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alina_liest07

Bewertungen

Insgesamt 50 Bewertungen
Bewertung vom 07.10.2024
Intermezzo
Rooney, Sally

Intermezzo


ausgezeichnet

Wunderschöne Geschichte über Liebe, Familie und Trauer
Peter ist ein erfolgreicher, 32-jähriger Anwalt, von außen scheint sein Leben in Dublin geordnet. Doch nicht nur seine Beziehungen zu zwei sehr unterschiedlichen Frauen auch seine Schlafprobleme geraten immer mehr außer Kontrolle.
Sein wesentlich jüngerer Bruder Ivan hingegen war schon immer eher ein sozialer Außenseiter. Bei einem Schachtunier trifft auch er eine Frau, die sein Leben verändern wird.
Auf den ersten Blick scheinen die Brüder und ihre Leben nicht viel gemein zu haben. Daran ändert auch der Tod ihres Vaters zunächst scheinbar nichts – im Gegenteil….

In „Intermezzo“ erzählt Sally Rooney die Geschichte zweier entfremdeter und trauernde Brüder. Dabei gibt es insgesamt drei Perspektiven und so tauchen wir ab in die Gedanken- und Gefühlswelt von Peter, Ivan und Margaret. Und während die unterschiedlichen Perspektiven nahtlos in einander greifen, hat doch jede Person ihre ganz eigene Stimme und Ton – dies ist wirklich großartig geschrieben von Rooney.

Wie von der Autorin gewohnt, liegt der Fokus auf den Charakteren und ihren Entwicklungen. Dabei gibt Rooney einem das Gefühl, die Charaktere wirklich zu kennen und zu verstehen, warum sie so sind, wie sie sind, warum sie so handeln, wie sie handeln. Selbst wenn die Figuren sich teils zweifelhaft verhalten, habe ich selbst in ihren tiefsten Tiefpunkten mit ihnen mitgefühlt und gefiebert Die Autorin ist eine echte Meisterin darin, ambivalente aber zutiefst menschliche Figuren zu zeichnen und uns in ihren Bann zu ziehen.

Der Text ist durch das Fehlen von Anführungszeichen und teils langen Monologen und Dialogen durchaus anspruchsvoll – aber es lohnt sich unbedingt sich darauf einzulassen denn man wird mit großartigen Dialogen voller Feinheiten und Zwischentönen belohnt.
Gesellschaftspolitische Themen und Töne, wie von Rooneys‘ bisherigen Romanen gewohnt, werden ebenfalls angeschlagen wie z.B. die Wohnungskrise in Dublin oder Machtdynamiken und wirtschaftliche Realtäten in zwischenmenschlichen Beziehungen.

Fazit: „Intermezzo“ hat mich komplett in seinen Bann gezogen – eine wunderschöne und berührende Geschichte über Familie, Trauer, Beziehungen und die flüchtigen Momente, die das Leben ausmachen. Ihr bisher bestes Buch!

Bewertung vom 22.09.2024
Antichristie
Sanyal, Mithu

Antichristie


sehr gut

Skurril, faszinierend und anstrengend
Direkt nach der Beerdigung ihrer Mutter Lila, zu der sie ein schwieriges Verhältnis hatte, geht es für die 50-jährige Drehbuchautorin Durga für einen Writer-Workshop für die Neuverfilmung eines Agatha Christie Romans nach London. Das divers besetzte Autorenteam soll eine „moderne“ Version der Romane schaffen - so divers und woke wie möglich. Begleitet wird der Workshop von wütenden Protestierenden, denen das alles zu weit geht, ebenso wie dem Tod der Queen. Doch dann fällt Durga auf einmal durch die Zeit und landet als Mann im London des Jahres 1906 – mitten im India-House, unter Revolutionäre, die für die indische Unabhängigkeit kämpfen…

„Anti-Christie“ ist vieles: skurril, bunt, durchaus verwirrend und kompliziert. Die Geschichte spielt abwechselnd in der Gegenwart und der Vergangenheit, wobei die verschiedenen Zeitstränge für mich nicht immer einfach auseinander zu halten waren.
Und wie in ihrem Vorgänger „Identitti“ spielt die Autorin mit stilistische Mitteln wie eingeflochtenen Szenebeschreibungen, Zitaten und (pop-)kulturellen Bezügen: Von Sherlock Holmes zu Doctor Who finden sich hier so einige bekannte (fiktive) Figuren wieder.

