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carola1475

Bewertungen

Insgesamt 179 Bewertungen
Bewertung vom 28.01.2025
Halbe Leben
Gregor, Susanne

Halbe Leben


ausgezeichnet

Fein beobachtet, eindringlich und beeindruckend geschrieben

'Halbe Leben' beginnt mit Klaras tödlichem Sturz und ich frage mich, wie es dazu kam, gab es eine Entwicklung, die hier einen Schlusspunkt findet, war das etwas anderes als ein Unfall?
In Rückblenden erfahre ich, wie Paulína als Pflegekraft aus der Slowakei engagiert wurde, um sich um Klaras nach einem Schlaganfall oft orientierungslose und verwirrte Mutter Irene zu kümmern, die wie Paulína im Haus der Familie ein Zimmer bewohnt. Paulína erweist sich schnell als kompetente Betreuerin und willkommene Hilfe in Klaras und Jakobs Haushalt. Jakob ist leidenschaftlicher Fotograf und nicht berufstätig, Klara um so engagierter bei der Arbeit als Architektin, im Büro und auf Baustellen fühlt sie sich mehr zu Hause und wertgeschätzt als daheim.
Paulína ist der Meinung, sie würde von ihren heranwachsenden Söhnen Andrej und Riso nicht mehr gebraucht und lässt sich daher für jeweils zweiwöchige Pflegeeinsätze ins Ausland vermitteln und die Kinder in der Obhut der Schwiegermutter, doch es entsteht zunehmend eine Entfremdung nicht nur zu den Kindern, sondern sogar zur eigenen Wohnung. Gleichzeitig bleibt ihr das Leben in Österreich fremd und sie traut sich nicht, zusätzliche Aufgaben im Haushalt abzulehnen, um die Jakob und Klara sie bitten und die großzügig extra bezahlt werden. Bei aller Freundlichkeit und Einbindung in das Familienleben bleibt das Machtverhältnis zwischen Arbeitgeber und Angestellter jederzeit bestehen. Viele kleine Missachtungen Paulínas als Mensch lassen einen Riss im Verhältnis der drei entstehen und Klara ist feinfühlig genug, das zu bemerken.
In Paulína und Irene kann ich mich gut hineinversetzen, in Klara sehr viel weniger.

Susanne Gregor schreibt klar, ruhig, aber eindringlich. Einfühlsam und realistisch beschreibt sie Pflegesituationen und den Alltag in der österreichischen Familie ohne zu werten. Neben Klaras und Paulínas Perspektiven gibt es auch Irenes, Jakobs und Risos Sicht auf Paulína. Die Figurenzeichnung ist glaubwürdig, die Charaktere sind lebendig und haben Tiefe, besonders die Frauenfiguren. Hier hat mir gefallen, dass ich auch über ihre jeweilige prägende Familiensituation in der Kindheit erfahre.

Mich hat 'Halbe Leben' sehr beeindruckt und meinen Respekt für die Frauen, die ihr Leben zwischen Zuhause und der Arbeit im Ausland aufteilen, noch vergrößert. Ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 24.01.2025
Schuld / Team Oslo ermittelt Bd.3 (eBook, ePUB)
Naess, Sven Petter

Schuld / Team Oslo ermittelt Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Schuldig oder nicht?

Helene Waaler, wegen Doppelmordes verurteilt, wird nach 18 Jahren vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen, ihre Anwältin Christina Sandberg strebt die Wiederaufnahme des Verfahrens an, ihrer Meinung nach sind bei den damaligen Ermittlungen Fehler gemacht worden. Christina bittet Harinder Singh, der nach einer Knie-OP noch krankgeschrieben ist, sich in seiner freien Zeit die alten Unterlagen anzusehen. Er stimmt nur zögerlich zu, da sein aktueller Chef in der taktischen Ermittlungsabteilung damals an den Untersuchungen beteiligt war und Harinder weder seinen Ruf noch seine Karriere gefährden will.

Im kleinen Ort Elvestad, wohin Helene zurück kehrt, aus dem auch Harinder stammt, und in dem jeder jeden kennt, wird Helene abgelehnt und anonym bedroht, ihre belastende Situation kann ich nachvollziehen, um so mehr, da ich auch von ihrer schwierigen Jugend erfahre. Kurz nach Helenes Entlassung wird ihr leiblicher Vater erstochen und die unangepasste Frau gerät wieder in Verdacht.

