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carola1475

Bewertungen

Insgesamt 167 Bewertungen
Bewertung vom 21.11.2024
Wir finden Mörder Bd.1
Osman, Richard

Wir finden Mörder Bd.1


sehr gut

Kurzweilig, rasant und humorvoll

Die toughe Amy Wheeler ist Personenschützerin, nimmt aber Ermittlungen auf, als auf sie geschossen wird und in ihrer Umgebung drei Influencer ermordet werden, die bei ihrem Arbeitgeber, einer Agentur, unter Vertrag standen. Unterstützt wird Amy von ihrem Schwiegervater Steve, einem ehemaligen Kriminalkommissar und auch ihren aktuellen Schützling, die erfolgreiche Thrillerautorin Rosie D'Antonio kann sie nicht einfach allein lassen, so dass Rosie mit von der Partie ist.

Beim komplexen Krimifall geht es um das Schmuggeln von Bargeld und es sind viele skrupellose Figuren involviert, hier hat Richard Osman einige abstoßende Charaktere geschaffen, geld- und machtgierig und selbstverliebt. Im Gegensatz dazu sind Amy, Steve und Rosie liebenswerte Protagonisten und zusammen ein tolles Trio, das ich schnell ins Herz geschlossen habe. Rosie ist eine extravagante ältere Dame und Steve ein einsamer Witwer, der um seine verstorbene Frau trauert und dessen Welt klein geworden ist, mit festen Routinen im idyllischen Axley im New Forest. Zu seiner Schwiegertochter Amy hat er ein enges Verhältnis, zum Sohn ein eher distanziertes, sprachloses. Der Grund dafür wird in diesem ersten Band der neuen Krimiserie nicht aufgedeckt, genau wie Amys wiederholt angedeutete traumatische Kindheit, die sie zu der gemacht hat, die sie ist. Die Figurenzeichnung ist Osman bei den Protagonisten wie bei den zahlreichen und mitunter skurrilen Nebencharakteren gut gelungen.
Osman schreibt wie gewohnt mit viel schwarzem Humor und Ironie, er macht sich über kurzlebige Internet-Hypes lustig und baut ChatGPT geschickt in die Handlung ein. Komik entsteht vor allem durch witzige Dialoge und Gedankengänge der Charaktere. Kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven sorgen für Tempo und Spannung.

Im Nachwort schreibt Richard Osman, dass sein nächstes Buch sich wieder um den Donnerstagsmordclub drehen wird, meine Lieblingsserie des Autors. Die moderne und actionreiche Geschichte von 'Wir finden Mörder' hat mich auch gut unterhalten, aber die Serie um Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim gefällt mir noch besser.

Bewertung vom 17.11.2024
Einbalsamiert
Johnstone, Doug

Einbalsamiert


ausgezeichnet

Spannend, berührend und unterhaltsam ist der sehr gelungene dritte Band um die Skelf-Frauen

Die Skelf Frauen sehen sich auch in diesem dritten Band der Reihe mit großen Herausforderungen konfrontiert. Nicht nur der Ermittlungsbereich ihrer Firma stellt sie vor Probleme, auch im Bestattungsunternehmen sind rätselhafte Aufgaben zu bewältigen, die ebenfalls Recherche und Erkundigungen benötigen.
Nachdem bei Hannah und Indy eingebrochen wurde, ziehen die beiden zu Dorothy, so dass alle Frauen nun unter einem Dach leben. Die Skelf-Frauen sind starke Persönlichkeiten, die gelassene Dorothy liebt das Gemeinschaftsgefühl, das in der Familie herrscht, Enkelin Hannah hat eine optimistische Weltsicht, ist glücklich in ihrer Beziehung zu Indy und weiß, auch durch die Physik, dass alles mit allem zusammenhängt, während Tochter Jenny immer noch verletzt ist durch das Verhalten ihres Ex-Manns Craig und sie auf Distanz achtet.
Obwohl die Frauen sich der Zerbrechlichkeit des Lebens bewusst sind, stehen sie mit beiden Beinen im Leben und wissen sich zu behaupten. Besonders Jennys Entwicklung zu verfolgen, hat mir sehr gefallen. Auch die Informationen über die Astrophysik, das Einbalsamieren und das Schlagzeug spielen fand ich spannend zu lesen, alle Themen scheinbar mühelos in die Handlung integriert.

