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Lotte

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 23.07.2024
Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens
Reuter, Gabriele

Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens


sehr gut

Ich habe mich sehr über das Buch gefreut. Ich mag einfache Geschichten von jungen Frauen, die sich, egal ob wohlhabend oder nicht, mit ihrem Erwachsenwerden anfreunden bzw. sich den Herausforderungen stellen müssen. Egal in welcher Zeitepoche, alle haben sie natürlich mit äußeren Umständen zu kämpfen und sich den Regeln der Gesellschaft gewissermaßen unterzuordnen. Aber was bedeutet unterordnen speziell für Agathe im 19. Jahrhundert?

Agathe geht es, materiell gesehen, gut. Wie man weiß, macht das allein nicht zufrieden. Mit ihren 17 Jahren ist sie zur damaligen Zeit ein Vogel, der bald in sein neues Nest fliegen soll…eine junge Frau, die eine Familie gründen muss. Sie muss also. Sie muss die Konfirmation durchstehen, sie muss sich den Gesetzen des vermeintlich schwachen Geschlechtes unterordnen, sie muss wohlerzogen und schön sein. Und sie möchte es eigentlich auch, aber ihr kommen so viele Gedanken dazwischen, die sie arg beunruhigen.

Lange habe ich mit dieser unterwürfigen Art gehadert. Ich wollte eine Rebellin, eine spürbare Kämpferin, aber nein: Agathe ist ein zögerliches Mäuschen, die sich mit schlechten Menschen abgibt, ihren Eltern nicht einmal was an den Kopf wirft und vor innerer Verzweiflung psychosomatische Beschwerden bekommt.

Etwa ab der Hälfte des Buches hat sich Ahathe nach und nach befreit und ich konnte ihr Ausbrechen aus dem Psycho-Gefängnis, welches durch die Gesellschaft hervorgerufen wurde, verstehen bzw nachempfinden und auch, dass es eben bei ihr länger gedauert hat.

Nein. Ich habe mich insgesamt nicht mit der Protagonisten richtig anfreunden können, aber der Inhalt an sich hat seinen Wert. Er ist nicht so provokant zerstörerisch wie bei manch anderen bekannten Leidensgenossinnen( z.B. die Effi), aber es hat seine eigene literarische Note, die sicher einigen Klassiker-Lesern gefällt. Ich bewerte hier auch ausnahmsweise mal mehr die Umsetzung des Themas als meine persönliche emotionale Bindung zum Buch.

Bewertung vom 08.04.2021
Jaffa Road
Speck, Daniel

Jaffa Road


gut

Ich habe mich gerne in das Buch reingelesen. Der Erzählstil ist angenehm, nicht zu fordernd, aber auch nicht zu seicht. Davor hatte ich ehrlich gesagt etwas Angst. Ich musste ubrigens zwischen 3 und 4 Sternen überlegen. Aufgrund der ,,Überlänge,, sind es doch nur 3 gewurden.

Den geschichtlichen Zusammenhängen (Konflikt zwischen Israelis und Palästinenser) kann man im Grunde gut folgen. Dennoch waren es für mich zu viele Sprünge zwischen den Familien, dass es mich doch etwas überfordert hat, alles zu verstehen.

Man spürt die Zerrissenheit der Menschen, die Verzweiflung und Angst. Man wurde einfach vor unvollendete Tatsachen gestellt. Das ist sehr wichtig für mich als Leser, ein Gefühl übermittelt zu bekommen.

Für mich ist die Moral des Buches, dass man viel offener auf alle Menschen zugehen sollte und nicht nur oberflächlich beurteilen sollte. Die Geschichte von Israel/Jerusalem ist spannend, aber auch beängstigend.