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Fransen
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Konstanz

Bewertungen

Insgesamt 12 Bewertungen
12
Bewertung vom 19.02.2022
Zusammenkunft
Brown, Natasha

Zusammenkunft


sehr gut

Mit Nachhall
Natasha Brown zeichnet in ihrem Debüt-Roman das Leben einer jungen Person of Colour nach, die sich beruflich in der Finanzwelt bewegt. Offenbar bringt die Protagonistin alle Eigenschaften mit, die sie für eine steile Karriere benötigt. Begleitet von Alltagsrassismus und versteckten Sticheleien in Bezug auf ihre Hautfarbe, kämpft sie sich Schritt für Schritt nach oben.
Neben der Protagonistin und ihrer Suche nach Herkunft und Heimat wird auch der generelle Umgang mit Migrant*innen thematisiert.
Insgesamt schafft die Autorin mit sehr poetischer Sprache ein sehr gewaltiges Gesamtbild aus Gedanken und Erinnerungen, die einen nachhaltig nachdenklich stimmen.
Ich habe mich anfangs etwas schwer mit dem unterschiedlichen Stil und wechselnden Erzähweisen von Abschnitt zu Abschnitt getan - außerdem blieb mir die Protagonistin bis zum Schluss etwas distanziert. Dennoch greift das Buch Themen auf, über die gesprochen und diskutiert werden muss. Ein Werk mit Nachhall.

Bewertung vom 14.03.2021
Die siebte Zeugin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.1
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Die siebte Zeugin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.1


gut

Der Kaugummi-Krimi


Kennt ihr das? Diese Kaugummis, früher, als man auf dem Weg zur Grundschule war.. bunt, groß, rund und verheißungsvoll schlummerten sie in den roten Drehautomaten. Und wenn man dann mal 10 Groschen hatte und sich einen erdrehte, biss man 2-3 Mal drauf und hatte letztlich nur ein zähes Stück Gummi im Mund.
Ähnlich ging es mir mit dem neuen Justiz-Krimi von Schwiecker und Tsokos.. Eine tolle neue Reihe, die Justiz und Rechtsmedizin vereint. "Klasse!", dachte ich. Doch leider lässt die Umsetzung ziemlich zu wünschen übrig.
In vielen kurzen Kapiteln versuchen die Autoren, Schwung und Tempo in die Geschichte zu bringen. Grundsätzlich kein schlechter Ansatz, ein angenehmer Lesefluss entstand bei mir dadurch aber nicht. Ständig wird man in wechselnde Szenerien reingeschmissen - Auch die Protagonisten wurden eher oberflächlich beleuchtet, der Rechtsmediziner nimmt maximal eine Nebenrolle ein. Grundsätzlich fehlte es mir dadurch an Tiefe. Schade um das verschenkte Potenzial!
Leider ist man als Leser auch durchgehend etwas schlauer, als Rocco Eberhart und Co. So kommt wenig Spannung auf.
Letztlich ist es wie beim Kaugummi: Man beißt auf 2-3 spannende Stellen, doch der Rest ist zäh und erwartbar. Für mich leider kein Page-Turner!

Bewertung vom 07.01.2021
The Great Escape

The Great Escape


sehr gut

Fernweh garantiert!
Das Buch The Great Escape - Fotografien von der Seefahrt 1950-1970 ist ein hochwertig gestalteter Bildband in einem ungewöhnlichen Format. Dadurch, dass es etwas kleiner daherkommt, wird es handlich und wirkt ansprechend.
Auf vielen Bildern, die teilweise bereits farbig aufgenommen wurden, sind das rege Treiben an Bord, Blicke in fremde Welten und private Momente der Seefahrenden abgebildet. So bekommt man als Betrachter einen sehr emotionalen Eindruck, der im ersten Moment unkommentiert bleibt.
Weiter hinten finden sich Texte in deutscher und englischer Sprache, was ich persönlich sehr gut finde.
Weniger praktisch sind die Untertitel der einzelnen Fotografien, die erst am Ende des Buches mit Seitenzahlen notiert sind. Dadurch muss man viel blättern.
Letztlich habe ich das Buch sehr gerne angeschaut und würde es auch jedem empfehlen, der sich für die Seefahrt interessiert oder einfach einmal gedanklich in die Ferne schweifen will. Ein Buch, das ich sicherlich noch häufiger aus dem Bücherregal nehmen werde. Fernweh garantiert!