Ich hatte keine Schwierigkeiten, in diesen dritten Band der Reihe einzusteigen, es gibt nur sehr wenige kurze Hinweise auf die Vergangenheit, die mein Lesevergnügen nicht beeinträchtigt haben. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, darunter auch eine, die Harinder ins Visier nimmt.
Die Figurenzeichnung finde ich insgesamt eher blass, Nähe hat sich bei mir zu keinem Charakter entwickelt. Für mich passt das zum Schreibstil des Autors, Sven Petter Naess schreibt flüssig und klar, nüchtern und distanziert.
Die Handlung des Krimis ist komplex, Harinders akribische Ermittlungen zum alten Fall und die Untersuchung des neuen Mordes, an der er unterstützend beteiligt ist, werden geschickt miteinander verflochten und der Autor überrascht mit unerwarteten Wendungen. Die Geschichte ist durchgehend spannend. 'Schuld', ein Krimi mit ausgesprochen passend gewähltem Titel, hat mich gut unterhalten. Ich vergebe 4,5 Sterne.

Bewertung vom 20.01.2025
Von hier aus weiter
Pásztor, Susann

Von hier aus weiter


sehr gut

Neuer Lebensmut

Marlenes langjähriger Ehemann Rolf hat sein Leben beendet, bevor das der Tumor mit viel mehr Leid getan hätte. Marlene trauert nicht, sie ist extrem wütend seit Rolfs selbstbestimmtem Tod. Sie ist entschlossen, ihrem eigenen Leben ein Ende zu setzen, kann aber durch Medikamente und Alkohol betäubt, keine Entscheidung fällen. Sie verweigert jegliche Unterstützung, lässt weder Familie noch Freunde ins Haus und an sich ran, bis sie einen Klempner braucht. Jack war in der Grundschule ihr Schüler und er ist ihr immer noch dankbar für ihr damaliges Engagement. Jack, im Moment wohnungslos, zieht ins Gästezimmer und räumt auf, kauft ein und kocht für Marlene und findet ganz langsam Zugang zu ihr.

Susann Pásztor schafft Figuren, die berühren und beschreibt die Entwicklung von Marlenes Empfindungen von Wut und Enttäuschung, bis sie schließlich trauern kann, sehr einfühlsam und glaubhaft. Der fürsorgliche Jack, der Marlene respektiert, Geduld mit ihr hat und sie nicht bewertet, ist ein ausgesprochen liebenswerter Charakter und ich freue mich für ihn über die aufkeimende Liebe zu Ida, Marlenes zugewandter Ärztin. Die drei machen sich auf den Weg nach Wien, wo Marlene bei einer früheren Freundin, zu der der Kontakt vor Jahren abgerissen ist, einen Brief von Rolf an sie, persönlich abholen muss. Unterwegs kommt es wie auch schon zuvor in Marlenes Haus, zu merkwürdigen Ereignissen und skurrilen Begegnungen voller Situationskomik. Marlene hinterfragt das alles nicht, da sie Erklärungen nicht mehr interessieren und sie keinerlei Erwartungen mehr hat. Als Leserin habe ich einige rätselhafte Geschehnisse wie Marlene einfach akzeptiert. Das Ende der Geschichte empfand ich als etwas zu abrupt.
Dennoch hat mir 'Von hier aus weiter' mit dem passenden Cover, auf dem dunkle Wolken vorüber ziehen, gut gefallen. Die Autorin schreibt mit leisem Humor über ernste Themen, emotional und dennoch mit bewundernswerter Leichtigkeit, und sie vermittelt Zuversicht.

