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holdesschaf

Bewertungen

Insgesamt 495 Bewertungen
Bewertung vom 30.06.2024
Solitaire (deutsche Ausgabe)
Oseman, Alice

Solitaire (deutsche Ausgabe)


gut

Im Weltschmerz gefangen
Tori Spring möchte von der Welt da draußen mit ihren Problemen in Ruhe gelassen werden. Selbst von Freunden fühlt sie sich oft unverstanden. Zudem zieht ihr Bruder sehr viel Aufmerksamkeit der Eltern, was sie auch umtreibt. Die Schule ist ein notwendiges Übel und irgendwie fehlt die Zukunftsperspektive. Da tritt ein neuer Schüler in ihr Leben, Michael Holden, der unbedingt mit ihr befreundet sein will. Doch ist er das genaue Gegenteil von Tori, gut gelaunt und mit Plänen. Auch ein Freund aus Kindertagen versucht wieder auf Tori zuzugehen. Als eine seltsame Gruppe namens Solitaire auftaucht und durch verschiedene Aktionen Unfrieden stiftet, muss Tori sich entscheiden. Bleibt sie in ihrer Blase oder wagt sie den Schritt hinaus?

Von der Autorin dürfte so ziemlich jeder schon mal etwas gehört haben. Alice Oseman ist die Verfasserin der Heartstopper-Reihe und auch Solitaire spielt am Rande dieser Welt, die die aktuelle Generation in ihren Bann zieht. Ich gehöre nicht zu dieser, wollte aber trotzdem einmal ein Buch von der Autorin lesen. Solitaire konnte mich von der Inhaltsbeschreibung her einnehmen. Ich fand es dann allerdings sehr schwierig, Victoria Spring kennenzulernen. Meine Generation hatte auch so ihre Probleme und Weltschmerz war mir auch nicht fremd. Allerdings finde ich die Beschreibung von Toris Sicht der Dinge schon nahe an der Depression. Mir kam es so vor, als hätte sie bereits jetzt mit dem Leben abgeschlossen. Sie freut sich nie, sie ist so negativ, dass es mich selbst irgendwie beim Lesen runtergezogen hat. Die negativen Gefühle bleiben auch noch, als sie Michael Holden kennenlernt, der alles versucht, um sie aus ihrem Schneckenhaus herauszuholen. Da tun sich wirklich zwei grundverschiedene Menschen zusammen. Zum Glück kann wenigstens Michael Tori ab und an ein Lächeln abringen.

Sehr mysteriös ist dann das Auftauchen dieser radikalen Gruppe "Solitaire", die mit ihren Aktionen mehr als einmal Grenzen überschreitet. So richtig realistisch fand ich diesen Handlungsstrang nicht. Dafür hat Solitaire in allem, was sie tut viel zu leichtes Spiel. Trotzdem fragt man sich natürlich, was ihr Ziel ist und das bringt etwas Spannung in die Handlung. Auf mich wirkte diese Gruppe durchweg bedrohlich und schlecht einschätzbar. Auch Toris Freund aus Kindertagen, der sich wieder um sie bemüht gab mir Rätsel auf. Es war aber schön zu sehen, dass Tori nicht alles egal ist, auch wenn das für sie am Anfang feststand. Natürlich ist es auch gut, dass in einem Buch mal nicht alles eitel Sonnenschein ist, aber hier suhlt sich die Protagonistin für meine Begriffe schon leidenschaftlich in ihrem Schmerz, der erst durch das Auftauchen verschiedener Personen und Ereignisse in den Hintergrund gedrängt wird. Für Jugendliche, die solches nicht als Anreiz in ihrem Leben erhalten, kann diese Botschaft auch nach hinten losgehen. Mir hätte es besser gefallen, wenn Tori nicht nur als Reaktion auf etwas ihre Sichtweise verändert hätte, sondern von sich aus die Erkenntnis gewonnen hätte, das das Leben lebenswerter sein kann, wenn man sich darauf einlässt. So hatte ich einfach viel zu viele negative Gefühle beim Lesen, zum Beispiel auch, als Toris queerer Bruder angefeindet wurde etc. Daher von mir "nur" 3 Sterne.

Bewertung vom 25.06.2024
Lesen NERVT! - Bücher? Nein, danke! (Lesen nervt! 1)
Schumacher, Jens

Lesen NERVT! - Bücher? Nein, danke! (Lesen nervt! 1)


sehr gut

Witzige Idee für ein Erstlesebuch
Spinne Karoline Kneberwecht ist genervt, weil ein Kind sich in ihre Ecke der Bibliothek verirrt hat und doch tatsächlich eines der langweiligen Bücher aus dem Regal nimmt. Und das gerade dort, wo sie in mühevoller Arbeit ihr Haus mit allen Schikanen gewebt hatte. Unverschämtheit! Was will das Kind überhaupt mit dem Buch? Karoline macht sich daran, es zu überzeugen, dass Lesen doch eh nur nervt? Oder?

