Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Boks are great

Bewertungen

Insgesamt 6 Bewertungen
Bewertung vom 03.01.2023
Ein Abend mit Marilyn
Wildner, Maxine

Ein Abend mit Marilyn


sehr gut

„Ein Abend mit Marilyn“ ist durchaus lesenswert, wenn man die Person hinter der berühmten Schauspielerin erkennen will. Die Marilyn, die jedem aus Film und Fernsehen bekannt ist, nimmt hier Gestalt an als verletzliche Norma Jeane. Vor allem der Rückblick in ihre schwierige Kindheit und Jugend ist aufschlussreich. Es entsteht das Bild eines Kindes, das früh von einem Ort zum anderen geschoben wurde und erschreckend früh mit Männern in Kontakt kam, die sie hemmungslos missbrauchten. Kein Wunder, dass sie sich so sehr wünschte, als echte Schauspielerin anerkannt zu werden und nicht als Pin-up-Girl. Interessant ist auch die zeitliche Gestaltung, da die Handlung tatsächlich nur einen Abend umfasst und ihre Kindheit dann in Rückblenden dargestellt wird. Ein Buch, das man schnell liest, aber dessen Inhalt man nicht so schnell vergisst.

Bewertung vom 01.11.2022
Als die Welt zerbrach
Boyne, John

Als die Welt zerbrach


sehr gut

Mehr als eine Fortsetzung
Das Thema Schuld ist zeitlos und wird in vielen Werken aufgegriffen. John Boynes Roman „Als die Welt zerbrach“ befasst sich ebenfalls mit diesem Thema und ist insofern interessant, als dass es die Fortsetzung von „Der Junge im gestreiften Pyjama“ ist. Spannend ist dabei vor allem, dass der Roman die Perspektive der inzwischen 90-jährigen Gretel nutzt, welche damals als Tochter des KZ-Aufsehers die Ereignisse durch die Augen eines Kindes erlebte und nun in der Gegenwart immer wieder mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird. Beim Lesen finden sich dementsprechend immer wieder Bezüge zum 1. Band, die durchaus interessant sind, allerdings kommt es doch immer wieder zu Begegnungen, die unwahrscheinlich und inszeniert wirken. Dennoch wird der immerwährende Verlust des kleinen Bruders deutlich, ebenso die Tatsache, dass Gretel auch nach so vielen Jahrzehnten nicht mit ihrer Vergangenheit abschließen kann und sich schuldig fühlt. Der Schluss ist überraschend und absurd zugleich. Es entsteht der Eindruck, dass Gretel durch ihre letzte Tat endlich wirklich schuldig wird und dadurch Buße tun kann. Zum Nachahmen ist diese Art der Sühne aber wahrlich nicht geeignet. Sprachlich ist das Buch leicht geschrieben und man legt es nur schwer aus der Hand. Insgesamt finde ich, trotz der genannten Kritikpunkte, den aktuellen Band gelungener als den ersten, da dieser weniger plakativ ist.

Bewertung vom 09.10.2022
Verbrenn all meine Briefe
Schulman, Alex

Verbrenn all meine Briefe


ausgezeichnet

Sensibel und beeindruckend
„Verbrenn alle meine Briefe“ ist ein Buch, das die Leserschaft einlädt mit in die Familiengeschichte des Autors einzutauchen. Dieser bemerkt in seinem eigenen Verhalten eine Wut, die er sich nicht erklären kann und die ihm große Angst macht, da diese Wut seine Frau und seine Kinder belastet. Nachdem er sich dieser Tatsache gestellt hat, beginnt er, sich mit dem Leben seines Großvaters zu befassen. Dabei stößt er auf ein wohl gehütetes Familiengeheimnis und nach und nach erfährt man, die möglichen Gründe für die immer wieder auftauchenden Wutausbrüche innerhalb der Familie väterlicherseits. In völlig klarer Sprache wird schonungslos offengelegt, in welchem desolaten Zustand die Beziehung der Großeltern war und warum die Großmutter sich nicht aus dieser toxischen Beziehung lösen könnte. Mithilfe von Briefen und Tagebucheinträgen wird rekonstruiert, wie diese toxische Beziehung schlussendlich das Verhalten weiterer Generationen prägt. Dabei geht es nie um Rechtfertigung, sondern immer um die Auseinandersetzung mit dem Thema Wut. Es lohnt sich wirklich, dieses Buch zu lesen, auch wenn man sich stellenweise wünscht, es sei ein fiktiver Roman und das Leben der Großmutter würde sich noch zum Guten wenden. Schön ist auch zu sehen, wie sich der Autor mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt, um den Teufelskreis zu durchbrechen und die Zukunft seiner Beziehung zu sichern.

