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frau pelikan
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Rostock

Bewertungen

Insgesamt 51 Bewertungen
Bewertung vom 29.08.2024
Der Ire
Mann, Peter

Der Ire


sehr gut

Zu aller erst ein Hinweis: ACHTUNG! Dieses Buch enthält Inhalte und Formulierungen, die Sie belasten könnten. In diesem Thriller häufen sich Morde, irischer Humor, Drogen, expliziteste sexuelle Gewalt und Literatur. Ernst: Das hier ist ganz klar FSK 18.

Einer von zwei Protagonisten dieses spannenden Spionageplots ist Frank Ryan (auf Irisch: Proinsias Ó Riain); geboren am 11. September 1902, gestorben am 10. Juni 1944. Ryan, ursprünglich Journalist von Beruf, führte die irische Brigade im Spanischen Bürgerkrieg und kämpfte mit Irisch-Republikanischen Armee im Irischen Bürgerkrieg. Nach seiner Gefangennahme durch italienische Nationalisten wurde er erst zum Tode verurteilt, dann aber zu 30 Jahren Gefängnis begnadigt. 1940 holten ihn die deutschen Behörden des Dritten Reiches nach Berlin, um den Nationalsozialisten als Spion zu dienen.

Dagegen fällt sein literarisches Gegenüber nachgerade blass aus. Adrian de Groot alias Johannes Grotius alias Emil Fluss. Offizier im militärischen Abwehrdienst, im Innersten aber Nazigegner. Grotius ist von den Behörden offiziell als Übersetzer und Dolmetscher eingesetzt, daher ist er oft sehr nah an der Macht. 1940 hat er die Aufgabe, ausländische Spione, die für das Reich arbeiten, zu betreuen und für die Einsätze zu schulen. Ein internationales faschistisches Ausländercamp.
Und alsbald finden sich Ryan und Grotius in einer mehr als komplizierten erotischen (Liebes -?)beziehung. Als ob das Ding mit der Spionage nicht schon anstrengend und gefährlich genug wäre.
Dem Leser, der Leserin wird strukturell einiges zugemutet. Es empfiehlt sich, für den Start ins Buch auf Schlag Zeit für die ersten 100 Seiten zu haben. Erst mal reinkommen.

Das Setting klingt reizvoll. Im September 1945 werden im zerbombten Berlin zwei Manuskripte gefunden. Beide schildern das „Leben und Wirken“ von Frank Ryan von der Freilassung aus dem Gefängnis bis zu seinem Tod.
Das eine sind die Tagebuchaufzeichnungen von Grotius, der seine Beziehung zu „Pike“ wie er Ryan nennt, schildert. Das andere ist eine Darstellung der Taten des Iren aus der Perspektive seines keltischen Alter Egos, Finn Mc Cool. Erst dauert es eine Weile, die beiden Textstränge so zusammenzuführen, dass wir Leser begreifen, wie die kommenden 400 Seiten funktionieren. Dann wird es ein großes Lesevergnügen. Von Vorteil ist jeweils ein Schuss Geschichtskenntnis zum Dritten Reich und Affinität zur irischen Welt der Feen, Kobolde und weiterer mythischer Gestalten.

Welche Ziele und Aufträge hat Ryan wirklich und von wem? Welche Pläne hat Grotius mit Ryan, und wie schlägt er sich selbst in der Verwaltung des langsam aber sicher zugrunde gehenden Dritten Reiches.
Je weiter die Handlung fortschreitet, desto irrwitziger werden die Wendungen und Verschlingungen des Plots. Niemand im Cast ist letztendlich der oder die, als der er oder sie nach außen erscheint. Ein großes Vergnügen.

Kritikpunkt: s.o. – es gibt für meinen Geschmack mit fortschreitender Handlung einfach zu viel schwulen Sex und zu viel Gewalt. „Viel hilft viel.“ - hilft eben doch nicht.

Bewertung vom 27.07.2024
Sobald wir angekommen sind
Lewinsky, Micha

Sobald wir angekommen sind


gut

"Gott lacht mit seinen Geschöpfen, nicht über seine Geschöpfe", so steht es im Talmud.

Eine Jude hat zwanzig Jahre lang jeden Tag gebetet: „Lieber Gott, lass mich in der Lotterie gewinnen.“ Eines Tages öffnet sich der Himmel, und die Stimme Gottes erschallt: „Gibt mir eine Chance, kauf dir ein Los!“

Juden haben keinen Humor. Punkt.

In eigener Sache: Es geht hier nicht um Judenwitze, sondern um jüdischen Humor.

Dieses Entry habe ich mir mehr oder weniger von Charles Lewinsky gestohlen. Danke dafür. Lewinsky ist Dramaturg und Autor, sein Sohn Micha schrieb bisher Filmdrehbücher, dieses Buch ist sein erster Roman. Und der funktioniert einwandfrei in Szenen, Kameraeinstellungen, Schnitten und Cliff Hangern. Und, wie mancher Film, abseits von Realitäten. Das ist der Grund, warum Menschen jeden Alters Geschichten lieben.