Trotz aller absurden und wilden Ideen geht es in „Anti-Christie“ vor allem um ernste Themen. Im Mittelpunkt steht der indische Freiheitskampf. Von Ghandi haben die meisten hierzulande durchaus schon mal etwas gehört, doch viele andere Namen wie Savarkar waren mir völlig unbekannt. Genauso wie die meisten anderen Hintergründe. Sanyal spricht und thematisiert aber noch viel mehr Themen wie zum Beispiel (De-)Kolonisierung, Widerstand, Cancel Culture, Zugehörigkeit und Identitätsdebatten…die Liste ist lang.
Auch wenn der Roman teilweise überfrachtet auf mich gewirkt hat, habe ich viel gelernt und so einige Denkanstöße mitgenommen

Fazit: „Anti-Christie“ ist provokativ, einzigartig und voll schwarzer Humor – er schlägt an der ein oder anderen Stelle über das Ziel hinaus und hat mich dennoch unterhalten und zum Nachdenken gebracht.

Bewertung vom 25.08.2024
Die Frauen von Maine
Sullivan, J. Courtney

Die Frauen von Maine


ausgezeichnet

Wunderschöner und fesselnder Roman
In ihrer Kindheit war das verlassene, majestätisch auf einer Klippe gelegene Anwesen Janes Zufluchtsort. Zehn Jahre nutzen Genevieve und ihr Sohn und Mann das aufwändig restaurierte Haus als Ferien- und Sommerdomizil.
Als Genevieve auf Grund seltsamer Vorkommnisse Jane damit beauftragt mehr über das Haus und seine ehemaligen Bewohner in Erfahrung zu bringen, ahnt Jane, die nach einem schwerwiegendem Fehler Zuflucht in ihrer Heimat sucht, nicht welche lang behüteten Geheimnisse und Verbindungen dies ans Licht bringen wird…

„Die Frauen von Maine“ ist eine wunderbar verwobene Geschichte verschiedener Frauen und Generationen.
Auch wenn Jane im Zentrum der Geschichte steht – es kommen ganz unterschiedliche Frauen und ihre Geschichte zu Wort: Von Genevieve und Marilyn zu Eliza und Naomi – mit jeder Einzelnen von ihnen konnte ich mitfühlen.

Die Autorin hat einen sehr angenehmen, fließenden Schreibstil und die Beschreibungen der Landschaft und Architektur von Maine sind sehr atmosphärisch und machen große Lust auf eine Reise dorthin.
Vor allem aber ist Sullivan eine großartige Geschichtenerzählerin!
So verbindet dieser Roman unwahrscheinlich viele Themen auf mühelose und faszinierende Art und Weise: indigenes Leben, generationales Trauma und Alkoholismus, Trennung und Tod.
Ich habe vor allem nicht erwartet so viel über die indigene Geschichte und Kultur in Maine zu lernen.
Auch Spiritualität und Geister spielen eine Rolle, und auch wenn das sonst eher nicht meine Themen sind, hat Sullivan es geschafft mich völlig in die Geschichte reinzuziehen und jegliche Vorbehalte abzulegen.

Fazit: Ein wunderschöner und fesselnder Roman - absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 04.08.2024
Juli, August, September
Grjasnowa, Olga

Juli, August, September


ausgezeichnet

Eine fesselnde Suche nach Antworten
Lou und Sergej sind beide jüdisch und haben ihre Wurzel in der ehemaligen Sowjetunion. Als ihre 5-jährige Tochter Rosa unerwartet eine Erzählung über Anne Frank entdeckt, kommt Lou ins Grübeln über ihre jüdische Identität und was sie ihrer Tochter als säkular lebende Judin vermitteln möchten. Eine Einladung nach Gran Canaria zum 90. Geburtstag ihrer Tante sorgt für weiteres Chaos und wirft bei Lou viele Fragen zu ihrer Familiengeschichte und ihrer eigenen Identität auf, die sie schließlich bis nach Tel Aviv führen…