Ich muss gestehen, dass ich schon das Cover und die Leseprobe so toll fand, dass ich als Erwachsene das Buch unbedingt lesen wollte. Man ist doch immer auf der Suche nach einem witzigen, nicht zu schweren Buch, mit dem man den Nachwuchs zum Lesen begeistern kann. Hier locken auf dem Titelbild schon Comicelemente, wie die Sprechblase und die zentrale Figur, Karoline mit ihrem ultragenervten Blick. So, wie man ihn auch manchmal bei Lesemuffeln sieht, wenn man ihnen das Lesen schmackhaft machen möchte. Sehr angetan bin ich auch von der Menge und der Aufteilung des Textes. Anfangs ist es sehr wenig, wird dann aber im Laufe des Buches durch eingestreute Geschichten und Aufgaben mehr. Dazu immer wieder diese coolen Sprechblasen. Anfangs nervte mich Karoline irgendwie, die nicht einsieht, warum das Kind in die Bibliothek kommt, um zu Lesen, wobei diese Tätigkeit doch ihr persönlicher Albtraum ist. Das Kind soll ihr Haus nicht zerstören, daher will sie ihm mit allen Mitteln das lesen verleiden. Ihre Hartnäckigkeit nervt mich allerdings mehr als das Lesen. Meine Tochter fand die gute Karoline aber echt witzig und so ist das auch gedacht. So wie Karoline erklärt, warum Lesen doof ist, argumentiert sie eigentlich dafür. Dieser Trick ist auch von Kindern leicht zu durchschauen.

In den eigentlichen Text, der die Kinder immer wieder direkt so anspricht, als wären sie selbst in der Bibliothek, sind verschiedene Rätsel und Leseaufgaben eingebaut, die die Kinder einbinden und ihnen den Spaß am Lesen und Lesenkönnen vermitteln sollen. Zu Beginn sind die noch recht leicht und zeigen: Wörter verändern die Bedeutung, wenn sich ein Buchstabe (eigentlich Laut) ändert. Später muss man auf mehreren Seiten hintereinander selbst fehlende Buchstaben einsetzten, dann Bilder als Ersatz für Wörter lesen und schließlich ganze Wörter selbst aus einer Auswahl heraussuchen. Da gibt es natürlich viele Möglichkeiten für absolute Quatschsätze. Für ungeübtere Leser oder Kinder, die noch nicht so gut Deutsch können, ist vor allem die Übung mit den weggelassenen Buchstaben eine Herausforderung. Da muss man aufpassen, dass sie die Lust nicht verlieren und am Ende Karoline zustimmen. Am Ende ist es ein Gedicht, dass Karoline zum Umdenken bewegt, wo doch Lyrik allgemein nicht so beliebt sein soll (laut Frau Kneberwecht). Richtig schön und emotional. Die Botschaft ist dann klar transportiert. Ich selbst hatte mir noch etwas mehr Witz erwartet, meine Tochter war jedoch sehr angetan und konnte mehr lachen. Daher gibt es 4 Sterne.

Bewertung vom 25.06.2024
Ein Beagle auf dem Mond / Peanuts für Kids - Neue Abenteuer Bd.1
Schulz, Charles M.

Ein Beagle auf dem Mond / Peanuts für Kids - Neue Abenteuer Bd.1


gut

Klassiker wiederzubeleben allein macht noch kein gutes Buch
Mit Peanuts für Kids taut Carlsen Comics eine Comic-Strip-Reihe auf, die ich als Kind eher selten gelesen habe und deren Original-Zeichner bereits im Jahr 2000 verstorben ist. Die Peanuts sind ein Klassiker, das lässt sich nicht bestreiten. In diesem Buch, das der Verlag mit einer Altersempfehlung ab 6 Jahren verkauft, kehren also Charlie Brown, Snoopy und all die anderen in längeren, neuen Comic-Geschichten zurück. Zeichnerisch ist das sehr gut gelungen und die Farben wirken frisch und modern. Das Cover lockt durchaus, nach dem handlichen Comic-Buch zu greifen. Leider passen für mich die Figuren mit ihren Eigenheiten dafür nicht ganz in die Gegenwart, die sich seit den Original-Peanuts doch sehr verändert hat. Die Stereotype sind nämlich noch dieselben wie vor zig Jahrzehnten. Charlie Brown, der inkonsequente Hundehalter, dem eigentlich nie irgendetwas so recht gelingen mag, der verfressene Hund Snoopy, der auf seiner Hütte liegt und vor sich hinträumt und sich um Woodstock sorgt. Linus mit der Schnuffeldecke, Daumen im Mund und seine Schwester Lucy, die - wenn diskutieren nicht hilft - gern mal die Fäuste sprechen lässt. Ob das bei den Kids von heute ankommt, die ihre ganz eigenen Vorbilder und Helden haben? Vereinzelt vielleicht. Vor allem, wenn die Elter große Fans sind, gelingt es ihnen vielleicht die Kinder anzustecken. Meine Tochter (10) zeigte so überhaupt kein Interesse, so dass ich das Buch bald allein fertig lesen durfte.