Erzählt wird wechselnd aus den Perspektiven der drei Skelf-Frauen, die oft mit unterschiedlichen Aufgaben beschäftigt sind, aber immer Unterstützung und Loyalität durch ihre Familie erfahren.
Doug Johnstones Schreibstil ist lebendig, bildhaft, einfühlsam und unverblümt. Viele Figuren sind skurril, ebenso wie manche Situationen, und trotzdem würde ich sie lebensnah geschildert nennen, sie sind vielleicht nicht unbedingt wahrscheinlich, aber durchaus möglich. Die Charaktere erscheinen authentisch und treiben die Geschichte genau so voran wie die vielfältige Handlung, in der vordergründig verrückte Dinge geschehen und es thematisch um Moral, Schuld und Verantwortung geht, ebenso um Einsamkeit, Verlust, Trauer und ihre Bewältigung.
'Einbalsamiert' ist Johnstone rundum gelungen, der Autor schreibt warmherzig, humorvoll und emotional, seine Protagonistinnen und auch die Nebenfiguren sind glaubwürdig, gleichzeitig ist die Geschichte spannend und düster. Edinburgh wird durch Johnstones Beschreibung so lebendig, dass ich Straßen und Stadtteile wiedererkennen würde bei einem Besuch der Stadt.

Das Cover mit dem düsteren Blattwerk passt zu diesem dritten Band um die Skelf-Frauen. 'Einbalsamiert' ist gut eigenständig lesbar, dennoch lohnt es sich, auch die beiden Vorgängerbücher zu lesen, um die Vorgeschichte der Skelfs zu erfahren. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich freue mich auf eine Fortsetzung.

Bewertung vom 11.11.2024
Schon immer tot
Payne, T. M.

Schon immer tot


ausgezeichnet

Ein komplexer zweiter Fall für DI Sheridan Holler

‚Schon immer tot‘ ist der zweite Band um DI Sheridan Holler, Ermittlerin in Liverpool. Ich kenne den ersten Band der Reihe nicht, hatte jedoch zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir Vorwissen fehlt.
Sheridan soll den Cold Case um den vor 9 Monaten ermordeten Daniel Parks wieder aufrollen, als sich drei weitere Todesfälle ereignen, die eine Verbindung zu Daniel haben. Die Ermittlungen sind umfangreich und schwierig, nicht nur Sheridan stellen sich viele Fragen, sondern auch dem Leser.
Sheridan ist eine gute Ermittlerin, sie ist clever und schlagfertig. Ihre Dialoge mit Kollegen und Freunden sind oft humorvoll und unterhaltsam, diese Leichtigkeit ist eine willkommene Auflockerung in einer eher düsteren, bedrückenden Geschichte. Auch die realistisch beschriebene Katze Maud sorgt bei mir für manch ein Schmunzeln. Das Verhältnis von Ermittlungen und Details aus dem Privatleben ist ausgewogen.
Besonders die weiblichen Charaktere sind gut ausgearbeitet, sie sind authentisch und haben Tiefe, nicht zuletzt durch prägende Erlebnisse in der Vergangenheit, die zum Handlungsverlauf passend thematisiert werden.
T. M. Payne schreibt klar, einfach, fesselnd und angenehm zu lesen. Die Autorin spielt mit den Erwartungen des Lesers, oft nimmt die Handlung einen anderen Verlauf als erwartet, mich hat sie wiederholt überrascht. Die Ermittlungen sind spannend und glaubwürdig beschrieben, Payne setzt ihre beruflichen Erfahrung im englischen Rechtssystem gekonnt um. Auch kurze Kapitel, die oft mit kleinen Cliffhangern enden, und wechselnde Perspektiven tragen zur Spannung bei.
Mir hat der komplexe Krimi gut gefallen und ich freue mich auf weitere Bände der Reihe. Ich vergebe 4,5 Sterne.

Bewertung vom 10.11.2024
Der Zögling
Craven, M. W.

Der Zögling


ausgezeichnet

Überzeugender Auftaktband der Krimi-Reihe um Washington Poe und Tilly Bradshaw

'Der Zögling' ist der Vorgängerband von 'Der Botaniker', geschrieben 2018 und nun erfreulicherweise auch bei Droemer erschienen.
Ein Täter foltert und verbrennt Menschen in verschiedenen Steinkreisen in Cumbria und hinterlässt keine Spuren, er scheint clever und gut organisiert zu sein. Bei seinem dritten Opfer findet sich der Name Washington Poe in die Brust geritzt, was dazu führt, dass Poe kontaktiert und seine Suspendierung aufgehoben wird. Er war DI bei der Serious Crime Analysis Section SCAS und seit fast 18 Monaten läuft eine interne Ermittlung gegen ihn. Inzwischen genießt er sein einfaches Leben in einer einsam gelegenen Hütte in Cumbria. Poe soll nun bei SCAS an dem Fall mitarbeiten, unterstützt von der Datenanalystin Tilly Bradshaw.