Bewertung vom 13.01.2025
Der Seher
Haller, Elias

Der Seher


sehr gut

Von Beginn an spannender, rasanter Krimi

Kriminaloberkommissar Arne Stiller mit dem Schwerpunkt Kryptologie hat zunächst keine Anhaltspunkte, um das Rätsel von geheimnisvollen Zeichen auf einer Zeitkapsel, die den Leichnam eines Säuglings enthält, zu lösen. Untersuchungen ergeben, dass es sich um den vor 17 Jahren verschwundenen Jan Köpke handelt, für den damals eine ebenfalls verschlüsselte Todesanzeige auftauchte. Stiller hat den Code noch nicht entschlüsselt, als ein weiterer Säugling entführt wird und es wieder eine codierte Todesanzeige gibt.
Stiller steht unter Zeitdruck und zu allem Überfluss wird er wiederholt von einem sehr von sich überzeugten Seher kontaktiert, der seine Hilfe aufdrängt.

Ich hatte keine Probleme, auch ohne Kenntnis der Vorgängerbände in Stillers siebten Fall einzusteigen. Arnes Kollegin Inge ist in den Ruhestand getreten und die zukünftige Kommissaranwärterin Sandy Rosenberg wird Stiller als Praktikantin zur Seite gestellt. Mit Sandy zusammen lerne ich den grantigen und eigenwilligen Kryptologen kennen. Anders als von Stiller befürchtet erweist sich Sandy als hilfreich, sie ist geübt im Recherchieren und hat gute Ideen.
Die mühsamen Ermittlungen erscheinen mir authentisch, hier macht sich die berufliche Erfahrung des Autors bemerkbar.
Die in den Fokus der polizeilichen Untersuchung geratenen Figuren sind interessante, auch skurrile Charaktere, die einfallsreich und unterhaltsam beschrieben werden, bei den Ermittlern hätte ich mir mehr Informationen aus dem Privatleben, eine detailliertere Figurenzeichnung, insgesamt mehr Tiefe gewünscht. Hier fehlen mir vielleicht Kenntnisse aus den Vorgängerbänden.
Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven und auch mit Rückblicken, die Geschichte ist von Beginn an und durchgehend spannend, kurzweilig, rasant und überrascht mit unerwarteten Wendungen. Elias Hallers Schreibstil ist klar und angenehm zu lesen und lässt bei manchen Gedanken oder Gesprächen Stillers auch schmunzeln. Auch das Dresdner Lokalkolorit hat mir gefallen.
Ich habe 'Der Seher' gern gelesen, mich hat der Krimi mit seinem farblich und gestalterisch zur Reihe passenden Cover gut unterhalten.

Bewertung vom 10.01.2025
Wackelkontakt
Haas, Wolf

Wackelkontakt


ausgezeichnet

Elektrisierende Geschichte, großartig erzählt

Das Cover von Wolf Haas' neustem Roman ist anstrengend für die Augen, aber passt perfekt zu Titel und Geschichte.
Während Trauerredner und passionierter Puzzlefan Franz Escher auf den Elektriker wartet, der einen Wackelkontakt reparieren soll, liest er ein Buch über Elio Russo, einen Mafioso, der in der Haft auf den Beginn seines Zeugenschutzprogramms wartet und zum Deutsch lernen ein Buch liest über Franz Escher, der auf den Elektriker wartet.

Wann immer einer der beiden Protagonisten zum Buch greift, wechselt die Erzählperspektive unvermittelt, mit Leichtigkeit erzählt Wolf Haas von einigen Tagen im Leben des grüblerischen, kontaktscheuen Franz Escher und von zwei Jahrzehnten des Elio Rosso, der sich als Marko Steiner tatkräftig und kreativ ein Leben aufbaut. Die beiden Geschichten haben erst nur Berührungspunkte und verweben sich dann umeinander. So wie Franz Escher Fakten nur als Grundlage für eine mögliche Version eines Leben betrachtet, über das er als Trauerredner spricht, bringt auch Wolf Haas Realitäten auf eine Metaebene und erzählt so eine Geschichte, wie ich sie noch nicht gelesen habe. Am Ende finden alle Puzzleteil ihren Platz, aber das Buch beschäftigt mich auch nach Beenden weiter.

'Wackelkontakt' ist angenehm zu lesen, die Figurenzeichnung ist gelungen, selbst die Nebencharaktere sind glaubhaft und die Protagonisten haben Tiefe. Wolf Haas schreibt auf den Punkt, auch humorvoll, mit Sprachwitz und Spitzen in verschiedene Richtungen und verblüfft mit zwei Erzählebenen, die mit unerwarteten Wendungen überraschen, mitunter skurril sind und immer spannender werden. Mich hat der Roman bestens unterhalten und ich kann ihn uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 06.01.2025
Das Buch der verbotenen Träume / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.5
Garner, Mary E.