Bei den Geschichten handelt es sich zunächst um mehr oder weniger zusammenhängende Episoden zum im Titel angezeigten Hauptthema "Ein Beagle auf dem Mond". Ab etwa der Hälfte kommen Classics und weitere kurze Strips hinzu. Ein paar schöne Lacher waren schon dabei, ein paar nostalgische Momente ebenso. Allerdings viel zu wenige, um mich durchgängig zu begeistern. Die Anspielungen bauen auf bestimmtes Hintergrundwissen, das 6-Jährige einfach meist nicht haben, z. B. der rote Baron oder Astronaut Alan Shepard. Teilweise ist auch das Vokabular sehr erwachsen. Die Probleme, über die philosophiert wird, haben mit der Lebenswelt der Kinder kaum etwas zu tun. Das, was sie heute beschäftigt, kommt - bis auf eine Ausnahme - nicht vor. Manche Szenenwechsel ist so abrupt, dass jüngere Leser vielleicht nicht mehr mitkommen. Daher empfehle ich das Buch eher für ältere Kinder, die mal in die Freizeitbeschäftigung und Kinderzeit der Eltern und Großeltern eintauchen wollen. Fans und Liebhaber von Snoopy & Co. werden sich bestimmt wieder dorhin zurückversetzt fühlen und sollten zugreifen. Von mir 3 Sterne.

Bewertung vom 16.06.2024
Das letzte Bild / Cold Case Bd.4
Frennstedt, Tina

Das letzte Bild / Cold Case Bd.4


ausgezeichnet

Spannung in einem alten Fall um verschwundene Mädchen
Auf einer amerikanischen Seite für Liebhaber von Mordermittlungen und Serientäterinfos postet ein Unbekannter Fotos von jungen Mädchen. Jedes von ihnen ist seit langem in Skandinavien als vermisst gemeldet. Besonders eines erkennt die momentan beurlaubte Ermittlerin Tess Hjalmarsson sofort: das Bild zeigt Jenny Ramsvik, die vor siebzehn Jahren nach einer Party verschwand. Alle Spuren führten zu nichts und der Fall hat Tess bis heute nicht losgelassen, denn sie möchte den Angehörigen Gewissheit verschaffen. Als weitere Bilder auftauchen, tut sich Tess mit Ermittlern aus Dänemark und einem bekannten Psychologen zusammen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Fälle zusammenhängen. Doch warum postet der mutmaßliche Täter die Bilder ausgerechnet jetzt?

Ich verfolge die Cold Case Serie mit der Ermittlerin Tess Hjalmarsson schon seit Band eins, so dass das neue Buch sofort auf die Leseliste wanderte. Das Cover fügt sich gut in die Reihe ein, hat mit dem Fall allerdings nicht allzu viel zu tun, außer dass die Brücke auch eine Verbindung herstellt, genau, wie das letzte Bild im Buch. Die Geschichte startet recht unvermittelt und hat verschiedene Handlungsstränge. Vor allem der um Tess war zunächst für jemanden, der alle Bände gelesen hat, etwas verwirrend, da Tess sozusagen beurlaubt ist aufgrund eines leichtsinnigen Vergehens, das allerdings in den Büchern gar nicht vorkam. Als treuer Leser sollte man sich also nicht fragen, ob man da etwas überlesen hat. Hat man nicht. Alles, was zu Tess vorübergehender Entfernung aus dem Cold Case Team geführt hat, passierte zwischen dem dritte und vieren Band und sorgt allein dafür, dass Tess an sich zweifelt und durch die gewonnene Freizeit Luft gewinnt, sich an den dänischen Ermittlungen zu beteiligen. Überhaupt hat Tess private Seite wieder einiges an Raum im Buch, was ich sehr reizvoll fand, denn dadurch versteht man die Ermittlerin einfach besser und eine Entwicklung führt im weiteren Verlauf sogar zu besonders angespannter Atmophäre.

Neben der polizeilichen Arbeit nimmt ein weiterer Strang viel Raum ein: Schauspielerin Kate Sand, die mit einer Serie in England sehr erfolgreich war, bekommt Briefe von einem Unbekannten, die bedrohlich wirken und ihr große Angst machen. Ihr Ehemann und ihre Managerin halten sie hingegen für hysterisch. Vorkommnisse in der Vergangenheit des Ehemanns sorgen dafür, dass man als Leser*in alles und jeden hinterfragt und die Fakten hin- und herwendet, um Erkenntnisse für den Fall zu gewinnen. Wie und ob beide Fälle überhaupt zusammenhängen bleibt lange unklar. Zunächst wird hier echte Polizeiarbeit gemacht. Sämtliche Akten der alten Fälle werden überprüft, Zeugen aufgesucht, Verdächtige befragt, Bilder analysiert und psychologisch bewertet. Man kommt sich zeitweise so vor, als wäre man live dabei und hat viel Gelegenheit mit im Dunkeln zu tappen und mitzurätseln. Dabei kommt nicht nur einmal eine betroffene, bedrohliche Stimmung auf, nicht zuletzt durch ein seltsames Wesen, das schon im Prolog für erste Schrecken sorgt. Wie die Autorin hier schreibt, hat mir wirklich außerordentlich gut gefallen. Der Text kommt leicht daher, obwohl der Fall sehr komplex ist. Zudem lässt sie immer ein paar lose Fäden übrig, die man verzweifelt versucht zu verknüpfen, genau wie die Ermittler im Buch. Dabei fand ich jeden einzelnen Charakter an sich schon gut gezeichnet, vom völlig kaputten Psychologen, über die nicht fehlerfreie Tess, bis hin zur labilen Schauspielerin. Der Fall toppt den letzen also um Längen und ich kann ihn uneingeschränkt empfehlen. Am Ende hätte ich mir noch ein bisschen mehr Infos gewünscht, aber alles in allem ist der vierte Cold Case auf jeden Fall 4,5 Sterne wert.