Die eigenwilligen Protagonisten Washington Poe und Tilly Bradshaw kann ich mir durch die gelungene Figurenzeichnung von Beginn an gut vorstellen, sie sind interessante Charaktere, die neugierig machen. Tilly hat enorme intellektuelle Fähigkeiten, ist aber ungeübt im Umgang mit anderen Menschen, sie zeigt autistisches Verhalten, nimmt alles wörtlich und ist geradeheraus.
Der unkonventionell arbeitende Poe fühlt sich als Ermittler nur der Gerechtigkeit verpflichtet. Poe und Tilly sind ein gutes Team, beide sind obsessiv in dem, was sie tun und auch unbequem für andere. Während das methodische Vorgehen der Kollegen ergebnislos bleibt, folgt Poe den wenigen Spuren und tut, was er für nötig hält, ohne Respekt für Vorgesetzte, die sich mehr als einmal übergangen fühlen. Auch diese und andere Nebenfiguren werden glaubwürdig beschrieben. Gefallen hat mir auch das Setting in Cumbria, diese landschaftlich schöne und dünn besiedelte englische Grafschaft mit ihren vielen Steinkreisen würde ich gern kennenlernen.

Trotz der beschriebenen Grausamkeiten des Mörders gibt es auch humorvolle Szenen in der Geschichte, oft sind das Gespräche, die Tilly führt.
M. W. Cravens Schreibstil ist packend und atmosphärisch. Dieser Auftaktband seiner preisgekrönten Krimi-Reihe ist durchgehend spannend, düster, fesselnd, hat eine komplexe Handlung und überrascht mit unerwarteten Wendungen und einer schockierenden Auflösung. Mich hat 'Der Zögling' bestens unterhalten und ich empfehle das Buch jedem Krimileser und freue mich auf die Fortsetzung der Serie.

Bewertung vom 07.11.2024
Mord im Himmelreich
Winkelmann, Andreas

Mord im Himmelreich


sehr gut

Unterhaltsam und spannend, Cosy-Crime mit liebenswerten Protagonisten

Björn Kupernikus ist ehemaliger Schauspieler, jetzt im Ruhestand und muss an seinem ersten Morgen auf dem Campingplatz Himmelreich einen kleinen Hund von einem auf dem See treibenden Paddleboard retten. Mit Hund und Board wieder an Land, staunt Kupernikus nicht schlecht, als er auf der Board-Unterseite eine Leiche festgebunden findet. Kupernikus hat sich sein ganzes Berufsleben lang auf die Rolle eines Tatort-Kommissars vorbereitet und ist entschlossen, der Polizei bei der Aufklärung des rätselhaften Todesfalls unter die Arme zu greifen. Unterstützt wird er von der Einheimischen Annabelle, deren unverblümte Art Kupernikus zwar aus der Fassung bringen kann, die ihn aber auch mit ihrer Bewunderung für seine Rettungsaktion, ihrer Eleganz und Anmut, ihrem Wissen und nicht zuletzt ihren Kochkünsten sehr beeindruckt.

Der erste Cosy-Crime Krimi des Thriller-Autoren Andreas Winkelmann ist gelungen, das Verhältnis von Humor und Spannung ist ausgeglichen und hat mir sehr gefallen. Ein bildhafter, lebendiger Schreibstil, Situationskomik und witzige Dialoge werden durch Kupernikus' durchaus professionelle Ermittlungen zur Aufklärung des Falls ergänzt.
Kupernikus trifft auf dem Platz und in der Nachbarschaft auf so einige lebensnah beschriebene und auch skurrile Typen und das Campingplatz-Setting erscheint mir authentisch und atmosphärisch, hier bringt der Autor eigene Erfahrungen ein, wie er im Nachwort schreibt. Die Figurenzeichnung der vielfältigen, teilweise auch klischeehaften Charaktere ist glaubhaft, die Beschreibung der idyllischen Landschaft am Templiner- und Schwielowsee weckt die Reiselust, Caputh und den tatsächlich existierenden Campingplatz mit dem titelgebenden Namen zu besuchen.
'Mord im Himmelreich' ist ein lesenswerter, spannender Cosy Crime mit liebenswerten Protagonisten, von denen ich gern mehr lesen würde. Mich hat das Buch sehr gut unterhalten.

