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alina_liest07

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Insgesamt 60 Bewertungen
Bewertung vom 24.08.2025
Lühmann, Hannah

Heimat


ausgezeichnet

Atmosphärisch, fesselnd und hochaktuell
Jana ist erst vor kurzem mit ihrem Mann Noah von der Stadt in das Eigenheim auf dem Land gezogen. Sie ist schwanger und hat ihren Job gekündigt. Die Kinderbetreuung und die finanzielle Belastung zerren an der Beziehung, Janas‘ Gefühl der Überforderung und Isolation nehmen immer weiter zu.
In diesem Zustand lernt sie die perfekt scheinende Karolin, Mutter von fünf Kindern kennen und ist sofort fasziniert. Das Haus im Wald, der mysteriös wirkende Ehemann Clement und Karolins‘ Social Media Präsenz zeichnen ein ganz eigenes Bild und ziehen Jana immer mehr in ihrem Bann….

Das Thema „Tradwives“ ist zumindest in den sozialen Medien viel diskutiert und hochaktuell, umso neugieriger war ich auf eine literarische Auseinandersetzung – und diese hier ist mehr als gelungen.
„Heimat“ ist Soghaft, düster und atmosphärisch, dabei aber immer erschreckend realistisch. Man spürt die Gefahren und das Grauen, die hinter der idyllischen Oberfläche lauern während der gesamten Lektüre. Und auch das offene Ende belässt dem Leser noch einiges der einiger (düsteren) Vorstellungskraft.

„Heimat“ ist ein kurzer Roman, er hat keine 200 Seiten aber diese reichen der Autorin vollkommen um mich in ihren Bann zu ziehen und bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Vor allem Janas‘ Weg bzw. Wandlung ist sehr überzeigend und nachvollziehbar dargestellt. So zeichnet Lühmann ein spannendes, wenn auch bedrückendes Portrait unserer Zeit und Gesellschaft: Zwischen Rechtsruck, Krisen, dem starken Verlangen nach Sicherheit und der hier durchaus verlockend wirkenden Tradwive Szene, scheint der Abgrund immer näher.

Fazit: Ein brandaktueller, atmosphärischer Roman der trotz, oder wegen, seiner Kürze im Gedächtnis bleibt. Unbedingt lesen!

Bewertung vom 24.08.2025
Keßler, Verena

Gym


ausgezeichnet

Knallig, originell, fesselnd

Eigentlich scheint der neue Job im „MEGA GYM“ perfekt – vom (selbsternannten) feministischen Chef zu den vergleichsweise guten Arbeitsbedingungen und überdurchschnittlichen Bezahlung. Doch leider beruht ihre Einstellung auf einer Lüge zu der die geheimnisvolle Protagonistin sich im Vorstellungsgespräch hat hinreißen lassen. Anstatt die Sache aufzuklären, verstrickt sie sich immer weiter in Lügen und, zunehmend, in ganz neuen Obsessionen….

„Gym“ ist ein lauter, fast skurriler Roman voll bissigem Humor und popkultureller Anspielungen, der einen ganz eigenen Sog entwickelt. Verena Keßler hat einen großartigen Stil, einen originellen Blick auf aktuelle Themen und vor allem schafft sie das Kunststück eine Geschichte und Protagonistin zu schaffen, der man zugleich voller Faszination und Abscheu gegenüber steht.
Dieser Roman ist eine wunderbar humorvolle und bitterböse Abrechnung mit unserer Leistungsgesellschaft und dem schönen Schein. Und er zeigt die Gefahr, sich vor lauter Streben nach einem ganz bestimmten (Selbst-)Bild in Obsession zu verlieren auf bildhafte Art und Weise.

Fazit: Ein kurzer, aber knalliger Roman, der nicht nur großartig unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt – große Leseempfehlung!