Bewertung vom 15.06.2024
Der Kuss der Nixe / School of Myth & Magic Bd.1
Jager, Jennifer Alice

Der Kuss der Nixe / School of Myth & Magic Bd.1


ausgezeichnet

Unterhaltsame, magische Geschichte mit High School Feeling und Geheimnissen
Devin will eigentlich nur ihren Geburtstag am See feiern, doch dann sorgt sie unabsichtlich dafür, dass ihr Schwarm Tyler im Krankenhaus landet. Die Ursache ist Devin ein Rätsel, bis in ihrem Zuhause zwei Gestalten auftauchen und ihr mitteilen, dass sie eine Nixe ist. Gerade vor diesen Wesen hatte sie ihre Großmutter doch immer gewarnt. Die einzige Möglichkeit, ihre Fähigkeiten behalten zu können, ist der Besuch der in der Zwischenwelt verborgenen School of Myth and Magic. Dort gibt es allerlei Fabelwesen, unter anderem einen nicht so netten Schwarm Nixen, Vampire, Hexen und einen charmanten Faun, doch Devin hat das Gefühl, dass ihr noch etwas anderes Dunkles an die Schule gefolgt ist.

Ein neues Buch von Jennifer Alice Jager, das musste ich einfach lesen, weil mir die Emily Seymour Dilogie ausgezeichnet gefallen hatte. Auch School of Myth & Magic hat wieder eine Protagonistin, die nicht auf den Mund gefallen ist, allerdings ist sie nicht so clumsy wie Emily, sondern weiß anfangs einfach nicht, welche Kräfte in ihr schlummern und ist auch nicht gerade begeistert davon, dass sie genauso ein Wesen ist, vor dem sie ihre Großmutter immer gewarnt hat. Mit der Situation muss sie sich relativ schnell abfinden und wird, was die Schule angeht sprichwörtlich ins kalte Wasser geworfen. Zwar ist Devin eine Nixe, hat aber keinen Plan wie das geht und auch den Rest der magischen Welt muss sie erst kennenlernen. Da kommt ganz schön viel zusammmen und ich fand es sehr unterhaltsam, wie sie sich - ähnlich wie in einer Teenie-High-School-Kömödie - durchsetzt und Verbündete findet. Nahe am Klischee der Promqueen agiert dabei die Anführerin des Nixenschwarms, während Außenseiter*innen sich eher für Devin interessieren. So gibt es eine Menge lustige, aber auch mal konfliktreiche Szenen.

Spannend ist hingegen Devins Suche nach ihrer Identität. Sie hat im Unterricht zu kämpfen, aber auch das Gefühl, dass sie anders ist. Zudem wird es immer wieder bedrohlich. Irgendetwas oder irgendjemand ist Devin an die Schule gefolgt, so dass sie immer auf der Hut sein muss. Es dauert ein bisschen, bis es an die Auflösung der ersten Geheimnisse geht, aber es lohnt sich. Was mir vor dem Lesen gar nicht klar war ist, dass Devins Zwischenwelt dieselbe ist, in der auch Emily Seymour spielte. Das wurde mir erst bewusst, als ein alter Bekannter auftauchte. Schon der erste Band hat ein fulminantes und überraschendes Ende, bei dem natürlich auch der obligatorische Cliffhanger nicht fehlt. Band zwei ist also Pflicht. Das fällt bei Jennifer Alice Jagers jugendlich frischem Schreibstil und den abwechslungsreichen Figuren aber auch nicht schwer. Zwar kommt School of Myth & Magic für mich nicht ganz an Emily Seymour heran, trotzdem ist Devins Geschichte eine sehr unterhaltsame. 4,5 Sterne

Bewertung vom 14.06.2024
Belladonna - Die Berührung des Todes / Belladonna Bd.1
Grace, Adalyn

Belladonna - Die Berührung des Todes / Belladonna Bd.1


sehr gut

Interessante, teils spannende Mischung
Die junge Signa steht mit dem Tod in Verbindung. Da ihre Eltern tot sind, holt sie ihr Onkel dennoch auf sein Anwesen Thorn Grove. Ihre Cousine Blythe ist sehr krank. Schnell findet Signa, der der Tod nichts anhaben kann, heraus, dass hier etwas nicht mir rechten Dingen zugeht. Jemand will der Familie Böses. Mit ihrem Cousin macht sie sich auf die Suche nach demjenigen, der hinter Blythes Krankheit steckt. Hilfe bekommt sie auch von einem mysteriösen, aber attraktiven Mann, der Gefühle in ihr weckt. Es kommt der Verdacht auf, dass der Geist der Herrin des Hauses noch anwesend ist, die ebenfalls an einer unbekannten Krankheit verstarb und den Verantwortlichen heimsucht.

