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carola1475

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Insgesamt 194 Bewertungen
Bewertung vom 08.04.2025
Du hast mich zuerst getötet
Marrs, John

Du hast mich zuerst getötet


ausgezeichnet

Wer solche Freunde hat...

Margot und Anna sind Freundinnen und leben in einer ruhigen Vorortsiedlung. Als Liv und ihre Familie in die Nachbarschaft ziehen, wird sie die Dritte im Bund. Aber keine der Frauen ist aufrichtig, jede lügt und hat Geheimnisse.

Nach einem schockierenden Prolog beginnt die Handlung 11 Monate zuvor mit Livs Ankunft in ihrem neuen Haus. Erzählt wird im Präsens abwechselnd aus den Ich-Perspektiven der drei Frauen, so dass ich ihre Gedanken und Gefühle unmittelbar teile und mal amüsiert, mal erstaunt, erschrocken oder auch schockiert bin. Margot, früher ein TV-Star, ist egozentrisch, boshaft und gehässig und ich frage mich wie Liv anfangs, wieso die unscheinbar und unbedarft erscheinende Anna mit ihr befreundet ist.
Die Figurenzeichnung ist gelungen, auch Nebencharaktere erscheinen glaubwürdig, die Protagonistinnen sind vielschichtig und faszinieren durch ihr Auftreten und Handeln, für mich ist es fast so wie bei einem Unfall, bei dem man nicht wegschauen kann.

Neben den Perspektiven der drei Frauen lese ich, in kursiv gesetzten Einschüben, von einer zunächst rätselhaften Figur und ihren psychischen Problemen.
Nicht nur diese Einschübe und die aktuelle Entwicklung, sondern auch Enthüllungen aus der Vergangenheit der Frauen machen den Thriller immer spannender, wozu auch Cliffhanger am Ende der Kapitel beitragen, und erst zum Ende hin ergibt sich ein vollständiges Bild der komplex und clever konstruierten Geschichte.

Das düstere Cover mit der Frauensilhouette vor einem lodernden Feuer passt gut zum Buch. John Marrs schreibt bildhaft, lebendig und fesselnd und hat mich mit diesem Thriller voller unerwarteter Wendungen überrascht und bestens unterhalten.

Bewertung vom 06.04.2025
Allein gegen die Lüge
Finlay, Alex

Allein gegen die Lüge


gut

Die Geschichte hat mich nicht gepackt

Die Familie des Studenten Matt Pine ist bei einem Kurzurlaub in Mexiko ums Leben gekommen, er hat keinen Kontakt zum älteren Bruder Danny, der seit Jahren wegen Mordes an einer Freundin im Gefängnis sitzt. Allein und schockiert wird Matt von der FBI-Agentin Keller nach Mexiko geschickt, um Formalitäten zu erledigen.

Es gibt die Erzählstränge um Matt und Agentin Keller, aber in Rückblenden in die Vergangenheit lerne ich auch die Familie kennen, Vater, Mutter, Schwester und kleiner Bruder. Es wird anschaulich geschildert, wie der Mord vor 7 Jahren die Familie zerstört und das Leben seitdem beherrscht hat. Und jetzt wird Matts Leben wieder erschüttert.
Es hat mich gestört, dass nicht nur die Handlung, sondern auch die Emotionen nur erzählt werden, nicht gezeigt. Die Figurenzeichnung ist blass, der Autor wahrt Distanz zu seinen Figuren, er schreibt klar und nüchtern. Nähe entwickelte sich bei mir zu keinem Charakter, am sympathischsten war mir Agentin Keller und ich fand viele Nebenfiguren interessanter als den Protagonisten.
Die häufigen Perspektivwechsel zwischen Matt, Keller, den Familienmitgliedern und Auszügen aus einer True-Crime-Doku über Dannys Fall, die meiner Meinung nach überflüssig und nicht handlungsrelevant sind, bremsten meinen Lesefluss. Spannung baut sich nur langsam auf, die irgendwann vorhersehbare Auflösung ist schlüssig.
Der Autor Alex Finlay ist Anwalt und baut seine Kenntnis - und auch Kritik - polizeilichen Vorgehens, Machtmissbrauchs und unkontrollierbarer medialer Berichterstattung gut in die komplexe Geschichte ein.
'Allein gegen die Lüge' mit dem auffälligen, gelungenen Cover hat mich als Thriller nicht wirklich überzeugt und bekommt 3 Sterne.