Wie der Titel schon andeutet, erzählt „Juli, August, September“ über drei Monate von Lous‘ Suche nach Antworten zu ihrer Familiengeschichte und dabei auch der Suche nach ihrer Identität und ihrem Selbstverständnis. Wieso unterscheiden sich die Erzählungen über die Familienhistorie im Holocaust und dem anschließenden Neubeginn so sehr und wieso spielt dies für Lou überhaupt eine Rolle – dies sind nur einige der Fragen, die gestellt werden.
Die verschiedenen Standorte – Berlin, Gran Canaria, Tel Aviv – spiegeln dabei sehr schön die verschiedenen Phasen der Suche und Reise unserer Protagonistin.

Olga Grjasnowa hat einen tollen und besonderen Stil, sie spickt ihre Erzählung immer wieder mit humorvollen und sarkastischen Untertönen. Vor allem die Familien- und Beziehungsdynamiken sind hervorragend dargestellt. Dabei spricht die Autorin allerdings nicht alles aus und (über-)lässt den Leser auch offene Fragen und genug Raum zum Nachdenken.

Fazit: „Juli, August, September“ ist ein dynamisch erzählter Roman über moderne jüdische Identität in Deutschland, der trotz aller ernster und hochaktueller Themen auch bestens unterhält und bei dem man das ein oder andere über jüdisches Leben lernen kann. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 16.05.2024
Sorry not sorry
Landsteiner, Anika

Sorry not sorry


ausgezeichnet

Eindringlicher Appell
Scham ist ein Gefühl, das wohl fast allen Menschen, unabhängig vom Geschlecht, bekannt ist. Und doch liegt in der weiblichen Scham nochmal eine andere (Unterdrückungs-)Macht und Bedeutung. Anhand von persönlichen Beispielen und Erfahrungen beleuchtet Anika Landsteiner dieses mächtige Gefühl in ganz verschiedenen Teilen des Lebens – von Sexualität, zu Krankheit, (ungewollten) Schwangerschaften oder Geld - Scham ist ein allgegenwärtiges Gefühl für Frauen.

„Sorry not sorry“ ist eine sehr gelungene Mischung zwischen informativem Sachbuch und persönlichen Essays und Erzählungen.
Dabei deckt die Autorin ein breites Spektrum an Aspekten ab: Neben sexualisierter Gewalt, Geld oder dem Älterwerden, werden auch Themen wie das Single Dasein oder Reality TV behandelt. Vor allem letzteres Kapitel hat mir sehr gut gefallen und ganz neue Perspektiven auf diesen viel diskutierten Bereich eröffnet.

„Sorry not sorry“ ist ein sehr reflektiertes, kluges und zugängliches Buch zu diesem wichtigen und noch zu viel beschwiegenen Thema. Es ist voller Informationen und Fakten schafft aber auch einen ganz persönlichen Zugang zu den eigenen Erfahrungen. So wirkt die Lektüre als eindringlicher Appell dem Gefühl der Scham weniger Macht einzuräumen und gesellschaftliche Normen diesbezüglich immer weiter und wieder zu hinterfragen. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 16.04.2024
Der Sommer, in dem alles begann
Léost, Claire

Der Sommer, in dem alles begann


ausgezeichnet

Sehr atmosphärisch
Hélène, Marguerite und Odette sind drei sehr unterschiedlichen Frauen aus drei unterschiedlichen Generationen – und doch sind ihre Leben auf eigen- und einzigartige Art und Weise miteinander verbunden.

Das Leben in einem kleinen Dorf in der Bretagne, Eifersucht, Vorurteile, tiefsitzende Ressentiments und der Wunsch nach Bildung und Selbstbestimmung– all das sind Themen und Motive in „Der Sommer, in dem alles begann“.
Durch wechselnde Perspektiven und Zeitebenen, bis zurück zur Zeit der Besatzung durch die Nationalsozialisten, erzählt Claire Léost die Geschichte der drei Frauen aber auch die des kleinen Dorfs in der rauen Bretagne.
Dabei erschafft sie eine atmosphärische und durchaus düstere Stimmung, die hervorragend zu der Geschichte passt und mich sehr gefesselt hat.

