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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Zenzi
Wohnort: 
klosterneuburg

Bewertungen

Insgesamt 28 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2023
Als wir an Wunder glaubten
Bürster, Helga

Als wir an Wunder glaubten


ausgezeichnet

Ende der 40er Jahre in Norddeutschland - viele Männer sind vom Krieg nicht zurückgekommen und andere wurden schwer verletzt. Die Frauen müssen den Alltag schaffen, die Not verringern, weil sie nie wissen, wie sie die Familie ernähren können. Da floriert der Aberglaube, die Hoffnung an Wunderheiler, die Hilfe von "Hexen" wird gesucht. Dieser Aspekt wurde in der Geschichte sehr ausführlich geschildert, sodass ich immer wieder den Eindruck hatte, mitten in einem Mittelalterroman zu lesen. Aber dann kam auch die neue Technik ins Spiel, dass der Moorteich mit großen Maschinen trockengelegt wird. Dieses Ereignis wurde gut eingefangen - die Skepsis gegenüber der Technik, die Zerstörung des natürlichen Lebensraums der Bevölkerung, aber auch das Staunen und Freude über neue Straßen, Häuser.
Der Roman ist sehr gut zu lesen, flüssig geschrieben, die vielen Erlebnisse der Frauen wurden anschaulich eingefangen. Das Entstehen von Vorurteilung und Hetze gegenüber einer guten Frau und Freundin wurde sehr drastisch dargestellt, es braucht nicht viel, nur ein verleumdnerisches Großmaul, dem alles geglaubt wird und niemand hinterfragt seine skurilen, fantasievollen Behauptungen. Diesen Aspekt kann man in der heutigen Zeit auch gut beobachten.
Der Titel "Wunder" ist falsch, die Menschen glaubten an Mythen und Aberglauben.
So spannt sich dieser Roman vom dunklen, düsteren, kargen Mittelalter bis zu Gefahren in der Gegenwart. Sehr gut gelungen!

Bewertung vom 20.08.2023
Nicht, dass noch einer sitzenbleibt! / Online-Omi Bd.19
Bergmann, Renate

Nicht, dass noch einer sitzenbleibt! / Online-Omi Bd.19


gut

Von der Online-Oma habe ich schon viel gehört, aber dieser Band, schon der 19., ist mein erster Roman von ihr, den ich gelesen habe.
Aber eigentlich war ich enttäuscht. Sie erzählt viel, kommt von einem Thema zum nächsten, aber sehr originell, witzig oder informativ fand ich keine Szene. Die Aushilfslehrerin zeigt viele Schwachstellen im Schulsystem auf, aber dies wird eh immer wieder in diversen Zeitungen, im Fernsehen genauso angeprangert. So muss man sich beim Lesen doch über viele Seiten mit Binsenweisheiten quälen.
Am besten haben mir noch die Aussprüche gefallen, wie Fäßbock, Finstergram oder auch Stuhlkreis, statt Sesselkreis. Dass Oma Bergmann die Kinder schätzt, das merkt man gut raus, auch, wenn sie viel Kritik ausspricht.
Das Cover gefält mir gut, es ist bunt mit der Omi im Zentrum, sodass man gleich erkennen kann, dass dies ein neuer Band der Oma Bergmannreihe ist.
Sollte mir ein weiterer Band dieser Serie in die Hände kommen, so werde ich noch einmal einen Leseversuch starten, ob mir dieser dann mehr zusagt?

Bewertung vom 09.08.2023
Tasmanien
Giordano, Paolo

Tasmanien


sehr gut

Ein Roman ohne wirklich einem roten Faden, sodass einzelne Ereignisse, Gespräche, Begegnungen zeitlich, örtlich oft unzusammenhängend aneinander gereiht sind. So widerspiegelt sich der Aufbau des Romans gut mit der inneren Entwicklung des Protagonisten Paolo - eine Anspielung auf das Leben des Autors oder auch an die vielen Probleme in unserer Zeit, die die Menschen so planlos herumirren lässt?
Schockiered werden die Auswirkungen der beiden Atombomben 1945 auf Japan geschildert, dies war sehr interessant zu lesen. Jeder einflussreiche Politiker sollte diese furchtbaren zerstörerischen Auswirkungen einer Atombombe im Gedächtnis haben!
Ganz anders die Schilderungen über die verschiedenen Wolken in Zusammenhang mit dem Klimawandel - da hätte ich gerne noch mehr erfahren - aber dieses Buch ist ja kein Wissenschaftsbuch sondern ein fiktiver Roman. Trotzdem wurden einige aktuelle Probleme unserer Zeit angesprochen - Terrorgewalt, Frauendiskriminierung, Ausländerfeidlichkeit, Klimaschutz...und der Freund von Paolo Novelli würde im worst case nach Tasmanien auswandern, um dort zu überleben.
Ein Roman zum Nachdenken über unser Leben, unsere Beziehungen zum Partner, zu Freunden, unsere Umgebung, unseren Planet.

