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Top-Rezensenten Übersicht

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CLAAS CLASEN
Wohnort: 
Hamburg
Über mich: 
Autor von VANDERLOH STARTET DURCH; sein erster Hamburch-Krimi

Bewertungen

Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 28.11.2023
Stille Falle / Leo Asker Bd.1
Motte, Anders de la

Stille Falle / Leo Asker Bd.1


ausgezeichnet

Außergewöhnlich spannender Psycho-Krimi
Es ist immer spannend, sich mit den Protagonisten eines Auftaktwerkes „bekannt zu machen“, deren Persönlichkeit in Bilder im eigenen Kopf zu wandeln.
Dies ist dem Autor von Stille Falle, Anders de la Motte, mit der Kriminalinspektorin Leonore Asker, genannt Leo, im besonderen Maße gelungen.
Jeder, der in einem größeren Unternehmen tätig war, kennt die Situation, in der Leo, eine karriereorientierte junge Frau, feststeckt. Weggelobt zu werden, ist eine gern angewandte Methode, um störende Mitarbeiter kaltzustellen. Schlimmer ist es noch, eine Aufgabe übertragen zu bekommen, die bestenfalls wenig anspruchsvoll, meistens sogar sinnentfremdet ist. Ein Team zu führen, das aus entsorgten Low-Performern besteht, die gezwungen sind, es sich in einer unwirklichen Kelleretage gemütlich zu machen, ist für jede Führungskraft der blanke Horror und man erkennt, dass sein eigener Name auf der EdeKa-Liste seines Arbeitgebers steht. Ende-der-Karriere.
Neben Smilla, dem eigentlichen Opfer der Story, ist Leo Asker also ebenfalls Opfer. Opfer eines perfiden Systems, welches der Autor offensichtlich kennt und dessen ungeschriebenen Spielregeln perfekt beschreibt.
Beide, Smilla und Leo, bekommen es mit Psychopathen zu tun, die sie beobachten, manipulieren und sich über ihr Leiden erfreuen. Bei Smilla aus Sadismus heraus, bei Leo aus Rache und Karrieregeilheit. De la Motte spielt in seiner Erzählung mit den Ängsten der Leser. Tiefe Dunkelheit, äußere und innere Kälte, einer Situation wehrlos ausgesetzt zu sein und eine wachsende Perspektivlosigkeit zermürben beide.
Ich habe Stille Falle als Rezensions-Exemplar lesen dürfen, habe die Story aufgesaugt, hatte Gelegenheit, alle handelnden Personen, sowohl Täter und Opfer als auch ihr Umfeld kennenzulernen und zu verstehen.
Stille Falle ist ein außergewöhnlich spannender Psycho-Krimi, bei dem ich jede Seite verschlungen habe und mich auf eine Fortsetzung freue.
Absolute Lese-Empfehlung!