Die Charaktere, vor allem ihre Verbindungen und Interaktionen haben mir ebenfalls sehr gut gefallen - ich wollte unbedingt weiterlesen, um zu erfahren, wie ihre Geschichte ausgeht. Trotz der vielen schweren Themen lässt sich der Roman gut und schnell lesen.

Fazit: Ein atmosphärischer und fesselnder Roman, der uns in die raue Bretagne und eine
spannende und tragische Geschichte eintauchen lässt!

Bewertung vom 29.03.2024
Unlearn Patriarchy 2
Amojo, Ireti;Borcak, Melina;Boussaoud, Yassamin-Sophia

Unlearn Patriarchy 2


ausgezeichnet

Fortsetzung gelungen
Wie bereits der erste Teil versammelt auch „Unlearn Patriarchy II“ verschiedene Autor:innen die sich je einem Thema im Patriachart widmen, das es zu verlernen gilt.
Die Themen sind so vielfältig wie wichtig und reichen von Ableismus, Architektur, Recht oder Kirche zu Gender Pay Gap, Literatur, Krieg, Sport und vielem mehr.

Dieses Buch ist eine Erinnerung, wie tief patriarchalen Strukturen sitzen und wirken und wie viel noch immer zu tun ist, um diese zu verändern.
Wie auch schon im ersten Teil, regen die unterschiedlichen Essays sowohl zum Nachdenken als auch zum Diskutieren an. Dabei sind die einzelnen Beiträge sowohl in Form als auch Stil so verschiedenen wie ihre Verfasser: innen, mal ist der Ton wütend, mal sachlich oder emotional. Trotz des sehr breiten thematischen Spektrums weisen viele Essays immer wieder auf die Intersektionalität der Diskriminierungsformen und ihre Wirkweisen hin.
Aus allen Beiträgen konnte ich etwas für mich mitnehmen, besonders im Gedächtnis geblieben sind mir dabei die Texte von Yassamin-Sophia Boussaoud, Melina Borčak und Alexandra Zykunov. Zykunovs‘ Beitrag über die Gender Pay Gap hat mir nochmal neu die Augen geöffnet und wichtige Informationen geliefert.

„Unlearn Patriarchy II“ ist eine würdige Fortsetzung dieser wichtigen Anthologie-Reihe, wobei man beide Teile auch völlig unabhängig voneinander lesen kann - genauso wie die einzelnen Beiträge an sich. In jedem Fall bietet die Lektüre viele spannende und wichtige Informationen, Sichtweisen und Argumente.

Fazit: Ein sehr gelungener zweiter Teil, der erneut viele inspirierende und kritische Stimmen, Analysen und Beiträge vereint – unbedingt lesen und weiterverschenken!

Bewertung vom 09.03.2024
Die Entflammten
Meier, Simone

Die Entflammten


ausgezeichnet

Eine Geschichte, wie sie hätte sein können
Jo ist die Frau von Theo van Gogh, und damit ist sie auch die Schwägerin von Vincent van Gogh. Als beide innerhalb kürzester Zeit sterben, macht sie sich ans Werk Vincents‘ bis dahin unbekannte Kunst berühmt zu machen und damit auch Theos‘ Lebenswerk zu vollenden.
In der Gegenwart stößt die junge Kunsthistorikerin Gina schließlich auf Jos‘ faszinierende Geschichte und es entwickelt sich eine ganz besondere Verbindung zwischen den beiden Frauen…

Simone Meier lässt uns eintauchen in die bunte Geschichte von Jo und Gina – zwei unterschiedlichen Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten leben und deren Pfade sich dennoch im wahrsten Sinne des Wortes kreuzen und verbinden.

„Die Entflammten“ ist voller Fantasie und Wärme. Mit ihrer wunderschönen, bildhaften Sprache lässt die Autorin van Goghs‘ Kunstwerke vor unseren Augen erscheinen und erzählt sehr mitreißend von zwei Frauen, die aus dem (künstlerischen) Schatten ihrer Männer oder Väter heraustreten und ihre eigenen Geschichten schreiben. Die Konversationen zwischen den beiden Frauen sind eines meiner Highlights dieses Buchs.