Bewertung vom 31.07.2023
Rattensommer
Pickel, Juliane

Rattensommer


ausgezeichnet

Ferienbeginn - von den zwei dicken Freundinnen Sonny und Lou.
Aber der "Mörder" von Sonnys Mutter ist aus dem Gefängnis entlassen worden und so wird die Unbeschwertheit der Freundschaft der beiden 15 jährigen sehr ins Wanken gebracht. Sonny will Rache, ausbrechen aus dem Alltag, verliebt sich in Tayo und schließt sich seiner brutalen Burschengruppe an. Da hat Lou keinen Platz mehr.
Sehr gut wurden die Gefühle von Lou eingefangen, wie sie sich ganz langsam aus dem Band und Bann von Sonny zurückziehen, befreien kann.
Eine gute Studio von einem jungen Menschen, an der Kippe zum Erwachsenwerden, vom Lösen aus der unbeschwerten, lustigen Kindheit.
Aber auch Spannung kommt auf, was wird wirklich passieren? Und zum Schluss noch eine verblüffende Wende - dies ist der Autorin sehr gut gelungen.
Das Cover gefällt mir gut, es sticht ins Auge: Tief orange - wie eine feurige, heiße, brennende Sonne und zwei Personen sitzen nachdenklich am Beckenrand eines Schwimmbades

Dieses Buch über Jugendliche habe ich sehr gerne an einem heißen Sommertag auf der Terrasse gelesen.

Bewertung vom 05.07.2023
Als wir Vögel waren
Banwo, Ayanna Lloyd

Als wir Vögel waren


ausgezeichnet

Dieser Roman lässt den Leser in eine ferne, exotische Mystik eintauchen. Wir verfolgen die beiden jungen Menschen Yeijde und Darwin, die aus ganz verschiedenen Kulturkreisen in Trinidad stammen.
Yeijde wacht am Sterbebett ihrer Mutter und erfährt einiges über ihre Vorfahren ( als wir Vögel waren), sie erbt auch die Eigenschaft der Mutter mit ihren früheren Generartionen zu kommunizieren, den Tod zu sehen.
In Darwins Leben wurde der Tod ausgeklammert, bis er einen Job als Totengräber gefunden hat. Dort muss er schwer arbeiten. Er beobachtet nicht nur kriminelle Handlungen der Kollegen, sondern er kann auch mit Toten in Kontakt kommen. So findet er seinen verschwundenen Vater dort und kann mit ihm Frieden schließen.
Zwischen Yeijde und Darwin entwickelt sich eine sehr zarte aber auch starke schöne Beziehung, die beiden Hoffnung gibt.

Ein sehr schöner Roman, mit einer fremden exotischen Mystik, aber in einer wunderbar poetischen Sprache geschrieben. So muss man das Buch langsam genießen, immer wieder die Sprachbilder betrachten, das gemeinsame Leben der Lebenden und Toten beobachten.
Im Gegensatz zum sehr bunten Cover mit zwei schwarzen Menschen, die aufeinander zugehen, dazwischen ranken farbenfrohe Blätter, wird im Roman viel über den Tod geschrieben, über die vergangenen Generationen, die über die Lebenden wachen. So ergibt sich gesamt ein sehr positives, hoffungsvolles Stimmungsbild des Buches.

Bewertung vom 25.04.2023
Das Café ohne Namen
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen


sehr gut

Das Cafe ohne Namen - ein sehr guter Titel für diesen Roman. Ein Cafe - Tische und Getränke reichen für viele Erlebnisse und Geschichten rund um den alten, kleinen, intimen Karmelitermarkt im 2. Wiener Bezirk. So viele verschiedene Menschen, so viele Lebensschicksale treffen dort zusammen. Der Autor fängt alle Leute ein und berichtet ruhig ohne zu werten, schildert in einer wunderbaren Sprache die Ereignisse und die Stimmungen rundherum werden dem Leser gut vermittelt. So einfach, ohne große Emotionen wie das Cover, entwickelt sich der Roman. Kurze Kapitel laden sehr gut zum Weiterlesen ein und schon taucht eine unbekannte Person im Cafe auf und ein neues Schicksal wird erzählt.
1966 - ein Neubeginn in Österreich und in Wien, trotzdem geht es nicht allen besser und jeder hat seine Probleme zu tragen, wie dieser Roman zeigt.
Ein gutes Buch über ein kleines Fleckerl in Wien, das aber für ganz Österreich stehen kann.
An die Radiomeldung über den Einsturz der Reichsbrücke kann ich mich noch gut erinnern.