Das Buch der verbotenen Träume / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.5


ausgezeichnet

Mitreißender fünfter Band um die phantastische Bücherwelt

Dawn, die im Winterhalbjahr in der Bücherei von Keswick arbeitet, kann seit dem Tod ihres Lebensgefährten Henry vor drei Jahren nicht mehr lesen, war das Lesen doch ihre große gemeinsame Leidenschaft gewesen. Ein gefundenes Buch scheint ihre tiefe Traurigkeit überwinden zu können, es übt eine große Anziehung auf Dawn aus und lässt sie überwältigend realistisch von Henry träumen, nachdem sie darin gelesen hat. Dass sie ausgerechnet mit diesem Buch aus ihrer Leseflaute herausfindet, setzt eine ungeahnte Entwicklung in Gang, die Dawn nach London in Mrs. Gateways Buchhandlung führt und in eine geheimnisvolle Welt der Bücher.

Erzählt wird aus Dawns Ich-Perspektive, so dass ich ihre Gedanken und Gefühle teile und mit ihr staune über die Begegnung mit Buchfiguren aus Klassikern, die teils so sind wie ich sie mir vorstelle, teils aber auch überraschen. Es macht Spaß, wie Mary E. Garner die Buchfiguren fantasievoll und dennoch glaubwürdig agieren lässt. Die Protagonisten sind vielschichtige Charaktere und entwickeln sich im Lauf der Geschichte, sie bewähren sich in gefährlichen Situationen, wachsen aneinander und miteinander, fördern und unterstützen sich. Die feine Figurenzeichnung der Autorin hat mir sehr gefallen. Mary E. Garner schreibt klar und lebendig, mit Humor, einfühlsam und warmherzig und schafft neben ganz bezaubernden auch furchteinflößende Figuren, die Gänsehaut machen.

Ich hatte als Neueinsteigerin in die Reihe keinerlei Verständnisprobleme. Die Geschichte ist so aufgebaut, dass sie mich von Beginn an mitgenommen hat, sowohl Gefühle als auch Überlegungen konnte ich nachvollziehen, die mitunter auch poetischen Gedanken haben mich berührt.
'Das Buch der verbotenen Träume' ist von Beginn an und durchgehend spannend und gipfelt in einem fulminanten, mitreißend beschriebenen Finale. Es bleiben am Ende keine Fragen offen. Mir hat dieser Urban Fantasy Roman, der unsere Gegenwart mit der phantastischen Bücherwelt so gelungen verbindet, außerordentlich gut gefallen und mich bestens unterhalten.

Bewertung vom 28.12.2024
Kohle, Stahl und Mord: Das 13. Opfer (eBook, ePUB)
Conrath, Martin

Kohle, Stahl und Mord: Das 13. Opfer (eBook, ePUB)


sehr gut

Atmosphärischer Krimi aus dem Ruhrpott

34 Jahre nach einem Grubenunglück in einer fiktiven Essener Zeche werden die sterblichen Überreste der zwölf damals verschütteten Bergleute gefunden, aber es gibt noch einen 13. Toten, mit einer Patrone im Schädel.
Hauptkommissarin Elin Akay übernimmt die Ermittlungen, unterstützt von ihrer Freundin Jana Fäller, forensische Psychiaterin, deren Vater selbst Bergmann und damals einer der Überlebenden war. Jana kennt die Bergmänner und die vertrauen ihr.
Jana und ihre beruflichen Aufgaben werden gut beschrieben, ihre Figur ist glaubwürdig, während Elif in diesem Auftaktband zu einer neuen Reihe für mich noch etwas blass bleibt.
Der Schreibstil ist bildhaft und angenehm zu lesen, die Informationen zum Bergbau, der harten Arbeit unter Tage und den Zusammenhalt unter den Kumpeln finde ich vom Autor gut recherchiert, atmosphärisch und authentisch beschrieben. Es gibt allerdings auch ausführliche Schilderungen von Personen und Begebenheiten, die für mich Spannung und Lesefluss etwas ausbremsten. Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven und auch in Rückblenden hauptsächlich der Kumpel zum Herbst 1988, als sich das Unglück ereignete. Es entsteht ein rundes Bild vom Leben der aktiven Bergleute und den komplexen Beziehungen der Charaktere zueinander, auch ein Lokalpolitiker, der sich selbst sehr wichtig nimmt und ein kurzentschlossener Staatsanwalt gehören in der Gegenwart dazu.
Martin Conrath legt im Handlungsverlauf auch falsche Fährten, so dass die Auflösung mich überrascht hat. Janas Beitrag dazu entspringt einer mMn sehr leichtsinnigen Handlung. Mehr noch als der Krimiplot hat mir der Rahmen gefallen: der Einblick in das Leben der Bergleute, das Ruhrpott-Lokalkolorit und die Darstellung des Bergbaus und seiner Gefahren. Ich vergebe 3,5 Sterne.