Benjamin Oppenheimer ist Autor. Mit mehr oder weniger Erfolg. Privat ist gerade nicht alles so prall: Seine (jüdische) Frau Marina hat sich von ihm getrennt, die zwei praktizieren aus Geldnot (Zürich ist die teuerste Stadt der Welt.) mit ihren beiden Kindern das „Nestmodell“ und streiten bei jeder Übergabe wie die sprichwörtlichen Kesselflicker. Ben hat chronische Rückenschmerzen und Geldsorgen, aber auch eine neue Freundin. Was er gar nicht glauben kann. Julia ist Künstlerin, erfolgreich und ein gutes Stück jünger als er, und sie liebt ihn offensichtlich. Nur ihr vierjähriger Sohn wünscht dem ungeliebten Lover lautstark den Tod.

Bens Lage spitzt sich zu, kein Geld, keine Schreibidee, keine Aufträge aus der Werbebranche oder Ähnliches. Zu guter Letzt wird er auf dem Weg zu Julia mit dem Fahrrad von einem Auto angerempelt und stürzt. Die Hose ist hin, das Knie tut weh – aber der Held verzichtet auf eine Taxe und schiebt sich mit dem Rad zu Julia. Die lacht und versorgt ihn mit einem Dinosaurierpflaster. In diesen Szenen sind „Stan und Ollie“ nicht weit.
In die Klamotte bricht jedoch die Welt. Die politische Lage spitzt sich nebulös zu und bei Marina brennen die Lampen durch. Der Instinkt regiert. In Erwartung eines Dritten Weltkrieges inklusive Atomschlag gegen Mitteleuropa fliegt die ganze Familie Hals über Kopf nach Brasilien. Julia bleibt daheim.

Dort angekommen ändert sich der Ton des Buches. Deutlich weniger „Stan und Ollie“, mehr Reflektion. Ist es seit Jahrtausenden das Wesen des Jüdischseins zu fliehen? Ist es noch heute in jedem Juden verankert, bei der kleinsten Erschütterung die Sachen zu packen? Die Traumata in der NS-Zeit, Konzentrationslagerhaft, den Verlust vieler Angehöriger, unbeschreibliche Folter, medizinische Experimente etc. – sind sie quasi in die Menschen gekrochen, in ihre Poren, Nerven und Kleider?
„Nu“- …

P.S.: Jetzt würde der Text zu lang. Aber, achten sie auf den Freund Joachim und Stefan Zweig.

Bewertung vom 20.07.2024
Reise nach Laredo
Geiger, Arno

Reise nach Laredo


sehr gut

Dies ist ein un-Geiger(i)scher Geiger. Würde ich meinen. Jetzt muss sich die Leserin mit dem Autor entwickeln, dem Text folgen. Vamos.

Die „Reise nach Laredo“ hat einen historischen Rahmen. König Karl V., aus dem Geschlecht der Habsburger, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und als Karl I. König von Spanien (1500-1558) zieht sich Mitte des 16. Jahrhunderts sowohl als König von Spanien als auch Deutscher Kaiser zurück und lebt fortan im Kloster Yuste in Nordspanien. Der Ex-Kaiser, Ex-König sucht nach Vergebung, nach Einheit mit seinem Gott, nach Vergebung und Erlösung. Karl ist krank, die Gicht macht ihn (eigentlich) bewegungsunfähig, Er blickt von seinem Bett aus in die Kirche und verfolgt die Messen. Die Lakaien sind um ihn herum, der Beichtvater, der Arzt, der Majordomus, der Kammerdiener, und alle warten darauf, dass Karl endlich stirbt Das tut er dann auch. So weit das Historische.

Als sein 11jähriger unehelicher Sohn Geronimo, der in der Nähe bei einer anderen Familie untergebracht ist und nichts über seine Herkunft weiß, vorlaut über die Hecke klettert und ohne Berührungsängste beginnt, den Alten zu befragen, bekommt die Geschichte Flügel.

Die Beiden fliehen bei Nacht, auf geht‘s, auf Pferd und Maultier nach Laredo an die nordspanische Küste. Keine Logik, kein Warum – einfach der Geschichte folgen. Mitte des 16. Jahrhunderts zu reisen, als normaler Mensch und nicht als Kaiser oder König, ist beschwerlich. Hygiene, Versorgung, Tempo, Sicherheit. Vergesst es. Karl und Geronimo treffen auf Honza und Angelita, die beiden jungen Leute, auch fast noch Kinder, sind Cagots, Ausgestoßene, die an ihrer Kleidung einen Enten- oder Gänsefuß tragen müssen. Sie haben einen Wagen, von Maultieren gezogen, sind Fuhrleute.