Bewertung vom 31.03.2023
Melody
Suter, Martin

Melody


ausgezeichnet

Dieser neue Martin Suter Roman hat mir sehr gut gefallen - angefangen zum Lesen, dann konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand geben, obwohl diese Geschichte nicht sehr spannend oder aktionsreich erzählt wurde. Die Sprache fand ich wieder wunderbar, die Zeichnungen der Figuren sind gut vorstellbar, sodass man auch gerne bei den Gesprächen Platz nimmt und ein Gläschen mittrinkt . Schön langsam entwickelt sich das Vertrauen von Tom und Peter Stotz, sodass dieser immer mehr von seiner Beziehung zu seiner geheimnisvollen Geliebten, von seiner Braut "Melody" Tom schildert.
Die letzten Seiten und die Auflösung des Geheimnisses von Melody haben mich nicht sehr überzeugt, dies hat eigentlich nicht zu dem ganzen Roman gepasst.
Das Coverbild gefällt mir sehr gut, so hat der Leser gleich ein konkretes Bild von der geheimnisvollen, sinnlichen, doch etwas exotischen, starken Frau namens Melody.
Ein tolles Buch von Martin Suter für viele gemütliche Lesestunden, bei denen man immer wieder kulinarisch verführt wird, aber auch einen guten Tropfen zum Trinken bekommt.

Bewertung vom 12.03.2023
Dalee
Gastmann, Dennis

Dalee


ausgezeichnet

Ein sehr ruhig erzählter Roman, in dem Bellini seine Erlebniss als 11 jähriger indischer Junge mit seiner Familie, dem Umgebung vorallem mit dem großen grauen Elefant seines Vaters Dalee geschildert hat. Viele Abenteuer, schwierige Situationen beschreibt er in einer sehr wortreichen und bildhaften Sprache, sodass das schwierige Leben gemeinsam mit den Arbeitselefanten auf der einsamen Andamaneninsel sehr anschaulich mitgefühlt werden kann. Der Einklang mit der Natur, den gewaltigen Elefanten, den Göttern, aber auch den weißen Arbeitsgebern und den eigenartigen Häftlingen auf der Insel ist nur schwer zuerreichen, sodass immer wieder Probleme auftauchen, die gelöst werden müssen, oft hilft Dalee dabei.
Wunderbar waren die Schilderungen, in denen Bellini intim und vertraut mit Dalee war, z.B. beim Schwimmen durch das weite Meer zu einer anderen Insel - das Coverbild veranschaulicht dies auch eindrucksvoll.

ein sehr schönes Leseerlebnis in der sehr fernen, weiten Welt!

Bewertung vom 29.03.2022
Die Tote im Container / Team Helsinki Bd.1
Ollikainen, A.M.

Die Tote im Container / Team Helsinki Bd.1


weniger gut

Eine eigenartige Kunstinstallation - ein großer Container mit Meerwasser gefüllt, geschlossen, ohne Fenster steht an einem falschen Ort - eine Leiche wird darin geborgen.
Wer ist diese dunkelhäutige Frau? Die Verbindung der Frau mit der Familie, auf deren Grundstück der Container falsch, absichtlich??? abgestellt wurde, konnte bald festgestellt werden - einige Personen hätten auch ein Motiv für einen Mord - so entwickelt sich langsam dieser eigenartige Thriller, der mir eigentlich nicht sehr gefallen hat, weil viele Wendungen nicht ganz nachvollziehbar waren, manche Konstellationen vorhersehbar waren und vieles im Unklaren bleib, wie z. B. die persönlichen Geheimnisse der Ermitttlerin Paula, die mir nicht sehr sympathisch war. Diese haben mit dem Fall keine Beziehungen gehabt, außer, dass Paula am Ende zum Täter sagen konnte, dass sie sich in seine Lage versetzen könnte.
Sprachlich gut geschrieben, die kursiven Kapitel über die Vergangenheit in Afrika waren interessant, störten aber etwas den Lesefluss des Falles.
Das Cover gefällt mir, ein Eyecather jedenfalls, weil der schwarze Container doch sehr geheimnisvoll wirkt.
Irgendwie müsste ich das ganze Buch nocheinmal lesen, um alle Wendungen richtig deuten zukönnen, aber es gibt viele andere Romane, die mehr Wert haben, zweimal gelesen zuwerden.

Bewertung vom 13.12.2020
Der erste Tote
MacGabhann, Tim

Der erste Tote


sehr gut

Die beiden jungen, befreundeten Journalisten Andrew und Carlos entdecken viele Ungereimtheiten in der mexikanischen Erdölwirtschaft, Korruption in der Politik, in der Polizei und im Drogenkrieg rivalisierender Banden.
Das Cover gefällt mir sehr gut, erst denkt man eine friedliche, mexikanische Madonna vor sich zu sehen, aber auf den zweiten Blick wird das Bild sehr gruselig und brutal.
Genauso finde ich den Erzählstil - er plätschert so dahin, aber der Inhalt des Textes hat es sehr in sich, viele unlösbare Probleme in der Gesellschaft werden aufgezeigt bis zu den letzten Konsequenzen, wie Wohnungsdurchsuchungen, Folter, Mord oder die elegante Beiseitigung von ungeliebten Leichen. Der Autor schützt irgendwie seinen Protagonisten, dass er nicht ganz verzweifeln muss, indem er verschleiert schreibt, aber doch alles genau anspricht. z.B. die Schilderung vom Reinigungsmann nach dem Mord an Carlos.
Dies ist kein aufbauendes Buch sondern ein durch und durch aufrüttelnder Roman.