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Michelly

Bewertungen

Insgesamt 7 Bewertungen
Bewertung vom 06.10.2021
Stadt der Mörder / Kommissar Julien Vioric Bd.1
Habekost, Britta

Stadt der Mörder / Kommissar Julien Vioric Bd.1


ausgezeichnet

Ich neige dazu, in Büchern zu versinken, als hätte ich Gewichte an den Füßen (Seite 142)

Eingebunden in ein wunderschön gestaltetes Cover, halten wir einen kleinen Schatz in den Händen, in den wir versinken können. Der Umschlag des Buches ist wirklich sehr geschmackvoll und macht durch seine geheimnisvolle, stilsichere Art neugierig auf den Inhalt.

Britta Habekost nimmt uns redegewandt und gekonnt mit in das künstlerische Paris der 20er Jahre, das von einem Serienmörder heimgesucht wird. Was mich an den Büchern von der Autorin immer so sehr fasziniert ist die wunderbare Sprache und der fließende, bildgewaltige Schreibstil, der mich wie eine Decke einhüllt, wärmt und in die Geschichten zieht. Britta Habekost versteht es perfekt, die Straßen von Paris und all ihre Figuren um uns herum entstehen zu lassen. Gleichzeitig ist dieses Buch nichts für Eilige, denn die Geschichte muss um uns herum entstehen, sie braucht Zeit und Raum, um sie richtig zu genießen und alle Facetten und Feinheiten zu erfassen.

Dieser Kriminalroman ist ein historisch angesiedelter Krimi, mit durchaus beängstigen und grausamen Szenen. Hier wählt die Autorin aber nicht unbedingt das offensichtliche Grauen als Stilmittel, durch gekonnte Wortwahl überfällt uns Leser die Abscheulichkeit der Szenen eher unbemerkt und ist einfach plötzlich da, wie ein Schatten im Augenwinkel oder das Gefühl, beobachtet zu werden. Tatsächlich musste ich das Buch zwei Mal kurz zuklappen und über die Abscheulichkeit der Szenen nachdenken, bevor ich weiterlesen konnte.

Die Charaktere sind gut gezeichnet, sehr authentisch und ihre Verhaltensweisen nachvollziehbar. Sehr gut ausgebaut und vielschichtig und man kann als Leser auch eine Entwicklung feststellen. Allen voran finden wir unsere zarte Protagonistin Lysanne, die auf der Suche nach ihrer Schwester nach Paris kommt. Oder ist sie in Wirklichkeit gar nicht auf der Suche nach ihrer Schwester sondern nach einer ganz anderen, vertrauten Person? Sie trifft auf eine Gruppe surrealistischer Künstler und lässt sich, völlig fasziniert, in deren Bann ziehen. Die genannten Künstler sind real und zu recherchieren. So findet der interessierte Leser zum Beispiel sehr viele Informationen und Lektüre zu den Surrealisten des Buches und auch "Die Gesänge des Maldoror", um die es in diesem Buch geht, ist tatsächlich als Buch erschienen.

Ich kann diesen Kriminalroman vorbehaltlos empfehlen.

Bewertung vom 11.03.2020
Ich erwarte die Ankunft des Teufels
MacLane, Mary

Ich erwarte die Ankunft des Teufels


sehr gut

Die Autorin war mir bisher kein Begriff. Das Cover hat mich sehr angesprochen und der Klappentext tat dann sein Übriges.
Das Buch ist im Tagebuchstil geschrieben, das sollte man wissen und auch mögen. Mary MacLane erzählt uns von ihrem Alltag, über drei Monate hinweg. Wir lernen eine sehr starke Persönlichkeit kennen, die Autorin schreibt sehr unverblümt und direkt und bricht mit vielen Tabus. Mir kam immer wieder das „verkannte Genie“ in den Sinn beim Lesen. Mary offenbart sich hier als sehr gebildete, belesene junge Frau, die gequält wird von der Langeweile ihres Daseins, die sich einsam fühlt und das große Glück sucht.
Ich empfand die Einträge oft als dramatisch, denkt sie doch tatsächlich oft über den eigenen Tod nach. Die Umgebung, in der sie lebt und die sie als Ödnis beschreibt, voller Sand, scheint sinnbildlich für ihr eigenes Leben zu stehen. Heitere und depressive Abschnitte wechseln sich ab, die Weltsicht der Autorin hat mich zeitweise sehr beeindruckt. Schneid hat sie! Und sie ist sehr gesellschaftskritisch, stellt immer wieder selbstbewusst den Lauf der Dinge in Frage. Sie scheint bereits mit 19 Jahren ihrer Zeit weit voraus gewesen zu sein.
Ein Klassiker, den es sich zu lesen lohnt!