Das Cover von Belladonna und auch der Farbschnitt sind highlightverdächtig und es gab sehr viele begeisterte Stimmen zu dem Buch. Der Einstieg war für mich allerdings etwas holprig, denn so ganz habe ich die Vorgeschichte um den Tod der Eltern und die Mitwirkung des personifizierten Todes nicht verstanden. Nach und nach kam ich aber besser hinein in die Geschichte. Vor allem als Signa dann im Herrenhaus der Verwandtschaft ankommt und immer wieder auf den Tod trifft, wurde mir einiges klarer. Dieses Buch zu lesen, war eine ganz neue Erfahrung. Die Erzählung schwankt zwischen düsterem Regency-Setting, Gedanken über den Tod und die Begegnungen mit ihm, Romantasy und kriminologischen Ermittlungen. Ebenso beinhaltet das Buch ganz viel Kräuterkunde, denn damit kennt sich Signa sehr gut aus. Für mich war die junge Frau, die der Tod berührt hat, ziemlich tough, diplomatisch und setzte sich für die eigentlich unbekannte Verwandschaft sehr ein. Dort herrschte alles andere als eitel Sonnenschein und es war spannend in die Konflikte hinter den Kulissen vorzudringen.

Das Übersinnliche war schon etwas seltsam, aber auch erfrischend anders, als die altbekannten Romantasy-Geschichten. Das Flair war ebenso besonders. Leider war die Auflösung des Krimianteils für mich doch recht vorhersehbar. Mein früher Verdacht bestätigte sich am Ende, allerdings war es noch spannend die Motive zu ergründen und was Signas mysteriösen Helfer betrifft, war ich doch sehr überrascht. Insgesamt eine besondere Geschichte, aber auch gewöhnungsbedürftig. 4 Sterne

Das Hörbuch zu Belladonna konnte ich dann ebenfalls noch genießen. Hier muss man sagen, dass die Stimme von Lena Münchow besonders gut zu Signa passt und dafür sorgt, dass diese uns tief in die Geschichte eintauchen lässt. Einige Szenen sorgen so für Gänsehaut, da das düstere Flair spürbar wird. Besonders spannende Stellen spricht sie mit viel Dramatik, kann aber auch die Gefühle von Signa sehr gut transportieren und macht vor allem das Ende des Buches zu einem echten Hörerlebnis, das dann ruhig länger hätte sein können.

Bewertung vom 12.06.2024
Das Geheimnis der Silberwölfin / Anderwald Bd.1
Leuze, Julie

Das Geheimnis der Silberwölfin / Anderwald Bd.1


sehr gut

Typischer Einstiegsband mit ersten Erfahrungen im Anderwald
Als Fiona und ihre Freunde Jakob und Olivia im Wald spielen, entdeckt Fiona ein altes Steintor, durch das sie auf wundersame Weise in einen Teil des Waldes gelangt, den sie bisher nicht kennt, den Anderwald. Dort begegnet ihr ein Wolf und sie flüchtet ängstlich. Wieder zurück stellt sie fest, dass außer ihr niemand das Tor sehen kann. Von da an versuchen die Freunde mehr über den Anderwald zu erfahren. Weitere Besuche bringen Erstaunliches zu Tage, doch sorgt die Ungerechtigkeit, dass nur Fiona in den Anderwald reisen kann, auch für Unmut unter den Freunden. Welche Aufgabe Fiona wohl mit dem geheimnisvollen Stück Natur verbindet?

Ich habe mich vorwiegend für das Buch interessiert, da meine Tochter ein großer Wolfsfan ist und ich es wichtig finde, dass Kinder die Verbundenheit zur Natur nicht verlieren. Die Inhaltsangabe deutete an, dass Fiona hier einiges über den Wald herausfindet, ihm irgendwie helfen muss und das hat die Neugier dann vollends geweckt. Das saftig grüne Cover mit der Silberwölfin hat uns richtig gut gefallen. Die Geschiche startet auch recht spannend und ist dabei nicht allzu schwer zu lesen. Schwarz-grüne Illustrationen sorgen für Auflockerung und eine "waldige" Atmosphäre. Für gute Leser*innen ab 8, aber spätestens ab 9 Jahren ist das Buch geeignet, da das Protagonist*innen-Trio aus Fiona, Jakob und Olivia besteht, die die besten Freunde sind. Fionas Familie ist sehr naturverbunden, der Papa ein Vogelforscher, die Mama beschäftigt sich mit Kräuterkunde. Auch Fiona ist gern draußen und fasziniert von ihrer Entdeckung. Dabei hat sie einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, ist hilfbereit und steht für ihre Sache ein. Jakob kennt sich super mit Pflanzen aus und ist auch sonst ein schlaues Kerlchen, dafür aber auch etwas ängstlich. Olivia ist die Draufgängerin, sportlich und mutig. Die Eigenschaften der drei ergänzen sich perfekt, doch je länger Olivia und Jakob nur vor dem Tor wartend Fionas Abenteuer verpassen, desto schwieriger wird die Stimmung. Das war für uns nachvollziehbar und auch, dass die Kinder nach einer Lösung suchen.