Bewertung vom 20.10.2024
In der Erde / Lilly Hed Bd.3
Ericson, Pernilla

In der Erde / Lilly Hed Bd.3


sehr gut

Spannender dritter Teil der Vier-Elemente-Reihe mit aktuellem Setting

Lilly Hed und ihr Team müssen eine Explosion aufklären, bei der eine Familie ums Leben kam und das Haus völlig zerstört wurde. Lange steht die Frage im Raum, ob es sich um einen Unfall handelt oder um einen Anschlag. Die Ermittler sind unterschiedlicher Meinung. Zu den mühsamen Untersuchungen kommt erschwerend hinzu, dass Lilly auch im sechsten Schwangerschaftsmonat immer noch unter dauernder Übelkeit leidet mit allen Begleiterscheinungen, so dass sie nach einigen Tagen von den Ermittlungen abgezogen und krankgeschrieben wird. Sie ermittelt von Zuhause aus allein weiter und kann ihren Kollegen hilfreiche Hinweise geben und bleibt trotz allem mit ihnen in engem Kontakt.

Der Leser weiß von Anfang an und durch eine zweite Erzählperspektive, dass das Kind der Familie entführt wurde und gefangen gehalten wird, doch das Motiv des Täters bleibt rätselhaft und erst komplexe und langwierige Recherchen bringen Lilly erste Erkenntnisse.

Die Figurenzeichnung ist gelungen, die Charaktere sind glaubhaft und Lilly ist mit Jesper an ihrer Seite wieder selbstsicher und kämpferischer geworden nach der schlimmen Zeit mit ihrem früheren Lebensgefährten. Hinweise auf die Ereignisse der Vergangenheit sorgen dafür, dass auch Neueinsteiger in die Vier-Elemente-Serie keine Verständnisschwierigkeiten haben. Nur die Beschreibung von Lillys dauernden Schwangerschaftsbeschwerden nahm mir zu viel Raum ein und ich halte es auch für wenig glaubwürdig, dass sie anfangs Ermittlungsleiterin ist und zu Beginn der Schwangerschaft nicht zu einer ruhigen Schreibtischtätigkeit versetzt worden ist. Lilly ist vor allem eine Ermittlerin und setzt sich mit ihrer bevorstehenden Rolle als Mutter nur zögernd auseinander und gefährdet im Laufe der Geschichte das Leben ihres Kindes.

Die anhaltende, für alle anstrengende Hitze und Trockenheit wird ebenso thematisiert wie die zunehmende Verzweiflung und Hilferufe der Landwirte. Pernilla Ericson, die Autorin und Journalistin ist, bringt die Auswirkungen des Klimawandels ebenso wie soziale Probleme gekonnt auch in diesen dritten Teil der Krimiserie ein.
Die Autorin schreibt bildhaft, packend und einfühlsam, die Ermittlungsarbeit wird realistisch beschrieben und der Spannungsbogen bleibt bis zum Ende hoch. Mir hat 'In der Erde' gut gefallen und ich freue mich auf den vierten Teil der Reihe.

Bewertung vom 13.10.2024
Die Schuld des Vergessens / Kat und Lock ermitteln Bd.2
Callaghan, Jo

Die Schuld des Vergessens / Kat und Lock ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Gelungener, spannender zweiter Band um ein Ermittlerteam aus Menschen und einer KI

DCS Kat Frank und ihre Future Policing Unit haben mehrere Cold Cases erfolgreich aufgeklärt und Kat möchte nun einen aktuellen Fall aufklären, um zu beweisen, wie gewinnbringend die Beteiligung einer AIDE (Artificially Intelligent Detecting Entity), also eines KI-Partners, bei den Ermittlungen ist. Kats Motivation ist nicht nur, die neue Art der Polizeiarbeit bekannt zu machen und Akzeptanz zu schaffen, sie selbst braucht einen neuen Fall, um sich daran festzuhalten. Die Trauer um ihren verstorbenen Ehemann ist immer noch groß und ihr Sohn Cam ist von Zuhause ausgezogen und studiert jetzt.
Als ein nackter gekreuzigter Toter auf der ehemaligen Abraumhalde eines Steinbruchs gefunden wird, hat Kats Team seinen aktuellen Fall, den es aufzuklären gilt.