Bewertung vom 27.10.2023
Wie Sterben geht
Pflüger, Andreas

Wie Sterben geht


ausgezeichnet

Das Rezensions-Exemplar des neuen Thrillers WIE STERBEN GEHT des Erfolgsautors Andreas Pflüger war reiner Genuss und meine selbst zusammengeklaubten Worte werden diesem geilen Werk eigentlich nicht gerecht. Na gut, dann eben trotzdem.
Das Buch handelt dem Höhepunkt des Kalten Krieges, der in den Nachkriegsjahren seinen Ursprung hatte, mit der Geiselnahme einer ganzen Stadt, der Berlin-Blockade, begann, zum Atemstillstand der ganzen Welt führte und seitdem immer wieder zum Tanz auf dem Vulkan einlud.
Das titanenhaften Ringen der zwei entgegen gesetzten Geister (Zitat Papst Pius XII.), die sich die Welt nicht teilen wollten, fand Anfang der Achtziger in intensivster Form auf dem glatten Parkett der Geheimdienste statt, die sich aus generell gut unterrichteten Kreisen zusammensetzten, sich gegenseitig kannten, respektierten, aber wohl kaum liebten, wenn es sein musste, gerne auch unauffällig entsorgten.
Die Haupt-Protagonistin ist eine junge Frau, intelligent, gut aussehend, sehr sportlich und äußerst eloquent. Wie es geschah, dass sie in diese Kreise involviert wird, weiß sie anfangs selbst nicht so genau, nimmt jedoch einen nach Spannung und Abenteuern duftenden Job in Moskau an. Was folgt, ist ein gefährlicher Hochseilakt in fünfzig Meter Höhe über der Moskwa, der sie von Seite zu Seite treibt, immer über dem Abgrund pendeln lässt.
Die ausgesprochen spannende und perfekt recherchierte Story startet mit einem, glücklicherweise fiktiven, Ereignis, das jeden alten West-Berliner wie mich, der zum Glück nicht ahnte, was sich außerhalb seiner Insel abspielte, erschüttert hätte. Diesen ersten dramatischen Höhepunkt beschreibt Pflüger in einem mir bisher unbekannten Grad an Wortgewalt, in einem wahren Metapher-Feuerwerk. Dreimal WOW! Luft holen, weiter lesen!
Die weiteren Kapitel stehen dem in nichts nach, ruhigen Phasen folgen unvorhersehbaren Momenten des Luftanhaltens, staccatoartiges Geschehen. Bestes Thriller-Niveau.
WIE STERBEN GEHT ist eines der wenigen Bücher, die ich vor Erreichen der Senilität nochmals lesen werde. Oder noch früher.
Ich tue es ungern, aber ich kann nicht anders und muss diesem spannenden Werk volle fünf Sterne geben, sieben hätte es verdient.
Bedingungslose Kapitulation vor diesem Autor und absolute Leseempfehlung.
P.S.: Die Zeit ist reif für einen weiblichen James Bond, oder Jane Bond, oder einfach Nina.

Bewertung vom 13.09.2023
VANDERLOH STARTET DURCH
CLASEN, CLAAS

VANDERLOH STARTET DURCH


ausgezeichnet

Ein Krimi ohne Blutrausch, ohne abgehackte Gliedmaßen und Detailbeschreibungen, die einem die Nacht versauen. Zugegeben, ich mag aktuell auch die tiefdunklen isländischen Romane, aber bin bekennender Cosy-Crime Leser. VANDERLOH ist reine Entspannung, mit viel Hamburger Humor und einem ordentlichen hanseatischen Schnack. Beim Lesen ertappte ich mich öfters dabei, ein ausgeprägtes Schmunzeln im Gesicht zu haben, was meine Frau mit einem fragenden Blick registrierte. Das Buch kommt selbstverständlich nicht ohne Verbrechen aus, Entführung, Mord, Drogenhandel, Geldwäsche, die ganze Palette der Hamburger Kriminal-Szene also.
Im Mittelpunkt steht der Antiheld VANDERLOH, dessen Vornamen sogar seine Mutter so manches Mal vergisst. Er gehört zu den Menschen, denen man zu gerne und zu leicht den Stempel "Der ist nicht normal" oder "Der ist irgendwie anders" aufdrückt. Nach Jahren in einem ungeliebten Job, mit einem verhassten Boss und einem Leben, das diesen Namen nicht verdient, beschließt er etwas zu ändern. So oder so Schluss zu machen mit seiner desolaten Situation.
Falls VANDERLOH verfilmt würde, würde ich die Hauptrolle mit Hinnerk Schönemann besetzen, gut, Bjarne Mädel ginge auch, doch der ist ja schon als Sörensen unterwegs.
Zum Inhalt: Durch ungeplante aneinandergereihte merkwürdige Ereignisse kommt VANDERLOH in die Situation, einen neuen Weg einzuschlagen, in ein neues Leben zu stolpern.
Aus dem mittelalten Antihelden mit Asperger-Persönlichkeit wird ein gefeierter Held, zumindest in seinem Hamburger Viertel, dem gutbürgerlichen Stadtteil Volksdorf.
Das Buch liest sich sehr flüssig, verzichtet auf übertrieben ausführliche Beschreibungen, besticht durch urige norddeutsche Typen und nimmt im letzten Drittel richtig Fahrt auf.
Ich hoffe auf den zweiten Hamburch-Krimi mit dem urigen VANDERLOH.
Uneingeschränkte Lese-Empfehlung!