Bewertung vom 24.07.2022
Dieser Beitrag wurde entfernt
Bervoets, Hanna

Dieser Beitrag wurde entfernt


gut

„Dieser Beitrag wurde entfernt“ von Hanna Bervoets spricht einen durchaus interessanten Aspekt des Internets an, über den viele gar nicht nachdenken. Wer schaut sich die vielen Videos im Internet an, um schließlich zu entscheidenden, ob diese gelöscht werden müssen oder nicht? Und welche Folgen hat dies für die Menschen, die dies tun? Die Geschichte wird erzählt aus der Sicht einer jungen Frau, die diese Stelle annimmt, um mehr Geld zu verdienen. Dort lernt sie eine Frau kennen, mit der sie eine Beziehung eingeht, die allerdings scheitert. Woran, wird nicht ganz klar. Überhaupt wird in der Geschichte nicht alles schlüssig erzählt. Auch der Schluss lässt Fragen offen. Ich persönlich finde, dass in diesem kurzem Buch zu viele Themen auf einmal angerissen werden. Eine echte Tiefe entsteht so nicht. Schade, dass Grundthema ist interessant, die Ausführung aber doch recht oberflächlich.

Bewertung vom 29.05.2021
Tod auf Madeira / Comissário Torres Bd.1
Bento, Tomás

Tod auf Madeira / Comissário Torres Bd.1


gut

Leichte Urlaubslektüre
"Tod auf Madeira" ist eine leichte Urlaubslektüre, die man trotz der fast 370 Seiten schnell lesen kann. Die Grundidee ist durchaus spannend und auch gut umgesetzt. Die Protagonistin Laura, die aufgrund der Affäre ihres Mannes sich der Reisegruppe ihrer Freundin nach Madeira anschließt, ist Autorin von Kriminalromanen und möchte auf der Insel sowohl über ihre gescheiterte Beziehung nachdenken als auch als Autorin wieder zu sich finden. Völlig unerwartet gerät sie dann selbst in einen Mordfall und trifft zudem auf einen attraktiven, aber trauernden Kommissar, der ihre Hilfe als Dolmetscherin benötigt. Da sie Portugiesisch spricht, ist sie bereit, dies zu tun und setzt dabei bereitwillig ihre Autorenfähigkeiten ein, um selbst zu ermitteln. Einerseits entwickelt sich so eine vorsichtige Geschichte zwischen dem Kommissar und der Protagonistin, andererseits wird so nach und nach deutlich, dass eigentlich jeder aus der Reisegruppe ein Motiv für den Mord gehabt haben könnte. Der eigentliche Mörder wird erst spät entarnt und es ist tatsächlich so, dass der Leser lange nicht weiß, wer den Mord gegangen hat. Soweit ist das Buch wirklich empfehlenswert und das Ende macht macht meiner Erachtens deutlich, dass der Kommissar weitere Fälle lösen wird. Schade, dass die Diolage streckenweise doch recht gefühlslastig sind. Insgesamt ist der Roman sprachlich sehr einfach gehalten und die beständige Melancholie des trauernden Kommissars ist auf Dauer etwas zu viel. Allerdings lässt der Schluss ja hoffen, dass er diese überwindet. Das Cover erinnert mehr an einen Reiseführer als an einen Kriminalroman und passt meiner Meinung nach nicht so recht zum Titel. Wer allerdings Kriminalromane ohne Brutalität und Gewaltdarstellungen mag und sich darauf einlässt, die Lebensgeschichten der Mitglieder der Reisegruppe zu verfolgen, um dem vermeintlichen Mörder auf die Spur zu kommen, der hat sicherlich Freude an diesem Roman.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.05.2021
Sturmvögel
Golz, Manuela

Sturmvögel


ausgezeichnet

"Sturmvögel" von Manuela Golz ist ein sehr berührendes Buch, obwohl es keinen emotionalen Schreibstil besitzt. In sehr klarer und schnörkelloser Sprache wird das Leben der 87-jährigen Emmy beschrieben, die auf einer Nordseeinsel aufwächst, diese jung verlassen muss, 2 Weltkriege und unter anderm eine äußerst schwierige und brutale Schwiegermutter überstehen muss und die sich trotz aller schlimmer Erlebnisse ihren Lebensmut und ihre Zuversicht nicht nehmen lässt. Da sie weiß, dass ihre Zeit zu Ende geht, organisiert sie zielstrebig ihr Vermächtis, während zumindest 2 ihrer erwachsenen Kinder glauben, dass sie aufgrund ihrer fehlenden Schulbildung und ihres Alters keine Ahnung hat, welcher Schatz in ihrem Keller ruht. Weit gefehlt!
Das Buch lebt davon, dass die Vergangenheit der Protagonistin durch viele sehr gut strukturierte Rückblenden langsam aufgedeckt wird und sich so auch ihr Verhalten in der Gegenwart erklärt. Als Leser ahnt man zwar vom ersten Kapitel an, dass die Hauptfigur ein großes Geheimnis besitzt, aber der Autorin gelingt es, dieses erst im letzten Kapitel aufzulösen. Es fällt also schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Einerseits, weil ihre Lebensgeschichte und die ihrer Eltern, Schwiegereltern und Kinder so anschaulich beschrieben wird, dass man diese quasi mit erlebt, andererseits, weil man bei jedem Kapitel hofft, dass endlich Emmys Geheimnis enthüllt wird. Die Autorin schreibt im Interview am Ende des Buches "Große Helden sind oft sehr leise". Treffender hätte man es nicht sagen können. Wer die Lebensgeschichte einer starken, couragierten und auch etwas bockigen Frau lesen will, die in alle Lebenslagen sich selbst treu geblieben ist, der kann hier nichts falsch machen.