Die Nebencharaktere sind leider etwas klischeehaft. Da gibt es in der Schule die reichen und sehr fiesen Zwillinge, die nicht davor zurückschrecken, sogar einen Klassenkameraden im Rollstuhl zu piesacken. Ein bisschen schade dabei ist, dass das zwar als negativ dargestellt, im weiteren Verlauf aber auch nicht weiter aufgegriffen wird. Auch Olivias und Jakobs Wunsch, mit Fiona in den Anderwald zu reisen, ist ein Problem, das mir zu halbherzig angepackt wird. Die Besuche Fionas im Anderwald sind magisch und malerisch beschrieben, allerdings passiert auch hier in diesem ersten Band weniger als erhofft. Dem Wolf begegnet Fiona natürlich nicht nur einmal. Alles, was sie erlebt hat einen esoterischen Touch, da es viel um Gefühle geht, aber lange nichts Greifbares folgt. Es sind mehr die Naturbeschreibungen, die kurzen Kapitel, in denen die Pflanzen von einer Gefahr wispern und Hilfe herbeisehnen, die den Reiz des Buches ausmachen. Denn im Anderwald gibt es tatsächlich etwas Böses, doch was das ist, erfährt man sehr spät. Daher ist der erste Band in meinen Augen wirklich eine typische Einführung in den Anderwald, bei Fantasy würde man sagen, die Charaktere werden vorgestellt und dann geht es ans Worldbuilding. Wirklich Action mit Wolf, so wie wir uns das gedacht haben, gibt es also nicht und man muss wohl den zweiten Band lesen, um das wirkliche Abenteuer der drei Freunde erleben zu können. Daher gibt es für den Einführungsband auch erstmal 3,5 Sterne.

Bewertung vom 10.06.2024
Celebrity Crush / Celebrity Bd.1
Kristoffersen, Kirsti

Celebrity Crush / Celebrity Bd.1


sehr gut

Sommerliche Romanze auf dem Campingplatz
Karoline mit K ist sauer auf ihre Eltern. Mit ihren 14 Jahren wollte sie eigentlich den Sommer zusammen mit Freundin Emma allein in deren Haus am See verbringen. Stattdessen muss sie den Sommer mit ihrer lieben Oma auf dem Campingplatz irgendwo in der Pampa verbringen. Sie befürchtet das Schlimmste, vor allem nervt sie, dass Emma ständig Zeit mit coolen Leuten verbringt und Bilder davon postet. Die Lage ändert sich, als sie zunächst ein Mädchen in ihrem Alter kennenlernt, das ihr die schönsten Ecken der Gegend zeigt. Und dann kommt Mathias mit seiner Familie auf dem Platz an und Karolines Unmut verwandelt sich in zarte, sommerliche Gefühle. Doch ein Geheimnis scheint den Neuankömmling zu umgeben.

Hatte das Buch in der Onleihe gesehen und da ich auch gern Jugendbücher lese, hab ich es kurzentschlossen ausgeliehen. Bei der nicht allzu hohen Seitenzahl ging das auch gut zwischendurch. Das Cover strahlt recht gut den sommerlichen Flair der Geschichte aus, die irgendwo auf einem Campingplatz in der norwegischen Pampa spielt. Das Buch wurde übersetzt, ist aber sprachlich sehr nah an der heutigen Jugend dran, es werden typische Ausdrücke der Jugendsprache benutzt und ich finde auch die 14-jährige Karoline ist gut beschrieben zwischen Groll, Unsicherheit und ersten Gefühlen für einen Jungen. Die Atmosphäre ist auch treffend eingefangen, zwischen flirrender Hitze und erfrischend kühlem Bad im nahe gelegenen See. Ich hatte diesen Campingplatz beim Lesen wirklich vor den Augen und aus eigener Erfahrung weiß ich, wie treffend die Leute und das Umfeld beschrieben sind.