Bewertung vom 06.07.2025
Rubik, Kat Eryn

Furye


ausgezeichnet

Fesselnde Reise in die Vergangenheit
Auf den ersten Blick hat es die namenlose Erzählerin geschafft: Sie hat die finanziell schwierigen Verhältnissen ihrer Eltern hinter sich gelassen und sich ein Leben als Managerin mit Geld, Erfolg und Prestige erarbeitet, sogar auf das Vogue Business Cover hat sie es gebracht. Und dennoch lässt sie die Vergangenheit nicht los und es zieht sie in die Stadt am Meer wo neben ihrer Jugendliebe eine tief vergrabene Erinnerung und Entscheidung auf sie wartet…

„Furye“ hat mich von der ersten Seite an in seinen Sog gezogen. Der Stil ist eigen, fesselnd und atmosphärisch und er transportiert die subtile, immer mit schwingende Spannung hervorragend. Die Autorin Rubik erzählt die Geschichte auf zwei verschiedenen Ebenen. Während die Gegenwart durch die namenlose Erzählerin erzählt wird, erfahren wir von den vergangenen Geschehnissen über die Tagebucheinträge der 17-jährigen Alec.

Dieser Roman ist zwar sehr flüssig zu lesen, die Themen haben es aber durchaus in sich: Klasse, Macht und Schuld, (sexualisierte) Gewalt und mentale Gesundheit, dies sind nur einige Beispiele. Trotz der Vielzahl der Themen wirkt „Furye“ nie überfrachtet.
Die Stärke dieser trotz allem eher leisen Geschichte liegt vor allem in der Fähigkeit Ambivalenten und Grautöne auszuhalten - auch in der durchaus nicht immer sympathische oder verlässliche wirkende Erzählerin.

Fazit: Eine besonderer, Roman, der seine ganz eigene Faszination entwickelt, Tragik und Hoffnung verwebt und zeigt wie nahe diese im Leben doch beisammen liegen können.
Unbedingte Leseempfehlung, auch perfekt geeignete als Sommerlektüre mit Tiefgang!

Bewertung vom 16.04.2025
Eng, Tan Twan

Das Haus der Türen


ausgezeichnet

Eine außergewöhnliche literarische Reise
Es ist das Jahr 1921, Lesley lebt als Frau der britischen Kolonialgesellschafft zusammen mit ihrem Mann Robert im Cassowary House in Penang, Malaysia. Ihr geregeltes Leben wird durch die Ankunft des erfolgreichen Schriftstellers Willie Somerset Maugham, und seinem Sekretär und Geliebten Gerald, durcheinander und alte Erinnerungen an die Oberfläche gebracht. Willie hingegen plagen seine ganz eigenen Sorgen und Probleme…

Twan Eng Tans‘ wunderschöne Sprache hat mich sofort in den Bann dieser ganz besonderen Geschichte gezogen. Sein Stil ist atmosphärische und bildhaft, versetzt einen wahrhaftig in diese ganz andere Zeit und Umgebung und ist dabei dennoch leicht und flüssig zu lesen.
„Das Haus der Türen“ ist kunstvoll erzählt, sowohl aus Lesley als auch aus Willies Perspektive und umspannt insgesamt fast 40 Jahre.
Auch thematisch wird hier so einiges behandelt: Die englische Kolonialherrschaft und das Zusammenleben mit der malaiischen Bevölkerung, die chinesische Revolution, und Geschichte, (weibliche) Selbstbestimmung und gesellschaftliche Zwänge.

Dem Autor ist eine faszinierende Mischung aus wahren Begebenheiten und kunstvoller Fiktion gelungen - mehrfach habe ich erwähnte Ereignisse und Personen aus Neugier weiter recherchiert.
Reale Figuren wie Sun Yat-sen, Willie und reale Ereignisse wie der Gerichtsprozess um Ethel Proudlock werden auf sehr elegante Art in diese wunderschöne Geschichte geflochten und ergeben insgesamt ein fesselndes und lebhaftes Gesamtbild.

Fazit: Große Leseempfehlung! „Das Haus der Türen“ ist ein ruhiger aber imposanter Roman - vor allem für alle Fans von historischen Romanen, leisen Zwischentönen und wundervoller Sprache und Bilder!