Bewertung vom 27.11.2022
Turmgold / Turm-Reihe Bd.2 (eBook, ePUB)
Grandl, Peter

Turmgold / Turm-Reihe Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein mit allen Facetten des Genres gewürzter Thriller endet als dramaturgisches Feuerwerk
Peter Grandls beeindruckender Politthriller TURMSCHATTEN, der im Jahr 2010 handelt, verlangte nach einer Fortsetzung, die die aktuelle Situation in einem demokratischen Deutschland des Jahres 2020 widerspiegelt. Endlich, TURMGOLD erblickt am 1. Dezember das Licht der literarischen Welt.
Der Ort der Handlung ist erneut der mittlerweile als jüdischer Kindergarten genutzte Turm, dem einst von Hitlers Schergen zu unbekannten Zweck erbaute Betonmonster.
Ich durfte dieses grandiose Werk von Peter Grandl vorab lesen und diese Rezension verfassen.
Eines vorweg: TURMGOLD ist nichts für sensible Leser mit schwachen Nerven und Neigung zu unschönen Träumen.
Was faszinierte mich persönlich an der megaspannenden Story von TURMGOLD am meisten?
Das präzise Bild der handelnden Protagonisten, die herausgearbeitete Persönlichkeit der Akteure, die Grandl mit seinen Worten zum Leben erweckt. Der psychologische Hintergrund der Figuren, die durch Herkunft und sozialer Prägung ihr Streben nach Gemeinschaft, nach Anerkennung und nach Macht mit sehr individuellen Wertevorstellungen verknüpfen und diese notfalls mit Gewalt durchsetzen.
Es gilt auch in TURMGOLD durch ein kriminelles System gelenkte verblendete Neonazis, also (Zitat) hirnverbrannte Rechtsradikale, deren ungestillte Gier nach Rache gegen einen Verräter aus eigenen Reihen und ihr anerzogener Hass gegen alles Fremde, speziell gegen die Juden, eskaliert, mit allen notwendigen Mittel an der Ausführung ihres perfiden Plans zu hindern.
Dieser durch gefährlich intelligente Verbrecher erdachte Plan, wird durch bornierte Befehlsempfänger, mit Macht, Skrupellosigkeit und modernsten Waffen ausgestattet, in blinder Wut ausgeführt. Die äußerst brutale Geiselnahme von jüdischen Kindern und deren BetreuerInnen liefert eine Rahmenhandlung, die mir beim Lesen sowohl Wut als auch Betroffenheit erzeugte.
An Aktualität gewinnt Grandls brillantes Werk durch den Hintergrund der Corona-Pandemie, durch Ordnungshüter mit Sympathie für rechte Ideologien und rassistischen Neigungen, durch die Aussagen einer politisch rechten Partei, die unverkennbar an die AFD und deren hetzerischen selbst ernannten Nachfolger des Führers aller Deutschen erinnert und die Zukunft Deutschlands nach ihren Vorstellungen neu zu gestalten, oder besser, die alten Vorstellungen wieder herbeizuführen und sogar (Zitat) Die Demokratie mit den eigenen Waffen zu schlagen. Nicht zuletzt ist es die Rolle der Medien, die wir täglich wahrnehmen, die ebenfalls ohne Skrupel für eine gute Quote bereit sind, die Ermordung von Kindern zu vermarkten, ohne Rücksicht auf Moralvorstellungen, das Grauen auszuschlachten.
TURMGOLD von Peter Grandl ist nach TURMSCHATTEN mit das Beste, das ich innerhalb dieses Genre in den ich in den vergangenen Jahren gelesen habe. Nicht einfach nur Unterhaltung, sondern ein durch die gesellschaftliche Brisanz gekennzeichnetes Werk, dass allen, in Politik und Gesellschaft, die gerne über demokratiegefährdende Tendenzen in unserem Land hinwegsehen, das Risiko ihrer Passivität aufzeigt.
Die Realitätsnähe dieser Fiktion gibt zu denken.
Sollte zu denken geben.