Bewertung vom 13.11.2020
Zerrissen / Fred Abel Bd.4
Tsokos, Michael

Zerrissen / Fred Abel Bd.4


ausgezeichnet

Absolute Empfehlung

"Zerrissen" ist bereits der 4. Band um den Rechtsmediziner Dr. Fred Abel und ich muss sagen, dass meine Vorfreude absolut berechtigt war.
Ich hatte die drei Vorgänger gelesen, doch gebraucht hätte es das nicht, da alle Protagonisten zu Anfang kurz eingeleitet werden.
Tsokos versteht es, seine rechtsmedizinische Expertise gekonnt in spannende Erzählstränge einzuflechten und schafft es, für die Lesenden eine äußerst plastische Umgebung aufzubauen.
Abel hat es direkt zu Anfang mit einem besonders verstörendem Fall von Kindesmisshandlung zutun. Ein kleines Mädchen wird schwerverletzt in ein Krankenhaus gebracht. Als Abel hinzugebeten wird, um ein Gutachten zu erstellen, erfährt er, dass es sich um die Nichte seiner Kollegin Sabine Yao handelt. Im Laufe der Ermittlungen gerät Yaos Schwerster unter Verdacht, das eigene Kind misshandelt zu haben. Unter diesen Umständen leidet auch das sonst gute Verhältnis von Abel und Yao.
Auch ein zweiter Fall hält die Rechtsmediziner auf Trapp. Im Boxclub von Abels Kumpel Lars Moewig wird eine Leiche, eingenäht in einen Boxsack, gefunden. Drogen, Waffen und weitverstrickte Clan-Kriminalität sorgt für ermittlerische Turbulenzen.
Neben den beiden Hauptfällen werden gekonnt weitere Todesfälle im Obduktionssaal eingestreut, die es ebenfalls in sich haben. Langeweile kommt bei diesem Band jedenfalls nicht auf. Freunde des True Crime werden von "Zerrissen" jedenfalls nicht enttäuscht werden. Für mich eine absolute Empfehlung!

Bewertung vom 13.11.2020
Kreuzberg Blues / Georg Dengler Bd.10
Schorlau, Wolfgang

Kreuzberg Blues / Georg Dengler Bd.10


sehr gut

Im neuen Dengler-Krimi von Wolfgang Schorlau geht es abermals um ein brandaktuelles Thema, Gentrifizierung. Schauplatz ist meine ehemalige Heimat Berlin Kreuzberg. Das Buch traf also schon mit dem Klappentext einen Nerv bei mir.
Steigende Mieten, ängstliche Bewohner, skrupellose Immobilienkonzerne und deren Machenschaften. In unterschiedlichen Erzählsträngen verknüpft Schorlau geschickt Handlungen und schafft so ein authentisches Bild der Lage.
Auch, als mitten in der Handlung Corona nach Deutschland gelangt und die Handlung sich nach Stuttgart verlagert, gewinnt das Buch nur an Aktualität. Ins Spiel kommen Verschwörungstheorien, Maskenverweigerer und Impfgegner.
Das Buch hat mir viel Freude bereitet, da es durch Aktualität, gute Recherche und die Schauplätze bestach. Für mich eine Leseempfehlung an alle, die sich für politisierte Krimis interessieren.

Bewertung vom 07.10.2020
Kalmann
Schmidt, Joachim B.

Kalmann


ausgezeichnet

Wunderbar normal

Kalmann ist 33 Jahre alt und lebt im Haus des Großvaters in Raufarhövn, einem kleinen und verschlafenen Fischerdorf im Nordosten Islands.
Im Dorf ist Kalmann bei manchen auch als "Dorftrottel" abgestempelt, doch sein Großvater brachte ihm bei, dass jeder Mensch anders sei und somit auch Kalmann irgendwie "normal" sei. Diese Sichtweise zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch.
Kalmann ist der selbsternannte Sheriff des Ortes und hat von seinem Großvater das Jagen und Fischen gelernt. Inzwischen stellt er den (beinahe) besten Gammelhai der ganzen Gegend her. In seiner liebenswürdigen Art treiben ihn oft kindlich geprägte Gedanken, Unsicherheit oder unkntrollierte Wut umher. Ganz normal eben.
Eines Tages findet Kalmann eine große Blutlache, die dem Vermissten Robert McKenzie zugeordnet werden kann. Die Polizei wirbelt den Ort mächtig auf und mit der schönen Ruhe ist es vorbei.
Kalmann ist ein sehr spezieller Protagonist, den man einfach gerne haben muss. Letztlich regt das Buch sehr zum Nachdenken über das eigene Schubladendenken an und offenbart, wie unterschiedlich und speziell jeder Mensch ist und dadurch doch normal wird.
Ein schönes Buch, dass die hohe Wertung sehr verdient!