Bewertung vom 13.04.2025
Hope, Anna

Wo wir uns treffen


ausgezeichnet

Fesselnde Familiengeschichte
Die Familie Brooke versammelt sich im Familienanwesen in Sussex um den Familienpatriarchen Philip Brooke zu beerdigen. Die Tochter und Haupterbin Frannie plant das Anwesen zu renaturieren und für ihre Tochter eine Zukunft in Zeiten des Klimawandels zu schaffen. Doch neben den Geschwistern Milo und Isa, erscheint auch Clara, die Tochter von Philips Geliebter aus den Vereinigten Staaten– mit im Gepäck hat sie Enthüllungen und unbequeme Wahrheiten über die Familie und ihr Erbe…

Angesetzt über fünf Tage, ist „Wo wir uns treffen“ ist eine eher charaktergetriebene Familienerzählung, die sich zunächst sehr langsam entwickelt - ich habe eine Weile gebraucht um hineinzukommen.
Doch dann gewinnt die Geschichte an Intensität und entwickelt einen ganz eigenen Sog. Fein beobachtet und komponiert, verhandelt die Autorin die ganz großen Themen innerhalb einer Familie: Zwischenmenschliche Beziehungen, Besitz, Klasse und Verantwortung durch die koloniale Vergangenheit vor dem Hintergrund der Klimakrise.

Sprachlich ist auch dieser Roman, wie nicht anders zu erwarten von der Autorin, wunderschön und besonders. Vor allem das Anwesen und die Landschaft sind großartig beschrieben und man bekommt wirklich ein Gefühl für den Ort und die Umgebung vermittelt.

Die Stärke des Romans liegt auch in seiner Nuanciertheit: Die Figuren sind toll ausgearbeitet,
wenn auch nicht alle unbedingt sympathisch, sondern eher herausfordernd. Hope wirft viele Fragen auf und macht zugleich deutlich, dass es keine einfachen Antworten gibt.

Fazit: Ein moderner englischer Familien- und Landhausroman, der durch Hopes Talent und Sprache zu etwas Besonderen wird. Entwickelt sich langsam, dann aber umso fesselnder und vielschichtiger. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 23.03.2025
Ben Saoud, Amira

Schweben


sehr gut

Originelle Ideen, fesselnd erzählt
„Schweben“ spielt in einer Zeit in dem der Klimawandel bereits geschehen und die Globalisierung im Zuge dessen beendet wurde. Die verbliebenen Menschen leben abgeschottet voneinander in Siedlungen, lediglich anonymer Warentausch findet statt.
In dieser Welt lebt die zunächst namenlose Protagonistin, deren Arbeit es ist, in sogenannten „Begegnungen“ andere Frauen zu imitieren - ihre Auftraggeber sind Angehörige oder Partner die kaputten Beziehungen nicht loslassen können. Doch hinter ihrem neusten Auftrag als Emma scheint mehr zu stecken, als sie auf dem ersten Blick vermutet hat….

Amira Ben Saoud zeichnet in „Schweben“ eine dystopisch anmutende Welt in der nicht allzu fernen Zukunft, die anders aber nicht komplett unerreichbar wirkt. Das Setting und der Ton spannend, geheimnisvoll und atmosphärisch – passend zu einer Welt die anonym, karg und düster geworden.

Im Laufe des Auftrags als Emma und der „Begegnung“ mit Gil kommen immer mehr Handlungsstränge und Themen zusammen: Gewalt und toxische Beziehungen, Identität und das menschliches Zusammenleben nach (oder vor?) der Katastrophe.
Generell ist diese literarische Dystopie voller spannender Idee und Ansätze. Dazu passt auch das hohe Tempo, allerdings hätte die ein oder andere Ideen etwas länger und ausgereifter erzählt werden können. Vieles bleibt angedeutet und vage und daher konnte ich die Protagonisten und ihre Beweggründe nicht immer fassen – aber das kann auch gut so gewollt gewesen sein.

Ein spannendes Romandebüt voller origineller Ideen und mit einem guten Tempo. Allerdings auch ein recht kurzes Lesevergnügen, in dem der ein oder andere Ansatz durchaus noch weiter ausgeführt hätte werden können.
Fazit: „Schweben“ hinterlässt durchaus offene Fragen, ist dennoch fesselnd und atmosphärisch erzählt und voller origineller Ideen!