Bewertung vom 23.12.2024
The Twenty (eBook, ePUB)
Holland, Sam

The Twenty (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Fesselnd und spannend bis zum Schluss

Das Cover mit der riesigen roten XX passt zum Buch, in dem ein Serienkiller einen ungeheuerlichen Countdown runterzählt. Auf einer Müllkippe wird nicht nur ein Toter gefunden, sondern fünf ausgeblutete, nummerierte Leichen und täglich gibt es ein neues Opfer. Der Täter hinterlässt keine verwertbaren Spuren und erst Dr. Romilly Coles Hinweise auf eine 30 Jahre alte Mordserie führen zu neuen Ermittlungsansätzen.

Sam Holland schreibt bildhaft und von der ersten Seite an fesselnd, die komplexe Handlung überrascht mit unerwarteten Wendungen und ist von Beginn an spannend bis zum Ende. Die Ermittler stehen unter Zeitdruck, was zur bedrohlichen Stimmung der Geschichte beiträgt. Die Figurenzeichnung ist glaubhaft, selbst Nebencharaktere erscheinen authentisch. Die Protagonisten haben Tiefe, DCI Adam Bishop und sein Kollege und Freund DS Jamie Hoxton ergänzen sich beruflich und auch auf menschlicher Ebene, und auch Romilly Coles Figur überzeugt mit ihrem als Kind erlebten Trauma, das auch ihr Erwachsenenleben prägt.

Erzählt wird die packende Geschichte, die auch grausame Details beschreibt, aus verschiedenen Perspektiven, darunter die des Täters und es gibt eine weitere Erzählebene, diese Kapitel sind nicht nummeriert, sondern mit 'Damals' überschrieben. Erst später wird klar, wessen Erlebnisse hier geschildert werden. Bei den Ermittlungen habe ich mit gerätselt und wurde am Ende doch überrascht.

'The Twenty' ist ein wahrer Pageturner, es ist schwierig bis nahezu unmöglich, eine Lesepause einzulegen und ich hoffe, die anderen Bücher der britischen Autorin werden auch noch übersetzt. Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und ich empfehle es Thriller-Lesern, die vor grausamen Beschreibungen nicht zurückschrecken.

Bewertung vom 21.12.2024
Finsteres Herz / Die Toten von Marnow Bd.2
Schmidt, Holger Karsten

Finsteres Herz / Die Toten von Marnow Bd.2


ausgezeichnet

Spannend und komplex, düster und bewegend

Silvester 2006 fallen Polizisten und Zeugen einem brutalen Überfall auf ein Schutzhaus zum Opfer, auch etliche Täter werden getötet, die Ermittler Lona Mendt und Frank Elling müssen notoperiert werden und kämpfen mit dem Tod. Nur der 12jährigen Zeugin Sarah gelingt die Flucht.
Die Staatsanwaltschaft Rostock setzt zwei Sonderermittler ein, die Sarah aufspüren und herausfinden sollen, wieso das Zeugenschutzhaus auffliegen konnte und in welchem Fall Mendt und Elling ermittelt haben, denn alle Unterlagen und Daten haben die beiden vor dem Einzug in das Schutzhaus vernichtet.