Die großen Themen, denen sich das Buch widmet, sind typische Jugendprobleme. Ein bisschen Neid auf die beste Freundin und das langsame Auseinanderdriften, das Gefühl ungerecht behandelt zu werden und sauer auf die Eltern zu sein, aber auch die Zuneigung zur Oma, das Kennenlernen neuer Leute und das sich Abfinden mit Situationen, die man nicht beeinflussen kann. Durch die Begegnungen mit einer neuen Freundin und Mathias und ihren gemeinsamen Unternehmungen wandelt sich Karolines Sicht auf die Dinge. Ein bisschen schade fand ich, dass Karoline dann aber genau das tut, was ihr bei Emma gar nicht gefallen hat. Eine richtige Freundschaft sollte ein paar Wochen Trennung überstehen. Spannend ist, dass man lange nicht weiß, wer Mathias überhaupt ist. Man kann da viel hineingeheimnissen. Er selbst gibt kaum etwas preis. Mich hat dann doch etwas gewundert, wie die Geschichte im ersten Band ausgeht. Denn der Celebrity-Moment kommt wenn erst auf den letzten Seiten. Da finde ich den Titel etwas zu weit vorgegriffen. Der Schluss ließ mich dann auch etwas unzufrieden zurück, da man auch hier den nächsten Band lesen muss, um einige Fragen beantwortet zu bekommen. Daher gibt es 4 Sterne.

Bewertung vom 31.05.2024
Hunting Souls Bd.1
Köpke, Tina

Hunting Souls Bd.1


ausgezeichnet

Lebendige Story mit einer schlagfertigen Untoten
Katrina Smythe "lebt" mit ihrer Familie aus Andersartigen zurückgezogen am Rande einer Kleinstadt, wo sie nicht auffallen. Seit einem Jahr ist die 18-Jährige untot und eigentlich froh, dass sie kaum noch etwas fühlt und die normalen Teenie-Probleme sie nicht heimsuchen. Doch dann bittet eine Familie von Jägern die Smythes um Hilfe, denn ihre Tochter wurde ebenfalls in eine Untote verwandelt. Widerwillig stimmt Katrina zu, sich um sie zu kümmern und wird durch einen Streich an Tate, den Sohn der Familie gebunden. Auch dieser ist ein überzeugter Jäger und dadurch der natürliche Feind aller Übernatürlichen. Meinungsverschiedenheiten vorprogrammiert. Als dann auch noch einige Personen als vermisst gelten, müssen die beiden sich zusammenraufen, um die Sache zu klären.

Das Buch ist optisch ein echtes Highlight, vor allem, wenn man noch den Farbschnitt bekommt. Also selbst, wenn mich der Inhalt nicht interessiert hätte, hätte ich dem Buch vermutlich nicht widerstehen können. Zum Glück wollte ich es aber eh lesen. Fand die Idee von zwei Welten, zwei verschiedenen Personengruppen, die hier aufeinandertreffen sehr reizvoll und war gespannt, wie Untote und Jäger die Bürde, miteinander auskommen zu müssen, meistern. Katrina hab ich anfangs als ziemlich mies gelaunt empfunden, doch ihre schlagfertigen Sprüche haben das Ganze dann bald aufgelockert und manchmal tat mir Tate fast ein bisschen leid, denn den lässt sie zunächst einmal vollkommen von sich abtropfen. Doch die Sorge um Tates Schwester und die seltsamen Vorkommnisse um vermisste Personen bringen die beiden näher zusammen, als ihnen lieb ist. Und selbst wenn nicht, passiert etwas, dass ihnen gar keine Wahl lässt. Diese Wendung war echt gemein für Katrina und Tate, aber mir als Leserin hat das gut gefallen. Die Gefühlswelten der beiden werden abwechselnd in den Kapiteln dargestellt und sind nachvollziehbar. Vertrauen ist schwer aufzubauen, wenn man sich normalerweise eher bekriegt. Mir gefiel, wie die Autorin die beiden langsam aber sicher empathischer gegenüber der Gegenseite macht. Die Entwicklung, die beide durchmachen, ist beachtlich.

Ein bisschen verstört hat mich manchmal die Vorstellung, dass Tate sich da einer Untoten annähert, deren Körper kalt ist und die normalerweise nichts fühlt und keinen Herzschlag hat. Aber man gewöhnt sich dran und es kommt zu Vorkommnissen, die ich mir noch nicht so recht erklären kann. Auch der Fall, um den es eigentlich geht, wird noch nicht ganz gelöst. Hier dürfte es eine Fortsetzung geben, die ich auf jeden Fall lesen will. Denn der Schreibstil der Autorin ist jugendlich frisch und ihre Ideen gefallen mir. Außerdem muss ich natürlich wissen, was hinter allem steckt. Vom Hörbuch habe ich mir eine Hörprobe angehört und fand die Stimmen perfekt, genauso jugendlich, wie ich mir das in meinem Kopf vorgestellt habe. Auch hier werden Tates und Katrinas Parts abwechselnd gesprochen. Ob Buch oder Hörbuch, wer z.B. Emily Seymour mochte, dem dürfte auch Hunting Souls gefallen. 4,5 Sterne

Bewertung vom 25.05.2024
Tegan and Sara: Junior High - Chaos im Doppelpack
Quin, Sara;Quin, Tegan

Tegan and Sara: Junior High - Chaos im Doppelpack


sehr gut

Ansprechende Graphic Novel zu typischen Teenie-Themen
Weil Bruce, der neue Freund ihrer Mutter ab sofort mit ihnen leben wir, ziehen Tegan und Sara um. Sie werden ab dem ersten Junior High Jahr eine neue Schule besuchen. Das bedeutet für die beiden ziemlichen Stress. Nicht nur müssen sie ihre Freundin Faiza zurücklassen, es kommen auch noch neue Lehrer und neue Klassenkameraden auf sie zu. Ob sie da Freunde finden werden? Und was ist dann mit ihrer alten Freundin? Je mehr sie sich auf neue Leute einlassen, um so mehr scheinen sie auseinanderzudriften und das, obwohl sie als Zwillinge doch immer zusammengehalten haben. Klar ist, Erwachsenwerden ist nicht einfach, da können die Gefühle schonmal Purzelbäume schlagen.