Bewertung vom 26.02.2020
Die verlorenen Spuren
Morton, Kate

Die verlorenen Spuren


ausgezeichnet

Hier hat Kate Morton wirklich eine spannende Geschichte zu Zeiten des Krieges gesponnen!

Zu Beginn hatte ich ein klein wenig Probleme, in die Geschichte zu kommen, aber nach den ersten Kapiteln war ich bereits total gefangen. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und wechselt zwischen den Kriegszeiten und der heutigen Zeit (2011) hin und her. Die Autorin schafft es geschickt, uns Lesern immer wieder ein paar Hinweise auf den Verlauf der Lebensgeschichte von Dorothy zu geben und so können wir gemeinsam mit Dorothys Tochter Laurel schließlich das Rätsel entschlüsseln. Zwischendurch hatte ich einmal den richtigen Gedanken gefasst, wie das Buch ausgehen könnte, das tut dem Buch aber keinen Abbruch und das ganze Ausmaß hätte ich während des Lesens tatsächlich nie aufdecken können.

Der Schreibstil ist flüssig und klar und durch den Perspektivwechsel und die versteckten Hinweise, denen wir folgen, schafft die Autorin einen tollen Spannungsbogen von Anfang bis zum Ende. Dennoch sollte man, gerade wegen der vielen Einzelheiten, am Buch dran bleiben.

Ich kann "Die verlorenen Spuren" wirklich vorbehaltlos empfehlen!

Bewertung vom 26.02.2020
Der Fänger im Roggen
Salinger, Jerome D.

Der Fänger im Roggen


sehr gut

"Der Fänger im Roggen" ist eine Geschichte, das wir aus der Ich-Perpektive des Protagonisten Holden Caulfield erleben. Wir begleiten dessen Leben und Gedanken drei Tage lang, in der Zeit vor Weihnachten, in der er von seiner vierten Schule fliegt. Grund scheint hier aber nicht seine Intelligenz zu sein, sondern eher sein Verhalten und seine Verweigerung, sich sonderlich anzustrengen. Da seine Eltern davon noch nichts wissen (der Brief muss erst ankommen), beschließt er, einfach abzuhauen. So erleben wir drei Tage im Leben des Jugendlichen und was ihm widerfährt.

Die Sprache ist salopp und Holden flucht gerne, benutzt gerne Wörter wie "piefig" und "verdammt". Vermutlich die passende Jugendsprache der 50er Jahre.

Besonders berührend finde ich die Verbindung zwischen Holden und seiner Schwester, hier ist dem Autor eine besondere Tiefe in der Geschichte gelungen, ebenso beim Zusammentreffen mit den beiden Nonnen.

Ich wusste vorher nicht viel über diese Geschichte, ich wusste lediglich, dass er als Klassiker unter anderem auch zur Schullektüre gehört. Es gibt viele Interpretationsmöglichkeiten, wie ich mittlerweile erfahren habe. Dazu muss ich sagen, ich habe es schlicht und einfach genossen, drei Tage lang die Gedanken mit Holden zu teilen und ihn in auf dieser kurzen "Reise" zu begleiten. Die Entwicklung seiner Gedanken und seiner Einstellung war interessant zu verfolgen, ebenso seine Kritik gegenüber Erwachsenen, armen und reichen Leuten oder auch seines Bruders und das machte diese Lektüre sehr kurzweilig.

Bewertung vom 06.08.2019
Ein dunkles Spiel / Jelene Bahl Bd.1 (eBook, ePUB)
Habekost, Britta

Ein dunkles Spiel / Jelene Bahl Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein dunkles Spiel ist mein zweites Buch von Britta Habekost und auch dieses Buch konnte mich voll und ganz überzeugen!

Als im Wald bei Mannheim eine tote Frau gefunden wird, beginnen für Jelene Bahl und Nico Lichte langwierige Ermittlungsarbeiten.Jelene ahnt: Die Wahrheit ist viel dunkler, als es den Anschein hat. Ihre Suche führt sie nicht nur in ihre eigene schmerzvolle Vergangenheit, sondern auch in die Nähe des Mörders.

Die Geschichte hat mich direkt ab der ersten Seite gefesselt und auch bis zum letzten Satz nicht mehr losgelassen. Und selbst bei diesem letzten Satz musste ich sogar noch einmal die Luft anhalten. Eine Geschichte, die von Anfang bis Ende gut durchdacht ist, die den Spannungsbogen ohne Probleme hält, den Leser etwas ahnen lässt, ohne zu viel zu verraten um sich dann mit einem Schlag zu entladen. Das Thema des Krimis ist überraschend tiefgründig und unglaublich interessant. Mal ein ganz anderer Blickwinkel, ich bin begeistert!