Fazit: Ein sehr schöner Roman zum Versinken. Simone Meier schreibt auf eine wundervolle und eigene Art und Wiese über das Leben, die Liebe und die Kunst – klare Empfehlung für ein paar schöne Lesestunden!

Bewertung vom 09.03.2024
Geordnete Verhältnisse
Lux, Lana

Geordnete Verhältnisse


ausgezeichnet

Jetzt schon ein Jahreshighlight
Faina und Philipp haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam - sowohl ihre Charaktere als auch ihre bisherige Lebensgeschichte könnten unterschiedlicher nicht sein. Dennoch werden sie als Kinder beste Freunde, eine Freundschaft die lange halten soll. Nach einem schweren Zerwürfnis und folgender Funkstille steht Faina plötzlich schwanger und pleite vor Philipps Tür und so beginnt ein weiteres Kapitel ihrer Geschichte…

„Geordnete Verhältnisse“ wird abwechselnd sowohl aus Fainas als auch Philipps Perspektive erzählt – beide Erzählweisen sind beeindruckend gut gelungen und gehen unter die Haut. Lana Lux versteht es mit den Wahrnehmungen und Perspektiven zu spielen und dabei kontinuierlich Spannung aufzubauen. „Geordnete Verhältnisse“ ist keine leichte Kost und dennoch konnte ich diese intensive Geschichte nicht aus der Hand legen.
In klarer, fast nüchterner und dennoch wuchtiger Sprache erzählt die Autorin, die für viele schwer zu definierende Beziehung zwischen Faina und Philipp. Und sie erzählt dabei vor allem auch von anderen Lebensentwürfen und dem Leben am Rande der Gesellschaft, von (finanziellen) Abhängigkeiten, von Macht und Besitzansprüchen und dem tiefen Wunsch frei zu sein.

„Geordnete Verhältnisse“ ist ein beeindruckender und erschütternder Roman, der herausfordert und der mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird – jetzt schon ein Lesehighlight für 2024 und eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.01.2024
Wellness
Hill, Nathan

Wellness


ausgezeichnet

Über die großen und kleinen Fragen des Lebens
Elizabeth und Jack lernen sich im Chicago der 90er-Jahren am College kennen. In der hippen, alternativen Kunst- und Clubszene voller Gleichgesinnten spinnen die beide große Pläne und Träume für ihre Zukunft.
Zwanzig Jahre später sind sie verheiratet, doch die Herausforderungen der Elternschaft, stockenden Karrieren und der Eigenheimfinanzierung sind auch an ihnen nicht spurlos vorbeigezogen und so müssen sich beide fragen, was von ihnen als Paar und ihren Träumen noch übrig geblieben ist.

„Wellness“ behandelt unglaublich viele Aspekte und Themen des menschlichen Verhaltens und unser modernen Lebens:
Von Familientragödien zu Elternschaft, von Trennungen und offenen Beziehungen zu unerfüllten Karriereambitionen, von Kunst zu Verschwörungstheorien, Social Media und dubiosen Fitnessprogrammen zu Placebos ist so ziemlich alles dabei.

Der Autor führt uns dabei in der Zeit zurück und vorwärts, wobei wir nicht nur
Jacks und Elizabeths frühere Lebensabschnitten erleben, sondern auch Hintergründe über ihre Eltern und Vorfahren erfahren. Dabei ist „Wellness“ nicht ohne Längen, was bei der Vielzahl der Themen nicht verwunderlich erscheint.
Dennoch Nathan Hill ist ein faszinierendes und mitreißendes Epos über eine moderne Ehe gelungen, dass nur so vor Ironie und Satire strotzt und dass ich trotz der beachtlichen Seitenanzahl innerhalb kürzester Zeit verschlungen habe. Vor allem die überzeugenden Charaktere und Beziehungsdynamiken tragen den Roman über jede Länge. Der Autor hat eine einzigartige Beobachtungs- und Erzählgabe.

„Wellness“ ist ein scharfsinniges, lustiges und vor allem berührendes Buch über sich verändernde Beziehungen und über die ganz großen und kleinen Fragen des modernen Lebens. Unbedingte Leseempfehlung!