Bewertung vom 06.09.2020
Die verstummte Frau / Georgia Bd.10
Slaughter, Karin

Die verstummte Frau / Georgia Bd.10


sehr gut

Eine junge Frau wird nach einem brutalen Überfall in Atlanta, Georgia sterbend zurückgelassen. Will Trent, ein erfahrener Ermittler, muss zur Lösung dieses furchtbaren Falls all sein Können unter Beweis stellen und das führt ihn in seine eigene Vergangenheit. Ein vor Jahren angeblich zu Unrecht inhaftierter Mann, Daryl Nesbitt, behauptet, Hinweise zur Täterergreifung liefern zu können. Doch natürlich gibt es diese Spuren nicht umsonst...

Zunächst hat man mit diesen über 600 Seiten einen ordentlichen Wälzer in der Hand. Diese vielen Seiten sind mit allerhand detaillierten und teils sehr brutalen Schilderungen von Tatorten und Beziehungen gespickt, die zudem noch in der Zeit springen. Durch teils zu ausatmende Beschreibungen, fällt es der Autorin nicht immer leicht, die Spannung kontinuierlich hochzuhalten. Auch die Beziehungsprobleme, die langatmig erörtert werden, sind mir etwas too much.

Der neue Thriller von Karin Slaughter ist auf alle Fälle ein Muss für alle Fans der Autorin. Für Neueinsteiger allerdings, meiner Meinung nach, etwas zu ausschweifend, wenn man die Protagonisten und deren Vorgeschichten noch nicht kennt.

Bewertung vom 27.08.2020
Verschollen in Palma
Kallentoft, Mons

Verschollen in Palma


gut

Unbequem
Emme, die Tochter von Rebecka und Tim Blanck reiste drei Jahre zuvor mit zwei Freundinnen nach Mallorca und verschwand dort beinahe spurlos. Tim, der das Verschwinden seiner einzigen Tochter nicht wahrhaben kann, ließ sein altes Leben in Schweden hinter sich und arbeitet seither als Privatdetektiv auf der spanischen Insel. Neben der Bearbeitung alltäglicher Aufträge, sucht er fieberhaft weiter nach seiner Tochter.

Der Schreibstil ist sehr ungewöhnlich und am Anfang etwas befremdlich. Ich muss gestehen, dass ich nicht direkt "warm" damit geworden bin, doch es entstand eine Art Sog. Dieser Sog war pulsierend, unruhig, rastlos und einfach unbequem. Passend zum Setting, der eher hässlichen Kehrseite Mallorcas, die man als Tourist so wohl eher nicht erleben würde.
Man erfährt einiges über die Vernetzung unterschiedlicher Nebenakteure und deren oftmals illegalen Geschäfte. Die detaillreichen Beschreibungen und der Erzählstil, der keine Lücken entstehen lässt, ziehen das Buch etwas in die Länge - es entsteht keine Spannung. Im Grunde geht es einem als Leser wie Tim.. auch er sucht ja seit drei Jahren mit mäßigem Erfolg nach seiner Tochter und irgendwie sucht man als Leser ebenfalls eine gefühlte Ewigkeit mit. Man wird so richtig ungeduldig dank dieses zähen Verlaufs. Erst gegen Ende nimmt die Geschichte etwas Fahrt auf...

Letztlich bin ich auch mit dem Schluss nicht wirklich zufrieden..
Einerseits schafft der Autor es, eine sehr intensive Atmosphäre aufzubauen, andererseits kann ich mich nicht wirklich mit den Protagonisten anfreunden, noch reißt mich der Schreibstil vollends vom Hocker.
Das Buch ist sicher nicht schlecht, allerdings war es auch nicht vollkommen nach meinem Geschmack, daher gibt es hier den Mittelwert!

Bewertung vom 11.07.2020
Eine Reise durch Deutschland in 100 ungewöhnlichen Bildern und Geschichten
Rössig, Wolfgang

Eine Reise durch Deutschland in 100 ungewöhnlichen Bildern und Geschichten


sehr gut

Informativ und kurzweilig

Als ich das Buch „Eine Reise durch Deutschland in 100 ungewöhnlichen Bildern und Geschichten“ auspackte und zum ersten Mal in den Händen hielt, machte es dank des gewählten Formats, der Dicke und der hübschen Titelseite direkt einen sehr wertigen Eindruck. Dieser setzte sich auch im Innern des Buches in vielen Punkten fort.