In abwechselnden Erzählsträngen werden Mendts und Ellings Ermittlungen ab Ende November 2006 und die der Sonderermittler Maja Kaminski und Hagen Dudek Anfang Januar 2007 geschildert.
Holger Karsten Schmidt, der auch Drehbuchautor ist, gibt seinen Figuren Tiefe, verleiht ihnen Hintergrund und Vergangenheit und macht sie einfühlsam zu lebensnahen glaubwürdigen Charakteren, deren Geschichte packt und berührt, und auch der atmosphärische und anschauliche Schreibstil fesselt an die Handlung.
Es gibt auch humorvolle Szenen und Dialoge und Anspielungen auf damals, 2006/07, aktuelle Gegebenheiten, die heute staunen oder auch schmunzeln lassen.

Der Autor thematisiert in 'Finsteres Herz' politische und gesellschaftliche Probleme, die bis heute nichts von ihrer Dringlichkeit und Brisanz verloren haben, im Gegenteil, und schildert neben den durchgehend spannenden Ermittlungen glaubhaft Täter- und auch Opferseite.

Das Buch ist ohne Kenntnis des ersten Falls von Mendt und Elling sehr gut verständlich. Mich hat der temporeiche Krimi mit seiner komplexen spannenden Handlung voller Wendungen und den beiden Erzählebenen bestens unterhalten, ich kann 'Finsteres Herz' uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 14.12.2024
Eisiges Glas / Leo Asker Bd.2 (eBook, ePUB)
De La Motte, Anders

Eisiges Glas / Leo Asker Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Ungewöhnlich, komplex und spannend

Nach Abschluss des ersten Falls bleibt Kommissarin Leonore Asker lieber Leiterin der Abteilung für hoffnungslose Fälle als unter dem neuen Chef zu arbeiten. Kaum hat sie sich dort eingerichtet, meldet sich ihr Vater bei ihr, von dem sie 15 Jahre lang nicht gehört hat. Er verlangt, dass sie einen Mord aufklärt, für den er verdächtigt werden wird.
Gleichzeitig bietet sich ihrem Jugendfreund Martin Hill, Dozent über die Architektur des Verfalls und Autor eines Buchs über Urban Exploration, eine großartige Gelegenheit. Er soll über eine erfolgreiche Medizintechnik-Firma schreiben, der eine geheimnisumwitterte verlassene Insel gehört, die ihn als Urbexer seit seiner Jugend fasziniert.

Leo Asker ermittelt inoffiziell im Fall des Toten an der Farm ihres Vaters und verfügt kaum über Ressourcen, kann sich jedoch auf ihre skurrilen Mitarbeiter in der Kellerabteilung verlassen, die ihr erstaunlich effizient zuarbeiten. Über deren Hintergründe gibt es leider keine neuen Informationen, was ich schade fand. Leo wendet bei ihren komplexen Recherchen Methoden ihres Vaters an, die ihr seit der Jugend vertraut sind, als sie bei dem manipulativen Prepper lebte, bis sie ihm entkommen konnte.
Leos Perspektive wechselt sich mit der von Martin Hill ab, der auf dem abgeschiedenen und überwachten Anwesen der Industriellenfamilie für sein Buch recherchiert. Trotz der zunehmend düsteren Atmosphäre dort entwickelte diese Handlungsebene für mich einige Längen. Eine dritte, unheimliche Erzählperspektive steuert der 'gläserne Mann' bei, hier habe ich lange gerätselt, wer das ist.

Anders de la Mottes Schreibstil ist lebendig und bildhaft, bei der Figurenzeichnung blitzt gelegentlich leiser Humor auf und die Charakterentwicklung ist glaubwürdig.
Dieser zweite Band der Reihe ist auch ohne Vorkenntnisse gut lesbar, Ereignisse des ersten Buchs werden geschickt in die Geschichte eingeflochten. 'Eisiges Glas' ist spannend durch kurze Kapitel, verschiedene Perspektiven und Zeitebenen und Leos kluge Ermittlungen, auch durch Mutmaßungen zum gläsernen Mann und die Frage, wie die verschiedenen Erzählstränge zusammenhängen. Mir hat der Krimi mit seiner vielschichtigen Handlung gut gefallen.