Bewertung vom 19.03.2025
Lorenz, Sarah

Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken


ausgezeichnet

Poetisch, schonungslos und hoffnungsvoll zugleich
Auf der Rückreise aus Zürich erzählt Elisa der Dichterin Mascha Kaléko ihre Lebensgeschichte.
Und was für ein Leben das bisher gewesen ist: Von der Zeit im Heim, der Wohnungslosigkeit, Punk und der Kölner Domplatte, immer war Elisa auf der Suche nach Liebe und Sicherheit. Elisa erzählt auch von ihren Eltern, den Büchern und vor allem den vielen verschieden Lieben, bis sie endlich den Einen treffen soll…

Ich folge der großartigen Sarah Lorenz alias „buchischnubbel“ schon länger in den sozialen Medien und liebe ihr Schreiben und ihren Blick auf die Welt – umso mehr habe ich mich auf ihr Debüt gefreut.
Ihr erster Roman hat starke autobiografische Züge. Die Autorin erzählt von ihrer schweren Kindheit, von Kälte und von etlichen sexuellen Übergriffen. Dabei erspart sie uns nichts, ist offen und schonungslos, stellenweise war es wirklich schwer und erschütternd zu lesen.
Doch dann strahlt einem wieder die ganz besondere Stimme und Sichtweise von Lorenz entgegen – trotz aller Härte sprühen die Seiten nur voller Liebe: Liebe zu Büchern und Poesie, zum Leben, zur Hoffnung und zur Liebe selbst!

„Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken“ ist auch eine Hommage an Mascha Kaléko. Sie war mir bisher tatsächlich unbekannt, umso schöner sie durch die hier sehr passend verwendeten und großartigen Gedichte, die immer am Anfang eines Kapitels einleiten, kennenlernen zu können.

Fazit: Ein tolles Debüt! Schonungslos und warmherzig zugleich, so traurig wie hoffnungsfroh – ein recht kurzer aber sehr bewegender Roman, den ich sehr gerne gelesen habe!

Bewertung vom 09.03.2025
Lugbauer, Eva

Schwimmen im Glas


ausgezeichnet

Wunderschön erzählt und fein beobachtet

Lore ist zehn Jahre alt und wächst in einem österreichischen Dorf, zusammen mit ihren zwei Brüdern, auf. Die Familienstrukturen und Rollenverteilungen sind traditionell und von, teils unausgesprochenen, Regeln geprägt, sowohl zwischen ihrem Vater und Mutter, als auch ihren Großeltern. Doch es gibt noch ihre in der Stadt lebende Tante Ursula, die mit ihren feministischen Ansichten immer wieder für hitzige Diskussionen im Familienkreis sorgt – und durch die Lore eine ganz neue Welt kennenlernt…

Eva Lugbauer erzählt Großteils aus der Perspektive der kindlichen Lore, wechselt aber auch immer wieder in die spätere Jugend und in das Leben der erwachsenen Lore. Immer wieder schafft es die Autorin sehr elegant einen Bogen zwischen Gegenwart und Vergangenheit der Protagonistin zu spannen. Für mich liegt die Stärke des Romans in den vielen, scheinbar kleinen Momenten und Beobachtungen, die sehr eindrucksvoll zeigen, wie sich patriarchalen Strukturen und traditionellen Geschlechterrollen manifestieren.

„Weil nichts ist, und alles wird. Weil alles ein ständiges Werden ist.“

„Schwimmen im Glas“ ist fein beobachtet und wunderschön geschrieben. Es hat mich beeindruckt, die authentisch Lugbauer die Gefühlswelt der kindlichen Lore einfängt. Ich habe mich in vielen Momenten wiedererkannt und mitgefühlt.
Auch das Aufwachsen auf dem Dorf, die patriarchalen Familiendynamiken und Strukturen sowie das Unausgesprochene der Vergangenheit sind sehr treffend und einfühlsam dargestellt.

Fazit: Ein sehr schöner Roman, der mich berührt hat und der, auch durch die bildhafte, fast poetische Sprache, noch länger im Gedächtnis bleiben wird.

