen sind


sehr gut

Wenn der Weltkrieg droht...

Ben Oppenheim ist ein Mann in seinen besten Jahren, wären da nicht die Ängste, die ihn umtreiben. Überall drohen schwere Krankheiten und nach dem Beginn des Ukrainekriegs steht die Drohung eines Dritten Weltkriegs auch im beschaulichen Zürich im Raum. Und neben allen diesen Ängsten jongliert Ben auch noch zwischen seiner Frau, den beiden Kindern und der Geliebten mit ihrem Sohn hin und her, das ist nicht einfach! So entschließt sich die Familie auf den Spuren von Stefan Zweig, den Ben sehr verehrt, nach Brasilien zu fliehen. Leider muss seine Geliebte Julia zurück bleiben.
Aber das erhoffte Paradies finden sie auch in Brasilien nicht, Ben scheitert mit seinem Egoismus, seiner Hypochondrie und seinen zahlreichen Problemen auch hier.
Das Buch ist witzig und tragisch und nimmt Ben sehr ironisch auf die Schippe. Seine Familie sieht er als Ursache allen Übels, hier war "Aufmerksamkeit eine Holschuld", wie es auf Seite 166 heißt und Ben ist nie über das Stadium des Aufmerksamkeit heischenden Kindes hinweggekommen. Manchmal möchte man ihn schütteln und ihn zwingen endlich erwachsen zu werden. Das alles ist herrlich beschrieben.
Ein echter Lesegenuss!

Bewertung vom 30.07.2024
Cascadia
Phillips, Julia

Cascadia


sehr gut

Schwierig zu bewerten

Bei diesem Buch habe ich echte Probleme es fair zu bewerten. Warum? Die Geschichte hat mich irritiert, ich konnte sie nicht richtig einordnen und ich kam den Protagonisten nicht wirklich klar.
Worum geht es? Sam und ihre Schwester Elena leben mit ihrer schwerkranken Mutter im Staat Washington auf einer Insel. Ihre Lebensverhältnisse sind prekär, Sam arbeitet im Bistro einer Fähre, Elena im Restaurant eines Golfclubs und das Geld reicht nie, denn die Arztbesuche und Medikamente für die Mutter sind teuer. Sam hofft, dass sie das Grundstück auf der Insel nach dem Tod der Mutter verkaufen und anderswo ein neues Leben anfangen können.
Dann taucht eines Tages ein riesiger Bär am Haus auf und erschreckt die Bewohnerinnen. Elena sieht in diesem Bären einen Kameraden und lockt ihn immer wieder an, was streng verboten ist. Sam empfindet so etwas wie Eifersucht, denn ihre enge Beziehung zu ihrer Schwester will sie nicht teilen. Die Situation eskaliert.
Das Buch ist sehr fesselnd geschrieben, aber die Welt der drei Frauen bleibt mir fremd. Ich frage mich, was Elena in diesem Tier sieht und was sie von ihm erwartet. Sie hat eine Beziehung zu einem Nachbarn, aber die scheint ihr nicht zu genügen. Auch Sam ist im Grunde beziehungsunfähig, ihr Misstrauen steht ihr immer wieder im Weg, auch wenn andere Menschen freundlich und hilfsbereit sind.
Das Buch lässt mich zwiespältig zurück und wird mich sicher noch länger beschäftigen. Eines finde ich allerdings uneingeschränkt schön, nämlich das Cover in den zarten Farben.

Bewertung vom 16.07.2024
Signum / Stormland Bd.2
Lindqvist, John Ajvide

Signum / Stormland Bd.2


sehr gut

Überraschend

Ich muss vorausschicken, dass ich den ersten Band der Reihe nicht gelesen habe, aber trotzdem kann man dieses Buch auch allein lesen, da es einige Rückblicke auf das vorige Buch gibt.
Der Hacker Kim Ribling entführt den "Schockdoktor" Martin Rudbeck und hält ihn im Keller seines Hauses gefangen. Dadurch möchte er Zugang zu seiner Vergangenheit bekommen und anschließend den Doktor wieder freilassen. Doch dann geschieht ein Unglück (oder war es Absicht?) und Rudbeck stirbt. Zusammen mit Astrid Helander und der ehemaligen Polizistin Julia Malmros muss er die Spuren verwischen.
Ich fand das Buch sehr spannend. Immer neue Wendungen tragen dazu bei, dass man atemlos weiterliest. Die Mischung aus Ermittlungsarbeit und dem Privatleben der Fahnder war gut geschrieben, dadurch entstand mehr Nähe zu dem Ermittlungsteam.
Besonders interessant fand ich die Figur der Astrid Halander, die eine ganz ungewöhnliche Person ist und mit ihren Tricks die Umwelt immer wieder hereinlegt. Dadurch kommt sie immer irgendwie durch...
Allerdings ist das Buch auch manchmal recht brutal und grausam. Nichts für schwache Nerven!