Bewertung vom 27.03.2025
Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3
Raabe, Marc

Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3


ausgezeichnet

Spannende Suche nach der Wahrheit

Art Mayer, der eigensinnige BKA-Ermittler, versucht seit über einem Jahr, Dana, die Mutter des Nachbarkindes, zu finden. Unerwartet bekommt Art einen Hinweis auf eine verlassene Wohnwagensiedlung nahe Berlin und findet dort einen Toten. Es deutet sich ein Kompetenzgerangel zwischen BKA und LKA an und Art wird von den Ermittlungen ausgeschlossen. Zusammen mit Nele Tschaikowski, die eigentlich in Elternzeit ist, sich aber nach der Arbeit sehnt und sich von ihrem Mann bei der Betreuung des gemeinsamen Sohns allein gelassen fühlt, geht Art eigenständig auf Spurensuche und setzt sich dabei wieder über Regeln und Vorschriften hinweg. Das persönliche Engagement und Arts eigener Hintergrund tragen zur Intensität der Geschichte bei.

Erzählt wird auch in diesem dritten Band der Art Mayer-Reihe aus verschiedenen Perspektiven und auf zwei Zeitebenen, in der Gegenwart ermitteln Art und Nele und vor 15 Jahren erschütterte ein tragisches Ereignis Dana und ihre Familie.

Von Beginn an herrscht eine düstere Stimmung, nicht zuletzt wegen des bedrohlichen Feuers im Wald bei Berlin, und besonders in der Erzählebene der Vergangenheit, die Ereignisse hier erscheinen verworren und ihre Tragweite erschließt sich erst gegen Ende. Unerwartete Wendungen gibt es auch in der Gegenwart, der Thriller bleibt durchgehend spannend. Viele Nebenfiguren fand ich schwer einzuschätzen, während die Protagonisten sich treu bleiben. Ich habe sehr gern mehr aus ihrem Privatleben erfahren, wie auch ihre unkonventionellen Ermittlungen verfolgt, die zu einer für mich überraschenden Auflösung und einem filmreifen, vielleicht etwas übertriebenen, Showdown führen.

Marc Raabes Schreibstil ist einfach zu lesen, lebendig und packend. Wegen der Entwicklung und Beziehungen der Protagonisten und weil Danas Verschwinden schon in den Vorgängerbänden eine Rolle spielte, ist das Lesevergnügen sicherlich größer, wenn die Reihe chronologisch gelesen wird. Das auffällige Cover passt farblich und vom Motiv her zu den anderen Büchern und auch zur Geschichte.
Mir hat 'Die Nacht' sehr gut gefallen, ich vergebe 4,5 Sterne und freue mich schon auf den angekündigten vierten Band im nächsten Jahr.

Bewertung vom 23.03.2025
Winter's Game (eBook, ePUB)
Erler, Lukas

Winter's Game (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In eigener Sache

Auf die Frankfurter Rechtsanwältin Carla Winter werden am gleichen Tag zwei Anschläge verübt und während sie dem ersten mit Glück entkommen kann, bringt sie der zweite schwer verletzt ins Krankenhaus. Sie erholt sich langsam, als es einen weiteren merkwürdigen Vorfall gibt. Carla entlässt sich selbst und will nur noch nach Hause. Verunsichert und geschwächt, aber zusammen mit ihrem starken Team, auf das sie sich verlassen kann, und mit der Unterstützung ihres beruflichen wie sozialen Netzwerks versucht Carla herauszufinden, wer es auf sie abgesehen hat und warum. Sie ist zwar angeschlagen, aber immer noch tough, klug und vor allem stur.

In diesem dritten Krimi um die Rechtsanwältin treten auch Figuren aus den Vorgängerbänden auf und es wird Bezug genommen auf vergangene Fälle. Lukas Erler baut diese Informationen geschickt in die Handlung ein, so dass auch ein Quereinstieg in die Reihe möglich ist, mehr Spaß und umfassenderes Verständnis hat aber sicherlich ein Leser mit Vorkenntnissen. Die Figurenzeichnung ist glaubhaft mit nahbaren Charakteren, manche Beziehungen entwickeln und vertiefen sich und Carla Winters Verletzlichkeit in diesem Band hat mir auch gut gefallen.