Endlich kann Karl seine gichtigen Glieder vom Maultier hieven. Das Leben ist gefährlich, ärmlich, und der Mensch ist der Natur und dem göttlichen Willen vollständig ausgesetzt. Aufklärerische Ansätze, Reformation oder gar Gegenreformation sind in die nordspanische Pampa noch nicht geraten. Es gilt das Gesetz des Stärkeren, das harte Leben, der Dreck, die Armut werden mit Alkohol und Glücksspiel betäubt – und für Karl gibt es manchmal auch ein Schlückchen Laudanum.

„Schönheit? Was das ist, das weiß ich nicht.“

Die Vier lernen sich kennen, wie Karl noch nie in seinem Leben Menschen kennen, lieben und schätzen gelernt hat. Bis auf seine verstorbene Frau Isabel. Er lebt auf Knien vor seinem Gott. Er kämpft mit Fragen, die durch seinen verwirrten Kopf flattern. Er verurteilt sich, er hinterfragt sich und seinen Gott, er zweifelt. Aber - er erlebt Momente der Ruhe, Freude und Gelassenheit, kommt in flüchtigen Momenten im wahrsten Sinne zu sich selbst. Und im Text beginnt eine Meditation, der Text fließt wie ein Strom in Karls Kopf, etwas Magisches und etwas Magnetisches.

„Das Leben – es ist ein Taumel. Amen.“

Der Autor ist Jahrgang 1968, und wir hoffen, dass der Arno Geiger nicht mit diesem Buch unter die Schwermütigen geraten ist. Und – Botschaft an den Verlag. Die Vita von Arno Geiger sollte aus deutlich mehr bestehen als auch Titeln und Preisen.

„Zum Abendessen werden Singvögel aufgetragen. Drossel mit Kohl.“

Bewertung vom 15.07.2024
Mitte des Lebens
Bleisch, Barbara

Mitte des Lebens


sehr gut

Neulich saß ich in einem kleinen Theater in der Provinz. Gegeben wurde „Eine halbe Ewigkeit“ von Ildikó von Kürthy. Sie erinnern sich? „Mondscheintarif“? „Cora Hübsch“? Vor 25 Jahren strömten die Menschen in die Bücher und die Theater. Nun gibt es eine Fortsetzung. Wir treffen Cora Hübsch in der Mitte ihres Lebens nach 20 Jahren Ehe und mit drei erwachsenen Kindern. „Ich bin auf der Flucht vor meinen Erinnerungen. Schon seit einer halben Ewigkeit. Bis mir mein altes Tagebuch in die Hände fällt. Mondscheintarif. Es hatte ein Happy End. Doch das Leben ging weiter. Ich heiße Cora Hübsch, meine Kinder sind groß, und meine Ehe ist gebrechlich. Zu viel Alltag, zu wenig Abenteuer. Heute Abend spielt mein Leben verrückt. Ist das Zufall? Oder eine letzte Chance?“

Das, was dort auf der Bühne oder im Buch verhandelt wird, ist die Frage, die wir alle in unseren Leben, wenn wir denn das Alter um die späten 40er oder die frühen 50er erreichen. Was mache ich mit diesem angelebten Leben? Wie eine halb gerauchte Zigarette, die nach kaltem Rauch riecht, wie ein abgebissenes Leberwurstbrötchen, das so eine ekelige Schicht auf der Wurst gebildet hat. Hunderte, wenn nicht tausende Ratgeber, Bücher, Selbsthilfegruppen, Yoga Retreats etc. beschäftigen sich mit dieser Frage. Was mache ich denn jetzt mit dem REST meines Lebens? Und was um Gottes Willen habe ich eigentlich bisher mit diesem Leben angefangen? Braucht mich jemand? Liebt mich jemand? Liebe ich jemanden?

Ein Beratungsbuch, aber kein Ratgeber. Darauf legt Barbara Bleisch wert. Das ist „Mitte des Lebens. Eine Philosophie der mittleren Jahre“.
Barbara Bleisch adressiert ihre eigene Zielgruppe. Sie ist 1973 geboren, lebt mit ihrer Familie in Zürich und ist Mitglied des Ethik-Zentrums der Universität Zürich. Schon während ihres Studiums der Philosophie, Germanistik und Religionswissenschaften sammelte sie journalistische Erfahrungen – bei der NZZ, der annabelle, dem Tages-Anzeiger. Seit 2010 ist sie Moderatorin und Redakteurin der Sternstunde Philosophie. Und mit diesem Buch liefert Bleisch quasi den philosophischen Unterbau zu den vielen „midlife crisis“ (PLURAL) unseres Zeitalters; fast egal, ob Männer oder Frauen.

