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Nevs
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München

Bewertungen

Bewertung vom 11.03.2021
Starke Väter, starke Töchter
Meeker, Meg

Starke Väter, starke Töchter


schlecht

Leider gibt es zu diesem Thema wenig Literatur. Den Kauf dieses Buchs können Sie sich aber getrost sparen. Es ist kurz gesagt vollkommen aus der Zeit gefallen und zudem in einen vollkommen anders gestrickten Kulturkreis geschrieben:

Formal: Das Buch ist veraltet. Zitiert werden ganz überwiegend Studien aus den 80ern und 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Es ist vollkommen unstrukturiert und penetrant im Imperativ geschrieben (Tun Sie dies/tun sie das), zudem werden ständig über alle Kapitel hinweg dieselben Thesen wiederholt.

Inhaltlich: Geschrieben von einer Kinderärztin in der amerikanischen Provinz mit einem religiös-puritanistischen Weltbild. Tiefste 50er Jahre. Die Dame ist also Ärztin und keine Psychologin, erst recht keine Kinderpsychologin. Sie schildert ihre Praxis als Ärztin (Drogen, Alkohol, Geschlechtskrankheiten, Verwahrlosung). Das alles kann aus ihrer Sicht nur passieren, wenn man als Vater nicht der Fels in der Brandung ist, nicht streng ist oder nicht den absoluten Führungsanspruch in der Familie durchsetzt. Hier werden alte Klischees und Rollenbilder vom Feinsten propagiert. Als eher normal wird angesehen, dass Väter maulfaul sind, Bier trinken oder ständig lineares Fernsehen konsumieren. So sind sie halt. Die Tochter dagegen hat komplett abstinent, sexuell enthaltsam bis in die 20er, bescheiden und brav zu sein. Medienkonsum ist eh der Teufel. Die Autorin berichtet bewundernd, dass ihr Vater als sie 20 war, sie und eines ihrer Dates zusammenfaltete, als sie es wagten, eine halbe Stunde nach Mitternacht zurück zu sein (statt Mitternacht). Das Buch ist mit sehr vielen sehr weitschweifigen Beispielen gespickt, die verdeutlichen sollen, dass die eigene Tochter unausweichlich in der Gosse und der Prostitution enden wird, wenn man nicht auf dem rechten Wege bleibt. Bemerkenswert ist aber vor allem, dass sich das Buch schwerpunktmäßig um die „Erziehung“ von Teenagern (und eigentlich jungen Erwachsenen) dreht. Hier wird die fehlende psychologische Ausbildung der Autorin am deutlichsten, denn dieser Zeitpunkt dürfte für Erziehungsversuche nach allem, was ich weiß, zu spät sein.