Erlers packender Schreibstil ist klar, lebendig, bildhaft und atmosphärisch, auch Humor blitzt auf. Die spannende Handlung ist rasant und überrascht mit unerwarteten Wendungen. Carlas Einfallsreichtum und ihr Vorgehen rechtfertigen unbedingt und augenzwinkernd den vom Konzept der Vorgängerbücher abweichenden Titel dieses Krimis.
Lukas Erler spricht auch in 'Winter's Game' gesellschaftlich aktuelle Missstände an und hat zu verschiedenen Themen gut recherchiert, besonders beeindruckt hat mich hier die anschauliche Erklärung der praktischen Auswirkung einer Aphasie.
Mir hat der neue Krimi von Lukas Erler sehr gut gefallen und mich bestens unterhalten, ich freue mich schon auf einen vierten Band der Reihe.

Bewertung vom 13.03.2025
Elbfeuer (eBook, ePUB)
Wollschlaeger, Nicole

Elbfeuer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zirkus in Kophusen

Circus Puccini hat sein Winterquartier in Kophusen aufgeschlagen. Als Direktor Salvatore tot in seinem Wohnwagen aufgefunden wird, deutet alles auf Selbstmord hin, aber Kommissar Goldberg hat das Gefühl, als stimme etwas an der Auffindesituation nicht. Es geschehen weitere merkwürdige Vorfälle, doch die verschwiegene Familie macht Goldberg die Ermittlungen schwer.

Es macht Spaß, wieder in Kophusen zu sein und Philip Goldberg und sein Team zu begleiten. Hauke Thomsen ist verliebt und deshalb gar nicht der gewohnt ungehobelte Klotz, sondern charmant und aufmerksam, Peter Brandt beweist wieder sein Können beim Recherchieren und Philip Goldberg ist ein guter Ermittler, der auch auf sein Bauchgefühl hört. Der Umgang der Polizisten miteinander ist freundschaftlich, ihre Gedanken und Dialoge oft humorvoll. Das Verhältnis von Informationen aus dem Privatleben und der Ermittlungsarbeit gefällt mir, dadurch sind die Protagonisten sehr nahbar.

Nicole Wollschlaeger schreibt lebendig und bildhaft und die Figurenzeichnung ist gelungen, auch Nebencharaktere sind glaubwürdig. Einfühlsam und atmosphärisch beschreibt die Autorin den Zirkusalltag, den Zusammenhalt der Zirkusfamilie und die finanziell schwierige Situation eines solchen Betriebs gerade in der heutigen Zeit.

Die Krimihandlung ist spannend und lädt zum Miträtseln ein, es gibt Verwicklungen und unerwartete Wendungen bis zur überraschenden Auflösung.
Erwähnen möchte ich noch das schöne Cover, die Einbindung von Spielzeug in eine realistisch anmutende Darstellung finde ich wieder sehr gelungen.
Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Band der Elbkrimi-Reihe und bin gespannt, wie es für Philip Goldberg und die anderen Kophusener weiter geht.

Bewertung vom 13.03.2025
Thanatopia (eBook, ePUB)
Hillenbrand, Tom

Thanatopia (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Beeindruckender Roman, der technische Entwicklungen weiter denkt und philosophische und gesellschaftliche Fragen stellt

Ende des 21. Jahrhunderts bestimmt das Holonet auch das Aussehen der realen Welt, der Mensch kann sich selbst und seine Umgebung so gestalten, wie es ihm gefällt und die Technologie des Mind Uploads in Klone bietet heute noch nicht vorstellbare Möglichkeiten. Ein Geheimnis bleibt vielleicht nur noch der Tod und das, was eventuell danach kommt.
Mit zwei identisch aussehenden Toten hat Kommissar Wenzel Landauer in Wien zu tun, die sich jedoch als Klone herausstellen, juristisch umstritten bleibt, ob eher Sachbeschädigung oder ein Tötungsdelikt vorliegt. Als die Besitzerin der Klone verschwindet und ein Mensch ermordet wird, stellt Landauer doch Ermittlungen an und stößt auf die Gruppe der Deather, die technologisch bestens ausgestattet den Moment des Todes und was vielleicht danach passieren mag, erforschen.