Ich selbst bin schon ein bisschen zu alt für die Zielgruppe, habe das Buch aber gern gelesen. Es hat mich im Nachgang über Manches erhellt, was ich im Leben so getan oder gelassen habe. Welche Türen sind aufgegangen als ich andere zugeschlagen habe? Habe ich das überhaupt wahrgenommen? Was mache ich jetzt mit dem „Rest“ meines Lebens? Puh, das klingt wirklich gruselig. So fühle ich mich eigentlich gar nicht.

Die „Mitte des Lebens“ gibt da manches Mal Antworten, manches Mal Fragen. Manches Mal sind die Fragen wichtiger als die Antworten. Eine leichte Lektüre ist das nicht. Der Text ist dicht und offensichtlich aus dem Hirn einer Person gesprudelt, die professionell philosophiert. Wir Laien können das, trotz aller Bemühungen der Autorin, dem Volke verständlich zu schreiben, nur in kleinen Happen verdauen. So ging es mir jedenfalls. Jedes Kapitel „voll in die Fresse“. Stellen Sie sich die Schlange aus „Le Petit Prince“ vor, ein Hirn voller Material, das zu verdauen ist.

Zum anderen trifft JEDE/N Leserin oder Leser die Macht der Feststellungen, Herleitungen und Aussagen dieses Buches. Es wird keinen geben, der nicht an x Stellen aufjuchzt, ob innerlich oder äußerlich, und sich und seine Verhaltensweisen selbst erkennt. Eben, wie Barbara Bleisch sagt: Ein Beratungsbuch, aber kein Ratgeber.

Bewertung vom 14.07.2024
Eve
Towles, Amor

Eve


ausgezeichnet

Dieses Buch erschien 2013 im Verlag Penguin als eBook und im Eigenverlag des Autors. Außerdem als eine Erzählung in dem Band „Table for two“ (2024), der leider nicht auf Deutsch vorliegt. Die Hauptperson unseres Bandes hier, Miss Evelyn Ross, kommt aus dem Band „Rules of Civility“ (2021), auf Deutsch „Eine Frage der Höflichkeit“ (2023). Sie ist ergo ein klassiches Spin Off.

Und wenn Sie sich jetzt fragen, woher Sie den Namen Amor Towles kennen, dann liegt das wahrscheinlich an „Einem Gentleman in Moskau“, und Sie haben dieses Buch gelesen oder die Paramount Verfilmung als Mini-Serie geguckt.

Aber nun zu „Eve“. Es dauert eine Weile, bis klar wird, dass Miss Evelyn Ross die Protagonistin dieses Buches werden wird. Ihr erstes eigenes Kapitel beginnt nach der Seite 70. Davor taucht die junge Frau mit dem roten Koffer immer mal am Rande auf, bis sich die einzelnen Erzählstränge mehr und mehr aufeinander zu bewegen, um letztendlich in einem großen Finale zusammengeführt zu werden.

Das Buch ist Welt-Gesellschaftsbild. In München wird zur gleichen Zeit das sogenannte Münchner Abkommen geschlossen. Ein letztes Aufbäumen der Regierungen in Europa, einen Krieg zu verhindern. Derweil auf der anderen Seite des Globus. Hollywood, Ende der dreißiger Jahre. Das Filmbusiness, so wie wir es uns heute vorstellen wie es damals gewesen sein könnte, tobt. Es geht um Stars und Sternchen, Verträge, Rollen, Liebe und die menschlichen Abgründe, die Brutalität der Branche. Eve zieht ins Beverly Hills Hotel. Wer verdammt ist sie? Sie hinterlegt einen Verlobungsring und einen diamantenen Ohrring im Hotelsafe, nur um am nächsten Tag diesen Ohrring mitzunehmen und später mit ein paar Kleidern und Schuhen zurückzukommen. Das gibt dem Hoteldetektiv zwar zu denken, doch er legt sie ab in die Kategorie: Sucht reichen Ehemann. Was wird der sich irren.

Langsam füllt sich das Tableau der handelnden Personen. Da ist Prentice, der gealterte und deutlich aus dem Leim gegangene Schauspieler. Charlie, der Polizist, dessen Frau gerade verstorben ist. Marcus Benton, Jurist in einer der Filmfabriken und viele mehr. Stück für Stück setzt sich das Puzzle zusammen. Und aus dem „la la Geplänkel“ wird eine handfeste Erpressung, ein dreckiger Handel mit Nacktfotos von berühmten Frauen, oft Filmdarstellerinnen. Die erste, die auf der Liste der Erpresser steht, ist Olivia de Havilland, kurz in der Szene: dehavvy. Doch das wäre alles nix, wenn nicht plötzlich die geheimnisvolle Eve eingriffe. Die Dinge weiß und Dinge tut und Menschen kennt – und offensichtlich gar kein Nerven hat. Sie nimmt Ollie unter ihre Fittiche und sagt der übergriffigen Männlichkeit den Kampf an.