Inhaltlich wird Deutschland in den Norden, den Osten, den Süden und den Westen unterteilt. Anhand kartographischer Darstellungen erkennt man als Leser direkt, wohin einen das Buch führen wird - das macht es sehr übersichtlich und leicht verständlich.
Die einzelnen Orte werden mit Zitaten eingeleitet und auf zwei bis fünf Seiten vorgestellt. Dabei sind die Texte meist lang aber kurzweilig und erzeugen gerade so viel Interesse, dass man sich gerne weitere Informationsquellen zu den Orten heranziehen möchte. Außerdem wurden je Ziel bis zu drei Bilder ausgewählt, die den Text begleiten.
Die Auswahl der Orte setzt sich aus erwartbaren Zielen, wie Hamburg, Berlin oder München aber auch unerwarteten wie Murnau, Lorsch oder Hameln zusammen. Als einen netten Aspekt empfinde ich die Vorstellung von ausgewählten Unterkünften und Restaurants in den einzelnen Orten.

Letztlich vergebe ich vier von fünf Sternen, da ich das Verhältnis von Text zu Bildern nicht ganz ausgewogen finde. Ich hätte mir an einigen Stellen deutlich weniger Text und dafür mehr Impressionen gewünscht.
Zudem bemängel ich die Bildauswahl in vielen Fällen. Wenn man bei "Meißen" einzig Porzellan abbildet, finde ich das mehr als uninspiriert. Das hat in meinen Augen nichts mit den im Titel versprochenen "ungewöhnlichen Bildern" zu tun. Auch sind die einzigen Fotos mancher Orte häufig sehr detailverliebt - auf der einen Seite schön, auf der anderen Seite hätte man doch beispielsweise von Görlitz oder der Reichenau so viel mehr zeigen können, als Jugendstilfassaden oder Wandmalereien. Wüsste ich nicht schon, dass die Reichenau einer der schönesten Plätze am Bodensee ist - durch dieses Buch hätte ich es jedenfalls nicht erfahren.
Alles in allem ist das Buch ein echter Eyecatcher, der mit interessanten Geschichten und so manch spannenden Orten daherkommt. Als Inspirationsquelle und zum Schmökern absolut geeignet. Die bemängelten fehlenden Bilder mancher Reiseziele kann man sich ja selbst machen, wenn man einfach mal losfährt...

Bewertung vom 28.06.2020
Schwarzer August / Leander Lost Bd.4
Ribeiro, Gil

Schwarzer August / Leander Lost Bd.4


sehr gut

Krimi mit Köpfchen

"Schwarzer August" ist der vierte Fall des deutschen Kommissars Leander Lost, dem "Alemao", mit Asperger-Syndrom. Die Reihe spielt im Süden Portugals, wo Lost inzwischen heimisch geworden ist und mit seiner Freundin Soraia, der Schwester seiner Chefin, glücklich zusammen wohnt.

Bislang hatte ich keinen der vorherigen Bände rund um den sympathischen Ermittler gelesen. Da es sich um einen in sich geschlossenen Fall handelt und man die Protagonisten schnell kennenlernt, war aber auch kein Vorwissen nötig.

In seinem vierten Fall sind Lost und seine Kollegen mit einem idealistischen Bombenleger konfrontiert, der die Gemeinde Fuseta und umliegenden Ortschaften in Angst und Schrecken versetzt.

Was ich angenehm fand, ist, dass das Buch einen interessanten Fall behandelt, der idealistisch motiviert ist und auf Missstände aufmerksam macht. Dabei steht Blutvergießen nicht an oberster Stelle. Gefragt sind kluge Schlussfolgerungen, bei denen auch Lost mit seiner rationalen Denkweise glänzen kann.
Neben Ermittlungsfortschritten kommt das Private in dem Buch nicht zu kurz. Sehr atmosphärisch wird die portugiesische Lebensweise mit all der Liebe zu gutem Essen, Wein und Musik beschrieben. Man merkt schnell, dass der Autor sich mit dem besonderen Schlag Mensch an der Algarve sehr verbunden fühlt.

Wer gerne spannende Krimis oder Thriller liest, wird dieses Buch zu seicht finden. Es vereint Kopf und Herz und schafft eine wunderbare Atmosphäre, der man sich nur schwer entziehen kann.

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