Erzählt wird meistens aus Kats Sicht, aber es gibt auch Perspektiven der Teamkollegen und des Täters. Seine Kapitel sind kursiv gedruckt und in Ich-Form, so dass seine Gedanken und Gefühle deutlich werden. Alle Charaktere sind glaubwürdig, sie werden authentisch geschildert und bekommen durch ihre Vorgeschichte und ihre Beziehung zueinander Komplexität. Ich habe den ersten Band der Reihe um Kat Frank und AIDE Lock ebenfalls gelesen und freue mich über die Entwicklung der Figuren, aber auch Neueinsteiger in die Serie werden ohne Probleme folgen können, da bei passender Gelegenheit Infos aus der Vergangenheit eingestreut werden.

Spannend ist nicht nur der rätselhafte Fall, sondern auch der Gegensatz zwischen der Logik der KI und dem Vorgehen von Kat Frank, die über Instinkt und viel Erfahrung verfügt und deren Entscheidungen für die KI Lock oft nicht nachzuvollziehen sind. Auch Takt und menschliches Sozialverhalten sind der KI natürlich fremd und so sind die Dialoge zwischen Kat und Lock, der alles wörtlich versteht und nicht lügen kann, für den Leser oft sehr humorvoll und unterhaltsam.
Jo Callaghan schreibt klar, lebendig und angenehm zu lesen, die technischen Details zur KI sind leicht verständlich und für mich optimal dosiert. Die Autorin thematisiert auch gesellschaftliche Probleme wie zunehmende Vereinsamung im Alter, Rassismus und Anfeindungen in 'social media'.
Mir hat 'Die Schuld des Vergessens' sehr gut gefallen und ich kann diesen Krimi mit seiner fesselnden Handlung, beeindruckenden Figuren und innovativem Ermittlerteam uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 10.10.2024
Wohnverwandtschaften
Bogdan, Isabel

Wohnverwandtschaften


ausgezeichnet

Eine warmherzige und berührende Geschichte, die locker und klug unterhält

Constanze ist der Neuzugang in einer WG, sie will nur vorübergehend bleiben, aber es stellt sich heraus, dass die vier WG-Bewohner trotz aller Unterschiede sehr gut zusammen passen und zu einer Wahlfamilie werden. Alle sorgen sich umeinander, unterstützen und helfen einander. Das gemeinsame Essen ist sehr wichtig, das wird schon beim Cover deutlich. Was es mit dem gesprungenen Teller auf sich hat, zeigt sich im Lauf der Geschichte.
Durch die verschiedenen Ich-Perspektiven teilen die Figuren ihre Gedanken, sie erzählen vom Alltag und ihrem Miteinander, aber auch, was sie über die Mitbewohner denken. Auf ungewöhnliche Art geschriebene Szenen aus dem gemeinsamen Leben vervollständigen die Geschichte. Am besten hat mir Murat gefallen, er zeigt, wie wichtig Toleranz im Zusammenleben ist und seine Lust am Garten und dem Kochen ist ansteckend.

Die mehrfach ausgezeichnete Übersetzerin und Autorin Isabel Bogdan schreibt mit Einfühlungsvermögen, humorvoll, leicht und doch tiefsinnig, der Schreibstil ist dem jeweiligen Charakter angepasst und lässt Jörg, Anke, Murat und Constanze zu lebendigen und authentischen Figuren werden, ihre Sorgen und Leidenschaften haben mich berührt und ich hätte die Vier gern länger begleitet als zwei Jahre, über die sich die Geschichte erstreckt. Mir hat 'Wohnverwandtschaften' viel Freude gemacht und ich empfehle das Buch jedem Lesenden, der sich schon mal Gedanken über alternative Wohnsituationen gemacht hat.

Bewertung vom 03.10.2024
Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3
Sten, Viveca

Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3


ausgezeichnet

Wieder ein spannendes Lesevergnügen

Statt eine ruhige Osterwoche mit der Familie zu verbringen, müssen Hanna Ahlander und Daniel Lindskog in ihrem dritten Fall ermitteln. Die Immobilienentwicklerin Charlotte Wretlind, die ein verlassenes Hochgebirgshotel in Storlien neu und größer als zuvor wieder aufbauen wollte, ist brutal ermordet worden. Spuren gibt es kaum, dennoch kristallisiert sich eine Reihe von Verdächtigen heraus. Die Ermittlungen sind umfangreich und werden realistisch beschrieben.