Der Hologrammatica-Weltenbau ist wohl durchdacht, so plausibel wie erschreckend. Durch eine Virusinfektion ist die Menschheit um die Hälfte geschrumpft, Dürren und hohe Temperaturen in Folge der Klimakatastrophe haben zum Exodus aus europäischen Metropolen geführt, Grönland und Sibirien sind nun angesagte Wohngebiete.
Die Figurenzeichnung und die Entwicklung der Charaktere ist gelungen, die Protagonisten haben Tiefe und besonders Wenzel, der immer noch um seine verstorbene Frau trauert und die gemeinsame Tochter allein groß gezogen hat und Sahana, gläubige Physikerin mit konsequenter theologischer und wissenschaftlicher Meinung, finde ich überzeugend dargestellt, mit beiden kann ich mich identifizieren.

Neben Wenzels gibt es weitere, wechselnde Erzählperspektiven, auch Galahad Singh und Fran Bittner gehören zu den Protagonisten und sind aus den Vorgängerbänden bekannt. Es gibt Verweise auf Geschehen in den anderen Hologrammatica-Bänden und es ist sicher empfehlenswert, zumindest einen bereits gelesen zu haben.
Nach Zwischenfällen 2048 und 2088 mit der außer Kontrolle geratenen Klima-KI Æther ist der Einsatz Künstlicher Intelligenz streng kontrolliert und begrenzt. Es scheint jedoch eine weitere Kopie von Æther in einem Qube zu geben, die nicht nur von UN-Behörden, sondern auch von der KI selbst aus einem weit entfernten Asteroidengürtel des Sonnensystems aus gesucht wird. Æther nennt sich jetzt Nemo und hat laut eigener Aussage inzwischen das Descartes-Problem gelöst (das besagt, dass Menschen mit einem digitalen Gehirn nach 30 Tagen in ihren Stammkörper zurück müssen, um zu überleben) und könnte den Menschen Unsterblichkeit ermöglichen.

Tom Hillenbrand schreibt bildhaft und fokussiert, alles ist wichtig, es gibt keine überflüssigen Details und das Lesen erfordert Konzentration. 'Thanatopia' ist ein düsterer, komplexer, durchgehend spannender und einfallsreicher Thriller, der philosophische und gesellschaftskritische Fragen stellt und mögliche technologische Entwicklungen weiter denkt. Ein umfangreiches Glossar am Ende des Buchs erweist sich als hilfreich.
Mir hat 'Thanatopia' sehr gut gefallen und mir ein an- und aufregendes Lesevergnügen bereitet. Ich hoffe, es wird einen weiteren Band aus der Welt der Hologrammatica geben, ich würde gern mehr über die Hardlights, ihre Fähigkeiten und den Lichtdom erfahren.

Bewertung vom 09.03.2025
Lyneham
Westerboer, Nils

Lyneham


ausgezeichnet

Spannend und tiefgründig, ein überzeugender Science Fiction-Roman

An seinem 12. Geburtstag landen Henry, seine Geschwister und sein Vater auf Perm, einem Mond in einem weit entfernten Sonnensystem. Seine Mutter Mildred ist Wissenschaftlerin und kommt mit einem anderen Raumschiff. Entgegen der Erwartungen ist Perms Terraforming nicht abgeschlossen und nur die bisher errichteten Biome bieten Sicherheit auf dem unwirtlichen Mond.

Es gibt zwei Handlungsebenen, Henry erzählt vom Alltag im Biom, wobei es auch humorvolle Gespräche und Situationen gibt, während Mildred nüchtern von ihren Forschungen zum Leben auf Perm und seine faszinierende Andersartigkeit im Vergleich zur Erde berichtet und die zu erwartenden Schwierigkeiten bei der Besiedlung immer besser erkennt, sie beschreibt Gefahren sowohl für Menschen als auch für die Lebewesen auf dem Mond.

Nils Westerboer schreibt lebendig, bildhaft und anschaulich, auch Mildreds wissenschaftlichen Ausführungen kann ich gut folgen, ihre Überlegungen und Schlussfolgerungen sind nachvollziehbar, der Autor entwirft hier kreativ und ideenreich eine erstaunliche, andersartige, überzeugende Welt. Hilfreich, besonders in Hinblick auf auch verwirrende Namen, sind die Karten von Perm innen auf den Umschlagklappen. Ein Glossar am Ende des Buchs hat mir teilweise überraschende Sichtweisen auf bekannte Begriffe eröffnet. Das düstere, schöne Cover gefällt mir und vermittelt einen passenden Eindruck von Fremde und Verloren sein.

