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wbischoff
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brensbach

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Bewertung vom 10.02.2018
Die ganze Geschichte
Varoufakis, Yanis

Die ganze Geschichte


ausgezeichnet

Wer einmal einen Blick hinter die üblicherweise verschlossenen Türen der in Europa handelnden Personen werfen will, wer sehen will, mit welchen Lügen, Tricks und Brutalitäten das politische Geschehen abläuft, wer erleben will, wie Griechenland geopfert wird, nur um die anderen EU Länder mit Finanzproblemen (Italien, Portugal, Spanien, Irland, Frankreich,….) einzuschüchtern und eine linke Regierung herabzuwürdigen, wer sehen will, wie Wolfgang Schäuble als Bundesfinanzminister der wirtschaftlich stärksten europäischen Macht brutal den anderen Staaten seinen Willen aufzwingt, wer das alles durch einen Augenzeugen, den ehemaligen Finanzminister Griechenlands und Autor dieses Buches, erfahren will, der sollte dieses Buch unbedingt lesen. Trotz seines Umfangs von 664 Seiten wird das Buch nie langatmig, trotz der akademischen Tätigkeit von Yanis Varoufakis ist das Buch nie schulmeisterlich arrogant oder aufdringlich, es bleibt bis zur letzten Seite erschütternd, erschreckend, man liest es und kann es kaum glauben, was sich hinter verschlossenen Türen in den 161 Amtstagen, in denen er Minister war, vom 27. Januar 2015 bis zum 6. Juli 2015, in den Verhandlungsräumen der EU abgespielt hat.
Ein wichtiger Teil des Buches beschreibt die Verhandlungen über die wirtschaftliche Lage Griechenlands in den unterschiedlichsten Gremien und EU Institutionen. Der Autor kritisiert immer wieder die undemokratischen Strukturen vieler dieser EU Gremien. Nur das EU Parlament mit seinen 751 Mitgliedern wird demokratisch gewählt. Die Europäische Kommission mit ihren 28 Kommissarinnen und Kommissaren (eine/r aus je einem EU Mitgliedsland) und der Rat der EU (die Regierungen der 28 EU Mitgliedsländer) haben kein demokratisches Mandat für Europa -allerhöchstens hat der Europa Rat ein nationales demokratisches Mandat. Diese Institutionen bilden eine Fülle weiterer Gremien, Arbeitsgruppen etc… die sich jeder demokratischen Kontrolle entziehen.
Jannis Varoufakis bezeichnete die bisherigen Hilfspakete die sog. Memoranden als „fiskalisches Waterboarding“. Warum solch harte Worte?
Ende 2017 (ich habe aktuelle Zahlen benutzt, im Buch werden die Zahlen von 2015 genannt) beliefen sich Griechenlands Staatsschulden auf 318,3 Milliarden Euro. Nach Berechnungen des Athener Finanzministeriums werden sie bis Ende 2018 auf 332 Milliarden steigen. Die Schuldenquote erhöht sich dadurch von 178 auf fast 180 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). (Nach den Maastricht Kriterien sind höchstens 60% erlaubt) D.h. Griechenland verfügt über ein BIP von ca. 180 Mrd Euro. Wenn man bedenkt, dass der Staatshaushalt nur ca. 45% des BIP beträgt- also etwa 81 Mrd € und trotz größter Sparmaßnahmen der Primärüberschuss (=Überschuss ohne Schuldendienst) nur 1,5 bis 2 % beträgt, dann sieht man, dass Griechenland höchstens 2 Mrd € Schulden zurückzahlen kann, das ist weniger als die Zinsen. Jeder , der 1+1=2 rechnen kann sieht, dass Griechenland seine enormen Schulden nie zurückzahlen kann.
Durch die bisherigen Hilfspakete des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) erhielt das Land seit 2010 fast 260 Milliarden Euro. Der Großteil der Milliarden an Hilfsgeldern floss zwar nach Griechenland, um dann aber sogleich wieder den Weg ins Ausland anzutreten, um Gläubigerforderungen zu erfüllen. Die Schulden wurden also nur umverteilt – von privaten Gläubigern wie Banken hin zu Staaten und Steuerzahlern. Die griechischen Schulden blieben unverändert.
. In Varoufakis Buch werden viele weitere Aspekte erwähnt. Sein Kampf gegen die Steuerflucht, der von Seiten der Troika sabotiert wurde. In Varoufakis Buch lernt man viel über die Arbeitsweise der Banken und über grundsätzliche wirtschaftliche Prozesse, er hat ein großes Talent, scheinbar komplizierte Vorgänge leicht verständlich zu erklären.

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