Der Text funktioniert wie eine Matrjoschka. Mit jedem Kapitel kommen wir dem Kern der Sache eine Schicht näher, ein neuer Aspekt, eine neue Wendung tritt zutage. Immer temporeicher, immer dichter wird der Text. Und somit immer spannender und faszinierender für die Leserinnen und Leser.

Zum Schluss erfahren wir: in und hinter vielen der agierenden Personen stecken Schicksale und Haltungen. Depression, Eifersucht und Mut. Haltung und Kampfgeist.

Bewertung vom 12.06.2024
Seinetwegen
Del Buono, Zora

Seinetwegen


sehr gut

Die Familie ist häufig Zora del Buonos erzählerischer Mittelpunkt. Das Buch „Die Marschallin“ über ihre Großmutter war ein Erfolg. Zora hat von ihrer Großmutter nicht nur den Vornamen geerbt, sondern auch ein Familienverhängnis, denn die alte Zora war in einen Raubmord verwickelt. Diese Geschichte und ihre Folgen bis heute erzählt dieser große Familienroman.

Nun sucht Zora del Buono im aktuellen Band „Seinetwegen“ nach E.T., den Töter ihres Vaters. Und begibt sich auf eine Suche, in deren Verlauf sie Dinge erfährt, nach denen sie wahrlich nicht gesucht hat.

1963. Es war ein Unfall, auf einer ländlich gewundenen Straße in den Schweizer Bergen, abwärts. Ein roter Chevrolet überholte einen landwirtschaftlichen Wagen, auf dem Heu oder Milchkannen transportiert werden. Ein Kind, ein 12jähriger Junge, sitzt auf dem Bock. Der überholende Wagen sieht den im Gegenverkehr entgegenkommenden lindgrünen VW Käfer nicht. Der Fahrer des Käfers reißt das Steuer nach rechts, der Wagen bricht von der Straße, der Beifahrer, der Vater, der Mediziner, der Forscher, der Geliebte, der Sohn stirbt. Zu jung. 33 Jahre alt. Er hinterlässt Frau und Tochter.

Ohne Vater groß zu werden, war in dieser Zeit nichts Unübliches. Männer waren im Krieg geblieben, starben anderweitig, hauten schlicht ab. Trotzdem hinterlassen fehlende Väter Lücken. Dieser hier, ein liebevoller, zugewandter, liebender Mensch, eine große. Über die nur geschwiegen werden kann. Puhlt man an der Wunde, schießen Blut und Gefühle an die Oberfläche. Besser nicht.

Die Zora von heute, die ICH Erzählerin, sucht den Fahrer des roten Chevrolets. Es treibt sie um, die große Frage nach der Schuld. Moralisch, juristisch, menschlich. Und bleibt dabei ganz bei sich. Lässt den/die Leser*in hinein in ihre Gedanken und Gefühle. Wie in einer Materialsammlung, ein kleiner „Zettels Kasten“, nimmt die Autorin uns mit in ihre Welt und ihre Recherche. Wir sehen die Traueranzeige für den Vater seiner Fakultät damals. Der junge Mann war ein erfolgreicher Arzt, wen hätte er in seinem Leben alles noch heilen oder retten können? Es gibt Fotos von Vater, Mutter und Familie, und die Gedanken der Tochter. Exkurse in die Familiengeschichte, verwandt und verwoben bis in den Süden Italiens, bis nach Bari.

Del Buono schildert den Kampf mit Verwaltung und Instanzen. Eine Detektivin in eigener Sache. Gibt es Dokumente und Unterlagen? Wo sind die Gerichtsprotokolle? Welche Strafe hat E.T. bekommen? Wie hat er sich zu dem Geschehen eingelassen? Wer ist er? Kennen wir ihn? Lebt er vielleicht, gueriert und selbstgefällig noch in der Gegend? Wer spricht mit ihr? Wer nicht? Und immer wieder auch die Auseinandersetzung mit der Mutter. Die Slowenin Zora (Mama) lernt ihren späteren Ehemann, den Radiologieprofessor Pietro Del Buono, am Ende des Ersten Weltkriegs kennen. Sie folgt ihm nach Bari in Süditalien, wo sie, beide überzeugte Kommunisten, ein großbürgerliches und doch politisch engagiertes Leben im Widerstand gegen den Faschismus Mussolinis führen. Die Patriarchin ist allgegenwärtig.

In dieser Reportage, die ganz temporeich ist, gibt es aber immer wieder Punkte an denen sie und damit auch ein-halten. In die Recherche eingefügt sind „Kaffeehausszenen“, in denen Menschen, offensichtlich Freunde und Bekannte der Autorin, mit ihr im Gespräch Themen beleuchten und die tiefen Konflikte dieser Situation ausloten. Dort sind die Momente, wo aus Reportage Literatur wird.