Die Figurenzeichnung ist gelungen, besonders die Kinder finde ich authentisch beschrieben, aber auch Mildred mit ihrem analytischen, zielgerichteten Verstand ist glaubwürdig. Die spannende Handlung überrascht mit unerwarteten Wendungen. Schon im unterhaltsamen, klugen und informativem Prolog lässt Nils Westerboer Mildred erörtern, wie sinnvoll eine extraterrestrische Ansiedlung der Menschheit ist und am Ende des wohldurchdachten Romans hat der Autor auch ethische Fragen aufgeworfen, die mich weiter beschäftigen.
Mir hat 'Lyneham' sehr gut gefallen und ich kann das Buch Lesern von tiefgründiger Science Fiction uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 03.03.2025
Hase und ich
Dalton, Chloe

Hase und ich


ausgezeichnet

Wie ein Feldhase das Leben einer Frau verändert

Chloe Dalton, engagierte Politik-Beraterin, zieht sich während des Corona-Lockdowns in ihr Haus auf dem Land zurück und findet ein verwaistes Hasenjunges. Trotz ihrer anfänglichen Bedenken und fehlender Erfahrung beschließt sie, das Tier zu Hause zu versorgen, es aufzuziehen und später in die Freiheit zu entlassen.

Chloe findet keine Informationen über die Aufzucht von Hasen, so tastet sie sich behutsam an den Umgang mit dem Feldhasen heran und allmählich entsteht ein Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Wildtier, zu Hases Bedingungen, wie die Autorin schreibt.

Chloe Dalton erzählt in der Ich-Perspektive lebendig und anschaulich von ihrem Leben mit Hase und beschreibt sowohl das Tier als auch die umgebende Natur bildhaft und teilweise poetisch, und immer genauer mit zunehmender Faszination und wachsenden Kenntnissen. Chloe fühlt nun, ganz anders als früher, eine intensive Verbindung zur Tierwelt um sie herum und es entsteht ein neues, erweitertes Verständnis der Natur.

Neben der berührenden wie unterhaltsamen Beschreibung ihres Lebens mit dem ungewöhnlichen Mitbewohner, teilt die Autorin Wissen über die Biologie der Hasen, die Jagd auf sie, erzählt von Mythen und Aberglauben, schreibt über die zunehmende Zerstörung von tierischem und pflanzlichem Lebensraum durch menschliche Infrastruktur und intensive Landwirtschaft. Sie verändert ihren Garten, lässt Brennnesseln stehen, macht aus einem vertrockneten Schlammloch wieder einen Teich und pflanzt eine neue Hecke.

Hase hat das Leben der Autorin verändert, sie Geduld und Ruhe gelehrt und zu einer Neubewertung und dem Verschieben von Prioritäten geführt. Chloes Dankbarkeit für die Zeit mit Hase wird in dem Buch sehr deutlich und ich habe es mit Freude gelesen.

Das grüne Cover mit der Illustration eines Hasen ist passend gewählt und auch jedes Kapitel wird mit einer der zarten, realitätsgetreuen Zeichnungen von Denise Nestor eingeleitet, die Hase von klein auf bis zum erwachsenen Muttertier zeigen.

Bewertung vom 28.02.2025
Stralsund ermittelt - Falsche Koffer lügen nicht (eBook, ePUB)
Raven, Annabel

Stralsund ermittelt - Falsche Koffer lügen nicht (eBook, ePUB)


sehr gut

Lieber Stralsund als New York?

Mir haben die Voraussetzungen gefallen, von denen die Geschichte ausgeht. Nele Silber kehrt New York nach 15 Jahren der Liebe wegen den Rücken und zieht nach Stralsund. Doch schon am Flughafen bei der Ankunft gesteht Peter ihr, dass er sich unsterblich in Friedhelm verliebt hat und Nele findet sich einsam und allein in der online gekauften Jugendstilvilla am Knieperteich wieder. Nele ist Psychologin und kann zwar ihre Gefühle der Trauer, Enttäuschung und Wut analysieren, aber was hilft das, die Gefühle sind da.