Ich hatte in der Beschreibung des Buches gelesen, dass es gerade für Lesemuffel geignet sei und da ich so einen zu Hause habe, hab ich diese Graphic Novel über den Alltag zweiter Teenager und Zwillinge aus Kanada bestellt und erstmal selbst gelesen. Nun weiß ich, dass das Buch auf den Erinnerungen der echten Zwillinge Sara und Tegan Quinn basiert. Die beiden sind Musikerinnen, die bereits zahlreiche Erfolge feiern konnten und sich auch politisch für zum Beispiel die LGBTQ+ Community stark machen. Allerdings besuchten die beiden nicht wie die Protagonistinnen im Buch die Junior High vor kurzem, sondern bereits in den 1990er Jahren. Die Geschichte wurde also in die Jetzt-Zeit übertragen, was man schon am Cover sieht. Die Geschichte beginnt mit dem ersten Schultag an der neuen Schule und da sind Sara und Tegan natürlich nervlich angespannt. Ihre Sorgen spiegeln die von Jugendlichen heutzutage gut wieder. Nur manchmal erscheinen mir das Umfeld doch etwas in der Zeit stehen geblieben, sprich: Bis auf den Gebrauch von Smartphones und Internet hätte sich das Erzählte auch zu meiner Schulzeit abspielen können. Hier fehlt mir ein bisschen der Zeitgeist. Für angehende Jugendliche gibt es aber trotzdem genug Anknüpfungspunkte. Es geht vor allem um Freundschaften, Eifersucht, Geschwisterkonflikte aber auch um Musik als Ausdruck von Gefühlen.

Die Zwillinge schienen mir anfangs etwas unnahbar, doch je weiter man liest, umso besser versteht man sie. Da ist so viel, was Sara und Tegan verunsichert und in jedem der relativ kurzen Kapitel müssen sie sich neuen, alltäglichen Herausforderungen stellen. Auch die ersten zarten Gefühle für andere Personen nehmen viel Raum ein. Dabei macht ein besonders fieses, sich immer negativ äußerndes Mädchen ihnen das Leben schwer, ohne das jemand mit diesem mal Klartext spricht. Das kann ich mir so überhaupt nicht vorstellen und ich halte das auch für etwas klischeebehaftet. Das ähnelt doch sehr typischen High-School-Serien. Das Mädchen benutzt den Begriff lesbisch mehrmals sehr abwertend, zum Glück kommt aber gut rüber, dass jeder Mensch die Gefühle haben darf, die er eben hat. Ansonsten sind die Nebenfiguren doch sehr zugänglich und vernünftig. Mein Arbeitsalltag sagt mir, dass das nicht immer realistisch ist. Viel Raum nimmt auch die Musik der Zwillinge und die Entstehung ihrer eigenen Band ein.

Ich brauchte etwas um mich an den für meinen Geschmack etwas flotten und abgehackten Erzählstil zu gewöhnen. Es gibt neben den normalen Comicseiten auch solche, auf denen die Zwillinge miteinander Zwiegespräch halten. Die Parts sind dann farblich gekennzeichnet, so dass man den Überblick behält. Die Textmenge hält sich insgesamt in Grenzen, so dass das Buch tatsächlich Leser*innen ansprechen kann, die mit viel Text überfordert sind. Ob allerdings auch die Geschichte sie fesselt, ist die Frage. Mir ist zwar klar, dass das Teenageralter viele Fragezeichen mit sich bringt, jedoch wird mir einiges hier zu negativ dargestellt. Das ist auch der Grund, warum mir die Zeichnungen stellenweise mal nicht so gefallen haben, obwohl der Großteil sehr detailliert und passend zur Geschichte ist. Häufig sind die Mienen in den Gesichtern traurig, erschrocken, deprimiert, verwirrt und einfach zu negativ. Am schlimmsten fand ich es, wenn die Mädchen plötzlich gar keine Pupillen mehr hatten. Aber gerade das, wie auch der etwas abgehackte Erzählstil könnte bei der aktuellen Generation besonders gut ankommen, sind die meisten davon doch eher in der 15-Sekunden-Tiktok-Welt aufgewachsen als ich. Ob die Themen sie allerdings ansprechen... ich bin mir nicht ganz sicher, aber zuversichtlich, dass es so ist. Am schönsten an dem Buch fand ich zu sehen, wie sich aus zwei sehr ähnlichen jungen Mädchen langsam zwei verschiedene junge Frauen herauskristallisiert haben, die ihr bestes tun, um mit den Veränderungen umzugehen. 4 Sterne