Bewertung vom 28.02.2025
Brodesser-Akner, Taffy

Die Fletchers von Long Island


ausgezeichnet

Eine große jüdisch-amerikanische Familiengeschichte
Der Fabrikbesitzer Carl Fletcher wird aus der Einfahrt seines Anwesens in Long Island entführt. Die Aufregung ist groß, aber nachdem das geforderte Lösegeld gezahlt wurde, kehrt er nach einer Woche zurück zu seiner Familie. Aber das Ereignis wird die Familie Fletcher von nun an immer begleiten – und nicht nur Carl, auch sein Frau Ruth und allen voran seine drei Kinder Beamer, Nathan und Jenny müssen einen Weg finden mit dem Familienerbe zu leben…

Brodesser-Akner nimmt sich in „Die Flechters von Long Island“ wirklich die ganz großen Themen vor: Von transgenerationalen Traumata, Reichtum, seinem korrumpierenden Effekt und dem American Dream zu dysfunktionalen Familiendynamiken, Sucht, Schuld und Sühne – anhand einer amerikanisch-jüdischen Familie zeigt die Autorin die ganze Breite, Tiefe und Absurdität des Lebens.

Nach einem temporeichen Einstieg rund um die Entführung, nimmt die Autorin einiges an Tempo heraus. Dafür tauchen wir ein in die Leben und das Leiden der Familienmitglieder, vor allem die der drei Geschwister. Nacheinander erfahren wir von ihren Geheimnissen, ihrer Psyche und ihren inneren Dämonen– hier fand ich einiges etwas vorhersehbar und der Roman hat die ein oder andere Länge entwickelt.
Dennoch hat es die Autorin geschafft mich in den Sog der Familiengeschichte hineinzuziehen und den Spannungsboden hoch zu erhalten. Das liegt auch an ihrem bitterbösen Humor, dem satirischen Charakter der Erzählung und den scharfen Beobachtungen in menschliche Abgründe.
Für mich sind „Flechters von Long Island“ daher eine sehr gelungene Verbindung von Familienporträit, amerikanischer Geschichte und Gesellschaftskritik.

Fazit: Ein großer, ambitionierter Roman von einer spannenden Autorin, der mich - trotz der ein oder anderen Länge – sehr fasziniert und unterhalten hat.

Bewertung vom 07.02.2025
Gmuer, Sara

Achtzehnter Stock


ausgezeichnet

Mitreißendes Debüt
„Achtzehnter Stock“ wirft uns mitten hinein in das Leben der jungen, alleinerziehenden Wanda und ihrer fünfjährigen Tochter Karlie. Und dieses Leben ist voll mit großen Problemen und noch größeren Träumen: Auch in dem harten, grauen Alltag in der Berliner Platte, zwischen Armut und Krankheit gibt Wanda ihre Schauspielkarriere nicht auf – und dann erhält sie tatsächlich die Chance, die ihr Leben und das ihrer Tochter verändern könnte…

Der besondere Schreibstil der Autorin, ehrlich, schroff und dennoch humorvoll, hat mich sofort abgeholt und berührt. Und mit Wanda hat Sara Gmuer eine authentische und spannende Protagonistin erschaffen, mit der man trotz all ihrer Fehler, ab Seite eins mitfiebert.
Kurze Kapitel, schnelle Szenen (und noch schnellere Gemütswechsel von Wanda), an der ein oder anderen Stelle hat die Autorin mich dabei fast abgehängt. Nur um mich sofort wieder in den Sog dieser mitreißenden, turbulenten Geschichte zu ziehen, sodass ich den recht schmalen, aber sehr temporeichen und fesselnden Roman in kürzester Zeit verschlungen habe.

Trotz der vielen schweren Themen und Schicksalsschläge mit denen Wanda und Karlie zu kämpfen haben – von Armut, dem überlastetem Gesundheitssystem, verpassten Chancen zu prekären Wohnsituationen – ist „Achtzehnter Stock“ auch ein hoffnungsvoller Roman.

Fazit: „Achtzehnter Stock“ ist ein mitreißendes Debüt voller Tiefgang und Wucht – eine gute Portion Gesellschaftskritik und Humor ist ebenfalls inklusive. Leseempfehlung!