Für Ablenkung sorgen Hektor, der Gärtner, den Nele mit dem Haus übernommen hat, und Fanny, die die ahnungslose Nele darüber aufklärt, warum oft Fremde vor der Villa stehen, wurden hier doch sechs Staffeln der erfolgreichen TV-Serie 'Stralsund ermittelt' um Detektiv Weingold gedreht. Als die Theaterschauspielerin Laura, die natürlich vergeblich versucht hat, die Detektei Weingold zu beauftragen, einige Tage später ermordet aufgefunden wird, fühlt Nele sich verpflichtet, dem Fall nachzugehen.

Fanny, Nele und Hektor werden zum Team Weingold und Hektors unauffällige Achtsamkeit, Fannys IT-Können und Neles analytische Fähigkeiten helfen, aus kleinen Anhaltspunkten erste Schlüsse zu ziehen. Dabei entstehen immer wieder Szenen voller Situationskomik und unterhaltsame Gespräche. Durch Rückblicke in die Vergangenheit der drei liebenswerten Protagonisten bekommen die Charaktere Tiefe und Glaubwürdigkeit. Dazu trägt auch Annabel Ravens einfühlsamer Schreibstil bei. Die Autorin schreibt lebendig und bildhaft, ich trinke mit Nele zusammen eine Limonade am Strand und erlebe sie beim Beachvolleyball. Wenn Nele New York und Stralsund vergleicht, hat die Kleinstadt am Strelasund immer die Nase vorn, trotzdem kann Nele sich nicht entscheiden, wo sie in Zukunft leben will. Das Setting und die vielen interessanten Figuren haben mir gefallen, vermisst habe ich etwas mehr Stralsunder Lokalkolorit.

Die Perspektivwechsel haben meinen Lesefluss häufig eher unterbrochen als die Spannung gesteigert und es wurden einige Fragen nicht beantwortet, dazu kommt es hoffentlich in einem Folgeband. Insgesamt hat mich 'Stralsund ermittelt – Falsche Koffer lügen nicht' mit seinem schönen, passenden Cover gut unterhalten und ich freue mich auf ein Wiedersehen mit Nele, Hektor und Fanny.

Bewertung vom 26.02.2025
Für Polina (eBook, ePUB)
Würger, Takis

Für Polina (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine bewegende Lebens- und Liebesgeschichte

Hannes hat eine wunderbare Kindheit in der Villa im Moor, oft kommt Polina mit ihrer Mutter zu Besuch. Die Kinder wurden am gleichen Tag geboren und seitdem sind auch die beiden unkonventionellen Mütter befreundet. Polina ist quirlig und an allem interessiert, während Hannes vorsichtig in die Welt hinein lauscht und vom Hören fasziniert ist, nach außen hin erscheint er ruhig und schwerfällig. Hannes kann nicht anders, als Menschen und Gefühle in Musik zu übersetzen und so komponiert er mit 14 eine Sonate für Polina, die nicht nur seine Liebe zu ihr ausdrückt, sondern ihr ganzes Wesen beschreibt.
Doch als Hannes' Mutter stirbt, muss Hannes das Moor verlassen, auch die Musik und Polina verschwinden aus Hannes Leben. Seine Trauer um die Mutter lähmt ihn jahrelang, bis er beschließt, Polina wieder zu finden.

Takis Würger schreibt lebendig, klar und nüchtern, dennoch sehr einfühlsam. Seine Figuren haben Ecken und Kanten und haben alle ihr Päckchen zu tragen. Die Charaktere sind vielschichtig, authentisch und berühren. Ich habe mich für Hannes gefreut, dass er in der Kindheit den knorrigen Herrn Hildebrand an seiner Seite und später im starken Kollegen Bosch einen guten Freund gefunden hat. Auch die Nebenfiguren sind glaubwürdig und interessant. Der Autor ist seinen Charakteren zugewandt und es gelingt ihm, den Leser in diese Nähe einzubeziehen.
Takis Würger erschafft wunderschöne, intensive, auch humorvolle Bilder, wenn er Hannes Leben beschreibt und auch, was ich über klassische Musik und den Klavierbau erfahre, habe ich gern gelesen.
'Für Polina' mit dem Diogenes-typischen, passenden Cover ist eine mitreißende und bewegende Lebens- und Liebesgeschichte und hat mir sehr gut gefallen. Ich empfehle das Buch Lesern mit Interesse an einer ungewöhnlichen Lebensgeschichte und an Musik.