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Benutzername: 
Waldi
Wohnort: 
Eslarn

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 23.02.2021
Ein Harem in Bismarcks Reich
Nasreddin

Ein Harem in Bismarcks Reich


ausgezeichnet

Ein wahrlich ergötzlicher Reisebericht aus der Sicht eines Herrschers des Mittleren Osten im vorletzten Jahrhundert.. Wenn die absolutistische Überzeugungen des Schahs von Persien Nasreddin auf die kulturellen, sozialen, und wirtschaftlichen Gegebenheiten und der Mentalität der herrschenden Schicht in einem Europa "der guten alten Zeit" prallen, zeigen sich nicht nur radikale Differenzen der gesellschaftlichen und technischen Entwicklung jener Zeit zwischen seiner Heimat und Europas. Nassredin beschreibt mit seiner scheinbar anhaftenden Naivität das in seiner Reise erlebte System Europas, ohne auf die Situation einfacher Bürger eingehen zu können. Ich sehe in diesem Bericht Ironie, mit welcher eben insbesondere die gesellschaftliche Situation der besuchten Länder Europas beschrieben wird. Vielleicht ein Roman, der deshalb aus der Feder eines ironischen Europäers stammen könnte (?). Jedenfalls eine empfehlenswerte, bisweilen lehrreiche und kurzweilige Lektüre.

Bewertung vom 18.02.2021
Meine Wallfahrt nach Mekka
Maltzahn, Heinrich

Meine Wallfahrt nach Mekka


ausgezeichnet

Dem Verfasser Heinrich von Maltzan gelingt mit seinem Reisetagebuch eine faszinierende Mischung von ernsthafter Wissenschaftlichkeit und Abenteuertum gleichermaßen. Seine Reiseerfahrungen zum und im islamischen Wallfahrtsort Mekka beschreibt er mitnehmend lebendig, mit journalistischer Fertigkeit und dem fundierten Wissen eines einschlägig Gelehrten des 19. Jahrhunderts. Seine Beschreibungen sind oft von teilnehmender Ironie, wenn er die Anachromismen religiöser Überlieferungen, die Heiligenverehrung der Muslime, die frommen Gemeinplätze und die Leichtgläubigkeit der Pilger zum Gegenstand seiner Betrachtungen macht. Diese Sichtweise mit den zeitgenössischen Gegebenheiten in Europa und Asien macht diese Reisebeschreibung um so interessanter. Gleichzeitig wird die Tatsache vor Augen geführt, dass sich das Ritual um den Haddsch selbst seit Jahrhunderten nicht oder kaum geändert hat. Der Bericht mit seinen von hoher Beobachtungsgabe geprägten lebensnahen Beschreibungen des Landes, der Sitten und der Mentalitäten hat nach über 150 Jahren nach seiner Verfassung nichts an Attraktivität eingebüßt, im Gegenteil.