Das Cover mit seiner winterlichen Atmosphäre passt gut zum Schauplatz und zu den beiden Vorgängerbüchern der Reihe. Die Umgebungskarten vorn und hinten innen im Einband finde ich hilfreich, auch um sich die Entfernungen besser vorstellen zu können, die die Menschen in der dünn besiedelten Gegend oft zurückzulegen haben. Das selbst noch zu Ostern winterliche Wetter und die Natur um den Wintersportort Åre spielen wieder eine Rolle und werden von der Autorin atmosphärisch beschrieben.
Die Charaktere, allen voran Hanna und Daniel, aber auch alle anderen Figuren sind lebensnah und authentisch dargestellt, mit ihren Sorgen, ihren Ecken und Kanten. Diese gelungene Figurenzeichnung sowie der lebendige, bildhafte, angenehm zu lesende Schreibstil zeichnen Viveca Sten aus und machen ihre Bücher für mich zum Vergnügen. Diesmal fand ich den Anteil des Privatlebens fast etwas zu viel, obwohl ich die Entwicklung der Protagonisten natürlich gern verfolge. Bei den Recherchen und Ermittlungen thematisiert die Autorin auch aktuelle gesellschaftliche Probleme wie Hass im Internet oder Misogynie.

Der Krimi ist wendungsreich und spannend und die Autorin legt einige irreführende Fährten, beim Miträtseln war ich lange auf der falschen Spur. Wechselnde Erzählperspektiven und kurze Rückblenden in die Vergangenheit, deren Zusammenhang zur Geschichte sich erst spät erschließt, steigern die Spannung und das Finale wird für Hanna wie für den Leser nervenaufreibend. Ich empfehle 'Blutbuße' gern allen Krimilesern, mich hat das Buch sehr gut unterhalten und ich vergebe 4,5 Sterne.

Bewertung vom 27.09.2024
Frau Morgenstern und das Vermächtnis
Huwyler, Marcel

Frau Morgenstern und das Vermächtnis


ausgezeichnet

Auch der sechste Band um Frau Morgenstern und Miguel Schlunegger überzeugt

Die pensionierte Lehrerin und Auftragskillerin Violetta Morgenstern und ihr platonisch geliebter Maurice von Brandenberg führen seit fast einem Jahr auf Gozo ein ruhiges Leben, bis das Tell-Killerministerium Violetta bittet, ihren inhaftierten früheren Partner Miguel Schlunegger zum Reden zu bewegen. Warum hat er unauthorisiert, auf eigene Faust, einen Mann erschossen? Miguels Exekution durch den ehemaligen Arbeitgeber ist nur noch eine Frage der Zeit, sollte Frau Morgenstern versagen.

Wie auch in den fünf Vorgängerbänden sprüht die skurrile Geschichte vor Wortwitz und schwarzem Humor, machen Huwylers Wortschöpfungen und Wortspiele großen Spaß und Violettas Einfallsreichtum und Ideen, ihre geistreichen und schlagfertigen Dialoge, viel Freude. Der Leser sollte schon frühere Bände der Reihe kennen, um Zusammenhänge und Anspielungen verstehen und genießen zu können.
Frau Morgenstern und Miguel Schlunegger sind einmalig schräge, unbedingt liebenswerte Charaktere, die ich schon vor langem ins Herz geschlossen habe. Diesmal muss sich Frau Morgenstern nicht nur mit Gegnern auseinandersetzen, sondern auch mit ihren eigenen Gefühlen.
Figuren in Nebenrollen sind ebenfalls gelungen gezeichnet und ich kann sie mir gut vorstellen, selbst wenn sie vom Autor nur skizziert werden, das aber immer treffend.

Marcel Huwyler schreibt bildhaft und sprachgewandt, die Geschichte ist kurzweilig und spannend, obwohl Frau Morgenstern lange allein ermittelt und es erst spät zur gewohnt grandiosen Zusammenarbeit mit Schlunegger kommt. Das Ende lässt mich das Buch zufrieden und mit einem Lächeln zuklappen. Ich kann die Reihe Krimilesern empfehlen, die das Besondere suchen. 'Frau Morgenstern und das Vermächtnis' bekommt von mir 4,5 Sterne.