Bewertung vom 12.03.2024
Paris Requiem
Lloyd, Chris

Paris Requiem


sehr gut

So richtig fröhlich war ich nicht, als der Gewinn „Paris Requiem“ bei mir eintrudelte. Schon wieder eine Reihe, schon wieder ein Band aus „mittendrin“. Okay, der zweite von zwei. Das kann ich eigentlich nicht so gut leiden. Aber der Klappentext klang gut und nach spannender und intelligenter Unterhaltung. Also los, Nase ins Buch.

„Paris Requiem“ spielt im September 1940. Im Mittelpunkt steht Inspecteur Eddie Giral. Die französische Hauptstadt ist nach dem Blitzkrieg der Nazis durch die Benelux-Staaten seit gut drei Monaten von den deutschen Truppen eingenommen. Es haben sich Parallelwelten entwickelt, die sich merkwürdig unecht anfühlen. Die Besatzer sind überall, trotzdem haben die einheimischen Ordnungshüter noch eine Reihe von Aufgaben und Befugnissen. Diese Grauzone macht das Arbeiten als französischer Polizist anstrengend. Überall lauern die Gestapo oder die deutsche Abwehr. Jeder kennt jeden, jeder hat mit fast jedem noch eine Rechnung offen oder ist dem jeweils anderen noch einen Gefallen schuldig. Giral bringt zudem noch seine Erinnerungen und Traumata aus dem Ersten Weltkrieg mit; diese folgen ihm zuverlässig durch sein Leben.

Eines nachts wird Giral zu einem Tatort in einem abgerockten Jazzclub geholt. Zwei bemerkenswerte Dinge stellt der Inspecteur dort fest. Man hat der Leiche, die er vorfindet, mit grober Paketschnur den Mund zugenäht. Ob ante oder post mortem, bleibt festzustellen. Und – gerade diese Leiche sollte eigentlich im Knast sein. Dahin hat Giral den Bösewicht nämlich vor nicht allzu langer Zeit höchst selbst verbracht. Wie kommt der also in den Club?

Es entspinnt sich eine fein gebaute Kriminalgeschichte, mit Mord und Totschlag, Schmuggel, Raub und Schwarzmarkt. Diese hat der Autor in die akribisch recherchierte Zeitgeschichte eingeflochten. Und da regieren die Gegensätze. Für die Einheimischen gibt es Lebensmittelkarten, auch Inspecteur Giral schiebt den sprichwörtlichen Kohldampf. Die Rationierungen machen vor den Ordnungshütern nicht halt. Für die Besatzer gibt es dagegen ein Leben in Saus und Braus, mit Champagner und schönen Frauen.

Ich hatte wirklich Schwierigkeiten zu entscheiden, was mich mehr interessiert – der eine oder der andere Erzählstrang. Aber, Erleichterung. Nach circa der Hälfte der Geschichte nimmt Lloyd dem Leser oder der Leserin die Entscheidung ab, indem er beide nahtlos ineinander verschmilzt.
Die Sprache ist schnörkellos und pragmatisch; die Handlung steht klar im Vordergrund. Faszinierend ist die innere Zerrissenheit des Inspecteur‘. Auch er ist nicht frei von Schuld und Verfehlungen, führt einen beständigen inneren Monolog, eine ethische Auseinandersetzung mit sich.

Kurz und bündig: ein vielschichtiger und anspruchsvoller Kriminalroman. Ich freue mich auf Band 3.

Bewertung vom 24.02.2024
Klarkommen
Hartmann, Ilona

Klarkommen


ausgezeichnet

In einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel sagt die Autorin Ilona Hoffmann über ihr neues Buch: „Der Protagonistin bin ich dahingehend ähnlich, dass ich die meiste Zeit das Gefühl habe, den coolen Kids auf dem Bordstein hinterherzuhinken. So, als hätten die ein Fahrrad und ich einen Tretroller.“

Das verspricht doch einiges an Amusement und auch Tiefe. Möglicherweise. Und auch das Cover „Reitende auf glitzerndem Automatenpferd“ ist viel versprechend. Na denn. Auf in’s aufgeschriebene Abenteuer.

Die Geschichte berichtet von Mounia, Leon und der Erzählperson. Alle drei stehen kurz vor dem Abitur in ihrer beschaulichen kleinen Stadt, und „die ganze Welt steht ihnen offen.“ Auf in’s Klischee, auf in die Großstadt, das ist der Plan. In das nie genannte, aber durchaus gemeinte Berlin. Alles das „in Wahrheit erleben“ wovon bisher nur Platten, Bücher und Filme berichtet haben. Sex, Drugs and Rock‚n’Roll. Partys ohne Ende. Gastgeber egal. Introvertierte KünstlerInnen im Schwarzen Café, Kommilitonen im Hardenberg und Milchcafé in eimergroßen Schalen. Mit Henkel wäre das eine langweilige Tasse (wie zuhause) und somit unhip.