Der Erzählstil ist elegant, dabei aber nicht gestelzt und lässt sich flüssig lesen. Ich mag den Schreibstil von Britta Habekost außergewöhnlich gerne. Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet und sie handeln realistisch. Jelene wirkt manchmal sehr abgebrüht und darüber ein wenig kühl, aber nicht durchgängig und in Anbetracht der wenigen Einblicke, die sie gibt, erkennt man die Last, die sie mit sich herum trägt. Hier brillieren für mich die Szenen mit Felix, eigentlich Nebenschauplätze, die aber so viele Einblicke geben.

Für mich ein Highlight für dieses Jahr und eine klare Leseempfehlung. Ich vergebe volle Punktzahl.

Bewertung vom 06.08.2019
Todestrieb (eBook, ePUB)
Schwarz, Nora

Todestrieb (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Todestrieb spielt in Mannheim und dreht sich um die beiden Ermittler Hanna Mantolf und Tom Krohne.

Der Mord, um den es in diesem Krimi geht, führt das Team in die Kunst- bzw. Fotografenszene, in der ein Fototgraf auf bestialische Weise ermordet wurde.

Wie auch schon bei anderen Büchern der Autorin, überrascht der Krimi mit seinem Inhalt, den Schauplätzen und Wendungen. Wir finden ungeahnte Verbindungen beim Lesen, werden auf falsche Fährten geführt, geschickt verblendet und haben am Ende dennoch eine geschickt aufgebaute Geschichte, die sehr stimmig und nachvollziehbar ist. Wir lernen Abgründe der menschlichen Seelen kennen und bewegen uns auf explosivem Terrain und Grauzonen zwischen Lust und Leidenschaft, Kunst und Körperverletzung. Die Autorin schafft es hier ganz geschickt, die einzelnen Stränge zu einem großen Ganzen zu flechten. Der Spannungsbogen entwickelt sich stetig und wird auch gekonnt bist zum Schluss gehalten.

Die Themen sind wieder geschickt gewählt und erfrischend anders. Ein wahrer Lesegenuss und sehr zu empfehlen!

Bewertung vom 06.08.2019
Die Obsession - Wenn eine Begegnung zum Verhängnis wird
Çesme, Nuray

Die Obsession - Wenn eine Begegnung zum Verhängnis wird


weniger gut

Ich bin sehr gut in die Geschichte eingestiegen, der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen.

Zunächst lernen wir Amelia, unsere Protagonistin kennen. Der Einstieg in die Gedankenwelt von Amelia empfand ich als sehr intensiv und mitunter schmerzlich, weil es mich an eigene Erfahrungen erinnert hat und ich ihre innere Qual sehr gut nachvollziehen konnte. Der Auftakt versprach, ganz im Einklang mit dem wirklich schön gestalteten Cover, eine spannende Handlung mit ungewissem Ausgang.

Leider hat die Geschichte dann im Mittelteil für mich stark nachgelassen, wo ich Amelia zu Beginn noch so gut verstehen konnte, wurde sie mir zunehmend fremd. Auch mit den anderen Figuren, hauptsächlich natürlich Marlon, konnte ich nicht warm werden. Mir fehlte insgesamt die Spannung und dieses "ich-will-es-wissen" Gefühl, das mich Seite für Seite verschlingen lässt. Hier bietet in meinen Augen das Thema viel mehr Potential. Die Verstrickung zweier psychisch vorbelasteten Menschen ist schon ein Pulverfass und bietet jede Menge Spannungs- und Gänsehautmomente. Es fehlt für mich aber der entscheidende Funke, der die ganze Geschichte zündet.

Zwischendrin gab es aber auch immer wieder Szenen, die mich sehr berührt haben, in denen die Erzählung sehr tiefgründig und ergreifend war. Etwa wenn Amelia von ihrer Vergangenheit erzählt. Sehr gut hat mir auch gefallen, dass die Geschichte nicht nur aus der Sicht Amelias erleben, sondern auch aus der Sicht von Marlon und dessen Freund Lukas.

Im letzten Abschnitt dann, nimmt die Geschichte auch noch einmal Fahrt auf und man erlebt noch einmal ganz intensiv die Gefühlswelt von Amelia. Hier konnte die Geschichte bei mir noch einmal punkten.