Durch Zufall finden die drei eine gemeinsame Wohnung für ein Jahr. Diese Wohnung wird ihre Homebase. „Ihr Platz“ für die erste Zeit. Von dort aus ziehen sie hinaus in die Stadt, alleine oder gemeinsam, treffen sich dort wieder, tauschen sich aus, helfen sich gegenseitig beim Klarkommen, suchen ihren Platz im Biotop Großstadt. Denn: die Realität hält sich nicht an die Versprechungen der Platten, Bücher, Filme und der künstlerischen Garde. Wo sind Sex, Exzess und Orgie? Das Gefühl von Rebellion und der Protest gegen das vorgeformte Erwachsenwerden, wo sind sie? Langsam merken sie alle drei, dass der Trip in die Großstadt läuft wie eine Kaffeefahrt. Kaffee und Kuchen gratis, die spannenden und wundersam funktionierenden Gesundheitsapparate müssen teuer bezahlt werden. Sonst der dreht der Veranstalter den Schlüssel vom Saal um.

Dabei erzählt Ilona Hartmann die Geschichte nicht chronologisch an einem Faden entlang. Die Autorin (Jg. 1990) arbeitet für das Radio, ist sehr präsent auf X und Instagram. Also ist bei 1200 Zeichen Schluss (ironische Überzeichnung!). Und so haben wir hier eine Sammlung von Textstücken, die sich einem Tetrisspiel gleich langsam zusammensetzen, und das Bild komplettieren. Sie nutzt dabei die ganze Bandbreite menschlicher Gefühle. Leise und laut, blökend oberflächlich oder mit großer Tiefe – und fast immer mit Witz und Ironie. Das muss man mögen. Für diejenigen, die das tun, ist das Buch ein großes Lesevergnügen.

Die Kritik kritisiert: keine Handlung, keine psychologische Entwicklung der Figuren, alles zu statisch. Wo sind denn nun die erfüllten Erwartungen?

Die Frage nach dem Platz im Leben bleibt unbeantwortet; dafür gibt es eine andere Erkenntnis unaufgefordert gratis: Zuhause ist’s doch nicht immer so schlecht.

Bewertung vom 22.02.2024
Spur und Abweg
Tallert, Kurt

Spur und Abweg


weniger gut

Ächz. Da ist der wieder. Der Mensch, der sich in irgendeiner Weise in der Kunst betätigt, fühlt sich plötzlich berufen, seine Familiengeschichte aufzuarbeiten. Und er taucht tief in Zeitzeugenberichte, Kartons mit Briefen und Postkarten, sucht und findet Zeugnisse und Beurteilungen, führt Interviews. Und es ist ja auch wirklich schön, eine solche Familiengeschichte dem Vati oder Opi zum letzten Runden zu überreichen. Mit all‘ den erfüllenden und erheiternden Höhepunkten der Sippenentwicklung – und natürlich auch den obligaten deutschen Leerstellen in bestimmten Jahrzehnten. Andererseits gibt es die, die sich gerade auf diese Jahrzehnte der Leere und des Schams konzentrieren und wie die Trüffelschweine in der Schuld und dem Versagen zweier Weltkriege, und wahlweise auch noch einer Diktatur, buddeln. Und dann aus diesen Funden eine Familiengeschichte in Schutt und Asche kreieren. Auch gut, wenn diese Lektüre im Familienkreis bleibt, mag noch alles gut bleiben.

Gefährlich wird’s, wenn das Pamphlet oder dessen Autor oder Autorin den Weg in die Öffentlichkeit sucht – und findet. Und das unter tätiger Mithilfe eines Verlages wie Dumont. Hallelujah! Ich alter Knochen verband seit je her eine gewissen Qualität mit diesem Hause, nun ja.

Kurt Tallert, geboren 1986, beschreibt in „Spur und Abweg“ das Leben seines Vaters. Ein Leben, das durch die Flucht vor den Nazis und den Kampf für die Demokratie in der jungen Republik gekennzeichnet ist. Vater Harry ist Halbjude und ein „alter Vater“. Als Kurt geboren wird, ist Harry 58 Jahre. Also muss auch der Witz vom „Na, Kleiner, gehst Du mit Deinem Opa spazieren?“ herhalten. Kurt ist zwölf Jahr, als sein Vater stirbt, und der Sohn weiß quasi nichts über diesen Mann. Der Topos der Erinnerung gewinnt sehr früh eine große Bedeutung in Kurts Denken. Nicht umsonst finden wir auf der Vorsatzseite den Satz; „Meiner Familie, die ich immer noch kennenlerne“.

Unter dem Künstlernamen »Retrogott« prägt Taller gegenwärtig als Rapper, DJ und Produzent erfolgreich seit mehr als zwanzig Jahren die deutsche Hip-Hop-Szene und veröffentlichte zahlreiche Alben. Dazu der Verlagstext:“ „Spur und Abweg“ ist sein schriftstellerisches Debüt.“ Nein, ist er nicht. Siehe oben: das hat mit Literatur nichts zu tun. Der Stil ist hölzern, die Struktur des Textes mehr als erratisch.

Stilistisch stellt sich wieder einmal die Frage: Roman oder historischer Essay? Da ist hat jeder IKEA Flickenteppich mehr rote Fäden. Ich gebe ehrlich zu. Nach Seite 70 hat es mich gerissen, und ich gab‘ die Lektüre auf. Aber ich darf Ihnen vorstellen: das erste gut 200 Seiten starke Werk, dass sich anfühlt wie ein 1200 Seiten Schinken. So – if not with a special interest, keep away.

Bewertung vom 06.12.2023
Unsereins
Mahlke, Inger-Maria

Unsereins


sehr gut

Downtown Abbey im „kleinsten Staat des Deutschen Reiches“

2018 bekam Inger-Maria Mahlke den Deutschen Buchpreis für ihren Roman „Archipel“. In diesem Jahr legt die gebürtige Lübeckerin damit einen veritablen Heimatroman vor. „Unsereins“ ist aktuell das Buch des Monats im NDR. Auf 500 Seiten erzählt sie die Geschichte der Stadt und ihrer Bürger:innen in der Wendezeit vom 19. zum 20. Jahrhundert. Die gute alte Zeit, da geht sie dahin. Der erbitterte Streit über die Konservendosenfabrik und die Versorgung der städtischen Bevölkerung mit Wasser-Closetts“ sind erste Vorboten.

Bei Nennung des Ortes des Geschehens gehen natürlich alle Glocken an. Lübeck, Familie Mann, die „Buddenbrooks“, der Nobelpreis. Das Spiel mit diesen Assoziationen beherrscht Mahlke. Aber, so wie die Lübecker Gesellschaft den Roman von „Tomy, dem Pfau“ behandelt wie einen Schlüsselroman, der zur Belustigung und großen Ärgernissen in den Salons führt, sollte das heutige Publikum sich nicht in die Lektüre stürzen. Man täte dem Buch großes Unrecht. Es geht im Text nur am Rande um „die“, die vergangenen, seienden oder werdenden Senatoren, Konsuln und Bürgerschaftsmitglieder. Natürlich alles Herren, die Stützen der Gesellschaft. Ich lebe in Rostock und kann also beurteilen, was es bedeutet, von Senatoren und einer Bürgerschaft mit 52 Mitgliedern regiert zu werden. Und es war damals schon wie heute. Die Bürgerschaft ist nichts anderes als in anderen Städten ein Stadtrat, benehmen tun sich die Herrschaften allerdings manchmal als bildeten sie die UNO Vollversammlung.

„Unsereins“ zeigt wie in einem detailreichen Wimmelbild die „anderen“.
Die Bediensteten, die im Hintergrund schuften wie Leibeigene und tags wie nachts ein Auge und ein Ohr auf die Herrschaft haben. Für diese Menschen steht exemplarisch Ida, das Mädchen im Hause der Familie Lindhorst. Sie selbst hat in ihrem Leben auch schon bessere Zeiten gesehen und sich geschworen, sie werde nicht als Dienstmädchen enden. Und Ida hat es als Bedienstete und Frau gleich zweifach schwer. Die kaisertreue, noch fest hierarchisch strukturierte, absolut männerdominierte Gesellschaft zwängt alle Frauen, auch die Damen der Gesellschaft, in enge Korsetts, im materiellen als auch übertragenen Sinne. Und so kann die Jagd nach dem passenden Gatten ermüdend und kummervoll werden. Doch die Form muss gewahrt bleiben, um jeden Preis, die Produktion der „Stammhalter“ gewährleistet sein. Einzelne „Ausbrecherinnen“, die weder Gattin noch gar Mama werden sondern zum Beispiel Schriftstellerin, werden nach außen von den Damen misstrauisch beäugt, im Geheimen bewundert.

Neben den Klassen- und Geschlechtsunterschieden tröpfelt ein stetiges Gift in den norddeutschen Protestantismus: der Antisemitismus. Der macht auch vor der etablierten und ehrbaren Familie Lindhorst nicht halt. Eine bittere Erkenntnis. Und eine weitere folgt sogleich: der Lohndiener Charles, durchaus erfolgreicher Geschäftsmann, ist der Liebling der Damenwelt und leider schwul. Auch die Vermutung, dass „der Tomy“ zu seinem Geschlecht neigt, hält sich beständig, und wird verschwiemelt und verschwitzt von Mund zu Mund getuschelt.

Und doch haben wir allerlei Vergnügen, auch am Rande aller Beschwernis und Rückschläge. Denn, hinter den Fassaden und durch alle Klassen hindurch, gibt es Amouren abseits des Weges, Fehltritte und zweifelhafter Vaterschaften. Manche gelingen, manche führen ins Unglück.

Eine Lektüre wie gemacht für diese Jahreszeit.